Donnerstag, 23. Juli 2020

Auf! Aufbruch! Per Instruktion zur pastoralen Umkehr!

Kürzlich gab es für das älteste deutsche Bistum eine Vollbremsung im Prozess der Neuaufstellung der Pastoral. Ausgelöst wurde die von einen Brief aus Rom. Begleitet von Jubelrufen all jener, die sich Ähnliches auch für den Synodalen Weg erhoffen!

In einer aufwendigen Diözesansynode hatte man sich in Trier u.a. überlegt, wie man angesichts immer weiter sinkender Priesterzahlen noch eine geordnete Seelsorge sicher stellen kann. Das Ergebnis war (neben vielen anderen Plänen) dass die vielen (887 an der Zahl) kleinen Pfarreien im Moselbistum zu 35 Großpfarreien zusammen geführt werden sollten. Rein rechnerisch hätte sich dann ein leitender Pfarrer um 25 Kirchtürme (und meist noch viel mehr Dörfer) zu kümmern. Das ist schon eine Nummer und daher hatte man auch geplant, die Verantwortung auf mehrere Schultern zu verteilen und dem Pfarrer in Verwaltung und Seelsorge gut qualifizierte Mitarbeiter*innen zur Seite zu stellen. 

Damit waren jedoch viele Engagierte in den Pfarreien nicht einverstanden. Viele Laien vor Ort und auch nicht wenige Pfarrer wollten „ihren“ Kirchtum behalten und sahen ihre kirchliche Verortung in Gefahr. Sie protestierten vor dem Dom und beklagten sich brieflich beim kirchlichen „Weltgerichtshof“ im Vatikan. Die Folge war, dass Bischof Ackermann nun erst mal zurück rudern muss. 

Offenbar hatten sich einige Mitarbeiter der Kleruskongregation der Sache im Nachgang noch gründlicher angenommen und dachten nun, dass man sich grundsätzlicher zu der Frage äußern müsse, was denn nun in der ganzen Kirche zu gelten habe. Schließlich sind – bei allen Unterschieden im Detail – fast alle Bistümer auf ähnlichen Reformpfaden unterwegs.

Man bewegt sich dabei im Wesentlichen an zwei Leitplanken entlang: die Leitungsfunktion der Pfarrer soll nach wie vor gegeben sein, selbst wenn der Pfarrer sie konkret aufgrund der übergroßen Pfarreien kaum noch wahrnehmen kann. Daran haben neben der Kleruskongregation und den Bischöfen auch die Ordinariate und Generalvikariate ein großes Interesse im Sinne einer geordneten und strukturierten Verwaltung. Gleichzeitig sollten Laien und auch hauptamtlich tätige Personen in Verwaltung und Seelsorge angesichts ihrer hohen Qualifikation auch entsprechend eingesetzt werden und im notwendigen und sinnvollen Rahmen Leitungsaufgaben übernehmen. Mal geschieht dies ohne, aber inzwischen auch hier und da schon mit einem Verweis auf den schwierigen Canon 517,2 CIC.

Insgesamt spricht mich in der Instruktion manches an, so die hohen Hürden, die für die Aufhebung von Pfarreien gesetzt werden und für die Profanierung von Kirchen. Die Möglichkeit, Laien im Notfall für Gottesdienste, Beerdigung, Taufe und Trauung - auch Gemeindeleitung (selbst wenn es nicht so heißen darf) zu beauftragen, eine ausdrückliche Predigterlaubnis, Primat für die Weitergabe des Evangeliums, die Mission... Man fragt sich schon, ob in Zeiten, wo das CIC im Internet verfügbar ist, nicht ein Verweis aus die einschlägigen Canones gereicht hätte. Es gibt zwar einige interessante Aspekte einer Analyse der sich rasant wandelnden Welt und passende Zitate von Papst Franziskus. Aber sonst eigentlich keine Neuerungen. Unter dem Strich wird auch nichts Dramatisches gesagt. Die Autoren in Rom werden vermutlich über die Resonanz recht erstaunt sein.

In die nun veröffentlichte Instruktion hat man weitere Gedanken einfließen lassen, Dinge, die man für regelungswürdig hielt, wo es aber offenbar bisher keine Gelegenheit gab, sie unterzubringen. Da ist der Hinweis, dass es sich sich beim Messstipendium um eine freiwillige Gabe und nicht um eine Gebühr handele. Oder der eher skurrile Einschub, der Pfarrern ein Leben in seiner Herkunftsfamilie ermöglicht, soweit kein Pfarrhaus zur Verfügung steht. Ich habe dazu manche Reaktion von Pfarrern erlebt: Irgendwo zwischen amüsiertem Lachen und Fassungslosigkeit. Soll es ernsthaft eine Lösung sein, dass ein Pfarrer in sein geräumiges altes Kinderzimmer zieht und dann täglich von Mama und Papa aus über 50 km zur Arbeit in seine Großpfarrei aufbricht? Und dann wird das auch noch mit der geistlichen Begründung versehen, dies sei ja der Ort „der menschlichen Formung und der Berufungserfahrung“ und gewährleiste eine „ruhige und beständige häusliche Umgebung“. 

Ähnlich auch die Einschärfung: Laien könnten schon mit der Predigt beauftragt werden, aber nie und nimmer mit einer Homilie in der Eucharistie. (Das Problem, dass ein Laie in einer Eucharistiefeier predigt, wird ja sowieso mit jedem Jahr kleiner. Wenn denn schon mal der Pfarrer in den Ort kommt, dann sollte er auch predigen. Da bin ich ganz einverstanden. Ich weiß nur nicht, ob es eine gute Entwicklung ist, dass die Zahl unserer Eucharistiefeiern so deutlich zurück geht, auch wenn wir Laien damit die Möglichkeit zur Predigt bekommen.) 

Grundsätzlich stärkt das Papier all jenen den Rücken, die sich um die Zukunft ihrer Kirche sorgen. Die Hürden für einen Abriss einer Kirche werden nun deutlich höher gesetzt. Es stärkt auch all jene, die in den immer größeren Gemeinden kein Zukunftsmodell sehen. Oder darin eine Planung vom grünen Tisch vermuten. Und in der Tat darf man ja an die immer größeren Einheiten auch pastoral ein großes Fragezeichen setzen. Zumal, wenn dann quer über ein Bistum teils tausendjährige Pfarreien per bischöflichem Dekret aufgehoben und allein aus praktischen Erwägungen zu neuen Pfarreien fusioniert werden. Auch manchem Pfarrer wird ja Angst und Bange, wenn er gefragt wird, ob er ein pastorales Gebilde von der Größe (gemessen an den Mitgliedszahlen) des Bistums Görlitz übernehmen möchte. Von daher sehe ich die Instruktion auch positiv. 

Wenn wir als katholische Kirche schon eine ja durchaus bewährte und überlieferte Struktur haben, nämlich dass die Pfarrei von ihren Pfarrer inspiriert, zusammengehalten, begleitet, geführt, unterstützt wird. Dann sollten wir diese Struktur auch nicht allzu leichtfertig aufgeben. Ich arbeite sehr gern in einem überschaubaren Arbeitsfeld eng mit einem Pfarrer zusammen, der sich auf Leitung versteht. Mit dieser Hoffnung bin ich in den pastoralen Dienst gegangen. Pfarrersurrogat wollte ich als Pastoralreferent nie werden. Pfarrer auch nicht. 

Aber ich habe in den fast 30 Jahren meines Dienstes auch erfahren, dass die Vorstellung des Pater familias und der überschaubaren Pfarrfamilie nicht mehr tragfähig ist und dass zunehmend mehr Schafe keinen Hirten mehr haben. Reisen und Partnerschaften in Afrika und Lateinamerika haben mir vor Augen gestellt, dass es die Pfarrgemeinde (wo also Pfarre und Gemeinde als christliche Lebensgemeinschaft zusammen fällt) dort fast nie und nirgendwo gegeben hat. Wohl ist dort die Rolle des Pfarrers weit weniger angefragt als hierzulande. Und die Bedeutsamkeit des Priesters ist da nicht davon geprägt, ob er in allen Fragen der Pastoral und des Gemeindelebens „den Hut auf hat“. Nach wie vor würde ich gerne einmal konkret in einem solchen Papier ausformuliert haben, was unverzichtbar zu den Hirtenaufgaben eines leitenden Pfarrers gehört und was auch vertrauensvoll an Gemeindemitglieder delegiert werden kann. Und in welchem Rahmen ein Pfarrer die Möglichkeit hat, in Entscheidungsprozesse einzugreifen und Entscheidungen an sich zu ziehen. 

Natürlich ist es richtig, dass man jemanden, der nicht Priester ist, nicht zum Pfarrer erhebt. Aber jemand, der eine wichtige Funktion in der Gemeinde bekleidet braucht auch eine Funktions- und Berufsbezeichnung, die von Außenstehenden verstanden und richtig eingeordnet wird. Warum man daher ausdrücklich darauf setzt, alle Begriffe zu vermeiden, die sich nach Leitung anhören wie „Leitungsequipe, Leitungsteam“ erschließt sich nicht. Dass man jemanden nicht Kaplan nennt, der keiner ist – absolut einverstanden. Aber warum sollte jemand, der eine Gemeinde leitet ohne Pfarrer zu sein nicht Leiter der Gemeinde heißen? Dazu muss man doch nur die Rolle des Pfarrers klar beschreiben und fertig. Ich sehe da die Rolle des Pfarrers durch nichts beschnitten, wenn andere Personen sprechende Funktionsbeschreibungen haben. Wenn die Kongregation gewisse Begriffe vermeiden will, warum macht sie dann nicht einfach gute Vorschläge für solche Funktionsbeschreibungen. Beauftragter für …, Assistent, Koordinator... alles genauso schräg wie der Begriff Pastoralreferent, den man dann einstmals auch nur zähneknirschend durch gehen ließ, weil es irgendwie ein wenig nach Verantwortlichkeit klingt.

Ich frage mich seit Jahren: „Warum diese Angst?“ „Warum ist die Kirche nicht in der Lage, Verantwortung auch an jene zu übertragen, die keinem Bischof „Ehrfurcht und Gehorsam“ versprochen haben?

Interessant ist ja die Hierarchiefolge Pfarrer, Priester, Diakon, Gottgeweihte, Laie, die eigens eingeschärft wird. Übernimmt also demnächst der ehren-/nebenamtliche, betagte Diakon Aufgaben, für die ihm sowohl die Zeit als auch möglicherweise die Kräfte fehlen, während die hauptamtlich beschäftigten Pastoralreferenten (manchmal mit Doktortitel und Doppeldiplom) die Briefe an die Kommunionkinder eintüten, den Pfarrbrief tippen und die Kapelle ausfegen? Ich habe immer geglaubt, der Diakon bekleide ein Amt für die Armen und wegen der konstitutiven Bedeutung der Sorge für die Armen erhalte er eine Weihe. Hier riecht es nun doch wieder nach Pfarrer i.V. mit minderer Weihe. „Ein Diakon hat Vortritt vor Gottgeweihten und Laien.“ Ich dachte immer „Ihr aber seid einer in Christus“. 

Ich bin unbedingt dafür, das Amt des Pfarrers klar zu profilieren. Ich habe in keiner Weise den Wunsch, meinem Pfarrer etwas wegzunehmen oder ihn aus seiner Rolle zu verdrängen. Ich möchte ihm aber zur Seite stehen. In Deutschland erlebe ich eine hoch organisierte und bürokratisierte Kirche. Hier läuft alles sehr ordentlich und nach Recht, Gesetz, Verordnungen und Durchführungsbestimmungen. Alle Projekte werden vielfach geprüft und ordentlich bearbeitet und archiviert. Mal eben so – da geht wenig. Höchstens noch Katechese und Verkündigung und pastorale Projekte. Allein schon die Mitverantwortung in der Führung zahlreicher Kindergärten oder eines großen Krankenhauses fordert einen Pfarrer über alle Maßen. Ich werde nie vergessen, wie ein befreundeter Kaplan in seiner ersten Pfarrstelle als Chef von 2.500 Mitarbeiter*innen im Krankenhaus begrüßt wurde. Gleichzeitig hatte der Nachbarpfarrer noch eine Pfarre mit 2.500 Gemeindemitgliedern, was ihn voll auslastete. Langeweile kommt doch in der Seelsorge nie auf, wenn man nur die pastoralen Herausforderungen wahrnimmt und sich an die Arbeit macht. 

Dadurch, dass ein Pfarrer heute den Stallgeruch seiner Schäfchen und oft auch ihre Gesichter und Namen nicht mehr kennen kann, sinkt auch die Identifkation mit der Pfarrei und die Bereitschaft, sich hierfür in die Seile zu hängen. Zumal bei jenen, wo der berufliche Druck steigt. Und die man ob ihrer Qualifikation in der Gemeindearbeit sehr gut gebrauchen könnte. Aber wer beruflich gewohnt ist, Verantwortung zu tragen - warum sollte der in der Pfarrei Aufgaben übernehmen, wo er an ganz kurzer Leine geführtes, ausführendes Organ ist? Er möchte nicht nur als Notnagel gesehen werden, der beiseite tritt, sobald irgendwer das wünscht. Das ist einfach auch eine Frage der Wertschätzung. Und Wertschätzung für das vielfältigen Engagement der Laien gerade der vielen Frauen, ohne das es keine Kirche gäbe – das vermisse ich in dieser Instruktion.

Was mir an der ganzen Instruktion (die viele schöne Worte verwendet) weiter schmerzlich fehlt ist eine Antwort auf die Frage, was denn dort ist, wo in einer katholischen Pfarrei kein Pfarrer mehr eingesetzt werden kann. Wo z.B. der § 517,2 CIC dauerhaft zum Tragen kommen muss. Das ist doch in weiten Regionen der katholischen Welt schon lange der Fall. Seit Jahren, ja Jahrzehnten kümmern sich hier die Katechisten um die Dörfer, trauen, taufen, beerdigen, halten Gottesdienste und Katechesen. 

Warum spielt man nicht mal konkret durch, wie Gemeindeleitung (nicht Pfarreileitung) durch Katechisten geht? Der Begriff Katechist taucht im Papier nirgends auf, obwohl unglaublich viele Dorfgemeinden in Afrika, Asien, Lateinamerika von Katechisten (ich zähle uns Pastoralreferenten hierzu) "geleitet" werden.

 Ich stelle einmal die These auf, nicht weil die Laien in die Macht- und Leitungspositionen drängen, sondern weil es bis heute keine vernünftige Vorgabe des Mit- und Zueinanders von Priestern und Katechisten aus Rom gibt, haben wir überhaupt erst die verkorksten Leitungsmodelle in manchen Bistümern. Denn dort wollte man gerade den gegebenen Rahmen einhalten, gleichzeitig die Kompetenz der studierten Laien für die Gemeindeleitung nutzbar machen und den Pfarrer von allzu viel Verantwortung in der Leitung frei stellen. Dann hätten die Laien „Leitplanken“ für ihr Engagement ohne allzu häufig in Situationen zu geraten, wo das Fehlen eines von einem Pfarrer ausgeübten Hirtenamtes schmerzlich empfunden wird. Und wo man als Laie ab und an reagieren muss, um als Kirche glaubwürdig zu bleiben. 

Das Papier fordert in den anregenden ersten Zeilen Aufmerksamkeit für tiefgehenden den Wandel der Welt – gibt allerdings wenige Antworten auf die Schwierigkeiten der Kirche und ihrer Pfarreien auf diesen Wandel adäquate Antworten zu geben. 

Papst Franziskus wird mit dem klaren Wort zitiert, dass alles kirchliche Engagement: „mehr der Evangelisierung der heutigen Welt als der Selbstbewahrung“ dienen soll. Welche Konsequenz ist heraus zu ziehen?

Und weiter: „ein festgelegter und unveränderbarer Kontext“ entspreche „immer weniger dem Leben der Menschen...“ Andererseits (?) habe „die digitale Kultur in unumkehrbarer Weise das Raumverständnis, die Sprache und das Verhalten der Menschen … verändert.“ Es sei daher „dringend notwendig, das ganze Volk Gottes in das Bemühen einzubeziehen....“

Bezeichnend ist eine Wendung: „Diese Aufgabe ist keine Last, die zu ertragen ist, sondern eine Herausforderung, die es mit Enthusiasmus anzupacken gilt.“ Offenbar ist selbst den Autoren im Vatikan nicht entgangen, dass die Situation der Kirche in Europa eher im ersten Teil des Satzes repräsentiert ist. „Last, Erschöpfung, Frustration...“ Wie der Turn around zum 2. Teil des Satzes geschehen soll verraten Sie jedoch nicht. 

Ganz bemerkenswert finde ich den Verweis auf die Wallfahrtsorte und die Gastfreundschaft, die diese dem Pilger bieten. Die Autoren ziehen von hier aus Parallelen zum Leben der Pfarrei. Das ist ein richtig guter Ansatz, dass sie bei uns einer „gastfreundlichen Kirche“ begegnen, die nicht nach Vorleistungen fragt. 

Das Papier will, so heißt es eingangs, Einladung an die Pfarrgemeinden sein: „sich zu öffnen und Instrumente für eine auch strukturelle Reform anzubieten, die sich an einem neuen Gemeinschaftsstil, an einem neuen Stil der Zusammenarbeit, der Begegnung, der Nähe, der Barmherzigkeit und der Sorge für die Verkündigung des Evangeliums orientiert“. Leider werden die Instrumente im Text dann nicht ausgeführt, statt dessen wird Altbewährtes und Bekanntes wiederholt. 

Es reicht nicht mehr aus, Aufbruch zu fordern ohne konkrete, lebbare und praktikable Wege zu zeigen, wie der dann auch beginnen könnte.

Die Frage, die viele in der Mitte wie auch an den Rändern der Kirche bewegt, ist doch, wie Kirche mit immer weniger Priestern weiterhin lebendig und erreichbar sein kann. Warum dann keine konkreten Hinweise, welche Aufgaben der Pfarrer delegieren kann und in welcher Weise ihn in den Dorf- und Stadtteilgemeinden Menschen entlasten können, die ihrerseits für Christus und seine Kirche brennen. Ohne dabei „Gottgeweihte“ in einer Weise zu sein, die über Taufe und Firmung hinausgeht. Warum keine Hinweise, wie sich das Hirtenamt des Pfarrers wandeln müßte... ?

Es wäre einfach hilfreich, wenn die Kleruskongregation definiert, was genau zum dreifachen Amt des Priesters, was zu seinem Leitungsamt unaufgebbar dazu gehört. Und was unter besonderen Umständen auch in bewährte Hände abgegeben werden könnte. Ruhig mit konkreten Beispielen. Solange das nicht geschieht, wird in allen Fragen von Leitung, Macht, Amt jemand zucken und STOP rufen. 

Gut, der Grund wird darin liegen, dass die Verfasser in der Kongregation für den Klerus arbeiten und daher vor allem die Priester, Diakone und Bischöfe im Blick haben. Daher wäre es mir ein Anliegen, dass umgehend ein Papier „Christifideles laici 2“ in der Verantwortung des Dikasteriums für Laien, Familie und Leben folgt. Ein inspirierender, begeisternder Text, der wirklich Lust auf ein von Geist und Glaubensfreude getragenes Engagement für die Kirche, für den Glauben und die Verkündigung der frohen Botschaft macht. Kardinal Farell, übernehmen Sie!

Unsäglich ist, dass aktuell in Deutschland weite seelsorgliche Felder von Priestern unversorgt sind, weil es entweder zu wenige gibt, oder weil ihre Kräfte durch die Administration und die Erwartungen der Ordinariate an die Qualität der pfarrlichen Leitung und Organisation gebunden werden. So kumuliert sich ein manchmal unüberschaubarer Wust an Aufgaben beim Pfarrer. Kein Wunder, dass mancher „leitende“ Pfarrer diesen Beruf sehr gern gegen den eines Priesters in der Seelsorge eintauscht. Ein Pfarrer dürfe ja auch nach Vollendung des 75. Lebensjahrs noch Pfarrer bleiben. Ich wäre gern dabei, wenn der Bischof diese frohe Nachricht zu Beginn einer Tagung der leitenden Pfarrer verkündet. Es ist für mich kein Wunder, dass mancher Interessent für den kirchlichen Dienst angesichts dessen, was er als einfaches Kirchenmitglied mit nicht wenigen Pfarrern erlebt, mit ihrer einsamen Chef-Position, mit ihrer Überlastung, mit ihrer Ehelosigkeit, ihrer Lebensweise, mit einer sehr speziellen Kirchen-Kultur und Sprache... kein Wunder, dass mancher diesen Weg für sich selbst als nicht begehbar abhakt. Und ich glaube nicht, dass dies notwendig zur Prüfung der Echtheit einer Berufung gehört. 

Irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass wir in der Kirche selbst mindestens so sehr dafür sorgen, dass der Weg der besonderen Nachfolge weniger begangen wird, wie dies der Wandel der Welt tut. Und dass die Krise des Priestertums möglicherweise nicht darin begründet liegt, dass die Laien der Kirche ihre Unterstützung und ihre Mitarbeit anbieten.

Montag, 20. Juli 2020

Der Hl. Bruno – ein fast vergessener Sohn des hilligen Köln?

Neben dem Hl. Benedikt, dem Hl. Bernhard, dem Hl. Franziskus und dem Hl. Dominikus (um mal nur die Männer aufzuzählen) dürfte der Hl. Bruno (1031 – 1101) wohl einer der bedeutendsten Ordensgründer der katholischen Kirche sein. 


In ganz Europa gab es die sehr besonderen Kartäuserklöster, bis zur Reformation und auch darüber hinaus wurden zahlreiche Kartausen eröffnet. Der Orden erlebte eine dynamische Erfolgsgeschichte. Und während die Klosterdisziplin und die Befolgung der Ordensregeln in anderen Klöstern immer wieder zusammenbrach, so wird dies von den Kartäusern nur selten berichtet. Bei Bruno handelt es sich also um eine wirklich herausragende Gestalt der Kirchengeschichte. 

Ich schreibe das in dieser Weise, weil Bruno (was wohl viele nicht wissen) ein Kölner ist. Daher wäre es ja eigentlich zu erwarten, dass Köln ihn ehrt, so wie das Nursia mit Benedikt tut und Assisi mit dem Hl. Franziskus. Aber trotz aller Bemühungen konnte ich in Köln keine einzige Pfarrei mit seinem Patrozinium entdecken. Und auch im ganzen Erzbistum findet sich eine einzige St. Bruno-Kirche und das ausgerechnet in Düsseldorf. Ihr Patrozinium verdankt die 1964 erbaute Kirche hier wohl dem nahe gelegenen Kartäuserkloster, das aber just im Baujahr der heutigen Kirche aufgegeben wurde. Die Kartäusermönche zogen ins stille Allgäu.  

Ob es auch hier so ist, dass der Prophet im eigenen Land nichts zählt? 

Es mag vielfältige Gründe geben, warum die Verehrung des Hl. Brunos im Erzbistum Köln und überhaupt in ganz Europa außerhalb seines Ordens kaum Spuren hinterlassen hat. In der Stadt Köln lag das sicher auch an der Bedeutung des Domes und der Reliquien der Hl. Drei Könige. Die prägen die Kölsche Frömmigkeit, das Stadtbild, die Kunst über alle Maßen. Ein weiterer Grund wird darin liegen, dass Bruno zunächst nur im Orden selbst verehrt wurde. Erst die Wiederentdeckung seines Grabes im Jahre 1502 brachte einen gewissen Wandel. Bruno wurde nie formell heiliggesprochen, die Verehrung wurde dann 1514 von Papst Leo X. für den Orden und 1622 von Papst Gregor XV. für die ganze Kirche anerkannt. Also weit über ein halbes Jahrtausend nach seinem Tod. Das ist auch der Grund, dass es nur ganz wenige ältere Darstellungen Brunos gibt. So gehört ein im Kölnischen Stadtmuseum aufbewahrter Holzschnitt von 1520 zu den ältesten und stilprägenden Darstellungen  des Heiligen. 

Trotz vieler historischer Gründe wäre es sicher wünschenswert, wenn Köln oder wenn die Kirche in Deutschland ihren großen Sohn wieder für sich entdeckte. Man könnte spirituell hiervon sicher profitieren aufgrund des geistlichen Erbes des Kartäuserordens, in der Entdeckung der Stille und des Schweigens, für die rechte Balance zwischen Gemeinschaft und Einsamkeit, die geistlichen Schriften, z.B. des Dionysius Carthusianus, die Schlichtheit und Einfachheit des Lebens, der Treue zu  Gott, zu den eigenen Überzeugungen und eines eigenständigen Lebenswegs. Dem von Bruno gegründeten Orden verdanken wir die Überlieferung der Schriften der Devotio moderna; der mittelalterlichen Mystik, das Rosenkranzgebet und manches mehr. In vielen Städten erinnern Flur und Straßennamen an das Wirken des Ordens und an Niederlassungen der Kartäuser.  

So lade ich Sie, lieber Leser jetzt zu einer kleinen Wallfahrt auf den Spuren Brunos ein. 

Wenn wir dazu nach Köln kommen, dann kann diese Wallfahrt im Grunde auch nur im Dom beginnen. Man muss ein wenig suchen, um Brunos Spuren im Dom zu entdecken. Aber es gibt sie. So z.B. findet sich direkt unter dem Richterfenster eine Reihe von lebensgroßen Figuren. Meist überstrahlt vom Licht des berühmten Fensters sind sie nur schwer erkennbar. Die großen Figuren hat 1870 der Künstler Peter Fuchs geschaffen. Bruno steht dort in einer Reihe mit weiteren Ordensgründern. Von links nach rechts handelt es sich um folgende Heilige: Benedikt, Dominikus, Franziskus, Bruno von Köln, Ignatius von Loyola und Theresia. Über ihnen stehen Engelfiguren mit Schriftbändern, deren Worte sich auf die darunter dargestellten Heiligen beziehen. Das Schriftband des Engels über Bruno trägt den Begriff BONITAS (Güte) - entsprechend des von ihm überlieferten Gebetes "O Bonitas!". Bruno trägt einen großen Stern auf der Brust (in Erinnerung an eine Vision des Bischofs Hugo von Grenoble, der diesen zum Patron der Klostergründung Brunos werden ließ und heute auch das Ordenswappen prägt) und ist aufgrund seines typischen Ordensgewand ist leicht als Kartäuser zu erkennen. Den Dom selbst hat Bruno natürlich nie betreten, da mit seinem Bau erst 1248 begonnen wurde. 

Ein weiteres Mal hat den Hl. Bruno ausgerechnet ein Bayrischer König zurück in den Dom seiner Heimatstadt getragen. Das letzte Fenster im Hauptschiff, bevor das südliche Querhaus des Domes beginnt (wo die Bruno-Figur hängt) ist nur zur Hälfte ausgeführt. Gestiftet wurde es 1848 von König Ludwig I.. Hier entdecken wir ein eher kleines Brustbild des Ordensgründers.









Interessant ist für den Kartäuserfreund auch dieses Fenster: 

Es zeigt einen Mönch im Gewand der Kartäuser. Auch das Kreuz und der Stern auf der Brust scheinen auf Bruno zu verweisen. Aber es steht eindeutig darunter: "Bernhard von Clairvaux". Freundlicherweise hat die Dombauhütte (Frau Dr. Ulrike Brinkmann, Leiterin der Glasmalereiwerkstatt) mir auf meine Nachfrage ausführlich geantwortet: "Sie haben Recht: Die Figur des hl. Bernhard ist im Habit eines Kartäusermönches dargestellt. Dass Bernhard gemeint ist, ist allerdings sicher. Das Bildprogramm – abgestimmt mit dem damaligen Domkapitel – sollte im Mittelbild das Apostelkonzil zu Jerusalem zeigen und darunter herausragende Gestalten der vier großen Mönchsorden: Papst Leo IV. (Benediktiner), Bernhard von Clairvaux (Zisterzienser), Thomas v. Aquin (Dominikaner), und Johannes Fidanza, Ordensname Bonaventura (Franziskaner). Das „Petrusfenster“ oder “Apostelkonzil-Fenster“ ist eine Stiftung der Rheinischen Eisenbahngesellschaft und wurde 1876 im Dom eingesetzt. Den künstlerischen Entwurf und dessen Umsetzung auf Glas besorgten Mitarbeiter der königlichen Glasmalereianstalt in München. Mit dem ordensspezifischem Habit der Zisterzienser hat man es sichtlich nicht so genau genommen, vielleicht störte man sich auch an deren schwarzem Skapulier – eine „Unfarbe“ für Glasmaler. Offenbar hat das aber niemanden gestört, im entsprechenden Schriftverkehr im Archiv der Dombauverwaltung ist jedenfalls nichts zu finden. Dreißig Jahre zuvor hatte die königliche Glasmalereianstalt in München die fünf Fenster im südlichen Seitenschiff angefertigt (die sogenannten „Bayernfenster“), darunter das Johannesfenster, in dem, wie Sie selber bemerkten, ein Brustbild von Bruno dem Kartäuser zu sehen ist. Hier hat alles seine ikonografische Richtigkeit.
Nochmal zur Darstellung des hl. Bernhard im Petrusfenster: Der goldene Stern auf seiner Brust soll die Wirkung widerspiegeln, die der Anblick des Kruzifixus in Bernhard auslöste - eine Anspielung auf sein mystisches Kreuzerlebnis."

Nachdem uns die Gestalt des Heiligen nun in der Mutterkirche des Erzbistums Köln schon begegnet ist, verlassen wir die Kirche und gehen hinunter zum Rhein, der Lebensader dieser bedeutenden europäischen Stadt. Wir unterqueren am Rheinufer die Hohenzollernbrücke und erreichen nach einigen hundert Metern die romanische Kirche St. Kunibert. In ihrer heutigen Gestalt wurde sie erst vor wenigen Jahrzehnten wieder vollendet. In der in die Kirche integrierten Schatzkammer kann man ein kleines Reliquiar des Hl. Bruno entdecken. Es steht zwischen weiteren wertvollen Reliquiaren, eher unscheinbar auf einem Fuß aus Alabaster. Es erinnert daran, dass Bruno in den 30er Jahren des 11. Jahrhunderts in Köln geboren wurde, wie eine spätere Überlieferung sagt als Sohn einer bekannten Familie namens Hardefust. 

Bruno ging an St. Kunibert zu Schule und wechselte dann zu weiteren Studien nach Reims, damals das bedeutendste religiöse Zentrum Frankreichs. Später wurde Bruno auch Kanoniker an St. Kunibert, ohne hierfür dauerhaft in die Heimat zurückzukehren. Er begründete die Kartause bei Grenoble, heute das Mutterkloster aller Kartäuser und wurde dann von seinem ehemaligen Schüler, Papst Urban II. nach Rom gerufen. Das ihm angetragene Amt eines Bischofs lehnte Bruno ab, lieber gründete er ein weiteres Kloster in Kalabrien, wo er schließlich starb. Als im Rahmen der Säkularisation das Kartäuserkloster in Köln aufgehoben wurde, kam einer der übrig gebliebenen Mönche als Geistlicher nach St. Kunibert. Er, Pater Engelbert Marx vermachte das Reliquiar nach seinem Tod 1837 dieser Kirche. Leider konnte ich in St. Kunibert keine weitere Erinnerung an den Heiligen entdecken. 





Eine weitere Darstellung des heiligen Bruno findet sich am Rathausturm des Kölner Rathauses. Nach Kriegszerstörungen wurde das Bildprogramm neu entwickelt. In der oberen Etage finden sich in chronologischer Reihenfolge die „Schutzheiligen“ der Stadt, beginnend mit den Drei Heiligen Königen. Seite an Seite mit seinem Zeitgenossen dem Hl. Bischof Anno II. blickt die 1990 geschaffene Figur des Hl. Bruno auf der Westseite des Turms in Richtung Innenstadt und hat den Rhein und den Altermarkt „im Rücken“. Auf der Figur ist das Wappen der Kartäuser zu erkennen. Die Weltkugel, die vom Kreuz überragt wird und die 7 Sterne aus der Vision des Hl. Bischofs Hugo von Grenoble. Stat crux dum volvitur orbis („das Kreuz steht fest, während [solange] der Erdball [die Welt] sich weiterdreht“, so lautet der entsprechende Wahlspruch des Kartäuserordens.






Anfang Februar 1335 kamen sieben (!) Kartäuser aus Mainz nach Köln, um hier eine Kartause zu gründen. Auf dem gestifteten Gelände für das geplante Kloster bestand eine alte Kapelle, die der Hl. Barbara geweiht war. Diese Kapelle übernahmen die Mönche zunächst, sie gabe auch der Kartause bis zu ihrer Auflösung den Namen. Das Klostergelände lag unmittelbar hinter der Stadtmauer in entwickelte sich prächtig. Als Prioren des Klosters im Heimatort des Ordensgründers wuchs diesen ein beträchtliches Selbstbewusstsein zu. Nach und nach entstand die Klosterkirche, die kleinen Einsiedler-Häuschen der Mönche an einem großen Kreuzgang, ein kleiner Kreuzgang, der die Kirche mit den anderen Gebäuden des Klosters und dem Haus der Brüder verband. Und auch eine lange Klostermauer, die in großen Teilen bis heute erhalten ist. 1451 verbrannte die komplette berühmte Bibliothek mit kaum ersetzbaren Büchern, das Herz des Klosters. Die Mönche setzten alles daran, sie wieder aufzubauen und betrieben sogar eine frühe Druckerpresse im Kloster. Die Säkularisation setzte dem Kloster ein Ende, die Mönche mussten das Kloster aufgeben, 1802 wurde es – wie viele andere Klöster aufgehoben. Einem der damals aus dem Kloster vertriebenen Mönche Franz Karl Gereon Marie Farina verdankt die Stadt Köln das Rezept für das „Kölnisch Wasser / 4711“. Zunächst wurde das aber als Heilmittel vertrieben, erst ein französisches Gesetz, das die Offenlegung von „Geheimrezepten“ verlangte sorgte für eine Wandlung zum „Duftwasser“. 

In den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts übertrug man die zwischenzeitlich militärisch genutzten Gebäude und große Teile des Geländes einschließlich der Klosterkirche der ev. Stadtgemeinde Kölns. Die sorgte für eine Renovierung der noch bestehenden Gebäude, die dann allerdings im 2. Weltkrieg erhebliche Schäden erlitten. So ist es bemerkenswert und auch dem Engagement der evangelischen Mitchristen zu verdanken, dass heute noch nennenswerte Teile der Klosteranlage vorhanden sind. So die Klostermauer und in ihr drei von vier Andachtsbildern, die Klosterkirche mit der Marien- und Engelkapelle und der ehemaligen Sakristei, Teile des kleinen Kreuzgangs, ein kleiner Teil des großen Kreuzgangs, das Kapitelhaus, das ehemalige Küchenhaus und auch das große Brüdergebäude, das heute der ev. Kirchenkreis nutzt. Auf diese Weise kann man sich noch heute einen gewissen Überblick über die Klosteranlage verschaffen. Ein Besuch lohnt unbedingt. Ebenso die Lektüre des in der Kartäuserkirche angebotenen Ausstellungskatalogs „Die Kölner Kartause um 1500“, der an eine umfassende Ausstellung von 1991 erinnert. Das damals ausgestellte Klostermodell steht noch in einer Seitenkapelle. 
























Es war ein Lebenstrauma der verbliebenen Kartäuser, die am 23. Oktober 1794 die Weisung bekamen, ihr Kloster binnen 24 Stunden zu räumen. Sie konnten gerade wenig mehr als ihr Archiv und einige Teile des Kirchenschatzes in Sicherheit bringen, als sie miterleben mußten, dass Kölner Bürger das Kloster gerade plünderten und mitnahmen, was ihnen verwendbar erschien. Vieles wurde dabei zerstört. Ein Teil der Bücher und Kunstwerke (Bilder, Altäre, Fenster) kam in andere Kirchen und Klöster. Im Ausstellungskatalog von 1991 sind viele dieser Werke verzeichnet. So wäre ein Besuch des Museums Wallraf unweit des Kölner Rathauses sicher auch eine gute Station dieses Pilgerweges. Einige der dort überlieferten Bilder zeigen auch den Hl. Bruno selbst und andere Heilige des Ordens, wie den hl. Hugo von Lincoln. Im Museum Schnütgen werden weitere Erinnerungen an die Kartäuser bewahrt, wie z.B. dieser Chormantel. In St. Mauritius befindet sich ein Reliquiar mit der Darstellung des Hl. Bruno bzw. eines Kartäusers.


In die Kölner Kirche St. Severin, die nicht weit vom Kloster entfernt liegt, brachte man einen Zyklus von Bildern aus dem Leben des Hl. Bruno. Diese Bilder (ca. 162 x 153 cm groß) malte Peter Joseph Schmitz 1753 nach dem Vorbild der im 17. Jahrhundert für die Pariser Kartause gemalten 22 Bilder des Lebens des Heiligen. Als Vorlage nutzte er damals verbreitete Kupferstiche aus dem Jahr 1680, die aber seitenverkehrt waren, so dass auch die Bilder nun seitenverkehrt sind. Aus den Szenen wählte er folgende Motive aus: 


1. Die Legendes des Raymond Diocrès. Bei dessen Beerdigung soll Bruno anwesend gewesen sein. Der geschätzte und tote Theologe soll sich während der Trauerfeier viermal aufgerichtet und damit seine verborgenen Sünden eingestanden haben. 
2. Bruno lehrt in Reims (und kniet betend vor einem Altar)
3. Bruno zieht mit 6 Gefährten in die Einsamkeit, Engel weisen ihnen den Weg
4. Erzbischof Hugo von Grenoble begrüßt die sieben und führt sie in das Tal der Chartreuse (wovon der Orden bis heute seinen Namen herleitet)
5. Einkleidung Brunos
6. Bruno trifft seinen ehemaligen Schüler Papst Urban II.
7. Bruno lehnt das ihm angebotene Erzbistum ab. 
8. Brunos Tod.









Von daher bietet es sich an, bei einer Wallfahrt auf Brunos Spuren in Köln nach einem Besuch der Reste der Kartause hier in St. Severin den Pilgerweg vor dem 8. Bild des Todes des Hl. Bruno zu beschließen. 




Ich glaube, es ist nicht übertrieben im Blick auf das Leben des Hl. Brunos und die Bedeutung des von ihm gegründeten Ordens, diesen Mann für einen der bedeutendsten geistlichen Söhne der Stadt zu halten. Gibt es noch einen anderen Kölner, der durch sein Wirken die letzten 1.000 Jahre der Geschichte der katholischen Kirche wesentlicher beeinflusst hat? Vielleicht fällt ihnen ja noch jemand ein. Mit dieser Frage möchte ich aber keineswegs die Bedeutung irgendeines anderen heiligmäßigen Menschen schmälern, zumal in Köln ja zu Recht an das Wirken des Hl. Thomas von Aquin, an den Hl. Albertus Magnus, an den Hl. Johannes Duns Scotus, an Adolf Kolping, viele bedeutende und hl. Bischöfe aber auch an die Hl. Ursula und ihre Gefährtinnen, die Hl. Edith Stein und viele andere heilige Frauen erinnert wird. 

Aber es wäre doch schön, wenn sich Köln wenigstens ab und an mit Stolz und Glaubensfreude an den große Sohn der Stadt erinnerte und ihn aus dem Schatten vieler anderer Persönlichkeiten etwas mehr ins Licht stellte. Auch und gerade in der heutigen, schwierigen Zeit der Kirche.

Hl. Bruno - bitte für uns!
Hl. Guigo de Castel - bitte für uns!
Hl. Hugo von Lincoln - bitte für uns!
Hl. Hugo von Grenoble - bitte für uns!
Hl. Märtyrer des Kartäuserordens - bittet für uns!

Die Kartäuser selbst streben keine Heiligsprechungen ihrer Mitbrüder an. Die Initiative zur Heiligsprechung der obigen Ordensheiligen ging von anderen Personen aus. 

P.S.: Übrigens, auch außerhalb Kölns sind St. Bruno – Kirchen und Kapellen weit seltener als die baulichen Reste von Klöstern der Kartäuser. So ist die Kirche des Dorfes Lünten, das zu meiner Heimatstadt Vreden gehört, dem Gründer der Kartäuser geweiht. Der Wahlspruch der Kartäuser ziert den Kirchturm der Marienkirche in Dinslaken-Lohberg. Gerne können Sie mir noch weitere Hinweise geben. Im Bistum Münster bestanden Kartausen in Dülmen – Weddern und in Wesel, später in Xanten. Insgesamt wurden im Laufe eines knappen Jahrtausends etwa 275 Kartausen gegründet, heute sind davon noch 21 Kartausen vorhanden, davon vier für Frauen und 17 für Männer geblieben. Nach der Aufhebung aller 18 deutschen Kartausen wurde nach der Säkularisation eine neue Kartause in Düsseldorf-Unterrath gebaut, die aber 1964 aufgrund der Erweiterung des dortigen Flughafens geschlossen und nach Seibranz ins Allgäu verlegt wurde.