tag:blogger.com,1999:blog-31454523580574436032024-03-15T18:12:02.550-07:00KREUZZEICHEN.DEMarkus Gehlinghttp://www.blogger.com/profile/03601483024904119330noreply@blogger.comBlogger166125tag:blogger.com,1999:blog-3145452358057443603.post-53446107036707018402024-02-20T02:16:00.000-08:002024-02-21T00:40:15.594-08:00Synodale Rat-Losigkeit?<p style="text-align: justify;"></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhCvCF_mjOssUZMpBPCOW_DivaohQEAVIuw0ysWJ6XN7dSZYzmnTIezHpnCL5fpwqNiheMnLvCdbZM4cV8zTO9g-TnezrtKFeZuS3BtOpi1aOBvwaGirG8-LQxgM1RgwKvhAHREzVVQJIgo1BrmDyAoKvUph7yL43uXZ14gejzplg71MUy2iMFthdrgGKM/s3008/DSC_1317.JPG" style="clear: left; float: left; margin-bottom: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="2000" data-original-width="3008" height="213" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhCvCF_mjOssUZMpBPCOW_DivaohQEAVIuw0ysWJ6XN7dSZYzmnTIezHpnCL5fpwqNiheMnLvCdbZM4cV8zTO9g-TnezrtKFeZuS3BtOpi1aOBvwaGirG8-LQxgM1RgwKvhAHREzVVQJIgo1BrmDyAoKvUph7yL43uXZ14gejzplg71MUy2iMFthdrgGKM/s320/DSC_1317.JPG" width="320" /></a></div>Dass die katholische Kirche in unserem Land in einer tiefen Krise steckt, das spürt vermutlich jedes Kind. Die Ursachen, die dafür auf dem Wochenmarkt, beim Kirchenkaffee und beim Stammtisch besprochen werden: Missbrauchsfälle, Kirchenaustritte, Mangel an Priestern, Strukturreformen, Reformunwilligkeit der Kirche, die Eigenarten eines Pastors oder der pastoralen Mitarbeiter, manchmal sogar noch die Kreuzzüge, die Hexenverfolgung oder bei alten 68ern: Rolf Hochhuths Drama über Papst Pius XII. und die Nazis.<p></p><p style="text-align: justify;">Dass aber der Wunsch der katholischen Laienverbände, vieler Bischöfe und des Synodalen Weges, einen sogenannten „Synodalen Rat“ zu gründen, die wahre Krise der katholischen Kirche in unserem Lande sein soll, das wird vermutlich die fromme Lieschen Müller doch sehr wundern, wenn der Pastor vorbei kommt, um ihr zum 85. Geburtstag zu gratulieren. Auch als regelmäßiger Kirchgänger kann ich mich nicht erinnern, das Stichwort jemals in einer Predigt gehört zu haben. </p><p style="text-align: justify;">Während der normal engagierte Katholik gerade mit Spannung und Sorge auf die Pläne für Großgemeinden und pastorale Räume schaut, hat sich eine besondere katholische Blase das Projekt eines Synodalen Rates als Ziel ihrer Agitation gewählt. Es drohe die Spaltung, das Schisma, die Loslösung von Rom.</p><p style="text-align: justify;">Was ist also los, dass sich einer der profiliertesten Köpfe des Katholizismus im deutschsprachigen Raum, der Wiener Kardinal Christoph Schönborn tief besorgt zeigt über die Situation der Kirche im Nachbarland. Dass er in einem ausführlichen Interview sogar selbst das Wort „Schisma“ übernimmt, vor einer Kirchenspaltung warnt?, </p><p style="text-align: justify;">Ernsthaft? Eine Kirchenspaltung wegen eines Gremiums von Katholiken, dass die Bischöfe beraten soll? Wird da nicht zu heiß gegessen, was da der Synodale Weg gekocht hat? </p><p style="text-align: justify;">In der Tat ist die Mitbestimmung und Mitberatung in der Kirche, die „Demokratie“ also, seit jeher ein heikles Thema. In der Vergangenheit habe ich mich auch hier schon oft damit auseinander gesetzt.</p><p style="text-align: justify;">Bei all den Demonstrationen für Demokratie und gegen rechtsextreme Bestrebungen der letzten Wochen waren kirchliche Gruppen und Gemeinden, ja sogar Bischöfe engagiert und beteiligt. Dieser Einsatz der Kirche für Demokratie wird allerdings auch gern kritisiert, da ja die Kirche in ihren eigenen Strukturen weder Demokratie noch Mitbestimmung kenne. In ihrer Verfasstheit ähnelt sie nach wie vor einer Monarchie, Gewaltenteilung kennt sie kaum, auch in ihrem Arbeitsrecht geht sie einen alternativen Weg...</p><p style="text-align: justify;">In der Tat hat der Bischof in der katholischen Kirche eine ungewöhnliche Machtfülle und abgeleitet hiervon auch ein Pfarrer. In jeder katholischen Gemeinde muss ein Pfarrer die letzte Vollmacht und zumindest auf dem Papier und im Zweifel die Leitung haben – was zu immer größeren Pfarren und pastoralen Räumen führt, weil die Zahl der Pfarrer, die diese Leitung auch ausfüllen könnten immer mehr sinkt und immer weniger Pfarrer diese Verantwortung auch tragen möchten. Wer mag schon pastoraler Raumpfleger werden, wenn er Priester und Seelsorger sein wollte.</p><p style="text-align: justify;">Trotzdem gibt es in der Kirche immer Bestrebungen Macht zu teilen, Macht zu begrenzen und dem Bischof Räte zur Seite zu stellen. Sie sollten ihm helfen, gute Entscheidungen zu fällen. Im Raum der Kirche liegt bei kirchliche Räten die Betonung daher immer auf „Beratung“. Die konkreten Entscheidungen fällt in der Regel dann der Bischof oder die von ihm beauftragten Männer, in letzter Zeit aber auch zunehmend Frauen. Im Bistum Münster gibt es eine ganze Reihe von Räten, wie z.B. der Priesterrat, der Diakonenrat, der Diözesanrat, der Rat der Pastoralreferentinnen und Referenten. Oft gibt es auch Räte, die den Bischof und das Bistum in gesellschaftspolitischen Fragen beraten. Im Bistum Essen kann man das sehr schön sehen. </p><p style="text-align: justify;">Ich habe persönlich einige Erfahrungen in Räten dieser Art gesammelt, war vor der Familiengründung engagiertes Mitglied im Diözesanpastoralrat und im Pastoralreferent*innenrat und über diese Gremien auch im Diözesanforum, einer großen Versammlung, die die Weichen für Zukunft der Kirche im Bistum Münster stellen wollte. </p><p style="text-align: justify;">Nach meinen Erfahrungen dort ist ein synodaler Rat auf Bundesebene wirklich nicht mein feuchter Zukunftstraum für die Kirche. Zu groß bleibt das Risiko, dass die Entscheidungen dort fernab der Lebenswirklichkeit in den Gemeinden getroffen werden, zu „speziell“ sind die Themen und das Denken in den katholischen Echokammern. Wenn ich die Szene der hoch engagierten Kirchenleute sehe, erwarte ich nicht, dass die automatisch bessere Entscheidungen treffen und hilfreichere Papiere verfassen, als es die Bischöfe allein täten. Auch kenne ich Laien, die an Klerikalismus (in der Definition des Papstes) meinen Bischof um Längen übertreffen. </p><p style="text-align: justify;">Dennoch finde ich es wichtig, dass Bischöfe und Pfarrer gut beraten werden und – ganz wesentlich dabei – guten Rat auch annehmen und umsetzen. Sie dürfen ihre Ratgeber aber nicht enttäuschen, wenn zwar im großen Kreis Machtloser beraten wird, am Ende aber von machtbewussten Einzelpersonen und kleinen Entscheidungsgremien ganz Anderes beschlossen wird. Es verwundert nicht, dass solche Räte am Ende niemanden mehr anziehen und es ist inzwischen ein verbreitetes Phänomen, dass z.B. Priesterräte und Gremien immer schwieriger zu besetzen sind.</p><p style="text-align: justify;">In meiner Zeit im Diözesanpastoralrat und auch in den Pfarr(gemeinde)räten und Kirchenvorständen meiner bisherigen Gemeinden habe ich hoch kompetente Menschen erlebt, die mit ihrem Sachverstand, ihrem Wissen, ihrer Lebens- und Berufserfahrung, ihrer persönlichen Glaubensüberzeugung, mit Leidenschaft und Liebe zur Kirche dem Bischof (und den Seelsorgern) zur Seite stehen und ihm/ihnen einen guten Rat geben wollten. Das ist auch eine ehrenvolle Aufgabe und Räte dieser Art blicken ja auch auf eine lange Geschichte zurück. Es waren oft besonders ausgezeichnete Personen, die die Mächtigen im Land berieten und mithalfen, dass gute Entscheidungen fallen. Gute Regierungskunst ist, die Mannschaft mitzunehmen auf den gemeinsamen Weg. </p><p style="text-align: justify;">Im Übrigen glaube ich, dass die gute Führung eines Beratungsgremiums weit schwieriger ist, als die Führung eines klar strukturierten Stadtrates, wo klare Entscheidungen mit politischer Mehrheit gefällt werden. Daher ist ein synodales Gremium, wie es Papst Franziskus vorschwebt, eine wirkliche geistliche Herausforderung. </p><p style="text-align: justify;">In Deutschland gibt es ja neben den Räten auch Gremien, in denen es um klare Entscheidungen geht, wie den Kirchenvorstand oder den Kirchensteuerrat. Hier wird manchmal auch ein Pfarrer überstimmt. Im Hintergrund solcher Strukturen stehen oft staatliche Institutionen, die die Machtposition der Kirchenführungen begrenzen und kontrollieren wollten. Besonders weit gediehen ist dies in der Schweiz, die eine weltweit beinahe einzigartige Kirchenverfassung hat mit Kirchenparlamenten und Präsidenten. Das ist zwar in der Weltkirche ein besonderes Phänomen, aber man sieht, dass es geht und dass nicht jede Entscheidung in der Kirche allein dem geweihten Amt zukommen muss. </p><p style="text-align: justify;">Um den aktuellen Streit besser zu verstehen, hilft ein kleiner Blick zurück in die Kirchen-Geschichte: Nach dem zweiten vatikanischen Konzil kamen verstärkt Laien (also Menschen ohne ein kirchliches Weihe-Amt) in gewählte Gremien und Räte und standen hier den Pfarrern und Bischöfen zur Seite. Gleichzeitig war auch aus katholischen Vereinen und Verbänden, wie z.B. Kolping, KAB, Frauengemeinschaft etc. ein Netzwerk von Organisationen gewachsen, aus dem eine ganz eigene, selbstbewusste Vertretung der organisierten Gläubigen in der Kirche entstand, das Zentralkomitee der deutschen Katholiken, das ZdK. Es hat den Anspruch, die katholischen Laien aus Gemeindegremien, Gruppen und Verbänden zu vertreten. Mitglied kann man dort auf recht verschlungenen Wegen mit Wahlen und Delegationen werden. Da dies recht kompliziert erscheint, wird die Legitimation der ZdK-Vertreter von interessierten Kreisen gern bestritten. Dabei geht es im Grunde weniger um diese Strukturen selbst, sondern um die Meinungen, die hier vertreten werden. </p><p style="text-align: justify;">Seitdem das ZdK mit den deutschen Bischöfen den sogenannten Synodalen Weg beschlossen und durchgeführt hat, steht diese Vertretungsstruktur in ständiger Kritik. </p><p style="text-align: justify;">Sehr gern spottet und polemisiert man dabei über den Begriff des Zentralkomitees, weil dieser Begriff auch im Kommunismus Verwendung fand. Dieses sei besetzt mit lauter „Funktionären“, die ihre Pfründe behalten wollten. Nach meiner Erinnerung bestanden die Pfründe in Wirklichkeit jedoch in der Teilnahme an langen (sicher ehrenvollen) Sitzungen und der Erstattung von Fahrtkosten. Andere schwurbeln über die angebliche Planung einer katholischen „Räterepublik“ nach dem Vorbild der Arbeiter- und Soldatenräte aus der Frühzeit des Kommunismus. </p><p style="text-align: justify;">Ein besonderes Sperrfeuer konservativer Kreise geht nun gegen den sogenannten Synodalen Rat der Kirche in Deutschland. (Ich bin darauf hingewiesen worden, dass man weder den Papst noch Kardinal Schönborn, noch Kardinal Kasper, Prof. Tück oder Kardinal Fernández hier subsummieren könne. All diese Kritiker der Pläne für einen Synodalen Rat sind theologisch eher liberal. Das stimmt! Und sie haben mit ihrer Kritik in der Sache ja auch recht.) Dieser Synodale Rat sollte als Vertretung aller deutschen Katholiken mit den Bischöfen gemeinsam beraten und möglichst verbindliche Beschlüsse für die ganze Kirche treffen. Das wäre ein Novum! Um diesen Rat zu gründen und Bedenken auszuräumen, soll es zunächst einen Synodalen Ausschuss geben. </p><p style="text-align: justify;">Was aus Sicht des ZdK, das auf eine lange Tradition einer bundesdeutschen Organisationsform und einer engen Zusammenarbeit mit den Bischöfen zurück blickt und was sich aus den Erfahrungen des Synodalen Weges sicher nahe legt – begegnet nun aber einigen hohen kirchenrechtlichen Hürden.</p><p style="text-align: justify;"></p><ul><li>Eine solche Hürde taucht nun in der Tatsache auf, dass die Bischofskonferenz nur ein Hilfsinstrument ist, das die Zusammenarbeit der Bischöfe in einem bestimmten Gebiet unterstützen soll. Die Kirche ist gegliedert in Bistümer, an deren Spitze nun mal ein Bischof steht. Der Vorsitzende der Bischofskonferenz ist nicht deren Chef sondern eher ein Sprecher . Ein Rat, der einen einzelnen Bischof sogar in Glaubens- und Gewissensfragen Vorgaben machen könnte – das widerspricht ausdrücklich der katholischen Kirchenverfassung. Und dies selbst bei der liberalsten Lesart der Texte des II. Vatikanischen Konzils. Darauf weist Kardinal Schönborn aber auch Kardinal Kasper in Rom zu Recht und mit klaren Worten hin. Selbst liberalste Kirchenrechtler haben laut und vernehmlich gewarnt, ohne dass die Unterstützer eines Synodalen Ausschusses (ob die Mehrheit der Bischöfe oder auch das ZdK) ihre Argumente berücksichtigt oder überhaupt nur beantwortet hätten. Eine Steilvorlage für alle, die das Vorhaben verhindern möchten. <br /><br /></li><li>Der zweite Knackpunkt ist die Frage, ob ein solcher Rat den einzelnen Bischof auch in Glaubens- und Gewissensfragen zu einem ausführenden Organ seiner (Mehrheits-)Beschlüsse machen könnte. Das würde die überlieferte Kirchenverfassung auf den Kopf stellen. Man könnte fragen, warum es noch geweihte Kirchenmänner (vielleicht irgendwann auch Frauen) geben soll, wenn sie denn dann nur zu tun haben, was Vereinsvorstände und Gemeinde(rats-)versammlungen entscheiden. Und wie wäre es um die Einheit bestellt, wenn auf diese Weise einmal alle Bistümer in unterschiedliche Richtungen marschieren, je nachdem, welche „Partei“ dort gerade das Sagen hat. </li></ul><p></p><p style="text-align: justify;">Insofern ist ein „Synodaler Rat“ in Deutschland, der verbindliche Beschlüsse für die Katholische Kirche in Deutschland fasst, ein unmöglich umzusetzendes Gremium. Dies ließe sich nur erreichen, wenn man die Kirchenverfassung einmal komplett umkrempelt und das Kirchenrecht umschreibt. </p><p style="text-align: justify;">Es erschließt sich mir im Übrigen gar nicht, warum das ZdK und auch die Mehrheit der Bischöfe für ein solches Gremium kämpfen, als sei dies in genau dieser Form der erlösende Faktor für alle Probleme unserer Kirche. Ich habe aber überhaupt keine Zweifel, dass auch kirchliche, geistliche Macht geteilt und kontrolliert werden muss.</p><p style="text-align: justify;">In diesem Zusammenhang muss sich auch der Limburger Bischof Georg Bätzing Kritik gefallen lassen. Als Theologe und Bischof weiß er um die Schwierigkeiten, er gibt aber keine Antworten und zeigt keine gangbaren Wege. Allein auf „Rom“ zu schimpfen, die sich notwendigen Reformen verweigerten … mich überzeugt das nicht. Er wäre in der Verantwortung gangbare Wege zu eröffnen und uns nicht in Sackgassen zu führen. In der FAZ beschreibt der für seine spitze Feder bekannte Christian Geyer die deutschen Bischöfe diesbezüglich gar als "Juristische Deppen". </p><p style="text-align: justify;">Es ist sicher wirklich gut gewollt und gemeint – aber ich sehe keinen Weg, das jetzt und heute sinnvoll umzusetzen. Die Archillesferse der Pläne haben die Gegner des Synodalen Weges sehr genau erkannt und nutzten alle Kanäle und Verbindungen, um dies zu torpedieren. Der innerkirchliche Konflikt (der aber in erster Linie nur die Leitungsebene beschäftigt) wird auf beinahe unverantwortliche Weise angeheizt, ohne dass Lösungen für die gravierenden Probleme der Kirche sichtbar würden. Was aktuell geschieht, ist im höchsten Maße schädlich und kontraproduktiv. Leider zeigen sich auch die Verfechter des Synodalen Weges wenig diplomatisch und nutzen nicht ihre Chance, zu argumentieren und dem Sperrfeuer (nicht nur) aus dem konservativen Lager Paroli zu bieten. Sie kommen sicher auch nicht daran vorbei, eigene Fehler einzuräumen. Auch der Vatikan nutzt nicht seine Möglichkeiten, diese Krise (die ein Randschauplatz der eigentlichen Probleme, ja im Grunde ein Stellvertreterkrieg ist), zu managen. Ein angekündigte Besuch des Präfekten der Glaubenskongregation Kardinal Fernández in Deutschland ließ vor einigen Wochen aufmerken. </p><p style="text-align: justify;">Es macht Hoffnung, dass Kardinal Schönborn die „unendliche Geduld“ des Hl. Vaters beschwört und dass auch die letzte vatikanische Intervention einigermaßen verständnisvoll formuliert ist. </p><p style="text-align: justify;">Es bleibt wünschenswert, dass der Vatikan sich wirklich ernsthaft der Sorgen seiner deutschen Bischöfe und der Lage der Kirche und der Christenheit in den europäischen Ländern annimmt. Ich bin fest davon überzeugt, dass sich hier in Deutschland, ja in Europa beispielhaft zeigt, was auch in zahlreichen anderen Gegenden dieser Welt droht, wenn unsere Kirche nicht ihre Hausaufgaben macht und Wege findet, die Menschen besser mitzunehmen. Und es führt kein Weg an Partizipation und Beteiligung der Gläubigen vorbei. Hier braucht es Augenhöhe und geduldiges Mitgehen mit den Menschen. Hier braucht es eine Atmosphäre in der Kirche, an der beispielhaft ablesbar wäre, wie ein gutes Miteinander in unseren Städten und Dörfern, in unserer Gesellschaft funktionieren kann. Kirche muss die Basis sein und immer mehr werden, dass Christen das Ferment der Versöhnung in der Gesellschaft sein können.</p><p style="text-align: justify;">Partizipation, das ist weit mehr als Mit-Bestimmen können. Wenn man sich als Bischof, als Kirche auf einen synodalen Weg der Beratung einlässt, dann muss das auch greifbare Folgen haben. Wenn ein Bischof sich als beratungsresistent zeigt, dann muss er sich nicht wundern, dass niemand mehr kommt, wenn er einen Priesterrat oder Diözesanrat einberuft – oder dass am Ende jene Gestalten diese Gremien füllen, deren Rat kein guter Rat ist. Beteiligungssimulation und Verantwortungsverdunstung möchte im Grunde kein Katholik fördern. Sich Beraten zu lassen, das ist eine wahre Kunst. </p><p style="text-align: justify;">Skurril erscheint mir das Wüten einiger Aktivisten gegen die Mehrheit der deutschen Bischöfe und das ZdK auch aus einem anderen Grund. Letztlich geht es denen ja darum, dass sie deren Ideen und Pläne für eine Veränderung der Kirche nicht billigen. In langen Briefen und Texten beschwört man einen besseren Weg, fordert andere Entscheidungen, fordert „Neuevangelisierung“, als müsse man nur das Kirchenrecht und den Katechismus besser kommunizieren, um die neue Blüte der Kirche zu initiieren. Die postulierte kirchentreue Demut gegenüber dem Bischof ist aber nirgendwo zu spüren. Der Bischof soll nicht auf synodale Räte hören, wohl aber auf sie, die wahren Katholiken. Treue zum Bischofsamt – aber nur dann, wenn der Bischof zum ausführenden Organ eines Kirchenbildes von gestern wird. Bitter ist auch die Sprache, in der man über missliebige Bischöfe in diesen Kreisen inzwischen spricht. Der Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz stehe „theologisch blank bis auf die Unterhose“ da. Was er sage sei „Zum Fremdschämen!“ - so nur ein einziges, spontan gewähltes Beispiel – aus der Feder eines der Wortführer jener Leute, die sich auf dem synodalen Weg kleben und damit die Kirche zu retten glauben. </p><p style="text-align: justify;">An dieser Stelle zeigt sich doch auch die Absurdität mancher Diskussion. Da werden spirituelle, geistliche Ideale beschworen, um dem Weiter-So das Wort zu reden. Leider auch durch Kardinal Schönborn. Der sagt, dass es für die Amtsführung eines Bischofs ja<i> „die bestbewährte Compliance, die es überhaupt gibt: das Evangelium“</i> gäbe. Das möchte ich ihm für seinen Dienst gerne abnehmen. Aber, wenn ein Bischof diesem Ideal nicht gerecht wird, wer greift dann ein? Und warum ist es in der Vergangenheit so häufig schief gegangen und wo waren die bischöflichen Lichtgestalten nach dem Bilde Jesu, wenn man die tausende Seiten der Missbrauchsstudien der vergangenen Jahre studiert? Nicht mal das Bild eines Karl Lehmann, eines Klaus Hemmerle, eines Johannes Dyba leuchtet noch.</p><p style="text-align: justify;">Dabei sind die Missbrauchsfälle und der Umgang damit wohl eher nur die Spitze eines Eisberges. Dieser offenbart in welcher Weise Macht durch durch Bischöfe, Kirchenbehörden und Kirchenleitungen missbraucht (im Sinne von falsch genutzt) werden kann. Wo Macht unkontrolliert bleibt - steht sie immer in der Gefahr missbraucht zu werden. Dafür hat schon Jesus deutliche und prophetische Worte gefunden, ich erinnere nur an den Mühlstein! Und manchmal braucht es Propheten und Kritiker, die von außen kommen und den Finger in die Wunden legen.</p><p style="text-align: justify;">Lesen wir weiter beim Wiener Kardinal: <i>„Wenn ich unbescheiden nach nun fast dreißigjähriger Erfahrung im Bischofsamt zurückblicken darf, so sieht gelebte Synodalität für mich vor allem so aus: Ein Grundvertrauen den Gläubigen gegenüber, eine dankbare Wertschätzung für alle Dienste und Charismen in der Kirche, ein hörendes Herz für die Zeichen, die der Herr für den gemeinsamen Weg seines Volkes gibt. Und auch, das sei nicht vergessen, die Bereitschaft zum Zeugnis – opportune oder inopportune, ob gelegen oder ungelegen. Christus, der auferweckte Gekreuzigte, ist und bleibt der Kompass für die Ausübung des Bischofsamtes und den gemeinsamen Weg der Kirche.“ </i></p><p style="text-align: justify;">Ja, aber wenn es nicht so ist, was dann? Er muss doch nur mal auf seinen Vorgänger im Amt blicken, dem es an der „Bereitschaft zum Zeugnis“ nicht mangelte – und den deshalb noch heute Leute verehren. Der aber im Umgang mit den ihm geistlich anvertrauten jungen Männern offenbar jede Grenze überschritt, sie missbrauchte – geistlich, emotional und auch sexuell.</p><p style="text-align: justify;">Erstaunlich, dass sich dieses Interview in eine Kette von Wortmeldungen dieser Tage einreiht, für die der in Emmerich geborene Wiener Dogmatiker Prof. Dr. Jan Heiner Tück verantwortlich ist. Ein echter Coup, dass muss man dem Niederrheiner lassen, der sich auch schon ausführlich am neuen Gemeinsamen Rat des Bistums Essen abarbeitete, was ihm den energischen Widerspruch des Bistums einbrachte. </p><p style="text-align: justify;">Bei all der Energie, die aktuell investiert wird, um den Synodalen Weg zu bekämpfen bzw. ihn zu einer Verstetigung oder einem Finale zu führen... Ich frage mich, was denn nun die Alternative ist. Überall, wo ich unterwegs bin, ob auf Reisen oder im Netz suche ich, wo denn der kraftvolle Neuaufbruch stattfindet, wo denn die postulierten Rezepte Frucht bringen, ja was überhaupt alternativ vorgeschlagen und gelebt wird.</p><p style="text-align: justify;">Allenthalben wird zunächst Evangelisierung gefordert, manchen reicht selbst das nicht, er will sogar eine „Neuevangelisierung“. Aber wo klappt das denn wirklich – jenseits der oft mühsamen Arbeit im Weinberg des Herrn? Ja es stimmt, gewisse religiöse Biotope gedeihen, das Gebetshaus in Augsburg, ein Mehr – Kongress, Pfingstreffen in Salzburg, Adoratiokongress in Altötting, Night fever. Wer noch richtiges echtes Priestertum wie früher will, der geht nach Zaitzkofen oder notfalls auch nach Heiligenkreuz. All das wächst, während die normalen Ortsgemeinden schwächeln. Ich frage mich: Ist das Neuaufbruch – oder ist es ein Symptom der Krise? Das ganz normale katholische Leben in der Welt, in den Gemeinden, es trocknet immer weiter aus. Die „religiös Musikalischen“ fahren lieber dorthin, wo die fetzigste Lobpreis-Band spielt und der charismatischste Pfarrer predigt, oder wo die Messe noch wie früher, richtig lateinisch und im barocken Ambiente stattfindet. Das schätzen im Übrigen auch die jungen Paare für ihre Hochzeits- oder Segungsfeier, wenn der erwählte Partner denn dann nicht ins katholische Raster passt.</p><p style="text-align: justify;">Ich glaube, für eine wirklich nachhaltige Evangelisierung muss erst der Boden bereitet werden, für eine Kirche die aus tiefen Wurzeln (des Evangeliums und der Tradition) Kraft schöpft, aber im Ackerboden der heutigen Zeit wächst und gedeiht. Und zwar ganz konkret so, dass man miteinander christliches Leben dort gestaltet – wo man lebt, in der Gemeinde, der Gemeinschaft vor Ort. </p><p style="text-align: justify;">Ich frage mich schon seit dem Ende des Synodalen Wegs, was uns ein Synodaler Rat bringt, der am Ende schlimmstenfalls die vielen Ratlosigkeiten unserer Zeit und die bedrückenden Fragen, die die Welt uns stellt, nur mit Geschäftigkeit und schlauen Worten und Beschlüssen garniert. </p><p style="text-align: justify;">Vielleicht braucht es hier jetzt ein Moratorium. Lasst uns die Pläne für einen Synodalen Rat zur Seite legen (aber an eine gut sichtbare Stelle) und den synodalen Prozess der Weltkirche abwarten. Und bis dahin versuchen, dem bischöflichen Ideal nachzueifern, das Kardinal Schönborn formuliert (und durchaus vorgelebt hat). Er bekennt in aller Klarheit: <i>„Die moralische Autorität bischöflicher Entscheidungen aber wächst, wenn sie zuvor durch einen Beratungs- und Konsultationsprozess hindurchgegangen ist.“ </i></p><p style="text-align: justify;">Wesentlich wird es sein und bleiben, dass wir als zaghafte oder überzeugte Katholiken Zeugnis geben von der Hoffnung die uns erfüllt. Und dies in Wort und Tat, mit der Rückendeckung unserer Priester und Bischöfe, Hand in Hand mit den konservativen und liberalen Schwestern und Brüdern und aus der Kraft des Hl. Geistes. </p><p style="text-align: justify;">Diese Hoffnung wird weder bestärkt durch „ich glaube an die Entscheidungen des Synodalen Rates“ oder „ich glaube, dass der Bischof in „persona Christi“ die Diözese führt“ sondern durch den gemeinsamen Glauben an den dreieinen Gott.</p><p style="text-align: justify;">Ergänzend noch ein Link zu den Wortmeldungen der Kardinäle Kasper: </p><p style="text-align: justify;"><a href="https://www.herder.de/communio/theologie/synodales-miteinander-statt-unfruchtbares-gegeneinander-auswege-aus-der-krise/">https://www.herder.de/communio/theologie/synodales-miteinander-statt-unfruchtbares-gegeneinander-auswege-aus-der-krise/</a></p><p style="text-align: justify;">und Schönborn: </p><p style="text-align: justify;"><a href="https://www.herder.de/communio/theologie/ein-gespraech-mit-kardinal-christoph-schoenborn-mich-beeindruckt-die-geduld-des-papstes/" target="_blank">https://www.herder.de/communio/theologie/ein-gespraech-mit-kardinal-christoph-schoenborn-mich-beeindruckt-die-geduld-des-papstes/ </a></p>Markus Gehlinghttp://www.blogger.com/profile/03601483024904119330noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-3145452358057443603.post-52361487071269521172023-06-24T05:36:00.006-07:002023-06-25T12:13:21.324-07:00Immer fleißig druff? Prügel für die Bischöfe!<p></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjDGdfJ4xTW_YHBhGmnU41lblyuLKM1tuOGi5gFRctV_8Xmtag5ZZdT577QxqACfgUAzipNdUOX-KkUaxMYnMJxr2YOgjcxfhyuOvaqbN2AmXVjvm5AaZQAeE-U8J8M2V51kdE5IerTRcApDznARyOEvrbLSsE--3AB47bNrnb9FxabPWokXQD3k9caBJY/s2957/Right_Livelihood_Award_2010-award_ceremony-DSC_7972.jpg" style="clear: left; float: left; margin-bottom: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="2957" data-original-width="1971" height="320" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjDGdfJ4xTW_YHBhGmnU41lblyuLKM1tuOGi5gFRctV_8Xmtag5ZZdT577QxqACfgUAzipNdUOX-KkUaxMYnMJxr2YOgjcxfhyuOvaqbN2AmXVjvm5AaZQAeE-U8J8M2V51kdE5IerTRcApDznARyOEvrbLSsE--3AB47bNrnb9FxabPWokXQD3k9caBJY/s320/Right_Livelihood_Award_2010-award_ceremony-DSC_7972.jpg" width="213" /></a></div><div style="text-align: justify;">Im Aufbau unserer katholischen Kirche ist das Amt des Bischofs sicher das bedeutsamste Element. Man könnte sagen, das Bischofsamt ist konstitutiv und die Basis unserer Kirche. Die Bischöfe sind zentrale Persönlichkeiten und sie führen ihre Bischofsweihe zu Recht auf die jeweiligen Apostel zurück, als deren Nachfolger sie eingesetzt wurden. Die Päpste Benedikt XVI. und Franziskus haben in den letzten Jahrzehnten gerade ihre Aufgabe als Bischöfe von Rom neu akzentuiert. Als solche sind sie der Mittelpunkt, das Haupt und oberste Pontifex (Brückenbauer) im Bischofskollegiums, was sicher in der bevorstehenden Synode in Rom sichtbar vor Augen geführt wird. </div><p></p><p style="text-align: justify;">Daher berührt es umso mehr, auf welch atemberaubende Weise das Bischofsamt in diesen Tagen ausgerechnet von jenen angegriffen wird, die sich als besonders kirchen- und papsttreu betrachten. Während sie gleichzeitig lautstark beklagen, dass die deutsche Kirche den vier führenden Bischöfen Kardinal Woelki, Bischof Voderholzer, Bischof Oster und Bischof Hanke nicht folge, scheint jegliche Achtung vor missliebigen Bischöfen den Bach herunter zu gehen. Eine Entwicklung, die ich vor 10 Jahren noch komplett ausgeschlossen hätte. </p><p style="text-align: justify;">Natürlich steht das Bischofsamt bzw. der konkrete Bischof heute auch öffentlich unter Beschuss und muss manche Ungerechtigkeit ertragen. So trägt Kardinal Woelki die Hauptlast der öffentlichen Kritik am Missbrauchskomplex und badet das Versagen seiner Mitbischöfe und Vorgänger sicher zum Hauptteil aus, obwohl ihm selbst weniger Versagen nachgewiesen wurde - als manchem Mitbruder. Und Bischof Voderholzer stemmte sich mit aller Macht der liberaleren Theologie seiner ehemaligen Professorenkollegen entgegen, was ihm manch unangenehme Diskussion und manchen bösen Brief oder Zeitungskommentar einbrachte. </p><p style="text-align: justify;">Gerade ungeduldige Reformer gehen durchaus auch hart mit Bischöfen ins Gericht. Aber darüber möchte ich heute nicht schreiben. </p><p style="text-align: justify;">Ich muss gestehen, dass ich in meiner Familie immer zu Respekt vor Politikern, Bürgermeistern, Lehrer, Professoren, Pastören und Bischöfen erzogen wurde. Das steckt mir noch immer in den Knochen und nimmt mir manchmal auch die notwendige Unbefangenheit. </p><p style="text-align: justify;">Was ich aber in den letzten Tagen in der katholischen Tagespost über Bischof Kräutler lesen musste, das geht mir nicht nur deshalb gegen den Strich. </p><p style="text-align: justify;">Kräutler, werden Sie fragen, wer ist das? Wenn Sie nicht sehr in der katholischen Szene verwurzelt sind, werden sie den vormaligen Bischof der Territorialprälatur Xingu am Amazonas in Brasilien vermutlich gar nicht kennen. </p><p style="text-align: justify;">Dabei ist unser Land sehr verbunden mit dem riesigen Land in Lateinamerika. Nicht wenige Priester und Bischöfe, insbesondere Ordensleute, z.B. Franziskaner aus Brasilien, stamm(t)en aus Deutschland. Für mein Heimatstädtchen war das Kloster Bardel ein anziehender Ort für uns Jugendliche, es gehörte – obwohl in Niedersachsen gelegen – zur brasilianischen Ordensprovinz. </p><p style="text-align: justify;">Der Amazonas (Xingu ist eine riesige, aber dünn besiedelte Quasi-Diözese), war kirchlicherseits fest in deutschsprachiger Hand. Nachdem Papst Pius XI. die Territorialprälatur 1934 begründet hatte, setzte er den Franziskaner Bischof Armando Bahlmann aus Essen/Oldenburg als Prälaten ein. Nicht unwahrscheinlich, dass der heutige Bischof von Óbidos am Amazonas, Johannes Bahlmann, ebenfalls Franziskaner, geboren in Visbek, mit ihm verwandt ist. </p><p style="text-align: justify;">Auf Bischof Bahlmann folgte dann (später) 1971 – 1981 Erich Kräutler und dann – sicher ungewöhnlich - dessen Neffe, Erwin Kräutler, der bis 2015 in diesem Amt war. Beide gehör(t)en (wie auch ihr Vorgänger Clemens Geiger) dem Orden der Missionare vom Kostbaren Blut (CPPS) an. </p><p style="text-align: justify;">2019 teilte Papst Franziskus die Territorialprälatur aufgrund der schieren Größe in ein Bistum und eine neue Territorialprälatur auf, die inzwischen von brasilianischen bzw. spanischen Ordensleuten geleitet werden. </p><p style="text-align: justify;">Bischof Erwin Kräutler habe ich bei dem ein oder anderen Vortrag erleben dürfen. Der Österreicher hat es vermocht, viele Gemeinden und Christen für die Unterstützung seiner Amazonas-Mission zu gewinnen. Sicher auch, weil des dort zahlreiche Stämme und Gruppen gibt, die fernab der sogenannten Zivilisation und teils „unkontaktiert“ und isoliert leben. </p><p style="text-align: justify;">An einen Abend erinnere ich mich besonders gut, auch wenn ich nicht mehr sicher weiß, in welchem Pfarrheim viele Besucher den Worten des Bischofs lauschten. Der saß zunächst unauffällig im hinteren Teil des Raumes auf einem Stuhl. Dann trat er ans Rednerpult und berichtete mit spürbarer Verbundenheit vom Leben in den Pfarreien, von langen, beschwerlichen Reisen, von der Freude, gemeinsam Eucharistie zu feiern, von der Schwierigkeit im feuchten, tropischen Klima die Hostien vor dem Verschimmeln zu bewahren. Am Ende beteten wir gemeinsam das Vater unser und er sprach den bischöflichen Segen. Er hat mich sehr berührt und als Persönlichkeit beeindruckt. Einfach, klar, demütig, sich aber seiner Rolle und Aufgabe bewußt. </p><p style="text-align: justify;">2010 wurde Kräutler mit dem alternativen Nobelpreis ausgezeichnet. Er gilt als Co-Autor der Enzyklika „Laudato si“ von Papst Franziskus. Man hat ihn in seiner Diözese mit dem Tod bedroht und verprügelt, weil er sich für die Armen, die indigenen Völker und die Natur engagiert hat.</p><p style="text-align: justify;">Besondere Aufmerksamkeit fand Kräutlers Person im Umfeld der Amazonas-Synode in Rom. Damals war er als Bischof bereits in Pension, aber als Vizepräsident noch engagiert im Amazonas-Netzwerk REPAM, das Diözesen und Initiativen der Amazonasregion miteinander vernetzt. </p><p style="text-align: justify;">Hier hat er u.a. die Weihe bewährter verheirateter Männer zu Priestern gefordert und sich später enttäuscht gezeigt, dass der Hl. Vater dem mehrheitlichen Wunsch der Synodalen dazu nicht folgte. </p><p style="text-align: justify;">Später erkrankte Kräutler schwer und wäre wohl beinahe gestorben. </p><p style="text-align: justify;">In der Tagespost erschien nun ein Kommentar von Stephan Baier vom 22.6.2023. Unter der Überschrift „Frustrierte Linkskatholiken“ wird ein unvorteilhaftes Bild des Amazonas-Bischofs (der nach wie vor in seiner Wahlheimat lebt) gezeigt.</p><p style="text-align: justify;">Spöttisch wird der <i>„legendäre Amazonas-Bischof“</i> zitiert:<i> „Es fällt mir schwer zu glauben, dass Papst Franziskus nun schon mit mehr als 86 Jahren den Mut aufbringt, beispielsweise den Pflichtzölibat aufzuheben“.</i></p><p style="text-align: justify;">Eigentlich eine harmlose Bemerkung aus einem langen Text mit vielen interessanten Themen. Ich glaube das übrigens auch nicht... Aber wer weiß, Franziskus überrascht ja immer wieder. </p><p style="text-align: justify;">Baier kann sich den Hinweis nicht verkneifen, dass Bischof Kräutler selbst ja<i> „nur drei Jahre jünger sei“.</i> Dieser zeige sich <i>„vor allem frustriert, dass Papst Franziskus die Amazonas-Synode nicht dazu genutzt hat, die von Kräutler ersehnte und herbeigeredete Agenda durchzuziehen.“ ...</i></p><p style="text-align: justify;"><i>Lange haben Bischof Kräutler und seine Gesinnungsgenossen versucht, Papst Franziskus für sich zu instrumentalisieren und in ihrem Sinn zu interpretieren. … Weil Franziskus dieser Agenda trotz einer Mehrheit in der Synodenaula nicht folgen wollte, genügte es nun offenbar nicht mehr, bösen Hardlinern im Vatikan den Schwarzen Peter zuzuschieben. Also wird der Papst selbst pathologisiert: Der alte Mann bringt den Mut nicht auf, so lautet das neue Kräutler-Narrativ.“</i></p><p style="text-align: justify;">Interessant, was man in einen doch eigentlich harmlosen Satz hinein lesen kann. Hätte Kardinal Müller genau dasselbe gesagt, wer hätte da von "Gesinnungsgenossen", von "instrumentalisieren" und "pathologisieren" gesprochen. </p><p style="text-align: justify;">Und dann holt Baier noch mal ganz weit aus und klagt: <i>„Das ist eine altbekannte, aber unehrliche Methode: Bischöfen, die sich der linkskatholischen Agenda verweigern, wird Angst und fehlender Mut unterstellt. Nun also auch Papst Franziskus, garniert mit einer Anspielung auf sein Alter. Ist es für Kräutler & Co. völlig unvorstellbar, dass der Papst eine Wertschätzung für den Zölibat – immerhin die Lebensform Jesu – aufbringt? Und braucht ein Papst in Zeiten wie diesen nicht viel mehr Mut, einer Synodenmehrheit und zugleich dem Zeitgeist zu widerstehen als sich der pseudo-demokratischen Mehrheit einfach zu fügen?“</i></p><p style="text-align: justify;">Schließlich dreht der Kommentator die ehrliche Sorge des Bischofs um die Menschen seiner Diözese auf eine sehr persönliche Ebene. Den Satz Bischof Kräutlers <i>„Wenn die Menschen weder an Weihnachten noch an Ostern noch an Pfingsten eine Eucharistiefeier haben, dann fehlt etwas.“</i> wendet er in einen persönlichen Vorwurf. Daran sei dieser schließlich selbst schuld, er habe einfach nicht genug dafür getan, Priesterberufungen zu fördern: <i>„Ja, ganz richtig! 35 Jahre lang war der aus Vorarlberg stammende Kräutler als Bischof von Xingu dafür verantwortlich, den Menschen im Amazonasgebiet das Evangelium zu verkünden. Wenn der Priestermangel dort jetzt so dramatisch ist, dann trägt er als Bischof dafür eine Mitverantwortung. Aber es ist natürlich bequemer, vom Papst eine Reform der weltkirchlichen Ordnung zu verlangen, als über die Förderung von Priesterberufungen – und die eigenen Versäumnisse hierbei – nachzudenken.“</i></p><p style="text-align: justify;">Beinahe erwartbar sekundiert auch kath.net: <i>„Weltsynode: Bei „Umstürzlern“ wie Bischof Kräutler breitet sich Resignation aus...“</i> Der Bischof hätte für seine <i>„zeitgeistigen Positionen“ viel Presseaufmerksamkeit“ </i>erhalten. Gerade von <i>„kirchensteuerfinanzierten“</i> Medien. </p><p style="text-align: justify;">Schließlich wird dort resümiert: <i>„Sollte dies ein Wink Kräutlers mit dem Zaunpfahl sein, dass Papst Franziskus zurücktreten möge? Das wäre nicht nur eine Unverschämtheit eines Bischofs, sondern es wäre obendrein eine eklatante Realitätsferne. Weiß Kräutler ernsthaft nicht, dass die Verantwortung, die katholische Kirche in ein neues Schisma zu führen, auch keiner der Nachfolger von Papst Franziskus leichtfertig auf sich nehmen können wird?“.</i></p><p style="text-align: justify;">Der Bischofstitel fällt in diesen Zitaten locker unter den Tisch. In den Diskussionen zu solchen Texten in sozialen Medien wird es dann gänzlich unerträglich. Kräutler sei ein Rassist, weil er einheimische Kandidaten den Weg zum Priestertum verschlossen habe. Er habe ihnen die Fähigkeit zum Zölibat abgesprochen. Worauf diese Vorwürfe zurückgehen – steht auch in dem sehr lesenswerten Text von Bischof Kräutler, denn er hat hin und wieder davon gesprochen, dass in den indianischen Dörfern die Ehelosigkeit der Priester nicht verstanden wird. Beinahe mitleidig reagiert der Kazike (der Vorsteher) des Dorfes, als der Bischof ihm erzählte, dass er nicht verheiratet sei und daher auf seinen Reisen ohne Unterstützung seiner Frau unterwegs sein müsse.</p><p style="text-align: justify;">Natürlich ist das sicher kein Argument gegen die Ehelosigkeit um des Himmelreiches willen. Aber man muss die Kultur der Menschen dennoch wahrnehmen und verstehen. Dabei ist Kräutler niemand, der die grundsätzlich sakramentale Struktur der Kirche und die Ämter der Priester, Bischöfe und Diakone in Frage stellt. Im Gegenteil! Und er betont die Bedeutsamkeit der Eucharistie für die Katholiken in einer Weise, die ich mir hierzulande manchmal wünschen würde. Und dennoch müssen 90 Prozent der Gemeinden am Amazonas fast ohne sonntägliche Eucharistie, ohne Beichte und Krankensalbung, ohne zeitnahe Taufe und Eheschließung leben und sich ohne priesterliche Leitung organisieren.</p><p style="text-align: justify;">Gerade die Eucharistie ist doch von so existentieller Bedeutung "Quelle und Höhepunkt" für die Kirche, dass es geradezu verstört, warum diese nicht weltweit alles nur Mögliche tut, dass Christus im eucharistischen Brot auch unter den Menschen überall gegenwärtig sein - und verehrt werden kann. Wenn das nicht Christen jeglicher Spiritualität zusammen führt - was denn dann?</p><p style="text-align: justify;">Die Frage des Bischofs ist doch mehr als berechtig, warum es in der existentiellen pastoralen Notsituation in Lateinamerika, die sich am Amazonas ja besonders zeigt, die Kirche keine Lösungen anbietet? Warum wir die Menschen dort den pfingstlerischen Sekten und sonderbaren Gemeinschaften überlassen, die Wohlstand versprechen und reichlich Missionare schicken, die oft genug engagiert für den eigenen Wohlstand arbeiten - aber präsent sind. </p><p style="text-align: justify;">Wer von uns hier kann sich vorstellen, wie das ist, wenn Priester nur ein bis zweimal im Jahr (wenn überhaupt) vorbei kommt? <i>„Der Priester gehöre nicht zum Dorf, sei im Grunde kein Mitglied der Gemeinde, sagte ich ihm (dem Hl. Vater), sondern komme halt mal vorbei, wenn es ihm möglich ist. Wie oft haben mich Gemeindemitglieder selbst gefragt: „Wann kommst du wieder?“ und ich gab eine verlegene Antwort: „So bald als möglich!“. Oft vergingen Jahre, bis ich mein Versprechen einhalten konnte.“</i></p><p style="text-align: justify;">Was soll verkehrt daran sein, wenn ein Bischof davon träumt, dass Männer und Frauen als Diakone das Leben ihrer Gemeinden teilen und einige von ihnen, die sich besonders bewährt haben – in Berufung und Familie – auch zu Priestern geweiht werden?</p><p style="text-align: justify;">Das allein hat gereicht, um Bischof Kräutler zur Hassfigur gewisser Kirchenkreise zu machen. Als sei er nicht ein verdienter Mann, der sein Leben in den Dienst Jesu Christi gestellt hat - sondern ein politischer Aktivist für den eigenen Vorteil. Ich finde das schäbig.</p><p style="text-align: justify;">Ein solcher Traum, auch wenn er nicht – oder noch nicht – wahr wird, berührt in keiner Weise die Fundamente und die Basis unseres Glaubens. Im Gegenteil, die Frage des Diakonats der Frau wird in der Kirche doch offen beraten, sogar durch päpstlich eingesetzte Kommissionen. In den unierten, östlichen Kirchen gibt es schon lange verheiratete Priester, im Westen – mit Ausnahmegenehmigungen – ebenfalls, dazu noch die oft verheirateten ständigen Diakone. </p><p style="text-align: justify;">Demgegenüber sägt der feindselige Umgang mit Bischöfen, die – aufgrund ihrer langjährigen seelsorglichen Erfahrung zu kritischen Fragen an die Kirche kommen – und vor allem der abwertende, despektierliche Ton, in dem sie inzwischen angegangen werden, deutlich an den Wurzeln der Kirche. </p><p style="text-align: justify;">Gegen Widerspruch und Kritik ist gar nichts einzuwenden. Aber wenn darin nicht mehr die grundsätzliche Liebe zur Kirche und die Achtung vor den Nachfolgern der Apostel zu spüren ist, wenn diese grundlegenden Umgangsformen nicht einmal mehr von den so kirchentreuen Journalisten und Aktivisten eingehalten werden – dann läuft etwas grundsätzlich falsch.</p><p style="text-align: justify;">Erst recht, wenn man sich nicht zu schade ist, Bischöfe als "Mietlinge" zu titulieren, wie dies z.B. bei den Demonstrationen am Rande der letzten Bischofskonferenzen und bei Protesten zum Synodalen Weg immer wieder zu sehen war. </p><p style="text-align: justify;">Selbst wenn man den Überzeugungen von Bischof Kräutler nicht folgen mag und ihm widersprechen möchte: Niemand kann seine vielfachen Verdienste um die Kirche, sein segensreiches Wirken für die Indigenas und die kostbare Natur des Amazonasgebietes bestreiten. Allein dies sollte einem verdienstvollen alten Kirchenmann Respekt und Interesse einbringen. Selbst dann, wenn dieser im Laufe seines Lebens auch Fehler gemacht haben sollte oder zu strittigen Überzeugungen gekommen ist. </p><p style="text-align: justify;">Spott, Häme, haltlose Unterstellungen und die Überinterpretation einzelner Bemerkungen oder Anekdötchen werden unsere Kirche keinen Schritt voran bringen. Im Gegenteil sie stoßen ab. </p><p style="text-align: justify;">Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht. </p><p style="text-align: justify;">Ich fände eine Entschuldigung angemessen.</p><p style="text-align: justify;">Und dann könnte ja eine Diskussion folgen. </p><p style="text-align: justify;"><br /></p><p style="text-align: justify;">Hier der Text von Bischof Kräutler in der Herder Korrespondenz:</p><p style="text-align: justify;"><a href="http://www.herder.de/hk/online-exklusiv/amazonas-und-weltbischofssynode-eiskalte-dusche/">www.herder.de/hk/online-exklusiv/amazonas-und-weltbischofssynode-eiskalte-dusche/</a></p><p style="text-align: justify;"><br /></p><p style="text-align: justify;">Den Text von Petra Lorleberg bei kath.net findet man hier: <a href="http://www.kath.net/news/81894">www.kath.net/news/81894</a></p><p style="text-align: justify;">Und hier den misslungenen Kommentar von Stephan Baier: </p><p style="text-align: justify;"><a href="http://www.die-tagespost.de/kirche/weltkirche/frustrierte-linkskatholiken-art-239639">www.die-tagespost.de/kirche/weltkirche/frustrierte-linkskatholiken-art-239639</a></p>Markus Gehlinghttp://www.blogger.com/profile/03601483024904119330noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-3145452358057443603.post-49309090535254568622023-05-12T00:52:00.006-07:002023-05-12T00:52:58.846-07:00Das Wohnzimmer des emeritierten Bischof von Chur...<p></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjFLU4qLoxrgEZvcpjip8HqAR8CJu_PU6Tlz1ApYyp6qbBtl5BdQnt0eFsju_iflLhQXON1nhukNN2F3-oyf1tdhcmQ18PWCuWzPYC1iCqg92zL4EOMvNgcVZnj-XZqzhNlvoDPXQ361lM_38u4y0mpcjmn9N7Vi_JBzlIVNUdnJ1AEdQHJhkYozttz/s1089/huonder.jpg" imageanchor="1" style="clear: left; float: left; margin-bottom: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="851" data-original-width="1089" height="250" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjFLU4qLoxrgEZvcpjip8HqAR8CJu_PU6Tlz1ApYyp6qbBtl5BdQnt0eFsju_iflLhQXON1nhukNN2F3-oyf1tdhcmQ18PWCuWzPYC1iCqg92zL4EOMvNgcVZnj-XZqzhNlvoDPXQ361lM_38u4y0mpcjmn9N7Vi_JBzlIVNUdnJ1AEdQHJhkYozttz/s320/huonder.jpg" width="320" /></a></div><div style="text-align: justify;">Seit einigen Wochen kursieren Beiträge des inzwischen emeritierten Bischofs der Schweizer Diözese Chur im Internet. Der dortige Bischof, Vitus Huonder war nach seiner Emeritierung in das von der Piusbruderschaft betriebene Jungeninternat „Sancta Maria“ in das Örtchen Wangs im Kanton St. Gallen gezogen. Dieser Schritt hatte einige Beobachter überrascht, hatte sich die Piusbruderschaft doch im Streit um die Liturgiereform von der katholischen Kirche getrennt. Die damals vom Erzbischof Lefebvre geweihten Bischöfe waren damals exkommuniziert worden. Seitdem gab es Gespräche zur Versöhnung und vor allem unter Papst Benedikt und Papst Franziskus einige Versuche, Signale der Versöhnung zu senden, wie die Aufhebung dieser Exkommunikation und die Erlaubnis zur gültigen Spendung einiger Sakramente durch Priester dieser ordensähnlichen Priestergemeinschaft. Von der Leitung dieser Gemeinschaft gab es aber trotz der ausgestreckten Hände letztendlich keine konkrete Bewegung auf Rom zu, im Gegenteil, es folgten weitere Distanzierungen und ein Rückzug auf die Haltung, dass der Hl. Vater ihnen noch weiter entgegen zu kommen habe.</div><p></p><p style="text-align: justify;">Im Mittelpunkt der Auseinandersetzungen zwischen der offiziellen katholischen Kirche und der Piusbruderschaft steht die Frage der Liturgiereform. Die Bruderschaft hält an der ausschließlich lateinischen Liturgie fest, wie sie bis zum 2. Vatikanischen Konzil in der Katholischen Kirche gefeiert wurde. Und sie lehnt zahlreiche weitere Reformen dieses Konzils entschlossen ab. </p><p style="text-align: justify;">Nun sehen wir in diesem Video einen katholischen Bischof, der sich 1:1 die Haltung der Piusbruderschaft zu Eigen macht. Er tritt – ohne jedes kritische Wort – als Botschafter dieser Gemeinschaft auf und klagt Papst Franziskus an, die Kinder der Kirche „hungern“ zu lassen und Verantwortlich für eine große Wunde zu sein, die sich zu einer giftigen Furunkel entwickele. </p><p style="text-align: justify;">Hintergrund der bischöflichen Empörung sind die Einschränkungen für die Feier der alten Liturgie, die Papst Franziskus kürzlich verfügt hat, weil er im Kreis von deren Anhängern vor allem eine beinahe romantische Verklärung der Vergangenheit beobachtet und die irrationale Hoffnung, wenn man nur zu Haltungen und liturgischen Formen glorreicher Zeiten zurückkehre – so wäre die Krise der Kirche überwunden. </p><p style="text-align: justify;">Und als wolle Bischof Huonder diese Haltung des Papstes bestätigen, so liegt er argumentativ genau auf dieser Linie. Man kommt aus dem Kopfschütteln nicht mehr heraus. Hier spricht ein Bischof, der aufgrund seiner Haltung nachhaltig Unfrieden in seiner Diözese gestiftet hatte. Man blicke nur zurück auf die letzten Jahre seiner „Regentschaft“ und wie sehr auch konservative Katholiken in den Schweizer Bistum aufatmeten, als endlich ein Versöhner (ausgerechnet ein Opus-Dei-Mann) zum Bischof gewählt wurde. Was von Huonders Anhängern zuvor noch mit schmutzigen Verfahrenstricks sabotiert werden sollte. </p><p style="text-align: justify;">Besonders entlarvend erweist sich das von Huonder verwendete Bild, für das er zunächst noch ausgerechnet Erzbischof Gänswein und den verstorbenen Papst Benedikt XVI. vor seinen Karren spannt, indem er dessen angebliche Wortmeldungen bei der Frühstückslektüre des „Osservatore Romano“ zitiert. Nach dieser zurecht gebogenen „Steilvorlage“ versteigt sich Huonder zu der Formulierung, es ginge darum „eine Große Wunde zu heilen, denn sie blutet immer noch, sie blutet neuerdings, die Kirche leidet mehr denn je an dieser Wunde, sie wird größer, sie wird zu einem giftigen Furunkel, der den ganzen Körper in einen schlimmen Fieberzustand versetzt.“</p><p style="text-align: justify;">Man fragt sich einen Moment, ob man recht gehört hat. Offenbar hatte sich der Bischof in sein Bild derart verliebt, dass er gar nicht merkt, wie schräg das alles ist. Denn einen giftigen Furunkel, das weiß schon der Karl May – Leser, muss man aufstechen, die Wunde muss gereinigt werden (mancher Traditionelle schwört hier noch auf die sogenannte Zugsalbe). „Die Ärztin oder der Arzt öffnet den Eiterabszess mit einem kleinen Schnitt, desinfiziert die Wunde und legt Stoffstreifen ein, die den Eiter aufsaugen und ableiten. Die Wunde heilt offen aus, muss also nicht vernäht werden.“ </p><p style="text-align: justify;">Dieses Bild wendet sich in einer Weise gegen die Piusbruderschaft, dass man beinahe hofft, der Bischof hätte sich diesen Gedankengang gespart. </p><p style="text-align: justify;">Ich habe es an anderer Stelle schon gesagt, dass ich bezüglich der Einschränkungen für den traditionellen Ritus die Einschätzung des Hl. Vaters nicht teile. Allerdings kann ich seine Sorge um die Einheit der katholischen Liturgie verstehen. Und offensichtlich ist es ja so, dass die ausgestreckte Hand von Papst Benedikt XVI. nicht ergriffen wurde. Im Gegenteil, man hat den Hl. Vater damals stehen lassen, hat ihn zu vereinnahmen versucht, hat seine Hand zurückgeschlagen oder versucht ihn über den Tisch zu ziehen. Die Videos von Bischof Huonder machen das noch einmal überdeutlich. Es gibt für ihn nur einen Weg der Reform in der Kirche, das ist die Umgestaltung dieser Kirche nach dem Vorbild der Piusbruderschaft. Nach meiner Wahrnehmung ist das eine ungeeignete Medizin, deren Prinzipien eher jenen der Homöopathie ähneln als jenen der modernen Medizin oder selbst jenen des Mittelalters. </p><p style="text-align: justify;">Die Ursache für die Krise der Kirche sind vielschichtig und liegen mitnichten darin, dass die Kirche sich mit dem 2. Vatikanum (noch dazu allzu spät) geweigert habe, den Weg in ein selbstgewähltes katholisches Ghetto zu gehen, sondern sich entschied „Sakrament für die Welt“ und „Ferment der Versöhnung“ in der Gesellschaft sein zu wollen. Mir kommt die Piusbruderschaft vor wie eine Amish-Gemeinde, wie die Gemeinschaften chassidischer Juden in Israel und den USA oder die Wahhabiten im Islam. Man beschreibt ein Glaubensideal, das nur in Abschottung und Abgrenzung von der modernen Welt gelebt werden kann. Man hat ein relativ einfaches Glaubensideal, das zum Allheilmittel aller Probleme und zum Weg der Erlösung stilisiert wird mit einzelnen Bausteinen, die nicht ohne Wahrheit und Überzeugungskraft sind und für die man göttliche Geltung beansprucht. </p><p style="text-align: justify;">Kompromisse sind von dieser Position aus nicht möglich. Diese Konstrukte sind erstaunlich stabil, in einem gewissen Umfang sicher auch missionarisch. Ich lasse an dieser Stelle aber die Frage offen, ob sie einen Weg in die Zukunft darstellen oder nicht letztendlich eine Ursache des Fiebers und der gesellschaftlichen Spannungen sind, unter denen die Menschheit so leidet. Im Bereich des Islam muss man diese Frage leider mit ja beantworten. Auch Huonder zitiert Benedikt XVI. Mit den Worten „es sei immer gefährlich, eine Gruppe von Gläubigen in die Ecke zu drängen“ und ihren das Gefühl zu vermitteln „verfolgt zu sein.“</p><p style="text-align: justify;">Nur, wäre es nicht seine Aufgabe als Bischof, als Pontifex, zur Befriedung beizutragen, statt derlei Ängste und Sorgen anzuheizen?</p><p style="text-align: justify;">Es ist nicht allein die Haltung der römischen Kirche, die die Wunde der Liturgiereform nicht hat heilen lassen (auch wenn hier viele Fehler gemacht wurden und werden). Es ist aber in erster Linie die ideologische Abschottung der Piusbrüder, die die Transformation der schmerzenden Wunde in einen eiternden Furunkel erst ermöglich hat. Um das Bild des emeritierten Bischofs weiter zu strapazieren. </p><p style="text-align: justify;">Zum Ende seines Films fabuliert der Bischof dann von einer angeblichen „innerkirchlichen Verfolgung“ und sieht sich in der Tradition des Ambrosius im Kampf gegen den sog. „Arianismus“ der frühen Kirche und zitiert dazu den Kirchenvater Basilius mit dessen Reflektion der Verfolgung der Glaubenstreuen im 4. Jahrhundert des Christentums. Er spricht von „Hetzjagden“ gegen die Anhänger der überlieferten Liturgie und es klingt, als würden Menschen (wenn nicht jetzt – dann aber bald - massenhaft verbannt, verbrannt und ermordet. Das Gegenteil ist der Fall. Mit der Autorität des Bischofsamtes irrlichtern eine ganze Reihe einst katholischer Bischöfe durch die Welt und sägen munter an den Stuhlbeinen der päpstlichen Kathedra.</p><p style="text-align: justify;">Kein Wunder, dass auch die diesbezüglichen Hemmungen der liberalen Gegenseite in den letzten Jahren gefallen sind. </p><p style="text-align: justify;">Fast kommen einem die Tränen, wenn man den Bischof abschließend seine Anklage an den Papst (der ihn angeblich nicht mehr empfangen würde) formuliert: <i>„Was veranlasst ihn dazu? Warum nimmt er den Kindern das Brot weg? Was veranlasst ihn dazu sie hungern zu lassen? Was veranlasst ihn dazu sie zu Grunde gehen zu lassen. … Sie haben ein Recht auf diese Nahrung. Ich betonte, sie haben ein Recht auf DIESE Nahrung.“</i></p><p style="text-align: justify;">Lieber Bischof Huonder, der Papst lässt die Kinder nicht hungern. Er lädt sie ein. So zum Beispiel in die Pauluskirche nach Voerde. Dort lässt er ihnen das Brot reichen. Am Samstag um 18.30 Uhr, am Sonntag um 9 Uhr und um 11 Uhr. Dazu noch in der Woche am Montag, Donnerstag und Freitag. Und wenn der Geschmack des Brotes dort nicht genehm ist: es gibt auch noch das Stift Heiligenkreuz, es gibt die Bethlehemschwestern in den hesssischen Wäldern und auf der Kinderalm, es gibt die Priorate der Petrusbruderschaft und Maria Vesperbild, des gibt Neviges, Banneux und das Kloster Beuron. In beinahe jeder kleinen Kapelle wird das Hl. Opfer dargebracht und das „Brot vom Himmel“ gereicht. Und kein Priester wird dem traditionellen Katholiken die Tür vor der Nase zuschlagen, wenn er vor der Hl. Messe die Beichte ablegen möchte. </p><p style="text-align: justify;">Der Papst lässt seine Kinder keineswegs hungern. Es sind (die glücklicherweise wenigen) Bischöfe wie Vitus Huonder, die mit Gewalt die Türen der Brotschränke geschlossen halten, indem sie suggerieren, dass nur die alte Liturgie zum Heil führt und indem sie die erneuerte, gültige Liturgie der Kirche für minderwertig, ja wertlos erklären. </p><p style="text-align: justify;">Und nicht nur das. Letztendlich stehen sie auf diese Weise auch dem sehr berechtigten Anliegen von Papst Benedikt XVI. im Wege, die Schwächen der Liturgiereform nach dem 2. Vatikanum tatsächlich und von der Wurzel her anzugehen. Benedikt XVI. hat sich eine Reform der Reform gewünscht und gehofft, dass die von ihm verfügten Öffnungen und Erleichterungen für die alte Liturgie zu einer offenen Atmosphäre des Dialogs, ja zu einer neuen liturgischen Bewegung führen. Das Gegenteil war (zumindest im Umfeld der Piusbruderschaft der Fall). Zunächst wurde offenbar, dass inzwischen auch höchst unappetitliche Kreise an der Bruderschaft angedockt hatten, wie der Skandal um den Holocaustleugner Bischof Williamson beispielhaft offenbarte. Aber auch weitere zweifelhafte Persönlichkeiten zeigten sich in diesem Kontext. Im Zuge der hierdurch entstandenen Krise scheiterten dann auch alle Bemühungen, die Bruderschaft wieder unter den Schirm der regulären katholischen Kirche zu integrieren. </p><p style="text-align: justify;">Diese versammelte sich nämlich wieder stärker um den traditionalistischen Kern, entmachtete die reformbereiten Kräfte und entschied sich, weiter „das eigene Ding“ zu machen. Im Zuge dessen entstanden sogar einige neue Ableger, die man in der Wortwahl von Bischof Huonder wohl als komplett eingekapselte Furunkel betrachten muss, die glücklicherweise (hoffentlich) keinen Schaden mehr anrichten können. Obwohl... </p><p style="text-align: justify;">Kommen wir noch einmal auf Bischof Huonder zurück. Es bedrückt, dass er in einem Internat lebt, wo junge Menschen in diese Gedankenwelten hinein geführt werden. Ja, wo Nachwuchs für diese Form einer Restauration der Kirche herangezogen wird. Nach seiner Emeritierung wollte Huonder den Dialog mit der Bruderschaft fördern. Mit seinen Videos zeigt er nun, dass er die Brücke überschritten hat und längst auf der Insel angekommen ist. In seinen Videos zeigt er sich als Bischof der Piusbruderschaft, an deren Haltung nicht der Hauch einer Kritik spürbar wird. Dialog bedeutet ein Ringen um die Wahrheit, ein Durchdenken auch der „gegnerischen“ Haltung und Position. Sowenig dies in der offiziellen Kirche der Schweiz und Deutschlands mit der Haltung der Piusbruderschaft zu geschehen scheint, so wenig geschieht dies bei Bischof Huonder und der Bruderschaft. De facto gibt es keinen Dialog, de facto dient der Dialog, dienten diese Videos allein der Mission für die eigene Position. Der Bischof ist kein Brückenbauer mehr, er ist ein Missionar einer anderen Kirche geworden. Konsequenterweise müsste man ihn auch offiziell in die Bruderschaft aufnehmen und aus dem Annuario Pontifico, dem päpstlichen Jahrbuch streichen, das u.a. die Namen der römisch-katholischen Bischöfe nennt. Da die Position des aus der Bruderschaft ausgeschlossenen Bischofs Williamson ja vakant geblieben ist, könnte er dessen Nachfolge antreten. Da die Bruderschaft ja durchaus erfolgreich missioniert, wäre sein Einsatz auch notwendig. </p><p style="text-align: justify;">Offen fordert Bischof Huonder gar eine Entschuldigung der römischen Kirche gegenüber der Piusbruderschaft. Und selbst hier bringt er einen verborgenen und zutiefst vergifteten Seitenhieb ein, der erst beim zweiten Hören in seiner Ungeheuerlichkeit offenbar wird. Er spricht von "Phantomgräbern", für die sich die Kirche entschuldigt habe. Mit diesem Begriff dürfte er sich auf den Skandal der in Irland und Kanada im Umfeld katholischer Internate und Heime aufgefundenen Gräberfeldern, die für einen gewaltigen Skandal gesorgt hatten. Dort waren in katholischer Obhut verstorbene Kinder von unverheirateten Mädchen bzw. indigenen Völkern beigesetzt worden. Strittig ist, inwieweit die Kirche hier allein verantwortlich zu machen ist und was man konkret den damaligen Priestern, Ordensschwestern und Erzieher*innen vorzuwerfen hat. Trotzdem aber decken diese Skandale schreckliche Zustände auf, die ihre Ursache auch in einer moralischen Selbstüberhebung der Kirche haben, die durchaus auch Menschen ins Unglück gestürzt hat. Diesen komplexen Zusammenhänge mit der Wendung "Phantomgräber" zu marginalisieren ist im Grunde eine Ungeheuerlichkeit, die eines Bischofs unwürdig ist. Dafür empfinde ich eine gewisse Scham, weil ich Huonders Wirken in Chur vor vielen Jahren noch positiv gedeutet und teilweise verteidigt habe. </p><p style="text-align: justify;">Einstweilen wird noch viel Wasser den Tiber herab fließen, bevor es zu einem Kirchenmodell kommt, wo möglicherweise eine Piusbruderschaft, eine Communauté von Taizé, ein Kartäuserorden und eine Lebensgemeinschaft katholischer Familien wie auch eine Gruppe feministisch gesinnter Katholiken versöhnt mit- und nebeneinander unter dem Dach der einen heiligen, weltweiten und apostolischen Kirche existieren könnten. Und die ohne aus der Hl. Schrift und den Worten der Heiligen und Päpste Knüppel, Sensen und Dreschflegel zu machen, die man „den Anderen“ um die Ohren haut. Und in der eine Vielfalt römisch katholischer Liturgieen gefeiert werden, vom einfachen Wortgottesdienst über einen Ritus von Zaire (oder vom Amazonas) bis hin zu einer reformierten katholischen (gerne auch lateinischen) Hochliturgie. Dazu sicher weiter der mozarabische und ambrosianische Ritus und in den Kapellen der Piusbruderschaft ein tridentinischer Ritus nach einer neu aufgelegten Variante der Messbücher von vor 1962. Verbindend wird in dieser Kirchenvision das Wort des Herrn, die frohe Botschaft des Evangeliums sein und nicht das Messbuch des Konzils von Trient und der Syllabus errorum. Ob die Bruderschaft auch einmal unter dieses Dach schlüpfen wird, das liegt ganz allein in deren Hand.</p><p style="text-align: justify;">Die Filme des Bischofs verlinke ich diesmal nicht, da sie leicht bei Youtube zu finden sind.</p>Markus Gehlinghttp://www.blogger.com/profile/03601483024904119330noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-3145452358057443603.post-5056731653565050192023-03-20T14:48:00.007-07:002023-03-25T01:55:20.965-07:00Hilfe, Hurra, diese Hierarchie geht unter... (K.I.Z.)<p><span face="Tahoma, sans-serif"></span></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEheGb2Gxk3BH32sIJJDYfYwYxqh0jcmyGVvLpfiggtGAdeXbeJJYMxGuSEsKwBymYpCe7cBY2p99d_BtH1hwkyyXq6H2dMNu_Bxvc1oLIgmZAyTDk9V2iHl4zsw26Q6ik-OOdaULMpLNUK1VPdYOQWq1f7IZkjDbnjibuqIAKPmZ9mq_Kb8LSVjQsFb/s3008/DSC_1311.JPG" style="clear: left; float: left; margin-bottom: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="2000" data-original-width="3008" height="213" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEheGb2Gxk3BH32sIJJDYfYwYxqh0jcmyGVvLpfiggtGAdeXbeJJYMxGuSEsKwBymYpCe7cBY2p99d_BtH1hwkyyXq6H2dMNu_Bxvc1oLIgmZAyTDk9V2iHl4zsw26Q6ik-OOdaULMpLNUK1VPdYOQWq1f7IZkjDbnjibuqIAKPmZ9mq_Kb8LSVjQsFb/s320/DSC_1311.JPG" width="320" /></a></div>Dä! Da
haben wir's nun! Das Schisma! Angeblich hat ja ein Teil der Kirche und der Bischöfe in unserem Land aufgehört, so richtig katholisch
zu sein, weil sie sich entschieden haben, den Papst zu bitten, doch
möglichst bald auch Frauen zu Diakoninnen zu weihen; weil normale
Katholiken dem Pastor oder gar ihrem Bischof nicht nur guten Rat
geben möchten, sondern auch mit ihm entscheiden, bei Fragen, die die
Zukunft der Kirche betreffen; weil sie meinen, dass das Versprechen
eines gleichgeschlechtlichen Paares, das Leben gemeinsam in Liebe und
Treue zu leben, einen Gottesdienst und eine Segensfeier wert wäre;
weil eine Pastoralreferentin nicht mehr ihren Job verlieren soll,
wenn sie ihre Partnerin heiratet; weil demnächst ab und an einmal
ein Laie das Evangelium in der Hl. Messe auslegen wird. Ich glaube,
das waren grob gesprochen die wesentlichen Reformen, die in den
nächsten Jahren (vielleicht) in deutschen katholischen Pfarreien
möglich werden. Ob die Menschen dies wohl als grundstürzende
Reformen erleben?<p></p>
<p style="margin-bottom: 0cm;"><span face="Tahoma, sans-serif">Weit
stärker werden die Katholiken in Deutschland aber den Wind der
Realitäten spüren, dass Kirchen geschlossen werden, dass
Pastoralteams zusammenschmelzen wie der Schnee in der Sonne, dass gar
keine Hl. Messe mehr am Wochenende in ihrer Heimatkirche gefeiert
werden kann und für die Beerdigung der Oma vielleicht gar kein
Seelsorger mehr verfügbar ist.</span></p>
<p style="margin-bottom: 0cm;"><span face="Tahoma, sans-serif">Mir ist
durch den Kopf gegangen, dass ich auch nach dem letzten synodalen
Wochenende das Glaubensbekenntnis noch genauso und mit Überzeugung
beten kann, wie das zuvor möglich war. Denn der Synodale Weg hat den
Glauben an den dreifaltigen Gott nicht abgeschafft, er bekannte sich
ausdrücklich zu Christus und immer wieder sogar zum Hl. Geist. Auch
die Geburt Jesu als Sohn der Jungfrau Maria wurde nicht in Frage
gestellt und die Göttlichkeit Jesu offenbar ebenso wenig. Selbst die
Gemeinschaft der Heiligen, die Auferstehung der Toten, die
Wiederkunft in Herrlichkeit, die zwei Naturen und der Primat des
Papstes soll nicht abgeschafft werden, nicht einmal die besondere
Stellung des bischöflichen und priesterlichen Amtes. Man mag es
nicht glauben: der Synodale Weg steht zum katholischen Priesteramt. </span>
</p>
<p style="margin-bottom: 0cm;"><span face="Tahoma, sans-serif">Kürzlich
las ich im aktuellen Band „Nichts als die Wahrheit“ von
Erzbischof Gänswein, dass Papst Benedikt XVI., der seine Bücher
überaus liebte, sich zur Gewohnheit machte, für ein neues Buch ein
anderes aus seiner Bibliothek auszusortieren. Diese Stärke habe ich
leider nicht. So werde ich wohl bald zum Textband der Gemeinsamen
Synode und zum Band mit den Ergebnissen des Diözesanforums auch noch
die Texte des Synodalen Weges dazu stellen können.</span></p>
<p style="margin-bottom: 0cm;"><span face="Tahoma, sans-serif">Natürlich
kann ich die Besorgnis verstehen, die manche konservative Beobachter
des Synodalen Weges in den vergangenen Jahren vorgetragen haben. In
der Tat ist die Reform der katholischen Kirche nicht so einfach, wie
mancher Lautsprecher dies rund um die Synodalversammlungen so
eingefordert hat. Und die vorgeschlagenen Lösungen beim Synodalen
Weg erschienen mir leider auch etwas dürftig. Ganz besonders der
verbissene Kampf um einen Synodalen Rat hat mich erstaunt. Als sei
dies der feuchte Traum eines jeden synodal bewegten Katholiken. Auch
ich denke, dass Papst Franziskus mit seiner Frage, ob hier in
Deutschland der synodale Weg nicht von einer gewissen Form von
„Elite“ geprägt sei, durchaus (auch) recht hatte. Dafür gibt es
eine ganze Reihe von Indizien.</span></p>
<p style="margin-bottom: 0cm;"><span face="Tahoma, sans-serif">Es ist
schwer, hier und heute schon ein Fazit zu ziehen. Mir hat vieles
nicht gefallen, was beim Synodalen Weg zu hören war. Zu einfach
sollten wir es uns mit der Synodalität, den Ergebnissen des
Synodalen Wegs und der Zukunft der Kirche nicht machen.</span></p>
<p style="margin-bottom: 0cm;"><span face="Tahoma, sans-serif">Daher
möchte ich in diesem Test einem gewichtigen Thema nachgehen,
angeregt durch das Wort MACHT, das im heutigen Sonntagsgottesdienst
in unseren Gemeinden in Voerde besonders bedacht wurde. Inspiriert
durch MISEREOR und die Erwählung des kleinen David unter den vielen
Söhnen des Ísai in der heutigen Lesung.</span></p>
<p style="margin-bottom: 0cm;"><span face="Tahoma, sans-serif">Macht,
das war auch beim Synodalen Weg einer der schillerndsten
Schlüsselbegriffe.</span></p>
<p style="margin-bottom: 0cm;"><span face="Tahoma, sans-serif">Lautstark
beklagten die konservativen Kritiker, dass es den Synodalen (Laien)
in erster Linie um die Macht ginge. Kirche sei keine Demokratie, sie
sei eine Hierarchie und Christus ihr Haupt. Das ginge nicht anders...
In der Tat ist das ein Knackpunkt vieler Diskussionen – wenn auch
anders als einige Kommentatoren meinen. Hierzu möchte ich gern
einige Beobachtungen zu Papier bringen. </span>
</p>
<p style="margin-bottom: 0cm;"><span face="Tahoma, sans-serif">Wie im
Brennglas hat auch der Synodale Weg selbst die Probleme gezeigt. So
wurde dort immer wieder (meist zwecks Verharmlosung in Richtung der
Kritiker) betont, dass man ja keine bindenden Beschlüsse fassen
könne und dass alles, was dort beschlossen würde, erst von einem
Bischof oder gar vom Papst in Kraft gesetzt werden müsse. In aller
Regel ist in diesem Ideal der römisch-katholischen Welt der Prozess
des Beratens vom Prozess der Entscheidung strikt getrennt. Schon die
Zusammensetzung des Synodalen Weges zeigt diese Besonderheit des
Katholischen. Auch wenn dem Plenum vorgeworfen wurde, dass es zu sehr
von „Laienfunktionären“ bestimmt sei, so zeigt doch ein Blick in
die Teilnehmerliste: Rund die Hälfte der Teilnehmer waren gar keine
Laien, sondern Kleriker, Diakone, Priester und Bischöfe. Die
Bischöfe mussten den Beschlüssen gar mit einer eigenen 2/3 –
Mehrheit zustimmen. Kam die nicht zustande – galt die Zustimmung
der sonstigen Versammlung nichts.</span></p>
<p style="margin-bottom: 0cm;"><span face="Tahoma, sans-serif">Ein
Kommentator beim Synodalen Weg (ich glaube, es war Prof. Tiefensee)
sagte in seiner Wortmeldung etwa: In die DNA der katholischen Kirche
sei nach wie vor die Monarchie als Konstruktionsplan eingeschrieben.
In der Tat ist da ja etwas dran: Der Vatikan als heutiger Kleinstaat
ist ja nach wie vor eine Art Monarchie, in der der Papst der absolute
Monarch ist. Nach diesem Prinzip ist auch die kirchliche Hierarchie
gestrickt.</span></p>
<p style="margin-bottom: 0cm;"><span face="Tahoma, sans-serif">In
Deutschland ist diese Regierungsform ja hier und da auch wieder „en
vogue“, man schaue nur auf die Zunahme der Reichsbürgerszene.
Allerdings scheint mir dahinter eher eine Idealvorstellung der
Monarchie zu stecken, als eine real existierende oder irgendwie
existenzfähige Regierungsform. Der gute König ist und bleibt leider
Gottes eine Märchengestalt. Kein Wunder, dass sie so viele Märchen
prägt und doch nur selten (oder nie) Wirklichkeit wurde. Die Regel
ist doch, dass der König allenfalls mittelmäßig, wenn nicht gar
ein grottenschlechter Regent ist. Dennoch ist uns Menschen offenbar
die Sehnsucht nach einem starken Mann, einem Kaiser, König oder
Führer ins Herz geschrieben. Die wachsende Unzufriedenheit mit der
Demokratie, die Kritik an Politikern, die Wahl von Populisten in
höchste Staatsämter, all das demonstriert diese irreale Sehnsucht
überdeutlich. Gerade unser Volk hat diesen Wunsch-Traum teuer
bezahlen müssen, als es das verklärte Bild vom deutschen Kaiser
eintauschte gegen einen Führer, der ein tausendjähriges Reich
versprach – und dann unser Land innerhalb kürzester Zeit in einen
Abgrund stürzte.</span></p>
<p style="margin-bottom: 0cm;"><span face="Tahoma, sans-serif">Auch
die Bibel kennt den verklärten König aller Könige in David und
Salomo. Wobei drumherum immerhin genügend Geschichten eingeflochten
werden, die die Königsgestalten wieder zu entzaubern vermögen. Aber
der Traum von einem idealen König, der ein Land zu Wohlstand,
Gerechtigkeit und Frieden führt – der durchzieht die Jahrhunderte
und glimmt auch heute noch unter der demokratischen Asche.</span></p>
<p style="margin-bottom: 0cm;"><span face="Tahoma, sans-serif">Zu
einer meiner frühesten Erinnerungen an kirchliche Gremienarbeit
gehört, dass in meiner Heimatgemeinde das sogenannte „Vetorecht“
des Pfarrers hitzig diskutiert wurde. Das muss jetzt weit über 30
Jahre her sein. Der Pfarrer könne mit seinem Veto jede Entscheidung
des Pfarrgemeinderates zu Fall bringen. Jede? Ernsthaft? Ich kann
mich nicht erinnern, dass ein Pfarrer einmal diese Karte gezogen hat.
Ganz ähnlich erlebte ich das in diözesanen Gremien, wo es
verschiedenen Akteuren immer extrem wichtig war, zu betonen, dass es
sich (nur – oder immerhin) um Beratungsgremien handeln würde, die
keine Entscheidungsvollmacht hätten. Vor diesem Hintergrund ist es
eine schöne Erfahrung, dass meine Stimme in einer Frage im
Jugendhilfeausschuss der Stadt eine Entscheidung durchbringen oder
verhindern kann. Es ist schon ein Unterschied, ob Wort und Stimme im
Zweifel auch Gewicht haben. Oder ob es egal ist, wie viel ich mich
engagiere und ob ich recht oder unrecht habe.</span></p>
<p style="margin-bottom: 0cm;"><span face="Tahoma, sans-serif">Vor
diesem Hintergrund erklärt sich auch das Gerangel beim Synodalen Weg
um die sogenannte „Selbstbindung“ der Bischöfe an Entscheidungen
synodaler Gremien. Man sieht hierin einen Ausweg aus dem Dilemma,
dass der Bischof in der katholischen Kirchenverfassung letztlich die
Person ist, die eine Entscheidung zu fällen hat. Wenn der Bischof
nun verspricht, nicht gegen die Entscheidung eines synodalen Rates zu
handeln, dann ist das im theoretischen Machtkonstrukt der
katholischen Kirche eine trickreiche Idee, um dem Gremium zu
signalisieren: „Ihr seid keine reine Quasselbude!“ Ich schätze
euren Rat und eure Meinung.</span></p>
<p style="margin-bottom: 0cm;"><span face="Tahoma, sans-serif">Ist das
jetzt wahrhaftig? Außenstehende Personen werden hierüber den Kopf
schütteln und darin möglicherweise einen Selbstbetrug sehen. Ob man
mit so einem Verfahren Glaubwürdigkeit zurück gewinnt?</span></p>
<p style="margin-bottom: 0cm;"><span face="Tahoma, sans-serif">Dagegen
scheint immerhin beim Kirchenvorstand die demokratische Welt auch in
die Kirche eingezogen zu sein. Hier zählt die Stimme des Pfarrers
nicht mehr als jene des einfachen Mitglieds, auch wenn der Pfarrer
der „geborene“ Vorsitzende dieses Gremiums ist. Der
Kirchenvorstand ist jedoch ein deutscher Sonderweg,
Staatskirchenrecht, das der Kirche um 1925 aufgezwungen wurde. Der
Staat wollte damit die Verbindung der deutschen Gemeinden zum
vatikanischen Machtzentrum jenseits der Alpen schwächen. Es ging um
Eigenständigkeit des deutschen Reichs und man unterstellte den
Pfarrern bloße Befehlsempfänger einer ausländischen/externen Macht
zu sein. Heute kenne ich jedoch kaum einen Pfarrer, der grundsätzlich
auf die Unterstützung verzichten möchte, die ein Kirchenvorstand
und ein Rendant in der Leitung einer Gemeinde bringt. Die Mitglieder
tragen ein großes Maß an Fachexpertise und Engagement bei.</span></p>
<p style="margin-bottom: 0cm;"><span face="Tahoma, sans-serif">Insofern
ist die reine katholische Lehre ja heute schon an vielen Stellen
durch Räte und Kirchenvorstände aufgebrochen. Und das ist gut so,
auch wenn über allzuviele Ratssitzungen auch gerne geklagt wird,
gerade auch von Priestern und Bischöfen. Auf der anderen Seite
klagen die Laien. Der Ausgangspunkt des Synodalen Weges ist doch
durchaus auch die Erfahrung des Scheiterns der Hirten, die im
Gottesvolk den Wunsch weckt, die eigene Expertise mit einbringen zu
können, ja selbst mit entscheiden zu können. Und der Bischof tut
gut daran, die Meinung der Laien mit Offenheit und auf Augenhöhe zu
hören, zu berücksichtigen, ja ihr durchaus zu folgen. Hier bringt
die hohe Stellung und Hochachtung des Priester- und Bischofsamtes
auch Probleme. Nichts verschlimmbessert eine Fehlentscheidung so
sehr, wie zahlreiche windschnittige Berater, die nur das Beste für
den Bischof wollen. Das war ja in den Konflikten rund um Papst
Benedikt und seine Rolle in einigen Fällen des Münchner
Missbrauchsgutachten zu erleben. Lauter Verteidigungsstellungen, wo
doch ein schlichtes Mea culpa angebracht gewesen wäre. Und dies auch
dann, wenn es dabei nicht nur um eigene Schuld und Fehler sondern
gerade um die der ganzen Kirche und die der früheren Zuarbeiter und
Untergebenen geht.</span></p>
<p style="margin-bottom: 0cm;"><span face="Tahoma, sans-serif">Aber es
ist jetzt an der Zeit, nicht nur das Phänomen zu betrachten, sondern
einen kurzen Blick auf die theologische Basis zu werfen.</span></p>
<p style="margin-bottom: 0cm;"><span face="Tahoma, sans-serif">Kernproblem
ist (und das haben die Konservativen und Traditionalisten sofort
erkannt), dass in der gewachsenen Struktur der katholischen Kirche
das Priester- und Bischofsamt im Zentrum steht. Das 2. Vatikanische
Konzil hat diese Tradition noch einmal etwas zugespitzt, indem es in
der Bischofsweihe die Vollgestalt des Weihesakraments sah und die
Lehre vom dreifachen Amt (triplex munus) Jesu Christi als König,
Priester und Prophet noch einmal schärfte. Obwohl jeder Getaufte mit
diesem dreifachen Amt von Christus her und aufgrund der Taufgnade
ausgestattet ist, so sind es die dazu berufenen und von der Kirche
als solche angenommenen und mit dem Weihesakrament ausgestatteten
Priester und Bischöfe, die im Namen des Herrn der Gemeinschaft der
Getauften </span><u style="font-family: Tahoma, sans-serif;">gegenüber</u><span face="Tahoma, sans-serif"> treten dürfen, um sie zu lehren, zu
heiligen und zu leiten.</span></p>
<p style="margin-bottom: 0cm;"><span face="Tahoma, sans-serif">Auch
wenn ein Priester bei der Weihe seinem Bischof (oder Ordensoberen)
Gehorsam verspricht, so ist ein jeder Pfarrer in seiner Pfarrei doch
nach Kirchenrecht ein kleiner Bischof mit eigenen Rechten, oder wie
das Kirchenrecht sagt: „der eigene Hirte der ihm übertragenen
Pfarrei; er nimmt die Seelsorge für die ihm anvertraute Gemeinschaft
(…) wahr, (…) um für diese Gemeinschaft die Dienste des Lehrens,
des Heiligens und des Leitens auszuüben...“</span></p>
<p style="margin-bottom: 0cm;"><span face="Tahoma, sans-serif">Diese,
von Christus, dem eigentlichen Haupt und Hirten der Kirche
abgeleitete Leitungsvollmacht der Priester ist es, die das Teilen von
Verantwortung und Leitungsaufgaben so komplex macht. Da das dreifache
Amt unmittelbar dem Priester- und Bischofsamt zugeordnet ist und
hierzu in aller Regel nur zölibatäre Männer zugelassen sind,
werden Leitungsaufgaben in der hierarchischen Struktur der Kirche
ausschließlich von Männern wahrgenommen. Sie prägen auch das Bild
der Kirche nach außen. Ein sprechendes Bild dafür sind die neuesten
Fotos der deutschen Bischofskonferenz mit der einsamen
Generalsekretärin Beate Gilles.</span></p>
<p style="margin-bottom: 0cm;"><span face="Tahoma, sans-serif">Kein
Wunder, dass dies als Ungerechtigkeit empfunden wird und dass
Reformgruppen vehement Geschlechtergerechtigkeit einfordern und
fehlende Menschen- und Frauenrechte in der Kirche beklagen. Streng
genommen trifft diese Diskriminierung ja nicht nur Frauen, sondern
auch Familienväter und andere Laien.</span></p>
<p style="margin-bottom: 0cm;"><span face="Tahoma, sans-serif">Anders,
als zu früheren Zeiten, als es in kirchlichen Kontexten mächtige
Fürstinnen und Königinnen „von Gottes Gnaden“ und
Klostervorsteherinnen, Äbtissinnen gab, die machtvolle Rollen
ausfüllten – sieht man heute in kirchlichen Spitzenrollen fast nur
Priester und Bischöfe.</span></p>
<p style="margin-bottom: 0cm;"><span face="Tahoma, sans-serif">Die
Bischöfe spüren natürlich diesen Stachel im Fleisch der Kirche und
versuchen Abhilfe zu schaffen, indem sie zunehmend Leitungspositionen
außerhalb der klassischen Hierarchie aufwerten und hohe
Verwaltungsposten bzw. repräsentative Aufgaben mit Frauen besetzen.
Selbst im Vatikan ist dies inzwischen so, wenngleich hier häufiger
Ordensfrauen zum Zuge kamen. Im Bistum Mainz hat man nun sogar eine
Art dreifaltige Bistumsleitung aus Bischof, Generalvikar und
Amtsleiterin geschaffen. Im Bistum Münster soll sogar eine </span><b style="font-family: Tahoma, sans-serif;">Kanzlerin</b><span face="Tahoma, sans-serif">
neben dem Generalvikar amtieren können – wenn denn diese Position
tatsächlich wieder besetzt werden sollte. Ein interessanter kleiner
Fortschritt ist in den letzten Monaten beinahe unbeachtet geblieben.
Abt einer Benediktinerabtei kann heute auch ein Laienbruder werden.
„Optisch“ treten allerdings solche Laien und Frauen in den
Leitungspositionen der Kirche nicht in Erscheinung. Das Bild ist nach
wie vor von Männern in Dalmatik und Messgewand, mit Mitra, Soutane
und Stab geprägt. Eine Ordensschwester, die auf einem hohen Posten
im vatikanischen Staatssekretariat bekleidete erzählte mir einmal im
Flugzeug, wie sehr viele ihrer männlichen, priesterlichen Kollegen
nach Titeln und Ehrenzeichen strebten, eine Haltung, die sie zutiefst
befremdete.</span></p>
<p style="margin-bottom: 0cm;"><span face="Tahoma, sans-serif">"Seht
ihr, es geht wieder nur um Macht.“ Dieser Vorwurf erschallt aus dem
konservativeren Kirchenflügel, wann immer Frauen und Laien eine
demokratischere Kirche und Mitbestimmung fordern. Dabei ist „Macht“
in der Kirche ja sowieso ein eher vergifteter Begriff. Viel lieber
spricht man von Dienst und Hirtenamt.</span></p>
<p style="margin-bottom: 0cm;"><span face="Tahoma, sans-serif">Dennoch
ist es nicht zu leugnen, dass das Amt eines Priesters und Bischofs
mit Macht ausgestattet ist. Da ist zunächst einmal die Macht, die
mit der jeweiligen Position verbunden ist. Die Tradition, die
Theologie und das Kirchenrecht definieren, was ein Bischof ist. Diese
Amtsmacht steht natürlich auch in Verbindung, mit der Person die
diese Macht wahrnimmt, mit der Art der Machtausübung, mit seinem
Talent der Mitarbeiterführung, der Manipulation, seinem mehr oder
minder überragenden Wissen, seinem rhetorischen Talent und natürlich
auch mit Hilfe weiterer mächtiger Verbündeter und manchmal auch
alter „Seilschaften“ wird es dem Amtsinhaber gelingen, seine
Macht zu festigen oder gar zu erweitern. Geld und Besitz spielt dabei
natürlich auch eine Rolle. Wer über relevante Mittel verfügt, kann
mehr bewegen. Ein Bischof in einem armen Land Afrikas ist
diesbezüglich sicher anders aufgestellt als beispielsweise der
Erzbischof von Köln, der über einen gewaltigen Apparat und
weltkirchlich beinahe beispiellose Finanzmittel verfügt.</span></p>
<p style="margin-bottom: 0cm;"><span face="Tahoma, sans-serif">Die
vielfache „Unwucht“ in der katholischen Kirche wird auf lange
Sicht ein Ärgernis bleiben. Noch so viele Frauen in kirchlichen
Verwaltungs-Leitungs-Ämtern werden dieses Ungleichgewicht nicht
verändern. Auch nicht die Beauftragung von Frauen mit der
Gemeindeleitung in Gemeinden, die keinen eigenen Pfarrer mehr haben.
Hier behilft man sich aktuell noch mit dem Trick, einem Priester die
Pfarrverwaltung zu übertragen, der die Füße still hält, solange
er nicht gefordert ist. Aber, wie glaubwürdig ist das?</span></p>
<p style="margin-bottom: 0cm;">„<span face="Tahoma, sans-serif">Die
wollen ja nur an die Macht.“ Dieser Vorwurf wirkt heute mehr als
abwegig, wenn er von jenen ausgesprochen wird, die an den
Schalthebeln der Macht sitzen. Und ist damit wenig überzeugend.</span></p>
<p style="margin-bottom: 0cm;"><span face="Tahoma, sans-serif">Der
Vatikan wehrt sich mit Händen und Füßen gegen einen Synodalen Rat.
Auf keiner Ebene der Kirche könne niemand, weder ein Bischof noch
eine Synode so etwas einführen. So war es im Vorfeld des Synodalen
Wegs klar und deutlich zu hören. Man schüttelt den Kopf, gibt es
doch in der Kirche schon längst erfolgreiche Gremien der
Mitverantwortung, die mehr und mehr auch Entscheidungen treffen.</span></p>
<p style="margin-bottom: 0cm;"><span face="Tahoma, sans-serif">Die
Erfurter Dogmatikerin Julia Knop zieht nach dem vorläufigen
Abschluss des Synodalen Weges ein bitteres Fazit: „Am neuralgischen
Punkt, an dem Heilung tatsächlich beginnen könnte, haben sich die
Bischöfe auf dem Synodalen Weg verweigert: Sie lassen auf ihre Macht
nichts kommen“. Die empfindlichste Stelle für die Bischöfe sei
die Macht, seien die eigenen Privilegien, sei die eigene Rolle im
System. „Daran soll partout nicht gerührt werden. Und jeder
Versuch, das zu tun, löst sofort ihren Abwehrreflex aus.“</span></p>
<p style="margin-bottom: 0cm;"><span face="Tahoma, sans-serif">Für
weit größer als das Problem der Akkumulation von Macht bei den
Priestern und Bischöfen halte ich in der Kirche das Problem der
nicht oder schlecht ausgeübten Macht. Aus der Soziologie und der
Gruppenpsychologie wissen wir, dass es Strukturen von Leitung und
Macht in jeder Gruppe und in jeder Organisation gibt. Entsteht hier
ein Machtvakuum, weil jemand seine Aufgaben nicht erfüllt oder aus
anderen Gründen, so füllen schnell Andere dieses Vakuum aus. Es
gibt das Phänomen einer „geheimen Leitung“ und es gibt auch
Priester, ja sogar Bischöfe, die sich von machtvollen
Persönlichkeiten aus ihrem Umfeld steuern lassen. Weit größer ist
jedoch das Problem, dass es aktuell immer weniger Priester gibt, die
ein immer größeres Aufgabenfeld und eine immer größere
Verantwortung zugeordnet bekommen. Aus der überschaubaren Gemeinde
mit dem Pastor vor Ort werden pastorale Räume oder gar neue
Pfarreien, die die Größe des Bistums Görlitz inzwischen leicht
übertreffen.</span></p>
<p style="margin-bottom: 0cm;"><span face="Tahoma, sans-serif">Der
pastorale Raum Dinslaken – Voerde – Hünxe und Walsum wird
demnächst etwas unter 50.000 Katholiken umfassen. Um das Konstrukt
zu leiten sind in Zukunft leitende Pfarrer und Pfarrverwalter für
die vier Gemeinden vorgesehen, die werden administrativ unterstützt
von Verwaltungsreferenten, der pastorale Raum selbst soll von einem
Team aus Seelsorgern und einem Verwaltungsdirektor administriert
werden. Wer mag, darf in diesem Konstrukt gern Aufstiegsmöglichkeiten
für Laien suchen und entdecken. Der Frust scheint mir
vorprogrammiert.</span></p>
<p style="margin-bottom: 0cm;"><span face="Tahoma, sans-serif">Wichtiger
als eine theologisch saubere Struktur mit römisch-ordentlich
ausgeübtem Hirtenamt wäre mir eine gut durchdachte und
funktionierende Struktur. Wenn die wenigen vorhandenen Priester ihre
Leitungsaufgaben nicht mehr ausfüllen können, dann braucht es
saubere Delegation und Beauftragung. Insofern wird Leitung in Zukunft
nur noch durch ein Team aus Frauen und Männern geschehen können,
die das Vertrauen der Gemeinde und das des Pfarrers haben. Zumindest
letzterer braucht dazu auch das Charisma, das Talent zur Leitung –
und Delegation. Ich persönlich habe nichts dagegen, dass
grundsätzlich ein Priester an der Spitze steht – nur muss dies
jemand sein, der dies auch kann und ausfüllt.</span></p>
<p style="margin-bottom: 0cm;"><span face="Tahoma, sans-serif">Die
Kehrseite der Allmacht des kirchlichen Hirtenamtes ist in der
grassierenden Kirchenkrise deutlich zu Tage getreten. Es waren die
Bischöfe, die ihrer Verantwortung gegenüber den missbrauchten
Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen nicht gerecht wurden und auch
nicht ihrer Verantwortung als Chefs der Täter. So viel „wir“
habe ich in der Kirchen noch nie gehört, wie in der Frage, wer denn
nun für das Versagen im Umgang mit Missbrauch zuständig war.</span></p>
<p style="margin-bottom: 0cm;"><span face="Tahoma, sans-serif">Im
theologischen Ideal geht in einem Bistum alle Macht vom Bischof aus.
Damit konzentriert sich aber auch alle Verantwortung auf diese eine
Person. Aber diese Machtfülle hat auch eine Kehrseite. Am Beispiel
des Kölner Erzbischof kann man diese aktuell in Deutschland
besichtigen. Natürlich kann der Bischof in einem komplexen System,
wie einer Diözese in Deutschland nicht alle Fäden in der Hand
halten. Er ist damit nicht nur persönlich, er ist auch strukturell
überfordert. Alle schauen auf ihn und warten auf seine Entscheidung
oder zumindest auf seine Duldung von Entscheidungen. Am Ende erlebt
man, dass es wieder niemand gewesen sein will. Weder der Bischof
selbst noch die Entscheider in seinem Auftrag. Ein frustrierendes
Pingpong-Spiel.</span></p>
<p style="margin-bottom: 0cm;"><span face="Tahoma, sans-serif">Misslingt
Leitung, so wird es einsam um den Betreffenden, wie man am Fall des
Limburger Bischofs und sicher auch im Erzbistum Köln beobachten
kann. Oder es bleibt nur eine bestimmte Art Anhängerschaft, auch
dies ist niemandem zu wünschen. Zumal deren Treue in aller Regel
auch vergänglich ist. Ist das Vertrauen einmal futsch – dann ist
es kaum noch zu kitten, selbst wenn die persönliche Schuld
verzeihbar ist.</span></p>
<p style="margin-bottom: 0cm;"><span face="Tahoma, sans-serif">Um so
wichtiger wäre es, dass in die Kirche eine Kultur geteilter
Verantwortung gelebt wird. Wenn man den Gläubigen vor Ort zutraut,
das Prinzip der Subsidiarität zu leben und die Entscheidungen, die
die Gemeinde selbst betreffen – auch selbst zu fällen. Das rein
demokratische Verfahren ist hier aber sicher auch nicht das „Non
plus Ultra“. Über manche Glaubensthemen kann man nicht einfach
abstimmen und hier sind die Mahnungen von Papst Franziskus bezüglich
einer echte Synodalität wichtig. Andererseits kann man auch nicht
solange verhandeln, bis ein fauler Kompromiss dabei heraus kommt. Und
mit jenen eine Lösung zu finden, die für sich die unumstößliche
Wahrheit des Glaubens beanspruchen, das kann einfach nicht gelingen,
wie unserer Kirche ja in der unendlichen Geschichte der Verhandlungen
mit der Piusbruderschaft immer wieder vor Augen gestellt wird.
Insofern ist das Papstamt schon eine geistgewirkte Institution, eine
Person, die die Einheit symbolisiert und für die Einheit arbeitet.
Aber das ist ein lebendiger Prozess und nicht mit der Verkündigung
von Dogmen oder dogmatisch aufgeladenen Entscheidungen erledigt.</span></p>
<p style="margin-bottom: 0cm;"><span face="Tahoma, sans-serif">Der
Papst hat immer wieder schöne Impulse gegeben, wie er sich das
Hirtenamt des Bischofs vorstellt. So in Evangelii gaudium 31 über
den Bischof:<i> „Darum wird er sich bisweilen an die Spitze
stellen, um den Weg anzuzeigen und die Hoffnung des Volkes aufrecht
zu erhalten, andere Male wird er einfach inmitten aller sein mit
seiner schlichten und barmherzigen Nähe, und bei einigen
Gelegenheiten wird er hinter dem Volk hergehen, um denen zu helfen,
die zurückgeblieben sind, und – vor allem – weil die Herde
selbst ihren Spürsinn besitzt, um neue Wege zu finden.“</i> Und
weiter schreibt er: <i>„Es ist klar, dass Jesus Christus uns nicht
als Fürsten will, die abfällig herabschauen, sondern als Männer
und Frauen des Volkes. Das ist nicht die Meinung eines Papstes, noch
eine pastorale Option unter möglichen anderen. Es sind so klare,
direkte und überzeugende Weisungen des Wortes Gottes, dass sie
keiner Interpretation bedürfen...“</i></span></p>
<p style="margin-bottom: 0cm;"><span face="Tahoma, sans-serif">Ich
weiß nicht, ob unsere Kirche einen Synodalen Rat braucht. Was aber
notwendig ist, dass die Gläubigen auf überzeugende Art an der
Entscheidungsfindung beteiligt werden, dass Frauen und Männer
gleichberechtigt entscheiden können, was sie persönlich und die
Gemeinde vor Ort betrifft und bewegt. Dabei kommt dem Pfarrer oder
dem vom Bischof beauftragten Gemeindeleiter, Katechisten oder Diakon
sicher eine besondere Aufgabe zu, die Einheit mit der Gesamtkirche
und die Übereinstimmung mit dem Evangelium und der Lehre der Kirche
sicher zu stellen.</span></p>
<p style="margin-bottom: 0cm;"><span face="Tahoma, sans-serif">Auf
Dauer werden sich keine ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen mehr
gewinnen lassen, wenn sie in ihrem Verantwortungsbereich nicht auch
mitbestimmen können. Und die Frustrationstoleranz wird bei heutigen
Ehrenamtlichen eher nicht größer, wenn sie mehrfach erleben müssen,
dass der Pfarrer ihnen vor den Kopf stößt. Erst recht, wenn dieser
im übernächsten Nachbarstädtchen amtiert und nur ab und an einem
exklusiven Personenkreis im eigenen Sozialraum begegnet.</span></p>
<p style="margin-bottom: 0cm;"><span face="Tahoma, sans-serif">Und
hier läge für mich auch der Ausweg aus der verfahrenen Situation,
die die geweihten Amtsträger zunehmend zu überfordern droht. Die
überlieferte Struktur der Kirche macht nach meiner Wahrnehmung nach
wie vor Sinn. Aber die Hirtenaufgabe muss noch einmal deutlicher
akzentuiert werden. Nicht jede Entscheidung, die heute noch dem
Pfarrer oder Bischof zukommt, hat geistliche Qualität. <span lang="de-DE">In
einer jüdischen Gemeinde – so hat es mir ein Rabbiner mal erklärt
– käme niemand auf die Idee, ihm in seine Amtsausübung
hineinzureden. In Sachen des Glaubenslebens ist der Rabbiner die
Autorität. Er hat aber mit der Organisation der Synagoge oder der
gemeindeeigenen Schule, Küche, Mikwe nur insofern zu tun, als dies
den religiösen Bereich betrifft. In der Küche muss der die koschere
Versorgung sicher stellen, in der Schule den Religionsunterricht und
die Einhaltung der Gesetze. Aber ums kaputte Dach des Kindergartens
kümmern sich andere und auch um die Aufgaben des Hausmeisters oder
die Anstellung einer Erzieherin.</span></span></p>
<p style="margin-bottom: 0cm;"><span face="Tahoma, sans-serif"><span lang="de-DE">Wer
das Hirtenamt der Bischöfe und die Andersartigkeit der Synodalität
in der katholischen Kirche betont muss auch klarer und für die
Gläubigen verlässlich definieren, was damit gemeint ist und was
nicht. Und sich dabei zu Herzen nehmen, was Papst Franziskus in
seiner Theologie des Hirtenamtes so nachdrücklich beschreibt. Wäre
dies Wirklichkeit, so bräuchte es keinen Synodalen Weg. Und mir wäre
um die Zukunft der Kirche weniger bange.</span></span></p>
<p style="margin-bottom: 0cm;"><span face="Tahoma, sans-serif"><span lang="de-DE"><a href="https://www.herder.de/stz/hefte/archiv/140-2015/8-2015/hirten-nicht-herrscher-papst-franziskus-ueber-die-gestalt-des-bischofs/">Hirten,
nicht Herrscher: Papst Franziskus über die Gestalt des Bischofs
(herder.de)</a> </span></span>
</p><p style="margin-bottom: 0cm;"><span face="Tahoma, sans-serif">Das Thema scheint auch Andere zu beschäftigen. Hier ein Text eines Kirchenhistorikers, </span><span style="background-color: white; font-family: source-serif-pro; font-size: 16.5px;">Thomas Jürgasch, Juniorprofessor für Alte Kirchengeschichte und Patrologie an der Katholisch-Theologischen Fakultät in Tübingen: </span></p><p style="margin-bottom: 0cm;"><span style="background-color: white; font-size: 16.5px;"><span style="font-family: source-serif-pro;"><a href="https://www.feinschwarz.net/was-macht-macht-perspektiven-eines-kirchenhistorikers-auf-bischoefliche-macht/?fbclid=IwAR3EmXmdsx1CvECkmjJ_jwgYJOxBxZhphAIEtZi0OYWPwQyVwTjm5C8VFrQ">https://www.feinschwarz.net/was-macht-macht-perspektiven-eines-kirchenhistorikers-auf-bischoefliche-macht/?fbclid=IwAR3EmXmdsx1CvECkmjJ_jwgYJOxBxZhphAIEtZi0OYWPwQyVwTjm5C8VFrQ</a></span></span></p>Markus Gehlinghttp://www.blogger.com/profile/03601483024904119330noreply@blogger.com2tag:blogger.com,1999:blog-3145452358057443603.post-46468824351180820972023-03-11T10:48:00.003-08:002023-03-12T07:33:52.006-07:00Maria macht mobil - Folge 1.0<p><span face="Tahoma, sans-serif"></span></p><table cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="float: left; margin-right: 1em; text-align: left;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjXRVCHoJc9whasNRvqP2vpUuF_wtfZL8kQJ9sjp3H5U6GQDRbN-6kyuUGVSZiYrCZyXc-hKolMTk7NQiXHGapqum0cYl7lE3v9FGHQCQC754gXQSbRX6chQtkq5SjA_icoKaQJ-avBbEhIMuLDn3BpfmMTznJklNcL3fST4QiqNlM5Wz-SXTFywNfr/s6000/20230309-_2VL2925.jpg" style="clear: left; margin-bottom: 1em; margin-left: auto; margin-right: auto;"><span style="font-family: inherit;"><img border="0" data-original-height="4000" data-original-width="6000" height="213" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjXRVCHoJc9whasNRvqP2vpUuF_wtfZL8kQJ9sjp3H5U6GQDRbN-6kyuUGVSZiYrCZyXc-hKolMTk7NQiXHGapqum0cYl7lE3v9FGHQCQC754gXQSbRX6chQtkq5SjA_icoKaQJ-avBbEhIMuLDn3BpfmMTznJklNcL3fST4QiqNlM5Wz-SXTFywNfr/s320/20230309-_2VL2925.jpg" width="320" /></span></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;"><span style="font-family: inherit;">(c) Synodaler Weg /<br />Maximilian von Lachner</span></td></tr></tbody></table><span face="Tahoma, sans-serif" style="font-family: inherit;">Eines
muss man den Akteuren von Maria 1.0 neidlos zugestehen. Es ist
beeindruckend, welche Aufmerksamkeit eine doch überschaubare Gruppe
von katholischen Aktivisten auf sich ziehen kann, wenn sie nur
professionell genug agiert und in gewisser Weise einen Nerv in der
Diskussion trifft. Zudem wecken sie Aufmerksamkeit, weil sie als
junge Frauen für den Erhalt einer angeblich frauenfeindlichen
Institution kämpfen. Am kommenden Dienstag kann man zur besten
Sendezeit im Rahmen der Reihe 37 Grad im ZDF eine Dokumentation über
die Gruppe sehen. (Ab Sonntag vorab in der Mediathek verfügbar). </span><p></p><p><a href="https://www.zdf.de/dokumentation/37-grad-leben/update-gescheitert-kirche-im-reformversuch-102.html"><span style="font-family: inherit;">https://www.zdf.de/dokumentation/37-grad-leben/update-gescheitert-kirche-im-reformversuch-102.html</span></a></p>
<p style="margin-bottom: 0cm;"><span face="Tahoma, sans-serif" style="font-family: inherit;">In
der Öffentlichkeit wird Maria 1.0 durchaus als gleichgewichtige
Gegenbewegung zu Maria 2.0 gehandelt und kann ihre Position als
Kontrast hierzu in manchen Zeitungen darlegen. Die Aktivistinnen
werden immer wieder auch für Interviews und Diskussionen angefragt.
Witziges Detail: Auf der Cocktailkarte bei den abendlichen Begegnungen
des Synodalen Weges im März 2023 gab es die Varianten 1.0 und 2.0
des Cocktails Bloody Mary.</span></p>
<p style="margin-bottom: 0cm;"><span face="Tahoma, sans-serif" style="font-family: inherit;">Gegründet
wurde Maria 1.0 als unmittelbare Reaktion auf die Initiative Maria
2.0, die sich im Kontext des Synodalen Weges Anfang 2019 zunächst in
der Gemeinde Hl. Kreuz im Münsteraner Kreuzviertel bildete, aber
bald Unterstützung durch katholische Frauenverbände wie die KFD und
den KDFB erhielt. Durch einen sogenannten „Kirchenstreik“ und
weitere Aktionsformen fand die Bewegung sehr viel öffentliche
Resonanz. Nach drei Jahren sind einige prominente Aktivistinnen
inzwischen aus der katholischen Kirche ausgetreten, was sie aber
nicht hindert, sich weiter zu engagieren und weitreichende Reformen
in der Kirche zu verlangen.</span></p><p style="margin-bottom: 0cm;"></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEg75P7CzHtRA0PPlOK19b-Dnswar3LuEDguLBKkRRSu8SRvuKCTOI-Ys0EYYSl7-0YBe_Hb5z62P8BCMIRaxE-2IpAAV6w6YIiZdV3RxBS77-HjTcru4_0crGH5xCmhnAIS8l9ijpL-yuIR_A2j4pCFVDuSnGdhUho-Y6qJtxrROa6miXzItGwJru-8/s4500/SV-V_2VL2858-5.jpg" style="clear: left; float: left; margin-bottom: 1em; margin-right: 1em;"><span style="font-family: inherit;"><img border="0" data-original-height="3000" data-original-width="4500" height="213" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEg75P7CzHtRA0PPlOK19b-Dnswar3LuEDguLBKkRRSu8SRvuKCTOI-Ys0EYYSl7-0YBe_Hb5z62P8BCMIRaxE-2IpAAV6w6YIiZdV3RxBS77-HjTcru4_0crGH5xCmhnAIS8l9ijpL-yuIR_A2j4pCFVDuSnGdhUho-Y6qJtxrROa6miXzItGwJru-8/s320/SV-V_2VL2858-5.jpg" width="320" /></span></a></div><p></p>
<p style="margin-bottom: 0cm;"><span face="Tahoma, sans-serif" style="font-family: inherit;">Für
kirchlich-konservative Kreise war diese Bewegung offenbar ein rotes
Tuch und so gründete die Schongauer Lehrerin Johanna Stöhr die
Bewegung Maria 1.0, die Frauen sammeln wollte, die die deutliche
Kritik an der Haltung der katholischen Kirche nicht teilten. Man
könne die Kirche nicht „wie einen von Menschen gemachten Verein
verändern.“ Mit den Worten: „Maria braucht keine Update!“
bringt die Gruppe, der sich bald weitere Frauen anschlossen, ihre
Haltung bis heute auf den Punkt. Maria sei perfekt.</span></p>
<p style="margin-bottom: 0cm;"><span style="font-family: inherit;"><span face="Tahoma, sans-serif"><span style="font-size: small;">Inzwischen
will man den Status einer Gegenbewegung zu Maria 2.0 überwunden
haben und „ nimmt jetzt jedoch alle katholischen Themen in den
Blick und verleiht so der katholischen Lehre eine Stimme“, wie man
auf der Homepage nachlesen kann. Stöhr sah sich nicht als
Traditionalistin, sie wolle <i>„normal katholisch sein“</i> und sich <i>„an
der katholischen Lehre orientieren.“</i>
<a href="https://www.youtube.com/watch?v=mhdI0Drmdus">https://www.youtube.com/watch?v=mhdI0Drmdus</a>
</span></span>
</span></p>
<p style="margin-bottom: 0cm;"><span face="Tahoma, sans-serif" style="font-family: inherit;">Weil
Johanna Stöhr mehr Zeit für die Familie haben wollte übernahm im
Mai 2021 die heute 25jährige Clara Steinbrecher die Leitung der
Initiative, weitere exponierte Vertreterinnen sind Jessica
Brandstetter als Vize-Leitung Margarethe Strauss, die als Mag.
Strauss auch mit zahlreichen Youtube-Videos im Netz präsent ist und
die Journalistin Dorothea Schmidt, die schließlich von der deutschen
Bischofskonferenz als Vertreterin der Bewegung in den Synodalen Weg
berufen wurde und diese Position auch für einen sehr kritischen Blog
und zahlreiche Artikel in der Tagespost nutzte.</span></p>
<p style="margin-bottom: 0cm;"><span face="Tahoma, sans-serif" style="font-family: inherit;">Wer
und was ist nun die Bewegung Maria 1.0?</span></p>
<p style="margin-bottom: 0cm;"><span style="font-family: inherit;"><span face="Tahoma, sans-serif">Per
Selbstdefinition ist sie lt. Dorothea Schmidt dies: </span><i>„Der innere
Kern von Maria 1.0 sind junge, ehrenamtlich tätige Frauen, vor allem
junge Mütter, die abends neben Beruf und Familie Interviews geben,
Newsletter schreiben, organisieren et cetera. Ich denke, es gibt
unzählige Menschen auf der ganzen Welt, die uns im Gebet
unterstützen und die vor allem den Spirit von Maria 1.0 leben, die
mit der Muttergottes leben, sie lieben und sie zum Vorbild haben.“</i></span></p>
<p style="margin-bottom: 0cm;"><span face="Tahoma, sans-serif" style="font-family: inherit;">Konkret
spricht man von Unterstützerzahlen von ca. 3.000 – 5.000
Katholiken in Deutschland und teilweise hierüber hinaus. 4.481
Menschen folgen deren Facebook-Auftritt. Den offenen Brief an den
Vorsitzenden der Bischofskonferenz Bischof Georg Bätzing vom Sommer
2022, in dem dieser aufgefordert wurde, die Zusammenarbeit mit der
Präsidentin des Zentralkomitees der dt. Katholiken aufzukündigen,
unterschrieben ca. 2.600 Katholiken, darunter auch viele bekannte
Protagonisten der konservativen Kirchenszene. Eine formale
Mitgliedschaft scheint es nicht zu geben, auf der Homepage kann man
sich mit seiner Adresse als Unterstützer*in eintragen. Selbst
spricht die Bewegung jedoch von ca. 50 Unterstützern und
Unterstützerinnen, wobei man auch Männer in diesen Reihen sieht.</span></p>
<p style="margin-bottom: 0cm;"><span face="Tahoma, sans-serif" style="font-family: inherit;">Mit
dem offenen Brief an Bischof Bätzing wollte man <i>„dem stillen
Schrei der treuen Katholiken"</i> Gehör verschaffen. Mit
auffallender Deutlichkeit werden in Presseerklärungen und weiteren
Wortmeldungen der Bewegung auch Bischöfe angegriffen und belehrt.
Ganz zu Schweigen von den Diskussionen, die auf Social Media geführt
werden.</span></p>
<p style="margin-bottom: 0cm;"><span face="Tahoma, sans-serif" style="font-family: inherit;">Am
28. Februar 2022 besuchten Clara Steinbrecher, Jessica Brandstetter
und Johanna Stöhr den apostolischen Nuntius, Dr. Nikola Eterović,
der die Gruppe angeblich ermutigte „weiterzumachen“ und deren
Arbeit lobte. Auch Bischöfe lobten die Gruppe und empfingen sie wie
z.B. Bischof Rudolf Voderholzer von Regensburg oder der vormalige
Bischof von Augsburg Konrad Zdarsa. Kardinal Kurt Koch traf Clara
Steinbrecher, auch gab es Begegnungen mit einigen weiteren Bischöfen.</span></p><p style="margin-bottom: 0cm;"><span face="Tahoma, sans-serif" style="font-family: inherit;">Als wesentliches Thema ihres Engagement benennt die Bewegung auch den Lebensschutz, u.a. durch Präsenz beim "Marsch für das Leben".</span></p>
<p style="margin-bottom: 0cm;"><span style="font-family: inherit;"><span face="Tahoma, sans-serif">Darüber
hinaus strebt man eine stärkere </span><span face="Tahoma, sans-serif">Ver</span><span face="Tahoma, sans-serif">netzung sog. glaubenstreuer
Kreise an. </span><i>„Ein großer Wunsch von uns wäre, dass Maria 1.0 eine
Art Sammelstelle für verschiedene katholische Initiativen und
Bewegungen wird. Deshalb sind wir dabei uns mit anderen katholischen
Gruppierungen zu vernetzen und wollen u.a. die Bandbreite dieser
katholischen Angebote über unsere Kanäle darstellen.“ Quelle: Kath.news</i></span></p>
<p style="margin-bottom: 0cm;"><span face="Tahoma, sans-serif" style="font-family: inherit;">Nach
meiner Wahrnehmung hat Maria 1.0 inzwischen die katholische Mitte
klar verlassen., Das ist immer wieder spürbar, so z.B. kürzlich auf
der Facebook-Seite von Maria 1.0 als dort die Mundkommunion
diskutiert wurde. Hier kommt einem der Text vor, wie von einer
Traditionalisten-Seite abgeschrieben, wenn hier z.B. vom „Novus
Ordo“ die Rede ist. „VA II hat weder die Kommunionbank
abgeschafft, noch die Handkommunion eingeführt. Letzteres erfolgte
eigenmächtig durch einige europäische Bischöfe.“ Die folgende
Diskussion ist dann wirklich erhellend, wie überhaupt der Kreis
jener, die sich dort als Freunde der Bewegung äußern.</span></p>
<p style="margin-bottom: 0cm;"><span face="Tahoma, sans-serif" style="font-family: inherit;">Konkret
gelang es der Bewegung, bei der Frühjahrsvollversammlung in Dresden
35 Gebetsdemonstrant*innen für eine Gebetsdemo zu motivieren, wobei
der Anteil junger Menschen bei unter einem Dutzend blieb. Etwas
größer war die Gruppe beim der Gebetsdemonstration bei der heute
beendeten Versammlung des Synodalen Weges in Frankfurt. Man sei mit
14 Personen vor Ort. Hier in Frankfurt wurden sie flankiert von
Demonstranten der Bewegung TFP, für Tradition, Familie und
Privateigentum, mit deren auffälligen roten Fahnen. In Dresden waren
Demonstranten von Pro Missa Tridentina präsent. Auf Transparenten in
Dresden und Frankfurt wurden Bischöfe als „Mietlinge“ tituliert
– im Sinne der Worte Jesu aus dem Evangelium, als Hirten, die vor
der Verantwortung fliehen, weil sie nur bezahlte Knechte sind. In den
Kommentarspalten klingt das dann unwidersprochen so: <i>„Weicheier mit
Mitra“, „modernistische Zeitgeistgefocuste Karrieretiger“.</i></span></p>
<p style="margin-bottom: 0cm;"><span face="Tahoma, sans-serif" style="font-family: inherit;">Für
einen Skandal sorgte Maria 1.0 aktuell mit einem auf allen
sozialen Medien verbreiteten Filmschnipsel aus der Performance, die
im Frankfurter Dom das Thema des Missbrauchs in den Focus stellen
wollte. Teil dieser Inszenierung war eine Tanzperformance, die von
der Gruppe in einem – interessanterweise – englischsprachigen
Kommentar als „satanisch“ und „dämonisch“ bezeichnet wurde.
Die Kirche sei hierdurch entweiht (desecrating) worden. Auch eher
konservative Bischöfe wie Bischof Oster und wohl auch Kardinal
Woelki distanzierten sich daraufhin von dieser Wortmeldung, auch
sonst gab es viel Kritik. Maria 1.0 verteidigte diese Sicht jedoch
vehement in den Kommentarspalten und bat um Unterstützung aus der
Weltkirche, was wohl auch von vornherein so intendiert war.</span></p>
<p style="margin-bottom: 0cm;"><span face="Tahoma, sans-serif" style="font-family: inherit;">Nachvollziehbar
ist sicherlich das Unbehagen, die Frankfurter Hauptkirche zum
Schauplatz einer Performance zu machen. Das verwendete
Vokabular und die Skandalisierung machen jedoch darauf aufmerksam, dass
Maria 1.0 längst zum Kristallisationspunkt einer eher
ultrakonservativen und rechthaberischen Kirchenszene geworden ist.
Die Gruppe ist mitnichten einfach nur ein Zusammenschluss jener, die
„normal katholisch“ bleiben wollen, sondern längst tief vernetzt
mit Personen und Bewegungen wie z.B. TFP, Petrusbruderschaft, Forum Deutscher Katholiken, „Neuer
Anfang“, „Pro Missae Tridentina“. Der Kanal des TFP-Aktivisten
Mathias von Gersdorff wird vom Maria 1.0 am 23.2.23 auf facebook ausdrücklich
empfohlen. Dieser arbeitet sich mit täglichen Videostatements am
Synodalen Weg, den Bischöfen und seinen Unterstützern ab. Für
einen Eindruck sollte man ruhig einmal seinen Kanal aufsuchen. Es ist
schon ein sehr besonderer Ton, der hier angeschlagen wird.</span></p><p style="margin-bottom: 0cm;"><span face="Tahoma, sans-serif" style="font-family: inherit;"></span></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><span face="Tahoma, sans-serif" style="font-family: inherit;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhdif_5GYIYCnOAIJIK4iugOcPXtjpBsuUUwqov-Mo6f6A7Ctc3Zl3slriK_pTvFv1JlnjGj_a6oU43H5jd4CS208LKAkaO2lNoE_hvZdvKbRjpAmY6epxltME9MQvL3brm57pcfgyKCGtTTAN3xmli4v2xbyc3BByrc8W5BbtsODDkoDQzNDsOG5M4/s1280/0_full.png" style="clear: left; float: left; margin-bottom: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="1280" data-original-width="902" height="320" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhdif_5GYIYCnOAIJIK4iugOcPXtjpBsuUUwqov-Mo6f6A7Ctc3Zl3slriK_pTvFv1JlnjGj_a6oU43H5jd4CS208LKAkaO2lNoE_hvZdvKbRjpAmY6epxltME9MQvL3brm57pcfgyKCGtTTAN3xmli4v2xbyc3BByrc8W5BbtsODDkoDQzNDsOG5M4/s320/0_full.png" width="226" /></a></span></div><span face="Tahoma, sans-serif" style="font-family: inherit;"><br />Zum Ende der Synodalversammlung demonstrierte eine Gruppe der KJB, der Jugendorganisation der Piusbruderschaft vor dem Tagungsgebäude am "Kap Europa" mit einer "Gebetskundgebung". Maria 1.0 schreibt dazu bei facebook: "Ein Teil unseres Teams harrte bis zum Nachmittag am Lifestream aus, während eine zweite Abteilung sich aufmachte, um einer gleichgesinnten Jugendgruppe bei einer Glaubenskundgebung Verstärkung zukommen zu lassen. Clara bog von dort aus zu einem Interview ab. Am Nachmittag beteten wir mit der erwähnten Jugendgruppe den Rosenkranz vor dem Dom, während die Synodalen zur Abschlussmesse einzogen, welche mit allen notwendigen Elementen wie Laienpredigt und Abweichung von den liturgischen Vorgaben versehen war." Auf den Fotos und Filmen der Proteste sind die markanten Transparente der KJB "Der synodale Irrweg" deutlich zu erkennen und auch die Maria 1.0 - Aktiven mit einem Transparent "Nein zu Häresie und Schisma". Bemerkenswerte Koalitionen!</span><p></p>
<p style="margin-bottom: 0cm;"><span face="Tahoma, sans-serif" style="font-family: inherit;">Ich
habe gar keine Schwierigkeiten mit frommen und konservativen
Überzeugungen. Im Gegenteil, diese müssen unter dem Dach der
katholischen Kirche Raum haben und mehr als nur Duldung oder
Gastrecht.</span></p>
<p style="margin-bottom: 0cm;"><span face="Tahoma, sans-serif" style="font-family: inherit;">Selbst
über die aktuelle Diskussion um die sogenannte „Alte Messe“ und die vatikanischen Maßnahmen dagegen bin
ich sehr unglücklich. Das Vorgehen des Vatikans wird die Probleme
nicht lösen. Natürlich ist die Argumentation des Hl. Stuhls
nachvollziehbar. Der Kern des Problems liegt aber nicht in der
traditionellen Liturgie selbst oder gar bei jenen, die ihre
Spiritualität in der alten Messe, den lateinischen Gebeten, der
Hochachtung vor dem künstlerischen Ausdruck der katholischen
Tradition und Vergangenheit, der Freude am gregorianischen Gesang
suchen und darin Gott begegnen.</span></p>
<p style="margin-bottom: 0cm;"><span face="Tahoma, sans-serif" style="font-family: inherit;">Schwierig
wird es aber dann, wenn die erneuerte Liturgie als minderwertig,
ungültig oder häretisch angesehen wird. Und schwer wird es –
gerade auch in Sinne der angestrebten Synodalität – wenn die
Diskussionen sich so zuspitzen, dass es nicht in erster Linie die
Spiritualität ist, die mir persönlich und meinem Glauben gerecht
wird, sondern die Spiritualität, der nach meiner Meinung die ganze
Kirche, ja möglichst die ganze Welt folgen sollte und die zum Hebel
wird, andere Gläubigkeiten und Spiritualitäten auszugrenzen.</span></p>
<p style="margin-bottom: 0cm;"><span face="Tahoma, sans-serif" style="font-family: inherit;">Genau
diese Haltung hat aber in der Kirche zugenommen, übrigens durchaus
auch im reformerischen Lager. Der Stil, in dem liberale Katholiken
sich zu Wort melden ist leider wenig erfreulich, ja manchmal geradezu
abstoßend. Die Klagen von Dorothea Schmidt über ihre Erfahrungen
auf dem Synodalen Weg sind sicher nicht aus der Luft gegriffen.
Wenngleich sie selbst auch nicht zimperlich ist.</span></p>
<p style="margin-bottom: 0cm;"><span face="Tahoma, sans-serif" style="font-family: inherit;">Ich
bin fest überzeugt, dass wir als Kirche von den Bewahrern der alten
Traditionen profitieren, dass sie die Reflektion über den richtigen
Weg der Kirche bereichern. Sie müssen Raum haben in unserer Kirche,
ohne als überkommen gebrandmarkt und marginalisiert zu werden. Aber
ihr Weg ist ihr Weg und nicht das Rezept für den Weg der ganzen
Kirche. Im Stil der Amish-People, der Piusbruderschaft, der Gruppe
von Palmar oder als Katholiban haben wir keine Zukunft.</span></p>
<p style="margin-bottom: 0cm;"><span face="Tahoma, sans-serif" style="font-family: inherit;">Gesunden
Zulauf werden auch traditionsverbundene Gruppen nur haben, wenn sie
sich offen und einladend zeigen und vor allem ihren Mitgliedern auch
jederzeit ermöglichen, dieses Umfeld, den eigenen Raum ganz
entspannt wieder zu verlassen – wenn es letztendlich nicht zur
Person passt. Im Raum einer einzig wahren und unfehlbaren Religion
und Spiritualität besteht – das mussten wir als Kirche bitter
erfahren – ein großes Risiko des spirituellen und sonstigen
Missbrauchs. Der Glaube muss uns in die Freiheit führen, auch der
recht verstandene Gehorsam gegenüber religiösen Autoritäten.</span></p>
<p style="margin-bottom: 0cm;"><span face="Tahoma, sans-serif" style="font-family: inherit;">Unerfreulich
wird es leider immer wieder, wenn man versucht, über die
unumstößlichen Positionen zu diskutieren. Erst recht, wenn diese
für sich in Anspruch nehmen, dass sie die reine Lehre der Kirche,
die Lehre an sich repräsentieren. In dieser Gefahr sehe ich die
Protagonisten von Maria 1.0 inzwischen deutlich. Es ist eine gewisse
Hybris spürbar, wenn eine junge Studentin glaubt einen katholischen
Bischof einfach so als Häretiker verdammen oder als „Mietling“
brandmarken zu können. Ich glaube einfach, auf diese Weise leistet
man weder der Diskussion noch der Sache der Kirche einen hilfreichen
Dienst.</span></p><p style="margin-bottom: 0cm;"><span face="Tahoma, sans-serif" style="font-family: inherit;"><br /></span></p>
<p style="margin-bottom: 0cm;"><span face="Tahoma, sans-serif" style="font-family: inherit;">Abschließend
noch einige Informationen über wichtige Aktivisten von Maria 1.0, die
diese öffentlich in Interviews und Wortmeldungen bekannt gemacht
haben:</span></p>
<p style="margin-bottom: 0cm;"><span face="Tahoma, sans-serif" style="color: #58585a; font-family: inherit;">Clara
Steinbrecher stammt aus München. Sie ist Studentin für das
Gymnasiallehramt mit den Fächern Mathematik und Schulpsychologie und
seit letztem Jahr mit Felix Steinbrecher (wiss. MA an der theol.
Fakultät, Eichstätt) verheiratet. Nach eigener Aussage hat sie die
Gemeinschaft Emmanuel kennengelernt und engagierte sich bei der
Jugend 2000 in Eichstätt. Prägend sei für sie auch der „Vetus
ordo“, die Messe, wie sie früher gefeiert wurde. Dies verbinde sie
mit der „Kirche aller Zeiten.“ Sie lebt in Eichstätt. Ihr Ehemann war offenbar früher auch in der Nightfever-Bewegung engagiert. Aktuell strebt er seine Promotion an.</span></p>
<p style="margin-bottom: 0cm; orphans: 2; widows: 2;"><span face="Tahoma, sans-serif" style="color: #58585a; font-family: inherit;">Jessica
Brandstetter lebt ebenfalls in Eichstätt. Sie kommt aus einer eher
atheistischen Familie, hat dann aber zum Glauben gefunden, sich
firmen lassen und „geht wie Clara auch gern zum alten Ritus“.</span></p>
<p style="margin-bottom: 0cm; orphans: 2; widows: 2;"><span style="font-family: inherit;"><span face="Tahoma, sans-serif" style="color: #58585a;">Dorothea
Schmidt kommt aus Peiting im Erzbistum München. Sie gehört offenbar
zur ersten Generation von Maria 1.0. 2019 war sie mit Johanna Stöhr
und Katrin Schwegele beim Regensburger Bischof zum Gespräch. Sie
arbeitet als „freie Journalistin“ und hat unter dem Titel „Pippi
Langstrumpf – Kirche“ ein Buch über ihre Erfahrungen beim
Synodalen Weg geschrieben. „Ich mach mir die Kirche … wie sie mir
gefällt....“ Schmidt hat den Synodalen Weg vor der letzten
Versammlung öffentlichkeitswirksam verlassen, gemeinsam mit drei
weiteren Frauen. Zur Begründung sagte sie auf Domradio:<i> „Ich habe
auf echte Debatten gehofft, auf sachliche Debatten, einen echten
Austausch, eine echte Suche auch nach dem Willen Jesu für die
Kirche, damit wir die Krise überwinden können. Aber von Anfang an
habe ich mich auf einer rauen politischen Bühne befunden, in der es
im Tauziehen um Mehrheiten ging, statt um ein Ringen um die
Wahrheit.“ </i></span><i style="color: #58585a;">Es
gab auch immer wieder Emotionalisierungen, die den notwendigen
sachlichen Diskurs einfach ersticken. Denn bei Emotionalisierung
gewinnt immer der, der die extremsten Gefühle zeigt. Aber die Kirche
ist doch eine Familie, keine politische Bühne. Sie ist der Leib
Christi mit Christus als Haupt. Da hätte ich mir eine echte Suche
nach der Wahrheit im Gebet gewünscht.“</i></span></p>
<p style="margin-bottom: 0cm; orphans: 2; widows: 2;"><span face="Tahoma, sans-serif" style="color: #58585a; font-family: inherit;">Dr.
Margarete Strauss scheint erst später dazu gestoßen zu sein. Sie
stellt sich selbst auf ihrem Blog so vor: „Als katholische
Theologin und Publizistin setze ich mich mit meinem
Internet-Apostolat für die Neuevangelisierung unserer Gesellschaft
und eine kniende Theologie in unserer Kirche ein.“ Sie wurde in
Karaganda, Kasachstan geboren und kam mit ihrer Familie als
Spätaussiedlerin nach Deutschland. Als „Familie Berger“ ist die
Familie auch musikalisch aktiv. Sie studierte an der Universität
Münster und promovierte im Fach „Exegese des Neues Testaments“
bei Prof. Dr. Adrian Wypadlo.</span></p>Markus Gehlinghttp://www.blogger.com/profile/03601483024904119330noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-3145452358057443603.post-14789727113188654362022-10-02T09:25:00.003-07:002022-10-03T00:40:23.282-07:00 Wofür soll(te) sich Kardinal Koch entschuldigen?<p><span style="text-align: justify;"></span></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhcuS2y3Ly7nvSJhJfchOnV0HMO5xnKmSu_28TrqePTCX2SuFQtGKwwzR-vV7QduP-feLtMrMbYXgPMa7EVVEkVIepJHC2GPk0287sf3zs3eJFHvKxrS91n3aiRNNPt1PJC4UMH_hlMUWuKRCwh023CjYxbPJAnxlVuMK1v4EzCOUTaw6_S3RoHGq5R/s4928/DSC_5293.JPG" style="clear: left; float: left; margin-bottom: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="3264" data-original-width="4928" height="212" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhcuS2y3Ly7nvSJhJfchOnV0HMO5xnKmSu_28TrqePTCX2SuFQtGKwwzR-vV7QduP-feLtMrMbYXgPMa7EVVEkVIepJHC2GPk0287sf3zs3eJFHvKxrS91n3aiRNNPt1PJC4UMH_hlMUWuKRCwh023CjYxbPJAnxlVuMK1v4EzCOUTaw6_S3RoHGq5R/s320/DSC_5293.JPG" width="320" /></a></div>Es hat einige Empörung ausgelöst, dass der römische (ursprünglich schweizerische) Kardinal Kurt Koch, die Bemühungen des Synodalen Weges mit einem Verweis auf eine Parallele in der Nazizeit kritisiert hat. <p></p><p><span style="text-align: justify;">Diese Nachricht traf offenbar den Vorsitzenden der deutschen Bischöfe am letzten Tag der Bischofskonferenz auf dem falschen Fuß. Der nannte dies eine inakzeptable Entgleisung, forderte eine Entschuldigung und wollte gar Beschwerde beim Papst einlegen. Der Kardinal habe sich "theologisch disqualifiziert." Prof. Thomas Söding (Vizepräsident des Synodalen Weges) verbat es sich, mit den „Deutschen Christen“ verglichen zu werden. Eine Welle von teils unflätiger Kritik flutete durch die sozialen Medien, eine Reise des Kardinals nach Deutschland wurde aufgrund von Hassbotschaften und Drohungen abgesagt. Was ist da los?</span></p><p style="text-align: justify;">Gestern habe ich mir in diesem Zusammenhang die dreieinhalbstündige Übertragung eines Symposiums der Schülerkreise von Joseph Ratzinger auf Youtube angehört. Im römischen Institutum Patristicum Augustinianum in Rom endete das Treffen der Schülerkeise mit einer öffentlichen Podiumsveranstaltung, moderiert vom deutschen Journalisten Martin Lohmann. Im Kontext dieser Versammlung hat dieser das kritisierte Interview mit Kurt Kardinal Koch, dem römischen Protektor (Beschützer) der beiden Schülerkreise, geführt.</p><p style="text-align: justify;">Die Tagung der Ratzinger-Schülerkreise ist so etwas wie das jährliche Hochamt der lehramtstreuen, (deutschsprachigen) römischen Theologie. Und damit der (eher gesetzte und seriöse) Antipol zu liberaleren Theologen und damit auch zum Synodalen Wege in Deutschland. (Im Unterschied zu den Hau-Drauf-Kritikern des Synodalen Weges.)</p><p style="text-align: justify;">Unter dem Motto<i><b><u> „Ich habe vom Herrn empfangen, was ich euch dann überliefert habe.“ - Verbindliche Wahrheit und Weiterentwicklung der Lehre der Kirche“</u></b></i> sprachen die Vertreter eines konservativ-katholischen „Think-Tanks“ vor allem miteinander und voreinander. Augenscheinlich war in den Gesprächen und Vorträgen der deutsche Synodale Weg als Elefant im Raum, besonders hörbar auch im Abschlussreferat von Bischof Voderholzer. Ein Dialog mit jenen, die auf einen Wandel in der Kirche und Entwicklung der Lehre drängen, war ganz offensichtlich nicht eingeplant. </p><p style="text-align: justify;">So verwundert es nicht, dass der teilnehmende Kardinal Koch für das Interview entsprechend eingestimmt war und darin etwas auf den Busch klopfte. Vielleicht muss man das einmal so sehen, wie beim politischen Aschermittwoch oder bei einer Bierzeltrede des CSU-Vorsitzenden in München sehen, wenn starke Worte vor lauter Gleichgesinnten gesprochen werden. </p><p style="text-align: justify;">Passend zum Thema der Tagung ging es im Interview um die Frage, ob es neben der Bibel, der Hl. Schrift und der Tradition der Kirche weitere Quellen der Offenbarung geben kann. Das 2. Vatikanum hatte die „Zeichen der Zeit“ und den „Glaubenssinn der Gläubigen“ zum Thema gemacht, wenngleich darin wohl nicht eine Quelle der Offenbarung gesehen, worauf der Kardinal zum Abschluss der Übertragung deutlich hinweist (und gleichzeitig die Traditionalisten in die Schranken weist.) </p><p style="text-align: justify;">Es lohnt sich, das Interview und die betreffende Stelle genau zu lesen, beginnend mit der Frage Lohmanns (die dann später dem Kardinal ein Fluchttürchen öffnet): </p><p style="text-align: justify;"><i><b>„Man kann immer wieder, auch von Bischöfen, hören, dass es angeblich neue Offenbarungsquellen gibt. Der Zeitgeist und das - ich nenne das mal so - Gefühl der Gläubigen spielen da offenbar eine Rolle. Lässt sich denn die Lehre der Kirche auf diese Weise ändern? Ist beziehungsweise wäre das eine Weiterentwicklung?"</b></i></p><p style="text-align: justify;">Schon hier verwundert die zugespitzte Fragestellung. Hier ist nun (abwertend) von Zeitgeist und Gefühlen der Gläubigen die Rede, von denen nicht mal beim Synodalen Weg gesprochen wird. Ich habe auch noch keinen einzigen Bischof gehört, der behauptet, man müsse mehr einem Zeitgeist folgen oder sich stärker von Gefühlen leiten lassen. Aber hören wir die Antwort des Kardinals einmal komplett: </p><p style="text-align: justify;"><i>„Es irritiert mich, dass neben den Offenbarungsquellen von Schrift und Tradition noch neue Quellen angenommen werden; und es erschreckt mich, dass dies – wieder – in Deutschland geschieht. Denn diese Erscheinung hat es bereits während der nationalsozialistischen Diktatur gegeben, als die so genannten „Deutschen Christen“ Gottes neue Offenbarung in Blut und Boden und im Aufstieg Hitlers gesehen haben. Dagegen hat die Bekennende Kirche mit ihrer Barmer Theologischen Erklärung im Jahre 1934 protestiert, deren erste These heißt: „Wir verwerfen die falsche Lehre, als könne und müsse die Kirche als Quelle der Verkündigung außer und neben diesem einen Worte Gottes auch noch andere Ereignisse und Mächte, Gestalten und Wahrheiten als Gottes Offenbarung anerkennen.“</i></p><p style="text-align: justify;"><i>Der christliche Glaube muss stets ursprungsgetreu und zeitgemäß zugleich ausgelegt werden. Die Kirche ist deshalb gewiss verpflichtet, die Zeichen der Zeit aufmerksam zur Kenntnis und ernst zu nehmen. Sie sind aber nicht neue Offenbarungsquellen. Im Dreischritt der gläubigen Erkenntnis – Sehen, Urteilen und Handeln – gehören die Zeichen der Zeit zum Sehen und keineswegs zum Urteilen neben den Quellen der Offenbarung. Diese notwendige Unterscheidung vermisse ich im Orientierungstext des „Synodalen Weges“.“</i></p><p style="text-align: justify;">Ein Nazi-Vergleich ist immer heikel, das mussten Politiker und Kirchenleute immer wieder erfahren. Man sollte also gewarnt sein. Ganz unabhängig vom Inhalt und ob der Sprecher nicht evtl. recht haben könnte, wird es automatisch Widerspruch von vielen Seiten geben. Von jenen Opfern der Nationalsozialisten, die darin eine Verharmlosung der damaligen Zeiten sehen. Von denen, die das Gefühl haben, plötzlich in eine Nazi-Schublade zu kommen, weil sie („wie die Nazis“) -und in diesem Kontext - mit „untauglichen Werkzeugen“ an den Kern der kirchlichen Verkündigung gehen und am offenen Herzen des Glaubens werkeln. Nicht zuletzt kämpfen ja rechts-konservative Politiker und Querdenker in gutem Sinne (manchmal) zu Recht gegen den allzu flink vergebenen Nazi-Stempel. </p><p style="text-align: justify;">Es ist natürlich verständlich, dass man in einer heftigen Diskussion auch einmal zum groben Besteck greift. Und gibt es gröberes Besteck als die Vorkommnisse unter der Diktatur Hitlers? Vielleicht war es die allgemeine Stimmung des Symposiums, die Kardinal Koch fragen ließ: Wenn denn die „Zeichen der Zeit“ am Ende nur Zeitgeist sind, was schützt dann das Heilige, den Kern des Katholischen vor allzu voreiligen Reformen? Eine berechtigte Frage. Ein drastisches Beispiel könnte da die Problematik offen legen.</p><p style="text-align: justify;">Im genannten Beispiel versuchten die Vertreter der deutschen Christen, die Bibel zu arisieren, ja sogar das Alte Testament umzuschreiben oder ihm den Status der Hl. Schrift zu entziehen. Das Problem bei solchen Vergleichen ist allerdings, dass im konkreten Kontext mindestens soviel an dem Vergleich falsch wie richtig ist. So kamen ja auch gewichtige Einwände und auch die sehr berechtigte Frage, wo der Kardinal denn die gefährliche und machtvolle Ideologie sieht, die in dieser Weise die kirchliche Lehre verbiegen möchte?</p><p style="text-align: justify;">Das ist durchaus ein heikler Punkt, holt er hier doch just jene Kreise ab, die in allen Ecken irgendwelche Weltverschwörungen, Bestrebungen zur Konstruktion einer One-World-Religion erkennen, den Teufel am Werk wähnen oder in den Forderungen nach Gleichberechtigung der Geschlechter und jenen der LGBTQIA*-Bewegung ein Ende des christlichen Abendlandes erwarten. </p><p style="text-align: justify;">Eigentlich skurril, dass der römische Kurienkardinal ausgerechnet einen ur-evangelischen Teil der „Barmer Erklärung“ zitiert, die das – gegen die katholische Theologie gerichtete – Prinzip des „Sola scriptura – nur die Hl. Schrift“ hoch hält. So manche ureigene katholische Tradition hatte der Protestantismus in und nach der Reformation aufgegeben, weil sie sich gerade nicht mit dem Rückgriff auf die Bibel rechtfertigen ließ. Hier zeigt sich schon, wie heikel ein solcher historischer Vergleich ist und wie schnell er missverstanden werden kann. </p><p style="text-align: justify;">Man fühlt sich erinnert an die Regensburger Rede von Papst Benedikt XVI., wo ein kleines historisches Zitat über Missionierung mit Gewalt einen Sturm der Entrüstung auslöste, weil es klang, als habe der Papst negativ über den Propheten des Islam gesprochen. </p><p style="text-align: justify;">So geht es nun auch Kardinal Koch, unmittelbar nachdem er die erboste Kritik seines deutschen Amtsbruders vernommen hatte, meldete er sich erneut über die Tagespost zu Wort, mochte aber seinen so treffenden Vergleich nicht zurücknehmen, entschuldigte sich aber bei all jenen, die sich getroffen fühlten. Er habe auf eine allgemein gestellte Frage reagiert. </p><p style="text-align: justify;"><i>„Ich antworte umgehend, kann aber meine grundsätzliche Aussage nicht zurücknehmen, und zwar schlicht deshalb, weil ich keineswegs den Synodalen Weg mit einer Nazi-Ideologie verglichen habe, und ich werde dies auch nie tun.“</i></p><p style="text-align: justify;">Ich halte Kurt Kardinal Koch für einen sehr klugen und ehrlichen Menschen und nehme ihm das ab. Leider aber tun seine allerlautesten Verteidiger aktuell genau dies und preisen den Kardinal für den Klartext und den Schlag den er, der Großtheologe dem Synodalen Weg versetzt habe. Die Theologen des Synodalen Wegs sind dieser Unterstützerszene nicht besser als die Theologen Hitlers aus den Reihen der Deutschen Christen. </p><p style="text-align: justify;"><i>„Es war in keiner Weise meine Absicht, jemanden zu verletzen. Ich bin einfach davon ausgegangen, dass wir auch heute aus der Geschichte, auch aus einer sehr schwierigen, lernen können. Wie die heftige Reaktion von Bischof Bätzing und andere zeigen, muss ich nachträglich feststellen, dass dieser Versuch mir misslungen ist. Und ich muss wahrnehmen, dass Erinnerungen an Erscheinungen und Phänomene in der nationalsozialistischen Zeit in Deutschland offensichtlich tabu sind. Diejenigen, die sich von mir verletzt fühlen, bitte ich um Entschuldigung und versichere sie, dass dies nicht meine Intention gewesen ist und nicht ist.“</i></p><p style="text-align: justify;">Bischof Georg Bätzing ist mit dieser Antwort gar nicht zufrieden und der Konflikt schlägt weiter Wellen. Mariano Delgado, ein Schweizer Theologe und Kirchenhistoriker spricht mit Blick auf die Formulierungen von Kardinal Koch von einem „katastrophalen Kommunikationsfehler.“ und schreibt. „Dass der Kardinal darauf antwortet, er habe es nicht so gemeint, wie es von vielen verstanden wurde (und wir können es ihm gerne glauben), gehört zur «Busse» bei solchen katastrophalen Kommunikationsfehlern.“</p><p style="text-align: justify;">In der Tat, sehe ich auch in dem historischen Vergleich nicht den eigentlichen Fauxpas. Das kann man tatsächlich wagen, auch mit Blick auf Geschehnisse der heiklen Nazi-Zeit. Man sollte es aber dann vielleicht noch etwas kontextualisieren und weitere Beispiele bringen, wie z.B. das Verhalten des russischen Patriarchen Kyrill, der die russische Orthodoxie zum Pudel Putins macht, indem er keinerlei prophetischen Protest gegen den Krieg erhebt. </p><p style="text-align: justify;">Was aber letztlich auch Kardinal Koch einleuchten sollte, ist eine aufmerksame Re-Lektüre des Interviews. Natürlich muss man ihm zu Gute halten, dass ihm eine sehr allgemeine Frage gestellt wurde. Aber nach dem Symposium wusste doch jeder, dass „der Elefant Synodaler Weg im Raum stand“. Worauf sonst sollte sich ausgerechnet Lohmanns Frage beziehen, der sich ja in seiner sonstigen publizistischen Tätigkeit als geradezu fixiert auf den Synodalen Weg zeigt?</p><p style="text-align: justify;">Insofern ist der falsche Satz in der Antwort des Kardinals nicht der Verweis auf die Versuche der frühen 1930er Jahre, ein regimeverträgliches Christentum zu konstruieren.</p><p style="text-align: justify;">Gänzlich falsch ist aber ein Nebensatz, der da lautet: <i><b>„und es erschreckt mich, dass dies – wieder – in Deutschland geschieht.“</b></i></p><p style="text-align: justify;">Hierfür sollte sich der Kardinal entschuldigen, nicht für den historischen Bezug selbst. Denn, nur durch diesen Nebensatz muss man die Antwort des Kardinals als Kritik an jenen lesen, die sich auf dem synodalen Weg um einen Ausweg aus der Krise bemühen, in die die Kirche in Deutschland und weltweit aufgrund ihres Versagens im Umgang mit dem sexuellen Missbrauch und aufgrund mancher anderer Sünden geraten ist und die sie mehr und mehr von den Menschen entfremdet und ihre Mission der Verkündigung des Evangeliums schwer macht. Die Kirche in ihrer heutigen Gestalt erweist sich durchaus als Klotz am Bein des Christseins und der Verkündigung des Glaubens an den dreieinen Gott. </p><p style="text-align: justify;">Die Anfrage des Kardinals ist sicher berechtigt. Aber, der oben schon kurz zitierte Prof. Delgado schreibt weiter: <i>„Wer sich ... mit pointierten Stellungnahmen ... äußert und dies auch mit der Autorität seines Amtes tut, muss auch in Kauf nehmen, dass ihm widersprochen wird."</i></p><p style="text-align: justify;">Das gehört zur Kunst der theologischen Streitkultur, die heute leider zu wenig gepflegt wird, weil sich die Fronten verhärten und wir nicht mehr «die Wahrheit des Anderen» zu retten bemüht sind, wie Ignatius von Loyola anmahnte. </p><p style="text-align: justify;">Leider zeigt sich auch der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz nicht als jemand, der eine kunstvolle theologische Streitkultur pflegt. Und es wird sich mir nie erschließen, warum in einer solchen kommunikativen Krisensituation der eine Bischof nicht sofort den anderen Bischof anruft. Was hätte Kardinal Koch eigentlich verloren, wenn er den Vergleich mit den Deutschen Christen umgehend zurückgenommen und sich für die Missverständlichkeit unmissverständlich entschuldigt hätte. Statt alles mit einer gewundenen Erklärung zu verschlimmbessern. Was man zur Antwort Bischof Bätzings leider auch sagen muss. Ein Traum, wenn Kardinal Koch dann seinem Amtsbruder eine öffentliche Disputation über die Bedeutung des Glaubenssinns der Gläubigen, über Quellen der Offenbarung und „loci theologici“, über Zeitgeist und Zeichen der Zeit angeboten hätte. Diese Disputation hätte sicher aufgrund der kurzzeitig großen Aufmerksamkeit mehr Herzen und Hirne erreicht, als die Übertragung eines dreieinhalbstündigen Vortragssymposiums mit wenig überraschenden Antworten auf EWTN. (Den Theologen unter uns sei das dennoch empfohlen, spannend wäre allerdings wenn dort auch der Disput mit Personen wie Thomas Söding, Julia Knop und Michael Seewald (der direkt angesprochen wurde) gesucht worden wäre.)</p><p style="text-align: justify;">Die Verhärtung der Fronten wird uns als Kirche nicht weiter bringen. Wenn die jeweiligen Unterstützerzirkel der beiden Kontrahenten sich enger um ihre zeitweiligen Idole scharen, wird das nur die Lagerbildung in der Kirche verschärfen. Einer Gestalt von Kirche, die nach wie vor ein Klotz am Bein der Verkündigung bleiben und immer mehr werden wird, weil die Menschen sich abwenden, wenn die Rede von Gott immer weiter zu einem Gezänk um des Kaisers Bart verkommt. </p><p><br /></p><p><b>Interview von Martin Lohmann mit Kurt Kardinal Koch:</b></p><p><a href="https://www.die-tagespost.de/kirche/aktuell/die-wahrheit-macht-frei-nicht-die-freiheit-wahr-art-232532">www.die-tagespost.de/kirche/aktuell/die-wahrheit-macht-frei-nicht-die-freiheit-wahr-art-232532</a></p><p><b>Reaktion von Bischof Bätzing nach der Bischofskonferenz:</b></p><p><a href="http://www.katholisch.de/artikel/41259-nach-nazi-vergleich-baetzing-fordert-umgehende-entschuldigung-von-koch">www.katholisch.de/artikel/41259-nach-nazi-vergleich-baetzing-fordert-umgehende-entschuldigung-von-koch</a></p><p><b>Antwort des Kardinals: </b></p><p><a href="http://www.die-tagespost.de/kirche/synodaler-weg/koch-antwortet-baetzing-nehme-aussage-nicht-zurueck-art-232671">www.die-tagespost.de/kirche/synodaler-weg/koch-antwortet-baetzing-nehme-aussage-nicht-zurueck-art-232671</a></p><p><b>Antwort des Vorsitzenden der Bischofskonferenz: </b></p><p><a href="http://www.dbk.de/presse/aktuelles/meldung/bischof-baetzing-stellungnahme-zur-antwort-von-kardinal-kurt-koch-vom-29-september-2022">www.dbk.de/presse/aktuelles/meldung/bischof-baetzing-stellungnahme-zur-antwort-von-kardinal-kurt-koch-vom-29-september-2022</a></p><p><b>Kommentar von Prof. Dr. Mariano Delgado:</b></p><p><a href="http://www.kath.ch/newsd/katastrophaler-kommunikationsfehler-mariano-delgado-kritisiert-kardinal-koch/">www.kath.ch/newsd/katastrophaler-kommunikationsfehler-mariano-delgado-kritisiert-kardinal-koch/</a></p><p><br /></p>Markus Gehlinghttp://www.blogger.com/profile/03601483024904119330noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-3145452358057443603.post-25366944832341723722022-09-13T03:54:00.003-07:002022-09-14T05:00:59.223-07:00Wer hat Angst vorm (bösen...) Synodalen Weg?<p style="text-align: left;"><!--[if gte mso 9]><xml>
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</p><p class="MsoNormal" style="text-align: justify;"></p><table cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="float: left; margin-right: 1em; text-align: left;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgELyW4ok1oPMJ9xp0C48-YQ5N5rbzSaloyhCkBAa36Y-sL0S1hiqqmkoBMGaOOTTtj5k2L9tHHangdHXRle9lwsZ3KHNrgTcy49je3FMrnL-yCy5DPOMFGkRwq298wxh7vF3FKteyXmCfQYeGMtoHCif6ZehW0--c7ZgBXb2fpJ55f3VFku70z3Rh5/s992/csm__2VL5062_84d7c0661a.jpg" style="clear: left; margin-bottom: 1em; margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="660" data-original-width="992" height="213" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgELyW4ok1oPMJ9xp0C48-YQ5N5rbzSaloyhCkBAa36Y-sL0S1hiqqmkoBMGaOOTTtj5k2L9tHHangdHXRle9lwsZ3KHNrgTcy49je3FMrnL-yCy5DPOMFGkRwq298wxh7vF3FKteyXmCfQYeGMtoHCif6ZehW0--c7ZgBXb2fpJ55f3VFku70z3Rh5/s320/csm__2VL5062_84d7c0661a.jpg" width="320" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">© Synodaler Weg/Maximilian von Lachner</td></tr></tbody></table><div style="text-align: justify;">Mit einem „Paukenschlag“ begann die Versammlung des Synodalen
Weges (SW) am Donnerstag. Ein Grundlagentext zur Sexualität und Partnerschaft,
der im Verlauf der vergangenen zwei Jahre entstanden war, fand zwar die Zustimmung
der überdeutlichen Mehrheit der Synodalen. Allerdings stimmten nur 61 Prozent
der Bischöfe mit „Ja“ (bezogen auf die Nein und Ja – Stimmen, denn Enthaltungen
werden im SW nicht gezählt.) 209 Synodale hatten sich versammelt, von ihnen
stimmten insgesamt 34 mit „Nein“. Allerdings waren von diesen 33 Stimmen 21
bischöfliche Stimmen, die Sperrminorität war damit erreicht, obwohl damit nur 12 weitere Synodale gegen das Papier waren. Eine sehr deutliche „Unwucht“
zwischen Bischöfen und weiteren Synodalen. Vor der Abstimmung hatten sich nur
zwei Bischöfe in einem Statement gegen den Beschluss positioniert, direkt nach
der Abstimmung bekannten sich drei weitere Bischöfe zu ihrem Nein.</div><p></p>
<p class="MsoNormal" style="text-align: justify;">Schwester Dr. Katharina Kluitmann beklagte in einer Predigt
in Köln am Sonntag, dass sie sich nicht über die Ablehnung selbst geärgert
habe, sondern darüber, „dass man uns im Dunkeln belassen und nicht vorher
gesprochen hat.“ Zwei Jahre sei Zeit dafür gewesen. </p>
<p class="MsoNormal" style="text-align: justify;">In der Tat wird in diesem Vorgang zweierlei deutlich: Große
Mehrheiten der Katholiken wünschen sich – gegen lehramtlichen Widerstand – seit
Jahrzehnten Reformen der Sexualmoral. Und erleben aufgrund der hierarchischen
Verfasstheit der Kirche immer wieder, dass am Ende ihre Bemühungen, <span style="mso-spacerun: yes;"> </span>ihre Lebenserfahrung, ihre Stimme und alle
theologischen und menschlich-emotionalen Argumente wertlos sind, wenn das Amt
entscheidet. Genau das zeigt wie in einem Brennglas die Problematik der
Kumulierung der Leitungsverantwortung bei den Geweihten, bei Bischöfen und
Pfarrern – naturgemäß allesamt Männer. „Beratet uns gern – Entscheiden tun am
Ende wir.“ Die Erschütterung und Ratlosigkeit nach diesem „Paukenschlag“ sorgte
dann aber doch für einen insgesamt erstaunlichen und überraschenden Verlauf der
4. Vollversammlung des SW in Frankfurt.</p>
<p class="MsoNormal" style="text-align: justify;"></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgbR9Efy4C-Ab2a_pPdld9x4h667E7m2XSWYCCLtg-CZ32Zn5MvNAh_jQckfX5-VY-yHHf-tfWMIQJ2KHAuEmxW9iuhTlpMEksgZPmv6fVAFtYeITdfg1xvDlKQTWMcYH63wbCguoEyDZr66LVcdjY2gf12UQjdRlYRKCExyex8rfZ2vIUYLbKyeg-c/s992/csm__DSC6350_8d3272455a.jpg" style="clear: left; float: left; margin-bottom: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="660" data-original-width="992" height="213" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgbR9Efy4C-Ab2a_pPdld9x4h667E7m2XSWYCCLtg-CZ32Zn5MvNAh_jQckfX5-VY-yHHf-tfWMIQJ2KHAuEmxW9iuhTlpMEksgZPmv6fVAFtYeITdfg1xvDlKQTWMcYH63wbCguoEyDZr66LVcdjY2gf12UQjdRlYRKCExyex8rfZ2vIUYLbKyeg-c/s320/csm__DSC6350_8d3272455a.jpg" width="320" /></a></div><div style="text-align: justify;">Der laute Jubel auf allen konservativen Kanälen bliebt
Manchem dann im Halse stecken, als weitere Beschlüsse auch bei den Bischöfen
weitgehend Zustimmung fanden. Und zu Beginn der neuen Woche ist die Lage doch
eher unübersichtlich. </div><p></p>
<p class="MsoNormal" style="text-align: justify;">In der katholischen Kirche tobe ein „Bürgerkrieg“ meinte
kürzlich Marco Politi in einem Interview. Politi ist ein bekannter italienischer
Publizist. </p>
<p class="MsoNormal" style="text-align: justify;">Je nachdem, ob man lieber „Kirche und Leben“ oder Tagespost
liest, bekommt man jedoch die Schilderungen vom Schlachtfeld nicht
übereinander. Wenn da nicht die verbindenden Bilder und das Logo des SW wären, scheint
die Schilderungen der Einen nichts mit den Berichten der Anderen zu tun zu
haben. Waren sie wirklich auf ein und derselben Veranstaltung?</p>
<p class="MsoNormal" style="text-align: justify;">Überhaupt scheint Kriegsrhetorik gerade angesagt: Dorothea
Schmidt, die Vertreterin von Maria 1.0 beim SW spricht in der Tagespost von „Feindlicher
Übernahme der katholischen Kirche“. Am letzten Versammlungstag habe man den „Grundstein
für die Deutsche Nationalkirche gelegt“. „Allerdings mit unfairen Mitteln.“ „Ich
habe in den vergangenen Tagen die feindliche Übernahme der katholischen Kirche
miterlebt, eine Art Putsch mit verbalen Säbeln.“</p>
<p class="MsoNormal" style="text-align: justify;">„Vor meinem inneren Auge sehe ich Panzer das Kirchenschiff
plattfahren, um Platz zu machen für die deutsch-nationale
freizügig-feministische Genderkirche.“</p>
<p class="MsoNormal" style="text-align: justify;">Die Tagespost schießt aus allen Rohren und unterstützt ein
Netzwerk von Aktivisten, dass sich gegen den SW engagiert. Ein Interview eher
konservativer Bischöfe und Vertreter von Anti-SW-Initiativen wie „Neuer Aufbruch“
und Maria 1.0, ein Text von Bernhard Meuser und Franziska Harter jagt den
Nächsten. Der Tonfall ist mehr als gereizt und nicht gerade von journalistischer
Neutralität geprägt. </p>
<p class="MsoNormal" style="text-align: justify;">Kein Wunder, dass Irme Stetter-Karp auch Tagespost und Maria
1.0 für eine Flut böser Angriffe und Briefe verantwortlich macht, was diese empört
zurückweisen.</p>
<p class="MsoNormal" style="text-align: justify;">Der Ton ist gereizt: ein bei Facebook sehr aktiver katholischer
Aktivist schreibt: „Seit Jahrzehnten waren die Bischöfe, die man dem Hl. Vater
zur Wahl vorschlägt „faule Früchte“, „Kath.Bischöfe die sich in Deutschland zum
Papst - zu Rom und zur Kath.Lehre bekennen und diese offen verteidigen, werden
von den „Synodalen“ gezielt angefeindet - gemobbt und verleumdet!“</p>
<p class="MsoNormal" style="text-align: justify;">Diese Sicht wurde gefüttert durch gewisse Andeutungen einiger
(Weih-)bischöfe in ihren Statements beim SW. Man habe sich „massiert“ gefühlt
und zur Zustimmung gedrängt oder gar „emotional unter Druck gesetzt.“ Ganz
offensichtlich ist ein offener Schlagabtausch und klarer Widerspruch für
manchen Bischof schwer auszuhalten. Erst recht, wenn man auf Augenhöhe zu
sprechen hat und nicht aufs Tablett gehoben wird. </p>
<p class="MsoNormal" style="text-align: justify;">Bernhard Meuser wittert in der Tagespost schon den Rauch
qualmender Scheiterhaufen: „Abgesehen davon, dass für manche - etwa
Religionslehrer oder Pfarrer - es schon heute schwer ist, sich öffentlich zum
Lehramt zu bekennen, sind die Bedingungen für eine Jagd auf lehramtstreue
Katholiken aufgestellt. Mehr denn je sind Bekennermut und Zeugnis notwendig.“</p>
<p class="MsoNormal" style="text-align: justify;">Man muss es ihm lassen, Dramatik kann er: „Im Streaming
konnte nun jeder, der wollte, den Heldenmut der Wenigen angesichts einer
dämonischen Drohkulisse ebenso wahrnehmen, wie den erschütternden Kniefall der
Vielen vor dem Synofanten.“ Das putzige Kuscheltier, das vor einigen Monaten
einmal auf einem Foto des DBK-Vorsitzenden auftauchte wurde zum Goldenen Kalb
des Zeitgeistes stilisiert, dem das Volk im SW huldigte. </p>
<p class="MsoNormal" style="text-align: justify;">So kommt er, der Verteidiger der wahren Katholizität und rühriger
Initiator der Initiative „Neuer Anfang“ zu einem erstaunlichen Ergebnis.
Während man sonst die Hierarchie (zumindest das Modell) mit Zähnen und Klauen
verteidigt… … wenn man den eigenen Bischof für einen Häretiker hält, darf man offenbar
geistlich in ein anderes Bistum switchen. Dann ist der eigene Diözesanbischof eben
abgeschrieben und man folgt treu dem fernen Bischof, der halt in allen
Abstimmungen „Nein“ gestimmt hat. „Sollte es sich herausstellen, dass ein
Amtsträger mit dem gemeinsamen Glauben der Kirche manifest gebrochen hat, und
sollte er damit die Kommuniongemeinschaft der einen Kirche verlassen haben, so
besteht gegenüber diesem "Bischof" nicht nur keinerlei Loyalitäts-
und Gehorsamspflicht mehr, sondern man hat als getaufter und gefirmter Christ
sogar die Pflicht, ihm jede Unterstützung zu entziehen. Nun wird man die Texte
des Synodalen Weges in Ruhe betrachten müssen, um dann das reale
Abstimmungsverhalten der Bischöfe anzuschauen.“ </p>
<p class="MsoNormal" style="text-align: justify;">Auch wenn er sich da noch ein argumentatives
Ausstiegstörchen offen gelassen hat: Im Grunde verlässt man mit diesem Satz die
überlieferte Kirchenordnung weit mehr als mit der Einführung eines synodalen
Ausschüsschens, das in Zukunft etwas verbindlicher als sonst die Bischöfe
beraten darf.</p>
<p class="MsoNormal" style="text-align: justify;">Meuser plädiert in einem Kommentar sogar dafür, die Bischöfe
bezüglich Ihres Amtseides kritisch und brieflich anzufragen und seine Zweifel
an der Treue des jeweiligen Bischofs auch an höherer Stelle kundzutun. Meuser
versteht es, sprachlich auf den Busch zu klopfen und die dicke Pauke zu schlagen.
Aber auch die „Gegenseite“ wollte sich offenbar nicht lumpen lassen. </p>
<p class="MsoNormal" style="text-align: justify;">Der Kirchenrechtler Thomas Schüller Schüller fragte: „Was
machen jetzt ein Kardinal Marx mit seinem Weihbischof Stolberg, ein so
lernbereiter Bischof Genn mit Weihbischof Zekorn?“ </p>
<p class="MsoNormal" style="text-align: justify;">Ja nix, will ich hoffen. Wenn das ihre Überzeugung war, dann
muss man das aushalten und darf es und kann es nicht sanktionieren.</p>
<p class="MsoNormal" style="text-align: justify;">Aus der „neutralen“ Schweiz titelte kath.ch allen Ernstes: „Sind
Bischof Gebhard Fürst und Weihbischof Thomas Maria Renz «feige Heckenschützen»?
„Die Diözese Rottenburg-Stuttgart ist ein Schweizer Nachbarbistum. Früher wehte
hier ein liberaler Wind. Doch nun gibt es Unmut: Bischof Gebhard Fürst und
Weihbischof Thomas Maria Renz verschweigen ihr Votum beim Synodalen Weg.“ </p>
<p class="MsoNormal" style="text-align: justify;">Es ist sicher bedauerlich, dass offenbar gerade die
Weihbischöfe die "Mühen der Ebene" scheuten und sich wenig in die
Diskussionen einbrachten, und am Ende dann "dagegen" stimmten. Es ist
ja sowieso bedrückend, dass Arbeitsgruppen über Monate Konsenstexte erstellen,
um einzelne Sätze ringen und am Ende steht nur ein "ja" oder
"nein" zur Verfügung. Bischöfe sollten sich nicht in einer
konstruierten Opferrolle einnisten, sondern auch anerkennen, dass der
Widerspruch etwas spät kommt. Synodale Debattenkultur bedeutet Ringen um die
Wahrheit. Und das erfordert Zeit und Mühe. Selbst dann, wenn man als
Weihbischof einen vollen Terminkalender hat. </p>
<p class="MsoNormal" style="text-align: justify;">Dabei war es vorhersehbar, dass es zu dieser Zuspitzung kommen könnte. Die Synodalin Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz hatte offenbar bei einem
Vortrag im österreichischen Kloster Heiligenkreuz darauf hingewiesen und klar
gemacht, dass die Bewahrer augenscheinlich besser zählen können als die
Reformer. Obwohl auch die Religionsphilosophin erstaunt konstatierte: "Die Bischöfe schweigen in ganz großer Mehrheit". </p><p class="MsoNormal" style="text-align: justify;">Ich bin ziemlich sicher, dass auch ich als aufmerksamer Beobachter der
katholischen Szene die 21 bischöflichen Nein-Stimmen benennen könnte und würde ziemlich
hoch wetten, dass ich dabei mindestens 19 Treffer lande.</p>
<p class="MsoNormal" style="text-align: justify;">Natürlich steht es jedem Synodalen frei, eine Meinung zu
haben und zu einer Entscheidung zu kommen. So viel Freiheit braucht es und
Synodalität heißt auch, auszuhalten, dass mein Weihbischof anderer Meinung ist.
Ich hoffe, diese Professionalität bringen alle Beteiligten bald wieder auf. </p>
<p class="MsoNormal" style="text-align: justify;">Leider ist auch auf der Seite der Reformer die Stimmung
extrem aufgeheizt. Dazu tragen auch Bewegungen wie Maria 2.0 bei oder Stimmen
wie die des Kirchenrechtlers Norbert Lüdecke, der im SW „Beteiligungssimulation“
beobachtet. Konservative Stimmen müssen sich manchmal gar als Vertuscher,
Undemokraten, „angebliche Reformer“ oder in die geistige Nähe von Gewalttätern
rücken lassen. Wobei die sozialen Netzwerke auch einen bunten Zoo von Menschen
anziehen und der Umgangston dort sicher rauher ist als im normalen Leben. </p>
<p class="MsoNormal" style="text-align: justify;">Unangenehm berührt hat mich – bei verständlicher
Emotionalität und Mitfühlen mit Betroffenen – auch eine Wortmeldung von Gregor
Podschun, der für den BDKJ in der Versammlung sitzt: „Menschen werden
umgebracht wegen der Haltung der Kirche. Sie hat dazu beigetragen, dass die
Person beim CSD neulich (In Münster) umgebracht wurde."</p>
<p class="MsoNormal" style="text-align: justify;">Nein! Bei allem Verständnis für Mitgefühl. Das erscheint mir
reichlich „unterkomplex“. Um nicht unfair zu sagen. Ich will nicht
ausschließen, dass die kirchliche Verkündigung vergangener Jahrzehnte einen
Einfluss auf eine gewisse homophobe Grundstimmung meines dörflichen
Lebensumfeldes hatte. Sprüche in der Schule, auf dem Sportplatz, in
Stammtischrunden kenne ich natürlich. Dass aber ein Vredener Pastor es für
notwendig hielte, irgendwas zu Homosexualität oder zu schwulen Paaren zu
predigen, das kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen. </p>
<p class="MsoNormal" style="text-align: justify;">Das wird auch schnell zur Frage vom Huhn oder Ei. Was ist
der originäre Anteil der Kirche an einer solchen Haltung? Fragwürdig wurde
Homosexualität in der Pubertät als Anfrage an die eigene sexuelle Orientierung.
Die Kirche habe ich da eher – selbst im konservativen Münsterland – als Gegenwelt
erlebt. Hier war das Lästern über Leute, die Anders waren verpönt. In der Jugendarbeit
hatten wir ein offenes Herz für Typen, die anderswo ausgegrenzt wurden. Erste
intensive und offene Gespräche mit schwulen Männern hatte ich bei
Katholikentagen. Manchmal arbeiten wir auch eine dunkle kirchliche
Vergangenheit auf, die schon lange Jahrzehnte keine Gegenwart mehr war.
Jedenfalls nicht überall. Dass sich kleine Gruppen und Milieus nach wie vor wie
in der „guten alten Zeit“ denken und verhalten ist Teil einer sehr
vielgestaltigen Kirchenwelt. Und leider haben sich Sonderwelten gerade in der
Domumlaufbahn besonders lange gehalten. </p>
<p class="MsoNormal" style="text-align: justify;">Es ist sicher nicht von der Hand zu weisen, dass die Kirche
sich sorgfältig überlegen muss, was ihre Moral- und sonstige Verkündigung
möglicherweise auslöst. Da verantwortet sie durchaus eine Unheilsgeschichte. Niemals
darf es dazu kommen, dass Menschen zurückgesetzt und bedrängt oder gar
gewalttätig angegangen werden. Hier sollte die Kirche immer Position beziehen. Das
ist wichtiger als auf irgendwelchen Lehrpositionen zu beharren oder diese gar mit
der eigenen Pastoralmacht, dem Arbeitsrecht oder der Finanzkraft umzusetzen. Manchen
Zuspitzungen auf dem SW und auch in der nachträglichen Kommentierung kann ich
(bei aller guten Absicht) nicht folgen. Niemand will Missbrauchstäter
unterstützen, weil er an Katechismusformulierungen festhalten möchte. </p>
<p class="MsoNormal" style="text-align: justify;">Das alte Diktum „Den Sünder lieben und die Sünde hassen.“ ist
in seiner Tiefe noch gar nicht ausgeschöpft. Es ist ein Paradoxon, das uns
immer wieder herausfordert. Aber es verbietet, einem Menschen den Platz im
Gemeinderat zu verwehren oder ihm als Mitarbeiter stumpf zu kündigen.<span style="mso-spacerun: yes;"> </span>Jesus sagt: „Ich bin nicht gekommen um das
Gesetz aufzuheben, sondern es zu erfüllen.“ Ich denke, es bleibt richtig, dass
wir theologisch Ideale und Prinzipien beschreiben, an denen man sich
orientieren kann. Aber wir dürfen nicht mit diesen Idealen auf Menschen einprügeln,
die ihnen nicht entsprechen. So viel geistlichen Spagat sollten wir uns
zutrauen.</p>
<p class="MsoNormal" style="text-align: justify;">Es uns aber damit auch nicht leicht zu machen. Es ist sicher
richtig, Menschen nicht pauschal wegen vergangener Fehler auszuschließen. Aber
ohne einen klaren Kompass kirchlicher Lehre kann es nicht gehen. Auch die
Reformer wollen nach meiner Wahrnehmung keinen Relativismus und kein „everything
goes“. Es braucht Regeln. Gerade in Fragen des sexuellen und geistlichen
Missbrauchs entstehen aufschlussreiche neue Regelwerke und
Selbstverpflichtungen. Niemand möchte aus lauter Barmherzigkeit den
Missbrauchstäter wieder in der Seelsorge sehen. Und es wird auch in Zukunft menschliches
Fehlverhalten geben, das sich nicht mit einer Arbeit für die katholische Kirche
verträgt.</p>
<p class="MsoNormal" style="text-align: justify;">Kehren wir zurück zur Beobachtung der nunmehr zu Ende
gegangenen Vollversammlung des SW. Wenn man die Reaktionen in den sozialen
Medien betrachtet, müsste der Synodale Weg die ganze katholische Welt in Atem
halten. Tut er aber nicht. Wenn ich in meinen beruflichen Alltag schaue, so ist
das ein ziemliches Insiderthema. Wir hatten einmal den Plan, in der Gemeinde
einen Infoabend dazu zu starten und eine Synodalin einzuladen. Aber das
Interesse war so mäßig, dass wir davon Abstand genommen haben. Es fehlt an der
Vermittlung in die Gemeinden, vielleicht pointierten Zusammenfassungen der sehr
komplexen Papiere und Ereignisse. Die Kritik aus gut organisierten
Aktionsgruppen ist laut. Die Presse interessiert sich vor allem für die „heißen
Eisen“ und die Konflikte. Für die Gemeinden wäre interessant, was in ihrem
Gemeindealltag Relevanz haben könnte. </p>
<p class="MsoNormal" style="text-align: justify;">Manchmal kommen mir die Gemeinden vor Ort und die
Kirchenleitungen in Münster und Rom schon wie Parallelwelten vor, die zwar aufeinander
bezogen sind – aber doch weit voneinander entfernt existieren. Und die bittere
Kirchenkritik vieler Medien trifft mich in der täglichen Seelsorge selten,
wenngleich ich weiß, dass die Strukturen, Macken und Fehler meiner Kirche
existierten und teils noch heute existieren. Wobei allzuoft ein Status der
Kirche kritisiert wird, der längst der Vergangenheit angehört. Dass heute ein
Missbrauch vertuscht wird, kommt mir undenkbar vor, aber viele glauben noch
immer, dass die Personalabteilungen in erster Linie die Akten von
Missbrauchstätern verschwinden ließen und diese nach wie vor irgendwo in der
Kirchenorganisation verstecken. Es scheint manchmal, als kämpfe Don Quichote
gegen die frommen Windmühlen. Nicht, dass alles schon gut wäre, aber der Wandel
kann doch nicht übersehen werden, selbst wenn er nur oft, aber noch nicht immer
und überall zum Guten geschieht. Ich mag die Kirche nicht verloren geben. (Und weil dazu schon eine kritische Anmerkung kam: Es liegt mir völlig fern damit das bodenlose Versagen von Bischöfen und Verantwortlichen in der Vergangenheit zu leugnen oder mit dem aktuellen Stand im Umgang mit Betroffenen und deren Entschädigung zufrieden zu sein.) <br /></p>
<p class="MsoNormal" style="text-align: justify;">Ich muss gestehen, dass ich mich auch nur mit Mühe durch die
Papiere des SW ackere und im Grunde nur wenig mit Ruhe gelesen habe. Daher
hatte ich mir diesmal einige Stunden Zeit genommen, um dem Livestream zu
folgen. </p>
<p class="MsoNormal" style="text-align: justify;">Meine ganze Hochachtung hat die 31jährige Katharina Norpoth,
die einige Stunden lang die Versammlung mit stoischer Ruhe und Freundlichkeit
moderierte. An einer Stelle hatte sich eine Gruppe von 5 Synodalen gefunden,
die mit dem Verweis auf einen Passus der Satzung eine geheime Abstimmung
forderten und sich einfach nicht davon überzeugen ließen, dass die Zahl 5 nur
verhindern sollte, dass Einzelpersonen aus strategischen Gründen bei jeder
Gelegenheit eine geheime Abstimmung fordern könnten. Damit hätten sie jede der satzungsmäßig
vorgesehenen namentlichen Abstimmungen verhindern können. So wollten diese 5 es
auch nicht akzeptieren, dass ihre Forderung geheimer Abstimmung nun selbst zur
Abstimmung gestellt wurde. Da offensichtlich die fünf Antragssteller aus dem eher
oppositionellen Kreis stammten, fanden Sie bei Franziska Harter in der
Tagespost große Sympathien und Frau Norpoth musste sich folgendes Verdikt über
die eigenen Moderations“leistungen“ zu Gemüte führen: </p>
<p class="MsoNormal" style="text-align: justify;">„Die Moderation von Katharina „BDKJ“ Norpoth am
Samstagmorgen verschaffte übrigens einen Eindruck davon, wie die Kirche
aussehen wird, wenn demnächst mehr Frauen mehr Macht in der Kirche haben.
Soviel eiskalten Autoritarismus dürfte sich kein Bischof auch nur im Ansatz
erlauben. Synodale, die sich höflich darum bemühen, eine geheime Abstimmung als
einen geschützten Rahmen für eine Gewissensentscheidung zu erreichen, mussten sich
wie Schulkinder von ihrer Oberlehrerin über den Mund fahren lassen. Frauen wie
Männer – wenigstens da herrschte Geschlechtergerechtigkeit.“ </p>
<p class="MsoNormal" style="text-align: justify;">Das ist völlig unfair. Ich würde mir eine souveräne
Moderation für viele Gremien in Politik und Kirche wünschen. Und ein ruhiger
Blick in die Satzung und Geschäftsordnung sollte auch deutlich machen, dass der
Zweck dieses Passus keineswegs die Erzwingung einer geheimen Abstimmung durch
eine winzige Gruppe sein kann. Der grundsätzliche Abstimmungsmodus der
Versammlung war eine öffentliche Abstimmung. Durch die Verwendung der
Stimmgeräte jedoch wurde hieraus schon per se eine mindestens halbgeheime
Abstimmung und je nach persönlicher Vorliebe auch eine Geheime, wenn man die
Tastatur zu hielt. Norpoth ist übrigens seit 2020 nicht mehr BDKJ-Vorsitzende. </p>
<p class="MsoNormal" style="text-align: justify;">Insgesamt habe ich die Debatten gern verfolgt. Ich habe
vielen Menschen zugehört, die sich mit Engagement und Sachverstand meldeten und
für ihre Sache und für ihren Glauben und ihre Kirche brannten. Das macht mir
Hoffnung.</p>
<p class="MsoNormal" style="text-align: justify;">Mit Respekt habe ich auch Wortmeldungen eher konservativer
Synodaler gehört, frage mich aber, ob es wirklich ausreichend ist, auf
Kirchentreue, Tradition und Gehorsam zu pochen oder Kurzreferate über das
eigene Amtsverständnis als Bischof zu halten. In zwei Minuten kann man viel
Unsinn reden und langatmig seine Emotionen schildern, was manchmal ziemlich
nervig war. Aber man kann in zwei Minuten auch wesentliche Punkte benennen. Und
wenn sich die Konservativen einmal einigen könnten, auf Wiederholungen, Zynismus
und Mimimi zu verzichten, sondern abgestimmt für Ihre Position zu werben und
sich mehr mit ihrer Meinung konstruktiv in die Textarbeit einzubringen, wäre
auch hierfür viel gewonnen. Wen soll es überzeugen, wenn Treue zur Lehre
eingefordert wird, ohne dazu zu sagen, welchen tiefen Sinn diese Treue haben
könnten, und wer davon wie profitiert. <span style="mso-spacerun: yes;"> </span></p>
<p class="MsoNormal" style="text-align: justify;">Und hier bin ich wieder an dem Punkt, wo ich mit
Leidenschaft immer wieder ende. Und wo ich denke, dass ich auch voll auf der
Linie des Hl. Vaters bin, wenn er über Synodalität redet und die Gabe der
Unterscheidung. Der Synodale Weg kannte sicher Sternstunden. Aber die schienen
mir eher selten zu sein, wenn ich dem folgen darf, was ich selbst angehört habe
und was in verschiedenen Medien zu lesen war. Leider wirken gewisse Lobby- und
Antilobby-Kreise hier wenig segensreich. Sie fördern nicht die Synodalität,
sondern die Konfrontation. Die Einen mit dem Knüppel der unveränderlichen
Kirchenlehre, die anderen mit dem Vorwurf einer Menschenfeindlichkeit der Lehre
und ihrer Verteidiger. Es wird Zeit, bei aller, teils verständlichen Emotionalität
und Ungeduld auch verbal abzurüsten. Und jenen Stimmen wieder mehr
Aufmerksamkeit zu widmen, die für Verstehen werben. Aber das würde auch von
allen Anwesenden fordern noch mehr auf Machtpositionen und Sperrminoritäten zu
verzichten. Und der Einflüsterung und Stimmungmache von Außen zu widerstehen. </p>
<p class="MsoNormal" style="text-align: justify;">Franziska Harter kommt nach dem Paukenschlag am Donnerstag
zu dem Schluss: „Denn entgegen allen geduldigen Mahnungen von Papst Franziskus
ist der Synodale Weg alles, nur nicht eins: synodal.“</p>
<p class="MsoNormal" style="text-align: justify;">Vermutlich können sich alle Seiten wenigstens darauf
einigen. Da sollte noch etwas gehen. Und wir dürfen zuversichtlich sein. Da
geht auch noch was. Beim weltweiten synodalen Weg, aber auch bei den weiteren Synodalversammlungen
und beim geplanten synodalen Ausschuss. </p>
<p class="MsoNormal" style="text-align: justify;">Ein Zurück zur Bestimmerkirche, in der alle Macht in der
Hand der Geweihten liegt, kann es nicht geben. Weder in demokratisch-westlichen
Staaten, aber auch nicht in Afrika, Asien, Lateinamerika, wo die Kirche
angeblich wächst und wächst. Selbstverständlich ist und bleibt Christus das
Haupt der Kirche. Und der Bischof von Rom wird auch ihr Papst sein und bleiben.
Aber ohne dass jene mitbestimmen, über die und deren Anliegen entschieden wird,
hat unsere Kirche keine Zukunft. Um den rechten Weg müssen wir ringen. Und
selbstverständlich werden wir über Gottes Wort nicht abstimmen, auch wenn Josef
Bordat in einer Glosse in der Tagespost genüsslich vorschlägt, um die Synodalen
lächerlich zu machen. Jesu Wort, das was das Evangelium sagt, was die Hl.
Schrift uns im Geist Gottes vermittelt, das muss es sein und bleiben, das uns
in der Nachfolge immer weiter führt, Schritt für Schritt dem kommenden Christus
entgegen. </p>
<p></p>Markus Gehlinghttp://www.blogger.com/profile/03601483024904119330noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-3145452358057443603.post-19896398102570823302022-02-08T02:33:00.006-08:002022-02-08T04:07:15.752-08:00Gerechte Empörung über Bischof Voderholzer?<p style="text-align: justify;"></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiA1vg5EFGb0P3tc8mzUcQD8mdR06ZJsg5LzvoobbYNC_K4Kxdk9CPczM0TUpHB1ym9Ku86K5L-XntS5YtsHuFQqqhFFdk89St7rzrvWN8g37lIxkrNPBHms9OpgI4ko9R6wytiFbfJu3gfgqmq1ZwYfxCJAiMhest8SLU9xouyy17_umLvwot7UnpS/s992/csm_SVIII_1VL7978_edb0ebb1e3.jpg" style="clear: left; float: left; margin-bottom: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="660" data-original-width="992" height="213" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiA1vg5EFGb0P3tc8mzUcQD8mdR06ZJsg5LzvoobbYNC_K4Kxdk9CPczM0TUpHB1ym9Ku86K5L-XntS5YtsHuFQqqhFFdk89St7rzrvWN8g37lIxkrNPBHms9OpgI4ko9R6wytiFbfJu3gfgqmq1ZwYfxCJAiMhest8SLU9xouyy17_umLvwot7UnpS/s320/csm_SVIII_1VL7978_edb0ebb1e3.jpg" width="320" /></a></div><div style="text-align: justify;">Vor einigen Monaten war ich in Wien. Da fiel mir ein origineller Sprachgebrauch auf, denn dort wurde für eine pointierte Aussagen eines Politikers oder einer Person, die in der Öffentlichkeit steht, das Wort „Sager“ verwendet. </div><p></p><p style="text-align: justify;">Einen solchen „Sager“ hat am Wochenende im Rahmen des Synodalen Weges auch der Bischof von Regensburg formuliert und dafür empörte Proteste geerntet. Der Protest kam leider etwas vorschnell und ebenso zügig folgte aber auch eine deutliche Entschuldigung des Kritisierten. </p><p style="text-align: justify;">Mir war schon bei der ersten Meldung klar, dass es dem Bischof keineswegs um die Verharmlosung von Missbrauch gehen konnte. Dazu hat dieser in der Aufarbeitung der Geschichte der Regensburger Domspatzen zu tief in den Abgrund geschaut. Sicher war der unter Zeitdruck formulierte Satz missverständlich, aber er wollte keineswegs die Missbrauchsfälle als "im Grunde harmlos" bezeichnen, sondern beschreibt seine Wahrnehmung sexualwissenschaftlicher Ausführungen der damaligen Zeit, die er - unzweifelhaft und auch im ersten Statement ausgesprochen - ablehnt. Die Empörung über ihn war voreilig und ungerecht. </p><p style="text-align: justify;">Ich frage mich dennoch, worauf Bischof Voderholzer in seiner Wortmeldung beim synodalen Weg eigentlich hinaus wollte. Das beschäftigt mich, wohl auch, weil er in seiner späteren Entschuldigung ausdrücklich betont, dass sein Gedankengang als „Sager“ nicht tauglich ist und er dazu eigentlich einen ausführlicheren wissenschaftlichen Text hätte schreiben müssen. Wir dürfen gespannt sein, ob dieser noch erscheinen wird. Dennoch lohnt es sich, schon jetzt einmal mit Voderholzer zu denken. </p><p style="text-align: justify;">Es sollte ja darum gehen, die Äußerung des Anderen nach Möglichkeit zu retten, so habe ich heute mehrfach bei Facebook mit Verweis auf den Hl. Ignatius lesen dürfen. Daher, nehmen wir uns etwas Zeit, sein Anliegen zu verstehen. Bischof Prof. Dr. Rudolf Voderholzer ist ja als Theologieprofessor, Dogmatiker und Bischof von Regensburg nicht irgendwer, sondern ein kluger Kopf. Kaum vorstellbar, dass er einfach etwas daher redet. </p><p style="text-align: justify;">Seine Aussage selbst kann man auf den Seiten des Bistums Regensburg im Detail nachlesen. </p><p style="text-align: justify;">Er weist in seinem Statement (neben zwei anderen Punkten) darauf hin, dass durch die Strafrechtreform des Jahres 1973 eine Veränderung der den sexuellen Missbrauch betreffenden Gesetzgebung eingetreten sei, so dass seitdem: "Kindesmissbrauch nicht mehr als Verbrechen" sondern als Vergehen eingeschätzt worden sei. Dieser Fakt käme ihm im WSW-Gutachten zu kurz, welches behaupte, „dass man in den 1970er und 1980er Jahren sowohl die Opferperspektive einnehmen konnte“. Ich denke er wollte hier „sehr wohl die Opferperspektive“ sagen.</p><p style="text-align: justify;">Was der Bischof in den Raum stellt ist, dass durch die Strafrechtsreform und hier wohl aufgrund der sog. "sexuellen Revolution" Kindesmissbrauch nicht mehr so streng geahndet wurde wie zuvor, als es noch als sog. "Unzucht mit Kindern" unter Strafe stand. Ich bin kein Jurist, aber soweit ich das nachvollziehen konnte, war ein Leitgedanke bei der Reform des Sexualstrafrechts (wo es nicht nur um Fragen von Missbrauch ging), dass man in Zukunft nicht mehr nur allgemeine Normen von Sittlichkeit schützen wollte, sondern konkrete Menschen. In diesem Zuge wurde ja auch der berüchtigte § 175 reformiert. Die Gesetzgebung wollte Kinder vor Missbrauch schützen, aber auch nicht automatisch jede einvernehmliche sexuelle Handlung unter Jugendlichen strafwürdig machen. Das fällt insbesondere beim § 174 StGB ins Auge. </p><p style="text-align: justify;">Für juristische Laien handelt es sich bei den Strafrechtsreformen um sehr komplexe juristische Fragestellungen. Eine genauere Betrachtung wäre sicherlich interessant, weil ja immer wieder behauptet wird, die sexuelle Revolution habe zu mehr Missbrauch an Kindern geführt, weil die moralischen Normen aufgeweicht wurden. </p><p style="text-align: justify;">Die Unterscheidung zwischen Verbrechen und Vergehen (worauf der Bischof abhebt) finde ich im reformierten Recht jedoch nicht, wohl aber können in weniger schweren Fällen auch kurze Freiheits- oder Geldstrafen verhängt werden. Das wäre in der Definition dann ein Vergehen. Ab 6 Monaten Freiheitsstrafe ein Verbrechen. Das was der Bischof erkannt haben will, ist an den Gesetzestexten aber nicht abzulesen. Der Strafrahmen bleibt 1973 ganz ähnlich wie zuvor, allerdings geht es jetzt stärker um den Schutz des einzelnen Kindes als um den Schutz der gesellschaftlichen Sittlichkeit an sich. Es ändert sich also der Blickwinkel. Mit Blick auf die späteren Reformen des einschlägigen Paragrafen § 176 StGB darf man sicher feststellen, dass die Reform von 1973 Schwächen hatte. Ob diese aber mit einer liberaleren Sicht von Sexualität zu tun hatten, das darf durchaus bezweifelt werden.</p><p style="text-align: justify;">Schon gar nicht kann aus dem Vergleich der einschlägigen Paragrafen geschlossen werden, dass der Gesetzgeber plötzlich Sympathien für Pädophile hegte. Möglicherweise bezieht sich der Bischof mit seinen Darlegungen auf die Formulierung des § 174 wo es heißt: "kann das Gericht von einer Bestrafung nach dieser Vorschrift absehen, wenn bei Berücksichtigung des Verhaltens des Schutzbefohlenen das Unrecht der Tat gering ist." Diese Formulierung (die bis heute im Gesetz steht) dürfte sich jedoch auf "einvernehmliche" Beziehungen zwischen jugendlichen Schutzbefohlenen und Lehrern, Erziehern u.ä. beziehen. </p><p style="text-align: justify;">Dass es in der konkreten Rechtsprechung Unsicherheiten gab, welche konkreten Folgen Missbrauchserfahrungen für Kinder und Jugendliche haben, mag der Hintergrund der von Voderholzer angedeuteten Fälle sein. Hier geht es aber um die konkrete Rechtsprechung und weniger um die Folgen gesellschaftlicher Diskussionen oder einem Agitieren der Pädophilen-Lobby auf die Reform des Strafrechts. Dass die strafrechtliche Verfolgung von Missbrauchstäterinnen und Tätern verbesserungswürdig war und ist, das wird niemand bestreiten. So hat es ja auch schon erste Reformen hierzu gegeben. </p><p style="text-align: justify;">Interessanterweise spricht der Bischof ja hier auch von „sexualwissenschaftlichen Urteilen“ „die davon ausgehen, dass, für die betroffenen Kinder und Jugendlichen die Vernehmungen wesentlich schlimmer sind als die im Grunde harmlosen Missbrauchsfälle.“ Später erklärt er sich ja noch in der Versammlung und sagt u.a.: „Und es empört mich, wenn da gesagt und geschrieben wurde, dass der Missbrauch oft ein „Verbrechen ohne Opfer“ sei.“ All diese gehört in einzelnen Fällen in der Tat zur bitteren Realität des juristischen Umgangs mit dem Missbrauch. Und blieb nicht ohne Folgen für den kirchlichen Umgang mit den - oft allzu milde - bestraften Tätern. Und wenn die Justiz schon milde strafte, hat dies es der kirchlichen Obrigkeit leichter gemacht, sich dem anzuschließen. </p><p style="text-align: justify;">Ich denke mit den erwähnten „Urteilen“ geht er auf „die Wissenschaft“ ein, die damals (in Teilen) der Meinung war, Pädophilie sei heilbar. Oder das Stichwort „Verbrechen ohne Opfer“ verweist ja auf die Diskussion, ob es so etwas geben kann wie „einvernehmliche sexuelle Kontakte zwischen Kindern und Erwachsenen“. Das so etwas diskutiert wurde bzw. auch in Gutachten geschrieben wurde, ist ja denkbar. Dass das aber allgemein gültige Sichtweisen wurden und dass diese in Justiz und Kirche zum Maßstab wurde, das erlaube ich mir doch zu bestreiten. </p><p style="text-align: justify;">Ich erinnere mich übrigens nicht, trotz der immer wieder erwähnten pädophilen Zirkel und ihrer Theoretiker, dass ich irgendwo schon einmal wahrgenommen hätte, dass Missbrauch irgendwo als entschuldbar dargestellt oder verharmlost wurde. Ich habe es nie anders als als allgemeinen gesellschaftlichen Konsens erlebt, dass Missbrauch von Kindern und Jugendlichen rundheraus abgelehnt wurde. Das schließt nicht aus, dass Menschen dennoch energisch weggesehen haben. Diesen Kompass haben offenbar sogar Schwerverbrecher, denkt man an die verbreitete Auffassung, dass Missbrauchstäter in der Knasthierarchie ganz unten stehen. </p><p style="text-align: justify;">Letztlich versucht Bischof Voderholzer in den in seinem Statement geschilderten Aspekten einen Beleg für die Argumentation zu sehen, dass die liberalere Sicht auf die Sexualmoral in der Gesellschaft dazu geführt habe, dass sich auch für die kirchlichen Oberen das klare Urteil über pädophile Straftaten aufgeweicht habe. Wenn also schon die weltliche Justiz den Kompass verloren hatte, wie hätte dann die Kirche richtig handeln können?</p><p style="text-align: justify;">Ich kann der These nicht zustimmen. Unabhängig von den konkreten Urteilen (da weiß ich nicht, ob es hierzu Studien gibt) wurde Missbrauch (§ 176 StGB) vor der Reform mit Freiheitsstrafen von 6 Monaten bis 10 Jahren geahndet. Nach der Reform mit ganz ähnlich mit 6 Monaten - 10 Jahren. Bei minder schweren Fällen konnte die Freiheitsstrafe durch Geldzahlungen abgegolten werden. Das war neu. Bei Taten mit Todesfolge war die Mindeststrafe vor und nach der Reform 10 Jahre bis lebenslänglich. Aber die Grundlage der Strafzumessung änderte sich. Während zuvor die allgemeine Sittlichkeit verteidigt wurde, stand jetzt der Schaden für die Opfer im Mittelpunkt. Eigentlich genau der Perspektivwechsel der in der Kirche erst langsam kam und bis heute noch stockt. </p><p style="text-align: justify;">Anders als Bischof Voderholzer andeutet, gab es ja gerade durch die Reform 1973 das Anliegen, die Opfer stärker in den Blick zu nehmen. Ob das dann wirklich gelang und ob die Agitation der Pädophilenlobby hier möglicherweise „Erfolge“ hatte, steht auf einem anderen Blatt. Auch wenn es in der konkreten juristischen Verfolgung der Täter Schwächen gab, stützt das die Argumentation des Bischofs nicht. Er sollte sich von diesem Denken verabschieden. </p><p style="text-align: justify;">Die Opferperspektive ist der Kirche sicher nicht durch die Folgen der sexuellen Revolution abhanden gekommen. Eher könnte man sagen, dass man in der Kirche eher noch dem alten Recht verhaftet war und das Thema der „Sittlichkeit“ und der Verstöße gegen das Zölibat und die Berufsehre stärker im Blick waren als die Folgen für die Opfer priesterlicher Übergriffe und Verbrechen. </p><p style="text-align: justify;">Das ist im Grunde das glatte Gegenteil der Spur, auf die uns Bischof Voderholzer – wenn auch sicherlich nicht aus böser Absicht heraus – führen möchte. </p><p style="text-align: justify;">Schuld an dem Elend ist nicht die sexuelle Revolution an sich. Selbst wenn die allgemeine Liberalisierung der Sexualität Auswirkungen auf einzelne Taten und Täter hatte. Das wird ja auch niemand leugnen. Wir kennen genügend Fälle liberaler Priester, die sich unter dem Deckmantel von „Aufklärung“ und „Erziehung“ an ihre Opfer heran machten. Die Aufhebung der Distanz zwischen Laien und Klerikern im Gefolge der gesellschaftlichen Umwälzungen brachte sicher auch Missbrauchsfälle eines neuen Typs. Dafür wäre ja der Fall des gerade stark diskutierten Pfr. Peter H. aus dem Bistum Essen ein Paradebeispiel. </p><p style="text-align: justify;">Die erste Aufregung darüber, dass Bischof Voderholzer von "im Grunde harmlosen Missbrauchsfällen" gesprochen hat, war in der Tat ungerecht. Da hatte er offensichtlich unter Zeitdruck, den gedanklichen Faden nicht sauber formuliert. Er hat ja auch schon das Statement selbst mit den Worten abgeschlossen, dass sich dieser Fehler der Kirche nicht wiederholen dürfe. Verharmlosung darf man Bischof Voderholzer sicher nicht vorwerfen.</p><p style="text-align: justify;">Hintergrund der Wortmeldung von Bischof Voderholzer ist die These, dass die gesellschaftliche Liberalisierung der Sexualmoral dazu geführt habe, dass die kirchlichen Verantwortlichen weniger genau hingeschaut hätten, wenn Übergriffe von Pfarrern gemeldet wurden. Die gesellschaftliche Liberalisierung bekommt damit eine Mitschuld am System der Vertuschung. Dieses Argument liegt auf einer ähnlichen Linie wie der Verweis auf pädophile Strömungen in der Gründungsphase der Grünen Partei (und auch noch unter deren Dach), die das gesellschaftliche Urteil über Pädophilie aufgeweicht hätten. </p><p style="text-align: justify;">Wie sehr der Bischof sich auf diesen Gedanken fixiert, zeigen auch seine Predigten aus der vergangenen Zeit, die ja zusätzlich gern den Vorwurf des "Missbrauchs mit dem Missbrauch" in den Raum stellen. Ich teile mit dem Bischof den Eindruck, dass die "sexuelle Revolution" nicht ohne Auswirkungen auf die Missbrauchstaten dieser Zeit war, die hierdurch evtl. ihre konkrete Gestalt (zumindest bei einigen Tätern) veränderten. Auch bot die größere Offenheit in dieser Thematik den Tätern weitere Möglichkeiten, Taten anzubahnen und Chancen, die Taten selbst zu verschleiern bzw. Menschen aus dem Umfeld von Tätern und Opfern einzuwickeln. </p><p style="text-align: justify;">Aber ich glaube keineswegs daran, dass die Kirche sich mit Verweis auf derlei Einflüsse exculpieren darf, noch den Eindruck vermitteln, wenn es die "sexuelle Revolution" nicht gegeben hätte, wäre in der Kirche alles in bester Ordnung geblieben und die Reformen, wie sie heute gefordert werden nicht notwendig. Im Gegenteil, trug doch gerade die auf sittliche Reinheit fixierte kirchliche Moralverkündigung dazu bei, die Opfer nicht zu sehen oder ihnen gar eine Mitschuld zuzuschreiben. </p><p style="text-align: justify;">Wir kennen ja vor allem aus dem Raum der Kindererziehung, aus Heimen und Internaten unvorstellbar brutale Taten durch Priester und Ordensleute, die sich sogar als strenge Verfechter der Moral gerierten und den hieraus entstehenden Druck auf die Kinder und Jugendlichen und sogar die Beichte für ihre abscheulichen Verbrechen nutzten und die Opfer zum Schweigen brachten. </p><p style="text-align: justify;">Es wäre wünschenswert, wenn Bischof Voderholzer seine Fixierung auf die Folgen der "sexuellen Revolution" überwinden könnte. Die Täter finden sich unter strengen und barmherzigen Priestern, unter Liberalen und Traditionalisten gleichermaßen. </p><p style="text-align: justify;">Die so gern vertretene Idee, dass es nur eine Rückkehr zur guten alten Moralverkündigung, das Einhalten der klaren Verhaltensnormen braucht, damit das Problem des Missbrauchs in der Kirche überwunden ist zeigt sich als Irrglaube. Sie hat vor 1968 nicht funktioniert, sie wird auch nach 2022 nicht funktionieren. </p><p style="text-align: justify;">Jeder Fall ist einzigartig, jeder Fall ist einzigartig schrecklich. Wir dürfen da nicht mit Schablonen im Kopf herangehen. Und die Kernfrage muss lauten: "Wie können wir den Opfern so gut wie möglich helfen?" und nicht "Wie können wir die Kirche retten?". </p><p style="text-align: justify;">Gegen die Verbrechen des Missbrauchs in der Kirche hilft nur Prävention, die Stärkung der Kinder, Jugendlichen und aller Gläubigen (was Respekt vor ihren Lebensentscheidungen voraussetzt, selbst wenn sie gegen kirchliche Vorgaben verstoßen), die gute Auswahl der haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitenden, Wachsamkeit, offener Umgang mit Fragen der Sexualität, gerade auch in der Aus- und Fortbildung von Katechisten, Priestern, pastoralem Personal und im Falle eines Falles: klare Parteinahme für die Opfer, Bestrafung der Täter, Unterstützung jeder Art für die Opfer. </p><p style="text-align: justify;">Eine reine Liberalisierung der Sexualmoral, die von Vielen gefordert wird, und da stimme ich Bischof Voderholzer absolut zu, wird natürlich keinen Missbrauch verhindern. Das kommt mir leider auch im synodalen Weg etwas zu kurz. </p><p style="text-align: justify;">Ich würde mich freuen, wenn Menschen, die Bischof Voderholzer besser kennen als ich oder Juristen, die die Hintergründe des Sexualstrafrechts besser verstehen, meine Gedanken hier korrigieren möchten.<br /></p><p style="text-align: justify;">Hier die Wortmeldung von Bischof Voderholzer: <br /><a href="https://bistum-regensburg.de/news/dritte-synodalversammlung-am-3-februar-2022">https://bistum-regensburg.de/news/dritte-synodalversammlung-am-3-februar-2022</a> </p><p style="text-align: justify;">Hier die Entschuldigung: <br /><a href="https://bistum-regensburg.de/news/persoenliches-statement-von-bischof-voderholzer">https://bistum-regensburg.de/news/persoenliches-statement-von-bischof-voderholzer</a></p><p style="text-align: justify;">Die strafrechtlichen Veränderungen findet man in Anlage 6 des WSW-Gutachtens, in der Online-Fassung ist das ab Seite 1414. </p>Markus Gehlinghttp://www.blogger.com/profile/03601483024904119330noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-3145452358057443603.post-47976991067499670382022-02-02T09:51:00.001-08:002022-02-03T07:53:10.034-08:00Nun sag', wie hast Du's mit Papst Benedikt?<p style="text-align: justify;"></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/a/AVvXsEiY9SMBYotbHM5NzyJKzJTw9WI7VM26TdwqeA2hLMNSgW1rwde-nZAsZM6eCw5wloG4eoVO1KxtFrrPLUaKaslePz-Hq4sLB4hWrZCFLEREVjyqKf7kfOM6CyBryARmZ3lUOLbLblbYWwbb2PCUdSXvGR1d9yyIo75idTf1NRa1tDO7swQPY16ikuAg=s3008" style="clear: left; float: left; margin-bottom: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="2000" data-original-width="3008" height="213" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/a/AVvXsEiY9SMBYotbHM5NzyJKzJTw9WI7VM26TdwqeA2hLMNSgW1rwde-nZAsZM6eCw5wloG4eoVO1KxtFrrPLUaKaslePz-Hq4sLB4hWrZCFLEREVjyqKf7kfOM6CyBryARmZ3lUOLbLblbYWwbb2PCUdSXvGR1d9yyIo75idTf1NRa1tDO7swQPY16ikuAg=s320" width="320" /></a></div><div style="text-align: justify;">Wie stehst Du zu Benedikt XVI.? Das war und ist – solange ich meinen Weg mit der und in der Kirche zurück verfolgen kann – die Gretchenfrage des Katholischen und der Maßstab der kirchenpolitischen Einordnung des Gegenübers. </div><p></p><p style="text-align: justify;">Aufgrund meines Geburtsjahrgangs rede ich natürlich von der Kirche nach dem Konzil. Nach dem Konzil? Gemeint ist das 2. Vatikanum, das die Kirche, in die ich hinein geboren und vermutlich mit einem „ad experimentum“ - Taufritus hinein getauft wurde. Bei den Nachrichten aus einem US-Bistum heute (zur hochkorrekten Taufformel), hoffe ich, dass der Kaplan sich damals nicht irgendwie verhaspelt hat. Gott sei Dank gibt es kein Video davon, nur ein nostalgisches s/w – Foto auf dem Domhof in Vreden. </p><p style="text-align: justify;">Joseph Ratzinger – Professor Ratzinger – Erzbischof Ratzinger – Joseph Kardinal Ratzinger – Glaubenspräfekt Ratzinger – Papst Benedikt XVI. - Papa emeritus. So vielfältig wie seine Rollen in der Kirche, so vielschichtig ist auch sein Wirken. </p><p style="text-align: justify;">Zwischen Reformtheologe, Panzerkardinal und „Wir sind Papst“ hat er unterschiedlichste Rollen gespielt und die Kirche wie ich sie kenne geprägt. Zumindest seit seiner Ernennung zum Präfekten der Glaubenskongregation stand er auch für ein bestimmtes, traditionell-modernes Kirchenbild. Ein Kirchenbild, das manche – durch die Reformen des 2. Vaticanums - für überwunden hielten. Aber da war doch eher der Wunsch der Vaters des Gedankens. Das 2. vatikanische Konzil wollte die Kirche reformieren, nicht revolutionieren. Es wollte die Wurzeln und die Flügel des Glaubens freilegen und von Überflüssigem und Falschem befreien. In diesem Sinne war der junge Theologieprofessor Ratzinger einer der einflussreichsten theologischen Denker während des Konzils. Aber sicher kein Revolutionär.</p><p style="text-align: justify;">Das 2. Vatikanum ist sein Lebensthema geblieben. Der rasante Wandel in der Kirche, der Zusammenbruch gewisser Kirchenstrukturen, der Rückgang der Priesterzahlen, die schrumpfende Bedeutung der Kirche in Europa hat ihn immer stärker zum Bewahrer werden lassen, zur Symbolfigur einer Kirche, die den alten Traditionen die Treue hält, aber dennoch Kirche in der Welt bleibt. Ein Teil des traditionellen Flügels der Kirche hat ihn dafür geliebt, ein Teil hat ihn als „zu modern“ abgelehnt, ein Teil hat versucht, ihn vor den Karren der eigenen ehernen Glaubensüberzeugungen zu spannen. </p><p style="text-align: justify;">Ich kann hier sicher nicht auf Lebenswerk und Lebensleistung Joseph Ratzingers in der ganzen Fülle eingehen, möchte aber doch einige Gedanken notieren wie ich heute, angesichts der aufgeregten Diskussion um seine Stellungnahme zum Gutachten über das Versagen des Münchener Erzbistums im Umgang mit Opfern und Tätern zum emeritierten Papst Benedikt XVI. stehe. </p><p style="text-align: justify;">Mich befremdet die Kampagne mancher seiner treuen Anhänger, Freunde und Verehrer und ihrer Medien. Es ist verständlich, dass sie ihre Lichtgestalt verteidigen. Aber wenn es völlig kritikfrei bleibt, allein eine Heldengeschichte, dann wird es der Dramatik der Lage und der Tiefe der Krise nicht gerecht. </p><p style="text-align: justify;">Mich erschreckt und bedrückt, wie sehr die einfachen Gläubigen von der Tatsache erschüttert sind, dass ein ehemaliger Papst sich mit juristischen Winkelzügen für unschuldig erklärt, möglicherweise (wissentlich oder unwissentlich) sogar die Unwahrheit gesagt haben könnte. Der kluge Jesuit Pater Zollner hat gefragt, ob die Bischöfe nicht Manns genug sind, zu ihrer Verantwortung zu stehen, Manns genug, einen Rücktritt auch durchzutragen. Diese Frage ist richtig? Aus den Gutachten treten uns lauter Leute entgegen, die ihre persönliche Verantwortung abstreiten, klein reden, nichts gewußt haben wollen oder anderweitig zu beschäftigt waren. Offenbar muss während der Sitzungen in den Ordinariaten ein dichter Nebel aufgekommen sein, sobald es um die „Brüder im Nebel“ und ihre Opfer ging. Vielleicht passt dieser von Kardinal Meisner geprägte Begriff auch eher auf die Vertuscher als auf die Täter. Denn ihnen fehlte der klare Blick für die bitteren Realitäten. </p><p style="text-align: justify;">Ich bin traurig, dass sich diese Dinge abspielen, wo Joseph Ratzinger auf seinen 95. Geburtstag zugeht. Wie auch immer man im Einzelnen seine Rolle beurteilt, das hat er nicht verdient, nicht diese Verachtung, nicht diesen Furor, der aus manchem Presseartikel, aus vielen Wortmeldungen in den sozialen Medien trieft. Ein schlimmes Beispiel ist die BILD, die sich beim Papstbesuch noch mit dem „Wir sind Papst – Titel“ und dem päpstlichen Glanz schmückte und plötzlich von Benedikts Missbrauchs-Priestern schreibt, als habe dieser einen Täterring betrieben. Verdient hat er aber auch nicht die völlig kritiklose Verteidigung seiner allerbesten Freunde. </p><p style="text-align: justify;">Die Wut und den Frust der zahlreichen Opfern eines Pfr. Peter H. und anderer Täter im Erzbistum München dagegen ist völlig gerechtfertigt. Ihr muss sich auch der spätere Papst Benedikt XVI. zu Recht stellen.</p><p style="text-align: justify;">Wir müssen leider ohne Umschweife anerkennen, dass die Kirche durch Verbrechen von Priestern schwerste Schuld auf sich geladen hat und diese Schuld offenbar bis ins Pontifikat Johannes Pauls II. nicht sehen und nicht bekennen wollte. Benedikt hat hier in gewisser Weise eine späte Wende eingeleitet. Das ist sein unbestreitbares Verdienst. Ein Anfang. </p><p style="text-align: justify;">Aber zu seiner Münchner Zeit war er Teil des kollektiven Versagens des Episkopats in der ganzen Welt. Ich verzweifle daran, dass es ganz offensichtlich keinen einzigen Gerechten unter unseren Bischöfen gab. Und tendenziell bis heute auch nicht gibt. Ich gestehe gern ein, dass das für einen Bischof schwierig ist, der ja allerlei Scheren im Kopf hat. Aber in der aktuellen Lage kann es nur Eines geben: den Opfern auf Augenhöhe zu begegnen. Ihren Ärger, ihre Not, ihre Verzweiflung auszuhalten. Sie zu fragen, was sie jetzt brauchen und was sie von der Kirche erwarten und Ihnen mit allem, was die Kirche hat zur Seite zu stehen. </p><p style="text-align: justify;">Wo sind die Therapieeinrichtungen für Missbrauchsopfer? Wo kirchlich finanzierte Häuser, in denen sie sich erholen könnten (wenn sie das wollen), umsorgt von Menschen, die ihr Leiden achten? Wo sind die Juristen, die dafür sorgen, dass den Tätern entschlossen in den Geldbeutel gegriffen wird, dass soviel Geld wie eben möglich von den Konten der Täter für die Hilfe für deren Opfer eingesetzt wird. Wo sind die Kirchenjuristen, die dafür sorgen, dass die Täter so gut und sicher wie möglich verwahrt werden können und nicht Wirkungsfelder erhalten, die sie zu Wiederholungstätern machen könnten. </p><p style="text-align: justify;">Wo sind die unabhängigen Beratungsstellen, die aus eigener Kompetenz schnelle Hilfe durch Therapie, finanzielle Hilfen und Entschädigungen, Begegnungen mit Bischöfen etc. etc. möglich machen. Wie kann es sein, dass die Opfer so lange warten müssen, egal worum sie bitten? Die Liste könnte man noch etwas fortführen. Ja, es ist viel getan worden, damit Kirche ein sichererer Ort wird für die immer weniger werdenden Kinder und Jugendlichen, die mit uns noch zu tun haben möchten. Aber im Umgang mit den Betroffenen können auch nach 12 Jahren noch keine guten Noten vergeben werden. </p><p style="text-align: justify;">Wie ist das möglich, dass augenscheinlich unendliche Ressourcen für die kirchenrechtliche Untersuchung der Gültigkeit der Ehen längst getrennter Eheleute zur Verfügung stehen, aber für die Aufdeckung von priesterlichen Verbrechen und die disziplinarische Bestrafung der Täter sind keine Leute und Kompetenzen da?</p><p style="text-align: justify;">Noch immer fehlen mir überzeugende Erklärungen für das Handeln der Bischöfe und Personalverantwortlichen jener Zeiten. Warum hat man gehandelt, wie man gehandelt hat? Warum ist das Thema nie entschlossen angepackt worden? Wir erinnern allzu gerne an den entschlossenen Widerstand eines Kardinal von Galen gegen die Nationalsozialisten, wir sprechen Papst Johannes Paul II. für seinen Kampf gegen den gottlosen Kommunismus heilig. Wir erinnern an große Reformer der Kirche, die entschlossen gegen Widerstände innerhalb der Kirchenorganisation angegangen sind, wie Papst Hadrian oder auch der Hl. Franziskus. Aber welche Gestalt kämpfte gegen die Verbrechen von (notgeilen) Priestern an Frauen und Kindern? Sag mir bitte niemand, das gab es in der Pianischen Zeit der Kirche nicht. Googeln Sie mal „War einst ein Karmeliter“ oder „Es wollt ein Bauer früh aufstehen...“ (Ja, man kann streiten, ob gerade diese Spottlieder ältere Wurzeln haben oder nicht. Man kann aber nicht darüber streiten, dass es auch vor 1945 Missbrauch in der Kirche durch Priester gab. Und nichts spricht dafür, dass dies in geringerem Maße stattfand als in den späten 40er und 50er Jahren.)</p><p style="text-align: justify;">Leider wird wenig darüber gesprochen, welche Rolle es in der unseligen Vergangenheit spielte, dass Nationalsozialisten und Kommunisten solche „Sittlichkeitsverbrechen“ auch als gezielte Waffe gegen die Kirche eingesetzt haben. Insofern war es leicht, den Zweifel zu streuen. Welche Nachwirkungen hat das wohl für die Aufklärung und Verfolgung gehabt, wenn in den ersten Nachkriegsjahren Gerüchte über Täter-Pfarrer aufkamen? Doch dann hätte man umsomehr dafür sorgen müssen, dass die Kirche nicht nur dem Anschein nach rein da steht, sondern als Kirche der Sünder alles tut, umzukehren...</p><p style="text-align: justify;">„Wie stehst Du zum Ratzinger?“ Es wundert mich nicht, dass sich die Diskussion jetzt derart auf den alten Papa emeritus zuspitzt. Obwohl er sicher Verdienste hat, die einen Wandel innerhalb der Kirche möglich gemacht haben. Für die Presse, die ja auch Aufmerksamkeit, Auflagen und Klicks verkauft ist das eine gute Gelegenheit. Für seine Feinde die Chance, mal wieder aufzuspringen und „ich hab es ja immer gesagt...“ zu rufen. Jetzt ist nicht die Zeit, seine Rolle in der katholischen Kirche und seine Rolle im Missbrauchsskandal umfassend und gerecht zu würdigen. Er wird diese Last auch stellvertretend auf seine Schultern nehmen müssen (aber bitte ohne Spiritualisierung). Die Versuche seiner Verehrer kommen hilflos daher und schütten nach meiner Wahrnehmung eher noch Öl ins Feuer. Die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit bleibt dann umso mehr, als der Glanz der Heiligkeit poliert wird. </p><p style="text-align: justify;">Es ist bedauerlich und unnötig, dass auch die Erklärung des emeritierten Papstes zum Münchner Gutachten nicht anders klingt, als die Einlassungen seiner vielen Brüder im Episkopat. „Ich war es nicht. Ich wußte es nicht. Ich trage keine Schuld.“ Und das nun auch noch dazu kommt, dass er (warum auch immer das geleugnet wurde) an einer wichtigen Sitzung doch teilgenommen hat und der Aufnahme eines Missbrauchspriesters in sein Bistum arglos oder wissentlich zugestimmt hat. </p><p style="text-align: justify;">Dieser Fehler wäre absolut vermeidbar gewesen, wie ein Blick in die Benedikt-Biografie von Seewald belegt. Leider hatte dieser in einer noch vor der Vorstellung des Gutachtens veröffentlichten Stellungnahme selbst noch die Verteidigungslinie „er war gar nicht dabei“ verwendet, bevor er einige Tage später mit Verweis auf das eigene Werk zurückrudern musste. Offenbar war das Umfeld des emeritierten Papstes in genau die Falle getappt, die mit ursächlich für die Vertuschung des Missbrauchs in der jüngsten Vergangenheit war. Im Bemühen die Person oder die Institution rein dastehen zu lassen wurde und wird die Wahrheit verbogen und verbeult. Das es auch anders ginge, belegt die wunderbare Klarheit eines recht verstandenen: „durch meine Schuld, durch meine Schuld, durch meine große Schuld.“ </p><p style="text-align: justify;">Ich hoffe sehr, dass die angekündigte Stellungnahme aus seinem Altersruhesitz im Schatten von St. Peter endlich den richtigen Ton trifft. Dass Benedikt die Größe zeigt, persönliche Fehler und Fehleinschätzungen einzugestehen. Dass er um Entschuldigung bitten und ein überzeugendes Zeichen den Opfern gegenüber setzen kann. Und das dies dazu beiträgt, dass die Kirche ihre Haltung und ihr Verhalten gegenüber den Opfern der Verbrecher in Priesterkleidung grundlegend und unumkehrbar verändert. Wie schön wäre es, wenn das mit Spannung erwartete Wort des emeritierten Papstes die Qualität des „Ich glaube Ihnen“ des Kardinals Schönborn gegenüber Doris Wagner bekäme.</p><p style="text-align: justify;">Ich hoffe, dass sich meine Kirche in der Folge so grundlegend wandelt, dass sie immer und überall die Rolle der Obrigkeit abstreift und sich konsequent an die Seite der Menschen stellt, sich mehr und mehr zur pilgernden, dienenden Kirche wandelt. Die Macht, die Christus ihr zugesprochen hat, ist allein die Macht der Vergebung, der Heilung, des Dienstes...</p><p style="text-align: justify;">Ich wünsche mir auch klare Worte und Gesten der Entschuldigung und Ermutigung für alle Menschen, die als einfache Gläubige, als engagierte Ehren- und Hauptamtliche, als Priester und Ordensleute ihr Leben schon lange in den Dienst einer Kirche nach dem Herzen Gottes gestellt haben. Sie tragen jetzt die Lasten der kirchlichen Sünden und Verbrechen der Vergangenheit mit.</p><p style="text-align: justify;">Beten wir für die Kirche, für de Bekehrung ihrer Mitarbeiter und Verteidiger, für die Opfer von Machtmissbrauch, Gewalt, geistlichem und sexuellem Missbrauch, auch und selbst für die Täter und Vertuscher und für den emeritierten Papst Benedikt, der in nicht allzu ferner Zeit seinem gerechten und barmherzigen Richter gegenüber stehen wird. </p><p style="text-align: justify;">Wenn es die Kirche nicht gäbe, so müsste man sie erfinden. Ich sehe schwarz für eine Gesellschaft, in der das Evangelium nicht mehr verkündet wird. Und dabei braucht es die Erfahrungen aus der Tradition der Kirche, die auch dazu beitragen, Gottes Wort in der rechten Weise zu verkündigen. Nämlich nicht als Herren des Glaubens, sondern als Diener der Freude. Die Kirchengeschichte – mit all ihren Fehlern und Verbrechen – ist nicht wertlos. Sie ist sicher voller Verbrecher, einfacher Leute aber auch Heimat vieler Heiliger, sie enthält einen Schatz von Erfahrungen und bietet die Chance, Fehler nicht endlos zu wiederholen. </p><p style="text-align: justify;">Ich bitte alle, die bis hierhin gelesen haben, bleiben Sie dabei, gestalten Sie, was in der Kirche gut und hilfreich ist mit, verbessern Sie, was falsch und sündhaft ist. Gott braucht jeden von uns. Denn er hat keine anderen Hände als unsere Hände. Und wenn Sie sich entscheiden sollten, aus der Institution auszusteigen (ich kann Ihnen da nicht böse sein): bleiben Sie trotzdem in der Nähe und packen Sie mit an für eine bessere Kirche und eine bessere Welt.</p>Markus Gehlinghttp://www.blogger.com/profile/03601483024904119330noreply@blogger.com4tag:blogger.com,1999:blog-3145452358057443603.post-29704047587733535792021-10-01T15:09:00.008-07:002021-10-02T01:12:02.621-07:00Ein neuer Anfang auf synodalen Wegen?<p style="text-align: justify;"></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjjByDMuNYJTIPLyk6P1QTJ8OSoaPgJgI5yFxdreWLcCbTZXWrY2IuiB3VWVCqrFgGhgYkSwCzJmSl23Vo7UTppXqhib5639rWuq4benbx_8mWFPq5FAiQwnDw28U2ZkrwczNhlOYTi_ww/s942/syndodaler+weg.jpg" style="clear: left; display: inline; float: left; margin-bottom: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="631" data-original-width="942" height="214" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjjByDMuNYJTIPLyk6P1QTJ8OSoaPgJgI5yFxdreWLcCbTZXWrY2IuiB3VWVCqrFgGhgYkSwCzJmSl23Vo7UTppXqhib5639rWuq4benbx_8mWFPq5FAiQwnDw28U2ZkrwczNhlOYTi_ww/s320/syndodaler+weg.jpg" width="320" /></a></div><div style="text-align: justify;">Ich muss gestehen, dass ich den
sogenannten Synodalen Weg meiner Kirche von Anfang an skeptisch
gesehen habe. Aus vielerlei Gründen sind und waren meine Erwartungen
daran nicht hoch gesteckt. Rückblickend muss ich allerdings
sagen, dass ich ihn mit mehr Aufmerksamkeit verfolgt habe,
als ursprünglich gedacht.
</div><p></p><p style="margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">Das "verdanke" ich vielen kirchlich-konservativen Freunden, die jede Regung des synodalen Weges
mit Gegenwind und Abwehr begleitet haben.</p><p style="margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">Skeptisch war ich, weil ich selbst
viele Jahre Mitglied in einem synodalen Beratungsgremium des Bischofs
von Münster, im sogenannten Diözesanpastoralrat war (damals,
während meiner Ausbildungszeit ab ca. 1993 als erster angehender
Pastoralreferent überhaupt), später erneut als gewählter Vertreter
der Pastoralreferenten im Bistum Münster. In diese Zeit fiel auch
der – heute offenbar weitgehend vergessene – Zukunftsprozess im
Bistum Münster, das Diözesanforum „Mit einer Hoffnung unterwegs“.
Insofern habe ich „synodale Erfahrungen“ in der Beratung eines
Bistums und im Gespräch mit Bischöfen und Bistumsleitung. In
Erinnerung ist mir noch, wie sensibel dabei stets die Frage der Leitung in
der Kirche war. Sobald das Stichwort fiel, sprang mindestes ein
Mitglied der Bistumsleitung auf und betonte, wie wichtig es sei, dass
diese unter allen Umständen in den Händen des Priesters liege und
das der Anteil der Laien daran nur in der Beratung des jeweiligen
Priesters oder Bischofs liegen könne. Selbst wenn es in mancher
konkreten Leitungsfrage einfach nur um praktische Dinge ging, die
allemal ein Laie regeln könnte. </p>
<p style="margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">Weiter in Erinnerung geblieben ist mir
die Antwort des Bischofs auf die Frage, warum alle Leitungspositionen
in der Diözesanverwaltung mit Priestern besetzt seien: „Ja was
denken Sie denn, welche Gehälter ich Fachleuten zahlen müßte.“
</p>
<p style="margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
</p>
<p style="margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">Um mich mit den vielen Papieren des
synodalen Wegs auseinanderzusetzen, fehlte mir bisher die Zeit. Zumal
ich ihren konkreten Entstehungsprozess nicht kenne, sie sowieso noch
überarbeitet werden und ich keinerlei Einfluss darauf habe, was
damit geschieht. Es sei denn, ich würde mir bekannte Synodale
daraufhin „bearbeiten“. Inzwischen bin ich auch mit einigen von
Ihnen bei fb „befreundet“ und habe einzelne Themen auch mit ihnen
persönlich diskutiert.
</p>
<p style="margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
</p>
<p style="margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">Was mir zugegebenermaßen mehr und mehr
gegen den Strich geht, ist der Popanz, der von interessierter Seite
aus dem Synodalen Weg gemacht wird. Beispielhaft einmal auf die
Spitze getrieben in einer heutigen Wortmeldung einer facebook-Seite
namens: „Wir sind katholisch“.
</p>
<p style="margin-bottom: 0cm; text-align: center;"><i>"Aufruf betr. der momentanen Tagung des
Synodalen Weges
</i></p><div style="text-align: center;"><i>
</i></div><p style="margin-bottom: 0cm; text-align: center;">
</p><div style="text-align: center;"><i>
</i></div><p style="margin-bottom: 0cm; text-align: center;"><i>Was momentan in Frankfurt während der
Tagung des Synodalen Weges abläuft, ist eine Kreuzigung der Kath.
Kirche und somit eine erneute Kreuzigung Jesu.
<br />Bitte betet den Rosenkranz um Reinigung
der "deutschen" Kirche!
<br />Rom muss das Schisma feststellen. Die
kleine übrigbleibende römisch-katholische Herde muss in Deutschland
neu beginnen.
<br />Schreibt über die ungeheuerlichen
Vorgänge in Frankfurt (Abspaltung von Rom, Abstimmungen gegen die
röm. kath. Lehre) an die Glaubenskongragation.
<br />Sie - Luis Kardinal Ladaria SJ - muss
jetzt eingreifen, bevor "alles" zerstört ist!
<br /></i></p><p style="margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">Es folgen die Beschwerdeanschriften
der Glaubenskongregation und der Nuntiatur.
</p><div style="text-align: center;"><i>
</i></div><p style="margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
</p>
<p style="margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">Andere Akteure beschwören gerade
wieder das „Schisma“ oder schreiben jedes erdenkliche kirchliche
Forum mit ihren immergleichen Kommentaren voll. Die Wortmeldungen lassen inzwischen jede Sachlichkeit vermissen: "Der SW ist häretisch. Er ist ein bösartiges Krebsgeschwür im mystischen Leib Christi." schreibt allen Ernstes ein deutscher Priester. Bei <a href="http://Kirchenkrise.de">Kirchenkrise.de</a>
schrieb der 33jährige Patrick: <i>„Warum sucht ihr euch nicht einfach
eine andere Kirche und sägt nicht an den Pfeilern?“</i></p>
<p style="margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
</p>
<p style="margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">Meine Antwort darauf war: „Das Bild
ist schräg. "Sägt an den Pfeilern?" Das wäre ja
grundsätzlich und immer falsch. Ich habe da eher ein vielfach
umgebautes und verwinkeltes Haus im Blick. Es wird Zeit, es endlich
zu sanieren, neu zu gestalten, alte Details und Substanz sichtbar zu
machen, spätere Einbauten zu entfernen, mehr Licht reinzulassen...
Dazu muss ein guter Statiker die tragenden Wände identifizieren und
klar machen: "Hier muss alles so bleiben, wie es ist." Aber
manche andere Wand kann durchbrochen, manches düstere Hucke mit
Licht versorgt werden. Ich liebe mein Haus und finde viele schöne
Räume darin. Aber leider auch "menschenunwürdige
Schmuddelbuden" die dringend frische Luft und mehr Licht
brauchen. Die Pfeiler müssen unbedingt stehen bleiben. Und
Katholiken sind einfach konservativ und ziehen ungern in schöne
Neubauten. Von daher weigere ich mich, mich von anderen
Glaubensgemeinschaften locken zu lassen, deren Schattenseiten ich
erst erkenne, wenn ich eingezogen bin. Ich will mein Zuhause schön.“</p>
<p style="margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
</p>
<p style="margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">Nun ja, auch die Papiere auf der
Alternativseite von Bischof Voderholzer mochte ich mir nicht in Gänze
durchlesen. Die Lust dazu hat mir der Bischof allerdings selbst verleidet, als
er in seiner letzten Predigt von einer notwendigen <i>„historischen
Einordnung der Missbrauchsfälle“</i> sprach und erneut die MHG –
Studie und deren Verfasser angriff. Seine Haltung gipfelte jetzt in Bemerkungen bei der
Vollversammlung des „Synodalen Wegs“ am 1. Oktober. Da sprach er
von einer <i>"geradezu dogmatisch überhöhten MHG-Studie"</i> und später <i>"Was ich ablehne ist ein Lehramt der Betroffenen."</i> Diese Art zu reden verletzt. Sollen die Opfer weiter schweigen? Hoffentlich hat er die Größe, sich dafür zu entschuldigen.
</p>
<p style="margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">Damit übertrifft er nämlich noch das Geraune
des Bischofs Stephan Ackermann über die „Aktivisten“ unter den
Betroffenen. Ja sicher, der Umgang mit Betroffenen sexuellen
Missbrauchs ist manchmal eine Herausforderung für jene, die ein
helles Bild der Kirche im Herzen und in der Biografie haben (dürfen)
und die Schattenseiten nicht erleiden mussten. Aber das Reich der
Studien (MHG, Gehrke-Gutachten, WHS-Studie für Aachen) ist doch
durchweg sachlich und von Übertreibungen frei. Auch Aufrufe zum
Revoluzzertum sind mir dort nicht begegnet. Nur Fragen, die eine saubere Antwort brauchen. </p><p style="margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">Den sogenannten
„Missbrauch mit dem Missbrauch“ habe ich schon in einem vorigen
Artikel hier in Frage gestellt. Dass diese These immer noch geritten
wird, irritiert. Man könnte das inzwischen „Missbrauch mit dem
Missbrauch des Missbrauchs“ nennen. Selbstverständlich müssen mir
die Schlussfolgerungen, die jemand zieht, nachdem er das Ausmaß von
sexuellem Missbrauch in der Kirche wahrgenommen hat, nicht gefallen.
Aber dann muss ich in der Sache widersprechen und nicht mit dem
Spruch vom „Missbrauch mit dem Missbrauch“ dessen Vorschläge
deligitimieren, als seien seine Forderungen ein erneuter Missbrauch
der Betroffenen, er also eine Art „Mittäter“, weil er profitiere
ja vom Missbrauch, wenn seine Forderungen erfüllt würden.
Erstaunlich, dass es keinem Bischof gelingt, ein flammendes
Plädoyer für den Wert des Zölibats zu halten, der die ganze Aula
nachdenklich stimmt.Nein lieber verlegen sie sich auf Predigten, Zusendung von Fachartikeln, Interviews und eigene Webseiten.Oder verabschieden sich gleich ganz aus der Diskussion.<br /></p><p style="margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">Auf jeden Fall kam es mir jetzt gerade
passend, dass nun eine Initiative in 9 relativ knapp gefassten
Punkten den ganzen synodalen Prozess vom Kopf auf die Füße stellen
möchte. Sie nennt sich „neuer Anfang“. Mein fb-Freund Bernhard
Meuser war hier wohl an vorderster Stelle beteiligt. Da sich seine
Einlassungen eigentlich immer aufschlußreich und iinteressant finde
(so wie auch sein Buch „Freie Liebe“ – Über neue Sexualmoral)
schien es mir, dass es sich lohnen könnte, einmal diese Thesen zu
bedenken und so besser zu verstehen, worum es bei der Kritik am Synodalen Weg geht. Zumal diese Reform-Manifest ja hochaktuell und just passend zur
Vollversammlung des synodalen Wegs unter die Leute gebracht wurde.</p>
<p style="margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
</p>
<p style="margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">Nachfolgend möchte ich zur Präambel
und den 9 Punkten spontane Eindrücke aufschreiben.
</p>
<p style="margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
</p>
<p style="margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">Die Präambel geht davon aus, dass <i>„der Synodale Weg auf dramatische Weise den Ansatz
wahrer Reform“</i> verfehle und in seiner Fixierung auf äußere
Strukturen am Kern der Krise vorbei gehe. Reform brauche Umkehr und
lebensverändernde Neuentdeckung des Evangeliums.
</p>
<p style="margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
</p>
<p style="margin-bottom: 0cm; text-align: justify;"><u><b>1. Legitimation</b></u></p>
<p style="margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">Den fett geschriebenen Merktext kann
ich unterschreiben. In der Erklärung wird die Legitimation des
synodalen Weges bestritten, denn die beteiligten Laien seien
<i>„Vertreter von Vereinen, Gremien und Verbänden und willkürlich
hinzugezogene Dritte.“</i> <i>welche „weder durch Sendung noch durch
Repräsentation legitimiert seien.“</i></p>
<p style="margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
</p>
<p style="margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">Soweit ich weiß, sind zahlreiche
Vertreter des synodalen Weges Bischöfe und Weihbischöfe, dazu
kommen gewählte Vertreter von Priestern, Diakonen,
Pastoralreferenten, Ordensleuten, geistlichen Gemeinschaften und akademischen Theologen. Sogar
eine Vertreterin von Maria 1.0 ist dabei, weitere konservative
Gruppen hatten eine Einladung zur Mitwirkung ausgeschlagen. Man kann
sicher über die Frage diskutieren, wie die Laien in diesem Gremium
dorthin entsandt wurden und wie repräsentativ sie sind. Aber ihnen in Bausch und Bogen jegliche Legitimation
abzusprechen finde ich problematisch. Die haben sie nämlich
durchaus, nicht nur durch ihre Entsendung über diözesane Gremien,
das ZdK und Vereine, Gemeinschaften und Verbände sondern auch über
ihre Kompetenz und Sachkunde. Fragwürdig bleibt sicher, wie die normalen Katholiken von der Basis mehr eingebunden werden könnten. <br /></p>
<p style="margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
</p>
<p style="margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">Sicher korrekt ist der Verweis auf die
vom Papst angesetzte Weltsynode auf deren „allgemeinverbindliche
Beschlüsse“ wir aber noch warten müssen. Was spricht dagegen, die Vorarbeit des synodalen Weges in Deutschland hier einzubringen?<br /></p>
<p style="margin-bottom: 0cm; text-align: justify;"><br />
</p>
<p style="margin-bottom: 0cm; text-align: justify;"><u><b>2. Reformkonzept</b></u></p>
<p style="margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">Auch hier ist der Überschrift sicher
zuzustimmen.</p>
<p style="margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">Dem synodalen Weg wird unterstellt, es
ginge nicht um echte Reformen durch Bekehrung und spirituelle
Erneuerung. Man wolle das Modell der <i>„hochinstitutionalisierten
„Betreuungskirche““</i> durch Modernisierung und Anpassung retten.
Als Gegenmodell wird eine Kirche des <i>„real geteilten geistlichen
Lebens, in der Menschen zu einer Lerngemeinschaft des Glaubens
werden“</i> vorgestellt. Dies sei von vornherein nicht im Blick. Wie
konkret dieses Gegenmodell zu erreichen ist und was geschehen muss,
um die Kirche von heute vor „Verbürgerlichung“ zu bewahren wird
leider nicht verraten. Soll die Kirche sich von großen Verwaltungen,
Kindergärten, Krankenhäusern, Schulen etc. trennen? <i>„Kirche solle
sich nicht wie ein Unternehmen verhalten, das sein Angebot verändere,
wenn die Nachfrage nachläßt...“</i> In diesem Sinne wird Kardinal
Bergoglio zitiert. Soll also doch im Kern alles bleiben? Oder bedarf
es einer <i>„Reform an Haupt und Gliedern“. </i>Selbstverständlich kann es nicht darum gehen, die Kirche und ihre Botschaft "leicht verdaulich" zu machen. Glaube ist kein frommer Zuckerguss über einer heillosen Welt. Kirche als Institution wird weiter quer zu vielem stehen, was in modernen Gesellschaften weitgehender oder auch unausgesprochener Konsenz ist. Eine stromlinenförmige Kirche die überall mitschwimmt ist bald obsolet.<i> </i>Ich sehe aber angesichts des Anspruchs des Evangeliums nicht das Risiko, das der synodale Weg die Ecken und Kanten der Institution völlig abschleift.<i><br /></i></p>
<p style="margin-bottom: 0cm; text-align: justify;"><br />
</p>
<p style="margin-bottom: 0cm; text-align: justify;"><u><b>3. Einheit mit der ganzen Weltkirche</b></u></p>
<p style="margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">Übereinstimmend mit vielen Stimmen im Synodalen Weg wird eine <i>„deutsche Sonderkirche" </i>abgelehnt. Das
Papier <b><i>„Neu anfangen! Das Reform-Manifest“</i></b> behauptet, dass man
römische und päpstliche „Einsprüche“ zu Themen des „Synodalen
Weges“ <i>„ignoriert, relativiert und sogar lächerlich gemacht“</i>
habe. Man möchte sich selbst an einer <i>„Kirche des Ungehorsams und der
Rebellion“</i> nicht beteiligen.
</p>
<p style="margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
</p>
<p style="margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">Hier werden offenbar Beschlüsse des
„Synodalen Weges“ erwartet, aufgrund von lautstarken Einzelstimmen
von Teilnehmern oder gar aus der allgemeinen kirchlichen
Öffentlichkeit, die teils gar nicht in den Beratungen präsent sind.
Soweit ich das verfolgen konnte (ja, ich habe doch den ein oder anderen Text gelesen) sind in den Grundtexten sehr
vielschichtige Überlegungen festgehalten, die teilweise auch von
außen kritisiert und als „Sonderweg“ gestempelt werden. Dazu hat sich jüngst ja auch Kardinal Kasper zu Wort gemeldet. Ob das
in der Tat so ist (und wird) und ob die Einsprüche des Papstes, aus
Rom und der Weltkirche kein Gehör finden, das ist noch gar nicht
erwiesen. Wenngleich ich die Vermutung teile, dass manches davon sich an traditioneller Lehre reiben wird. Dennoch: der lautstarke und scharfe Protest antizipiert Ergebnisse, die noch gar nicht auf dem Tisch liegen. Und mir fehlt ehrlich gesagt die Phantasie, dass ausgerechnet die deutschen Bischöfe mit großer Mehrheit einem Umsturz in der Kirche und einer Reform an "Haupt und Gliedern" zustimmen. <br /></p>
<p style="margin-bottom: 0cm; text-align: justify;"><br />
</p>
<p style="margin-bottom: 0cm; text-align: justify;"><b><u>4. Macht</u></b></p><p style="margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">Hier taucht der Begriff des
„Missbrauchs mit dem Missbrauch“ leider wieder auf. Im vorangestellten
Merktext kann ich soweit mitgehen, bis der Begriff <i>„Herrschaft der
Büros“</i> als Gegengewicht zum <i>„falschen Machtgebrauch von Hirten“
</i>eingeführt wird. Was damit gemeint sein soll, kann man nur vermuten. Vermutlich gewisse Fachabteilungen in den Ordinariaten. <br /></p>
<p style="margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
</p>
<p style="margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">Die Autoren des Manifestes lehnen die
These ab, dass <i>„klerikale Ignoranz, mangelnde Partizipation und
fehlende Demokratie“</i> mit ursächlich für die Missbrauchstaten
seien. Immerhin wird eingestanden, dass es <i>„Machtmissbrauch in der
Kirche“</i> gebe, es fehle an <i>„Wertschätzung und echter
Partizipation von Laien, insbesondere von Frauen.“</i> Man wolle aber
<i>„keine Kirche der Beamten und Funktionäre, der aufgeblähten
Apparate und des dauerinstallierten Geschwätzes.“</i></p>
<p style="margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
</p>
<p style="margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">Hm, wer will das schon? Der „Synodale
Weg“? Die Verfasser des Manifestes möchten keine Kirche, die
<i>„Berufungen durch Anstellungen, Hingabe durch Vertrag und Vertrauen
durch Kontrolle ersetzt werden.“</i> Sondern eine <i>„einfache, dienende
und betenden Kirche in der Nachfolge Christi.“</i> Wie dies erreicht
werden soll bleibt allerdings im Dunkel. Und ich wüßte gern, warum
Berufene nicht auch von der Kirche angestellt werden können, wenn
sie ihre ganze Kraft in deren Dienst stellen möchten und die Kirche
ihren Dienst braucht. Schon Paulus hält es für möglich, dass die
Gemeinden Menschen für ihren Dienst ernähren und versorgen.
</p>
<p style="margin-bottom: 0cm; text-align: justify;"><br />
</p>
<p style="margin-bottom: 0cm; text-align: justify;"><b><u>5. Frauen</u></b></p><p style="margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">Diese These habe ich mit
Spannung erwartet. Es wird gefordert, dass<i> „Frauen auf allen Ebenen
in der Kirche die gleichen Rechte und Pflichten wie Männer haben und
selbstverständlich auch an leitender Stelle handeln können.“</i>
Nicht mehr mitgehen will man, wenn sich diese Forderung auch auf
sakramentale Ämter in der Kirche beziehe und zitiert dazu Ordinatio
sacerdotalis. Auch hier liegt meines Wissens noch kein Entscheid des
„Synodalen Weges“ und keine Formulierung vor. Denkbar, dass diese
Forderung gar nicht erhoben wird, sondern einzig ein diakonales Amt
der Frau eingefordert würde? Etwas, was ja sogar der Papst aktuell prüfen läßt. Leider endet dieser Abschnitt mit einer
sehr allgemeinen Erklärung: Es sei <i>„die Nagelprobe echter
Erneuerung“</i>, sich <i>„zur spezifischen Berufung von Frauen in der
Kirche zu bekennen, ihre Stärke dankbar anzunehmen.“</i> <i>„Ihr
Potential ist noch lange nicht ausgeschöpft.“</i> Hier endet diese
These leider wieder ohne konkrete Vorschläge, wie das –
beispielhaft – oder umfassend geschehen könnte. Wie kann die Art und Weise kirchlicher Machtausübung wieder stärker Dienstcharakter bekommen und wie können Frauen konkret mehr Einfluss auf die Gestaltung der Seelsorge und des kirchlichen Lebens nehmen?<br /></p>
<p style="margin-bottom: 0cm; text-align: justify;"><br />
</p>
<p style="margin-bottom: 0cm; text-align: justify;"><b><u>6. Ehe</u></b></p><p style="margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">Hier erkenne ich Bernhard Meusers
Gedanken aus seinem Buch wieder. Es wird beklagt,
dass es neben der Ehe heute vielfältige andere Formen des
Zusammenlebens gebe. Dem Synodalen Weg wird hier <i>„beschönigende
Wertschätzung“</i> vorgeworfen. Man wolle die <i>„Alleingeltung der
Ehe“</i> durch ihre <i>„Höchstgeltung“</i> ersetzen. Es fehle daher die
Sicht auf die <i>„Mängel oder die Sündhaftigkeit dieser
Verbindungen“</i> und die <i>„Not und Suche an sich gläubiger
Menschen“</i>. Dagegen halten die Autoren des Manifestes die <i>„Ehe als
eigentlichen und legitimen Ort von Sexualität und normative Form“</i>
hoch, in der die Kinder die Liebe <i>„ihrer leiblichen Mutter und
ihres leiblichen Vaters“</i> erfahren. Ich dachte: Wie lesen das wohl
meine Freunde, die sich liebevoll um ihren behinderten, adoptierten
Sohn kümmern? Was mit <i>„Fragmentierung“</i> menschlicher Sexualität,
die <i>„letztlich menschenfeindlich“</i> sei gemeint sein soll hätte
ich auch gern besser erklärt. Das erschließt sich wohl nur im Kontext der
Lektüre von Meusers Buch. Hier könnten die Autoren eigentlich schon zitieren, was
später in Punkt 7 erwähnt wird, ein Verweis auf die Worte des
Papstes in „Amoris laetitia“, der eine barmherzigere Sicht
formuliert. Bei mir bleibt die Frage offen, was konkret das Reformmanifest an kirchlicher Verkündigung mit Blick auf die steigende Zahl der Menschen die unverheiratet, gleichgeschlechtlich, wiederverheiratet zusammen leben empfiehlt und wie die Ehe wieder zur normativen Form werden könnte in einer immer weniger vom Christentum geprägten Gesellschaft. <br /></p>
<p style="margin-bottom: 0cm; text-align: justify;"><br />
</p>
<p style="margin-bottom: 0cm; text-align: justify;"><u><b>7. Segnung gleichgeschlechtlicher
Lebensgemeinschaften</b></u></p>
<p style="margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">Dieser Abschnitt beginnt mit den
schönen Worten von Papst Franziskus aus Amoris laetitia. Er besteht zu 2/3 aus dem entsprechenden Zitat, um dann aber zu beklagen, dass der „Synodale Weg“ die
<i>„Gebrochenheit der menschlichen Natur“</i> nicht mehr in Rechnung
stelle. Er lehne damit die <i>„fruchtbare Komplementarität der
Geschlechter“</i> in der Schöpfungsordnung ab und unterminiere die
<i>„Normativität der Ehe“</i>. Auch hier erwarte ich gespannt, wie der
synodale Weg entscheiden wird und wie er sich zu diesen wesentlichen
Fragen stellt. Einen Vorschlag für die Seelsorge und den konkreten
Umgang mit solchen "irregulären Partnerschaften" macht das Manifest nicht. Ich hoffe aber, es macht sich die zitierten Worte des Papstes zu Eigen. <br /></p>
<p style="margin-bottom: 0cm; text-align: justify;"><br />
</p>
<p style="margin-bottom: 0cm; text-align: justify;"><u><b>8. Laien und Priester</b></u></p>
<p style="margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">Laien, so heißt es, <i>„müssen
(angesichts des Priestermangels) alle Aufgaben übernehmen, zu denen
man die priesterliche Berufung nicht unbedingt benötigt.“</i> Im Text
wird dann die Lehre der Kirche zum Priesteramt kurz zusammengefasst und dem
synodalen Weg vorgeworfen, er <i>„verdunkelt diese spezifische
Berufung des Priesters, indem er den Priester theologisch und
strategisch marginalisiert“</i> und versuche <i>„theologisch
qualifizierte Laien ohne Weihe funktional in
Priesterersatz-Positionen hineinzuheben.“</i> Ich frage mich: „Sind
wir Gemeinde-/Pastoralreferent*innen hier gemeint?“ Man halte dies für
<i>„durchsichtigen Lobbyismus“</i>. Nur von wem? Von den
Laienvertretern? Aber die Mehrzahl der Mitglieder des synodalen Weges
sind doch geweihte Kleriker, wie kann sich da eine Lobby durchsetzen? Unsere Berufsgruppe stellt nur wenige Vertreter.
Spannend wäre ja die Antwort auf die Frage, wie es bei zunehmendem
Priestermangel mit den Pfarreien in Deutschland weiter gehen soll und
welche konkreten Aufgaben Laien für den weiteren Bestand der
ordentlichen Seelsorge übernehmen sollen, damit die Priester frei
sind für andere (welche?) Aufgaben. Sollen immer mehr Pfarreien aufgelöst
und unter der Leitung eines Pfarrers zusammengeführt/fusioniert werden? Was ist mit
vakanten Pfarreien? Dürfen Laien demnächst taufen, Sonntagsfeiern halten und bei der Eheschließung
katholischer Paare assistieren? Oder bleibt in vielen Dorfkirchen der Altar verwaist? Sehen wir bald Massentrauungen
am Bischofssitz? Wer erfüllt das Gebot der Barmherzigkeit „Tote zu
begraben“ und Kranke zu salben, wenn ein Priester der Hirte von
20.000 bis 35.000 Katholiken sein soll? Ich strebe gar keine
„Klerikalisierung“ an, im Gegenteil. Aber Menschen, die
seelsorgliche Begleitung suchen, für die möchte ich da sein oder
sie an einen Priester weiter vermitteln, der sich ihrer annimmt. Und
dafür brauche ich heute Entscheidungen und Klärungen und nicht erst
dann, wenn mein Pfarrer einmal emeritiert ist und in den benachbarten
Städten keiner mehr kurzfristig erreichbar ist
</p>
<p style="margin-bottom: 0cm; text-align: justify;"> <br /></p>
<p style="margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">9. Missbrauch</p>
<p style="margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">Erneut stimme ich dem Merksatz zu. Bis
auf das abschließende Stichwort vom „Missbrauch mit dem
Missbrauch“. Dem Synodalen Weg wird vorgeworfen, er
instrumentalisiere ihn <i>„zur Durchsetzung einer lang bekannten,
kirchenpolitischen Agenda“.</i> Er werde benutzt <i>„um sachfremde Ziele
und Positionen kirchlich durchzusetzen“</i>. Mich wundert nicht, dass
einige Teilnehmer des Synodalen Weges die Frage stellen, ob der
Zölibat der Priester möglicherweise eine Bedeutung im Kontext der
Missbrauchstaten haben könnte. Das wird sicher jene bestärken, die diesen aus anderen Gründen bereits ablehnen. Aber ist das nicht eine legitim katholische Position angesichts der Tatsache, dass katholische Teilkirchen verheiratete Priester kennen? Die
Aufdeckung des Missbrauchs bestärkt sie in ihren bisherigen Überzeugungen. Ist das nicht verständlich, ja naheliegend?
</p>
<p style="margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
</p>
<p style="margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">Das Manifest mahnt dagegen zur „größten
Sorgfalt“ in der Diskussion. Und bringt (als sei dies nicht vielfach schon diskutiert
und gedeutet worden) den Aspekt ein, dass angeblich <i>„80 Prozent der
Übergriffe im „katholischen“ Raum gleichgeschlechtlicher Natur“</i>
seien. Es beklagt, dass solche „Fakten“ vom Synodalen Weg
ignoriert würden. In anderen Kirchen käme es überwiegend zu
<i>„heterosexuellem Missbrauch“</i>. Man spricht von einem
<i>„Stellvertreterkrieg, auf dem es in Wahrheit um Claims einer
liberalen Kirchenagenda“</i> ging. Es bleibt etwas rätselhaft, was man
damit konkret aussagen will. Ich vermute einmal, dass der Vorwurf
einfacher ausgedrückt lautet: <i>„Gewisse homophile Kirchenkreise
möchten die Diskussion über die sexuelle Orientierung der Täter
vermeiden.“</i> Stimmts? Aber, folgt man dieser Argumentation, so brächte der
Zölibat der Kirche offenar nicht nur heilige Priester, sondern gleichzeitig erschreckend zahlreich homosexuelle, übergriffige
Tätertypen im Priesterhemd ein. Damit stellt man Fragen an die
Kriterien der Auswahl von Priestern nach 1945, also die Zeit, für
die wir mehr über die Übergriffe wissen. Da die Taten zumeist seit
den 50er Jahren dokumentiert wurden, sprechen wir damit über
deutlich frühere Weihejahrgänge, da ja bekanntlich zwischen Weihe und
den ersten dokumentierten Taten im Durchschnitt 14 Jahre liegen. Das ist dann aber Jahrzehnte vor der „sexuellen Revolution“, die ja anderweitig
gern für die Missbrauchsverbrechen in Haftung genommen wird. In einer Zeit, die gern noch als "heile Welt der Kirche" verklärt wird. <br /></p>
<p style="margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
</p>
<p style="margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">Der tatsächliche, systemische
Hintergrund der Vertuschung liege in einer <i>„um sich selbst
kreisenden Kirche, der es mehr um ihr Image als um die Opfer geht.“</i>
Da ist sicher auch was dran, aber nach meiner historischen Kenntnis gehörten mutmaßliche sexuelle
Übergriffe zu den vom Nationalsozialismus regelmäßig vorgebrachten
Beschuldigungen im Kampf gegen die Kirche. Diese Abwehrhaltung wird in den ersten Jahren sicher noch wirksam geblieben sein. Nach dem Krieg ging es der
Kirche dann sicher sehr um ihr Image, bzw. wurde die Dimension der
Taten möglicherweise nicht erkannt. Das hängt bestimmt auch mit einer gewissen Tabuisierung von Sexualität, mit einer rigiden Durchsetzung moralischer Leitideen (und Übergriffigkeiten z.B. in der Beichte und kirchlichen Kindererziehung) und einem Desinteresse an dem weiten Feld der Sexualität der Priester zusammen. </p><p style="margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">So richtig deutlich wird das
Reform-Manifest leider auch nicht, welche Schritte man denn nun gegen
Missbrauch in der Kirche wünscht. Die beliebte Verkürzung „es
waren die Schwulen“ reicht als Erklärung für die Missbrauchstaten
nicht aus. Zumal die Studien ja auch feststellen, dass die sexuelle
Orientierung der Täter mit dem Geschlecht der Opfer in aller Regel
wenig zu tun hat. Auch gibt es ja überzeugende Begründungen, warum
im katholischen Raum so viele Jungen zu Opfern wurden. Im Vergleich
zu anderen Kirchen waren hier weit mehr Jungen in der Jugendarbeit
aktiv, die auch in der Regel von Priestern/Brüdern betreut wurden. Mädchen
waren keine Messdiener, in Jungeninternaten und Heimen waren Patres
und Brüder eingesetzt, bei den Mädchen eher Ordensschwestern.
Dennoch bleibt sicher ein Anteil von Tätern, die nicht in Frieden
mit ihrer homosexuellen Orientierung im Raum der Kirche Zuflucht im
Priesteramt gesucht haben, möglicherweise auch Pädophile/Ephebophile und
die aufgrund des Zölibats hofften, hier ihren als falsch empfundenen Trieb
überwinden zu können. Das ist alles ausgesprochen vielschichtig und
individuell. Auch die sexuelle Revolution hat ihren Teil daran. </p><p style="margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">Aber, wenn das Manifest schon Sorgfalt einfordert, dann sollte
es sie zumindest hier auch eindeutig liefern. Die Gleichung Opfer = Junge,
Täter = schwul geht jedenfalls in keiner Weise auf.</p><p style="margin-bottom: 0cm; text-align: justify;"> </p><p style="margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">Unter dem Strich bin ich enttäuscht vom Reform-Manifest. Ich hatte viel mehr erwartet, eine substantielle Kritik an den bisherigen Weichenstellungen, konkrete Idee für eine Erneuerung der Kirche, Kompromissvorschläge, die möglichst viele Positionen zusammenführen...
Ich bin keineswegs ein Anhänger populärer Reformschritte, weil ich
ebenfalls glaube, dass wir allein mit der Weihe von Frauen, der
Segnung von Homosexuellen und der Aufhebung des Zölibats die Krise
der Kirche und der christlichen Religion nicht überwinden werden.
Ich fürchte auch, dass wir vom synodalen Weg einen Bildband und
einen Textband mit wohl abgewogenen, langen und komplizierten Texten
zurückbehalten, die beide irgendwann im Buchregal der Fachtheologen
verstauben</p><p style="margin-bottom: 0cm; text-align: center;">"Die Kirche bedarf einer Reform an Haupt
und Gliedern,<br />aber jede echte Reform in der Kirche
beginnt<br />mit Bekehrung und spiritueller
Erneuerung.
</p>
<p style="margin-bottom: 0cm; text-align: center;">Die Kirche gewann noch nie Salz und
Licht zurück<br />durch Reduzierung der Ansprüche<br />und strukturelle Anpassung an die Welt."</p>
<p style="margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
</p>
<p style="margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">Das klingt ein wenig nach der
Radikalität eines Franziskus von Assisi. Leider finde ich im Text
fast gar keine Ideen und Vorschläge, wie das alles umgesetzt werden kann. Allenfalls wohlig-konservative Wunschbilder und klare Ansagen, was man nicht will. Und leider kaum neue Antworten auf die vielen (bohrenden) Fragen, die in der Kirche
und im „Synodalen Weg“ (oft zur Recht) gestellt werden.
</p>
<p style="margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
</p>
<p style="margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">Im Grunde ist das Reform-Manifest
keines, sieht man mal von der möglichen Deutung ab, dass das „neu
Anfangen“ sich vielleicht auf den Wunsch eines Neustarts eines
innerkirchlichen Diskurses bezieht, der ausdrücklich auch die
konservativ-bewahrenden Kräfte mit einbezieht. Wie das konkret
gelingen könnte und was die (anonymen) Autoren und vermutlich
zahlreichen Unterstützer des Papiers dazu beitragen möchten, das
würde mich brennend interessieren.
</p>
<p style="margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">Der Monolog ist da sicher nicht tauglich, auch nicht stapelweise neue und kirchentreue Aufsätze, Vorträge oder gar Bücher. Es braucht gute, überzeugende Antworten auf kritisch und manchmal hart gestellte Fragen. Und das - wenn nötig - auch in zwei, drei Sätzen. Zum Beispiel auf die Fragen der Missbrauchsopfer, die eine angemessene "Wiedergutmachung" wünschen. Auf die Frage der Gesellschaft und der Gläubigen, wie die Kirche ein sicherer Raum werden kann. Wie unsere Kinder vor Indoktrinierung geschützt werden und eigenständige Persönlichkeiten mit eigenständigen Überzeugungen werden können. Wie können wir als Kirche kritische Fragen der Gesellschaft klar beantworten, wenn unsere Positionen quer zum gesellschaftlichen Konsens liegen?<br />
</p>
<p style="margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">Und so lade ich die Autoren des Manifestes, die Mitglieder des Arbeitskreises Christliche Anthropologie, dazu ein, zu den
neun Thesen jeweils konkrete Reformideen zu formulieren und Beispiele
für gelingende Reformen zu nennen. Und vielleicht wäre es ja
wirklich möglich, den Dialog über alle Gräben hinweg neu zu
starten und einen respektvollen und ergebnisoffenen Dialog zu
beginnen. Der ist leider selten geworden. (Was mitnichten allein die Schuld der Konservativen ist.)<br /></p><p style="margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">Gerade heute wurde ich wieder an ein
Erlebnis bei einem Katholikentag vor Jahren erinnert. Am Rande eines Standes der
Piusbruderschaft entstand eine erregte Diskussion über den Weg der
Kirche. Nach und nach kamen immer mehr Passanten dazu und mischten
sich ein. Manchmal wurde aufgeregt geschrien. Ich versuchte etwas zu moderieren, so dass die einzelnen Redner ihre Gedanken bis zum Ende vortragen
konnten. Es ging über eine Stunde lang und lief nach und nach in
ruhigere Bahnen. Schließlich wollten einige der eher Progressiven weitergehen, weil sie noch andere Pläne hatten. Der Priester
der Piusbruderschaft schlug dann vor, abschließend ein Vater unser zu
beten. Alle stimmten zu und so sprachen wir gemeinsam das Vater unser, um dann in Frieden auseinander zu gehen. </p><p style="margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">Ich bin nach wie vor kein Fan des Synodalen Wegs. Ich sehe vieles kritisch. Viele Lautsprecher dort holen mich nicht ab. Ich bin auch von manchen Reformideen nicht überzeugt. Aber wirklich substanzielle und weiterführende Kritik findet sich viel zu selten (da war kürzlich ein Beitrag von Felix Neumann auf katholisch.de). Und die Kritik aus dem sog. papsttreuen und kirchentreuen Lager überzeugt mich leider gar nicht. Da ist der SW allzu oft ein Popanz, ein Krebsgeschwür, eine erneute Kreuzigung Christi. Man spürt keine Akzeptanz der Anderen, nicht den Gedanken, dass auch im synodalen Weg Menschen die Kirche lieben; antizipiert Ergebnisse, die noch nirgendwo vorliegen, tut so als gäbe es dort schon Einigkeit, wo noch um Themen gerungen wird. Kaum etwas davon ist wirklich weiterführend oder gar einladend zum Dialog. Dieses Reform-Manifest leider auch nicht. Viele Worte, nur um zu sagen: "Wir lehnen das ab! Wir wollen das nicht!" Kein einziges gutes Haar und wertschätzendes Wort für die Schwestern und Brüder mit anderer Auffassung. Schade, trotz des ermutigenden Titels: eine weitere Chance für einen neuen Anfang scheint vertan. <br /></p><p style="margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">Ob es wohl irgendwann gelingt, eine neue Tür zu öffnen?<br />"Komm her, öffne dem Herrn dein Herz;<br />deinem Bruder/deiner Schwester öffne das Herz und erkenne in ihr/ihm den Herrn. </p>
<p style="margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">Der Text des Reform-Manifest: <b><a href="http://www.neueranfang.online">www.neueranfang.online</a></b> </p>
Markus Gehlinghttp://www.blogger.com/profile/03601483024904119330noreply@blogger.com2tag:blogger.com,1999:blog-3145452358057443603.post-88725958703540901072021-07-22T07:58:00.006-07:002021-07-23T10:01:21.002-07:00Verwirrende Vielfalt: von alten und neuen, ordentlichen und unordentlichen Messen<p style="text-align: justify;"></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEix3IrJhkechtNlSUVz0_KPlCn72Jfa4xum8d01xOMg3mr-0XQQKvSfn__eX4LeNT3hkbMMIAJNHPIWzI4NpbcY99AD6qhSnpTvT-Yo5C9Ip-ij1guCAJ5hqGLKDaqpdrXekFP7spCdXUo/s2048/DSC_6679.JPG" style="clear: left; float: left; margin-bottom: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="1362" data-original-width="2048" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEix3IrJhkechtNlSUVz0_KPlCn72Jfa4xum8d01xOMg3mr-0XQQKvSfn__eX4LeNT3hkbMMIAJNHPIWzI4NpbcY99AD6qhSnpTvT-Yo5C9Ip-ij1guCAJ5hqGLKDaqpdrXekFP7spCdXUo/s320/DSC_6679.JPG" width="320" /></a></div><span style="text-align: left;"><div style="text-align: justify;">Es kündigte sich schon seit Wochen wie Donnergrollen am Horizont an: „Papst Franziskus wolle die sogenannte „Alte Messe“ ganz verbieten.“ Er sei von je her ein Feind der Tradition oder könne als Papst vom anderen Ende der Welt die Debatten darum in ihrer Tiefe und Ernsthaftigkeit nicht nachvollziehen. </div></span></div><p></p><p style="text-align: justify;">Vorsorglich erschienen auch schon rührende Filmchen mit jungen Leuten, die den Papst bestürmten, ihren die „Alte Messe“ nicht zu nehmen und lange Artikel, die die sattsam bekannten Argumente bekräftigten, die für einen Erhalt der „alten“ lateinischen Liturgie nach den Messbüchern von 1962 sprechen.</p><p style="text-align: justify;">Ein Kernargument, das dabei immer wieder genannt wird, ist der weltweite „Erfolg“ der Gemeinschaften, die in ihrer kompletten Liturgie auf diese „alten“ liturgischen Bücher zurückgreifen, das Wachstum entsprechender Orden und Priestergesellschaften und Gemeinden. Auch wird immer wieder betont, wie sehr in den Hl. Messen nach dem bisher so genannten römischen Ritus in der außerordentlichen Form, auch junge Menschen und junge, kinderreiche Familien präsent seien. </p><p style="text-align: justify;">Als Pastoralreferent, der sich sehr für liturgische Fragen interessiert und auch das Gespräch mit konservativen und traditionell-traditionalistischen Katholiken schätzt, interessiert mich diese Thematik durchaus. Ich besuche bei Gelegenheit auch die tridentinische Messe, mich stört dabei nicht, dass der Priester sie mit dem „Rücken zum Volk“ zelebriert. Das tue ich als Pastoralreferent bei Wortgottesfeiern und Andachten auch – dort wo es stimmig ist. Darüber könnten wir auch im Rahmen der Messe durchaus mal nachdenken.</p><p style="text-align: justify;">Inzwischen hat der Papst ein „Motu proprio“, ein päpstliches Schreiben veröffentlicht, mit dem Titel „Traditionis custodes“. Im Vergleich zu manchen anderen päpstlichen Schreiben ist dies erfreulich knapp und klar gehalten. Er erklärt darin das nach dem 2. vatikanischen Konzil 1970 erschienene Messbuch zur einzigen legitimen Ausdrucksform des römischen Ritus. </p><p style="text-align: justify;">Papst Benedikt hatte 2007 ein gleichrangiges päpstliches Scheiben herausgegeben unter dem Titel: „Summorum pontificum“. Mich hatte damals sein Argument überzeugt, dass die Liturgie, die den Menschen über Jahrhunderte heilig war, nicht per Dekret und Liturgiereform wertlos geworden sei. Sie sei auch nie verboten worden. Und es liegt doch auf der Hand, dass die heute gefeierte Liturgie ihre Wurzeln in einer (dieser) jahrtausendealten Tradition hat. Um diese angemessen zu verstehen, muss man diese Wurzeln erkunden und erkennen. Daher hat der Papst damals den Priestern großzügig erlaubt, die Messbücher vor der Reform von 1970 zu verwenden und in dieser Form zu zelebrieren. Der Papst schuf eine besondere Interpretation des römischen Ritus (ist gibt in der katholischen Kirche noch einige weitere Riten, wie den byzantinischen, den toledischen, den mozarabischen...), wonach dieser wichtigste Ritus zwei Formen kennt, nämlich die ordentliche Form (wie wir sie kennen) und die außerordentliche Form. Der Papst wollte hiermit ausdrücklich einen liturgischen Frieden ermöglichen und allen, die an der alten Form festhalten wollten bzw. diese neu für sich entdeckt hatten, großzügig Möglichkeiten zu ihrer Feier einräumen. Auch wollte er sicher die Türen für die Piusbruderschaft öffnen und hoffte auf eine Rückkehr der verlorenen Schäfchen. </p><p style="text-align: justify;">Für mich war „Summorum pontificum“ immer eine Übergangslösung, denn bei einer Koexistenz zweier Formen konnte es nicht wirklich bleiben. Vermutlich war das aber eine salomonische Lösung, um einige schwelende Feuer zu löschen. Auch hoffte der inzwischen emeritiert Papst offenbar darauf, dass sich damit auch die Tür für eine Reform der Liturgiereform öffnete. Denn auch die erneuerte Liturgie ist den Erwartungen und Hoffnungen nicht gerecht geworden. Auch ist das ein oder andere sicher mit heißer Nadel gestrickt oder sehr von persönlichen Überzeugungen einzelner Autoren geprägt. Die Verwendung der Volkssprachen bringt es natürlich mit sich, dass liturgische Sprache weit schneller veraltet als die Verwendung des Latein, das keine dynamische Entwicklung mehr kennt. </p><p style="text-align: justify;">Schon recht bald nach Summorum pontificum wurde deutlich, dass ein Rückgriff auf die liturgischen Bücher von 1962 (letzte Neuauflage des Messbuchs), noch weitere problematische Seiten hatte. Man kann sagen, dass diese ja dann eine seit 1962 unveränderte „Konserve“ waren, was Leute, die darin die unveränderte und unveränderliche „Messe aller Zeiten“ sahen, ja kein Problem darstellte. Aber aus Sicht der Gesamtkirche ergab sich durchaus die Notwendigkeit maßvoller Anpassungen, z.B. durch die Aufnahme neuer Heiligengedenktage und die Beseitigung sehr problematischer Texte, die durch neue lehramtliche Entwicklungen (gerade durch das 2. Vatikanum) überholt waren. </p><p style="text-align: justify;">Die unterschiedliche Leseordnung und ein unterschiedlicher liturgischer Kalender erschweren das Miteinander beider Formen darüber hinaus auch sehr konkret. </p><p style="text-align: justify;">Es wird gern betont, dass während des ganzen Konzils ja die Hl. Messe nach eben diesen Büchern gefeiert wurde und dass die daher den Beschlüssen des Konzils gar nicht widersprechen könnten. Aber die Liturgiereform des Jahre 1970 geht ja unzweifelhaft auf das 2. Vatikanum zurück und auf die dort erkannten Probleme und Schwächen der überlieferten liturgischen Formen. Die weit überwiegende Mehrheit aller Bischöfe der Weltkirche sah die dringende Notwendigkeit einer Reform. Kann es dann angemessen sein, weiter an jedem kleinen Detail der alten Liturgie festzuhalten? Wenn man die konkreten Reformen unter Papst Paul VI. für misslungen oder völlig überzogen hält: Welche Vorschläge gibt es dann für eine Reform in der sich Tradition und Fortschritt besser die Waage halten. Und würde die in der aktuellen „Gefechtslage“ wirklich allgemein akzeptiert? Je länger man nun die Situation aufrecht erhält, altrituelle Gemeinden neben „normalen“ Gemeinden zu haben, desto stärker entwickelt sich die Schere auseinander, denn man kommt sich nicht näher, sondern vergrößert nur die eigene Anhängerschaft – bis einmal das wirkliche Schisma zu konstatieren ist. Kein Wunder, dass das Dubium zur Feststellung eines „Schismas“ in Deutschland eben aus dieser altrituellen Szene kommt. </p><p style="text-align: justify;">Ein Kernthema des Konzils und der Liturgiereform war die lebendige Teilhabe der Gläubigen an der Feier der Liturgie. Wie ich aus vielen Gesprächen weiß, war gerade dies die Kernfrage der liturgischen Bewegung seit den 1920er Jahren. Hier haben viele Akteure Wesentliches dazu beigetragen, die Liturgie den interessierten Personen zu erschließen. Ich nenne nur die Namen Anselm Schott, Romano Guardini oder Odo Casel. Es sind großartige Messbücher entstanden, die die Texte der Liturgie und ihre Gedanken für die einfachen Gläubigen erschlossen. Das war für viele von Ihnen eine echte Offenbarung, ich kannte viele Priester, deren Berufung hier ihre Wurzeln hat. Leider sind sie inzwischen alle verstorben. Die kraftvolle Jugendbewegung von den 1920er Jahren an bis in die Nazizeit hat hier sehr lebendige Wurzeln. </p><p style="text-align: justify;">Doch irgendwann stellte sich die Frage, ob die reine Übersetzung ausreichend ist. Wenn man schon übersetzt, warum dann nicht mehr lebendige Sprache. Zumal ja Latein mitnichten die Sprache Jesu war, sondern die Sprache des Pilatus aber natürlich auch der jungen Kirche Roms. Viele Basistexte der katholischen Tradition sind in Latein verfasst. Folgerichtig betonte auch das 2. Vatikanische Konzil die Bedeutung der lateinischen Sprache. Trotzdem muss man sicher mit Bedauern feststellen, dass diese Sprache sogar in Rom selbst an Bedeutung verloren hat. Selbst unter den Bischöfen wird kaum noch jemand spontan in lateinischer Sprache sprechen und korrekt formulieren können. </p><p style="text-align: justify;">Wenn man ehrlich ist und ich habe mit vielen älteren Menschen über die Kirche ihrer Jugend gesprochen: Im Wesentlichen bestand die Teilnahme der Gläubigen an der Liturgie der katholischen Kirche vor der Reform in Anwesenheit und Gebet. Die lateinische Sprache verstanden nur sehr wenige Personen, durch Rosenkrangebet und Volksgesang versuchte man, die Gottesdienstbesucher dabei zu halten. Heute noch künden die baulichen Formen der Kirchen dieser Zeit mit geschlossenen Chorräumen und Lettnern davon, dass Liturgie im Wesentlichen die Kleriker, Ordensleute und Ministranten einbezog, das Volk dem beiwohnte. Die Vielfalt der Kunstwerke in einer Kirche diente auch der Beschäftigung und der Prägung der Gläubigen mit religiösen Bildern und Geschichten. Papst Pius X. sorgte mit seinen liturgischen Reformen dafür, dass wenigstens ab und an die Hl. Kommunion empfangen wurde. Wie auch immer man diese Zeit der Kirche betrachtet, man kann die vielen Schwächen nicht übersehen, die zur großen Liturgiereform geführt haben. </p><p style="text-align: justify;">(Vermutlich macht es an dieser Stelle Sinn, eine kritische Anmerkung eines fb-Freundes zu zitieren:<i> "Es ist keine passive Teilnahmslosigkeit - wenn man als Gläubiger schweigt, kniet, betrachtet, betet - ganz im Gegenteil - hier wird dem Gläubigen Gott offenbar."</i> Ich stimme ihm zu, tätige Teilnahme beschränkt sich nicht auf Aktivität, die genannten Formen und Haltungen gehören selbstverständlich auch dazu. Ich habe versucht, dies in den abschließenden Zeilen meines Beitrags auszudrücken.)</p><p style="text-align: justify;">In der Diskussion um die „Alte Messe“ wird häufig angemerkt, dass diese ja von „Missbräuchen der Liturgie“ weitgehend frei sei. Kürzlich schrieb mir jemand, dass höchstens eine von zehn Messen, die sie in normalen katholischen Kirchen besuche, frei von Unregelmäßigkeiten und Missbräuchen sei, kaum ein Priester zelebriere treu nach dem Messbuch. Auch Papst Franziskus beklagt dieses Phänomen in „Traditionis custodes“. </p><p style="text-align: justify;">Mir geht dazu durch den Kopf, dass dies vermutlich mit dem Bemühen der Geistlichen zu tun hat, die Menschen in der Kirche anzusprechen, sie durch Singen, Bewegungen, Sprache, Aktionen innerlich (manchmal auch oberflächlich) anzurühren und die tätige Teilhabe an der Liturgie nach Kräften zu fördern. Mancher gerät dabei auch hier oder dort an Grenzen. Oder übertritt sie. Das zeigt, dass die Liturgiereform von 1970 bei allem Bemühen durchaus Schwächen hat, an denen man arbeiten müsste. Es wäre sicher interessant, zu erfahren, warum die Priester so oft sehr frei mit der vorgegebenen Liturgie umgehen. Auch wäre es wichtig die Kritik derjenigen zu hören, die sich eine Liturgie nach den Regeln der Kirche wünschen. Da sind auch die Rückmeldungen der Freunde der alten Liturgie sicher wertvoll. Leider ist nach meiner Wahrnehmung die Bereitschaft, die selbst gefeierte Liturgie und Predigt einer kritischen Reflexion (durch Rückmeldungen der Mitfeiernden) zu unterziehen sehr gering. Auch auf Seiten der Gläubigen selbst tut man sich mit qualifizierten und kritisch-wertschätzenden Kommentaren schwer. </p><p style="text-align: justify;">Bei der Feier der „alten“ Messe gibt es ja keine Notwendigkeit, die vorgegebenen Texte spontan zu verändern. Und den weitaus meisten Zelebranten dürften auch die sprachlichen Fähigkeiten fehlen, spontane lateinische Texte zu formulieren. Kein Wunder, dass da keiner über Missbrauch klagt.</p><p style="text-align: justify;">Unter den Anhängern der überlieferten lateinischen Liturgie löste Papst Benedikt XVI. 2007 eine große Freude aus. Sie nutzen die Möglichkeiten, die sich ihnen boten konsequent aus. Viele traditionelle Priester boten einzelne Messen in der außerordentlichen Form in den Gemeinden an oder zelebrierten privat in dieser Weise. Zwei Hoffnungen blieben jedoch bis heute unerfüllt: Es gab keine „Versöhnung“ zwischen beiden Ritusformen und kein „aufeinander-zu“. Selbst mäßige Reformen für die überlieferte Form wurden abgeblockt oder heiß diskutiert (wie z.B. um die mehr als notwendige (und doch verunglückte) Veränderung der Karfreitagsfürbitte „für die Juden“). Selbst die von Benedikt XVI. formulierte Form wurde teilweise abgelehnt, die Diskussion darum gefährdete die mühsam errungenen Fortschritte im jüdisch-christlichen Dialog. Für Leute wie mich waren diese Diskussionen über die Legitimität weiterer Reformen durch die Päpste seit Pius X. so aufschlußreich wie spannend. Manch einer lehnte darin selbst das Messbuch von 1962 ab und machte sich auf die Suche nach älteren Versionen. Ich habe sogar einige ältere Messbücher dafür vermitteln können. </p><p style="text-align: justify;">Befremdlich ist für mich die Information, dass in manchen katholischen Kirchen, wo in beiden Formen des lateinischen Ritus zelebriert wird, auch zwei Ziborien im Tabernakel aufbewahrt werden, als sei die Gegenwart Christi dort geteilt. Nach Summorum pontificum schlug mal jemand vor, dass Priester, die ausschließlich im „vorkonziliaren Ritus“ zelebrierten (z.B. in der Petrusbruderschaft oder auch Piusbruderschaft) doch in einer Messe mit dem Bischof in der ordentlichen Form zur Kommunion gehen mögen. Der Ideengeber wollte wohl darauf hinweisen, dass es unter jenen auch welche gibt, die die reformierte Liturgie für so fehlerhaft halten, dass sie sie gar nicht als legitime Liturgie der Kirche anerkennen. Und in der Tat klingen viele Wortmeldungen aus dieser Szene (hier dann oft auch von Laien) genau so. </p><p style="text-align: justify;">Es ist auch davon auszugehen, dass Wortmeldungen in dem Ton, wie man sie immer wieder in Diskussionen um die Bedeutung der „alten Messe“ oder die wahre Form der Kommunionausteilung zu hören bekommt, auch massenhaft auf dem Schreibtisch der Bischöfe landen und so das Bild prägen von jenen, die dieser Form der Liturgie anhängen. Mich persönlich nervt und verletzt es ab und an, wenn mir immer wieder vorgehalten wird, dass es nur eine wahre Liturgie gibt, dass diese von den Liberalen „bekämpft“ würde, dass Priester, die sich um eine besonders volksnahe Liturgiegestaltung bemühten, den Glauben verloren hätten, dass Priester, die aus gesundheitlichen Gründen nicht knieen keine Ehrfurcht hätten, dass Partikel der Hl. Kommunion in den Schmutz getreten würden und und und... Als Pastoralreferent bin ich noch dazu ja sowieso eine Erscheinungsform „des Konzils“ und mehr dem „Geist“ als dessen Buchstaben zuzuschreiben. Und schließlich ist meine Frömmigkeit defizitär. Manchmal fühlt man sich wie Hase und Igel... Ich bin ein großer Freund von Wallfahrten, ich mag auch traditionelle Gottesdienstformen und die religiöse Ästhetik der Jahrhundertwende, ich möchte die guten Seiten der traditionellen Volkskirche bewahren und bete häufig zur Gottesmutter. Für viele „Liberale“ bin ich da schon verdächtig und gelte als erzkonservativ. Aber manche „Tradis“ wissen allzu genau, dass meine Frömmigkeit ja völlig wertlos ist, ja in Teilen „dem Herrn ein Greuel“. </p><p style="text-align: justify;">Die allerlautesten Kritiker des amtierenden Papstes finden sich interessanterweise auch ausdrücklich unter jenen, die die erneuerte Liturgie ablehnen oder sehr kritisch sehen. Leo Kardinal Burke ist da sicher der prominenteste Kopf. Kardinal Sarah ist da zurückhaltender, aber gerade jetzt fühlt er sich genötig auf Twitter zu erklären, dass für ihn Inkulturation bedeutet, dass die afrikanische Kultur in der Liturgie „getauft“ und seine Kultur ins Göttliche erhoben wird. Natürlich ist das nicht verkehrt, aber doch nur ein Pol der notwendigen Diskussion über Inkulturation. Für Sarah sei die Liturgie nicht der Ort, die afrikanische Kultur zu fördern. Ich sehe solches Denken als eine Wurzel einer Bewegung, die der Kirche und den First Nations in Kanada am Ende die Residential Schools eingebracht hat. </p><p style="text-align: justify;">Mit erstaunlicher Deutlichkeit trägt Papst Franziskus den Bischöfen auf, darauf zu achten, dass die Feier der alten Form der Liturgie nicht mit einer grundsätzlichen Ablehnung des 2. vatikanischen Konzils und der späteren Liturgiereform verbunden ist. Er legt die Verantwortlichkeit hier unmittelbar in die Hand der Bischöfe zurück. Da die Freunde der alten Liturgie zuvor durch „Summorum pontificum“ ein Art Recht auf diese Zelebrationsform erhalten hatten, ist nun die Sorge groß, dass der Bischof stärker hereinregiert. Es ist nachvollziehbar, dass der Gehorsam gegenüber dem Bischof weit konkreter und persönlicher ist als der Gehorsam gegenüber dem „ewigen Lehramt des Papstes“ und der „Tradition der Kirche“. </p><p style="text-align: justify;">Trotzdem ist davon auszugehen, dass sich zunächst einmal für die Gläubigen und Gemeinschaften, die die alten Formen schätzen, nichts verändern wird. Der Bischof von Bayonne hat ein Schreiben aufgesetzt, dass die Wertschätzung für die Entscheidungen des Papstes und die Wertschätzung für die altrituellen Gläubigen ohne jede Polemik und Schärfe verbindet. Der beste Text dieser Diskussion bisher!</p><p style="text-align: justify;">Leider scheint eine lautstarke Mehrheit jener, die sich kritisch zu „Traditiones custodes“ zu Wort melden, genau die benannten Sorgen von Papst Franziskus zu bestätigen. Politisch – strategisch kann man manche Stellungnahme nur unklug nennen (um nicht dumm zu sagen). Wer sowieso schon einen kritischen und liberalen Bischof hat, gibt dem reichlich Argumente an die Hand. Trotz aller Beteuerungen, dass man treu zu Kirche, Papst und … naja … auch Bischof stehe. Ein wunderbares Beispiel dafür zeigt sich in den aktuell beliebten Schriftbändern auf facebook – Profilbildern. „Latin mass matters“, frei angelehnt an „Black lives matters“ oder vermutlich noch eher „All lives matters“. Es ist schon verwunderlich, dass der Einsatz für die „Lateinische“ Messe ausgerechnet in eine englische Parole gefasst wird. Und dies offenbar ohne zu reflektieren, dass die vielfachen zu lesenden Sprüche die auf … lives matters endeten aus politisch eindeutigen Kreisen kamen und zumeist auch das Ziel hatten das „Black lives matters“ zu marginalisieren oder diesem etwas entgegen zu setzen. Etwas, das harmlos klang, aber der Bewegung die Spitze nehmen und Aufmerksamkeit entziehen wollte. </p><p style="text-align: justify;">Natürlich kommentieren viele bekannte Stimmen mit drastischen Worten das aktuelle Geschehen. Darunter auch Fürstin Gloria, Gerhard Ludwig Kardinal Müller, Kardinal Zen, Kardinal Brandmüller, Maria 1.0 (überraschend, weil man doch eigentlich für die normal-fromme katholische Frau stehen will), die Piusbruderschaft u.v.m.. Durch das eingangs erwähnte „Donnergrollen“ waren viele ja schon auf Widerstand gebürstet. Recht besonnen fiel die Stellungnahme der Petrusbruderschaft aus, obwohl auch sie aus dem päpstlichen Motu proprio Vorwürfe heraushörte und sich dagegen verwahrte. Dabei muss sie sich im Wesentlichen den Schuh gar nicht anziehen... Ihre Schriften kann man auch in einer "normalen" Gemeinde bedenkenlos verwenden. Überhaupt kommt mir in diesen Diskussionen immer häufiger der Spruch „Wem der Schuh passt...“ in den Sinn. </p><p style="text-align: justify;">Stellvertretende erwähne ich George Weigel, der u.a. so urteilt, das päpstliche Schreiben sei „theologisch inkohärent, in pastoraler Hinsicht spaltend, unnötig und unbarmherzig.“ Ähnlich klingt es im Grunde fast überall. (Vermutlich fände man eine ganz ähnliche Formulierung bei einigen Liberalen, wenn man die Diskussion um das Segnungsverbot für gleichgeschlechtliche Paare verfolgt.)</p><p style="text-align: justify;">Weigels Text ist insgesamt sicher lesenswert und geht weit tiefer als manches Netzgeplänkel. „Urteile aus Rom sollten nicht auf Grundlage der Hysterie und Possen der katholischen Blogosphäre gefällt werden.“ Da hat er bestimmt recht. Allerdings war die Grundlage die Umfrage unter den Bischöfen der Weltkirche, die sicher insgesamt unverdächtig sind, allein „Hysterie und Possen“ nach Rom zu melden. Und es wurden ja auch viele Briefe nach Rom geschickt, um der befürchteten Tendenz dieser Umfrage etwas entgegen zu stellen. </p><p style="text-align: justify;">Gero P. Weishaupt, ein Kirchenrechtler und Facebook-Aktivist dreht die Problematik in einem Interview auf kath.net komplett um und schiebt dem Papst den schwarzen Peter zu. Der Hl. Vater verwende "seinen Hirtenstab als Schlagstock", damit sei er der Schuldige, wenn er die Anhänger der "Messe in der tridentinischen Form" gegen sich aufbringe, er gefährde seine Glaubwürdigkeit und Authentizität. Ein langes Interview ohne einen Hauch von Einsicht und Selbstkritik.</p><p style="text-align: justify;">Es überrascht insgesamt, wie wenig nachdenkliche Stimmen zu hören sind. Aus der liberalen Szene der Kirche und den Reformbewegungen kommt zumeist: „Gut, dass diese reaktionäre Szenen begrenzt wird.“ Interessanterweise aber auch bei einer Maria 2.0 – Protagonistin und beim Münchner Geistlichen Wolfgang Rothe: „Verbote bringen nichts, wir brauchen Vielfalt, mit der „alten Messe“. Interessante Koalitionen, aber solche Stimmen werden nirgends zitiert. Da beruft man sich lieber auf Weihbischof Schneider, zitiert Papst Benedikt XVI. und Robert Spaemann oder Atheisten, die die alte Messe schätzen.</p><p style="text-align: justify;">Es würde mich nicht wundern, wenn die Unkenrufe rund um Traditionis custodes am Ende zumindest teilweise zu einer selbsterfüllenden Prophezeiung werden. Im Text selbst sehe ich das nicht begründet. Allein in der Festlegung, dass Pfarrkirchen nicht genutzt werden können dürfte für einzelne Kirchen Problempotential liegen, das aber ein Bischof leicht ausräumen könnte.</p><p style="text-align: justify;">Warum meldet sich nicht stärker die Mehrheit jener zu Wort, die dem offensichtlichen Wunschbild des Papstes entsprechen, treu zur Kirche, loyal zu ihrer Lehre des Jahres 2021, mit dem lebendigen Lehramt von Papst und Bischof verbunden, politisch nicht allzu extrem und erklärt, was ihnen die „Alte Messe“ bedeutet, spricht wohlwollend über Schwestern und Brüder, die spirituell aus der reformierten Liturgie leben, pflegt das Gespräch mit ihnen, erkennt ihre spirituelle Kraft an, äußert Kritik liebevoll und wertschätzend und bittet den Bischof ihnen weiterhin Priester und Räume für die Feier der „alten Messe“ zu gewähren? </p><p style="text-align: justify;">Als Feld-, Wald- und Wiesen-Pastoralreferent aus der niederrheinischen Stadt habe ich das gestern mal gemacht. Einfach, weil ich daran glaube, dass die Vision von Papst Benedikt XVI. irgendwann einmal wahr werden könnte. Und weil ich an die versöhnende Kraft des Glaubens, des Evangeliums und der Liturgie glaube. </p><p style="text-align: justify;">Warum bringen sich diese Gemeinschaften nicht geduldig (ja, ich weiß, dass viele von ihnen auch mit den Liberalen ihre schlechten Erfahrungen gemacht haben und ungerecht behandelt wurden) in ihrer zugeordneten Gemeinde ein, feiern Pfarrfeste mit und beteiligen sich an der Pfarrwallfahrt, besuchen Andachten und beten gemeinsam zum Herrn im Sakrament. </p><p style="text-align: justify;">Man muss mit dem hl. Vater konstatieren, dass die großzügigen Öffnungen von 2007 die Hoffnungen von Papst Benedikt XVI. nicht erfüllt haben.Weder von traditioneller noch von liberaler Seite. Von daher kommt mir das Motu proprio von Papst Franziskus nun folgerichtig vor. Die Koexistenz zweier Formen des einen Ritus funktionierte offenbar nicht, weil dadurch eine Konkurrenzsituation entstand. Die jeweiligen Anhänger drängten sich gegenseitig in die Rechtfertigung. Und man wollte dem jeweils Anderen zeigen, wer es besser kann. </p><p style="text-align: justify;">Der Papst hat offen gehalten, welchen Status die „alte Messe“ und Liturgie nach der Neuregelung haben wird. Eine Lösung wäre, die „tridentinische Liturgie“ milde zu reformieren und in den Rang eines eigenständigen Ritus zu erheben, der ähnlich wie die Liturgie von Toledo oder die mozarabische Liturgie ein Heimatrecht in manchen Kirchen erhält. Aber dafür wäre es im Grunde notwendig, die gültige katholische römische Liturgie in gewisser Weise als Bruch zu definieren, ein Vorwurf, den altrituelle Katholiken gern auf der Zunge tragen. Das ist also auch schwierig, aber angesichts der in der Liturgiewissenschaft auch aufgezeigten Verbindungslinien anderer liturgischer Riten oder der Ideen z.B. für einen amazonischen Ritus (oder den des Zaire), wohl nicht völlig undenkbar. </p><p style="text-align: justify;">Undenkbar erscheint dagegen, dass der klassische alte lateinische Ritus völlig verschwindet. Dazu sind die altrituellen Gemeinschaften zu stark und zu erfolgreich. Und man würde jede Brücke zur Piusbruderschaft abbrechen, die immerhin viele extreme Traditionalisten vor dem Abrutschen in ein absolutes (sedisvakantistisches) Sektierertum bewahrt.</p><p style="text-align: justify;">Die kritische Sicht der sehr konservativen, traditionellen und traditionalistischen Katholiken muss auch in der Kirche insgesamt offener aufgenommen und genauer gehört werden. Sie haben wirklich etwas zu sagen und selbst das Mitteilungsblatt der Piusbruderschaft lese ich hier durchaus mit Gewinn. Sie legen den Finger in manche schmerzende Wunde. Leider vermögen ihre Antworten mich nicht zu überzeugen. Nein, die Antwort auf alle Fragen und Probleme der Kirche ist nicht die Rückkehr zur alten Liturgie und Gestalt der Kirche. Das 2. Vatikanum ist auch kein Werk diabolischer Kräfte, sondern die Reaktion auf die Moderne und eine direkte Folge davon. Die Kirche ist und bleibt Sakrament für die Welt, nicht für eine erträumte, ideale Gesellschaft und eine katholische Monarchie, sondern Sakrament einer gebrochenen Welt, in der es nicht wenige verlorene Schafe gibt, aber doch weit mehr, die im Umfeld der Herde bleiben und offen sind für das Wort Jesu, für Gebet und Gottesdienst und eine Kirche, die sich selbst nicht idealisiert, sondern ihnen auf Augenhöhe begegnet. </p><p style="text-align: justify;">Hinter den Gedanken, dass alle, die die Hl. Messe mitfeiern, in das Geschehen mit einer Anteilnahme eingebunden werden müssen, wie sie damals Jesus mit seinen Aposteln im letzten Abendmahl verbunden hat, dürfen wir als Kirche nicht zurück. Wir müssen die Messe feiern mit einer inneren Anteilnahme, wie sie Jesus mit seinen Jüngerinnen und Jüngern in den Tagen seiner Gefangennahme, seiner Kreuzigung und Auferstehung verbunden hat. Wir dürfen nicht zurück zu einer Situation, wo aus Mitfeiernden Zaungäste werden, bei denen es im Grunde egal ist, ob sie der Kulthandlung beiwohnen oder nicht. Dafür ist, das musste ich im Verlauf meines inzwischen 30jährigen Dienstes für die Kirche auch erfahren, die Eventisierung der Messe kein allgemeingültiges Rezept. </p><p style="text-align: justify;">Mein Wunsch an alle, denen der Glaube an Jesus Christus als Gotte Sohn etwas bedeutet ist, dass wir miteinander alles tun, um das Wort Jesu Christi nicht um seine Kraft zu bringen. Dass wir aus unserer Mitte alles ausmerzen was unwahrhaftig, zerstritten, falsch, lächerlich oder banal ist. Dass Menschen die uns treffen nach einer Begegnung mit uns fragen: Was ist da dran am Glauben an diesen Gott, den Vater, den Sohn und den Hl. Geist. Und dass sie sich nicht abwenden, weil sie zerstrittene Freaks erlebt haben, sondern Menschen, die ihnen von Jesus erzählen, wenn es sein muss auch mit Worten. (Und bevor ich des Plagiats verdächtig bin: der letzte Satz wird dem Hl. Franziskus zugesprochen).</p>Markus Gehlinghttp://www.blogger.com/profile/03601483024904119330noreply@blogger.com1tag:blogger.com,1999:blog-3145452358057443603.post-23268682132920846472021-06-22T06:52:00.004-07:002021-06-22T23:36:57.056-07:00Schlag- und Knüppelworte der Kirchenkrise: "der Missbrauch des Missbrauchs"<p class="MsoNormal" style="text-align: justify;"><!--[if gte mso 9]><xml>
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Gemeinden auf die Menschen der Antike gewirkt haben, für „Juden und Proselyten,
Kreter und Araber…“. Sie alle hörten, wie die Freunde Jesu Gottes große Taten
verkündeten. „Seht, wie sie einander lieben…“ heißt es in der Apostelgeschichte
über diese Gemeinschaft. </p><p style="margin-left: 40px; text-align: justify;">Wie war das möglich? Vermutlich aus der verbindenden
Botschaft, der Kraft des Hl. Geistes und der wirksamen Medizin der Vergebung,
denn sieben mal siebzig mal möge man seinem Bruder und seiner Schwester
vergeben – das hatte Jesus ihnen einst mit auf den Weg gegeben. Da kann man schon den Überblick verlieren, ob der Vorrat an Vergebungsbereitschaft bereits
erschöpft ist. Leider ist von der fröhlichen Ausstrahlung von früher aktuell (zumindest in der Öffentlichkeit) wenig geblieben. </p><p></p>
<p class="MsoNormal" style="text-align: justify;">„Schlecht sieht er aus“, der Kölner Erzbischof in seiner
neuesten Videobotschaft. Grau ist er geworden beim Versuch, seinen Zuhörern
zu vermitteln, dass ein Verbleib im bischöflichen Amt, seine Weise sei, die Verantwortung
für das Versagen seines Bistums gegenüber den Opfern und im Umgang mit den
Tätern zu übernehmen und zu tragen. Er kommt dabei durchweg wahrhaftig rüber.
Und der Preis ist hoch für ihn, schließlich schwindet bei vielen Verantwortungsträgern
im Bistum das Vertrauen, dass diese Krise von der Bistumsleitung noch zu
meistern ist. Die Signale kommen beileibe nicht nur aus dem Kreis der Reformer. <br /></p>
<p class="MsoNormal" style="text-align: justify;">Wahrhaftig kam auch Reinhard Marx, Kardinal und Erzbischof
zu München rüber, als er angesichts desselben Dilemmas dem Hl. Vater seinen Rücktritt
anbot, um Verantwortung für das Versagen seiner Vorgänger und für eigene Fehler
zu übernehmen. Das war ein Paukenschlag! Denn eine solche Konsequenz kannte man
bis dato nur aus der Politik, wo offenbar werdendes Versagen und von der politischen
Bühne gehen, oft nur wenige Tage auseinander liegen. </p><p class="MsoNormal" style="text-align: justify;">Doch der Papst hat diese Pläne
durchkreuzt. <i>„So einfach kommst Du mir nicht davon!“</i> Reinhard Marx möge <i>„sein
Fleisch auf den Grill legen“</i>. Ein ziemlich waghalsiges Bild, das nach Fege- und
Höllenfeuer klingt und riecht. Der Münchner Kardinal ist nicht zu beneiden,
denn es muss sich jetzt spürbar etwas verändern. Ob er dazu die Kraft hat? Die
Herausforderung stellt sich für ihn aber nicht weniger als in Köln und Marx ist
noch gar nicht da angekommen, wo Kardinal Woelki heute schon ist, nachdem dessen Veröffentlichung
eines soliden Gutachtes von zahlreichen kommunikativen Pannen begleitet war.
Die Fehler kann Marx zwar jetzt vermeiden, aber es ist nicht
unwahrscheinlich, dass auch das dort erwartete Gutachten wenig erfreulich
sein wird, für das Bistum und vermutlich auch für den vormaligen Trierer
Bischof höchstselbst. </p>
<p class="MsoNormal" style="text-align: justify;">Die katholische Kirche befindet sich in einer tiefen Krise.
Gibt es einen Ausweg? Weder der Verbleib im Amt noch die Flucht in den
Vorruhestand scheint Erleichterung zu bringen. Es wird schwer werden und es
gibt keine leichte Lösung. Die Missbrauchskrise ist eine Jahrhundertaufgabe,
vermutlich die größte Krise nach dem Fiasko der Dogmatisierung der päpstlichen
Unfehlbarkeit. Oder möglicherweise gar seit der Reformation Luthers, Calvins
und Zwinglis. </p>
<p class="MsoNormal" style="text-align: justify;">Gibt es einen Ausweg? Einen Ausweg wohl nicht, aber einen
Weg. Und den hat ausgerechnet der Hl. Papst Johannes Paul II. auf den Punkt
gebracht. „Der Mensch ist der Weg der Kirche.“ (Redemptor hominis) Daraus kann
sie lernen, dass sie sich ohne jedes Wenn und Aber hinter die Opfer zu stellen muss. Ich
habe meine Zweifel ob das allen Verantwortlichen bereits klar ist. </p>
<p class="MsoNormal" style="text-align: justify;">Ein bedrückendes Foto fand ich kürzlich bei Markus Elstner (siehe oben), der als Kind von
einem Priester des Bistums Essen missbraucht wurde. Jener verschwand aus Bottrop und war später in Bayern tätig, in den Gemeinden Garching und Engelsberg. Bei einem Vortrag entdeckte
Elstner kürzlich mit verständlichem Entsetzen auf einer Ehrentafel an der Kirche in Engelsberg den Namen seines
Täters. Ein irritierendes Bild, goldene Lettern auf schwarzem Grund. Der Täter lebt auf Anordnung von Bischof Overbeck heute wieder in Essen. Doch dieser Verbrecher scheint in der Gemeinde noch immer geachtet zu sein.
Möglicherweise ist das rein katholisch-bayrische Ordnungsliebe, denn ein übermalter Name hinterließe eine Lücke auf der Ehrentafel, als sei in diesen Jahren kein Pfarrer dort gewesen. Aber, warum nicht, schon in der Antike wurden Namen und Bilder entfernt? "Damnatio memoriae - Verdammung des Andenkens" nannte man das. Auch hier wäre es gut, dies mit den Augen der Opfer zu sehen (Markus Elstner ist da nicht der Einzige.) Vielleicht sollte auf einer solchen Tafel demnächst stehen: <i>"Von 1992 –
2008 amtierte ein Pfarrer, der als Missbrauchstäter verurteilt wurde. Aus
Achtung und Rücksichtnahme vor seinen Opfern haben wir seinen Namen hier getilgt." </i>(An dieser<i> </i>Stelle möchte ich kurz etwas darauf hinweisen, dass der Begriff "Opfer" umstritten ist, wegen der vielschichtigen Bedeutung des Wortes. Ich bitte um Verständnis, dass ich ihn dennoch verwende, da auch die Begriffe "Betroffene" und "Überlebende" gewisse Schwächen haben.)<br /><i></i></p>
<p class="MsoNormal" style="text-align: justify;">Rätselhaft, warum nach so vielen Jahren der Name immer noch
dort steht, als sei nichts geschehen. Nach wie vor ein Baustein für den Eindruck, die
Kirche habe ihre Lektion noch immer nicht gelernt. Es führt kein Weg daran
vorbei, sich der Vergangenheit und den Opfern zu stellen. Dabei sollten die Verantwortlichen vermeiden, den Eindruck zu vermitteln, man sei von der Organisation der Täter nun
zum Anwalt der Betroffenen mutiert. Der Platz in der Büßerecke bleibt auf
absehbare Zeit angemessen. </p>
<p class="MsoNormal" style="text-align: justify;">Der Umgang mit den Opfern ist nicht leicht, denn die Kirche
hat sie über viele Jahrzehnte vergessen, hat versucht sie zum Schweigen zu
bringen, unsichtbar zu machen. Manche von ihnen starben nach einem von den
Missbrauchserfahrungen zerrütteten Leben, ohne jemals aus dem Mund der Täter
oder eines Bischofs ein Wort des Bedauerns oder gar eine ehrliche Bitte um Vergebung gehört zu haben. Sie haben jedes
Recht zornig zu sein. Und als Kirchenverantwortliche dürfen wir ihnen den Mund
nicht verbieten. Auch wenn es schwer fällt und die Anklage ungerecht erscheinen
mag: sie haben jedes Recht, ihre Empörung, ihren Schmerz, ihre Enttäuschung, ja
sogar ihren Hass Ausdruck zu verleihen. <br /></p>
<p class="MsoNormal" style="text-align: justify;">Wenn wir als Kirchenverantwortliche merken, dass uns das
trifft, wenn wir es ungerecht finden, wenn wir den Impuls spüren, die
Institution verteidigen zu wollen, dann sollten wir umso stiller werden und Herz
und Ohr öffnen. Und sollte das helfen: auch das Portmonaie. Jeder Euro, der das
Leben eines körperlich, geistig und seelisch missbrauchten Menschen leichter
macht, ist gut investiertes Geld. Im Übrigen auch, wenn er aus aktuellen
Kirchensteuereinnahmen genommen werden muss. </p>
<p class="MsoNormal" style="text-align: justify;">So wie es klingt, sind wir aber in unseren Diskussionen
schon wieder über diesen Punkt hinaus. Das Aushalten und geduldig helfen ist einem gewissen Aktivismus gewichen. Bei den Opfern zu stehen, hintern ihnen
zu stehen, ihre Geschichten zu hören, das ist schwer. Weit leichter ist es,
gleich die Kirche umkrempeln zu wollen mit Reformen à la Maria 2.0 oder mit
Restauration à<span class="ILfuVd"><span class="hgKElc"></span></span> la Maria 1.0 – um die beiden Bewegungen einmal als Synonym für
die kirchenpolitischen Lager zu gebrauchen. </p>
<p class="MsoNormal" style="text-align: justify;">Soweit ich mich recht erinnere, war es der Regensburger Bischof Rudolf
Voderholzer, der ein Schlagwort in die Diskussion eingebracht hat. Das
Schlagwort, das da lautet <i>„der Missbrauch mit dem Missbrauch“</i>. Ich kann eine
gewisse Abwehr verstehen, wenn Menschen auftreten und fordern, dass ein
Identitätsmarker des Katholischen, das sakramentale zölibatäre Hirtenamt
aufgrund der Missbräuche zu reformieren sei, wenn etwas, was mir als Bischof
wahrhaft HEILIG ist, grundstürzend verändert werden soll. Es ist verständlich, dass einem das verkehrt vorkommt, dass man vielleicht gar empört ist und die Argumentation als falsch
empfindet. Schließlich hat man selbst sein Leben darauf gebaut!Wer in der Diskussion um die richtigen Maßnahmen nicht zuerst
das Wohl der Opfer im Auge hat, der missbraucht deren Schicksal für eigene
Interessen. Das liegt doch eigentlich klar auf der Hand, oder? </p>
<p class="MsoNormal" style="text-align: justify;">Leider ist „Missbrauch“ ein vielschichtiges Wort, das
zahlreiche Tatbestände umfasst. Die Rede vom „Missbrauch mit dem Missbrauch“ setzt
allerdings unvergleichliche Dinge gleich. Der sogenannte „liturgische
Missbrauch“, die Abänderung eines liturgischen Textes ist nichts gegen das sexuelle
Verbrechen an einem Kind. Man darf so etwas nicht sprachlich auf eine Ebene
ziehen. Auch unterstellt der Vorwurf des „Missbrauchs mit dem Missbrauch“ dem
Gesprächspartner von vornherein Unwahrhaftigkeit und niedere Motive. Ist es
etwa ausgeschlossen, dass jene, die wirklich auf der Seite der Opfer stehen,
gerade deshalb aus voller Überzeugung und ohne jede Arglist systemische
Veränderungen fordern? Selbst wenn die Ursache der Missbrauchstaten nicht im
Zölibat allein liegen kann, könnten sie nicht durch die priesterliche
Lebensform und die Haltung der Kirche zu Fragen der sexuellen Identität der
Priester begünstigt worden sein? Lassen sich die vielen Indizien in diese
Richtung so einfach vom Tisch wischen? Kann es sein, dass das zölibatäre Leben
im Pfarrhaus eine Anziehungskraft für jene hat, die ihre sexuellen Präferenzen
und Bedürfnisse nicht erkunden und erproben konnten und wollten und daher auch
nie in Frieden damit leben konnten? Eine vergleichbare These wird mit Blick auf
homosexuelle Männer im priesterlichen Dienst gerade unter Kirchentreuen
gern vorgetragen. </p><p class="MsoNormal" style="text-align: justify;">Ist möglicherweise das von Papst Benedikt (in seinem jüngsten Text im Klerusblatt) beklagte Verschwinden der besonderen geistlich-priesterlichen Atmosphäre in Priesterseminaren und Kollegien weit
mehr ein Ausdruck des grundsätzlichen Problems als ein Teil der Lösung? Könnte die
Art und Weise wie die Themen Sexualität und Zölibat in der Formation des
Priester bearbeitet wurden und noch werden evtl. ein Risikofaktor sein? Könnten
auf diesem Wege Menschen ins Priesteramt gelangen, die sich nicht gründlich und
ehrlich mit der eigenen Sexualität auseinandergesetzt und die starken Triebkräfte
in ihrem Innersten nicht genügend im Griff haben. Es ist ein Warnzeichen, wenn
deutlich wird, dass viele Übergriffigkeiten erst nach über einem Jahrzehnt im
Priesteramt stattfanden, in Zeiten einer ersten Lebens- und Berufungskrise. Wie
gelänge es, Priester im Blick auf ihren Umgang mit Sexualität und anderen Fragen
der Lebensführung gut zu begleiten? </p><p class="MsoNormal" style="text-align: justify;">Auf der anderen Seite betonen die
Diskutanten, dass die kirchliche Sexualmoral und das priesterliche Lebensideal
jegliche sexuelle Betätigung streng verbieten. Hätten sich die Priester an die
gegebenen heiligen Ordnungen gehalten gäbe es heute keine Krise! Hier wird der
Weg in einer klaren Verkündigung gesehen. Die Kirche brauche keine
Nachbesserungen. Auch diese Argumente haben ja Gewicht. Aber sie finden leider nicht
zueinander. Lieber werden im Gerangel um den Zölibat bedeutsame Fakten zurechtgebogen und vom Tisch gewischt. </p><p class="MsoNormal" style="text-align: justify;">Niemand kann bestreiten, dass die Krise der Kirche andauert und
kein Silberstreif am Horizont in Sicht ist. Im Gegenteil, es scheint beinahe
täglich schlimmer zu werden. Die Missbrauchsfälle gefährden die Glaubwürdigkeit
der Institution und erschüttern sie bis auf den Grund. Manch einer hofft schon auf den endgültigen Zusammenbruch der Kirche(n). <br /></p>
<p class="MsoNormal" style="text-align: justify;">Die Heftigkeit der Auseinandersetzungen dieser Tage erklärt
sich sicher aus der Dramatik der Situation. Leider werden im Streit die christlichen
Tugenden über Bord geworfen und zwar von allen Beteiligten. Manchmal klärt ja
ein Gewitter die Fronten und es geht wieder voran. Doch davon scheint weit und breit
nichts zu sehen. Die Gewitterzellen haben sich offenbar über der Kirche festgehängt. Auch der Synodale Weg ist heftigst umkämpft. Die Reformer drängen
auf Entscheidungen. Die Bewahrer attackieren ihn und drängen die
Glaubenskongregation, der Kirche in Deutschland die Spaltung, das Schisma zu
attestieren. Man darf gespannt sein, ob die römischen Behörden jenen auf den
Leim gehen, die für sich in Anspruch nehmen, die Reinheit der Kirche und deren
Einheit wahren zu wollen. Kann es eine Lösung im Sinne Jesu sein, alle
rauszuwerfen, die nicht jeden Abschnitt des Katechismus freudig unterschreiben?
Kann es eine Lösung sein, die Kirche gesundzuschrumpfen? Das Problem ist,
dass man es für die „Neuevangelisierung“ just mit der Kundschaft zu tun
bekommt, die man gerade noch vor die Tür gesetzt hat. Wir können uns das
Missionsgebiet ja nicht bei Amazon bestellen oder in ferne Länder ausziehen, wo
die „edlen Wilden“ das Wort des Evangeliums in ihren Herzen schon lange
ersehnten. Und auch eine Kirche, die überaus treu zu Lehramt und Katechismus steht, ist
und bleibt eine Kirche der Sünder. Das Übel des geistlichen und des sexuellen
Missbrauchs wird bleiben, denn solche Täter (die sich ja ihre eigene Sündhaftigkeit nicht eingestehen können), werden auch da dabei sein und ihre dunklen
Seiten sorgfältig verbergen und im Geheimen ausleben. </p>
<p class="MsoNormal" style="text-align: justify;">Wir sind in der Kirche an einem toten Punkt angekommen. Es
geht nicht voran. Nirgends. Die widerstreitenden Lager blockieren, was sie
angeblich ersehnen: Evangelisierung, gar „Neu-Evangelisierung“. Wer sollte sich
für das Wort des Herren interessieren, das eine Horde von „Kesselflickern“ im
Streit sich gegenseitig um die Ohren hauen. Wir brauchen eine gänzlich
erneuerte Diskussionskultur. </p>
<p class="MsoNormal" style="margin-left: 40px; text-align: justify;">Über ein besonders bedrückendes Beispiel für das Scheitern
der bisherigen Dialogkultur stolperte ich in diesen Tagen bei Facebook.
Stellvertretend für die Front der „Bewahrer“ trat Martin Lohmann auf, ein
langgedienter Publizist, zuletzt verantwortlich für den
konservativ-katholischen Fernsehkanal „K-TV“. Der Bonner betont, seit
vielen Jahren mit der amtierenden Vizevorsitzenden des ZdK Karin Kortmann
befreundet zu sein. In einem „Zwischenruf“ auf seiner facebook-Seite (Ursprünglich
wohl bei kath.net) las man etwas über „Gerüchte“ im Kontext der Visitiation im
Erzbistum Köln: <i>„Zu den Gerüchten gehört es auch, dass der ZdK-Präsident und
seine Stellvertreterin, Thomas Sternberg und Karin Kortmann, reichlich daran
interessiert sind, dass vor allem eines nach der Visitation folgt: Woelki muss
weg. Ob das stimmen kann? Ob das vorstellbar wäre? Immerhin wäre (auch) das ein
Hinweis darauf, dass es nun wirklich nicht um den Missbrauchsskandal und dessen
Aufarbeitung geht und ging. Manche Beobachter und Fakten-Kenner hatten das -
fast schon unter dem empörten Protest derer, die doch erklärtermaßen nichts als
eine Aufklärung wollen - ja schon mehrfach angedeutet und gesagt. Und jetzt
kommt für diejenigen, die sich so empört gaben und vermeintlich ausschließlich
an der Aufarbeitung interessiert waren, das große „Ertappt“, „Erwischt“?“</i></p><div style="margin-left: 40px; text-align: left;">
</div><p class="MsoNormal" style="margin-left: 40px; text-align: justify;">Da ist er wieder, der <i>„Knüppel aus dem Sack“</i>, das Wort vom <i>„Missbrauch
mit dem Missbrauch“.</i> Hier noch ein weiteres Mal gewendet, denn Lohmanns Fazit
lautet:<i> „Ja, es geht darum, diesen (Kardinal Woelki) als Störenfried für den
„Suizidalen“ Weg weg zu mobben. Arglist? Falschheit? Missbrauch des
Missbrauchs?“</i></p><div style="margin-left: 40px; text-align: left;">
</div><p class="MsoNormal" style="margin-left: 40px; text-align: justify;">Beim „Gerüchte-Geraune“ im „Zwischenruf“ geht also darum,
dass Verantwortungsträgern des Zentralkomitee der Katholiken einen möglichen Rücktritt
von Kardinal Woelki begrüßen würden. Die Überzeugung, dass Kardinal Woelki an
der Aufgabe der Missbrauchsaufklärung gescheitert ist, ist ja in der
Berichterstattung aus Köln häufiger zu hören. Lohmann sieht darin jedoch einen
Beleg dafür, dass es in Köln nicht um Aufklärung ginge, sondern das wahre Ziel
sei: „Woelki muss weg.“ Nicht wegen des Skandals, sondern weil er dem
„Synodalen Weg“ im Wege sei. Sonst macht ja freilich das Name-Dropping der
ZdK-Spitze in diesem Kontext auch keinen Sinn. Ist es zynisch, wenn Lohmann
seinen Text mit der Frage beschließt, <i>„wie viel Mut es noch gibt zur
Ehrlichkeit und zur Fairness“?</i> Es sei längst ein Kampf ausgebrochen zwischen
<i>„Gerechtigkeit und Lüge“</i> und zwischen<i> „wirklicher und katholischer Reform“ und
„offensichtlicher antikatholischer Deform“. </i> </p><p class="MsoNormal" style="margin-left: 40px; text-align: justify;">Ist es wirklich notwendig, vor jedem Argument der Gegenseite Unehrlichkeit vorzuwerfen und ihr die Liebe zur Kirche abzusprechen? Kein Wunder, dass sich die so gescholtene Kortmann direkt
auf diesen Post zu Wort meldet und bittet: <i>„Lieber Martin, wer Gerüchte schürt
ist unredlich und bezweckt Zwist. Behaupte keine Dinge von mir, die Du nicht
belegen kannst.“</i> Dann verteidigt sie den synodalen Weg und betont: <i>„Die Opfer
stehen im Mittelpunkt und sind der Auslöser des Synodalen Wegs.“</i></p><div style="margin-left: 40px; text-align: left;">
</div><p class="MsoNormal" style="margin-left: 40px; text-align: justify;">Martin Lohmann antwortet ihr und der Öffentlichkeit daraufhin
doppelt, einmal direkt auf seiner facebook-Seite und später mit einem Interview
bei Kath.net. Er gibt sich, leicht ironisch „<i>beruhigt, dass niemand von Euch
gegen einen Kardinal vorgeht...“</i>, hält aber dennoch diese Behauptung aufrecht,
obwohl er sich so was eigentlich <i>„nicht vorstellen kann“.</i> Ausführlich legt er
dar, dass Kardinal Woelki mehr als jeder andere Bischof aufgeklärt habe und
dass die Sexuallehre der Kirche eine Schutzfunktion habe, die müsse: <i>„wieder
klarer erkannt, verkündet und aus gebotener Verantwortung gelebt werden.“ </i>Es
gehe eben nicht um strukturelle Veränderungen wie <i>„Zölibat oder
Frauenordination, liebe Karin!“ Denn es gelte „Opfer zu vermeiden, weil sich
manche - und jeder einzelne ist einer zu viel - verbrecherisch nicht an das
gehalten hat, was die Kirche lehrend anbietet.“</i></p><div style="margin-left: 40px; text-align: left;">
</div><p class="MsoNormal" style="margin-left: 40px; text-align: justify;">In einem Gespräch mit kath.net legt er nach:<i> „Ich konnte und
kann und will mir eigentlich nach wie vor nicht vorstellen, dass zwei von mir
so geschätzte Personen wie Thomas Sternberg und Karin Kortmann hinter den
Kulissen andere gegen den Kölner Kardinal munitioniert haben sollen. Das wäre
nun wirklich schäbig – und letztlich auch verräterisch. Insofern bin ich
angesichts der Reaktion von Karin Kortmann schon ein wenig verwundert.“ </i></p><div style="margin-left: 40px; text-align: left;">
</div><p class="MsoNormal" style="margin-left: 40px; text-align: justify;">Lohmann betont, wie sehr er Karin Kortmann schätze, mit der
er seit Jahrzehnten eine echte Streitkultur pflege. <i>„Mit Fairness, mit Respekt,
mit Wertschätzung.“</i></p><div style="margin-left: 40px; text-align: left;">
</div><p class="MsoNormal" style="margin-left: 40px; text-align: justify;">Er deutet dann deren Bemerkung, er solle nichts schreiben,
was er nicht belegen könne in der Weise, dass diese Wortmeldung ja kein Dementi
sei. <i>„Was, wenn es eben – leider – kein Gerücht oder mehr als „nur“ ein
„Gerücht“ ist?“</i> Auf die Nachfrage, ob er mehr wisse verweist er dann aber auf
vertrauliche Quellen, die er zu schützen habe. Doch unter dem Strich fühlt sich
Lohmann bestätigt: „Der Missbrauchsskandal und damit die Opfer werden genutzt
für „strukturelle Veränderungen“ der Kirche.“</p><div style="margin-left: 40px; text-align: left;">
</div><p class="MsoNormal" style="margin-left: 40px; text-align: justify;">Dem folgt eine Reihe bekannter Vorwürfe gegenüber dem ZdK
und abschließend fordert Martin Lohmann von diesem schlicht: <i>„Dialog. Respekt.
Toleranz. Miteinander. Christusförmigkeit. Bekenntnisbereitschaft. Empathie.
Lebensschutz. Wir alle müssen neu lernen, das Verbindende zu suchen und
Widerspruch auszuhalten. Ich behaupte nach wie vor, dass wir besser und enger
zusammenwachsen, wenn wir uns besser und enger im Sinne der Geistführung, die
ja nichts Beliebiges darstellt, am Gottessohn orientieren, ihm näher kommen und
ihm treu folgen. Freiheit und Wahrheit haben einen Namen: Jesus Christus.“</i></p><div style="margin-left: 40px; text-align: left;">
</div><p class="MsoNormal" style="margin-left: 40px; text-align: justify;">Kurz gestreift werden noch „böswillige Cancel Culture“ und
„Kontaktschuld“. </p><div style="margin-left: 40px; text-align: left;">
</div><p class="MsoNormal" style="margin-left: 40px; text-align: justify;">Es müsse: <i>„wirklich alles getan werden, um den Opfern dieser
schrecklichen Verbrechen derer, die sich an keine Regeln der Verantwortung und
der Moral gehalten haben, zu helfen, sie zu schützen und die Täter zu
bestrafen. Da gibt es für mich keinen Zweifel. Aber es muss eben, weil man
nicht kurzsichtig und geblendet sein darf, auch alles getan werden, um künftige
Opfer zu vermeiden. Da helfen dann nur Klarheit und Ordnung, nicht zuletzt
gelehrte und gelernte Enthaltsamkeit, was zugegebenermaßen in einer
sexualisierten Welt, die etwas ganz anderes laut und bunt predigt, nicht
einfach ist.“</i></p><div style="margin-left: 40px; text-align: left;">
</div><p class="MsoNormal" style="margin-left: 40px; text-align: justify;">Das Interview schließt mit<i> „Ich bin und bleibe ein Anhänger
des Dialogs und der Fairness.“ „Ach ja, was mir noch wichtig ist: Ich freue
mich auf das nächste Gespräch, die nächste Begegnung mit Karin Kortmann – in alter
Freundschaft.“</i></p><div style="margin-left: 40px; text-align: left;">
</div><p class="MsoNormal" style="margin-left: 40px; text-align: justify;">Ich habe mir das dreimal durchgelesen und frage mich: muss
das sein? Offenbar kennen sich die beiden Protagonisten seit Jahren. Aber wenn
ich jemanden so schätze, wie ich das behaupte – warum rufe ich nicht an und
frage: Was ist da dran, Karin? Und spiele nicht ein solches Spielchen mit
ihr... Was mich betrifft, so wäre eine solche Freundschaft spätestens mit dem
Schlusssatz des kath.net – Interviews beendet. Offenheit, Gradlinigkeit und
Ehrlichkeit sind für mich Basis echter Freundschaft. Man kann nicht von
Fairness reden und eine Freundin ohne wirklichen Erkenntnisgewinn öffentlich in die Pfanne hauen. Diese
Gesprächs-Unkultur erscheint mir symptomatisch für viele Dialoge im Raum der
Kirche. Dass sie inzwischen sogar Freundschaften dominiert und beschädigt macht
mir ernsthaft Sorgen. </p>
<p class="MsoNormal" style="text-align: justify;">Warum ich das hier so ausführlich ventiliere? Weil es etwas
ist, was ich inzwischen auch zunehmend erlebe. Ich komme aus einer klassischen
lebendigen Kleinstadt-Volkskirche. Wir hatten einige sehr konservative Pastöre.
Ich habe die Diskussionen mit ihnen immer genossen. Und auch später viele
Kontakte mit Menschen gepflegt, die ihre christliche Berufung sehr ernst nehmen
und traditionell kirchliche Formen und Inhalte vertraten. Die Tradition der
Kirche ist reich, interessant, vielfältig und tief spirituell. Wir dürfen sie
keineswegs über Bord werfen. Aber sie braucht auch Lebendigkeit und eine
Verwurzelung im gesellschaftlichen Leben. Inzwischen wird man allerdings als
Gesprächspartner sofort taxiert und in Schubladen einsortiert. Die Bereitschaft,
Dialoge außerhalb der eigenen Bubble zu führen ist gering. Man bemüht sich
nicht einmal mehr um Verständnis für die Argumente und Positionen der Anderen.
Und gerade das war mir immer wichtig. Ich finde es spannend zu erfahren, was
Menschen bewegt, die sich der außerordentlichen Form der Hl. Messe zuwenden
oder sich zum Leben in einem Kartäuserkloster berufen fühlen. Deshalb muss ich weder
Kartäuser werden noch regelmäßig zur Messe der Petrusbruderschaft fahren.
</p>
<p class="MsoNormal" style="text-align: justify;">Die Fronten scheinen unüberbrückbar. Während die Einen die
Lösung in einer Festigung der bestehenden Strukturen und energischer
Verteidigung der Lehre sehen, erhoffen die Anderen die Erlösung durch die Veränderung
der Strukturen und Weiterentwicklung oder Veränderung der Lehre.</p>
<p class="MsoNormal" style="text-align: justify;">Natürlich ist es grundfalsch, die Opfer sexuellen
Missbrauchs heranzuziehen, wenn man sie als Hebel gebraucht, um gewisse
Forderungen umzusetzen. Im Umgang mit ihnen sollte man ehrlich und wahrhaftig
bleiben und ihr Schicksal keineswegs verzwecken. Aber es ist nicht weniger falsch
die Gegenposition mit seinem Engagement für die Opfer zu begründen, die bei „echten
und kirchentreuen Priestern“ nicht Opfer geworden wären. Denn es waren auch
hochgelobte kirchentreue Priester unter den Tätern und Missbrauchern. Es ist sehr
einfach zu sagen: „Weil dieser Mann übergriffig war, weil er zum Täter und
Verbrecher wurde, haben wir als die helle und gute Seite der Kirche damit
nichts zu tun.“ Ich verweise da mal auf die hoch gepriesenen neuen geistlichen
Bewegungen, bei denen sich manche Lichtgestalt inzwischen als Dunkelmann
entpuppte. Und dennoch verteidigt noch heute Mancher einzelne Täter, weil sie
doch so fromm und so treu waren. Da müssen die Anklagen der Opfer unwahr sein. </p>
<p class="MsoNormal" style="text-align: justify;">Nein, die Verbrechen geschahen im Herzen der Kirche, auch
durch Täter die als vorbildliche Priester galten und von ihrem Umfeld gegen
jeden Verdacht verteidigt wurden. Der Missbrauch ist ein Krebsgeschwür und
seine Therapie ist nicht einfach. </p>
<p class="MsoNormal" style="text-align: justify;">Mein Eindruck ist: Die normalen Gläubigen schauen relativ
verstört und irritiert auf den immer schärferen Ton. Und wenden sich ab. Die
relative Erfolglosigkeit öffentlicher Aktionen des einen oder anderen Lagers
spricht da Bände. Gegen Kardinal Woelki demonstriert ein überschaubarer Kreis
von 200 – 300 Leuten, für ein „Dubium“, das ein Schisma feststellen lassen will,
interessieren sich bei Facebook nicht mal 200 Leute. Und das trotz engagierter
Öffentlichkeitsarbeit. Für die breite Öffentlichkeit bietet die Kirche das Bild
einer zerstrittenen Organisation, die ihre Probleme und Unglaubwürdigkeiten
nicht in den Griff bekommt und deren Wortmeldungen man keinerlei Bedeutung mehr
zuschreiben sollte. Nur ihre Finanzkraft und Gestaltungsmacht in Deutschland bremst
ihren Weg in die gesellschaftliche Bedeutungslosigkeit noch ab. Der Stempel "Missbrauch" klebt so fest an der Kirche, dass die Details der Aufarbeitung und all die Bemühungen um Prävention und Wandel die Mehrheit der Deutschen kaum mehr erreichen.<br /></p>
<p class="MsoNormal" style="text-align: justify;">Allein diese Beobachtung sollte die Kampfhähne wieder zusammen bringen. Zumal – weil sie doch im Grunde (wenn auch mit teils
gegensätzlichen Mitteln), ein gemeinsames Ziel verfolgen, das man getrost „Evangelisierung“ nennen darf. Alle wollen doch, dass die Botschaft des
Evangeliums weiter gesagt wird, dass die Gesellschaft zutiefst human bleibt und
immer mehr wird, dass der Glaube in Gemeinden, Kirchen, Orden und geistlichen
Gruppen und Gemeinschaften gelebt wird. Sollte es da nicht möglich sein, wieder
mehr zusammenzurücken und in einem ersten Schritt eine halbwegs versöhnte
Gemeinschaft in Vielfalt zu werden. Ich weiß, wie schwer das jenen fällt, die
„die Sache Gottes“ zu ihrer Sache gemacht haben und die glauben, das Heiligste
gegen Profanierung zu beschützen. Und wie schwer das aber auch jenen fällt, die
unter den Schwächen und Verbrechen der real existierenden Kirche zu leiden
hatten und sich eine ganz andere Kirche wünschen. Bringt die unterschiedliche Sicht auf die Bedeutung eines Segens für ein lesbisches Paar wirklich das Evangelium um seine Kraft? Oder besorgt dies weit mehr der verbissene Streit darum?<br /></p>
<p class="MsoNormal" style="text-align: justify;">Ich fürchte, mit der Stärkung der Disziplin allein ist das
Problem für die Kirche nicht gelöst. Natürlich braucht es Regeln, an die sich
alle halten müssen. Gerade in der Missbrauchsprävention werden die allgemeinen
Regeln oft in einen konkreten Verhaltenskodex übersetzt, Regeln, die auch unbeabsichtigte
Grenzüberschreitungen verhindern sollen. Aber es gibt systemische Umstände, die
Missbrauch begünstigt haben und die muss man in den Blick nehmen. Und
warum sollte man in einer guten Diskussion nicht bewahren, was gut ist und sich
von dem verabschieden, was Opfer produziert hat?</p>
<p class="MsoNormal" style="text-align: justify;">Es gibt nur einen Weg, Dialog und Vergebung, Vergebung und
Dialog. Wir müssen raus aus den ideologischen Gräben und aufeinander zugehen.
Wir müssen neu auf das Evangelium hören und offen sein, dass es uns verändern,
ja wandeln kann. Wir müssen die Vorwürfe beiseite legen und die politischen und
rhetorischen Tricks und Winkelzüge lassen. Wir müssen aufhören, die einen als Traditionalisten
zu verunglimpfen und die anderen als Revoluzzer. Der andere ist und bleibt mein
Bruder, die andere meine Schwester und idealerweise auch dann mein Freund, wenn
wir unterschiedlicher Meinung sind. </p>
<p class="MsoNormal" style="text-align: justify;">Ut unum sint - „dass sie eins seien“. Dieser Auftrag des Hl.
Johannes Paul II. bedeutet nicht, dass wir eine Schablone entwickeln,
nach der die Einen der Einheit würdig sind und die Anderen draußen bleiben oder
ins Schisma zu gehen haben. Einheit bedeutet Dialog, Liebe und
Vergebungsbereitschaft. Ein anstrengender aber auch ein schöner Weg.</p>
<p class="MsoNormal" style="text-align: justify;">Wie auch immer wir ihn konkret gehen: wir nehmen die Schuld
der Vergangenheit mit und wir gehen ihn in Verantwortung für jene, die im Raum
der Kirche niederen Gelüsten und hehren Überzeugungen geopfert wurden und die
unter ihr gelitten haben. Ihnen dürfen wir nie wieder den Rücken zukehren. Sie
erinnern uns an die Verantwortung, die Zahl der Opfer in Gegenwart und Zukunft
nicht noch zu erhöhen. Wir müssen wachsam sein und bleiben. Und letztlich auch demütig!</p>
Markus Gehlinghttp://www.blogger.com/profile/03601483024904119330noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-3145452358057443603.post-89070236870531918752021-02-28T05:08:00.002-08:002021-02-28T05:10:36.207-08:00Wie kannst Du in dieser Kirche bleiben?<p></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEi_KJbryZC9Ojyif-qtDqEPe-E1StMHVXlUSTrBetfkHUmvY13eaFJgq_Y3fJ_lZIXq7IJFK8Uvc3NUV9Ndbm4Y2PQXSDpDvTBNd6oYvaeDQO5agLw_lL0qP1J2hCCW4h2669DX4nNhyus/s2048/Caspar_David_Friedrich_051.jpg" style="clear: left; float: left; margin-bottom: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="1469" data-original-width="2048" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEi_KJbryZC9Ojyif-qtDqEPe-E1StMHVXlUSTrBetfkHUmvY13eaFJgq_Y3fJ_lZIXq7IJFK8Uvc3NUV9Ndbm4Y2PQXSDpDvTBNd6oYvaeDQO5agLw_lL0qP1J2hCCW4h2669DX4nNhyus/s320/Caspar_David_Friedrich_051.jpg" width="320" /></a></div><div style="text-align: justify;">Diese Frage stellte mir vor gut 30 Jahren meine damalige Freundin, und ich erinnere mich mit erstaunlicher Frische an diese Situation. Ich hatte mich damals gerade von der Idee, Ordensmensch zu werden verabschiedet und war in die Ausbildung zum Pastoralreferenten eingestiegen. Wie ich damals geantwortet habe, das weiß ich nicht mehr. Aber sicher so etwas wie dass es in der Kirche viel Licht und Schatten gleichzeitig gibt und dass ich mich auf der hellen Seite engagieren möchte. </div><p></p><p style="text-align: justify;">Nach 30 Jahren hauptberuflicher Arbeit in der Kirche kann ich sagen, dass die Frage sich immer wieder neu und anders stellt und dass sie nicht verstummt ist. Aber heute fällt mir eine klare Antwort schwieriger denn je. Denn heute bekomme ich diese Frage auch von jenen gestellt, die wie ich auf der Sonnenseite des Lebens und der Kirche unterwegs sind. Und die Taktzahl dieser Frage steigt rapide. Meist höre ich sie mit der freundlichen Einleitung „Du bist ja eigentlich ein netter Kerl, aber...“. </p><p style="text-align: justify;">Nur einige Beispiele aus dieser Woche will ich schildern: </p><p style="text-align: justify;">Ein Bekannter, respektierter Handwerker im Heimatstädtchen, jemand aus der Mitte einer bürgerlich-katholischen Stadt postete gestern in etwa: „Liebe Freunde, ich verstehe, dass ihr aus der Kirche austreten wollt. Aber seht doch die Rolle, die Kirche für das Sozialwesen und den Zusammenhalt der Gesellschaft hat. Wenn ihr gehen wollt, verstehe ich das, aber geht doch nicht ganz, geht in eine andere Kirche und stärkt diese...“</p><p style="text-align: justify;">Das hat mich gestern so berührt, dass ich aus meinem Herzen folgende Antwort gab: „Ich bin vor jetzt 30 Jahren aufgrund guter Erfahrungen mit der Kirche (Kaplan Roth, Kaplan Emmerich, Christel Terlinden, Kaplan Gehrmann, Schwester Almuth, Schwester Ermenhild, Schwester Georgis... und wer nicht noch alles... in den kirchlichen Dienst gegangen. Und habe seitdem mit Herz und Seele in vielen Gemeinden gearbeitet mit und für die Leute. Bestimmt sind nicht alle immer zufrieden mit meiner Arbeit. Aber ich versuche mein Bestes zu geben. Alles wertlos und umsonst...? Weil einige Leute in der Führung Bockmist gebaut haben im Umgang mit Verbrechern...?“</p><p style="text-align: justify;">Bei Twitter postete gestern eine prominente Journalistin: „Wer wegen des Bodenpersonals aus der Kirche austreten will, solle sich vorher genauer umsehen. Sie kenne viele wunderbare und großartige Pfarrer*innen.“ Ich habe ihr darauf geantwortet, dass ich in der Kirche auch viele ganz normale Leute mit Engagement und mit Fehlern kennen würde, die ihr Bestes gäben. Und auch für sie lohnt es sich, in der Kirche zu bleiben. Es muss nicht immer alles großartig sein... </p><p style="text-align: justify;">Wenn ich an meine Zeiten als normales Gemeindemitglied zurückdenke, dann haben wir uns natürlich über gewisse Eigenheiten des Pastors geärgert. Und ganz bestimmt sind wir auch mal sauer aus einer Begegnung nach Hause gekommen. Aber das ist auch ein Stück Leben und gehört zum menschlichen Miteinander dazu. Natürlich muss man schauen, was ein Pfarrer (wie jeder, der ein Amt ausfüllt) mit seiner Macht anfängt und wie er sie einsetzt.</p><p style="text-align: justify;">„Kirche ist meine Familie“ sagte kürzlich der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing. Da könne er nicht einfach weggehen... </p><p style="text-align: justify;">Das ist eine sehr persönliche Antwort, aus der man keine Regel machen kann. In mancher Familie ist es ja auch wirklich zum Weglaufen. Und auch in der Kirche menschelt es manchmal unerträglich. </p><p style="text-align: justify;">„Nichts Menschliches ist mir fremd.“ pflegte mein alter Pastor in Lohberg zu sagen. Und auch mit Blick in die Kirchengeschichte muss man feststellen, dass Kirche umso mehr eingebunden war in ungutes Geschehen, umso machtvoller sie war. Sie war immer auch der Raum, wo sich normales menschliches Leben ereignete. Manchmal hat sie die menschliche Fehler abgemildert, oft hat es Leute gegeben, die sich aus der Kraft des Evangeliums dem Bösen in ihr in den Weg stellten (Franziskus, Pater Alfred Delp, Friedrich von Spee), manchmal hat kirchliches Denken und Handeln die Katastrophen der Menschheit noch verstärkt. Die Kirchengeschichte erben wir als heutige Christen auch mit all ihren Schattenseiten (meinetwegen auch ihrer Kriminalgeschichte). Nicht anders wie das deutsche Volk, dass die Last der Shoah, der Verfolgung der Juden und die Schuld am furchtbaren Weltkrieg nach wie vor zu tragen hat. Mir persönlich wäre es zu billig, da zu sagen, „Ich bin Altkatholik, meine Kirche hat kein Problem mit den Frauen.“ oder „Ich bin ja evangelisch, mit den Kreuzzügen haben wir Protestanten nichts zu tun.“ Nicht anders als die Reformatoren früher wollen viele engagierte Menschen in der Kirche, wollen Laien, Priester, Bischöfe, Papst … eine bessere Kirche. Einen neue Spaltung wird die Kirche nicht verbessern und die Welt insgesamt schon gar nicht. Selbst wenn ich mich persönlich als Mitglied einer „einzig wahren“ - oder gar keiner Kirche dann besser fühle. </p><p style="text-align: justify;">Aktuell bewegt die Öffentlichkeit weiter die Frage, wie die Kirche mit den Missbrauchstätern in den eigenen Reihen umgegangen ist. Diese Frage stellt zur Zeit die Glaubwürdigkeit der ganzen Kirche in den Schatten oder ganz in Frage. Für zahlreiche Menschen ist sie der konkrete Auslöser, warum sie der Kirche den Rücken kehren oder erst gar nicht erst den Kontakt mit der Gemeinde vor Ort aufnehmen. Kein Wunder, die Kirche beansprucht eine bessere Welt zu sein – und präsentiert sich doch als unglaubwürdig. Die Kirche stellt Forderungen und hält sie selbst nicht ein. </p><p style="text-align: justify;">Aufgabe der Christen sei es, so sagte das Frère Roger von Taizé immer wieder, <b>„Ferment der Versöhnung“</b> in der Gesellschaft zu sein, der Kitt, der die Menschen im Dorf, in einer Stadt immer wieder zusammenführt und zusammen hält. Aktuell erleben wir – bis in unsere persönlichen Kontakte hinein – dass alles auseinanderdriftet und dass Auseinandersetzungen zunehmend verbissener und giftiger werden. Dazu tragen die Möglichkeiten der (sozialen) Medien, des Internet und die politischen, gesellschaftlichen und gesundheitlichen Krisen einen guten Teil bei. </p><p style="text-align: justify;">Die Kirche, ja die Kirchen (auch aus der evangelischen Kirche treten die Menschen in Scharen aus), können ihre Aufgabe, die Menschen zu versöhnen, die Menschen zusammenzuführen immer weniger erfüllen. Größer noch als meine Sorge um die Kirche ist die Sorge, dass ich weit und breit nichts sehe, was/wer diese konkrete Rolle in der Zukunft übernehmen könnte. Auch Politik und Institutionen schaffen es nicht, Vereine finden nur noch schwer ehrenamtlich Engagierte, das Konzert der Meinungen wird immer vielstimmiger und der Rückzug ins Private und in die eigene kleine Lebenswelt nimmt zu. Zudem bräuchte es ja eine Grundlage und die können wir Menschen uns nicht einfach selbst erschaffen. Ob wir zu einer gemeinsamen Vorstellung von Humanität ohne eine Verwurzelung in Gott, in der Bibel finden können? Ich sehe das mit Skepsis.</p><p style="text-align: justify;">Wer meine Texte und Wortmeldungen verfolgt, der weiß, dass ich eine sehr klare Meinung zum Umgang meiner Kirche mit klerikalen Missbrauchstätern habe. Und da auch deutliche Kritik äußere. Wem das bisher entgangen ist, er kann hier auf diesem Blog und auf <a href="http://www.wirnicht-missbrauch.de">www.wirnicht-missbrauch.de</a> dazu etwas lesen. </p><p style="text-align: justify;">Aktuell fühlt sich all das an, als sei in den 10 Jahren nichts passiert in der Kirche. Und als müsse man z.B. Kardinal Woelki erst zum Handeln zwingen. In den Diskussionen auf der Straße und bei Twitter und Facebook, ja selbst vor der Kirchentür wird noch immer erschütternd wenig differenziert. Gerade noch las ich einen erbosten Beitrag wo eine Dame dem Erzbischof vorhielt, er solle endlich zu seinen Missbrauchstaten stehen.</p><p style="text-align: justify;">Daher liegt mir daran, dass wir noch mal genau hinschauen, worum es im Einzelnen geht und wo wir da aktuell stehen: </p><p style="text-align: justify;"><b>1. Da ist zunächst einmal die Frage der Prävention.</b> Was tut die Kirche, dass es keine weiteren Fälle gibt? Da stellen auch kritische Fachleute der katholischen Kirche ein gutes Zeugnis aus. Es gibt inzwischen personell gut aufgestellte Prävention in den Kirchen und ihren sozialen Institutionen. Mitarbeiter*innen werden intensiv geschult, bis hin zum betagten Pfarrer. Präventionskonzepte werden erstellt. Die Aufmerksamkeit für auffälliges Verhalten von Haupt- und Ehrenamtlichen ist gewachsen. Hier fährt der Zug wirklich in die richtige Richtung und man muss nur darauf achten, dass das Engagement nicht erlahmt. Mir scheint, da hat die Kirche sogar die Nase vorn? Wenn Sie das nicht glauben, fragen Sie doch mal den Trainer ihrer Kinder oder die Lehrerinnen Ihrer Schule, wann der letzte mehrtägige Präventionskurs stattgefunden hat? Ich verweise hier auch auf unser Präventionskonzept auf <a href="http://www.katholisch-in-voerde.de">www.katholisch-in-voerde.de</a>.</p><p style="text-align: justify;">Missbrauch, sexualisierte Gewalt ist leider ein Teil unserer gesellschaftlichen Realität. Erschütternd wird uns das z.B. bewusst an den aktuellen Fällen, wo Eltern ihre eigenen Kinder anbieten und verkauften, wo Kinderporno-Ringe aufgedeckt wurden und manches mehr. Täter suchen – bewusst oder unbewusst – Felder für ihre Arbeit und ihr freiwilliges Engagement, wo sie auch potentielle Opfer finden. Und das kann auch in der Kirche sein, auch heute noch. Zudem gibt es in der Kirche einige besondere Bedingungen, die zu Verbrechen an Kindern und Jugendlichen führen könnten bzw. geführt haben. Die Position und Rolle und die Lebensweise eines Priesters spielt hier eine gewisse Rolle, nur nicht immer so plakativ wie es in der Diskussion um den Zölibat behauptet wird. </p><blockquote style="border: none; margin: 0px 0px 0px 40px; padding: 0px;"><p style="text-align: justify;"><b>2. Mit Blick auf die Gegenwart geht es hier also um Prävention, mit Blick auf das was war um die Aufdeckung der Taten und die Zusammenarbeit mit der Justiz. Das ist aber ein anderer Punkt</b> und hier schneidet die Kirche auch weit schlechter ab. Nach wie vor ist es ja so, dass die meisten Missbrauchstaten (auch außerhalb des kirchlichen Bereichs) in Bezug auf die lebenslangen Folgen für die Opfer durch die Gerichte augenscheinlich milde bestraft werden. Ein Täter, für den sich nach der Verurteilung in den Augen der Betroffenen nichts ändert weil er vielleicht eine überschaubare Geldstrafe zu zahlen hat, aber ansonsten unter Bewährung weiter in kirchlichen Diensten bleibt – das ist im höchsten Maße unverständlich. Und was ist eine Freiheitsstrafe von drei, sechs Monaten oder gar wenigen Jahren gegen die lebenslange Last einer solchen Tat? Es wird ja manchmal so argumentiert, als sorge die Kirche dafür, dass die Täter nicht vor ein staatliches Gericht kommen. Das ist allerdings heute nicht mehr der Fall. Leider gelingt es nicht, klar zu machen, dass es sich beim Kirchenrecht um ein zusätzliches Verfahren handelt, ähnlich wie beim Disziplinarrecht im öffentlichen Dienst. Da wird geprüft, wie die Kirche als Dienstgeber ein Verbrechen noch zusätzlich bestrafen kann. Also Dinge, die einen Trainer im Sport oder Täter aus dem familiären Umfeld nie träfen. Da muss die Kirche oft die staatlichen Urteile abwarten. Und wenn dann jemand aus Mangel an Beweisen freigesprochen wird … wird es auch für die Kirche mit einer gerechten Strafe schwer, wenn die Bestraften dann gegen solche Strafen vor Gericht ziehen. In diesem Kontext geht es auch um solche Fälle, die sich in den kirchlichen Personalakten verbergen und die in der MHG – Studie untersucht wurden. Da finden sich tatsächlich erschreckend viele Fälle, die heute nicht mehr aufgearbeitet werden können, weil die Täter längst verstorben oder nicht einsichtig sind. Manchmal sind auch die Opfer nicht bekannt oder erreichbar. Viele haben sich in den vergangenen 10 Jahren erst an die Kirche gewandt und haben ihre Leidensgeschichten geschildert. </p></blockquote><blockquote style="border: none; margin: 0px 0px 0px 40px; padding: 0px;"><p style="text-align: justify;">Manche glauben, dass diese Akten noch immer ausreichend Material zur Verurteilung von Tätern enthalten. In Bayern hat man offenbar einen großen Teil dieser Akten durch die Staatsanwaltschaften überprüft. Mit einem eher mäßigen Ergebnis, aufgrund von Verjährung, Tod der Täter oder dem Mangel an belastbaren Beweisen hat das nur zu einem einzigen Verfahren geführt. Aber genau dies ist ein sehr dunkles Kapitel in der jüngeren Geschichte der Kirche, dass wir dazu beigetragen haben, dass die Taten nicht umfassend aufgeklärt wurden, dass Täter weiter im Dienst der Kirche bleiben konnten, dass Opfer vergessen wurden, dass Täter ihrer gerechten Bestrafung entgingen und weitere Opfer forderten. Um diesen Aspekt geht es übrigens bei der Untersuchung in Köln nur in zweiter Linie. Bei der Untersuchung in Berlin hat man dies z.B. in einem einzigen Gutachten mit aufgearbeitet, aber mit der Folge, dass man die entscheidenden Seiten des Gutachtens nicht veröffentlichen konnte, weil Opfern und Tätern ein Grundrecht auf Persönlichkeitsschutz zusteht, dass man nicht einfach über Bord werfen kann, weil es die Institution Kirche entlasten würde. </p></blockquote><blockquote style="border: none; margin: 0px 0px 0px 40px; padding: 0px;"><p style="text-align: justify;">Nicht zuletzt ist es im höchsten Maße komplex aufzuarbeiten, was tatsächlich geschehen ist. Insbesondere, wenn wir nicht von schwerem Missbrauch reden. Die meisten Täter reden sich ihre Übergriffe schön, entschuldigen sich mit Phantasie, spinnen ein Netz von Verteidigern, vermeiden Zeugen. Für die Opfer dagegen sind oft auch Übergriffe schwerwiegend, die in anderen Kontexten als Belästigung mit einer kräftigen Ohrfeige abgewehrt würden. Aber gegenüber dem priesterlichen Täter sind sie wehrlos, können sich der Situation nicht entziehen... In vielen Fällen gibt es hier unterschiedliche „Wahrheiten“. Da den Opfern glaubwürdig zu versichern: „Ich glaube Ihnen!“ und die Täter angemessen zu bestrafen, das ist schon eine Herausforderung. Zumal dann, wenn man sich an Recht und Gesetz halten muss. Hier muss der Kirche gelingen, wo die Justiz nicht selten scheitert.</p></blockquote><blockquote style="border: none; margin: 0px 0px 0px 40px; padding: 0px;"><p style="text-align: justify;">Ich fände es wünschenswert, wenn eine unabhängige Institution diese Fälle prüfen würde. Hier könnten die Akten unter den Bedingungen des Personenschutzes geprüft werden. Hier könnten sich auch Opfer melden, ohne es mit kirchlichen Mitarbeiter*innen zu tun zu haben und in direkten Kontakt mit der Täterorganisation zu geraten. Aber aufgrund der weit umfassenderen Bedeutung macht eine solche Institution nur für die Kirche keinen Sinn. Man sollte deren Aufgabe auch auf andere Tatorte erweitern, überall da, wo Taten nur dadurch möglich werden, dass Täter als Trainer, Erzieher, Therapeuten, Seelsorger*innen etc. Kontakt mit und Macht über Kinder, Jugendliche, Erwachsene bekommen. </p></blockquote><p style="text-align: justify;"><b>3. Der dritte Punkt ist die umfassende Sorge für die Opfer.</b> Auch das ist ein schwieriges Feld, weil die Kirche ja letztlich die Täterorganisation ist, unter deren Dach die Verbrechen geschahen. Viele Opfer sind traumatisiert. Die Kirche war und ist viel zu zögerlich in der Frage der Entschädigung und Unterstützung. Lange waren die Opfer „das schlechte Gewissen in Person“ und Kirchenvertreter wehrten sie ab oder mochten Ihnen nicht gegenüber treten. Das ist ein nach wie vor herausfordernder Aspekt, in dem es der Kirche nicht leicht fallen wird, diesen zu bestehen. Ich wäre da sehr dafür, dass die Kirche hier den Tätern klar finanzielle Einbußen auferlegt, die den Opfern zu Gute kommen. Und dass darüber hinaus großzügig therapeutische und seelsorgliche Unterstützung ermöglicht wird. Auch wäre eine Art großzügig bemessene Opferrente ein gutes Signal, um den Menschen das Leben zu erleichtern. Wenn ein Täter seine volle Priesterpension bezieht und daneben sein Opfer aufgrund der Brüche in seinem Leben im Alter von der Grundsicherung lebt, dann muss diese Ungerechtigkeit irgendwie aufgehoben werden. Auch hier wäre eine unabhängige Institution hilfreich. </p><blockquote style="border: none; margin: 0px 0px 0px 40px; padding: 0px;"><p style="text-align: justify;"><b>4. Der vierte Punkt ist das, was man aus dem Fiasko der Vergangenheit lernen kann.</b> Da geht es um die Fehler, die konkrete Verantwortliche, Bischöfe, Personalabteilungen, Generalvikare, Personalchefs in der Vergangenheit im Umgang mit Opfern und Tätern gemacht haben. Und genau um dies geht es auch im Kölner Gutachten. Und hier ist es zu den Fehlern gekommen, durch die ein Kölner Kardinal nun im Kreuzfeuer der Kritik steht. Und in diesem Kontext steht ja interessanter Weise auch der synodale Weg der Kirche, in dem Kardinal Woelki zu einem Wortführer der Kritiker geworden ist. Und dieser synodale Weg zieht seine Berechtigung unter Anderem aus der Frage, inwieweit die konkrete Gestalt der Kirche als Institution und Bürokratie zu der Krise und der Fehlerhaftigkeit im Umgang mit Missbrauchstaten und Tätern beigetragen hat. Dass sich in diesen Diskussionsprozess natürlich allzu gern all jene mit einbringen, die schon immer grundstürzende Reformen gefordert haben, das scheint mir nicht verwunderlich. Dass sich aber diejenigen diesem Prozess weitgehend verweigert haben, die eine heilige und traditionsbewußte Kirche im Herzen tragen, das gibt mir nach wie vor Rätsel auf. So fällt Kardinal Woelki in dem ganzen Prozess eine besondere Rolle zu, die – neben den gemachten Fehlern – die Aufmerksamkeit aller auf ihn gezogen haben. Dazu kommt sicher noch die Tatsache, dass das „hillige Köln“ sicher das bedeutendste Bistum in Deutschland ist und dass Köln sicher eine der bedeutsamsten Medienstädte der Republik ist. Von daher muss der Kölner Kardinal als de facto <b>„primas germaniae“</b> nun den Kopf hinhalten für die lieben Kollegen, die doch allesamt im Glashaus sitzen. Kein Wunder, dass diese – angesichts der sich zuspitzenden Krise – zunehmend dünnhäutiger werden. </p></blockquote><blockquote style="border: none; margin: 0px 0px 0px 40px; padding: 0px;"><p style="text-align: justify;">Insofern stimme ich konservativen Kreisen zu, die aufgrund der aktuellen Diskussion den Verdacht haben, die aktuelle Aufmerksamkeit für Köln habe mit dem synodalen Weg zu tun. Aber ich teile in keiner Weise die Vorstellung, "man" wolle den Kardinal ausschalten, der dem Durchmarsch in eine neue Kirche im Wege stehe. (Wer auch immer diese dunkle Macht sein soll? Das ach so mächtige ZdK vielleicht?)</p></blockquote><blockquote style="border: none; margin: 0px 0px 0px 40px; padding: 0px;"><p style="text-align: justify;">Also, das Kölner Gutachten müsste eigentlich ein Grundlagentext für den synodalen Weg werden. Zusammen mit dem Aachener, Münchner, Münsteraner, Essener... Worum geht es bei diesem Gutachten wirklich? Die Anwälte aus München, die das erste Gutachten erstellen, haben den Weg gewählt, aus den gut 200 „Fällen“ einige besonders auffällige, exemplarische Fälle auszuwählen. Diese haben sie eingehend erforscht und daraus ihre Schlüsse gezogen, wo die Institution Fehler gemacht hat. Aufgrund dieser Untersuchungen haben sie benannt, wer diese Fehler zu verantworten hat. Es liegt in der Natur der Sache, dass niemand über sich in der Presse lesen möchte, wo er im Dienst versagt habe. Erst recht nicht, wenn das Folgen für den Lebenslauf und die Karriere hätte. Daher begibt man sich damit auf ein heikles Gelände. </p></blockquote><blockquote style="border: none; margin: 0px 0px 0px 40px; padding: 0px;"><p style="text-align: justify;">Zumal, wenn das auch Personen betrifft, die heute als Bischöfe andere Bistümer leiten. </p></blockquote><blockquote style="border: none; margin: 0px 0px 0px 40px; padding: 0px;"><p style="text-align: justify;">Das war wohl der Grund, weshalb der Kardinal weitere Juristen gebeten hat, sich mit der Frage zu beschäftigen, ob man da nicht vor den Gerichten eine Klatsche bekommt, wenn man damit an die Öffentlichkeit ginge. Und da hat er wohl Signale (und ein Gutachten) bekommen, dass das durchaus sein kann. Nur konnte man nun – nach vollmundigen Ankündigungen – nicht einfach aussteigen oder die Namen rauslassen. Und die Betreffenden würden sicher argumentieren, es seien ja nur einzelne Fälle im Gutachten erforscht worden und daher sei das Urteil sehr einseitig. Daher hat man einen weiteren renommierten Juristen beauftragt ein neues Gutachten zu machen, das ausdrücklich alle Fälle in den Blick nimmt und sich in diesem Punkt nicht angreifbar macht. Rings um all diese Vorgänge gab es eine gewisse Zahl von Pleiten, Fehlern und Pannen und eine zunehmende Ungeduld in der Öffentlichkeit.</p></blockquote><blockquote style="border: none; margin: 0px 0px 0px 40px; padding: 0px;"><p style="text-align: justify;">Die wird umso mehr gesteigert, als dass viele Beobachter die Details gar nicht im Blick haben und so verfestigt sich der Eindruck, dass sich in der Kirche gar nichts verändert und verbessert. Journalisten und ihre Leser, Hörer und Zuschauer erwarten Antworten auf ihre Fragen, verweisen zu Recht darauf, dass der Prozess ja nun schon lange dauert. Kirchenleute trauen sich aus Angst vor hitzigen Debatten und Ungerechtigkeiten gar nicht mehr auf öffentliches Parkett oder wollen sich dreimal absichern, dass am Ende kein schlechtes Bild bleibt. Es ist verständlich, dass Kardinal Woelki, bevor er Fehler und Verantwortliche benennt, dafür erst die Einschätzung eines neutralen Gutachters lesen will. Trotzdem würde ich mir mehr Mut wünschen, sich mit klaren Worten auf die Agora oder auch den heißen Stuhl zu begeben. Warum nicht „Was nun Herr Woelki?“ im Garten hinter dem Bischofshaus. Und gerne mit Christiane Florin als Interviewerin.</p></blockquote><p style="text-align: justify;">Die hat letztlich erstmals die Frage nach spürbaren Konsequenzen, nach Rücktritten gestellt. Seitdem ist das – zuvor Undenkbare – in der Welt. Von dem, was bisher bekannt ist, trägt Kardinal Woelki auch nicht mehr Schuld als seine Bischofskollegen in München, in Regensburg, in Essen, in Münster, in Osnabrück... Ich erwarte da weder von dem einen noch von dem anderen Gutachten Mitte Mai grundstürzende Neuigkeiten. Wenn es danach ging könnte vielleicht noch Bischof Wilmer aus Hildesheim bestehen oder Bischof Hanke in Eichstätt. Beide kommen aus einem Orden und bekleideten keine hohen Positionen in der diözesanen Bürokratie und Verwaltung. Obwohl … auch die Orden haben da ja ihre diesbezügliche Geschichte. Trotzdem stellt sich ja die Frage, wie in der Kirche die Verantwortung für Fehler eingestanden werden kann und welche konkreten Folgen ein solches Eingeständnis hat. Kostet es mich etwas? Also mehr als einige unangenehme Diskussionen und unerfreuliche Artikel in der Tageszeitung? Kostet es mich meine Position, meine bedeutsame Rolle, meine Macht? Mein Geld? Meine Privilegien? Und wem wäre damit gedient? Kardinal Marx hat ja erfreulicherweise hier schon vorgedacht und einen beachtlichen Teil seines privaten Vermögens abgegeben. Andere Bischöfe haben schon mal prophylaktisch persönliche Fehler eingestanden. Diejenigen, die mutmaßlich selbst Täter waren oder aktiv solche gedeckt haben sind lange schon tot. Viele derjenigen, die die Taten nicht ernst genug nahmen oder Täter einfach versetzten sind ebenfalls verstorben oder längst nicht mehr im Amt. </p><p style="text-align: justify;">Kardinal Woelki träte heute zurück aufgrund der Fehler seiner Vorgänger und seiner Diözesanverwaltung. Viel wichtiger wäre mir, dass die Kirche aus ihren Fehlern lernt. Dass sie sich entschlossen von weltlicher Macht und Privilegien trennt. Dass sie viel transparenter wird in ihrem Handeln, dass sie nur solche Menschen in Ämtern einsetzt, die mit sich, ihrer Rolle und Position und ihrer Sexualität und ihrem Gefühlsleben im Reinen sind. Ich fürchte mit Frauen in Ämtern, nicht klerikalen Priestern und einer liberaleren Sexualmoral allein ist es nicht getan. </p><p style="text-align: justify;"><br /></p><p style="text-align: justify;">„Wie kannst Du in dieser Kirche bleiben?“ Ich denke, diese Frage wird mich weiter begleiten. Die Familien-Antwort von Bischof Bätzing taugt für mich nicht. </p><p style="text-align: justify;">Vielleicht habe ich zwei Teilantworten. Die Eine: Die Kirche ist für mich immer noch weit mehr Lösung als Problem. Dass es uns gibt, macht die Gesellschaft menschlicher, sozialer. Trotz aller Schwächen und Fehler. </p><p style="text-align: justify;">„ecclesia semper reformanda“ </p><p style="text-align: justify;">Wenn es die Kirche nicht gäbe, müsste man sie erfinden. Wir müssen alles tun, damit sie ihre Kraft wieder auf die Straße bekommt. Und vielleicht muss sie wirklich mal ausziehen aus den Ruinen ihrer einstigen Herrlichkeit und ganz klein und ganz neu wieder anfangen. Obwohl dann auch manches kaputt geht, was gut und hilfreich ist. Apropos erfinden. Nach wie vor ist für mich die Kirche keine menschliche Sache, sondern sie ist Gottes Werkzeug, seine Erfindung, seine Kirche. Bei der lauthals vorgetragenen Forderung von (Neu-)Evangelisierung kommt es mir allerdings manchmal so vor, als ginge es allein darum die alte Herrlichkeit zu retten, zu restaurieren und aufzupolieren. Ein alter Pfarrer sagte mir, der erste Schritt müsse sein, sich selbst zu evangelisieren.</p><p style="text-align: justify;">Die Bibel ist nicht ein schönes Buch unter vielen, eine weise Schrift der Vergangenheit, nein in ihr klingt Gottes Wort in seiner ganzen Frische und auch Sprengkraft. Und wo sonst könnte man sie zum Klingen und Erklingen bringen, wenn nicht in der Kirche.</p><p style="text-align: justify;">Ja, ich bin seit 30 Jahren dabei. Ich weiß um manche Misstöne. Irgendwie ist die Kirche aktuell wie eine völlig verstimmte Orgel. Es wird ein Kraftakt werden, sie wieder richtig zum Klingen zu bringen. Und selbst dann, wenn alles fertig ist und glänzt – wird irgendeine Taste wieder klemmen oder eine Orgelpfeife quäken. </p><p style="text-align: justify;">Aber, sie kann schön klingen, sehr schön und zu Herzen gehend.</p><p style="text-align: justify;">Deshalb bin ich noch immer dabei. </p><p style="text-align: justify;">Und ich glaube fest, dass ich auch bleiben werde. </p><p style="text-align: justify;">Aber ich habe auch Lust, das Instrument mit einer kräftigen Bürste von allem Dreck zu befreien. </p><p style="text-align: justify;">Aber doch auch mit Engagement, Liebe und Sachkunde, so dass die Substanz nicht verloren geht. </p><p style="text-align: justify;"><br /></p><p style="text-align: justify;">Und Sie? Und du? Bleibst Du auch mit dabei? Oder fängst Du wenigstens was Neues an, was die Leute zusammenbringt und die Gesellschaft zusammen hält? Was ist Dein Beitrag?</p><p style="text-align: justify;"><br /></p><p style="text-align: left;">Bildquelle: Von Caspar David Friedrich - https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=2184609</p>Markus Gehlinghttp://www.blogger.com/profile/03601483024904119330noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-3145452358057443603.post-34413649440011508382021-01-13T03:21:00.002-08:002021-01-13T03:21:26.141-08:00Die Worte des Bischofs von Köln...<p></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEi8sq7u0SflLhhB-MOW1LT5SujlCGl2LXKQnk0refhfQQmiUMK-idiTP-yuMmR898bKkn3LE2tl8bon9Yg4u4Z3-LfGTvfj6ykk0zO8yO7bGw2iPDb-MyJEBiGC2NPT8xh2l94hzmlFWw8/s2048/DSC_0484.JPG" imageanchor="1" style="clear: left; float: left; margin-bottom: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="1356" data-original-width="2048" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEi8sq7u0SflLhhB-MOW1LT5SujlCGl2LXKQnk0refhfQQmiUMK-idiTP-yuMmR898bKkn3LE2tl8bon9Yg4u4Z3-LfGTvfj6ykk0zO8yO7bGw2iPDb-MyJEBiGC2NPT8xh2l94hzmlFWw8/s320/DSC_0484.JPG" width="320" /></a></div><div style="text-align: justify;">Das „hillige Köln“. Die schöne Stadt am Rhein ist für meinen Glauben durchaus ein Sehnsuchtsort, nicht nur in diesen Tagen, wo sich die Aufmerksamkeit den Hl. Königen aus dem Morgenland zuwendet, deren Grab ja – sogar geografisch – der Mittelpunkt dieser Stadt ist. Hier auf meinem Blog finden sich vermutlich mehr Berichte über das Erzbistum als über mein Heimatbistum Münster. Ob das der Einfluss des Rheins ist?</div><p></p><p style="text-align: justify;">Es hat nun ein viertel Jahr gedauert, bevor sich mir ein Thema aus der Kirche für einen Blogartikel aufdrängte. Ich glaube ja auch nicht, dass ich Wesentliches beizutragen hätte, sondern möchte schlicht meine Gedanken mit anderen teilen und diskutieren. Auch war dies neben Corona wohl einer milden Form von Enttäuschung geschuldet. </p><p style="text-align: justify;"><i>„Warum schweigen so viele Kirchenleute zu den Vorgängen in Köln?“ „Jetzt muss ein Aufschrei durch das Bistum gehen.“</i> So triggerten mich zwischenzeitlich manche Netzfreunde in den vergangenen Monaten. Ich habe damals geantwortet: „Was soll ich dazu Substanzielles beitragen, was nicht von weit besser informierten Journalisten und Pfarrern im Erzbistum schon gesagt wurde...?“ </p><p style="text-align: justify;">Doch Sonntag sprach mich ein pensionierter Kollege beim Betrachten einer Krippe an: <i>„Was meinst Du, wie lange sich der Woelki noch hält?“</i> Morgens, beim Scrollen meiner Timeline hatte ich den wöchentlichen Netzbeitrag des Kölner Kardinals ebenso wie den seines Weihbischofs Schwaderlapp schon nach wenigen Sekunden abgeschaltet, was jeweils weder an den Inhalten noch an der Aufmachung lag. Es war ja wieder inhaltlich gut und technisch gut gemacht. Aber es sträubt sich inzwischen etwas in mir, ich empfinde es so, dass deren Glaubwürdigkeit in Frage steht, solange sie sich in der Frage der Missbrauchsaufklärung nicht überzeugend erklären. Tragen sie evtl. gar mit Schuld am Leid missbrauchter Kinder, Jugendlicher, Erwachsener? </p><p style="text-align: justify;">Ich spüre, ich kann ihre Beiträge nicht mehr unbefangen hören und könnte ihren Predigten nicht mehr mit offenen Herzen lauschen. Zu drängend sind die Fragen: <i>„Was haben sie gewußt? Was hätten sie tun können und haben es nicht getan?“</i></p><p style="text-align: justify;">Wie kann ich einen Menschen zur Feier meiner Kardinalserhebung als Gast mit nach Rom nehmen, von dem ich weiß, dass er ein Kind im Kindergartenalter missbraucht hatte? Oder einen Priester katechetische Bücher schreiben lassen, den man schon vor Jahrzehnten mit Jugendlichen onanierend im Gebüsch aufgegriffen hat? Und über den ich viele weitere Beschwerden gehört habe? Darauf muss man doch eine Antwort geben können. </p><p style="text-align: justify;">Dabei hat mich der Amtsantritt des Kölner Kardinals damals tief beeindruckt und nachhaltig für ihn eingenommen. Nach meiner Krebserkrankung, die ich im Herbst 2014 gerade überstanden hatte und die mich in die Selbstisolation zwang (wegen des angegriffenen Immunsystems) habe ich die Amtseinführung des Kölner Kardinals als meinen ersten Gottesdienst unter Menschen mitgefeiert. Ich habe hier auch darüber berichtet... Eine großartige und freudige Feier mit einer weiten Palette von Kirchenmusik und einem höchst sympathischen und humorvollen Erzbischof. Nie vergessen werde ich den Moment, wo er nach der Eucharistie geduldig und schmunzelnd wartete, bis ihm die Mitra angereicht wurde. Dann wandte er sich den Gläubigen zu und sagte augenzwinkend <i>„Wer vornehm sein will, kommt mit Hut, nicht...“</i> Und dann fand anschließend auf dem Roncalliplatz eine locke Feier mit Bewirtung für Jedermann statt. Die Bischöfe und Kardinäle (darunter auch Kardinal Müller) mischten sich unter das Kölsche Volk, vom Obdachlosen bis zum Minister standen alle zusammen. Wirklich hoffnungsvoll! Und das nicht, weil Kardinal Woelki sich von seinem Vorgänger absetzen wollte, wie mancher glauben machen wollte. Dass Woelki ein eher konservativer Theologe ist, das stand doch niemals in Frage. Er hat sich da auch nicht im Laufe seiner Amtszeit wesentlich verändert, wenngleich er sich in Berlin vermutlich anders entwickelt hätte als nun in Köln mit einem hier weit größeren Hintergrund an Traditionen, Lebensart, Macht, Geld und persönlichen Verbindungen. Man nennt Letzteres hier auch Klüngel.</p><p style="text-align: justify;">Von Anfang an hatte er mit klaren Worten über das Drama des Missbrauchs auch im Erzbistum Köln gesprochen und rückhaltlose Aufklärung zugesagt und sehr frühzeitig versucht, auch die Betroffenen in den Prozess mit einzubeziehen. Auch in die Prävention und Aufklärung hat der neue Oberhirte offenbar investiert und hierfür wirksame Strukturen geschaffen. Von seinem Handeln her ist Kardinal Woelki kein Vertreter einer Täterorganisation, de facto muss er dieses Erbe aber annehmen.</p><p style="text-align: justify;">Man hatte zunächst den Eindruck, dass er in der Frage der Aufklärung wirklich voran gehen will. So hat er selbst sich die Hürde sehr sehr hoch gelegt und wird nun auch daran gemessen. Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass einigen anderen Akteuren in der Kirche die hohe Aufmerksamkeit für Kardinal Woelki durchaus recht kommt. So kann man sich etwas zurücklehnen und schaut mal, was geschieht. (Das Bistum Aachen konnte damit punkten, dass sie veröffentlichten, was Köln zurückhielt – ein Gutachten aus derselben juristischen Quelle.) Das ist ja alles auch durchaus menschlich. Positiv gesehen kann man aus den Kölner Erfahrungen lernen ohne dieselben Schmerzen, kritisch betrachtet kann man weiter die Füße still halten und untätig bleiben. </p><p style="text-align: justify;">Aber das Verhalten geht ja weit über den Raum der Kirche hinaus. Als katholsiche Kirche stehen wir seit Jahren im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit und das sicher zu recht. Hoffentlich erledigen auch alle anderen gesellschaftliche Akteure derweil ihre Hausaufgaben in Sachen Prävention und Aufarbeitung ordentlich. Warum gibt es eigentlich von Seiten der Politik aktuell keine nennenswerten Bestrebungen, die Aufklärung von Missbrauchsfällen an sich zu ziehen und Fachleute damit beauftragen?</p><p style="text-align: justify;">Aber zurück nach Köln. Und zu dem innerlichen Widerstand, der sich bei mir aktuell einstellt, wenn ich die Verkündigung von Kardinal Woelki und Anderen höre. Ich frage mich, was die Aufklärung des Missbrauchs so schwer macht? Und was ein gradliniges, offenes und schnelles Handeln verhindert?</p><p style="text-align: justify;">Viel kritisiert und analysiert wurden Woelkis Worte in der Christmette. <i>„Zu den Sorgen, die Sie alle durch Corona ohnehin schon haben, haben wir, habe ich leider noch eine Bürde hinzugefügt. Was die von sexueller Gewalt Betroffenen und Sie in den letzten Tagen und Wochen vor Weihnachten im Zusammenhang mit dem Umgang des Gutachtens zur Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt in unserem Erzbistum, was sie an der Kritik darüber und insbesondere auch an der Kritik an meiner Person ertragen mussten. Für all das bitte ich Sie um Verzeihung."</i></p><p style="text-align: justify;">Er habe vor zwei Jahren sein Wort gegeben,<i> "dass wir mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln die Vorgänge aufklären und auch Verantwortliche benennen werden"</i>. Das solle <i>"ungeschönt und ohne falsche Rücksichten"</i> geschehen. <i>"Ich stehe weiterhin zu diesem Wort, auch wenn dies öffentlich gerade anders gesehen und angezweifelt wird"</i>, sagte der Kölner Erzbischof Woelki.</p><p style="text-align: justify;">Das erscheint zunächst einmal als ziemlich verdrehte Formulierung, die missverstanden werden kann. Und was falsche und richtige Rücksichtnahmen sind, das wäre ein weites Feld... </p><p style="text-align: justify;">Ich glaube aber, ein einziges Wort hätte die Erklärung weit besser gemacht: <i>„Was Sie an <b><u>berechtigter </u></b>Kritik...“</i></p><p style="text-align: justify;">Vielleicht hat er es sogar so gemeint, denkbar ist das. Ich glaube durchaus, dass Woelki es gut und richtig machen will. Aber, viele Köche verderben den Brei und viele Berater und Rechtsanwälte machen die Fakten nicht unbedingt klarer. Erst recht nicht, wenn sie darauf aus sind, dass die Beschuldigten (in diesem Fall die Personalverantwortlichen) mit einer einigermaßen milden Verurteilung und ohne Karriereknick davon kommen. Ich glaube gern, dass die Juristen dem Kardinal die Risiken dargelegt haben, die eine schlichte Veröffentlichung des ersten Gutachtens mit sich brächte. Und dass er sein gegebenes Wort nicht zurücknehmen wollte, ohne hierfür die Unterstützung der Betroffenen zu haben. Aber auch das ist wieder schief gegangen. Und währenddessen offenbarte sich der Betroffenheitston des Kardinal Meisner<i> „Nichts gewußt...“</i> als das, was es ehrlicherweise sein sollte:<i> „Ich, Kardinal Meisner, ich habe es nicht glauben, ich habe es nicht wissen wollen. Ich habe die Augen zugemacht vor diesem Abgrund... Weil...“</i></p><p style="text-align: justify;">Ja, warum eigentlich? Warum begibt sich ein wortmächtiger und ansonsten durchaus glaubwürdiger Kardinal auf derart glattes und dünnes Eis?</p><p style="text-align: justify;">Die ganze Angelegenheit zeigt: „Es ist an der Zeit, die Dinge aus der Hand zu geben.“ Es braucht eine Aufklärung durch absolut unabhängige Stellen. Die Kirchenleitung muss die Kontrolle abgeben. Es ist an der Zeit? Nein, eigentlich ist es schon viel zu spät.<i> „Wovor habt ihr solche Angst...“ „Fürchtet euch nicht.“</i> Offenbar schlagen diese Sätze aus dem Evangelium der Weihnacht in diesem Bereich nicht durch bis in die Herzen der Kirchenverantwortlichen. </p><p style="text-align: justify;">Überhaupt fragt man sich, wie wahrhaftig unsere Verkündigung in Fragen von Schuld und Sünde, Vergebung und Neuanfang ist, wenn man sieht, wie sich die bischöflichen Sünder und ihre Verwaltungsspitzen gegen ein rückhaltloses Mea culpa wehren. Zählt hier nur noch die Andachtsbeichte und ist das Klopfen an die Brust ein leerer Ritus geworden? <i>„Ich steh vor Dir mit leeren Händen, Herr....“</i> Dieser Satz aus einem lieb gewordenen Lied von Huub Osterhuis enthält eine tiefe Wahrheit und Erkenntnis, ohne dass ich deshalb glaube, ich sei völlig wertlos und ohne Fähigkeiten. Aber genau diese Wahrheit spüre ich doch, wenn mir ein Missbrauchsopfer sein Schicksal und seinen Hass gegen diese Kirche, diese Täterorganisation erzählt. Da kann die Antwort wirklich nur lauten: <i>„Ja, ich glaube Dir!“ Und nicht „Ja, aber Du musst auch sehen und verstehen, dass...“</i> Genau das hat das TV-Gespräch zwischen Kardinal Schönborn und Doris Reisinger so berührend gemacht.</p><p style="text-align: justify;">Nicht wenige fordern heute den Rücktritt des Kardinals. Nicht nur vermeintliche Kirchenfeinde. Da kann die Reaktion doch nicht sein, dem Pfarrer den Personalchef auf den Hals zu hetzen und ihn an seine Loyalitätspflichten zu erinnern und mit Sanktionen zu drohen. So tut das ein straff geführtes Unternehmen. Und selbst dieses wäre da nicht immer gut beraten. In einer derart aufgeheizten und auch für den Kardinal existenziellen Situation mag es die weit hilfreichere Geste sein, des Morgens im Zivil in der Werktagsmesse eben dieses Pfarrers zu sitzen und ihn anschließend in der Sakristei um ein Gespräch zu bitten. Oder gar bei ihm zu beichten. Oder einem kritischen Journalisten schlicht in einem Kölschen Brauhaus Rede und Antwort zu stehen. Allein und ungeschützt!</p><p style="text-align: justify;">Dabei bin ich mir keineswegs sicher, dass Kardinal Woelki in diesem Drama der Böse ist. Die Bibel hält ja ein gerüttelt Maß an Lebensweisheit bereit. So zitiert das Buch Hesekiel ein Sprichwort (und lehnt es gleichzeitig ab):<i> „Die Väter essen saure Trauben und den Söhnen werden die Zähne stumpf.“</i></p><p style="text-align: justify;">Aber ist es nicht genau dies, was Kardinal Woelki und auch die anderen Bischöfen gerade erleben? Sie „ernten“ die Folgen der Versäumnisse ihrer geistlichen Väter. </p><p style="text-align: justify;">Vermutlich haben sich die Allermeisten von ihnen keine persönlichen und gravierenden Fehler vorzuwerfen. Sie meinen es gut. </p><p style="text-align: justify;">In den Präventionskursen und von jenen, die Opfer sexueller Gewalt begleiten, lernen wir doch etwas über die Täterstrategien. Diese schaffen um sich und ihre Taten herum ein Umfeld von Freunden und Anhängern, sie präsentieren sich als glänzende Katecheten und Prediger, als fromme und gebildete Priester, als zugewandte und freundliche Menschen, denen man nichts Böses zutraut. Ihr Umfeld soll einfach nicht glauben können, dass dieser Priester „so etwas“ getan hat und so den Täter abschirmen und die Aufdeckung seiner Taten verhindern. </p><p style="text-align: justify;">Das funktioniert leider. Diese Reflexe begegnen uns auch in der kirchlichen Diskussion immer wieder. So kürzlich, als der Essener Generalvikar Klaus Pfeffer in einem Aufsatz über einen „gesunden Generalverdacht“ gegenüber Priestern und kirchlichen Mitarbeitern sprach (mit dem Akzent auf gesund). Er wollte damit sagen: „Man muss das Unmögliche für denkbar halten, ohne dauernd mit Misstrauen durch die Welt zu laufen. Aber man müsse wachsam sein für kleine Anzeichen und den Opfern Glauben schenken." „Und wenn der großartige Priester doch eine dunkle Schattenseite hat?“ Sicher schwierig, aber leider ein notwendiger Spagat.</p><p style="text-align: justify;">Das Thema stellt unendlich viele Fragen und auch eine unabhängige Stelle wird mit gewaltigen Problemen konfrontiert sein und Fehler machen. Aber sie ist nicht verstrickt in Strukturen von Freundschaft, Vertuschung, Verharmlosung, Klerikalismus... Sie kennt keine Ehrfurcht vor Priestern und Bischöfen, vor Hoch- und Merkwürden. </p><p style="text-align: justify;">Ich habe durchaus etwas Verständnis dafür, wie schwer sich die Personalverantwortlichen (Bischöfe, Generalvikare, Personalchefs, Geheimsekretäre) früher mit solchen Fällen taten. Zumal in einer hochkomplexen und hochprofessionellen Verwaltung die Verantwortung auch solange aufgeteilt wurde, dass am Ende niemand mehr der Letzt- oder allein Verantwortliche ist. Und sogar dafür, dass ein Kardinal Meisner dann – ohne zu erröten sagen konnte – er habe es nicht gewusst. Denn um das Unappetitliche und die Details kümmerte sich ja vermutlich der Personalchef. Oder man konnte sich mit dem Gedanken beruhigen, dass die Taten ja Jahrzehnte zurück lagen. Oder man hat den sexualisierten Anteil der Beschuldigungen klein geredet... </p><p style="text-align: justify;">In diesem Zusammenhang ist das aktuelle Buch von Bernhard Meuser sehr aufschlussreich. Dieser schildert in „Freie Liebe“ wie der Pfarrer, bei dem er als Jugendlicher seit einiger Zeit im Haus lebte, ihn unvermittelt in einem Moment der Nähe küsst und zwischen die Beine greift. Im ersten Moment ist man als Leser versucht zu sagen: Es passiert vermutlich auf jeder zweiten Firmenparty, dass ein Kollege übergriffig wird. Aber Meuser schildert sehr berührend, dass durch dieses Erlebnis im Grunde alles zerstört wird und er braucht Jahre, um wieder in ein normales Leben zurückzufinden. Jetzt könnte man sich Meusers Missbrauchsgeschichte harmlos reden und über den Pfarrer und seine Schwächen und seine naive Sehnsucht, zu einer reale Vater-Figur zu werden, seiner Sehnsucht nach Liebe sinnieren. Und genau sowas wird vermutlich in zahlreichen Gesprächen hinter verschlossenen Türen geschehen sein. Aber wir müssen die Dinge konsequent auch aus der Sicht und an der Seite der Opfer sehen. Und dafür sorgen, dass solche Übergriffe nicht wieder geschehen, weil sie unendlich viel zerstören. Das legt Bernhard Meuser unter der Überschrift: „Ein Vater darf alles, nur nicht geil auf sein Kind sein.“ erschütternd und wortmächtig dar.</p><p style="text-align: justify;">Wie konnten Menschen, die mit der Bibel leben, die deutlichen Worte Jesu zu all diesen Fragen derart ignorieren? Da sind einmal die Worte Jesu über die „Kleinen“, was in jüngerer Zeit (aber auch früher schon) als „Option für die Armen“ gedeutet wird. Was ging wohl im Bischof vor, der einem Missbrauchsopfer gerade einen Vertrag über eine Entschädigungszahlung mit Verschwiegenheitserklärung vorgelegt hatte und am Abend im feierlichen Gottesdienst das Evangelium nach Lukas vorliest: <i>„Nichts ist verhüllt, was nicht enthüllt wird, und nichts ist verborgen, was nicht bekannt wird. Deshalb wird man alles, was ihr im Dunkeln redet, im Licht hören, und was ihr einander hinter verschlossenen Türen ins Ohr flüstert, das wird man auf den Dächern verkünden. Euch aber, meinen Freunden, sage ich: Fürchtet euch nicht.“</i> Es müsste ihm doch eigentlich die Sprache verschlagen.</p><p style="text-align: justify;">Was ist die Folge all der Bemühungen, das Versagen einzelner kirchlicher Mitarbeiter nicht öffentlich werden zu lassen? Die Folge ist, dass wir heute einen sehr hohen Preis zahlen, in vielfacher Hinsicht. Doch, weit höher ist ja der Preis, den die Opfer zu zahlen hatten. Das dürfen wir nie vergessen und müssen es immer wieder neu erkennen. Und wir müssen durchaus tief in die Taschen greifen, wenn ihnen das helfen kann.</p><p style="text-align: justify;">Auf vielfältige Weise hat unsere Kirche in der Vergangenheit versagt. Es gilt – bei aller Aufarbeitung – sicher auch darum, zu lernen, wie man Prävention verbessern, aber auch die Opfer besser zu begleiten und am Ende auch, wie man mit Tätern richtig umgehen kann. </p><p style="text-align: justify;">Damit muss man aber wirklich nicht warten, bis auch die letzte Studie rechtssicher und öffentlich ist. Die Benennung von Verantwortlichen der Vergangenheit ist sicher ein ganz heißes Eisen. Aber es kann doch nicht darum gehen, ihr Versagen zu brandmarken, ihre Gräber klammheimlich aus den Domen und Kreuzgängen zu entfernen und alle Bischof Xxxyz – Häuser umzubenennen. Wir müssen klar sehen, was geschehen ist, worin die Verletzungen der Opfer konkret bestehen, wie wir ihnen zur Seite stehen und bei der Bewältigung der Folgen der Taten helfen.</p><p style="text-align: justify;">Auch die Täter müssen dabei einsehen, worin die Schwere ihrer Tat begründet liegt, alle Verharmlosung muss vom Tisch. Diesen Dienst sind wir auch ihnen schuldig. Es ist ein Unterschied, ob mir als 14jährigem ein gleichaltriger Bekannter betrunken auf einer Party in die Hose greift, oder ob das der Priester tut, der glaubt, dass er die Stelle des abwesenden Vaters bei mir einnehmen kann und mir dies auch vermittelt. Auch wenn ein Priester (wie die Meisten) niemals übergriffig wird, er muss wissen und jeden Tag neu reflektieren, wer er in seiner Rolle ist und ob er seine Rolle gegenüber schutzbedürftigen Menschen falsch einsetzt. Analog gilt das auch für jede Pastoralreferentin und jeden Erzieher.</p><p style="text-align: justify;">Der Bischof ist dafür verantwortlich, dass seine Mitarbeiter*innen die Prävention ernst nehmen und dass sie als gestandene und gefestigte, reflektierte Persönlichkeiten ihren Dienst tun. Und dass es im Bistum eine Fehlerkultur gibt, die es möglich macht, noch vor dem Abgrund inne zu halten und Hilfe zu finden. Und dies möglichst schon ausreichend früh, bevor ein Mensch durch mich zu Schaden kommt.</p><p style="text-align: justify;">Wer dazu nicht in Lage ist, der darf weder geweiht noch gesandt werden. Wer in seiner Dienstzeit dokumentiert, dass er seine (Sehn-)süchte nicht kontrollieren kann, muss im Notfall auch konsequent aus diesem Dienst entfernt werden. In diesem Umfeld werden wir auch noch einmal auf den Zölibat schauen müssen. Ich schätze den Zölibat sehr. Aber ich habe Fragen an Verantwortliche wie Pfr. Regamy Thillainathan (Diözesanstelle für Berufungspastoral im Erzbistum Köln), wenn dieser sagt: „Aus meiner Erfahrung heraus kann ich aber sagen, dass dies (die Ehelosigkeit) letztendlich nicht das entscheidende Kriterium ist, sich gegen das Priesteramt zu entscheiden.“ Umso dringlicher ist es, diese Frage zum Thema zu machen und umso dringlicher ist es, fromme junge Menschen, die sich für das Priesteramt interessieren sehr gut zu begleiten. Pfr. Thillainathan ist da sicher auf einem guten Weg, aber an einer offenen Diskussion über Auswirkungen der Zölibatsverpflichtung kommen wir trotzdem nicht vorbei.</p><p style="text-align: justify;">Was geschieht mit jenen, die bis zum Weihetag nicht bis zur notwendigen Reife gelangen? Gibt es eigentlich echte Alternativen für fromme junge Männer? Gibt es auch noch andere Lebensformen analog zu Klöstern oder geistlichen Lebensgemeinschaften oder auch Berufe in der Kirche, die eine weitere Reifung und einen gelingenden Lebensweg ermöglichen ohne die besonderen Herausforderungen, die das priesterliche Amt bereithält?</p><p style="text-align: justify;">Wir müssen uns all diesen Fragen dringend stellen – und erste und weitere Lösungsansätze entdecken. Das Gerangel um die Deutungshoheit steht uns da sehr im Weg. „Ist der Missbrauchskandal nun das Fanal, dass nach einer neuen Sexualmoral schreit oder braucht es eine Rückbesinnung auf das, was die Kirche schon immer dazu gesagt haben will.“ </p><p style="text-align: justify;">Ich denke, da muss es noch was in der Mitte geben, ein gemeinsames Suchen und Ringen um den richtigen Weg, bei dem nicht derjenige der Böse ist, der die Moralverkündigung der Kirche und den Zölibat in Frage stellt. Und auch derjenige nicht verteufelt wird, der gegen eine Segenshandlung für homosexuelle Paare argumentiert. </p><p style="text-align: justify;">Soll der Kardinal in Köln also zurücktreten? Ich weiß es nicht. Dieser Frage muss Rainer Maria Woelki sich selbst und letztlich allein stellen. </p><p style="text-align: justify;">Die Frage stellt sich ja durchaus auch jenseits persönlicher Schuld. Wie kann Glaubwürdigkeit wieder gewonnen werden? Ein Sündenbock ist es wohl nicht, der unsere Kirche dauerhaft wieder glaubwürdig macht. Nicht einmal, wenn es ein Weihbischof, ein Erzbischof oder Kardinal wäre. </p><p style="text-align: justify;">Bei Hesechiel wird das Sprichwort „Die Väter essen saure Trauben und den Söhnen werden die Zähne stumpf.“ von Gott selbst abgelehnt. Gott verspricht Gerechtigkeit für jeden Einzelnen, misst jeden Einzelnen an seinem Tun und Lassen. Trotzdem tragen wir Katholiken jetzt in der Öffentlichkeit an der Schuld der Täter und am Versagen der Verantwortlichen der Vergangenheit und Gegenwart schwer. Unsere Zähne fühlen sich wahrhaft stumpf an. </p><p style="text-align: justify;">Aber Gott verheißt Gerechtigkeit. </p><p style="text-align: justify;">Wohl dem, der dem kommenden Christus in seinem Leben ohne Angst entgegen gehen kann.</p>Markus Gehlinghttp://www.blogger.com/profile/03601483024904119330noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-3145452358057443603.post-5576545860196241232020-09-25T06:08:00.007-07:002020-09-26T04:34:58.629-07:00„Die Angst vor dem Verlust kann so stark werden...“<p style="text-align: justify;"></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEheWu1TH6Vj8Zbd6IYJt-N71Wy-AqFWMJZe3_CX7Wmv2hlOAjd0A5Obp7Qxc78eW2wC7ylXy0w-6k2A1We_HTFUs-GERemP_WA8NOghqhS-Dok8zkfc-8UtkzWHubJZrxkFbJXrY8KdRDU/s1116/mutterteresa.jpg" style="clear: right; float: right; margin-bottom: 1em; margin-left: 1em;"><img border="0" data-original-height="697" data-original-width="1116" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEheWu1TH6Vj8Zbd6IYJt-N71Wy-AqFWMJZe3_CX7Wmv2hlOAjd0A5Obp7Qxc78eW2wC7ylXy0w-6k2A1We_HTFUs-GERemP_WA8NOghqhS-Dok8zkfc-8UtkzWHubJZrxkFbJXrY8KdRDU/s320/mutterteresa.jpg" width="320" /></a></div>Was muss sich in der katholischen Kirche ändern?<p></p><p style="text-align: justify;">Denken Sie doch mal kurz nach – was steht auf ihrer eigenen Liste?</p><p></p><ol style="text-align: left;"><li style="text-align: justify;">Lebensform der Priester?</li><li style="text-align: justify;">Rolle der Frauen?</li><li style="text-align: justify;">Kirchensteuer?</li><li style="text-align: justify;">Umgang mit den Themen Sexualität, Liebe, Ehe?</li><li style="text-align: justify;">Verhältnis zu den anderen Kirchen und Konfessionen?</li><li style="text-align: justify;">Umgang mit Macht, Geld, Einfluss?</li><li style="text-align: justify;">Umgang mit Verbrechern in den eigenen Reihen und deren Opfern?</li><li style="text-align: justify;"> </li><li style="text-align: justify;">...</li></ol><div style="text-align: justify;">Ach, es liegt so viel im Argen… </div><p></p><p style="text-align: justify;">Mutter Theresa, die aus Albanien stammende Ordensschwester, die fast ihr ganzes Leben lang in Indien tätig war und in der ganzen Welt wie eine Heilige verehrt wurde und wird, sie sagte einmal auf die Frage, was sich in der Kirche ändern müsse: </p><p style="text-align: justify;"><b>Nur zwei Dinge: „Sie und ich!“</b></p><p style="text-align: justify;">Dieser Spruch wird sehr gern zitiert, wenn die Verteidiger eines idealisierten Kirchenbildes auf notwendige Reformen angesprochen werden. </p><p style="text-align: justify;">Ich hatte in den letzten Tagen etwas Zeit, um in den sozialen Medien, in Zeitungsartikeln und im Fernsehen die Versammlung unserer Bischöfe in Fulda zu verfolgen. An dem, was mich rund um die Bischofsversammlung berührt und beschäftigt hat, möchte ich euch teilhaben lassen. </p><p style="text-align: justify;">So hatte ich gestern, als ich das Mittagessen für die Familie zubereitete, die Stimme von Georg Bätzing im Ohr. Wirklich, ein liebenswürdiger Typ der neue Vorsitzende. Ein anderer Ton! Manchmal redet auch er um den heißen Brei herum. Alles mit Höflichkeit und Freundlichkeit. Ein Schlüssel-Moment wie vor einigen Monaten scheint bei ihm kaum möglich: Wer erinnert sich nicht, als sich die Bischöfe Ackermann und Marx auf die Frage nach persönlichen Konsequenzen aus dem Missbrauchsskandal (Rücktritt eines oder mehrerer Bischöfe) ratlos anschauten, bevor der damalige Vorsitzende sich zu einem sehr verbissenen NEIN durchrang.</p><p style="text-align: justify;">Lockere Sprüche über Verbloggen und Verblöden kämen dem Neuen wohl kaum in den Sinn. </p><p style="text-align: justify;">Das Gegenstück zur abschließenden Pressekonferenz war ein erstes Pressegespräch zu Beginn. Da schilderte der freundliche Vorsitzende die Situation, die durch das Schreiben aus dem Vatikan zum Thema der eucharistischen Gastfreundschaft entstanden war. In allergrößter Freundlichkeit machte er sogar ausdrücklich Werbung für die Tagespost, die ein vatikanisches Schreiben veröffentlicht hatte, zu dem der Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz selbst noch gar nicht sagen konnte, ob und wann es denn veröffentlicht werden dürfte, also jetzt offiziell. </p><p style="text-align: justify;">In der ZEIT war zu lesen, dass der apostolische Nuntius den an Bischof Bätzing adressierten Brief zeitgleich allen deutschen Bischöfen geschickt hatte. Und irgendwo zwischendrin hatte jemand den Brief auch gleich der Tagespost gegeben. Darüber war der freundliche Vorsitzende zu Recht wenig erfreut, wie eine Mail zeigte, die irgendwie den Weg in die ZEIT gefunden hatte.</p><p style="text-align: justify;">Man beginnt zu verstehen, dass sich mancher Beobachter die Zeit handgeschriebener, gesiegelter Briefe zurückwünscht, die mit berittenen Boten über die Alpen transportiert werden. </p><p style="text-align: justify;">Ganz offensichtlich herrscht unter unseren Bischöfen keineswegs eitel Freude und Einigkeit, wenn sie in Fulda zusammen kommen. </p><p style="text-align: justify;">Die Leseordnung der Liturgie lieferte Kardinal Woelki, in dem Manche neuerdings den Retter ihres Kirchenideals sehen, eine echte Steilvorlage für seine Predigt. Die dieser natürlich verwandelte: Wenn die Leute das Wort Gottes nicht gerne hören... „Da ist dann unter Umständen die Versuchung groß, dem Wort Gottes etwas hinzuzufügen, um es angenehmer zu machen.“ Zustimmenden Applaus gab es im Netz von seinen alten und neuen Fans. Ja, es lohnt sich wirklich, die Predigt von Kardinal Woelki von Anfang bis zum Ende zu lesen. Schön, dass er die Herausforderungen der Lesungstexte sehr persönlich aufgenommen hat. Es geht darin nämlich auch um Auftritt, Macht und Reichtum.</p><p style="text-align: justify;">Hören wir kurz zu: </p><p style="text-align: justify;"><i>„Aber wer würde sich denn dann auch gegen Reichtum wehren?</i></p><p style="text-align: justify;"><i>Warum betet da jemand, dass der Herr ihn davor bewahren möge und erbittet sich nur das Brot, das nötig ist? Auch aus dieser Bitte, liebe Schwestern, liebe Brüder, spricht eine tiefe psychologische Erkenntnis: wer reich ist, wer viel hat, der kann auch viel verlieren. Die Angst vor dem Verlust kann so stark werden, dass man am Ende den Herrn verleugnet.“</i></p><p style="text-align: justify;">Ist das nicht eine großartige Erkenntnis, wenn man durch diese Brille mal auf die aktuelle Krise der Kirche schaut? <b><i>„Die Angst vor dem Verlust kann so stark werden...“ </i></b></p><p style="text-align: justify;">Lesen Sie mit diesem Satz im Herzen mal, was Bischof Ackermann auf die Frage gesagt hat, warum bis heute kein Bischof aufgrund des kirchlichen Versagens im Umgang mit den Missbrauchs fällen zurückgetreten ist. Oder das Interview, dass Erzbischof Heße in der ZEIT gegeben hat und seine Antworten auf die Frage nach persönlicher Schuld. </p><p style="text-align: justify;">„Exzellente Fragen an seine Exzellenz.“ kommentierte Christiane Florin. Und ließ sich bei facebook auf die Diskussion mit einer Dame ein, die die Überforderung der Bischöfe durch die Herausforderungen der Missbrauchsfälle entschuldigend ins Feld führte. Bischöfe und Priester sollten solche Leitungsposten in der Verwaltung, als Personal- oder Finanzchef nicht ausüben. Das sollten Laien tun. Bischöfe und Priester seiden dort schlicht überfordert, die seien doch berufen, das Wort zu verkünden, die Sakramente zu spenden, die Hl. Messe zu feiern. </p><p style="text-align: justify;"><i>„Bei uns stiehlt man sich nicht durch Rücktritt aus der Verantwortung“</i>, so Bischof Ackermann sinngemäß. </p><p style="text-align: justify;">Ja, es ist schwierig! Nicht nur in der Kirche. Das zeigte an anderer Stelle eine große Geburtstagsanzeige für Hartmut von Hentig in der FAZ. Wie geht man mit einem Heroen der Reformpädagogik um, der nur schwer einsehen konnte, dass sein Freund und Lebensgefährte furchtbar an Kindern gehandelt hatte, dass er damals in der Odenwaldschule zum Verbrecher wurde? Wie geht man mit einem Kardinal um, der nicht sehen wollte, was in der Eliteeinrichtung der Regensburger Domspatzen geschehen war, durch renommierte Persönlichkeiten, denen man vertraute, und die musikalisch Großartiges geleistet hatten?</p><p style="text-align: justify;">Was tun, wenn sich liebenswürdige Menschen, großartige Meister ihres Fachs und im kirchlichen Kontext: aufopferungsvolle, kirchentreue oder moderne Priester als janusköpfig erweisen und wenn man plötzlich der hässlichen Fratze ins Angesicht blicken muss?</p><p style="text-align: justify;">Und was ist in Rom los? Ein Dreizeiler des vatikanischen Presseamtes von gestern Abend machte bekannt, dass Kardinal Giovanni Angelo Becciu (72), der Präfekt der Heilig- und Seligsprechungskongregation des Vatikans, von diesem Amt zurückgetreten ist und auf alle mit der Kardinalswürde verbundenen Rechte verzichtet. Solch einen Vorgang hat es in der Römischen Kurie noch nie gegeben. Über die Hintergründe ist kaum etwas bekannt, ob dessen Beteiligung an einem umstrittenen Geschäft des Vatikan in London für diesen Absturz eine ausreichende Erklärung ist?</p><p style="text-align: justify;">Man darf gespannt sein. Papst Franziskus will eine arme Kirche an der Seite der Armen. Davon ist immer wieder zu lesen. Wie passt das mit Immobiliengeschäften in London zusammen? Wie passt das damit zusammen, dass Paderborn nach einem gründlichen Blick in die Schatullen nun vermeldet, dass dort 7,15 Milliarden Euro liegen?</p><p style="text-align: justify;">Angesichts der 114,7 Milliarden, über die Bill Gates allein verfügt, mag das auch nicht so unfassbar viel sein, aber die Nachricht überraschte schon. Und trägt nicht zum positiven Bild bei, das die Kirche in der Öffentlichkeit bietet. Dabei ist der Kardinalfehler sicher nicht, dass ein Bistum gut wirtschaftet und evtl. Überschüsse gut anlegt. Für mich ist der Kardinalfehler, dass es erst jetzt vermeldet wird und dass wir nicht seit Jahren für die notwendige Transparenz sorgen. </p><p style="text-align: justify;">Und jetzt lesen Sie noch mal die Predigt von Kardinal Woelki oder den von mir zitierten Satz daraus. </p><p style="text-align: justify;">Ich bin dankbar, dass es uns in der Kirche gelungen ist, deutlich verantwortlicher mit dem Geld der Gläubigen umzugehen, als dies in manchen anderen Bereichen des öffentlichen Lebens geschehen ist. Wie gut, dass wir nicht bis über beide Ohren verschuldet sind. Aber es sei auch erinnert an die Haltung des Heiligen Franziskus und den großen, heute fast vergessenen Streit um die Katharer und deren Idee einer besitzlosen Kirche. Mir kommt der Gedanke in den Sinn, mit dem die Kartäusermönche ihre Form des einsamen Lebens erklären: So viel Einsamkeit wie möglich – so viel Gemeinschaft wie nötig. Also: So viel Armut und Einfachheit wie möglich – so viel Besitz wie nötig. </p><p style="text-align: justify;"><i>„Wenn ich mir das vorstelle: ganz ohne Geld, ohne Vorratstasche, ohne alles loszulaufen.“</i> – sagt Kardinal Woeki in seiner Predigt. </p><p style="text-align: justify;">Diese Form der Besitzlosigkeit würde man sich in vielen anderen Bereichen der Kirche wünschen. Sicher auch in allen Fragen der Machtausübung und des Umgangs mit den einfachen Gläubigen. </p><p style="text-align: justify;">Ich will mal ein winziges, persönliches Beispiel bringen, ein Erleben der jüngsten Tage. Als einziges deutsches Bistum hat Limburg als zweiten Patron den Hl. Bischof Nikolaus. Der vormalige Limburger Bischof Franz Peter Tebartz van Elst hatte im Portal des Bischofshauses eine Darstellung des heiligen Kinderfreundes einarbeiten lassen. Vor dem Sommer schrieb ich daher dem Bischof von Limburg eine längere e-mail. Ich bat ihn um ein geistliches Wort für unsere Schokoladen-Nikolausaktion, bei der wir jedes Jahr eine Nikolauslegende mit einem Bischöflichen Wort veröffentlichen. Ich legte Flyer mit den Texten verschiedener Bischöfe und Kardinäle bei, die das in den letzten Jahren schon für uns getan hatten, damit er nicht denkt, es mit irgendwelchen windigen Leuten zu tun zu haben. Nachdem dann sechs Wochen keine Reaktion kam, dachte ich: Schreib noch mal ordentlich per Post. Also machte ich einen Brief fertig und schickte ihn per Post nach Limburg. Jetzt, wo es etwas knapp wird, um noch einen Flyer zu erstellen fragte ich noch mal sehr freundlich und ausführlich in seinem bischöflichen Büro, ob man mir wenigstens mitteilen könnte, ob ich mit einer Antwort rechnen könnte. Bis heute habe ich auf diese drei Anschreiben keine Antwort erhalten. Weder eine Absage noch ein vertröstendes Schreiben. Nichts. </p><p style="text-align: justify;">Kurz vorher hatte ich im Frühsommer auch den Wiener Kardinal Schönborn angeschrieben, mit Verweis auf die österreichische Herkunft unserer Nikoläuse. Der reagierte nach wenigen Tagen mit einer wirklich liebenswürdigen Absage und dem Hinweis auf seine angegriffene Gesundheit.</p><p style="text-align: justify;">Jetzt kam ich in Not und folgte dem ursprünglichen Gedanken und schrieb auf deutsch eine Mail an das Erzbistum Ljubljana in Slowenien. Nur wenige Tage später meldete sich der Weihbischof persönlich und übersandte mir ein schönes geistliches Wort zum Hl. Nikolaus, dem Patron der Kathedralkirche des Erzbistums Laibach. Ebenfalls sehr liebenswürdig und sehr direkt.</p><p style="text-align: justify;">Das mag alles Zufall sein oder der "Vielfalt der Zuschriften und Anfragen geschuldet". Dennoch, manch einer kann ein Lied singen von solchen Erfahrungen in der Kommunikation mit kirchlichen Stellen. Auch in weit existentielleren Fragen.</p><p style="text-align: justify;">Vor dem Fuldaer Dom standen einige Frauen der KfD und wollten einen eigens gestalteten Zollstock an die Bischöfe überreichen. Eine gute Anzahl der Bischöfe sei aber kommentarlos vorbei gegangen und habe das Geschenk nicht in Empfang genommen. </p><p style="text-align: justify;">Ein Bischof ist ein wichtiger Mann. Ein Mensch mit Einfluss, Verantwortung, Macht. Er beschäftigt in Deutschland tausende von Menschen (unter dem Strich), unterstützt von einer großen Verwaltung. Wohin er kommt erregt er Aufmerksamkeit und erfährt eine herausgehobene Behandlung. Wenn er eine Gemeinde besucht (visitiert) zeigt man sich von der besten Seite. Bevor man den Bischof mit kritischen Fragen konfrontiert muss schon Druck auf dem Kessel sein. Korrekt spricht man ihn mit "Exzellenz" an. Ich frage mich oft, wie das alles seine Weltsicht prägt. </p><p style="text-align: justify;">Aber, wir müssen sehr klar erkennen, dass all die Macht und Bedeutsamkeit eines Kirchenamtes die Kirche nicht aufbaut. Ohne "Jünger", ohne "Follower", ohne einfache Gläubige ist ein Bischof oder Priester nichts. Und ohne Menschenfreundlichkeit und tiefe Frömmigkeit auch nicht. </p><p style="text-align: justify;">Wir kommen nicht umhin, die Menschen vom Glauben zu überzeugen und für die Kirche zu gewinnen. Die Botschaft muss gewinnend sein und der Überbringer auch überzeugend. Dabei meine ich nicht "nach dem Mund reden" und einschleimen oder irgendwelche Formen des geschickten Marketing. Was wahr und richtig ist, das darf auch mal ungemütlich und unbequem sein. Auch da gebe ich Kardinal Woelki recht. Aber nicht alles, was ungemütlich und unbequem ist ist auch gleich wahr und richtig. </p><p style="text-align: justify;">Der Bischof von Görlitz, Wolfgang Ipolt meldete sich am Rande der Herbstvollversammlung der Bischofkonferenz im Gespräch mit der Wochenzeitung „Die Tagespost“:<i> „Zum einen missfalle ihm der Ton, in dem oft Kritik geäußert werde…“ Wenn Menschen, die selbst Angestellte der Kirche seien, "das eigene Nest beschmutzen", müsse man daran erinnern, dass es das Geld der Gläubigen sei, mit dem die Kirche sie bezahle. Genauso verhalte es sich mit dem Reformprozess an sich: "Diese Veranstaltung, wer bezahlt sie denn? Wer gibt dieses Geld?", fragte Ipolt. Es seien die einfachen Gläubigen, die in die Kirche gingen. Für sie wolle er "eine Lanze brechen", deren Glauben müsse man stärken.</i></p><p style="text-align: justify;"><i>Zum anderen äußerte sich der Görlitzer Bischof kritisch über das oftmals sehr theologische Niveau der Debatten, dem "einfache Gläubige oft nicht folgen können". Daher plädiere er dafür, ein theologisches Fundament aufzubauen, auf dem alle Seiten – Bischöfe, Laien, Frauen und Männer – lernen müssten, gemeinsam zu reden. "Das sehe ich im Augenblick als die größte Herausforderung an", so Ipolt.“</i></p><p style="text-align: justify;">Da erscheint vor meinem geistigen Auge die kleine Schwester aus Kalkutta mit ihrer Bemerkung zur Kirchenreform. Und flüstert mir ins Ohr: Ändern in der Kirche müssen Sie sich, Bischof Ipolt! Und diejenigen, die Sie „Nestbeschmutzer“ nennen natürlich auch. </p><p style="text-align: justify;">Interessant, dass ein Bischof sich zum Anwalt der kleinen Leute in der Kirche macht. Ich hoffe, das gilt auch noch dann, wenn über den Bau eines Bischofshauses entschieden wird oder den Neubau einer Bistumsverwaltung, den Abriss einer Kirche oder den Ankauf eines Gästehauses in Rom. </p><p style="text-align: justify;">Interessant, dass ein Bischof für ein Diskussionsniveau plädiert, dem die einfachen Leute zu folgen in der Lage sind – während der ein oder andere Mitbruder gerade die Volkstümlichkeit der Diskussion beklagt, deren theologisches Niveau zu wünschen übrig lasse. </p><p style="text-align: justify;">Interessant, dass man kritische Kirchenangestellte (ich denke, wir reden hier von Menschen, die sich als Priester, Pastoralreferent*innen, engagierte Verbandsvorstände, Theologieprofessor*innen, sogar Bischöfe) in den Dienst der Kirche gestellt haben aufgrund ihres kritischen Tons als „Nestbeschmutzer“ bezeichnet. </p><p style="text-align: justify;">Es ist leider mitnichten so, dass „die einfachen Gläubigen“ die Kirche der 60er Jahre zurück wollen. Ich erlebe es zunehmend, auch bei den Treuesten der Treuen, dass sie den Zölibat oder die exklusive Stellung der Priester im Gefüge der Kirche in Frage stellen. Inzwischen komme ich immer mehr in die Situation, die Kirche und ihre Traditionen verteidigen zu müssen, selbst dort, wo es die einfachen Leute sind, die Woche für Woche in die Kirche kommen. </p><p style="text-align: justify;">Es ist schön, dass Bischof Ipolt via Tagespost einmal einen Bick in sein Herz und seine Empfindungen möglich gemacht hat. Trotzdem irritiert diese Weltsicht. Mit der „Nestbeschmutzer“ – Keule kann ich jede Kritik abbügeln. Und vom Tisch wischen. Natürlich braucht es Kritik. Es braucht auch schmerzhafte Kritik. Und ein Ringen um die Wahrheit. Und es braucht gute Antworten, die auch dann überzeugen, wenn sie nicht von der machtvollsten Seite gegeben werden. </p><p style="text-align: justify;">Hier sei einmal an den heiligen Benedikt und seine Regel erinnert: Im dritten Kapitel legt der dem Abt nahe: „Tue alles mit Rat, dann brauchst du nach der Tat nichts zu bereuen.“ Für Benedikt spielt dabei sogar der Rat der Jüngsten eine wichtige Rolle. Der Abt soll ihn einholen, weil die Jüngsten dem Ideal noch sehr nah sind. Von dieser Dialogkultur könnte die Kirche lernen und wirklich profitieren. </p><p style="text-align: justify;">Die katholische Welt in der ich lebe, hat unterschiedliche Dialogräume. Da ist einmal die Gemeinde er einfachen Gläubigen, die in die Kirche gehen. Und dann ist da das Dekanat, das Bistum in dem ich tätig bin und die einen Rahmen bilden, der mir die pastorale Arbeit vor Ort überhaupt möglich macht. Und schließlich die katholische Blase in der ich mich bewege, was ich also so in sozialen und öffentlichen Medien wahrnehme und teils bei facebook diskutiere. </p><p style="text-align: justify;">Darin ist in der Szene derjenigen, die eine ideale, am Lehramt ausgerichtete Kirche erträumen, gerade mal wieder gern vom Schisma die Rede. Einige sehnen das offenbar herbei. Da heißt es, der Papst habe Bischof Bätzing bei seinem Antrittsbesuch gesagt, es gäbe ja in Deutschland schon eine evangelische Kirche und die deutschen Bischöfe mögen doch bitte keine weitere protestantische Kirche gründen. Man wisse um diese Bemerkung aus sicherer Quelle und wenn es nicht wahr sei, so sei es doch gut erfunden. Viele aus meiner Blase kommentieren kritische Wortmeldungen turnusmäßig mit der Aufforderung, die Kirche zu verlassen und sich den Protestanten anzuschließen. In Rom schüttele man sowieso den Kopf über die deutsche Kirche. Einzelne Diskutanten schmähen Bischöfe als Häretiker, Schismatiker, Bischofsdarsteller, Karrieristen. Mit leichter Hand trennt man die Spreu vom Weizen im deutschen Episkopat. Die Guten ins Töpfchen, die „Schlechten“, die „Mietlinge“ ins Kröpfchen. Kardinal Woelki hat man dann noch schnell vor dem hungrigen Schnabel des Täubchens bewahrt und ins Töpfchen gerettet. </p><p style="text-align: justify;">Gerade die Kritiker des synodalen Weges haben offenbar das Ohr gewisser Kreise im Vatikan. Daher tragen sie auch Verantwortung dafür, ob sie und wie sie die Berichterstattung zuspitzen.</p><p style="text-align: justify;">Mir gefällt auch nicht, wenn Kreuze pink angepinselt werden oder Gebet und Gottesdienst zu kirchenpolitischen Zwecken zugespitzt werden. Selbst wenn die Anliegen dahinter mehr als berechtigt sind. </p><p style="text-align: justify;">Bischof Ipolt hat recht. Die einfachen Gläubigen können dem „oft nicht folgen“ und auch mir missfällt der Ton, in dem ein Bischof Overbeck, ein Bischof Bätzing, ein Bischof Bode, ein Kardinal Marx kritisiert werden. Mir missfällt auch der Ton in dem ein Bischof Voderholzer, ein Weihbischof Schwaderlapp, ein Kardinal Woelki kritisiert wird. Und letztendlich missfällt mir auch der Ton, in dem Bischöfe und Kardinäle sich gegenseitig kritisieren. </p><p style="text-align: justify;">In der Beziehung bin auch ich „einfacher Gläubiger“, der mit seiner Kirchensteuer all das bezahlt und der auch von der Kirchensteuer bezahlt wird. </p><p style="text-align: justify;">Und ich wünsche mir nichts mehr als ein sauberes Nestchen. </p><p style="text-align: justify;">Aber manchmal muss man sich auch einfach hinstellen und sagen: Schaut bitte mal hin, wie vollgeschissen dieses Nest inzwischen ist. </p><p style="text-align: justify;">Ich habe kein Rezept, wie wir zurückkommen zu einer Kirche, </p><p style="text-align: justify;"></p><ul><li>in der Jesus Christus so verkündigt wird, dass es seinem Wirken auf Erden ganz nahe kommt, </li><li>in der Gott angebetet wird und in der ich Kraft für mein Leben tanken kann, </li><li>in der das Evangelium wirklich allen Menschen verkündigt und angeboten wird, </li><li>ohne dass diese Kirche sich zu einer Kirche der Wahren und Reinen verzwergt </li><li>und der Glaube in unserem gesellschaftlichen Leben keine prägende und gestaltende Bedeutung mehr hat, </li><li>weil er nur noch in Sonderwelten gelebt wird. </li></ul><p></p><p style="text-align: justify;">Ich bin sicher, die einfachen Gläubigen wünschen sich eine Kirche, die in den Dörfern und Städten präsent ist. Die gastfreundlich ist und ein offenes Ohr hat. Deren Türen offen stehen für alle und in denen das Evangelium in seiner ganzen Fülle verkündet wird. Sie wünschen sich, dass vom Evangelium Impulse für das alltägliche Leben ausgehen und dass Menschen in der Kraft des Evangeliums das Leben in den Städten und Dörfern prägen. Sie wünschen sich eine Kirche, die da ist in der Not und die da bleibt, auch wenn sie Fehler gemacht haben. Sie wünschen sich Kirchenvertreter. Sie möchten diese Kirche mitgestalten und Ideen einbringen. Sie möchten, dass in dieser Kirche Männer wie Frauen gleichberechtigt sind und dass ihr Rat in jeglicher Hinsicht gehört wird. Sie wünschen sich, dass in der Kirche kein Unrecht und kein Verbrechen geschieht. Sie wünschen sich, dass ihre Kinder sicher und geschützt sind und dass Menschen miteinander auf Augenhöhe umgehen. Sie wünschen sich Hirten mit dem Geruch der Schafe, die mal voran gehen, mal mit ihnen gehen und mal der Herde folgen. Sie wünschen sich keine Skandale und keine Karrieristen in der Kirchenleitung und eine Kirchenverwaltung, die mithilft, dass der Glaube in der Familie und in der Gemeinde gelebt werden kann. Sie wünschen sich Leitungspersönlichkeiten, die nicht Herren des Glaubens, sondern Diener der Freude sein wollen. Sie wünschen sich einen barmherzigen Umgang mit allen Gescheiterten und beherzte Hilfestellung, dass diese umkehren und neu beginnen können. Sie wünschen sich...</p><p style="text-align: justify;">Was für ein weises Wort der Heiligen aus Kalkutta: <b>Sie und ich!</b></p><p style="text-align: justify;">Was für ein weises Wort des Bischofs von Görlitz: <b>Die einfachen Gläubigen!</b> Selbst die, die nicht immer in die Kirche kommen, möchte man ergänzen.</p><p style="text-align: justify;">Was für ein weises Wort des Kardinals von Köln: <b>Die Angst vor dem Verlust kann so stark werden.</b></p><p style="text-align: justify;">Vielleicht sollten wir einfach wieder mehr aufeinander hören, miteinander reden, gemeinsam beten. Und alle Verdächtigungen, alle taktischen Spielchen, alles Bewerten von Menschen hintan stellen. </p><p style="text-align: justify;">Hoffentlich gelingt es mir auch ganz persönlich, dem Wort von Mutter Theresa gerecht zu werden. Und wenn es mal nicht gelingt, will ich es immer wieder neu versuchen. </p><p style="text-align: justify;">Predigt von Kardinal Woelki: <br /><a href="https://dbk.de/fileadmin/redaktion/diverse_downloads/presse_2020/2020-147-HVV-Fulda-Predigt-Kard.-Woelki.pdf">https://dbk.de/fileadmin/redaktion/diverse_downloads/presse_2020/2020-147-HVV-Fulda-Predigt-Kard.-Woelki.pdf</a></p>Markus Gehlinghttp://www.blogger.com/profile/03601483024904119330noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-3145452358057443603.post-6351704731042406022020-09-09T02:55:00.007-07:002020-09-10T07:05:35.120-07:00Bitte, nicht schon wieder... - "ein Bischof tritt noch vor seiner Weihe zurück!"<p></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEidQDbCBz7HYdIJYgdpwaW9jb0szGBXBkLNE7B1CuWnSC186ZMdrXBIuyzKGuNvhvuxdiB1eypp02jAnA7Zd0-Mme1i0BYg39r7oG9lUlex2X-097ymgPJHF77P-RgQyEGv1OLMOreAoAg/s2048/Lucas_Cranach_d.%25C3%2584._-_Adam_und_Eva_%2528Gem%25C3%25A4ldepaar%2529%252C_Herzog_Anton_Ulrich-Museum.jpg" style="clear: right; float: right; margin-bottom: 1em; margin-left: 1em;"><img border="0" data-original-height="2048" data-original-width="1498" height="320" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEidQDbCBz7HYdIJYgdpwaW9jb0szGBXBkLNE7B1CuWnSC186ZMdrXBIuyzKGuNvhvuxdiB1eypp02jAnA7Zd0-Mme1i0BYg39r7oG9lUlex2X-097ymgPJHF77P-RgQyEGv1OLMOreAoAg/s320/Lucas_Cranach_d.%25C3%2584._-_Adam_und_Eva_%2528Gem%25C3%25A4ldepaar%2529%252C_Herzog_Anton_Ulrich-Museum.jpg" /></a></div>Ein ganz normaler Dienstag in der ersten Septemberhälfte 2020: <p></p><p>Ich scrolle mein Facebook heute einmal fix durch, mal sehen, was sich so tut in der katholischen Welt. Es ist so, dass sich meine Info-Blase bei Facebook (neben Schafen, Heimatnachrichten und Bienen) auf Kirchenthemen focussiert: </p><p></p><ul style="text-align: left;"><li>Die englische Abtei Downside löst sich auf. Die wenigen, verbliebenen Mönche litten an der Schuld, die ihre Mitbrüder auf sich und auf sie geladen haben. Ein Missbrauchsskandal im angeschlossenen Elite-Internat war vor 6 Jahren aufgedeckt worden. <br /><br /></li><li>Der erwählte Bischof eines amerikanischen Bistums reicht seinen Rücktritt schon vor der festlichen Weihe ein, weil ihn Missbrauchsvorwürfe einholen. <br /><br /></li><li>Einem Eichstätter Vatikan-Diplomaten werfen zwei Mitbrüder sexuelle Übergriffe im Schatten des Petersdoms vor. Der Vorgesetzte hätte sie zu sexuellen Handlungen gezwungen. <br /><br /></li><li>Freunde eines indischen Priesters, unterstützt durch seine jetzige Einsatzgemeinde starten eine Petition. Der Priester beklagt sexuelle Übergriffe eines ehemaligen Kreisdechanten, den zögerlichen Umgang des Bistums Münster damit und die sehr unsensiblen Verlautbarungen der betreffenden Stellen.</li></ul><p></p><p style="text-align: justify;">Seit 2010 schauen wir aufgrund des Missbrauchsskandals durch eine neue Brille und mit einem anderen Blick auf die katholische Kirche. Ich brauche die traurigen Fakten nicht zu wiederholen. Der Privatsekretär von Papst Benedikt XVI., Erzbischof Georg Gänswein nannte die Aufdeckung das 9/11 der katholischen Kirche. Ganz von der Hand zu weisen ist nicht, dass die Mißbrauchstäter in Priesterhemd, Ordenskleid und Soutane ihren Opfern unendliches Leid zugefügt habe und dass ihre Taten nun auch in der Kirche verheerende Auswirkungen zeigen. </p><p style="text-align: justify;">Auch wenn ich den Vergleich nicht mag, es kommt mir aktuell so vor, als wird der Moment beschrieben, wo die Zwillingstürme nach dem Einschlag der Flugzeuge für kurze Zeit noch stehen. </p><p style="text-align: justify;">Die Verbrechen zu vertuschen, das war wie wenn man ein in seiner innersten Struktur schwer beschädigtes Gebäude mit etwas Putz und Farbe wieder schön macht. Über Jahrzehnte waren offenbar kirchliche Obere, Bischöfe, Kardinäle und sogar Päpste mit dem Farbeimer unterwegs, um die bröckelnden Bauten, ja die Gräber – um es biblisch zu sagen – zu übertünchen. </p><p style="text-align: center;"><b>So wird das nichts, mit dem Neuanfang! </b></p><p style="text-align: justify;">Dieser Satz schoss mir gestern nach dem kurzen Blick auf meine facebook-Timeline durch den Kopf. Wann liegt endlich alles auf dem Tisch?</p><p style="text-align: justify;">Die Hoffnung, dass mit der Aufdeckung und Aufarbeitung des Skandals irgendwann einmal wieder Ruhe und Alltag in der Kirche einkehren könnte, dass wir langsam wieder eine Vertrauensbasis aufbauen könnten, dass man irgendwann wieder mit stiller Freude und Stolz in einer Runde sagen könnte: <b><i>„Ja, ich stehe zur katholischen Kirche, das ist eine großartige Gemeinschaft.“</i></b>, diese Hoffnung schwindet mehr und mehr dahin. Es kommt mir vor wie mit Corona, immer mehr wird uns bewusst, dass es – wenn überhaupt – lange dauern wird, bis so etwas wie Normalität wieder in unser gesellschaftliches und familiäres Leben einkehren kann.</p><p style="text-align: justify;">Mit Blick auf den Missbrauchsskandal in der Kirche haben wir es offenbar mit einem vielschichtigen Phänomen zu tun, das viele Facetten kennt. Besonders schmerzhaft ist es, dass man das nicht „outsourcen“ kann, es gibt augenscheinlich nicht die an sich gute Kirche, aus der man eine Art „Krebsgeschwür“ mit Hilfe von Aufdeckung, Aufklärung und Prävention und Einschärfung strikter Regeln ausmerzen kann. Selbst traditionalistische Gemeinschaften, die sich selbst als reine Kirche sehen kennen Missbrauch in den eigenen Reihen.</p><p style="text-align: justify;">Es ist auch nicht der „Rauch des Satans“, der aufgrund des immer lockereren gesellschaftlichen Umgangs mit der Sexualität in die Kirche eingedrungen ist. Dazu gibt es zu viele Beispiele von menschlich und geistlich scheinbar tadellosen, „heiligmäßigen“ Missbrauchstätern. Sie haben die fromme Fassade bewusst ausgebaut, um eine dunkle Seite ihrer Persönlichkeit sorgfältig zu verbergen. Teilweise sogar vor sich selbst. Dabei spielte es keine Rolle, ob die Fassade nun „liberal“ oder gar „erzkonservativ“ angestrichen war. Selbst grausamste Missbraucher haben mit großartigen Predigten das Herz der Menschen berührt, moderne Priester haben junge Menschen für die Kirche begeistert, manchen gelang es, junge Katholiken für ein Lebensengagement in Kirche, Orden oder Priesteramt zu interessieren. Die Gründer neuer geistlicher Gemeinschaften konnten sogar den Hl. Vater selbst für ihre neuen Aufbrüche begeistern. Selbst wenn sie ihm morgens in einer privaten Audienz begegneten zerriss es sie offenbar nicht, am Abend schon eine junge Schwester oder einen Bruder in ihr Bett zu drängen und deren Verstörung mit frommen Floskeln zu vernebeln.</p><p style="text-align: justify;">Solches Handeln zerstört die Struktur der Kirche bis ins Mark. Verantwortliche, die solches Handeln vertuschen, sorgen dafür, dass die Schäden nicht beseitigt werden, sondern inzwischen als irreparabel zu Tage treten. Verantwortliche, die sich nicht entschlossen an die Seite der Opfer stellen und ihr Leid zu lindern trachten sorgen dafür, dass selbst die Grundmauern unserer Kirche unwiederbringlich zerfallen. Der Eckstein bleibt allein an seinem Platz. </p><p style="text-align: justify;">Aktuell stellt der „Synodale Weg“ die Lebensform der Priester, den Zölibat und die Sexualmoral der Kirche auf den Prüfstand. Ausdrücklich wird immer wieder der Missbrauchsskandal und seine Aufarbeitung als Anlass für den „Synodalen Weg“ benannt. Die Verteidiger der „wahren Lehre“ bekämpfen ihn mit allen Mitteln, sprechen sogar vom „Missbrauch, der mit dem Missbrauch“ betrieben werde, um den Zölibat und die Sexualmoral der Kirche „auszuhebeln“. Die sei ja nicht schlecht, denn hätten sich alle Priester immer an das gehalten, was die Kirche vorschreibe, wäre es ja nie dazu gekommen.</p><p style="text-align: justify;">Besonders der Zölibat ist umkämpft. Und der habe – so ist von verschiedener Seite zu hören – nichts mit dem Missbrauch zu tun. Da lohnt es sich, einmal die vier oben geschilderten Fälle anzusehen. Mindestens zwei davon erzählen von Priestern, die Priester missbrauchen. Dass Missbrauch von Kindern entsetzlich ist, darauf kann man sich leicht einigen. Aber wenn – wie aktuell in meinem Bistum – ein junger indischer Priester die Übergriffigkeit eines weithin geschätzten leitenden Pfarrers und Kreisdechanten beklagt, da fallen dann die Meinungen offenbar weniger eindeutig aus. Ähnliches liest man auch zum Fall des vatikanischen Prälaten, der heute in Eichstätt lebt und dem ähnliche Vorwürfe gemacht werden. Ein erwachsener Mann wird sich doch der Übergriffigkeit eines Vorgesetzten erwehren können? Ich frage mich, ob wir nach dem Skandal um Kindesmissbrauch jetzt eine innerklichliche #metoo – Debatte bekommen? Oder gar brauchen? Aus anderen Ländern klang sowas ja schon an, wenn Ordensfrauen Übergriffe durch Priester oder gar Bischöfe beklagen. Die übergriffigen Personen finden in der Regel leicht Unterstützer, die sie mit Zähnen und Klauen verteidigen. Und solche, die das alles nicht gut finden, aber sagen: „Er ist doch ein erwachsener Mann.“ Meist finden auch die Gerichte da wenig zu verurteilen, auch weil sie sich schwer tun, die feinen Mechanismen der Machtausübung in der Kirche zu verstehen. Wo im „normalen Leben“ die hübsche Sekretärin einigermaßen energisch die Übergriffigkeiten eines Vorgesetzten abwehrt dürfte es in der Kirche vermutlich weniger robust zugehen, wenn der leitende Pfarrer den eigenen Hintern tätschelt. </p><p style="text-align: justify;">In dem aktuellen Fall der beiden Priester aus Münster wissen wohl nur ganz wenige Personen, was da vorgefallen sein mag. Ich kann mir allerdings gut vorstellen, dass ein indischer Mitbruder in eine Art Schockstarre verfällt, wenn er eine Übergriffigkeit seines Vorgesetzten erlebt. Wer weiß schon wie harmlos es am Anfang erschien und welches Netz aus Schuldgefühlen, moralischen Überzeugungen und kulturellen Hürden einen entschlossenen Widerstand unmöglich macht?</p><p style="text-align: justify;">Stellen wir uns schlicht einmal vor, ein Priester neigt dazu, einer anderen Person eine Massage anzubieten. Ein Anderer nimmt (fast) jeden zur Begrüßung und zum Abschied in den Arm. Während einzelne das schätzen gewöhnen sich Andere langsam und widerstrebend daran und nehmen es hin, eher wenige erwehren sich. „Der ist halt so...“ „Und weil es der Pastor ist, kann es ja sich „soooo (sexuell) gemeint sein“. „Aber er kann so gut zuhören.“</p><p style="text-align: justify;">Wie reflektiert ist der Umarmer und Massierer mit sich selbst? Wird ihm klar, dass Umarmen und Massieren auch seine persönliche Bedürftigkeit stillt, dass es auch ihm gut tut zu Umarmen und Massieren? Wo konkret ist die Grenze und wer sorgt dafür, dass diese eingehalten werden? Wie kann ein Bistum angemessen reagieren? Wie ist es überhaupt möglich, einen kirchenrechtlich sauber installierten, aber durch übergriffiges Verhalten auffälligen Pfarrer (ohne eine eindeutige Verurteilung) aus dem Pfarramt zu entfernen (möglichst bevor das Kind in den Brunnen fällt). Und das scheinbar Harmlose kann durchaus – in gewissen Situationen ins Gefährliche abgleiten. Und auch der Täter wird sich in seinem Inneren die Dinge schön reden und vielleicht auch selbst daran glauben.</p><p style="text-align: justify;">Ich glaube inzwischen nicht mehr, dass der Zölibat ohne Risiken in dieser Beziehung ist. Er muss ernsthaft auf den Prüfstand. Obwohl ich grundsätzlich ein Freund dieser Lebensform bleibe und nicht einmal seine Abschaffung für Weltpriester fordern würde. Wenn es uns aber nicht gelingt, die jungen Priester auf dem Weg ihrer Reifung und Formung so zu begleiten, dass sie ihren Zölibat so einhalten können, dass sie nicht im Verborgenen (oder gar offen) Menschen für ihre sexuellen Bedürfnisse „gebrauchen“, dann ist der Preis für dieses prophetische Zeichen zu hoch. Viel zu hoch. </p><p style="text-align: justify;">So naiv es ist, den Zölibat mit Zähnen und Klauen als Risikofaktor für Mißbrauch auszuschließen, so naiv ist es, die Priesterehe als Lösung für alle Probleme zu propagieren. </p><p style="text-align: justify;">Wir müssen in der Kirche über Sexualität reden. Und damit vielleicht damit beginnen, ohne gleich die fein austarierte Sexualmoral zu bemühen. Wenn wir uns in den freien, westlichen Gesellschaften die Bilanz der sexuellen Revolution anschauen, so ergibt sich ein buntes, vielgestaltiges Bild. Wer einmal mit älteren Menschen in der Gemeinde über die katholisch geprägte gelebte Moral der 30er – 50er Jahre gesprochen hat, wird allerdings nicht nur Niedergang entdecken. </p><p style="text-align: justify;">Einige Beobachtungen aus unserer Zeit: </p><p style="text-align: justify;"></p><ul><li>Selbst junge, katholische Frauen haben keine Bedenken, sich im Freundeskreis eine Auswahl an Sexspielzeug anzuschauen.</li><li>Selbst Priester und Diakone werden als Konsumenten von Kinderpornografie erwischt. Grauenhafte Netzwerke und Straftaten werden nur ab und an aufgedeckt. </li><li>Priester besuchen Bordelle oder pflegen heimliche Partnerschaften.</li><li>Homosexuelle Paare werden auch in den Dörfern und Städten sichtbarer und selbstverständlicher.</li><li>Eltern und deren Kinder tun sich nach wie vor mit dem offenen Gespräch über Sexualität schwer. </li><li>Zahlreiche Menschen haben keinen Sex, Singles aber auch Paare.</li><li>Es gibt frei im Internet verfügbar jede Form von Pornografie. Kinder und Jugendliche werden damit früh konfrontiert. </li><li>One-Night-Stands sind fast normal, bei Tinder finden sich leicht Sexpartnerschaften. Es gibt noch weit eindeutigere Angebote im Internet.</li><li>Sexshops bieten die abstrusesten Sexspielzeuge und erzeugen damit eine neue, künstliche Normalität.</li><li>In einigen muslimischen Familien wird die „Jungfräulichkeit“ der Schwestern von Jungs verteidigt, die selbst jede Gelegenheit zum Sex nutzen. </li><li>Sexszenen im öffentlichen Fernsehen werden immer expliziter, die Privatsender gehen hier voran. </li><li>Prostitution changiert zwischen „Sugar Babe“ und brutalem Menschenhandel.</li><li>Eine „offene“ Partnerschaft wird normaler, Treue verliert an Wert, sich und dem Anderen sexuelle Abenteuer „gönnen“ wird als Wert deklariert. </li><li>Beziehungen zwischen mehr als zwei Personen werden denkbarer. </li><li>Jugendliche erleben immer früher „das erste Mal“. </li><li>Sexualität wird nicht immer auf Augenhöhe ausgelebt. Es gibt Menschen, die genießen Macht- und Gewaltausübung. Bücher wie "50 Shades of Grey" werden Bestseller mit Millionenpublikum.</li></ul><p></p><p style="text-align: justify;">Mit der „Freiwilligkeit“ als Maßstab allein ist das so eine Sache, wenn inzwischen schon Kurse angeboten werden, die Männern bzw. Frauen über persönlich Grenzen hinweg "helfen" sollen und an anderer Stelle im Pornogeschäft junge Darstellerinnen zu immer härteren Praktiken gedrängt werden. Pornografie prägt die gelebte Sexualität junger Menschen weit mehr als christliche Sexualethik.</p><p style="text-align: justify;">Mein Fazit: Die menschliche Sexualität ist extrem komplex und anfällig. Angesichts der Tatsache, dass immer weniger Menschen aufgrund ihrer Religiösität auch Maßstäbe für richtig und falsch oder eher richtig und eher falsch für ihre gelebte Sexualität entwickeln, bräuchte es auch gesellschaftlich eine breite und offene Debatte über die Vielgestaltigkeit der Sexualität. Da reicht es nicht, nur über Einzelthemen wie Pornografie, Sexualerziehung oder Prostitution zu reden. </p><p style="text-align: justify;">Mein früherer Seelsorgeamtsleiter, heute Generalvikar in Berlin, Pater Manfred Kollig SSCC fragte jüngst bei einem Treffen zum „Synodalen Weg“ in Berlin „für wen man denn die Sexualethik umformulieren wolle. Für alle Menschen? Für jene mit einer Gottesbeziehung? Oder Katholiken?“</p><p style="text-align: justify;">Die Frage ist interessant. Ich bin davon überzeugt, dass im Kern der katholischen Sexualethik Werte stehen (sollten), die allen Menschen, unabhängig von der Tiefe ihrer Glaubensüberzeugungen bei der menschlichen Ausgestaltung ihrer persönlichen Sexualität helfen könnten. Aber wir müssen auch in der Lage sein, offen und tolerant selbst mit jenen im Gespräch zu sein, die unsere ethischen Überzeugungen auf den ersten Blick ablehnen. </p><p style="text-align: justify;">Was tragen wir als Kirche zu dieser Debatte bei? Es ist viel zu billig zu sagen, wenn sich alle an die katholische Sexualmoral halten würden, dann hätten wir keine Probleme. Wir müssen konstatieren, dass sich offenbar selbst Priester, Bischöfe und Kardinäle, die ja die „fleischgewordene Moral“ der Kirche darstellen müssten, nicht daran halten. Nein, das schlechte Beispiel macht die katholische Ethik ja nicht schlecht. Aber wir sollten schon darüber reden, warum unsere Moralverkündigung von rund 99 Prozent der Menschen und sogar von 95 Prozent der Katholiken konsequent überhört wird. (Die Zahlen sind symbolisch gemeint, aber sicher nicht unrealistisch.) Dass inzwischen in der normalen Feld-, Wald- und Wiesengemeinde kaum noch über Sexualmoral gepredigt wird, dass die deutschen Bischöfe einst die Königsteiner Erklärung abgegeben haben, das halte ich in der Tat nicht für die Ursache dieses Phänomens, allenfalls für einzelne Symptome.</p><p style="text-align: justify;">Statt einem einzelnen Menschen im Detail zu erklären, warum er als Katholik kein Kondom anfassen soll, sollten wir ihm vermitteln können, welchen Schatz die gelebte Sexualität darstellt, welche Bedeutung die Fruchtbarkeit des Menschen in diesem Kontext hat. Wenn dann jemand mit guten Gründen (und seinem Gewissen gegenüber verantwortet) ein Kondom wegwirft, auf eine sexuelle Begegnung verzichtet oder ein Kondom verwendet, dann dürfen wir ab und an ein wenig stolz sein. Ich denke da eher so, wie es Antoine de Saint-Exupéry in einem berühmten Satz formuliert: <i>„Wenn du ein Schiff bauen willst, dann trommle nicht die Männer zusammen, um Holz zu beschaffen, Aufgaben zu vergeben und die Arbeit einzuteilen, sondern lehre die Männer die Sehnsucht nach dem weiten, endlosen Meer.“</i> Erst dann käme der handwerkliche Unterricht, denn Schiffbau ist auch eine Kunst.</p><p style="text-align: justify;">Die brennende Frage „Wie hilfreich ist die kath. Sexuallehre und die kath. Sexualmoral für die Ausprägung meiner persönlichen Sexualität und mein Sexualleben?" stellt sich nicht nur an den sog. Rändern der Kirche. Nein, sie brennt in ihrer Mitte, in ihrem Herzen. Und man kann leider nicht sagen, dass Lehre und Moral unschuldig geblieben sind mit Blick auf die Verbrechen, die die Kirche in ihren Grundfesten erschüttert haben und offenbar nach wie vor täglich erschüttern. Auch darüber müssen wir reden. Dringend!</p><p style="text-align: justify;">Ich hoffe, dass dies beim Synodalen Weg gelingt. </p><p style="text-align: justify;">Oder, dass es dort zumindest beginnt... </p><p style="text-align: justify;"><br /></p><p style="text-align: justify;"><b>Mehr Informationen</b>: </p><p style="text-align: justify;">Zum römisch - eichstättischen Prälaten: <br /><a href="https://www.die-tagespost.de/kirche-aktuell/aktuell/missbrauchsskandal-im-apostolischen-palast;art4874,211833?fbclid=IwAR29XzyzTtN8weDGAnTzpXP-_QLI39Q0aqEECOReZFyZLLzrixPYNFArNhw">https://www.die-tagespost.de/kirche-aktuell/aktuell/missbrauchsskandal-im-apostolischen-palast;art4874,211833?fbclid=IwAR29XzyzTtN8weDGAnTzpXP-_QLI39Q0aqEECOReZFyZLLzrixPYNFArNhw</a></p><p style="text-align: justify;">Zur Petition für den indischen Priester: <br /><a href="https://www.st-peter-recklinghausen.de/cgi-bin/spart_.pl?usr=0#ID1599208597">https://www.st-peter-recklinghausen.de/cgi-bin/spart_.pl?usr=0#ID1599208597</a> </p><p style="text-align: justify;">Rücktritt des erwählten Bischofs von Duluth: <br /><a href="https://www.katholisch.de/artikel/26798-missbrauchsvorwuerfe-ernannter-bischof-tritt-noch-vor-weihe-zurueck">https://www.katholisch.de/artikel/26798-missbrauchsvorwuerfe-ernannter-bischof-tritt-noch-vor-weihe-zurueck</a></p><p style="text-align: justify;">Auflösung der Abtei Downside Abbey: <br /><a href="https://www.kirche-und-leben.de/artikel/nach-missbrauchsskandal-moenche-schliessen-ihr-eigenes-kloster">https://www.kirche-und-leben.de/artikel/nach-missbrauchsskandal-moenche-schliessen-ihr-eigenes-kloster</a></p>Markus Gehlinghttp://www.blogger.com/profile/03601483024904119330noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-3145452358057443603.post-78361981373291856762020-07-23T09:48:00.001-07:002020-07-24T00:52:37.023-07:00Auf! Aufbruch! Per Instruktion zur pastoralen Umkehr!<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjVVP1px52r2N9j1Bq37XTCuHpgIUPgI9yPb6TSbVvvID78WHdhc17U1u6i-2YB6RW1NtEyYfcrHevVd1LyE78wCwuongGfZuSORdTKPog1Bi9nWP41L_OSPgEQWI5nyWD36w3d2DWwPXs/s1600/DSC_7354.JPG" imageanchor="1" style="clear: left; float: left; margin-bottom: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="1065" data-original-width="1600" height="212" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjVVP1px52r2N9j1Bq37XTCuHpgIUPgI9yPb6TSbVvvID78WHdhc17U1u6i-2YB6RW1NtEyYfcrHevVd1LyE78wCwuongGfZuSORdTKPog1Bi9nWP41L_OSPgEQWI5nyWD36w3d2DWwPXs/s320/DSC_7354.JPG" width="320" /></a></div>
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Kürzlich gab es für das älteste deutsche Bistum eine Vollbremsung im Prozess der Neuaufstellung der Pastoral. Ausgelöst wurde die von einen Brief aus Rom. Begleitet von Jubelrufen all jener, die sich Ähnliches auch für den Synodalen Weg erhoffen!<br />
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In einer aufwendigen Diözesansynode hatte man sich in Trier u.a. überlegt, wie man angesichts immer weiter sinkender Priesterzahlen noch eine geordnete Seelsorge sicher stellen kann. Das Ergebnis war (neben vielen anderen Plänen) dass die vielen (887 an der Zahl) kleinen Pfarreien im Moselbistum zu 35 Großpfarreien zusammen geführt werden sollten. Rein rechnerisch hätte sich dann ein leitender Pfarrer um 25 Kirchtürme (und meist noch viel mehr Dörfer) zu kümmern. Das ist schon eine Nummer und daher hatte man auch geplant, die Verantwortung auf mehrere Schultern zu verteilen und dem Pfarrer in Verwaltung und Seelsorge gut qualifizierte Mitarbeiter*innen zur Seite zu stellen. </div>
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Damit waren jedoch viele Engagierte in den Pfarreien nicht einverstanden. Viele Laien vor Ort und auch nicht wenige Pfarrer wollten „ihren“ Kirchtum behalten und sahen ihre kirchliche Verortung in Gefahr. Sie protestierten vor dem Dom und beklagten sich brieflich beim kirchlichen „Weltgerichtshof“ im Vatikan. Die Folge war, dass Bischof Ackermann nun erst mal zurück rudern muss. </div>
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Offenbar hatten sich einige Mitarbeiter der Kleruskongregation der Sache im Nachgang noch gründlicher angenommen und dachten nun, dass man sich grundsätzlicher zu der Frage äußern müsse, was denn nun in der ganzen Kirche zu gelten habe. Schließlich sind – bei allen Unterschieden im Detail – fast alle Bistümer auf ähnlichen Reformpfaden unterwegs.<br />
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Man bewegt sich dabei im Wesentlichen an zwei Leitplanken entlang: die Leitungsfunktion der Pfarrer soll nach wie vor gegeben sein, selbst wenn der Pfarrer sie konkret aufgrund der übergroßen Pfarreien kaum noch wahrnehmen kann. Daran haben neben der Kleruskongregation und den Bischöfen auch die Ordinariate und Generalvikariate ein großes Interesse im Sinne einer geordneten und strukturierten Verwaltung. Gleichzeitig sollten Laien und auch hauptamtlich tätige Personen in Verwaltung und Seelsorge angesichts ihrer hohen Qualifikation auch entsprechend eingesetzt werden und im notwendigen und sinnvollen Rahmen Leitungsaufgaben übernehmen. Mal geschieht dies ohne, aber inzwischen auch hier und da schon mit einem Verweis auf den schwierigen Canon 517,2 CIC.</div>
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Insgesamt spricht mich in der Instruktion manches an, so die hohen Hürden, die für die Aufhebung von Pfarreien gesetzt werden und für die Profanierung von Kirchen. Die Möglichkeit, Laien im Notfall für Gottesdienste, Beerdigung, Taufe und Trauung - auch Gemeindeleitung (selbst wenn es nicht so heißen darf) zu beauftragen, eine ausdrückliche Predigterlaubnis, Primat für die Weitergabe des Evangeliums, die Mission... Man fragt sich schon, ob in Zeiten, wo das CIC im Internet verfügbar ist, nicht ein Verweis aus die einschlägigen Canones gereicht hätte. Es gibt zwar einige interessante Aspekte einer Analyse der sich rasant wandelnden Welt und passende Zitate von Papst Franziskus. Aber sonst eigentlich keine Neuerungen. Unter dem Strich wird auch nichts Dramatisches gesagt. Die Autoren in Rom werden vermutlich über die Resonanz recht erstaunt sein.</div>
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In die nun veröffentlichte Instruktion hat man weitere Gedanken einfließen lassen, Dinge, die man für regelungswürdig hielt, wo es aber offenbar bisher keine Gelegenheit gab, sie unterzubringen. Da ist der Hinweis, dass es sich sich beim Messstipendium um eine freiwillige Gabe und nicht um eine Gebühr handele. Oder der eher skurrile Einschub, der Pfarrern ein Leben in seiner Herkunftsfamilie ermöglicht, soweit kein Pfarrhaus zur Verfügung steht. Ich habe dazu manche Reaktion von Pfarrern erlebt: Irgendwo zwischen amüsiertem Lachen und Fassungslosigkeit. Soll es ernsthaft eine Lösung sein, dass ein Pfarrer in sein geräumiges altes Kinderzimmer zieht und dann täglich von Mama und Papa aus über 50 km zur Arbeit in seine Großpfarrei aufbricht? Und dann wird das auch noch mit der geistlichen Begründung versehen, dies sei ja der Ort „der menschlichen Formung und der Berufungserfahrung“ und gewährleiste eine „ruhige und beständige häusliche Umgebung“. </div>
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Ähnlich auch die Einschärfung: Laien könnten schon mit der Predigt beauftragt werden, aber nie und nimmer mit einer Homilie in der Eucharistie. (Das Problem, dass ein Laie in einer Eucharistiefeier predigt, wird ja sowieso mit jedem Jahr kleiner. Wenn denn schon mal der Pfarrer in den Ort kommt, dann sollte er auch predigen. Da bin ich ganz einverstanden. Ich weiß nur nicht, ob es eine gute Entwicklung ist, dass die Zahl unserer Eucharistiefeiern so deutlich zurück geht, auch wenn wir Laien damit die Möglichkeit zur Predigt bekommen.) </div>
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Grundsätzlich stärkt das Papier all jenen den Rücken, die sich um die Zukunft ihrer Kirche sorgen. Die Hürden für einen Abriss einer Kirche werden nun deutlich höher gesetzt. Es stärkt auch all jene, die in den immer größeren Gemeinden kein Zukunftsmodell sehen. Oder darin eine Planung vom grünen Tisch vermuten. Und in der Tat darf man ja an die immer größeren Einheiten auch pastoral ein großes Fragezeichen setzen. Zumal, wenn dann quer über ein Bistum teils tausendjährige Pfarreien per bischöflichem Dekret aufgehoben und allein aus praktischen Erwägungen zu neuen Pfarreien fusioniert werden. Auch manchem Pfarrer wird ja Angst und Bange, wenn er gefragt wird, ob er ein pastorales Gebilde von der Größe (gemessen an den Mitgliedszahlen) des Bistums Görlitz übernehmen möchte. Von daher sehe ich die Instruktion auch positiv. </div>
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Wenn wir als katholische Kirche schon eine ja durchaus bewährte und überlieferte Struktur haben, nämlich dass die Pfarrei von ihren Pfarrer inspiriert, zusammengehalten, begleitet, geführt, unterstützt wird. Dann sollten wir diese Struktur auch nicht allzu leichtfertig aufgeben. Ich arbeite sehr gern in einem überschaubaren Arbeitsfeld eng mit einem Pfarrer zusammen, der sich auf Leitung versteht. Mit dieser Hoffnung bin ich in den pastoralen Dienst gegangen. Pfarrersurrogat wollte ich als Pastoralreferent nie werden. Pfarrer auch nicht. </div>
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Aber ich habe in den fast 30 Jahren meines Dienstes auch erfahren, dass die Vorstellung des Pater familias und der überschaubaren Pfarrfamilie nicht mehr tragfähig ist und dass zunehmend mehr Schafe keinen Hirten mehr haben. Reisen und Partnerschaften in Afrika und Lateinamerika haben mir vor Augen gestellt, dass es die Pfarrgemeinde (wo also Pfarre und Gemeinde als christliche Lebensgemeinschaft zusammen fällt) dort fast nie und nirgendwo gegeben hat. Wohl ist dort die Rolle des Pfarrers weit weniger angefragt als hierzulande. Und die Bedeutsamkeit des Priesters ist da nicht davon geprägt, ob er in allen Fragen der Pastoral und des Gemeindelebens „den Hut auf hat“. Nach wie vor würde ich gerne einmal konkret in einem solchen Papier ausformuliert haben, was unverzichtbar zu den Hirtenaufgaben eines leitenden Pfarrers gehört und was auch vertrauensvoll an Gemeindemitglieder delegiert werden kann. Und in welchem Rahmen ein Pfarrer die Möglichkeit hat, in Entscheidungsprozesse einzugreifen und Entscheidungen an sich zu ziehen. </div>
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Natürlich ist es richtig, dass man jemanden, der nicht Priester ist, nicht zum Pfarrer erhebt. Aber jemand, der eine wichtige Funktion in der Gemeinde bekleidet braucht auch eine Funktions- und Berufsbezeichnung, die von Außenstehenden verstanden und richtig eingeordnet wird. Warum man daher ausdrücklich darauf setzt, alle Begriffe zu vermeiden, die sich nach Leitung anhören wie „Leitungsequipe, Leitungsteam“ erschließt sich nicht. Dass man jemanden nicht Kaplan nennt, der keiner ist – absolut einverstanden. Aber warum sollte jemand, der eine Gemeinde leitet ohne Pfarrer zu sein nicht Leiter der Gemeinde heißen? Dazu muss man doch nur die Rolle des Pfarrers klar beschreiben und fertig. Ich sehe da die Rolle des Pfarrers durch nichts beschnitten, wenn andere Personen sprechende Funktionsbeschreibungen haben. Wenn die Kongregation gewisse Begriffe vermeiden will, warum macht sie dann nicht einfach gute Vorschläge für solche Funktionsbeschreibungen. Beauftragter für …, Assistent, Koordinator... alles genauso schräg wie der Begriff Pastoralreferent, den man dann einstmals auch nur zähneknirschend durch gehen ließ, weil es irgendwie ein wenig nach Verantwortlichkeit klingt.</div>
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Ich frage mich seit Jahren: „Warum diese Angst?“ „Warum ist die Kirche nicht in der Lage, Verantwortung auch an jene zu übertragen, die keinem Bischof „Ehrfurcht und Gehorsam“ versprochen haben?</div>
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Interessant ist ja die Hierarchiefolge Pfarrer, Priester, Diakon, Gottgeweihte, Laie, die eigens eingeschärft wird. Übernimmt also demnächst der ehren-/nebenamtliche, betagte Diakon Aufgaben, für die ihm sowohl die Zeit als auch möglicherweise die Kräfte fehlen, während die hauptamtlich beschäftigten Pastoralreferenten (manchmal mit Doktortitel und Doppeldiplom) die Briefe an die Kommunionkinder eintüten, den Pfarrbrief tippen und die Kapelle ausfegen? Ich habe immer geglaubt, der Diakon bekleide ein Amt für die Armen und wegen der konstitutiven Bedeutung der Sorge für die Armen erhalte er eine Weihe. Hier riecht es nun doch wieder nach Pfarrer i.V. mit minderer Weihe. „Ein Diakon hat Vortritt vor Gottgeweihten und Laien.“ Ich dachte immer „Ihr aber seid einer in Christus“. </div>
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Ich bin unbedingt dafür, das Amt des Pfarrers klar zu profilieren. Ich habe in keiner Weise den Wunsch, meinem Pfarrer etwas wegzunehmen oder ihn aus seiner Rolle zu verdrängen. Ich möchte ihm aber zur Seite stehen. In Deutschland erlebe ich eine hoch organisierte und bürokratisierte Kirche. Hier läuft alles sehr ordentlich und nach Recht, Gesetz, Verordnungen und Durchführungsbestimmungen. Alle Projekte werden vielfach geprüft und ordentlich bearbeitet und archiviert. Mal eben so – da geht wenig. Höchstens noch Katechese und Verkündigung und pastorale Projekte. Allein schon die Mitverantwortung in der Führung zahlreicher Kindergärten oder eines großen Krankenhauses fordert einen Pfarrer über alle Maßen. Ich werde nie vergessen, wie ein befreundeter Kaplan in seiner ersten Pfarrstelle als Chef von 2.500 Mitarbeiter*innen im Krankenhaus begrüßt wurde. Gleichzeitig hatte der Nachbarpfarrer noch eine Pfarre mit 2.500 Gemeindemitgliedern, was ihn voll auslastete. Langeweile kommt doch in der Seelsorge nie auf, wenn man nur die pastoralen Herausforderungen wahrnimmt und sich an die Arbeit macht. </div>
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Dadurch, dass ein Pfarrer heute den Stallgeruch seiner Schäfchen und oft auch ihre Gesichter und Namen nicht mehr kennen kann, sinkt auch die Identifkation mit der Pfarrei und die Bereitschaft, sich hierfür in die Seile zu hängen. Zumal bei jenen, wo der berufliche Druck steigt. Und die man ob ihrer Qualifikation in der Gemeindearbeit sehr gut gebrauchen könnte. Aber wer beruflich gewohnt ist, Verantwortung zu tragen - warum sollte der in der Pfarrei Aufgaben übernehmen, wo er an ganz kurzer Leine geführtes, ausführendes Organ ist? Er möchte nicht nur als Notnagel gesehen werden, der beiseite tritt, sobald irgendwer das wünscht. Das ist einfach auch eine Frage der Wertschätzung. Und Wertschätzung für das vielfältigen Engagement der Laien gerade der vielen Frauen, ohne das es keine Kirche gäbe – das vermisse ich in dieser Instruktion.</div>
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Was mir an der ganzen Instruktion (die viele schöne Worte verwendet) weiter schmerzlich fehlt ist eine Antwort auf die Frage, was denn dort ist, wo in einer katholischen Pfarrei kein Pfarrer mehr eingesetzt werden kann. Wo z.B. der § 517,2 CIC dauerhaft zum Tragen kommen muss. Das ist doch in weiten Regionen der katholischen Welt schon lange der Fall. Seit Jahren, ja Jahrzehnten kümmern sich hier die Katechisten um die Dörfer, trauen, taufen, beerdigen, halten Gottesdienste und Katechesen. </div>
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Warum spielt man nicht mal konkret durch, wie Gemeindeleitung (nicht Pfarreileitung) durch Katechisten geht? Der Begriff Katechist taucht im Papier nirgends auf, obwohl unglaublich viele Dorfgemeinden in Afrika, Asien, Lateinamerika von Katechisten (ich zähle uns Pastoralreferenten hierzu) "geleitet" werden.<br />
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Ich stelle einmal die These auf, nicht weil die Laien in die Macht- und Leitungspositionen drängen, sondern weil es bis heute keine vernünftige Vorgabe des Mit- und Zueinanders von Priestern und Katechisten aus Rom gibt, haben wir überhaupt erst die verkorksten Leitungsmodelle in manchen Bistümern. Denn dort wollte man gerade den gegebenen Rahmen einhalten, gleichzeitig die Kompetenz der studierten Laien für die Gemeindeleitung nutzbar machen und den Pfarrer von allzu viel Verantwortung in der Leitung frei stellen. Dann hätten die Laien „Leitplanken“ für ihr Engagement ohne allzu häufig in Situationen zu geraten, wo das Fehlen eines von einem Pfarrer ausgeübten Hirtenamtes schmerzlich empfunden wird. Und wo man als Laie ab und an reagieren muss, um als Kirche glaubwürdig zu bleiben. </div>
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Das Papier fordert in den anregenden ersten Zeilen Aufmerksamkeit für tiefgehenden den Wandel der Welt – gibt allerdings wenige Antworten auf die Schwierigkeiten der Kirche und ihrer Pfarreien auf diesen Wandel adäquate Antworten zu geben. </div>
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Papst Franziskus wird mit dem klaren Wort zitiert, dass alles kirchliche Engagement: „mehr der Evangelisierung der heutigen Welt als der Selbstbewahrung“ dienen soll. Welche Konsequenz ist heraus zu ziehen?</div>
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Und weiter: „ein festgelegter und unveränderbarer Kontext“ entspreche „immer weniger dem Leben der Menschen...“ Andererseits (?) habe „die digitale Kultur in unumkehrbarer Weise das Raumverständnis, die Sprache und das Verhalten der Menschen … verändert.“ Es sei daher „dringend notwendig, das ganze Volk Gottes in das Bemühen einzubeziehen....“</div>
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Bezeichnend ist eine Wendung: „Diese Aufgabe ist keine Last, die zu ertragen ist, sondern eine Herausforderung, die es mit Enthusiasmus anzupacken gilt.“ Offenbar ist selbst den Autoren im Vatikan nicht entgangen, dass die Situation der Kirche in Europa eher im ersten Teil des Satzes repräsentiert ist. „Last, Erschöpfung, Frustration...“ Wie der Turn around zum 2. Teil des Satzes geschehen soll verraten Sie jedoch nicht. </div>
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Ganz bemerkenswert finde ich den Verweis auf die Wallfahrtsorte und die Gastfreundschaft, die diese dem Pilger bieten. Die Autoren ziehen von hier aus Parallelen zum Leben der Pfarrei. Das ist ein richtig guter Ansatz, dass sie bei uns einer „gastfreundlichen Kirche“ begegnen, die nicht nach Vorleistungen fragt. </div>
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Das Papier will, so heißt es eingangs, Einladung an die Pfarrgemeinden sein: „sich zu öffnen und Instrumente für eine auch strukturelle Reform anzubieten, die sich an einem neuen Gemeinschaftsstil, an einem neuen Stil der Zusammenarbeit, der Begegnung, der Nähe, der Barmherzigkeit und der Sorge für die Verkündigung des Evangeliums orientiert“. Leider werden die Instrumente im Text dann nicht ausgeführt, statt dessen wird Altbewährtes und Bekanntes wiederholt. </div>
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Es reicht nicht mehr aus, Aufbruch zu fordern ohne konkrete, lebbare und praktikable Wege zu zeigen, wie der dann auch beginnen könnte.</div>
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Die Frage, die viele in der Mitte wie auch an den Rändern der Kirche bewegt, ist doch, wie Kirche mit immer weniger Priestern weiterhin lebendig und erreichbar sein kann. Warum dann keine konkreten Hinweise, welche Aufgaben der Pfarrer delegieren kann und in welcher Weise ihn in den Dorf- und Stadtteilgemeinden Menschen entlasten können, die ihrerseits für Christus und seine Kirche brennen. Ohne dabei „Gottgeweihte“ in einer Weise zu sein, die über Taufe und Firmung hinausgeht. Warum keine Hinweise, wie sich das Hirtenamt des Pfarrers wandeln müßte... ?</div>
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Es wäre einfach hilfreich, wenn die Kleruskongregation definiert, was genau zum dreifachen Amt des Priesters, was zu seinem Leitungsamt unaufgebbar dazu gehört. Und was unter besonderen Umständen auch in bewährte Hände abgegeben werden könnte. Ruhig mit konkreten Beispielen. Solange das nicht geschieht, wird in allen Fragen von Leitung, Macht, Amt jemand zucken und STOP rufen. </div>
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Gut, der Grund wird darin liegen, dass die Verfasser in der Kongregation für den Klerus arbeiten und daher vor allem die Priester, Diakone und Bischöfe im Blick haben. Daher wäre es mir ein Anliegen, dass umgehend ein Papier „Christifideles laici 2“ in der Verantwortung des Dikasteriums für Laien, Familie und Leben folgt. Ein inspirierender, begeisternder Text, der wirklich Lust auf ein von Geist und Glaubensfreude getragenes Engagement für die Kirche, für den Glauben und die Verkündigung der frohen Botschaft macht. Kardinal Farell, übernehmen Sie!</div>
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Unsäglich ist, dass aktuell in Deutschland weite seelsorgliche Felder von Priestern unversorgt sind, weil es entweder zu wenige gibt, oder weil ihre Kräfte durch die Administration und die Erwartungen der Ordinariate an die Qualität der pfarrlichen Leitung und Organisation gebunden werden. So kumuliert sich ein manchmal unüberschaubarer Wust an Aufgaben beim Pfarrer. Kein Wunder, dass mancher „leitende“ Pfarrer diesen Beruf sehr gern gegen den eines Priesters in der Seelsorge eintauscht. Ein Pfarrer dürfe ja auch nach Vollendung des 75. Lebensjahrs noch Pfarrer bleiben. Ich wäre gern dabei, wenn der Bischof diese frohe Nachricht zu Beginn einer Tagung der leitenden Pfarrer verkündet. Es ist für mich kein Wunder, dass mancher Interessent für den kirchlichen Dienst angesichts dessen, was er als einfaches Kirchenmitglied mit nicht wenigen Pfarrern erlebt, mit ihrer einsamen Chef-Position, mit ihrer Überlastung, mit ihrer Ehelosigkeit, ihrer Lebensweise, mit einer sehr speziellen Kirchen-Kultur und Sprache... kein Wunder, dass mancher diesen Weg für sich selbst als nicht begehbar abhakt. Und ich glaube nicht, dass dies notwendig zur Prüfung der Echtheit einer Berufung gehört. </div>
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Irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass wir in der Kirche selbst mindestens so sehr dafür sorgen, dass der Weg der besonderen Nachfolge weniger begangen wird, wie dies der Wandel der Welt tut. Und dass die Krise des Priestertums möglicherweise nicht darin begründet liegt, dass die Laien der Kirche ihre Unterstützung und ihre Mitarbeit anbieten.</div>
Markus Gehlinghttp://www.blogger.com/profile/03601483024904119330noreply@blogger.com3tag:blogger.com,1999:blog-3145452358057443603.post-35937163722671469952020-07-20T12:34:00.004-07:002020-08-30T03:18:05.837-07:00Der Hl. Bruno – ein fast vergessener Sohn des hilligen Köln?<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiTLv3Oq07U63bW_8-3oOEYGjtJNI9nu5tFMt5GuHXtoWJRgtMgCOkRsbqX_S1NtnJHINr8NbQ1MVhIrcOzhSaCW_Sanpjtva6yMv6tLIvPSi-31Wt-WXp-u4NGETzMoOOvV3jvcG6FSIA/s1600/DSC07900.JPG" style="clear: left; float: left; margin-bottom: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="1066" data-original-width="1600" height="213" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiTLv3Oq07U63bW_8-3oOEYGjtJNI9nu5tFMt5GuHXtoWJRgtMgCOkRsbqX_S1NtnJHINr8NbQ1MVhIrcOzhSaCW_Sanpjtva6yMv6tLIvPSi-31Wt-WXp-u4NGETzMoOOvV3jvcG6FSIA/s320/DSC07900.JPG" width="320" /></a></div>
<span style="text-align: justify;">Neben dem Hl. Benedikt, dem Hl. Bernhard, dem Hl. Franziskus und dem Hl. Dominikus (um mal nur die Männer aufzuzählen) dürfte der Hl. Bruno (1031 – 1101) wohl einer der bedeutendsten Ordensgründer der katholischen Kirche sein. </span><br />
<span style="text-align: justify;"><br /></span>
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<div style="text-align: left;">
<span style="text-align: justify;">In ganz Europa gab es die sehr besonderen Kartäuserklöster, bis zur Reformation und auch darüber hinaus wurden zahlreiche Kartausen eröffnet. Der Orden erlebte eine dynamische Erfolgsgeschichte. Und während die Klosterdisziplin und die Befolgung der Ordensregeln in anderen Klöstern immer wieder zusammenbrach, so wird dies von den Kartäusern nur selten berichtet. Bei Bruno handelt es sich also um eine wirklich herausragende Gestalt der Kirchengeschichte. </span></div>
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Ich schreibe das in dieser Weise, weil Bruno (was wohl viele nicht wissen) ein Kölner ist. Daher wäre es ja eigentlich zu erwarten, dass Köln ihn ehrt, so wie das Nursia mit Benedikt tut und Assisi mit dem Hl. Franziskus. Aber trotz aller Bemühungen konnte ich in Köln keine einzige Pfarrei mit seinem Patrozinium entdecken. Und auch im ganzen Erzbistum findet sich eine einzige St. Bruno-Kirche und das ausgerechnet in Düsseldorf. Ihr Patrozinium verdankt die 1964 erbaute Kirche hier wohl dem nahe gelegenen Kartäuserkloster, das aber just im Baujahr der heutigen Kirche aufgegeben wurde. Die Kartäusermönche zogen ins stille Allgäu. </div>
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Ob es auch hier so ist, dass der Prophet im eigenen Land nichts zählt? </div>
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Es mag vielfältige Gründe geben, warum die Verehrung des Hl. Brunos im Erzbistum Köln und überhaupt in ganz Europa außerhalb seines Ordens kaum Spuren hinterlassen hat. In der Stadt Köln lag das sicher auch an der Bedeutung des Domes und der Reliquien der Hl. Drei Könige. Die prägen die Kölsche Frömmigkeit, das Stadtbild, die Kunst über alle Maßen. Ein weiterer Grund wird darin liegen, dass Bruno zunächst nur im Orden selbst verehrt wurde. Erst die Wiederentdeckung seines Grabes im Jahre 1502 brachte einen gewissen Wandel. Bruno wurde nie formell heiliggesprochen, die Verehrung wurde dann 1514 von Papst Leo X. für den Orden und 1622 von Papst Gregor XV. für die ganze Kirche anerkannt. Also weit über ein halbes Jahrtausend nach seinem Tod. Das ist auch der Grund, dass es nur ganz wenige ältere Darstellungen Brunos gibt. So gehört ein im Kölnischen Stadtmuseum aufbewahrter Holzschnitt von 1520 zu den ältesten und stilprägenden Darstellungen des Heiligen. </div>
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Trotz vieler historischer Gründe wäre es sicher wünschenswert, wenn Köln oder wenn die Kirche in Deutschland ihren großen Sohn wieder für sich entdeckte. Man könnte spirituell hiervon sicher profitieren aufgrund des geistlichen Erbes des Kartäuserordens, in der Entdeckung der Stille und des Schweigens, für die rechte Balance zwischen Gemeinschaft und Einsamkeit, die geistlichen Schriften, z.B. des Dionysius Carthusianus, die Schlichtheit und Einfachheit des Lebens, der Treue zu Gott, zu den eigenen Überzeugungen und eines eigenständigen Lebenswegs. Dem von Bruno gegründeten Orden verdanken wir die Überlieferung der Schriften der Devotio moderna; der mittelalterlichen Mystik, das Rosenkranzgebet und manches mehr. In vielen Städten erinnern Flur und Straßennamen an das Wirken des Ordens und an Niederlassungen der Kartäuser. </div>
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So lade ich Sie, lieber Leser jetzt zu einer kleinen Wallfahrt auf den Spuren Brunos ein. </div>
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Wenn wir dazu nach Köln kommen, dann kann diese Wallfahrt im Grunde auch nur im Dom beginnen. Man muss ein wenig suchen, um Brunos Spuren im Dom zu entdecken. Aber es gibt sie. So z.B. findet sich direkt unter dem Richterfenster eine Reihe von lebensgroßen Figuren. Meist überstrahlt vom Licht des berühmten Fensters sind sie nur schwer erkennbar. Die großen Figuren hat 1870 der Künstler Peter Fuchs geschaffen. Bruno steht dort in einer Reihe mit weiteren Ordensgründern. Von links nach rechts handelt es sich um folgende Heilige: Benedikt, Dominikus, Franziskus, Bruno von Köln, Ignatius von Loyola und Theresia. Über ihnen stehen Engelfiguren mit Schriftbändern, deren Worte sich auf die darunter dargestellten Heiligen beziehen. Das Schriftband des Engels über Bruno trägt den Begriff BONITAS (Güte) - entsprechend des von ihm überlieferten Gebetes "O Bonitas!". Bruno trägt einen großen Stern auf der Brust (in Erinnerung an eine Vision des Bischofs Hugo von Grenoble, der diesen zum Patron der Klostergründung Brunos werden ließ und heute auch das Ordenswappen prägt) und ist aufgrund seines typischen Ordensgewand ist leicht als Kartäuser zu erkennen. Den Dom selbst hat Bruno natürlich nie betreten, da mit seinem Bau erst 1248 begonnen wurde. </div>
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Ein weiteres Mal hat den Hl. Bruno ausgerechnet ein Bayrischer König zurück in den Dom seiner Heimatstadt getragen. Das letzte Fenster im Hauptschiff, bevor das südliche Querhaus des Domes beginnt (wo die Bruno-Figur hängt) ist nur zur Hälfte ausgeführt. Gestiftet wurde es 1848 von König Ludwig I.. Hier entdecken wir ein eher kleines Brustbild des Ordensgründers.</div>
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<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
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<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
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<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
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<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
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<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjmgAnWjK7G_V0kF2LJRge6X6GxWuuCR92Mm6vte0s1UZRrUyknU33GkF7Wb_7VgfVG4p1T1xZrrAozRLoBLfU6QHAniwl2GbiqQmjQy4pXNFWcqbXYvBiq3rcFToPmgAXtfpjauOUA7_Y/s1600/DSC07924.JPG" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="1600" data-original-width="1066" height="320" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjmgAnWjK7G_V0kF2LJRge6X6GxWuuCR92Mm6vte0s1UZRrUyknU33GkF7Wb_7VgfVG4p1T1xZrrAozRLoBLfU6QHAniwl2GbiqQmjQy4pXNFWcqbXYvBiq3rcFToPmgAXtfpjauOUA7_Y/s320/DSC07924.JPG" width="213" /></a></div>
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<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
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<br /></div>
<div style="text-align: justify;">Interessant ist für den Kartäuserfreund auch dieses Fenster: </div><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEim0kozSp2MvudrnMhXfwkWYL74aFbDVMm0ivvIzYs7itghGgvZFzAlI8hD7qLzQQlSEosXJU-jwbAS22E4fBJn6dOn9eFNpDlrX8I_bc2eEBUlNE_fkrH8cqdLFcvyXWCNU6LZEBHUUUo/s5456/DSC07911.JPG" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="5456" data-original-width="3632" height="640" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEim0kozSp2MvudrnMhXfwkWYL74aFbDVMm0ivvIzYs7itghGgvZFzAlI8hD7qLzQQlSEosXJU-jwbAS22E4fBJn6dOn9eFNpDlrX8I_bc2eEBUlNE_fkrH8cqdLFcvyXWCNU6LZEBHUUUo/s640/DSC07911.JPG" /></a></div><br /><div style="text-align: justify;">Es zeigt einen Mönch im Gewand der Kartäuser. Auch das Kreuz und der Stern auf der Brust scheinen auf Bruno zu verweisen. Aber es steht eindeutig darunter: "Bernhard von Clairvaux". Freundlicherweise hat die Dombauhütte (Frau Dr. Ulrike Brinkmann, Leiterin der Glasmalereiwerkstatt) mir auf meine Nachfrage ausführlich geantwortet: <i>"Sie haben Recht: Die Figur des hl. Bernhard ist im Habit eines Kartäusermönches dargestellt. Dass Bernhard gemeint ist, ist allerdings sicher. Das Bildprogramm – abgestimmt mit dem damaligen Domkapitel – sollte im Mittelbild das Apostelkonzil zu Jerusalem zeigen und darunter herausragende Gestalten der vier großen Mönchsorden: Papst Leo IV. (Benediktiner), Bernhard von Clairvaux (Zisterzienser), Thomas v. Aquin (Dominikaner), und Johannes Fidanza, Ordensname Bonaventura (Franziskaner). Das „Petrusfenster“ oder “Apostelkonzil-Fenster“ ist eine Stiftung der Rheinischen Eisenbahngesellschaft und wurde 1876 im Dom eingesetzt. Den künstlerischen Entwurf und dessen Umsetzung auf Glas besorgten Mitarbeiter der königlichen Glasmalereianstalt in München. Mit dem ordensspezifischem Habit der Zisterzienser hat man es sichtlich nicht so genau genommen, vielleicht störte man sich auch an deren schwarzem Skapulier – eine „Unfarbe“ für Glasmaler. Offenbar hat das aber niemanden gestört, im entsprechenden Schriftverkehr im Archiv der Dombauverwaltung ist jedenfalls nichts zu finden. Dreißig Jahre zuvor hatte die königliche Glasmalereianstalt in München die fünf Fenster im südlichen Seitenschiff angefertigt (die sogenannten „Bayernfenster“), darunter das Johannesfenster, in dem, wie Sie selber bemerkten, ein Brustbild von Bruno dem Kartäuser zu sehen ist. Hier hat alles seine ikonografische Richtigkeit.</i></div><div style="text-align: justify;"><i>Nochmal zur Darstellung des hl. Bernhard im Petrusfenster: Der goldene Stern auf seiner Brust soll die Wirkung widerspiegeln, die der Anblick des Kruzifixus in Bernhard auslöste - eine Anspielung auf sein mystisches Kreuzerlebnis."</i></div><div style="text-align: justify;"><i><br /></i></div><div style="text-align: justify;"><i>
Nachdem uns die Gestalt des Heiligen nun in der Mutterkirche des Erzbistums Köln schon begegnet ist, verlassen wir die Kirche und gehen hinunter zum Rhein, der Lebensader dieser bedeutenden europäischen Stadt. Wir unterqueren am Rheinufer die Hohenzollernbrücke und erreichen nach einigen hundert Metern die romanische Kirc</i>he St. Kunibert. In ihrer heutigen Gestalt wurde sie erst vor wenigen Jahrzehnten wieder vollendet. In der in die Kirche integrierten Schatzkammer kann man ein kleines Reliquiar des Hl. Bruno entdecken. Es steht zwischen weiteren wertvollen Reliquiaren, eher unscheinbar auf einem Fuß aus Alabaster. Es erinnert daran, dass Bruno in den 30er Jahren des 11. Jahrhunderts in Köln geboren wurde, wie eine spätere Überlieferung sagt als Sohn einer bekannten Familie namens Hardefust. </div>
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<br /></div>
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Bruno ging an St. Kunibert zu Schule und wechselte dann zu weiteren Studien nach Reims, damals das bedeutendste religiöse Zentrum Frankreichs. Später wurde Bruno auch Kanoniker an St. Kunibert, ohne hierfür dauerhaft in die Heimat zurückzukehren. Er begründete die Kartause bei Grenoble, heute das Mutterkloster aller Kartäuser und wurde dann von seinem ehemaligen Schüler, Papst Urban II. nach Rom gerufen. Das ihm angetragene Amt eines Bischofs lehnte Bruno ab, lieber gründete er ein weiteres Kloster in Kalabrien, wo er schließlich starb. Als im Rahmen der Säkularisation das Kartäuserkloster in Köln aufgehoben wurde, kam einer der übrig gebliebenen Mönche als Geistlicher nach St. Kunibert. Er, Pater Engelbert Marx vermachte das Reliquiar nach seinem Tod 1837 dieser Kirche. Leider konnte ich in St. Kunibert keine weitere Erinnerung an den Heiligen entdecken. </div>
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<br /></div>
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Eine weitere Darstellung des heiligen Bruno findet sich am Rathausturm des Kölner Rathauses. Nach Kriegszerstörungen wurde das Bildprogramm neu entwickelt. In der oberen Etage finden sich in chronologischer Reihenfolge die „Schutzheiligen“ der Stadt, beginnend mit den Drei Heiligen Königen. Seite an Seite mit seinem Zeitgenossen dem Hl. Bischof Anno II. blickt die 1990 geschaffene Figur des Hl. Bruno auf der Westseite des Turms in Richtung Innenstadt und hat den Rhein und den Altermarkt „im Rücken“. Auf der Figur ist das Wappen der Kartäuser zu erkennen. Die Weltkugel, die vom Kreuz überragt wird und die 7 Sterne aus der Vision des Hl. Bischofs Hugo von Grenoble. Stat crux dum volvitur orbis („das Kreuz steht fest, während [solange] der Erdball [die Welt] sich weiterdreht“, so lautet der entsprechende Wahlspruch des Kartäuserordens.</div>
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<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgwvupLJAIw2W8UyWoEG978Se1j9psVcqHJDcN3qjTvILO2wbspTUe-hbAvFIu-1w-oRde-SSDTB2NT_gDunYS4Q5w1TK1tzjjESYNXSidT6ZG26amP6BTjV31EFEryrlf8fmzuVN_AwVw/s1600/DSC07941.JPG" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="1066" data-original-width="1600" height="213" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgwvupLJAIw2W8UyWoEG978Se1j9psVcqHJDcN3qjTvILO2wbspTUe-hbAvFIu-1w-oRde-SSDTB2NT_gDunYS4Q5w1TK1tzjjESYNXSidT6ZG26amP6BTjV31EFEryrlf8fmzuVN_AwVw/s320/DSC07941.JPG" width="320" /></a></div>
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Anfang Februar 1335 kamen sieben (!) Kartäuser aus Mainz nach Köln, um hier eine Kartause zu gründen. Auf dem gestifteten Gelände für das geplante Kloster bestand eine alte Kapelle, die der Hl. Barbara geweiht war. Diese Kapelle übernahmen die Mönche zunächst, sie gabe auch der Kartause bis zu ihrer Auflösung den Namen. Das Klostergelände lag unmittelbar hinter der Stadtmauer in entwickelte sich prächtig. Als Prioren des Klosters im Heimatort des Ordensgründers wuchs diesen ein beträchtliches Selbstbewusstsein zu. Nach und nach entstand die Klosterkirche, die kleinen Einsiedler-Häuschen der Mönche an einem großen Kreuzgang, ein kleiner Kreuzgang, der die Kirche mit den anderen Gebäuden des Klosters und dem Haus der Brüder verband. Und auch eine lange Klostermauer, die in großen Teilen bis heute erhalten ist. 1451 verbrannte die komplette berühmte Bibliothek mit kaum ersetzbaren Büchern, das Herz des Klosters. Die Mönche setzten alles daran, sie wieder aufzubauen und betrieben sogar eine frühe Druckerpresse im Kloster. Die Säkularisation setzte dem Kloster ein Ende, die Mönche mussten das Kloster aufgeben, 1802 wurde es – wie viele andere Klöster aufgehoben. Einem der damals aus dem Kloster vertriebenen Mönche Franz Karl Gereon Marie Farina verdankt die Stadt Köln das Rezept für das „Kölnisch Wasser / 4711“. Zunächst wurde das aber als Heilmittel vertrieben, erst ein französisches Gesetz, das die Offenlegung von „Geheimrezepten“ verlangte sorgte für eine Wandlung zum „Duftwasser“. </div>
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In den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts übertrug man die zwischenzeitlich militärisch genutzten Gebäude und große Teile des Geländes einschließlich der Klosterkirche der ev. Stadtgemeinde Kölns. Die sorgte für eine Renovierung der noch bestehenden Gebäude, die dann allerdings im 2. Weltkrieg erhebliche Schäden erlitten. So ist es bemerkenswert und auch dem Engagement der evangelischen Mitchristen zu verdanken, dass heute noch nennenswerte Teile der Klosteranlage vorhanden sind. So die Klostermauer und in ihr drei von vier Andachtsbildern, die Klosterkirche mit der Marien- und Engelkapelle und der ehemaligen Sakristei, Teile des kleinen Kreuzgangs, ein kleiner Teil des großen Kreuzgangs, das Kapitelhaus, das ehemalige Küchenhaus und auch das große Brüdergebäude, das heute der ev. Kirchenkreis nutzt. Auf diese Weise kann man sich noch heute einen gewissen Überblick über die Klosteranlage verschaffen. Ein Besuch lohnt unbedingt. Ebenso die Lektüre des in der Kartäuserkirche angebotenen Ausstellungskatalogs „Die Kölner Kartause um 1500“, der an eine umfassende Ausstellung von 1991 erinnert. Das damals ausgestellte Klostermodell steht noch in einer Seitenkapelle. </div>
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<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
Es war ein Lebenstrauma der verbliebenen Kartäuser, die am 23. Oktober 1794 die Weisung bekamen, ihr Kloster binnen 24 Stunden zu räumen. Sie konnten gerade wenig mehr als ihr Archiv und einige Teile des Kirchenschatzes in Sicherheit bringen, als sie miterleben mußten, dass Kölner Bürger das Kloster gerade plünderten und mitnahmen, was ihnen verwendbar erschien. Vieles wurde dabei zerstört. Ein Teil der Bücher und Kunstwerke (Bilder, Altäre, Fenster) kam in andere Kirchen und Klöster. Im Ausstellungskatalog von 1991 sind viele dieser Werke verzeichnet. So wäre ein Besuch des Museums Wallraf unweit des Kölner Rathauses sicher auch eine gute Station dieses Pilgerweges. Einige der dort überlieferten Bilder zeigen auch den Hl. Bruno selbst und andere Heilige des Ordens, wie den hl. Hugo von Lincoln. Im Museum Schnütgen werden weitere Erinnerungen an die Kartäuser bewahrt, wie z.B. dieser Chormantel. In St. Mauritius befindet sich ein Reliquiar mit der Darstellung des Hl. Bruno bzw. eines Kartäusers.</div>
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<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
In die Kölner Kirche St. Severin, die nicht weit vom Kloster entfernt liegt, brachte man einen Zyklus von Bildern aus dem Leben des Hl. Bruno. Diese Bilder (ca. 162 x 153 cm groß) malte Peter Joseph Schmitz 1753 nach dem Vorbild der im 17. Jahrhundert für die Pariser Kartause gemalten 22 Bilder des Lebens des Heiligen. Als Vorlage nutzte er damals verbreitete Kupferstiche aus dem Jahr 1680, die aber seitenverkehrt waren, so dass auch die Bilder nun seitenverkehrt sind. Aus den Szenen wählte er folgende Motive aus: </div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
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<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
1. Die Legendes des Raymond Diocrès. Bei dessen Beerdigung soll Bruno anwesend gewesen sein. Der geschätzte und tote Theologe soll sich während der Trauerfeier viermal aufgerichtet und damit seine verborgenen Sünden eingestanden haben. </div>
<div style="text-align: justify;">
2. Bruno lehrt in Reims (und kniet betend vor einem Altar)</div>
<div style="text-align: justify;">
3. Bruno zieht mit 6 Gefährten in die Einsamkeit, Engel weisen ihnen den Weg</div>
<div style="text-align: justify;">
4. Erzbischof Hugo von Grenoble begrüßt die sieben und führt sie in das Tal der Chartreuse (wovon der Orden bis heute seinen Namen herleitet)</div>
<div style="text-align: justify;">
5. Einkleidung Brunos</div>
<div style="text-align: justify;">
6. Bruno trifft seinen ehemaligen Schüler Papst Urban II.</div>
<div style="text-align: justify;">
7. Bruno lehnt das ihm angebotene Erzbistum ab. </div>
<div style="text-align: justify;">
8. Brunos Tod.</div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
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<br />
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
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<br />
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
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<br />
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
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<br />
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
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<br />
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
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<br />
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
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<br />
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
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<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
Von daher bietet es sich an, bei einer Wallfahrt auf Brunos Spuren in Köln nach einem Besuch der Reste der Kartause hier in St. Severin den Pilgerweg vor dem 8. Bild des Todes des Hl. Bruno zu beschließen. </div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
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<br />
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
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<br />
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
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<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
Ich glaube, es ist nicht übertrieben im Blick auf das Leben des Hl. Brunos und die Bedeutung des von ihm gegründeten Ordens, diesen Mann für einen der bedeutendsten geistlichen Söhne der Stadt zu halten. Gibt es noch einen anderen Kölner, der durch sein Wirken die letzten 1.000 Jahre der Geschichte der katholischen Kirche wesentlicher beeinflusst hat? Vielleicht fällt ihnen ja noch jemand ein. Mit dieser Frage möchte ich aber keineswegs die Bedeutung irgendeines anderen heiligmäßigen Menschen schmälern, zumal in Köln ja zu Recht an das Wirken des Hl. Thomas von Aquin, an den Hl. Albertus Magnus, an den Hl. Johannes Duns Scotus, an Adolf Kolping, viele bedeutende und hl. Bischöfe aber auch an die Hl. Ursula und ihre Gefährtinnen, die Hl. Edith Stein und viele andere heilige Frauen erinnert wird. </div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
Aber es wäre doch schön, wenn sich Köln wenigstens ab und an mit Stolz und Glaubensfreude an den große Sohn der Stadt erinnerte und ihn aus dem Schatten vieler anderer Persönlichkeiten etwas mehr ins Licht stellte. Auch und gerade in der heutigen, schwierigen Zeit der Kirche.</div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
<b>Hl. Bruno - bitte für uns!</b></div>
<div style="text-align: justify;">
<b>Hl. Guigo de Castel - bitte für uns!</b></div>
<div style="text-align: justify;">
<b>Hl. Hugo von Lincoln - bitte für uns!</b></div>
<div style="text-align: justify;">
<b>Hl. Hugo von Grenoble - bitte für uns!</b></div>
<div style="text-align: justify;">
<b>Hl. Märtyrer des Kartäuserordens - bittet für uns!</b><br />
<b><br /></b>
Die Kartäuser selbst streben keine Heiligsprechungen ihrer Mitbrüder an. Die Initiative zur Heiligsprechung der obigen Ordensheiligen ging von anderen Personen aus. </div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
P.S.: Übrigens, auch außerhalb Kölns sind St. Bruno – Kirchen und Kapellen weit seltener als die baulichen Reste von Klöstern der Kartäuser. So ist die Kirche des Dorfes Lünten, das zu meiner Heimatstadt Vreden gehört, dem Gründer der Kartäuser geweiht. Der Wahlspruch der Kartäuser ziert den Kirchturm der Marienkirche in Dinslaken-Lohberg. Gerne können Sie mir noch weitere Hinweise geben. Im Bistum Münster bestanden Kartausen in Dülmen – Weddern und in Wesel, später in Xanten. Insgesamt wurden im Laufe eines knappen Jahrtausends etwa 275 Kartausen gegründet, heute sind davon noch 21 Kartausen vorhanden, davon vier für Frauen und 17 für Männer geblieben. Nach der Aufhebung aller 18 deutschen Kartausen wurde nach der Säkularisation eine neue Kartause in Düsseldorf-Unterrath gebaut, die aber 1964 aufgrund der Erweiterung des dortigen Flughafens geschlossen und nach Seibranz ins Allgäu verlegt wurde. </div>
Markus Gehlinghttp://www.blogger.com/profile/03601483024904119330noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-3145452358057443603.post-79390157841041800912020-07-18T06:05:00.001-07:002020-07-18T06:05:04.764-07:00Du musst draußen bleiben! - die Botschaft der Gitter<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjGxOvN8u_I3j6q9j1G9CH3F3Vt31zRccVXy14-BAH4ZTD8FkHwNULW_0NgyNJhN9B2jwO700trMPbT8vn51-nN-WqdsvayHUpVrQfhSUDQyA5UqgOqOAWlq5zj1lM-oIMlCPqweuAaUVE/s1600/DSC07566.JPG" imageanchor="1" style="clear: left; float: left; margin-bottom: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="1066" data-original-width="1600" height="213" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjGxOvN8u_I3j6q9j1G9CH3F3Vt31zRccVXy14-BAH4ZTD8FkHwNULW_0NgyNJhN9B2jwO700trMPbT8vn51-nN-WqdsvayHUpVrQfhSUDQyA5UqgOqOAWlq5zj1lM-oIMlCPqweuAaUVE/s320/DSC07566.JPG" width="320" /></a></div>
<div style="text-align: justify;">
Meine Affinität zum Klosterleben ist ja Manchem hier schon vertraut. So nehme ich mir ab und an einige Tage frei, um im Umfeld eines kontemplativen Klosters Zeit für Glaubensdinge zu haben. Die Gebets- und Gottesdienstzeiten im Kloster geben dafür einen guten Rahmen. </div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
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In diesem Corona-Jahr wollte ich nicht so weit fahren, daher war ich froh, dass die Benediktinerinnen vom Heiligsten. Sakrament in Köln-Raderberg noch ein Gästezimmer im Dachgeschoss frei hatten. Nach der Morgenmesse konnte ich mich dann aufs Fahrrad schwingen und geistliche Orte in Köln besuchen. Und es hat sich gelohnt! Ihr werdet in den nächsten Tagen mehr davon lesen und sehen. </div>
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<br /></div>
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Unter Anderem deswegen war es ein anregender Ausflug: </div>
<div style="text-align: justify;">
Vor Kurzem wurde in Köln nämlich ein neues großartiges Kunstwerk präsentiert und eingeweiht. Nein, ich meine nicht das neue Kirchenfenster von Prof. Markus Lüpertz in St. Andreas. Darauf komme ich noch. Nein, ich meine das neue, schmiedeeiserne Gitter an Nordquerhausfassade (was für ein schönes Wort) des Kölner Doms. Für „normale“ Leute – das ist die Seite zum Hauptbahnhof hin. </div>
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<br /></div>
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Da ist nun eine extrem schöne Schmiedearbeit zu besichtigen. Ein kürzlich leider viel zu früh verstorbener Freund von uns war Schmied mit Leib und Seele. Ein echter Künstler! Und daher weiß ich inzwischen die Schmiedekunst sehr zu schätzen. Man geht ja oft achtlos an Gittern vorbei. Aber seit ich Lutz kenne, habe ich immer noch mal genauer hingesehen. </div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
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Ein Gitter an der Domfassade war ja wirklich bitter nötig. Wer erinnert sich nicht an die Aktion der Roten Funken, der Kölner Karnevalisten, die den Dom 2016 „umarmt“ hatten, um ihn gegen Vandalismus und Wildpinkler zu schützen. In der Tat sind diese Seiten des Doms sensible Plätze und die Schäden, die hier von Betrunkenen und sonstwie Gestörten angerichtet wurden sind immens. </div>
<div style="text-align: justify;">
Ihre Verbundenheit mit der Kirche wollten mit einem ähnlichen Zeichen im vergangenen Jahr auch die Kölner Frauen mit einer herzlichen Domumarmung zeigen (verbunden mit der Forderung, Frauen in der Kirche Zugang zu Ämtern zu gewähren). </div>
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<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
Geschaffen hat das neue Gitter der Kunstschmied Johannes Nagel, der schon am Gitter auf der gegenüberliegenden Seite des Domes beteiligt war, das sein Vater Paul Nagel 1996 fertig stellte. Man merkt, dass die Gitter eine verwandschaftliche Beziehung haben. Das neue Gitter steht dem vorhandenen Gitter am südlichen Querhaus in Nichts nach. Großartige Schmiedekunst mit putzigen Details. Zeigt das ältere Gitter die Silhouette eines Bischofs mit abwehrender (oder mahnender) Hand, so wirkt die hier präsente Silhouette des Dompropstes Gerd Bachner eher freundlich und gemütlich. Insider wissen, dass Bachner einmal die Kreuzblume des Domes in 157 m Höhe bestiegen hat und dass diese Darstellung auch daran erinnern soll. Überhaupt zeigt das Gitter viele florale Motive und die Silhouette des Domes mit der Jahreszahl 2020. An den verstorbenen Vater des Künstlers erinnert ein auf dessen Entwurf zurückgehender Rabe, kombiniert mit einer Figur des tanzenden Todes, Symbol der Sterblichkeit aber auch der Auferstehungshoffnung.</div>
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<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
<i>»Meine Aufgabe habe ich darin gesehen, einerseits einen schützenden ›Schleier‹ vor den Dom zu stellen, den man im besten Fall ›nicht sieht‹“ und einen „verlorenen Zwischenbereich, beim Übergang vom öffentlichen zum liturgischem Raum, wiederherzustellen«“</i></div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
Mir tut der Schmied leid. Denn die Vorstellung seines Kunstwerks (an dem er mit seinen Mitarbeitern sicher viele Monate mit aller Kraft gearbeitet hat) kam in der Öffentlichkeit nicht gut an. Angesichts von Coronakrise, Kirchenkrise und der anhaltenden Diskussion um die Rolle der Frau in der Kirche und notwendige Reformen weiht das Erzbistum Köln feierlich ein Gitter ein. Viele hielten das für eine gelungene Satire des „Postillion“. </div>
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<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
Maria 2.0 protestierte während der Gittersegnung mit dem Slogan: <i>"Segnet Menschen, keine Gitter!" </i>und sogar auf katholisch.de war zu lesen: <i>„Während anderswo die beispiellos hohen Kirchenaustrittszahlen diskutiert werden, segnet in Köln anlässlich des Patroziniums der Hohen Domkirche St. Petrus der Dompropst emeritus höchstselbst – ein Metallgitter.“</i> und <i>„Die Gitter-Segnung sollte wohl schöne Bilder liefern. Fromme volkskirchliche Folklore, eine Kernkompetenz der Kirche. Bezeichnend ist, was die von der Pressestelle des Doms verbreiteten Bilder zeigen: Eine Gruppe älterer Herren in schwarz, die sichtlich Freude an ihrer kleinen Feier haben und mit sich zufrieden sind.“</i></div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
Was soll man sagen? Ich kann nach einer Woche in Kölner Kirchen das Fazit ziehen: Wenn sie etwas können in Köln, dann sind es Gitter! <b><i>„Köln ist groß in Gittern!“</i></b></div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
Aber ich will es mir nicht allzu billig machen, was die Gitter angeht. Schließlich durfte ich in dieser Woche manche dieser Gitter durchschreiten, vor manchen Gittern musste ich stehen bleiben und durfte nicht hindurch, durch andere Gitter konnte ich Einblick nehmen. Manche Stunde habe ich vor oder hinter Gittern verbracht und konnte mir einige Gedanken dazu machen, ob es wirklich so ist, dass die Kirche sich hinter Gittern verschanzt, mit mentalen und theologischen Gittern Menschen aussperrt und ausgrenzt oder ob gar manche Kirchenleute besser hinter Gitter gehören. </div>
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<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
Auch dürfen wir nicht naiv sein. Kirchen brauchen Schutz. Gerade die vielen Fälle von Vadalismus in Frankreich, aktuell auch die Brandstiftung in Nantes zeigen, dass nicht jeder Besucher einer Kirche ein harmloser Beter ist. Aber diese sind noch immer der beste Schutz, wenn sie ein Auge auf ihre Kirche haben. Daher kommt es darauf an, dass möglichst viele Menschen sich mit ihrer Kirche identifizieren, dass sie dort mit ihren Sorgen, Hoffnungen, Plänen und Meinungen ein Wirkliches zu Hause haben. Es ist auch schön zu sehen, wenn Menschen für ein kurzes Gebet und eine Kerze in einem bestimmten Anliegen ihren Alltag kurz unterbrechen. Wie schön ist es, wenn Menschen die Kirche in ihre Mitte nehmen und sie „umarmen“. Ein Gitter macht diese Geste und damit das Engagement der Menschen überflüssig. Auch das ist ein Signal, das man nicht leichtfertig senden sollte. </div>
<div style="text-align: justify;">
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Es ist so: Gitter senden psychologisch Signale aus. Das Gitter an der Südquerhausfassade des Domes z.b. hat mich schon immer irritiert. Angesichts des imposanten Gebäudes verschwindet es in der Wahrnehmung tatsächlich zunächst. Tritt man aber näher, so hält es einen deutlich auf Abstand. Da finde ich es in Münster (und andernorts) besser, dass man den Dom von verschiedenen Seiten betreten kann. In Köln muss wohl – aufgrund des touristischen Andrangs – der Zutritt besser geregelt werden. Trotzdem, es ist bleibt eine ambivalente Erfahrung. Ein Gitter ist nicht einfach ein funktionaler Gegenstand, nicht nur ein Ding sondern ein Symbol. Daher war es schön, bei der Amtseinführung des Kölner Erzbischofs Wölki einmal diesen sonst verschlossenen Raum betreten zu dürfen. Ich weiß natürlich, dass sich alle Gitter in Köln zu gewissen Zeiten und für gewisse Leute öffnen, die eine Aufgabe und einen Schlüssel haben. Aber die Perspektive eines nicht privilegierten Besuchers halte ich durchaus für bedenkenswert für all jene, die über Schlüsselgewalt verfügen. </div>
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In fast jeder Kirche Kölns findet sich im hinteren Bereich ein mehr oder minder altes und kunstvolles Gitter. Eine der rühmlichen Ausnahme ist die völlig gitterfreie romanische Kirche St. Kunibert. Meist sind diese Gitter geöffnet, aber in einzelnen Kirchen sind sie beinahe immer geschlossen. Es sei denn, der inner(st)e Zirkel versammelt sich hinter ihnen zur Messe. Als Kirchenbesucher oder Tourist steht man vor diesem Gitter und kann das Innere der Kirche nicht betreten. Man kommt zwar rein (wenn man die großen Tore durchschritten hat), aber dann geht es nicht weiter. Auch Plätze der Andacht sind nicht immer vorhanden. Manchmal hat man einen der hässlicheren Altäre nach hinten gestellt. Wenn man Glück hat, findet man ein schönes Marienbild an dem Kerzen entzündet werden können. Immerhin. Man muss dem Hl. Alfons geradezu dankbar sein, dass er uns mit seinen Redemptoristen und deren Gemeindemissionen das Gnadenbild der „Gottesmutter von der immerwährenden Hilfe“ vermittelt hat. Davor kann man oft andächtig eine Kerze anzünden oder auch schon mal vor einer Antoniusfigur oder dem in Köln sehr beliebten Bild des Apostels Judas Thaddäus. </div>
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Das Zeichen eines geschlossenen Gitters ist allerdings fatal. Wenn ich hinten in der Kirche bleiben muss, dann fühle ich mich ausgeschlossen und nicht zugehörig erst wenn mich mindestens das Mittelschiff der Kirche umschließt dann bin ich wirklich drin. Besonders ärgerlich sind da für mich die Gitter in St. Mariä Himmelfahrt (hinter dem Hauptbahnhof) und St. Aposteln, eine der 12 romanischen Kirchen am belebten Neumarkt. Da bin ich gleich mehrfach hingefahren und kam doch nie hinein. Im Kirchenraum gab es meist Vorbereitungen für geistliche Events – aber niemand nutzte die Gelegenheit den Raum für Beter freizugeben – obwohl doch „Aufsicht“ vorhanden war. Ich kann nicht sagen, ob das immer so ist. Ich fand es extrem enttäuschend. Und sehr symbolisch!</div>
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Dabei habe ich kaum ein Problem mit der Tatsache, dass die meisten Altarräume nicht frei begangen werden können. Das ist zwar auch schade, weil hier häufig interessante geistliche Kunst aufbewahrt wird. Aber der Altarraum ist schon ein heiliger Ort, der mit einer angemessenen Andacht aufgesucht werden sollte. Selbst dort, wo es leicht möglich war (in St. Ursula und St. Gereon) empfinde ich diesen Raum als „heilig“ und betrete ihn nicht einfach so. Eher zum Gebet. </div>
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Hier kann ich ja sogar einem Lettner etwas abgewinnen. Im Mittelalter teilte dieser die Kirchen in unterschiedliche Bereiche. Der eigentliche Altarraum war nur für die Ordensschwestern oder Stiftsherren zugänglich, hier wurde die Messe gefeiert. Der Lettner diente unterschiedlichen Zwecken. In Köln finden sich in den Kirchen St. Maria im Kapitol und St. Pantaleon zwei solche Lettner. Beide dienen als Orgelbühne und Baldachin über dem heutigen Zelebrationsaltar. In St. Pantaleon tut sich hinter dem gotischen Lettner ein kleiner Altarraum auf, in dem kleinere Gruppen den Gottesdienst feiern könnten (ähnlich wie im Kölner Dom). In St. Maria im Kapitol findet sich ein Lettner im Stil der Renaissance. Er steht heute wieder am alten Ort und schließt das Hauptschiff ab, hinter ihm öffnen sich die großartigen Konchen der romanischen Basilika, die weit mehr Raum als das Hauptschiff bieten. Die Idee des Letters erinnert an die orthodoxen Kirchen in denen der Altarraum als Raum des Allerheiligsten durch eine prächtige Bilderwand, die Ikonostase abgeschlossen wird. Die heilige Liturgie dahinter kann man durch Türen dennoch verfolgen. Lettner und Ikonostase zeigen, dass ein solcher Raum etwas Besonderes ist, dem Alltäglichen enthoben, ein Raum den man für das Gebet und die Anbetung Gottes betritt. Auch in den modernsten Kirchen ist der Altarbereich durch Stufen oder einen gestalteten Boden herausgehoben, so dass man ihn nicht einfach locker betritt ohne einen guten Grund zu haben. Darin entdecke ich wirklich einen spirituellen Mehrwert. Hier würde mich auch ein schön gestaltetes Gitter nicht stören. </div>
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Bei den Benediktinerinnen gibt es übrigens auch Gitter. In früheren Zeiten hatten sie sicher den ganz handfesten Sinn, die Gemeinschaft vor Menschen, die Böses wollen zu schützen. Heute tritt diese praktische Funktion stärker hinter der Symbolik zurück. Das Gitter trennt den Klausurbereich vom Bereich der Besucher und Gäste. So ist an die Klosterkirche seitlich eine Kapelle für Besucher von außen angebaut. Durch das Gitter hat man von der Seite her einen guten Blick auf den Altar, kann aber die Schwestern selbst nicht sehen. Dieses Gitter öffnen die Schwestern inzwischen zu den Gebetszeiten, am Sonntag finden die Besucher auf Stühlen im Altarraum und auch zwischen den Chorgestühlen Platz, auch während der Stundengebete kann man im Altarraum – auf Abstand zur Schwesterngemeinschaft mitbeten. Das ist eine adäquate Lösung um Nähe und Gastfreundschaft zu signalisieren und trotzdem die Abgeschiedenheit und Klausur zu wahren, als privaten Raum der Schwestern, die als Gemeinschaft zusammen entscheiden, wie weit sie sich öffnen. Hier stellt man einige Gästezimmer zur Verfügung, lädt die Besucher zum Gottesdienst ein und zur Begegnung nach dem Sonntagsgottesdienst im Garten, es gibt Sprechzimmer und einen Versammlungsraum für Besuchergruppen. Einige Schwestern bieten sogar Beratung und Supervision an. </div>
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Die Schwestern sind wirklich nicht weltfremd. Sie wissen, dass draußen in der Welt nicht nur gute Menschen leben und dass es auch Menschen gibt, die für den eigenen Vorteil auch vor schlechten Tagen nicht zurückschrecken. Es ist manchmal gut, wenn man sich böse Menschen durch ein schützendes Gitter vom Hals halten kann. Niemand kann so leicht stehlen, was mir wichtig, was mir lieb und teuer ist. Und niemand kann mich angreifen und verletzen. </div>
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Noch etwas ist schön an einem Gitter: weil es transparent ist, kann ich sehen, wer auf der anderen Seite steht. Ich kann Kontakt aufnehmen und mich auf ihn freuen, aber ich kann ihm auch in Ruhe die Zeit lassen, näher zu treten. Selbst mit aggressiven Menschen ist Kommunikation möglich. Das geht selbst mit modernen Türen aus Sicherheitsglas nicht so komfortabel wie mit dem guten alten Gitter. </div>
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Ein Gitter ist immer noch besser als verschlossene Türen einer Kirche. Und ein Gitter zeigt ja durch seine Transparenz auch offen, was sich dahinter (an hoffentlich Schönem) befindet. Wer aber nicht näher treten darf, der erlebt seine Machtlosigkeit, ihm werden die Grenzen aufgezeigt. Das schmerzt besonders, wenn dieses Signal von denen in der Gemeinschaft ausgeht, die das Sagen haben und wenn es mich aussperrt, obwohl ich zu dieser Gemeinschaft gehöre. (Vielleicht bräuchten wir einen Beterschlüssel - so wie es ihn für Toiletten für Menschen mit Behinderungen gibt.)</div>
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Das Gitter ist ein gutes Symbol für die Situation der Kirche in der heutigen Zeit. Wir dürfen die Menschen nicht draußen halten! Wir können Gitter vielleicht sogar als Zeichen dafür nutzen, dass bei uns nichts hinter verschlossenen Türen und im Dunklen geschieht. Man kann gucken, ohne dass man gleich hineingezogen wird. So schützen die Gitter ja auch Menschen, die nur mal reinschauen wollen. Durch ein Gitter kann man gut sehen, hören und riechen, sogar fühlen und anfassen wäre möglich. </div>
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Aber es muss eine Möglichkeit geben, das Gitter zu öffnen. Warum nicht eine Tür die mich einlässt, wenn ich sie kenne - oder finde? So war das immer in Mariawald, eine Tür für Beter stand offen. Jeder konnte für sich selbst entscheiden, ob er beten möchte. Oder im Kölner Dom, wo man als Beter ein Tor zur Sakramentskapelle durchschreiben darf. (Bemerkenswert: trotz eines gut gefüllten Doms blieb ich dort allein mit dem Herrn.) </div>
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Es ist allemal besser, wenn Gitter weit offen stehen, damit ich so das Signal bekomme: Ja, wir freuen uns, wenn Du eintrittst. </div>
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Es ist und bleibt so: Ein Gitter ist nicht einfach ein Ding, jedes Gitter ist ein Symbol, das mit Bedeutungen aufgeladen ist. Es kommt darauf an, dass die Gestaltung, die konkrete Nutzung und die öffentliche Präsentation der Gitter den richtigen Akzent setzen. </div>
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Besser als: <i>„Wir müssen draußen bleiben“</i> sollten sie die Botschaft eines Liedes aus Taizé vermitteln: <i>„Bei Gott bin ich geborgen, still, wie ein Kind bei ihm ist Trost und Heil. Ja, hin zu Gott verzehrt sich meine Seele, kehrt in Frieden ein.“</i></div>
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In manchen Kölner Kirchen und auch im Kloster der Benediktinerinnen in Raderberg durfte ich das in diesen Tagen erfahren. Dafür sage ich Danke! und Vergelt's Gott!</div>
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Hier einige Fotos vom neuen Nordquerhausgitter: </div>
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Hier die Bilder vom Südquerhausgitter: </div>
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Und noch einige weitere Gitter (und andere Motive), die im Text eine Rolle spielen. Das Schöne bei Gitter ist für den Fotografen, dass sie meist so weit sind, dass man hindurch fotografieren kann. Und anders als beim Sicherheitsglas spiegelt da nichts.</div>
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<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjpzuobUfkZDahUX-7z6iIOL7IfDI5HF3B3wQqmB_Rumwxiv8UE5ggNEQzmVVFVOg_aMM1aXqOA9mJwUz3_WP8fdd8TUsHnWCJQuc2UOBWwn387mIm0YNHM5rpG_SDYWUQ8lyKXw4_LHf8/s1600/DSC06751.JPG" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="1066" data-original-width="1600" height="213" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjpzuobUfkZDahUX-7z6iIOL7IfDI5HF3B3wQqmB_Rumwxiv8UE5ggNEQzmVVFVOg_aMM1aXqOA9mJwUz3_WP8fdd8TUsHnWCJQuc2UOBWwn387mIm0YNHM5rpG_SDYWUQ8lyKXw4_LHf8/s320/DSC06751.JPG" width="320" /></a></div>
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<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgI_1dS8rpiC51Aj_u7f0OoXqFBk84xB2wu8E4EpBONuzzIjhJD_Sfts61YIBwR6ma1EO8dzVsb2K091dxkBxGQlpZ8DGqnbfMtWs24vv4gs6vycs0N6fkuuwlvN29RBBlvanXdWPGMHso/s1600/DSC06894.JPG" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="1600" data-original-width="1066" height="320" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgI_1dS8rpiC51Aj_u7f0OoXqFBk84xB2wu8E4EpBONuzzIjhJD_Sfts61YIBwR6ma1EO8dzVsb2K091dxkBxGQlpZ8DGqnbfMtWs24vv4gs6vycs0N6fkuuwlvN29RBBlvanXdWPGMHso/s320/DSC06894.JPG" width="213" /></a></div>
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Markus Gehlinghttp://www.blogger.com/profile/03601483024904119330noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-3145452358057443603.post-38095467952019095902020-06-15T01:51:00.000-07:002020-06-15T01:51:15.843-07:00Ja, wir haben versagt!<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEg73uK6BhZ2OQs7pvkVQNjLf4ZQEGnmAu-u6rj6iMiQa3n7KU4ninoRsAJH3VU7Wr3ZtchagA2sVPKwbUUozw_H8yW5n2fCEu7cgUsJLtxjZLPMq0o9Z1bbVUHAaaGMmshsOFXWsaycy1M/s1600/DSC_8328.JPG" imageanchor="1" style="clear: left; float: left; margin-bottom: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="1060" data-original-width="1600" height="211" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEg73uK6BhZ2OQs7pvkVQNjLf4ZQEGnmAu-u6rj6iMiQa3n7KU4ninoRsAJH3VU7Wr3ZtchagA2sVPKwbUUozw_H8yW5n2fCEu7cgUsJLtxjZLPMq0o9Z1bbVUHAaaGMmshsOFXWsaycy1M/s320/DSC_8328.JPG" width="320" /></a></div>
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Die Kirche hat in der Coronakrise versagt! Da waren sich ausnahmsweise viele einig. Der kirchenkritsche Journalist, der stramm konservativ-katholische Publizist und die ehemalige Ministerpräsidentin von Thüringen. Schon als die Aktiven in den Gemeinden noch alle Hände voll zu tun hatten, den „Shutdown“ der Gemeindearbeit zu organisieren und gleichzeitig erste kreative Ideen entwickelten setzte ein Artikel im Südkurier den Ton, der dann von jenen aufgegriffen wurde, die es skandalös fanden, dass die Kirche sich von Staat und Behörden bis ins Allerheiligste, bis in die Sakramentenspendung herein reden ließ. Not lehrt nicht beten, spottete die Journalistin Christiane Florin und konstatierte: „Not lehrt Basteln. Not lehrt Bauen. Not lehrt Grillen.“ Sogar Bischöfe zeigten sich gekränkt, weil Baumärkte öffneten - während den Kirchen offenbar die „Systemrelevanz“ abgesprochen wurde. </div>
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<br /></div>
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Ja, ich glaube, man kann aus der Coronakrise und den begleitenden Debatten lernen. Aber dazu brauchen wir Distanz und Gelassenheit. Natürlich ist vieles falsch gelaufen und aufgrund der behördlichen Vorgaben, war die Kirche zunächst stark auf ihre Hauptamtlichen zurückgeworfen. Das breite ehrenamtliche Engagement wurde jäh ausgebremst. Das war (und ist) an allen Ecken und Ende zu spüren.</div>
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Offenbar wurde aber auch: die Kirche ist nur begrenzt „systemrelevant“. Als Kirche wurden wir behandelt, wie jeder andere Verein. Das war für Viele kränkend. Als Antwort auf diese Kränkung empfehle ich: „nicht auf die Barrikaden gehen“. Das Pochen auf gesetzliche Privilegien rettet uns nicht. Die Krise deckt auf, dass wir seit Jahrzehnten kontinuierlich an Bedeutung verlieren. Als gesellschaftlicher „Player“ und – schlimmer noch – für die einzelnen Menschen. Wir sollten uns daher fragen, für welches „System“ wir als Kirche relevant sein möchten. </div>
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Die Corona-Krise trifft die Kirche im innersten Kern. Worum geht es, in allem, was wir tun? Wir bringen Menschen zusammen. Wir möchten, dass Menschen sich nahe kommen, füreinander sorgen und gemeinsam auf den Spuren Jesu durchs Leben gehen. Und wir möchten, dass Menschen Gott nahe kommen. Es geht uns um Nähe und Berühung. </div>
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Die Systemrelevanz der Kirche ist – dass sie dem einzelnen Menschen nahe sein will. Dass sie an seiner Seite sein will. Dass sie hilft, dass Menschen Gott als nah erfahren können. Unter Coronabedingungen ist das Versagen der Kirche unausweichlich. Wo Distanzierung die Norm ist und Nähe und Begegnung minimiert werden muss, fehlt die Herzmitte des kirchlichen Lebens. Und trotzdem sollten wir tun, was verantwortbar ist und mit Hilfe des Gottesgeistes kreativ sein. </div>
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Mich berührt in diesen Tagen nur Kritik, die offen legt, wo Kirche gegen ihren Grundauftrag verstoßen hat, Menschen und Gott nahe zu sein. Völlig irrelevant ist für mich Kritik, die sich an mangelnder Stärke und gesellschaftlicher Relevanz der Kirchen abarbeitet. </div>
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Seien wir ehrlich! Wo wird außerhalb des volkskirchlichen Milieus noch ein Priester gerufen, wenn ein Mensch aufs Sterben zugeht. Bei allen kreativen Neuaufbrüchen boomt der Markt der Ritendesigner, Trau- und Trauerredner. </div>
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In all den Debatten der Coronakrise gibt es einen Satz, der mich geistlich berührt hat und der uns „Leitstern“ sein kann auf der Suche nach dem zukünftigen Weg der Kirche nach Corona. Er stammt ausgerechnet von einem Politiker: „Wir werden einander wahrscheinlich viel verzeihen müssen.“ Gesagt hat das auf dem Höhepunkt der Krise der Gesundheitsminister Jens Spahn.</div>
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Wir dürfen als Kirche offen bekennen: „Wir haben versagt.“ Und wir können das sagen, weil in der Krise viele gegeben haben, was sie konnten. Manches hat gut geklappt und Anderes ist in die Hose gegangen. Wir sind und bleiben als Kirche eine Gemeinschaft von fehlerhaften Menschen. Und nur als solche können wir barmherzig mit Anderen sein. </div>
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Wenn wir mit mehr Demut und Bescheidenheit aus der Krise kommen, dann ist mir um die Kirche nicht bange. Wir brauchen keine „Systemrelevanz“. Nur für den Glauben und die Hoffnung des einzelnen Menschen müssen wir bedeutsam sein. In diesem Sinne bitten wir um Vergebung und schenken sie auch.</div>
Markus Gehlinghttp://www.blogger.com/profile/03601483024904119330noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-3145452358057443603.post-10831958613292388562020-05-10T13:26:00.000-07:002020-05-11T08:27:47.543-07:00Quid est veritas? Von sonnen und solchen Wahrheiten!<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiM9Mi9chmJKJ6P__DhSxRAM-Uh1_bO0ke_wIwk57IDbyVs0-KuV5cxZwHZdjF_0ao5XtvAv1LNdIwdf6rcDDew7dS3_CHgI_bjPso08P7DEOeIZeEe11Yrr_-1f-DyDjTN6eFe2XgWJCg/s1600/DSC_0562.JPG" imageanchor="1" style="clear: left; float: left; margin-bottom: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="1060" data-original-width="1600" height="211" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiM9Mi9chmJKJ6P__DhSxRAM-Uh1_bO0ke_wIwk57IDbyVs0-KuV5cxZwHZdjF_0ao5XtvAv1LNdIwdf6rcDDew7dS3_CHgI_bjPso08P7DEOeIZeEe11Yrr_-1f-DyDjTN6eFe2XgWJCg/s320/DSC_0562.JPG" width="320" /></a></div>
<div style="text-align: justify;">
<i><b>Eigentlich wollte ich nur einige Zeilen schreiben zu der Aufregung um die neueste "katholische " Protestaktion. Aber je mehr ich las, desto mehr wollte zu Papier gebracht werden. Tut mir leid... es war einfach stärker als ich... </b></i></div>
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Meine Meinung zu Erzbischof Vigano und seinen sonderbaren Zeugnissen, Erklärungen, Auftritten und Interviews habe ich nie verborgen. Von daher verwunderte es mich auch gar nicht, dass er nach einigen Wochen der (Corona-)Abstinenz mit dem Text: <i>„EIN AUFRUF FÜR DIE KIRCHE UND FÜR DIE WELT an Katholiken und alle Menschen guten Willens“</i> mal wieder lautstark an die Öffentlichkeit drängte. Es fehlen natürlich auch in diesem Text die typischen Stilmittel nicht, eine biblisch-lateinische Überschrift <b><i>„Veritas liberabit vos.“</i></b> aus dem Johannesevangelium und der abschließende Hinweis auf ein „passendes“ Marienfest, das <i>„Unserer Lieben Frau vom Rosenkranz in Pompeji“. </i>Und es geht - natürlich - wieder ums Große und Ganze!</div>
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<div style="text-align: justify;">
Also alles echter „Vigano-Style“. Aufmerken ließ allerdings, dass neben den üblichen Verdächtigen diese „Petition“ gleich von vier richtigen Kardinälen unterschrieben wurde. Wobei der erste von diesen unmittelbar zurückruderte, da er sich als Mitglied der Kurie der katholischen Weltkirche nicht in allzu politischen Fragen zu Wort melden wolle. Offenbar hatte er aus der letzten Affäre um den allzu lockeren Umgang mit einem Text des emeritierten Papstes Benedikt XVI. gelernt. In der Tat erscheint der Text der knappen Petition rein politisch und wenig spirituell unterfüttert. Zwar geht es auch um die göttlichen Rechte der Kirche und dabei recht allgemein die Nachfolge Jesu Christi und die Verantwortung der Kirche. Die biblischen Verweise erscheinen aber selbst mir als Feld-Wald-Wiesen-Theologen recht eigenwillig genutzt. Die Wahrheit, von der Christus hier spricht ist die Wahrheit des Glaubens, die Wahrheit über ihn, Jesus Christus selbst. Und er hat diesen Satz sicher nicht gesagt zur Bekräftigung recht beliebiger und umstrittener Überzeugungen. Abschließend erwähnt man noch ausgerechnet den Satz, auf dem sich das Papsttum stützt und dessen erster Teil die Kuppel des Petersdomes schmückt. Und dieses Lippenbekenntnis dann ausgerechnet aus der Feder derer, die den amtierenden Petrus allzu gern demontieren. In der Tat, sehr eigenwillig! </div>
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Dass ausgerechnet Kardinal Müller diesen obskuren Text unterstützt, das macht mich einigermaßen ratlos. Und auch traurig! Dabei war ich nach seinem Auftritt in Bochum mit ihm schon wieder einigermaßen versöhnt. Jeder Leser meines Blogs wird sich erinnern, dass ich durchaus Sympathien für diesen Sohn eines Opel-Arbeiters aus Mainz-Finthen habe und ihn immer wieder erklärt und verteidigt habe. Aber er macht es einem wirklich von Mal zu Mal schwerer, ja unmöglich. </div>
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Jetzt schaffte es der deutsche Kardinal mit seiner Unterschrift unter diese Petition, die im Namen die „Wahrheit“ und die „Freiheit“ trägt, auf die Titelseite der Bildzeitung. Ich habe es mir zur Gewohnheit gemacht, nicht bei den Schlagzeilen stehen zu bleiben und mich zu solchen Papieren erst dann zu äußern, wenn ich sie in Ruhe gelesen habe. Und das habe ich heute Abend gemacht. Meist nehme ich mir auch vor, die guten Inhalte selbst dann noch zu würdigen, wenn ich insgesamt der Intention eines Text widersprechen möchte und versuche dabei dem Anliegen der Verfasser möglichst gerecht zu werden. </div>
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Das ist mir bei veritasliberabitvos – ganz ehrlich gesagt – beinahe nicht möglich. Die ersten zwei (von drei) Seiten sind vollgepackt mit unbewiesenen Behauptungen, Unterstellungen und Verdächtigungen bei denen nicht einmal Ross und Reiter benannt werden. Wir lesen von der beabsichtigten <i><b>„Schaffung einer Weltregierung, die sich jeder Kontrolle entzieht“</b></i> und von Zensur, von geheimnisvollen <b><i>„Formen der Kontrolle“</i></b> von Menschen und von einer <b><i>„hasserfüllten technokratischen Tyrannei“</i></b>, die beabsichtigt sei. Am Ende bleibt nicht ganz viel, wo ich – selbst mit gewissen Bedenken – noch ja dazu sagen könnte. </div>
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Neben der BILD griffen nun auch weitere Zeitungen in diesen Tagen diese Story auf, fällt sie doch zusammen mit weiteren Aktionen gegen die Maßnahmen, mit denen Regierungen in aller Welt die Corona-Pandemie in den Griff bekommen möchten. Die deutliche Kritik an dieser Unterschrift (auch aus dem Kreis der Bischöfe) scheint den Kardinal in Rom inzwischen erreicht zu haben, denn heute meldet er sich via Tagespost zu Wort. </div>
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Er habe ja <i>„nichts weiter getan, als sich auf telefonische Anfrage hin mit dem Text als Aufruf zum sorgfältigen Umgang mit den publizistischen und politischen Nebenwirkungen, die diese furchtbare (sic! - immerhin) Pandemie in einigen nichtdemokratischen Ländern haben könne, im Allgemeinen einverstanden zu erklären. Den Text habe er dabei nicht als wissenschaftliche Analyse bewerten wollen.“</i></div>
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Man reibt sich die Augen!? Aus diesem berechtigten Anliegen heraus unterschreibt ein Dogmatiker, ein ehemaliger Präfekt der Glaubenskongregation, ein Kardinal der römisch-katholischen Kirche einen solchen scharfen und schrägen Text? Ein Text, wo schon im ersten Abschnitt ausdrücklich steht, dass der Unterzeichner sich ihn zu eigen mache und dem Inhalt zustimme. Ein Text, wo als Autor der Name „Vigano“ darunter steht – da müssten doch alle Alarmglocken schrillen. Ein Autor, der angeblich in einem Versteck lebt, weil aus Angst vor dem Rachedurst kirchlicher Kreise um seine körperliche Unversehrtheit fürchte.</div>
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Der Kardinal äußert sich nun erstaunt, dass er alle Kritik auf sich zieht: <i>„Dadurch, dass ich als Kardinal irgendwie als der Hauptprominente dieses Textes angesehen wurde, hat sich die Wahrnehmung auf mich konzentriert.“</i> Ähm, ist das jetzt wirklich verwunderlich?</div>
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Selbst ich als kleines Rädchen im Gefüge der Kirche äußere mich nicht zu Texten, die ich nicht gelesen habe und bemühe ich um ein ausgewogenes Urteil, selbst da, wo ich nicht zustimme. Und ein Kardinal unteschreibt einen Text mit absurden Verdächtigungen und Beschuldigungen, weil er sich mit dem Autor und den Mitunterzeichnern verbunden fühlt und gewisse Besorgnis im Herzen trägt? Dazu fällt mir nichts ein, was ich als Sohn der Kirche hier aufschreiben kann. Aber ich kann Gerhard Ludwig Kardinal Müller nur dringend auffordern, diese Unterschrift umgehend zu kassieren, nicht um Schaden von der Kirche abzuwenden (der ist schon da), sondern um sich selbst, um seine Lebensleistung nicht noch weiter zu diskreditieren. <b>Tun Sie es um Ihrer selbst willen, Herr Kardinal! </b>Das sage ich als jemand, dem Verbundenheit in der Kirche etwas wert ist.</div>
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Warum ich mich dazu in dieser Weise äußere? Sage ich es einfach mit den Worten des Kardinals selbst (ebenfalls in der Tagespost): <i>„Es ist falsch, immer alles zu polarisieren. Wer es besser weiß, kann doch mit sachlichen Argumenten wirkliche oder vermeintliche Irrtümer ruhig und gelassen richtig stellen.“ </i></div>
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Wenn der Kardinal sagt, man solle nicht immer alles polarisieren? Dann frage ich zurück: <i>„gibt es ernsthaft eine Position, die noch polarisierender, noch weniger ausgleichend ist, als die Formulierungen dieser Petition?“ </i>Nun gut, vielleicht noch der Video-Blog von Ken Jebsen. </div>
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Dennoch, ich versuche einmal dem Wunsch des Kardinals zu folgen und mit der notwendigen Ruhe und Gelassenheit diesen Appell aufzunehmen und einige Anmerkungen zum Text zu machen. Der Kardinal sagt ja, der Text würde bewusst missverstanden. <i>„Es wird so hingestellt, als ab die Pandemie selbst erfunden wäre, um Panik zu machen, was ja absurd ist.“ </i></div>
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Ja, in der Tat! Das ist absurd und es kann Kardinal Müller ja auch nicht entgangen sein. Steckte er doch in Italien mitten drin im Krisengebiet. Umsoweniger kann ich verstehen, warum er nicht aufmerksam wurde bei einem Satz wie diesem: <i>„Das gilt umso dringlicher, je mehr Zweifel von verschiedenen Seiten an der tatsächlichen Ansteckungsgefahr, der Gefährlichkeit und der Resistenz des Virus laut werden: Viele maßgebliche Stimmen aus der Welt der Wissenschaft und der Medizin bestätigen, dass der Alarmismus wegen Covid-19 durch die Medien in keinster Weise gerechtfertigt zu sein scheint.“ </i>(1. Seite, 2. Absatz) und gleich anschließend im 3. Absatz: "<i>Wir haben Grund zu der Annahme – und das auf der Grundlage offizieller Daten zur Epidemie in Bezug auf die Anzahl der Todesfälle – dass es Kräfte gibt, die daran interessiert sind, in der Bevölkerung Panik zu erzeugen. Auf diese Weise wollen sie dauerhaft Formen inakzeptabler Freiheitsbegrenzung aufzwingen, die Menschen kontrollieren und ihre Bewegungen überwachen. Diese illiberalen Maßnahmen sind der beunruhigende Auftakt zur Schaffung einer Weltregierung, die sich jeder Kontrolle entzieht.“</i></div>
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Interessant: Konservativ – katholische Akteuere als Kämpfer für die Liberalität einer Gesellschaft. Auch eine neue Rolle. </div>
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Ich finde in dem Artikel nichts, was die wahre Dramatik der Pandemie angemessen schildert, nirgendwo wird Mitgefühl mit den Erkrankten und Betroffenen geäußert, nirgendwo Anerkennung für alle, die gegen die Krankheit kämpfen. Hier ist nur die Rede von überzogenen Maßnahmen und nicht eine Silbe darüber, dass es ja auch zahlreiche sinnvolle, notwendige und wichtige Einschränkungen gibt, die absolut richtig und lebensrettend waren und sind. </div>
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Sowas ist Wasser auf die Mühlen der Leute, die noch immer – wider alle wissenschaftlichen Erkenntnisse – die Covid-19-Erkrankung als eine Art milde Grippe verharmlosen. </div>
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Unter dem Strich bedeuten doch auch diese „wahren“ Aussagen: „Es ist alles nicht so schlimm, die Maßnahmen sind überzogen, denn es gibt einen geheimen Plan hinter den Maßnahmen, gesteuert von Kräften, die man als „supranationale Einheiten“ beschreibt. Wenn es so etwas gäbe, wenn die Maßnahmen nicht sachlich und wissenschaftlich im Kampf gegen das Virus begründet werden können, dann muss man konkret und gut begründet die Stimme dagegen erheben. Aber derart pauschal und undifferenziert – wen soll das eigentlich überzeugen? Da ist ja selbst manche Netzdiskussion auf einer anderen wissenschaftlich-argumentativen Höhe. Und da sollte man sich auch nicht mit dem Verweis auf eine persönliche Sorge um gewisse Fehlentwicklungen herausreden. Und seinen Kritikern vorwerfen, es ginge denen um <i>„Empörungskapital gegen ihre vermeintlichen Gegner“</i>. Das finde ich ... ... schwach!</div>
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Überhaupt werden in den drei Seiten des Papiers nirgendwo einmal Verantwortliche benannt. Es wird nicht gesagt, wer denn eigentlich die Stimmen sind, die wissenschaftlich begründete Zweifel an der Gefährlichkeit des Virus äußerten. Soll damit etwa Dr. Wodarg gemeint sein oder ein anderer wissenschaftlicher Dissident, Leute die ihre Thesen zwar unablässig wiederholen, aber keineswegs belegen können?</div>
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Aber, jetzt mal der Reihe nach noch weitere Anmerkungen zu weiteren Formulierungen, die mir besonders aufgefallen sind: </div>
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Im ersten Absatz heißt es: <i>„Die Fakten haben gezeigt, dass unter dem Vorwand der Covid-19-Epidemie in vielen Fällen unveräußerliche Rechte der Bürger verletzt und ihre Grundfreiheiten unverhältnismäßig und ungerechtfertigt eingeschränkt werden, einschließlich des Rechts auf Religionsfreiheit, der freien Meinungsäußerung und der Bewegungsfreiheit.“</i> Belegt wird diese Behauptung keineswegs. Darf man das dann einfach so locker raushauen, mit dem Hinweis darauf, Kritiker könnten sich ja ruhig und gelassen dazu zu Wort melden. Wo das doch genau hinein fällt in eine ähnliche Argumentation von Kreisen, die sich zu Tausenden, ohne Einhaltung der schlichtesten Hygiene- und Abstandsregeln zu Demonstrationen zusammen finden und eine weitere Verbreitung der Erkrankung billigend oder schlicht aus Dummheit in Kauf nehmen. Also quasi „Corona-Party“ heavy Style!</div>
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Natürlich müssen wir wachsam sein, dass nicht Grundrechte und Grundfreiheiten unter dem Vorwand der Pandemiebekämpfung dauerhaft eingeschränkt werden. Aber das hätte man auch fordern können, ohne ganz allgemein und ohne jeglichen Beleg zu behaupten, dies geschehe überall und massenhaft und gesteuert. Und wenn undemokratische Regierungen gemeint gewesen wären, wie Kardinal Müller nun anmerkt, dann hätte man auch das sagen sollen. </div>
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Sicher wurden auch viele Fehler gemacht. Und es gab schlampiges und übereifriges behördliches Handeln. Aber statt grenzenloser Kritik bin ich da eher bei dem bemerkenswerten Satz des deutschen Gesundheitsministers Jens Spahn: „Wir werden einander wahrscheinlich viel verzeihen müssen.“ Das klingt für mich durchaus nach Evangelium. Und mehr nach Evangelium als fast das ganze veritasliberabitvos.<br />
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Vielleicht an dieser Stelle noch mal ganz deutlich: Ja, ich glaube auch, dass in den letzten Wochen viele Fehler gemacht wurden. Und ich vermisse auch deutliche und empathische Stellungnahmen der Kirche zu kritischen Maßnahmen (über die Verteidigung der Religions- bzw. Kirchenfreiheiten hinaus). Wer spricht klar für die Rechte der Kinder und der Alten? Wer äußert Kritik an den "Krankheiten" unserer Wirtschaftsordnung... Aber zurück zur Petition, denn darum soll es hier gehen: </div>
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Dann folgt im Text der meist kritisierte Absatz mit den „Kräften“, die Panik erzeugen wollen und Freiheitsbegrenzung und umfassende Personenkontrolle wünschen. Das ist alles so allgemein gehalten, dass man hier sicher auch konkrete Beispiele finden könnte. Aber wenn Vigano z.B. Victor Orban kritisieren wollte, warum nennt er diesen dann nicht oder wählt einige Beispiele um die Behauptung zu belegen? Im folgenden Absatz wird dann plötzlich vor den wirtschaftlichen Folgen gewarnt und vor der Einmischung fremder Mächte. Ja was denn nun? Weltregierung oder Souveränität der Vaterländer?</div>
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Anders als von Manchen suggeriert, hat ja die Corona-Krise zu einer Abschottung der einzelnen Ländern und zu einer Marginalisierung von internationalen Organisationen wie der europäischen Union und der Uno geführt. Und hier hätte man doch auch auf wirkliche Probleme hinweisen können, die die Krise aufgedeckt hat, z.B. die mangelnde Solidarität der Länder untereinander und die fehlende Abstimmung der Regierungen. </div>
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Es wäre sehr hilfreich, wenn die Unterzeichner endlich mal die Katze aus dem Sack lassen, wer denn nun die Weltregierung sein soll. So kann jeder das Wort mit einem eigenen Inhalt ersetzten und sich auf Bischöfe und Kardinäle berufen, irgendwas zwischen WHO, UNO, Bill Gates, Soros, Freimaurern, Juden... Es ist alles möglich und denkbar.</div>
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Als wirkliche weltweite Organisation fällt mir vor allem die Kirche selbst ein, mit ihrem Netz an Gemeinden und der vielfachen Vernetzung in supranationalen Organisationen, ihre Sonderrolle durch den Staat der Vatikanstadt und die vielen Nuntiaturen und die päpstliche Diplomatie. Analoge Vorwürfe kennt man hier vor allem aus dem Kreis der organisierten Atheisten.</div>
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Am Ende ersten Seite wird das Wort „Social Engineering“ eingeführt. Gemeint sind damit Methoden der zwischenmenschlichen Beeinflussungen mit dem Ziel, bei Personen bestimmte Verhaltensweisen hervorzurufen, Ich fürchte, hier soll ein neuer Popanz aufgebaut werden, wo man ähnlich wie beim Stichwort „Gender“ plötzlich auch Stimmung gegen sehr begründete und sinnvolle Maßnahmen macht, wie z.B. bezüglich der Gleichberechtigung von Männern und Frauen. Wir kennen – gerade in der Pandemiezeit – viele Versuche, Menschen zu einem sinnvollen Verhalten anzuhalten und entsprechende Kampagnen über die Medien und Werbemaßnahmen zu fördern. Auch das ist „Social Engineering“ - nach dieser Definition. </div>
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Die Distanzregeln, die Menschen voneinander auf Abstand halten oder Kontaktmöglichkeiten beschränken, sind für jedermann eine schwere Belastung. In der Seelsorge hört man täglich solche Geschichten. Diese Maßnahmen sind schmerzhaft und ich sehe niemanden, der nicht an einer Aufhebung dieser Regeln interessiert ist. Aber sie dienen ja nicht der Unterdrückung sondern dem Schutz des Einzelnen. Wenn aber Kirchenverantwortliche diese Maßnahmen als <i><b>„Kriminalisierung persönlicher und sozialer Beziehungen“</b></i> bezeichnen, dann sind alle Grenzen sinnvoller und konstruktiver Kritik überschritten. Wenn eine <i><b>„Bestrafung schwacher und älterer Menschen“</b></i> beklagt wird, die man zur <b><i>„schmerzhaften Trennungen von Angehörigen“</i></b> zwinge, dann frage ich mich, ob die Realität dieser Situation so angemessen beschrieben wird. Natürlich müssen wir uns als Kirche dieser Menschen annehmen und für sie einstehen. Wir müssen auch widersprechen, wenn – wie einzelne Stimmen es ja zugunsten der Wirtschaft und der Jungen fordern – Risikopersonen unangemessen isoliert und am gesellschaftlichen Leben gehindert werden. Aber den Eindruck zu vermitteln, es ginge um ein größeres Projekt<b><i> „mit dem die Isolation vn Personen gefördert wird, um diese besser manipulieren und kontrollieren“</i></b> zu können, dann kann man das nicht anders als als Verschwörungstheorie beschreiben. Wem soll so etwas nutzen? Selbst eine echte Diktatur kann an einer solchen pauschalen Strategie keinerlei Interesse haben, da sie sehr teuer wäre und zudem auch unabsehbare Folgekosten verursachte, ohne einen klar beschriebenen Nutzen zu haben. Wem soll das ernsthaft nutzen?</div>
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Dann wird der Bereich wirtschaftlicher Interessen angesprochen, besonders mit Blick auf die Medizinindustrie. Hier wird von kostengünstigen Arzneimitteln geschrieben, die sich als wirksam erwiesen hätten. Diese sollten nun geächtet werden, um Behandlungen und Impfstoffen den Vorrang einzuräumen, die Pharmaunternehmen höhere Gewinne garantierten. Derlei Phänomene sind ja durchaus bekannt. Schade, dass die Kirchenleute nicht schon lange dagegen ihre Stimme erheben, wenn sie denn ernsthafte Belege für solche Praktiken vorlegen könnten. Bei einigen Krebstherapien scheint mir dies mit Recht diskussionswürdig oder vielleicht auch bei gewissen Blutverdünnern. Andererseits ist es ja auch so, dass die geltende Wirtschaftsordnung und das Trimmen der Medizin auf Effizienz und strikte Wirtschaftlichkeit solche Verhaltensmuster von Pharmaunternehmen fördern. Auch hier wäre ein Warnruf der Kirchen sicher angemessen. Ob das aber in den aktuellen Kontext gehört, wo bisher keine preiswerten und wirksamen Medikamente bekannt sind und überall mit Hochdruck nach Medikamenten und Impfstoffen gesucht wird... Und man auf die Innovationskraft der Universitäten und Unternehmen angewiesen ist. Das möchte ich durchaus bezweifeln. Vielleicht kann Herr Vigano ja mal die Namen der Medikamente nennen. </div>
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In diesem Kontext wäre auch das Thema Gerechtigkeit in der medizinischen Versorgung der Menschen in armen Ländern oder mit schlechter Gesundheitsversorgung ein Thema, das ich in der Petition vermisse. Und richtig mutig wäre es gewesen, hätte Erzbischof Vigano seinen amerikanischen Freunden eine gerechte Krankenversicherung empfohlen. </div>
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Auch der Vorwurf, „Material von abgetriebenen Föten“ würde für die Herstellung von Impfstoffen verwendet, ist ja im Zusammenhang mit dem Kampf gegen Covid-19 eher an den Haaren herbei gezogen. Der Hintergrund ist wohl der, dass einige wenige Impfstoffe mit Hilfe von immer weiter vermehrten Zelllinien produziert werden, die im Ursprung in den 60er Jahren einmalig aus den Stammzellen zweier abgetriebener Babys gewonnen wurden. Das ist sicher ein moralisches Problem, so wie sich in der modernen Medizin immer wieder Probleme dieser Art stellen. Auch hier sehe ich die Kirche gefordert, in den ethischen Entscheidungen ihre Stimme vernehmbar und wirkungsvoll einzubringen. Aber dann wirklich auf der Höhe der Wissenschaft und nicht so, dass man suggeriert, hier würde aus menschlichen Föten unmittelbar ein Impfstoff gegen Covid-19 produziert. </div>
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Für die nächsten Absätze möchte ich mich eigentlich zurück halten. Ich würde gern etwas dazu sagen, wenn die Autoren des Textes wenigstens im Ansatz Belege für die unklaren Absichten supranationaler Einheiten und deren wirklicher Einflussnahme genannt würden. Wer soll das sein und wo haben diese „Einheiten“ konkret und nachweislich Einfluss auf politische Entscheidungen? Inwieweit muss ausgerechnet die Kirche im Sinne der menschlichen Freiheit gegen eine verpflichtende Impfung aufstehen? Warum soll die Kirche überhaupt gegen eine staatliche Impfpflicht sein? Und wenn diese „Kirche der Freiheit“ sich in dieser Weise einlässt, kann sie dann doch nicht gleichzeitig das „Social Engineering“ ablehnen, mit dem eine Regierung versuchen könnte, ihre Bevölkerung von der Sinnhaftigkeit einer Impfung gegen Pocken, Tetanus und Diphterie zu überzeugen. </div>
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Wer ist es denn, der<b><i> „eine Politik der drastischen Bevölkerungsreduzierung“ </i></b>erfolgt? Ja, es gibt durchaus Leute, die sagen, dass wir Überbevölkerung haben und Maßnahmen dagegen fördern. Sie wollen ja auch keine „Reduzierung der Bevölkerung“ sondern deren Wachstum verlangsamen. Sie haben ja auch durchaus Argumente auf ihrer Seite. Aber man muss ihnen auch argumentativ begegnen und muss vor allem gegen solche Maßnahmen kämpfen, die den Wert des Lebens in einem Land geringer schätzen als in einem anderen Land. Ich denke da z.B. an Zwangssterilisierungen oder eher verdeckt durchgeführte Maßnahmen zur Reduzierung der Kinderzahl einzelner Bevölkerungsgruppen. In Guatemala z.B. war das ein Thema, um die Kinderzahl der Indigenas zu senken. Von daher hat die Klage sicher einen realen Hintergrund, aber letztlich reden wir hier über Gedanken und Argumente und nicht über <b><i>„supranationale Einheiten“</i></b>. Es sei denn, man meint mit diesen diffusen Beschreibungen z.B. die Gates-Stiftung oder gewissen NGO's die weltanschaulichen oder persönlichen Überzeugungen folgen und versuchen, ihre Überzeugungen in die politische Debatte einzubringen. Aber auch hier ist die katholische Kirche ein ebenso machtvoller Player für die eigenen Standpunkte und nutzt die gleichen Mechanismen, bis hin zur Forderung „strafrechtlicher Immunität“ und eine überstaatliche Rolle für manche ihrer Vertreter. </div>
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Auch in der Frage, was die Autoren des Texts mit <b><i>„subtiler Form der Diktatur“</i></b> genau meinen, hätte ich gern eine umfassendere Antwort gewusst. Sonst klingt dieser Abschnitt auch etwas nach den rechtspopulistischen Schreihälsen, die in Westeuropa lautstark beklagen, was sie alles „nicht sagen dürfen“, ohne dass diese Behauptung durch Inhaftierungen, Verhaftungen oder Nichteinladung zu Talkshows belegt würde. Im Gegenteil, gehen doch aktuell inmitten der Krise die Leute vom Widerstand 2020 in Massenversammlungen auf die Straße. Da wo 50 Leute gemeldet sind dürfen dann in aller Ruhe 3.000 Leute aufeinander hocken, ohne dass die Polizei sie hindert. Und wer Björn Höcke für einen überhitzten Provinzpolitiker und rechtsextremen Schwadronierer hält, auch er wird zuverlässig auf allen Nachrichtenkanälen dennoch mit dessen Meinungen versorgt. Und kann sich problemlos seine Bücher ins Haus schicken lassen. Inzwischen ist ja aus solchen Sprüchen sogar eine effiziente Werbestrategie geworden. Wer möchte, dass alle Welt sein Youtube-Video schaut, muss nur behaupten, es sei schon zweimal gelöscht worden und man solle es fix gucken, bevor das wieder geschieht.</div>
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Am Ende der 2. Seite kommt dann der Abschnitt mit den Themen, mit dem vermutlich manche Kirchenleute erst angelockt wurden und zu denen sich auch Kardinal Müller schon früher deutlich zu Wort gemeldet hatte. Die Kirche beanspruche mit Nachdruck <i><b>„Autonomie in der Leitung, im Gottesdienst und in der Verkündigung.“</b></i> Ich glaube in Deutschland firmiert das unter Religionsfreiheit. Auch hierzu ist ja u.a. vom Verfassungsgericht ausführlich etwas gesagt worden in Bezug auf die „Gottesdienstverbote“. Soweit ich das in NRW beobachten konnte, haben die Kirchen dort immer betont, dass sie freiwillig auf Gottesdienste verzichten. Sicher auch, um einem Verbot und einem deutlichen Eingriff in die Religionsfreiheit zuvor zu kommen. Daher hat man mit den Behörden und der Politik einen Konsens gesucht. Alles, was dazu zu sagen ist, ist ja – auch hier auf diesem Blog – schon ausführlich diskutiert worden. Auch die Kirchenvertreter haben sich nicht beklagt. Im weltweiten Kontext mag es vorgekommen sein, dass der Staat deutlicher in die Rechte der Religion eingegriffen hat. Aber insgesamt kann ich nachvollziehen, dass Kardinal Müller diesen Absatz und den Folgenden auf S. 3 aus ganzem Herzen unterstützt.</div>
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Beim ersten Absatz auf S 3 wäre ich auch noch mit dabei, selbst wenn ich es anders formulieren würde. </div>
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Aber dann wird es wieder strange: </div>
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Entweder – oder! Es gibt nur „mit Christus“ oder „gegen Christus“. „Das Gute“ sei viel mächtiger als „die Welt“. Man kämpfe gegen einen „unsichtbaren Feind“ und gegen eine „hasserfüllte technokratische Tyrannei“, die unter dem Vorwand eines Virus „Jahrhunderte christlicher Zivilisation“ auslöschen wolle? Es lohnt sich in diesem Zusammenhang auch mal Markus 9,40 nachzuschlagen. Da wird die Grenzziehung dann doch unschärfer. </div>
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Ich frage mich ernsthaft, in welcher Welt der Verfasser lebt. Ich fürchte, es ist die Welt eines Menschen, der sich von dunklen Mächten bedroht, in ein Versteck zurückgezogen hat und spiegelt damit die Lebenswelt und das Denken eines Erzbischof Vigano. „Wenn dies der Plan ist, mit Hilfe dessen uns die Mächtigen der Erde beugen wollen...“ </div>
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Bitte, liebe Herren Kardinäle, Bischöfe, Priester … und wer noch alles diesen Text unterstützt. Um wen geht es, von wem reden Sie? Was wollen Sie?</div>
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Letztlich kommt mir bei den weiteren abschließenden und etwas theologischeren Worten der Petition eine schon alte Geschichte des großartigen Clowns und Musikers Herman van Veen in den Sinn. Er nennt sie „Eine Geschichte von Gott“. Sie blickt sehr kritisch auf die Kirche und ich habe in seinen Worten immer eine Art liebevollen Spiegel gesehen, einen Beichtspiegel. In der Geschichte kommt Gott einmal wieder auf die Erde und wundert sich über „seine“ Kirche. Er spricht einen der Menschen an, die für seine Kirche zuständig sind und bittet um Aufklärung. </div>
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<i>„Komm mal her! Was ist das hier" Was ist das hier!“</i></div>
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<i><span style="white-space: pre;"> </span>„Das ist eine Kirche, mein Freund. Das ist das Haus Gottes." </i></div>
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<i>"Aha ... wenn das hier das Haus Gottes ist, Junge, warum blühen hier dann keine Blumen, warum strömt dann hier kein Wasser und warum scheint dann hier die Sonne nicht, Bürschchen?!" </i></div>
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<i>"....das weiß ich nicht." </i></div>
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<i>"Kommen hier viele Menschen her, Knabe?" </i></div>
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<i>"Es geht in letzter Zeit etwas zurück." </i></div>
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<i>"Und woher kommt das Deiner Meinung nach? Oder hast Du keine Meinung?" </i></div>
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<i>"Es ist der Teufel. Der Teufel ist in die Menschen gefahren. Die Menschen denken heutzutage, dass sie selbst Gott sind und sitzen lieber auf ihrem Hintern in der Sonne." </i></div>
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<i>Und Gott lief fröhlich pfeifend aus Kirche auf den Platz. Da sah er auf einer Bank einen kleinen Kerl in der Sonne sitzen. Und Gott schob sich neben das Männlein, schlug die Beine übereinander und sagte: ".... Kollege!" </i></div>
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„Es ist der Teufel, es ist eine finstere Macht, die nicht zu kontrollieren ist...“ Nicht, dass ich nicht an die Existenz des Bösen glaube. Aber wir sollten es uns nicht zu leicht machen und den Teufel – die hasserfüllte technokratische Tyrannei – die supranationalen Einheiten – die zweifelhaften Wirtschaftsinteressen – die subtilen Formen der Diktatur – die Weltregierung, die sich jeder Kontrolle entziehe – allzu locker im Munde führen. Und uns auf der Seite des Guten wähnen. </div>
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Wir sollten mit guten Gründen für das Evangelium einstehen, im Wissen, dass „Pforten der Unterwelt werden sie nicht überwältigen“ mutig und gut begründet für den Menschen, für seine Freiheit, für seine Verantwortung, für Solidarität und Gemeinwohl, für brüderliche Nächstenliebe (um einige positive Stichworte aufzugreifen) eintreten. </div>
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Die Corona-Krise legt in der Tat manche Schwächen offen. Sie stellt Fragen nach Gerechtigkeit und Kooperation, sie stellt die Wirtschaftsordnung in Frage, sie fragt nach den Grenzen des Wachstums, den Grenzen der Globalisierung, sie spitzt die Probleme der Umweltzerstörung weiter zu. Hier ist die Stimme der Kirche gefragt.</div>
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<br /></div>
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Aber das dann mit wohl begründeten Worten und mit engagiertem Handeln. So dass wir als einfache Gläubige morgens die Zeitung aufschlagen können (und wenn es die Bildzeitung wäre) und nach der Lektüre stolz und zufrieden sagen könne: „Wie schön, dass ich katholisch bin.“ Das ist meine Kirche! An der Seite der Menschen! Streitbar für die Armen, Schwachen und Unterdrückten! Mutig den Regierenden und den Reichen den Spiegel vorhalten! Niemals auf den eigenen Vorteil aus! Mit großartigen Argumenten und selbstlosen Mitarbeitern und Geistlichen! Katholisch- und stolz darauf. Ein Traum!</div>
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<b>Ich will ihn nicht aufgeben!</b><br />
<br />
Hier noch einige Anmerkungen von Josef Bordat, der sich nicht "interessierten kirchlichen Kreisen angehört". Mag auch Kritik von Joachim Frank den Kardinal kalt lassen, Bordat sollte ihn inne halten lassen:<br />
<a href="https://jobosblog.wordpress.com/2020/05/10/noch-ein-bisschen-groesseres-armutszeugnis/" target="_blank">https://jobosblog.wordpress.com/2020/05/10/noch-ein-bisschen-groesseres-armutszeugnis/</a></div>
Markus Gehlinghttp://www.blogger.com/profile/03601483024904119330noreply@blogger.com3tag:blogger.com,1999:blog-3145452358057443603.post-65194688862096252512020-04-30T04:45:00.000-07:002020-04-30T07:28:05.305-07:00Wer nimmt mir die Hl. Messe weg? Sonderbare Untertöne klingen in meinem Ohr... <div style="text-align: justify;">
Gebt uns unsere Hl. Messe zurück!</div>
<div style="text-align: justify;">
<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhmGSQQpQ6Zzbhba3U4qevlqTAP5TC49h5VuMaZH_yH1AZQy0wRndkASWsB2PflfqOxIfgsy5s46dzo4v2ivDUCZ9CWJAP8pIfgsML2pldpKA-VsVtIoZ8PfJVSLQw3gdKr4HbSiPAQC-A/s1600/kathnet.jpg" imageanchor="1" style="clear: left; float: left; margin-bottom: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="907" data-original-width="1328" height="218" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhmGSQQpQ6Zzbhba3U4qevlqTAP5TC49h5VuMaZH_yH1AZQy0wRndkASWsB2PflfqOxIfgsy5s46dzo4v2ivDUCZ9CWJAP8pIfgsML2pldpKA-VsVtIoZ8PfJVSLQw3gdKr4HbSiPAQC-A/s320/kathnet.jpg" width="320" /></a>Mehrfach flimmerte diese Aufforderung in den letzten Wochen über meinen Bildschirm. Natürlich habe ich mir auch das kleine Filmchen im Netz angeschaut, das es in einer österreichischen und einer deutschen Variante gab. Erst mal: „Hut ab! Gut gemacht!“ Und es erschien mir durchaus authentisch. Allein die Ausrichtung an die Bischöfe (es waren die österreichischen gemeint, wie mir dann aufging) löste bei mir etwas Kopfschütteln aus. Hatten sich die dortigen Bischöfe irgendwie besonders eifrig beim Zusperren der Kirchen gezeigt? Gab es in Österreich andere Regeln für Gottesdienstfeiern als bei uns in Deutschland?</div>
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<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
Kurz darauf erschien auch noch eine deutsche Variante dieses Films, die aber leider nicht das Niveau des Originals erreichte. Leider erkannte ich auch niemanden der in den beiden Videos präsenten Personen, die sich offenbar in anderen katholischen Kreisen bewegen als ich. Auch werden ja nirgends Namen oder Verantwortliche erwähnt. Ich gehe mal davon aus, dass kath.net hier seine Jugend-Kontakte zusammen gebracht hat. Dort schreiben ja auch ab und an mal junge Leute Artikel fürs Netz. </div>
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Inzwischen gibt es noch ein drittes Video, worin sich die (österreichischen) Akteure der Kampagne auch namentlich bei einer Reihe von Bischöfen bedanken. Und dieses Video war auch der Punkt, an dem ich hängen blieb. Etwas befremdet dachte ich nachher: Hm, und was ist mit meinem Bischof Felix? Ich hatte auch nicht im Ansatz den Eindruck, dieser wolle nicht so schnell wie möglich zu öffentlichen Gottesdiensten zurück. Wieso sollte ein katholischer Bischof, jeder katholische Bischof auch nur im Ansatz auf den kruden Gedanken kommen, den Katholiken oder gar der Menschheit die Hl. Messe vorzuenthalten? Da rennt man doch offene Türen, ja offene Scheunentore ein mit einem solchen Appell. </div>
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Heute frage ich mich mehr als zuvor: warum wendet man sich mit diesem Appell direkt nach dem Osterfest an die österreichischen Bischöfe? Hatte sich dort irgendwer dafür ausgesprochen, die Hl. Messe möglichst lange auszusetzen und den Priestern vielleicht mal wirklich einige Wochen wohlverdienten Urlaub und Zeit für Ruhe, Zeit für Stille und Gebet zu gönnen? Ich konnte nichts finden, im Gegenteil. Kardinal Schönborn sagte – offenbar als Reaktion auf die Kampagne: „Wir werden wieder gemeinsam Gottesdienst feiern dürfen, aber wir brauchen noch Geduld." Ähnlich klang es landauf/landab aus den Ordinariaten. Die weitaus meisten Bischöfe forderten die Priester ausdrücklich auf, privat die Hl. Messe für die Menschen zu feiern und wo möglich organisierten und unterstützten sie Videoübertragungen. Ich selbst hatte den Eindruck, man könne inzwischen von Morgens um sieben an ununterbrochen bis in den späten Abend irgendwo auf der Welt die Hl. Messe eines Priesters oder Bischofs mitverfolgen und mitbeten und habe das einige Male sogar am National Shrine in Namugongo, Uganda getan. Echtes Weltkirchenfeeling, sogar mit kleinen Gesprächen mit ugandischen Mitchristen am Rand. Das halte ich inzwischen für einen echten Gewinn und hoffe, dass einiges davon bleiben wird. </div>
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„Bitte gebt uns „unsere“ / die Hl. Messe zurück“, in diesen Videos legen eine ganze Reihe von Jugendlichen und jungen Ehepaaren dar, dass für sie die Hl. Messe nicht weniger lebenswichtig ist als ein Supermarkt und argumentieren: „Was könnte für uns essentieller sein als die Hl. Messe?“ Zupackend wie sie sind, versprechen sie, sich um Desinfektion und Ordnungsdienst zu kümmern: „Wir machen die Kirchen sicherer als jeden Supermarkt.“ Die 80 Sekunden enden mit einer Art Bittlitanei, wo das Anliegen „Bitte gebt uns die Hl. Messe zurück“ zu einem anschwellenden Ruf wird. Als hätten die Bischöfe und nicht die Infektionsgefahr (und die behördlichen Maßnahmen) den Menschen die Messe genommen. </div>
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Rund 13.500 Aufrufe verzeichnet das Video bei Youtube, interessanterweise trifft es aber offenbar nicht nur auf Zustimmung, 328 klicken „Daumen rauf“, 216 aber „Daumen runter“. Insgesamt sollte es auch weit häufiger geklickt worden sein, denn es gibt das Video ein zweites Mal und auch kath.net hat ja einen eigenen Videokanal auf seiner Seite. Um das Video auf dem kath.net – Kanal bei Youtube zu bewerten, muss man zumindest über einen google-Account angemeldet sein. Daher finde ich die Zahl von 216 „Daumen runter“ schon bemerkenswert. Widerspruch erntete die offenbar von kath.net organisierte und begleitete Aktion auch auf anderen Portalen, wie z.B. durch den Salvatorianerpater Erhard Rauch, allerdings kommentierte er ohne die Aktion der jungen Leute direkt zu erwähnen. „Gerade von diesen Gruppen kommt auch der Ruf: <i>„Gebt uns unsere Messen zurück!“ Seit wann sind das „unsere“ Messen? Wie überheblich muss man denn sein, um sich den Gottesdienst einverleiben zu wollen, als ob ich ein Recht auf meinen eigenen hätte. Wenn es ein Recht auf Eucharistie gibt, weil es ein menschliches Grundbedürfnis ist, dann ist das allen Menschen überall auf der Welt zuzugestehen.“</i></div>
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Man mag den leicht bissigen Ton seiner Stellungnahme kritisieren. Aber er spricht auch viel Wahres aus. Der Text wäre jedenfalls einen freundlichen, inhaltlichen Disput wert. Und auch er spricht in keiner Weise dagegen, wieder öffentliche Gottesdienste zu feiern. Mit den Worten: <i>„Es täte uns gut, auch einmal mit diesen Menschen (in Afrika, in Lateinamerika) mitzufühlen und unsere eucharistische Abstinenz, die ja höchstens zwei Monate dauern wird, etwas gelassener anzunehmen.“</i> bringt er die Dinge gut auf den Punkt. Peter Winnemöller (auch kath.net-Autor) gelingt es in seiner Replik nicht angemessen auf die Bedenken des Ordensmannes einzugehen. Auch er macht aus kritischen Anfragen an diejenigen, die so schnell wie möglich zu öffentlichen Gottesdiensten zurückkehren wollen, ein kirchenpolitisches Spielchen. Nein, auch unter diesen Stimmen sind geistliche, fromme, rechtgläubige Katholiken. Der rechte Umgang mit der Infektionsgefahr und mit dem Virus ist keine Frage der „wahren Gläubigkeit“. Sondern eine Frage der wissenschaftlich fundierten Abschätzung von Risiken und Gefahren. Hier muss ich (ausnahmsweise) mindestens auch auf die Stimme des Verstandes genauso achten, wie auf die Stimme von Herz und Seele. </div>
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Meinen Sie, Peter Winnemöller, dass diese Worte die Wirklichkeit der Kirche in ihrer ganzen Fülle und Vielfalt angemessen beschreiben: <i>„Wir werden nach der Krise sehen, was von einer Kirche übrig bleibt, die sich ausgerechnet in der Krise so irrelevant gemacht hat. Wir werden erleben, dass die Zukunft der Kirche tatsächlich nur da zu finden ist, wo sie sich um die Eucharistie versammelt. „Wahre Ordensmänner“ wie P. Rauch dürften dann verzichtbar sein. Vielleicht mag er in Brasilien beim Eucharistieverzicht aushelgen (?), wenn ihm die „wahren Gläubigen“ in Europa nicht so sehr behagen. Für katholische Jugendliche sind solche Ordensleute ohnehin keine geeigneten Seelsorger.“ </i>Werden wir so, den Anstrengungen der vielen Gläubigen und Kirchenleute gerecht, die versuchen in der Krise ihren Gemeinden nahe zu sein? Selbst wenn nicht alles gelingt?</div>
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Einige Tage später fanden sich offenbar auch deutsche Jugendliche zusammen, um einen ähnlichen Appell an die deutschen Bischöfe zu richten. Hier wird der Ton etwas vorwurfsvoller und weniger demütig: <i>„Sie sind unsere Hirten, warum setzen sie sich nicht dafür ein, dass wir endlich wieder in die Messe gehen dürfen?“</i> <i>„Wir brauchen keinen Live-Stream-Jesus, wir brauchen seine Realpräsenz.“</i> (Sehr schönes Wortspiel übrigens.) In diesem Video spielen auch eine Reihe von Kindern mit und auch einige „ältere“ Personen. Auch dieses Video endet mit dem drängenden Aufruf: <i>„Gebt uns unsere Heilige Messe zurück.“</i></div>
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Gleichzeitig erschien noch eine englische Version. Auch hier zeichnet kath.net verantwortlich. Und offenbar gibt es vergleichbare Projekte auch in Spanien, denen inzwischen ein spanischer Kardinal mit deutlichen Worten widersprach.</div>
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Wie wir wissen, war es nur eine Frage der Zeit, dass in den Kirchen neben den gestreamten Gottesdiensten auch Gottesdienste mit kleineren und größeren Gruppen wieder aufgenommen werden konnten. Mit den allgemeinen Lockerungen haben die Bischöfe und die Bistümer entsprechende – durch Sicherheitskonzepte abgesicherte – Vereinbarungen mit den Behörden geschlossen, unter welchen Bedingungen man zu öffentlichen Gottesdiensten zurück kehren kann. Dieser Weg war aber auch vor Ostern schon abzusehen. </div>
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Artig bedankten sich nun (weitere) Jugendliche in einem weiteren gut gemachten Videobeitrag bei den Bischöfen, dass nun (ab Anfang Mai zumeist) wieder Gottesdienste stattfinden. Einige Bischöfe werden darin auch namentlich erwähnt, zuvörderst Kardinal Woelki, weil der mit der Religionsfreiheit argumentiert hatte und frühzeitig Vorbereitungen zur Rückkehr zu öffentlichen Gottesdiensten ankündigte, aber auch Bischof Voderholzer, Bischof em. Zdarsa, die Bischöfe Bürcher, Bätzing, Oster, Hanke, Ipolt und Krautwaschel und zu guter Letzt auch noch der inzwischen – ausgerechnet von Bischof Bürcher – mit einem Mundschutz ausgestattete Weihbischof Marian Eleganti.</div>
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Diese Auswahl lässt den kirchenpolitisch versierten Beobachter dann doch aufmerken. Wessen Lieblingsbischöfe werden hier aufgezählt? Natürlich habe ich jetzt ein quasi moralisches Problem, wenn ich in Frage stelle, dass die Jugend, die als Zukunft der Kirche in diesem Video Gesicht zeigt, hier eine recht eigenwillige Auswahl von Bischöfen aufzählt und das anhand derer Verdienste manchmal noch eigenwilliger begründet.</div>
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Das gibt zu denken, z.B. bei Bischof Konrad Zdarsa, von 2007 an Bischof, ab 2010 Bischof von Augsburg. Wenn dieser zu Beginn seiner Amtszeit dort so deutlich auf die Bedeutung der sonntäglichen Eucharistie hingewiesen hatte, soll das dem Jugendlichen von heute noch in guter Erinnerung sein, ja sogar Auswirkungen auf aktuelle politische Entscheidungen haben? Wer heute mit 18 seinem Bischof für irgendetwas dankt, was er damals sagte, der war ja vermutlich damals Erstkommunionkind. Soll ich sowas ernsthaft für die Stimme „der Jugend halten“ und nicht für eine Kampagne, die von gewissen Interessen geleitet ist? Ah, wenn ich Peter Winnemöller folge, dann gehört ja zur „Jugend“ auch nicht jeder dazu. Jedenfalls nicht die Jugendlichen, die in Verbänden organisiert sind und Kontakt zum BDKJ halten. Man (die Bischöfe) ignoriere ja Jugendliche, „die einfach nur katholisch sein möchten, wie es die Tradition ihnen überliefert hat.“ Ich weiß nur nicht, ob die Antwort der wahren Katholiken sein kann, nun ihrerseits den Beitrag anderer Jugendlicher zur Debatte für irrelevant zu erklären oder ob wahre Katholiken nicht alle Stimmen wahrnehmen sollten und das Gespräch mit allen suchen. Ich habe auch unter dem Dach und in den Aktivitäten des BDKJ (ich erinnere mal an die Schönstattjugend, Malteser oder Fahrten zu Weltjugendtage) viele tief fromme Jugendliche getroffen. Und bin froh, dass dieser Dachverband so viele junge Leute mit unterschiedlichsten Glaubenshaltungen unter seinem Dach zusammenführt. Selbst wenn mir nicht jede Aktion gefällt. Ich glaube jedenfalls daran, dass man in dieser Weise dem Missionsauftrag der Kirche, der ja der Auftrag Jesu ist, durchaus eher gerecht wird. Und dass dieser Auftrag auch dann noch allen jungen Menschen gilt, auch wenn man frustrierende Erlebnisse mit Vertretern dieser Kirche machen musste. Ob diese nun Pater Rauch heißen oder Bischof Overbeck. Der BDKJ verdient ein offenes Ohr - wie auch die Jugendlichen aus dem kath.net-Video.</div>
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Ich finde es grandios, wenn junge Leute sich dafür einsetzen, dass in diesen Tagen die Botschaft Jesu in alle Welt getragen wird. Auch in eine Welt, die fest gehalten wird von einem tückischen Virus und den Maßnahmen, die Ausbreitung dieses Virus zu verhindern. Dazu gehört sicher auch, dass in verantwortlicher Weise Menschen miteinander beten und die Hl. Messe feiern. Aber auch manche Maßnahmen im Internet tragen zur Erfüllung dieses Missionsbefehls bei. Übrigens: das gemeinsam - getrennte Beten beim Glockengeläut um 19.30 Uhr empfand ich als Bereicherung.</div>
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„Danke liebe Bischöfe, wir brauchen ihren Hirtendienst, Wir bauen auf sie!“ Mit diesen Worten endet das Danke – Video. Ich hoffe, es ist damit gemeint: <i>„Wir nehmen Deinen bischöflichen Hirtendienst an, wir tragen und begleiten ihn im Gebet und in unseren Herzen und Gedanken mit.“ </i>Ehrlich gesagt klingt mir da inzwischen – auch durch die Auswahl der Bischöfe – ein ganz klein wenig mit: „Wir hoffen, dass Du in Deinem Hirtendienst leistest, was wir von Dir erhoffen.“ Vielleicht irre ich mich, hoffentlich! Und mögen mir diejenigen, die es lesen, diesen kleinen Denkanstoß zur Gewissenserforschung nicht übel nehmen. Wenn es euer Herz nicht berührt – vergesst es einfach!</div>
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Christoph Zeller-Zellenberg, der ebenfalls für kath.net tätig ist, braucht immerhin über die Hälfte seines 20minütigen Videoblogs, um die 80 - Sekunden - Initiative junger Leute zu preisen: „Da haben zwei Videos im deutschsprachigen Raum die Kirche bewegt, tatsächlich etwas bewegt...“ Er nimmt damit den „Erfolg“ für kath.net und deren junge Unterstützer in Anspruch. Hoffentlich trägt kath.net auch die Verantwortung – wie versprochen – mit, für die Umsetzung der Hygiene- und Abstandsmaßnahmen wie auch mögliche zusätzliche Infektionen. Auch Zeller-Zellenberg bringt das Argument: „Wo Baumärkte offen haben – muss auch Kirche öffnen.“ und spottet über die „Baumarktgläubigen“ dieser Zeiten. Dazu ist ja inzwischen auch schon einiges Substanzielleres gesagt worden. Er nimmt die Sicherheitsvorkehrungen kritisch aufs Korn und konstruiert daraus den Vorwurf, irgendwer wolle vermutlich und im Grunde Gottesdienste verhindern und den Gläubigen die Freude dran verleiden. Irgendwie folgerichtig legt er nahe, es seien die „Reformkatholiken“ da mitverantwortlich. Nun ja, „im Westen (oder ist Linz jetzt irgendwie Osten?) nichts Neues.“ </div>
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Hätte doch die Sehnsucht nach gemeinsamem Gebet, nach Gottesdienst, nach der Hl. Messe, nach Miteinander im Lob Gottes und in der Anbetung gerade in der Krise als verbindende Mitte der Katholiken wieder stärker entdeckt und in den Blick genommen werden können. Für mich war das eine Erkenntnis aus der Krise und ein Thema, auf das man in jeder seelsorglichen Begegnung zu sprechen kam. Dazu leistet diese von kath.net orchestrierte Kampagne leider keinen besonderen Beitrag. Eigentlich schade! </div>
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Wenn wir über Versagen der Kirche reden, dann wäre das die Frage, die wir uns in der Beichtvorbereitung einmal stellen könnten. Haben wir auf der Suche nach Fehlerhaftem, nach Versagen, nach Schuldigen vielleicht die Chancen übersehen? Auch die Chance, uns über kirchenpolitische Gräben wieder die Hand zu reichen? Haben wir gesehen, was Gott uns inmitten dieser Krise wirklich sagen möchte?</div>
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P.S.: Ich bin im Grunde kein Gegner von kath.net und habe dort selbst schon Texte veröffentlicht. Auch sind dort manche Leute aktiv und engagiert, die das aus tiefem Glauben und tiefster Überzeugung tun. Manche „Nachrichten“ finde ich nur dort oder dort besonders früh. Einige Mitarbeiter schätze ich ganz persönlich. In kritischen Anmerkungen zur Kirche von heute steckt Wahres. Von manchen kritischen Anfragen habe ich durchaus profitiert. Von daher verdient es kath.net auch, dass man ab und an Kritik äußert.</div>
Markus Gehlinghttp://www.blogger.com/profile/03601483024904119330noreply@blogger.com1tag:blogger.com,1999:blog-3145452358057443603.post-29178495312696021702020-04-19T03:02:00.002-07:002020-04-20T03:54:39.719-07:00Heilige Obi und Toom, bittet für uns? Von Kirchen und Baumärkten.<div class="separator" style="clear: both; text-align: left;">
<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEj88ttS-1VKl3xb9rvM6GfUDsA95Z4BefgnlB0fsaFH4qMCwiTBaSqYCV8t2N6DgvTVI-_LjZNo4IAcZtrtGLA_KL8lh1axd_olDwVDlF2m0vbFKBClMeG7lBAYgEEn7VA8CIk6gcNxEbI/s1600/DSC_3379.JPG" imageanchor="1" style="clear: left; float: left; margin-bottom: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="1600" data-original-width="1065" height="320" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEj88ttS-1VKl3xb9rvM6GfUDsA95Z4BefgnlB0fsaFH4qMCwiTBaSqYCV8t2N6DgvTVI-_LjZNo4IAcZtrtGLA_KL8lh1axd_olDwVDlF2m0vbFKBClMeG7lBAYgEEn7VA8CIk6gcNxEbI/s320/DSC_3379.JPG" width="212" /></a></div>
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„Wo zwei, und nicht drei, in meinem Namen versammelt sind....“ Dieser gelungene Lied-Witz prägte in den letzten Wochen das kirchliche Leben. Unseren Gemeinden ist aktuell ihre Herz-Mitte genommen, der gemeinsame Gottesdienst. Man behilft sich mit gestreamten Messen, Geistermessen, die die Priester stellvertretend feiern und privaten Gebeten. Die Online-Aktivitäten der Seelsorger*innen changieren zwischen gut gemeintem Dilettantismus, sympathischen Filmchen und dem engagiertem und gekonnten Nutzen neuer Chancen. </div>
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"Lehrt Not beten?", fragt in diesen Tagen die Journalistin Christian Florin: „Die Empirie gibt das nicht her. Not lehrt eher basteln, grillen, heimwerkern.“ Wer gestern bei gutem Wetter in den Bau- und Gartenmarkt musste, der weiß, wie sehr die Beobachtung stimmt. Trotzdem, die Situation (nicht die Not) hat nach meiner Wahrnehmung auch Leute beten lassen, die im stressigen Alltag sonst nicht dran denken oder nicht dazu kommen. </div>
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Beinahe noch sehnlicher als auf die Osternacht haben offenbar viele Kirchenleute auf die Oktavwoche nach Ostern gewartet. Hieß es doch, die Regierung wolle dann über Lockerungen entscheiden, die den Druck des Corona-Regimes wieder für alle erträglicher machen sollten. </div>
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Schon im Vorfeld hatten namhafte Kirchenleute und kirchliche Aktivisten mit zunehmender Lautstärke die Wiederzulassung öffentlicher Gottesdienste gefordert. </div>
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Sogar Bischöfe verstiegen sich zu Bemerkungen wie „Wenn sogar Baumärkte öffnen dürften, dann könne man doch Kirchen nicht verschließen. Zumal diese den Besuchern mehr Platz böten als enge Gänge in Bau- und Supermärkten. Und man könne problemlos in den großen Kirchen alle Hygiene und Abstandsregeln einhalten, die auch sonst beim Einkaufen und Spazieren gehen gelten würden. </div>
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Die Krone der Argumentation war dann das engagierte Eintreten für das Grundrecht der Religionsfreiheit, die ja ausgerechnet jenes Urteil des Bundesverfassungsgerichtes unterstrichen habe, mit dem dieses höchste Gericht den Eilantrag einiger Personen auf Aufhebung der Gottesdienstverbote zurückgewiesen hatte. Die Kirche fordere nur ihr verbrieftes Grundrecht ein, auch in der Pandemie die Menschen zum Gottesdienst zusammen zu führen. </div>
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Und dann war - ausgerechnet für die Kirchen und Religionen - nichts dabei. Einige Lockerungen verkündete die Bundeskanzlerin, nur keine des Gottesdienstverbotes. Aber man wolle mit den Religionsvertretern darüber sprechen. Aus der wohl formulierten Stelllungnahme des Bischofskonferenzvorsitzenden dazu klang deutlich vernehmbar Frust und Enttäuschung durch. </div>
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Die Gespräche haben stattgefunden! Noch ohne konkrete Ergebnisse. Doch nun steigt die Erwartung, dass in zwei Wochen endlich, schrittweise wieder zur Normalität öffentlicher Gottesdienste zurückgekehrt werden könne. Die Stimmen aus der Mitte der Kirche, die diese Hoffnung mit Nachdruck vertreten, nehmen deutlich zu. Konkrete Vorschläge liegen schon auf dem Tisch!</div>
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Ich bin da skeptischer. Zumal auch wegen der argumentativen Tiefe mancher Diskussionsbeiträge. Deren Spitze sind Leute, die damit argumentieren, dass in vergangenen Jahrhunderten Menschen für die Mitfeier eines Gottesdienstes das Martyrium in Kauf genommen, manchmal auch wahrhaftig erlitten hätten. In diesem Sinne müsse die Kirche notfalls auch gegen einen Staat kämpfen, der Gottesdienste verbiete. Drumherum verbreiteten diese Leute sehr verharmlosende Aspekte des Coronavirus und der Covid-19 – Erkrankung. Alles halb so schlimm? Alles ließe sich mit etwas Disziplin und gutem Willen in den Griff bekommen? Da möchte ich gern an die alte kirchliche Regel erinnern, dass man das Martyrium nicht suchen darf. Gott hat sogar dem hl. Franziskus hier "Nachhilfe" erteilt, als dieser vom (vermeintlich feindlich gesinnten) Sultan wider Erwarten freundlich empfangen wurde. Dieser war keineswegs darauf aus, den späteren Heiligen zum Himmel zu schicken. </div>
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Andere Kirchenleute arbeiten sich am Stichwort der „Systemrelevanz“ ab. Nicht nur Bau- und Supermärkte, Müllabfuhr und Essenslieferdienste seien systemrelevant, sondern auch die Kirchen. Böten sie den Menschen doch Trost und Hoffnung durch den Glauben. Das sei kaum jemals wichtiger gewesen als heute. Das Stichwort "systemrelevant" eignet sich trefflich für einen Beichtspiegel oder eine Bußandacht. Es ist ja schwer erträglich, dass die Kirche, Mittelpunkt des eigenen Lebens und Dreh- und Angelpunkt der seelsorglichen Aktivitäten als verzichtbar betrachtet wird. </div>
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„Ich streame, also bin ich....“ kommentierte kürzlich jemand spöttisch die zahlreich im Netz übertragenen Gottesdienste aus priesterlichen Wohnzimmern und improvisierten Hauskapellen. Das kannte man bis dato nur von irgendwelchen pseudokatholischen Minisekten oder Sedisvakantistenkapellen. Ich würde dem bösen Wort von der „Systemrelevanz“ schlicht mal das alte kirchliche Kernwort von der DEMUT entgegen halten. Und diesen Aspekt einmal zur Meditation empfehlen. Natürlich ist Kirche bedeutsam und wichtig. Aber ein runtergefahrenes kirchliches Leben nimmt der Kirche und dem Glauben nicht die Lebensrelevanz. </div>
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Natürlich ist es ärgerlich zu sehen, dass Baumärkte am Samstag überquellen und dass massenhaft Pflanzen und Heimwerkermaterialien herausgetragen werden. Aber vielleicht ist es ja auch ein Zeichen der göttlichen Vorsehung, wenn gutes Wetter und Aktivitäten in Haus und Garten dazu beitragen, dass den Leuten aktuell nicht die Decke auf den Kopf fällt und die familiären Spannungen sich in heftigen Streitereien entladen. </div>
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Die Argumentation "die Anderen dürfen das auch..." finde ich mindestens schwierig. Lockerungen werden dort eingeführt, wo gute Argumente dafür sprechen, ein erhöhtes Infektionsrisiko einzugehen. Man sollte also argumentieren, warum die Feier von Gottesdiensten aktuell so wichtig ist, dass man ein entsprechendes Risiko zu tragen bereit ist.<br />
Ich stelle mir die Frage, ob manche kirchliche Aktivisten die Absicht der aktuellen Regelungen überhaupt verstanden haben, dass jede vermeidbare Infektion auch vermieden werden solle und daher strengste Regeln gelten müssen. Es geht nicht darum, ob bei dieser und jener Aktivität gewisse Infektionsschutzregeln eingehalten werden könnten, sondern darum, dass es z.B. weit besser ist den Wocheneinkauf allein an einem Tag zu machen als unter Einhaltung aller Regeln jeden Tag frisch den Tagesbedarf an Klopapier zu erwerben. Ich merke selbst, wie schnell man im Alltag da nachlässig wird. Diese Zeit ist eine echte Schule in Selbstdisziplin. Und das ist ja doch auch ein Kernaspekt des geistlichen Lebens, oder? </div>
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Überhaupt, ist es nicht eine Selbstverzwergung, wenn Kirche sich mit Bau- und Supermärkten vergleicht? Da vergleicht man doch Äpfel mit Birnen. Natürlich ist es ärgerlich zu sehen, dass dort sehr viel verkauft wird, was nicht „lebens- und überlebensnotwendig“ ist. Mit Ausnahme von Klopapier, welches ja lange schon aus ist. Aber viel ärgerlicher und existenzieller ist das für die Inhaber kleiner Geschäfte, wie z.B. der Schreibwarenhändlerin, wenn sie sieht, dass der Discounter all das verkaufen kann, was sie nicht verkaufen darf. Oder nur im Wege des Bestell- und Lieferdienstes. </div>
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Auch kommt es in Bau- und Supermärkten gemeinhin nicht zu Versammlungen. Das größte Risiko ist, dass ich nicht schnell genug an den Anderen vorbeikomme, wenn die Gänge blockiert sind – oder ich allzu lang in der Kassenwarteschlange stehen muss. </div>
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In der Kirche dagegen halte ich mich ruhig über längere Zeit auf. Zudem sagen Wissenschaftler, dass das gemeinsame Singen eigene - höhere Infektionsrisiken birgt (Bioaerosole) und es ist leider auch ein Fakt, dass die weitaus größte Gruppe der Gottesdienstbesucher besonders gefährdete Personen sind. Kürzlich bemerkte jemand, dass Gottesdienste doch genau die Art von Veranstaltungen sind, die unter Seuchenpräventionsgesichtspunkten hoch riskant seien. Eine Gottesdienstfeier ähnelt nun mal, es mag einem gefallen oder nicht, eher einer Karnevalssitzung in Heinsberg als einem Baumarktbesuch in Voerde. </div>
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Haben wir als Kirche hierfür wirklich die richtige Antwort? Ich weiß es nicht. Und bin gespannt, wie das konkret umgesetzt werden soll. Wollen wir wirklich Gottesdienstfeiern, wie jetzt bei den Fernsehgottesdiensten? So wie heute morgen mit 6 Personen plus Organist und Pfarrer? Ohne Messdiener? Und die Gottesdienstbesucher dann in katholischer Maximalverteilung – höchstens eine Person auf zwei Bänke?</div>
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Wie sollen "mehr" Gottesdienste möglich sein, wo die Priester schon vor der Krise in manchen Gemeinden nicht mehr in jeder Kirche auch nur einen sonntäglichen Gottesdienst ermöglichen konnten? Eher greift da nach Erik Flügges Vorschlag die "Sonntagspflicht" auch auf die folgenden Werktage auszudehnen. </div>
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Ja, ich bin durchaus dafür, dass statt Geistergottesdiensten je nach Kirchengröße auch einige Personen zum Gottesdienst zugelassen werden können. So, dass sie wirklich weiten Abstand halten können, durchaus weiteren als unbedingt notwendig nach den geltenden Abstandsregeln für Vorübergehende und Beieinanderstehende. Das ist auch für die Priester eine wichtige „Lockerung“, weil Gottesdienstfeier immer auch Gemeinschaftsfeiern sind. </div>
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Wir haben aus diesen Gründen jetzt die Erstkommunionfeiern in den Herbst verlegt. Die allermeisten Eltern konnten sich ein solches Fest für ihre Kinder im engsten Kreis nicht vorstellen und setzen darauf, dass dann echte Gemeinschaftsfeiern möglich sind. Wobei wir schon heute planen, aus zwei Gottesdiensten sechs zu machen. Denn Gemeinschaft bedeutet ja nicht, dass es rappelvoll ist, sondern dass liebe Menschen mit uns feiern und uns nahe sind. Zumindest im Herzen und im Gebet.</div>
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Ach Übrigens – unsere Kirchen sind in diesen Tagen keineswegs geschlossen, sondern bieten Raum und Anregungen zum persönlichen Gebet. Es wird rege – wenn auch nicht übermäßig genutzt. Wir haben also noch Platz!<br />
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Ja, mir fehlt wirklich etwas. Ich würde so gern wieder - wie früher - mit meinen Schwestern und Brüdern in der Kirche sitzen, beten, Gottesdienst feiern, Eucharistie feiern... So gern...<br />
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Auch würde ich lieber ein gutes Wort für alle Trauernden einlegen, dass wir Wege finden, dass sie mit ihren Freundes- und Familienkreisen in guter Weise Abschied nehmen können. So gut, wie es eben geht - unter den Bedingungen der Zeit (aber besser als jetzt).</div>
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Aber ich möchte erst dann wieder zu regelmäßigen Gottesdiensten zurückkehren, wenn ich einigermaßen sicher sein kann, dass nicht durch meine und unsere Verantwortung Menschen dem Martyrium einer schwer verlaufenden Covid-19 – Erkrankung überantwortet werden. Da warte ich lieber noch einige Wochen ab. Und dieses geistliche Fasten wäre es mir auch dann wert, wenn wir dadurch einige Wochen eher wieder zum gemeinschaftlichen Beten zurückkehren könnten.</div>
<br />
Beten wir bis dahin für alle, die von der Krankheit betroffen sind.<br />
Für alle, die in den Krankenhäusern um ihr Leben kämpfen.<br />
Für alle, die die Pandemie vor große Herausforderungen stellt.<br />
Für alle, die das gottesdienstliche Fasten bedrückt.<br />
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Heilige Cosmas und Damian, bittet für uns.<br />
Heiliger Lukas, bitte für uns.<br />
Heiliger Damian de Veuster, bitte für uns.<br />
Heiliger Lukas von Simferopol, bitte für uns.<br />
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Und hören wir auf Gottes Wort, wie es uns heute in der 2. Lesung verkündet wird:<br />
<i>"Gottes Macht behütet euch durch den Glauben, damit ihr das Heil erlangt, das am Ende der Zeit offenbart werden soll. </i><br />
<i>Deshalb seid ihr voll Freude, obwohl ihr jetzt vielleicht kurze Zeit unter mancherlei Prüfungen leiden müsst.</i><br />
<i>Dadurch soll sich euer Glaube bewähren, und es wird sich zeigen, dass er wertvoller ist als Gold, das im Feuer geprüft wurde und doch vergänglich ist."</i><br />
<br />Markus Gehlinghttp://www.blogger.com/profile/03601483024904119330noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-3145452358057443603.post-5112274347863584642020-03-27T05:34:00.001-07:002020-03-27T14:17:47.321-07:00Die Kirche in der (Corona-)Krise - stehen wir derzeit ziemlich "nackt" da?<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhAhsLuUbKmlpT3qO8QAIHyK1tyCDjHkAugz9OTNW5hzCSGokKzTX-LUcUM6xcrQdbZecwzOWJZKHJpiLaBaGunSwWJjltDKFAKeQwCmbS9YKqeOVkV2akLLdZyQ5YSGLyepfkWB6CSsow/s1600/DSC06251.jpg" imageanchor="1" style="clear: left; float: left; margin-bottom: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="1066" data-original-width="1600" height="213" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhAhsLuUbKmlpT3qO8QAIHyK1tyCDjHkAugz9OTNW5hzCSGokKzTX-LUcUM6xcrQdbZecwzOWJZKHJpiLaBaGunSwWJjltDKFAKeQwCmbS9YKqeOVkV2akLLdZyQ5YSGLyepfkWB6CSsow/s320/DSC06251.jpg" width="320" /></a></div>
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Die Kirche habe ich bewusst für mich entdeckt (oder wieder-entdeckt), als ich 16 Jahre alt war. Seitdem bin ich richtig gern katholisch und versuche der inneren Verpflichtung nachzukommen, am Samstag oder Sonntag eine Kirche zu besuchen. Schwer war es daher für mich, als eine Krebserkrankung mich vor sechs Jahren zwang, diese liebgewordene Gewohnheit für einige Monate auszusetzen. Umso schöner, dass am Sonntag ein Gottesdienst im Fernsehen übertragen wurde und fast jede Woche mein litauischer Priesterkollege vorbei kam, um die Hl. Kommunion zu bringen. Ich bin also mit meiner Familie Quarantäneerfahren. </div>
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Heute gehe ich auf ein drittes Wochenende zu, wo ich nicht an einer Hl. Messe teilnehmen kann. Nicht weil ich krank bin, sondern weil „da draußen“ eine tückische Krankheit droht, die sich auch dann verbreitet, wenn zwei oder drei scheinbar Gesunde beieinander stehen. </div>
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Nach 35 Jahren finde ich mich also zum ersten Mal in einer Situation, wo ich nicht zum Gottesdienst gehen kann und das gemeinsam mit vielen anderen Gemeindemitgliedern. Sowas hat es in der ganzen Kirchengeschichte noch nie gegeben, seit 2.000 Jahren nicht. Weder die Pest noch die Cholera noch Kriege und Katastrophen haben das kirchliche Leben in dieser Weise lähmen können (selbst wenn das in der Vergangenheit manchmal an mangelndem Wissen um die Natur der Krankheiten lag). </div>
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In aller Welt haben die Kirchengemeinden ihre Gottesdienste ausgesetzt und alle anderen Treffen eingestellt. Die Bischöfe haben ihre Priester aufgefordert, die Hl. Messe „stellvertretend“ ohne die Gemeinden zu feiern. Viele Priester tun sich schwer damit. Einige feiern die Messe im Pfarrhaus, andere streamen, was das Zeug hält, wieder andere diskutieren über den Sinn und Zweck einer Messe ohne Volk und ob das nicht ein Rückfall in alte Zeiten (Retrokatholizismus) sei. Und einige Wenige feiern die Hl. Messe offenbar in kleinen exklusiven Zirkeln quasi „illegal“ oder am Rande der klaren Verordnungen, nicht nur der staatlichen Behörden, sondern sogar aus dem Vatikan selbst. </div>
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Ich weiß, wo der Tabernakelschlüssel liegt, ich könnte ohne Probleme kommunizieren. Aber macht das Sinn? Kann man sich den Leib Christi „nehmen“. Nein, das kommt mir nicht stimmig vor. Und es darf doch in der Kirche auch nicht Privilegierte und Unterprivilegierte geben? Jedenfalls nicht in DER Kirche, die mir im und am Herzen liegt. Einige Stimmen fordern ja Gottesdienste nach den Regeln, die heute auch für Supermärkte gelten, notfalls im Freien, notfalls in großen Domen mit genügend (2 m) Abstand dazwischen. Ein Gottesdienst sei ja auch „Daseinsvorsorge“ und „systemrelevant“. Da mag was dran sein, aber kann man das in einer Situation verantworten, wo nach wie vor noch nicht alle begriffen haben, worum es bei den Maßnahmen geht? Wo noch immer junge Leute sich für unverwundbar halten, wo der (vorzeitige) Tod eines alten, kranken Menschen in der Coronakrise achselzuckend hingenommen wird, weil ein alter Mensch ja sein Leben gelebt habe. </div>
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Wir stehen als Kirche zur Zeit ziemlich „nackt“ da. Es gibt zwei wesentliche Arbeitsfelder, in denen wir aktiv sind. </div>
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<li>Menschen mit Menschen zusammen bringen und </li>
<li>Menschen mit Gott zusammen bringen. </li>
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Menschen mit Menschen, das klappt aktuell nur sehr bedingt. In dem Säulenmodell der Kirche (Liturgie/Verkündigung/Caritas und Gemeinschaft) sind alle gemeinschaftsfördernden Aktivitäten ausgesetzt. Keine Gruppen oder Gremientreffen gehen mehr, alles was online ist, ist zwar nicht nichts, aber doch nicht das Eigentliche. Die Caritas dagegen geht unter gewissen Bedingungen weiter, seelsorgliche Gespräche können stattfinden, seelsorgliche Besuche bedingt. Aber alles nur im kleinen, sehr kleinen Kreis. Und mit Abstand. Den Menschen nahe sein, auch in ihrer Not nahe sein – zur Zeit unmöglich, wenn man ihnen nicht neben Heil auch Unheil (durch Krankheit) vermitteln möchte. </div>
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Menschen mit Gott zusammen bringen, das geht vielleicht schon eher. Weil hier sind wir ja weniger Macher als Vermittler. Es geht darum, eine direkte Begegnung mit Gott zu ermöglichen, Bedingungen zu schaffen, unter denen ein Gebet, unter denen ein Gottesdienst möglich ist. Dazu gehört Verkündigung und Katechese. Und da bieten die sozialen Medien plötzlich Chancen, die niemals zuvor in der Geschichte bestanden. Wir haben die Möglichkeit, diese Medien wieder ein Stück „sozialer“ zu machen. Hier sind spannende Experimente zu beobachten, auch wenn wir das Potential noch lange nicht gut ausschöpfen. Da waren in der vergangenen Zeit nur einzelne Leute und Bistümer (wie in Essen) Avantgarde. Ansonsten springen wir gerne erst dann auf Trends auf, wenn die schon fast wieder am Ende sind. </div>
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Wir können in den Gemeinden und darüber hinaus mithelfen, dass die Folgen der Corona-Krise abgemildert werden, indem wir z.B. Maßnahmen der Behörden unterstützen, Menschen guten Willens vernetzen und unterstützen, Einkaufshilfen organisieren, für seelsorgliche Gespräche zur Verfügung stehen. Die Einladung zum gemeinschaftlichen Gebet daheim beim Glockenläuten am Abend führt auch Menschen zusammen, die sonst nicht zum persönlichen abendlichen Gebet kommen. Das empfinde ich wirklich als berührend. So wie manche andere Aktionen auch, Leuten mit kleinen Videos, Podcasts, Online-Andachten, mutmachenden Texten und vielem mehr Denkanstöße zu geben und Hoffnung zu vermitteln. Manches ist da noch halb gar – aber allemal viel besser als nix. Und es weist in die richtige Richtung. </div>
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Die Mitte der Gemeinde ist die Feier der Eucharistie, die Menschen zusammenführt und Menschen mit Gott verbindet. Sie kann derzeit nicht zur Wirkung kommen. Und ich bin überhaupt nicht überzeugt von einem Konzept, dass die Hl. Messe für kleinste Kreise ermöglicht. Schon heute fragen sich manche Theologen, ob Menschen, die wochenlang ohne Hl. Messe auskamen – nach der Krise noch ein Verlangen nach dieser Feier haben. Oder ob nicht für zunehmend mehr Leute die Sehnsucht nach der gemeinschaftlichen Messe mehr und mehr abklingt, je länger die Krise andauert. </div>
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Ich kann auch dem Gedanken etwas abgewinnen, dass wir alle zur Zeit eucharistisch zu fasten haben und dass wir da solidarisch sein und bleiben müssen. Daher kann ich auch nachvollziehen, dass einige Priester selbst nicht zelebrieren oder nur sehr selten zelebrieren, um mit der ganzen Gemeinschaft zusammen zu verzichten. Das scheint mir ein überzeugenderes Zeichen, als Messen im Untergrund mit kleinsten verschwiegenen Kreisen von Privilegierten. Manch einer wird nachher denken oder sagen – ich gehörte in der Krise nicht dazu – dann will ich auch nach der Krise nicht (mehr) dabei sein. </div>
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Mir kommt das eucharistische Fasten auch überzeugender vor als Messen im gebührendem Abstand – denn wir können das Risiko nicht eingehen, das Leben von Menschen zu gefährden. Und sei es nur, dass wir dazu beitragen, dass Menschen sich selbst gefährden. Und daher sollten wir dann wieder die Hl. Messe feiern, wenn wir dies wirklich in aller Öffentlichkeit tun können (selbst wenn das mit Sicherheitsabstand sein müsste). Aber wir können nicht den Zugang zu einem Gottesdienst beschränken. </div>
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Ich finde es gut, dass in der Corona-Krise in Kirchen und Domen nach wie vor die Hl. Messe gefeiert und in den Medien übertragen wird. Ich denke, das muss „live“ geschehen. Und es sollte mit einem hohen, technischen Niveau getan werden. Hunderte von parallelen Handyübertragungen erscheinen mir weniger sinnvoll, aber warum sollten nicht technisch kundige Bistumsbeauftragte einmal wöchentlich auch Messen aus den einzelnen Gemeinden übertragen. Parallel zur Bischofsliturgie. Ja, die Bischöfe sollten selbst zelebrieren und die Gelegenheit nutzen, ihren Diözesanen nahe zu sein. </div>
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Es ist eine Gnade, dass wir die Kirchen noch offen halten können zu einem persönlichen Gebet. Diese Chance sollten auch jene erkennen, die die Kirchen üblicherweise nicht öffnen (können). </div>
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Einige Leute schreiben heute schon lange Texte über das Versagen der Kirche, die in der aktuellen Krise keine gute Figur mache. So wie Uli Fricker im Südkurier. Zu Recht erntete er den Frust vieler engagierter Kirchenleute, die erst einmal alle Hände voll zu tun hatten, den „Shutdown“ der Gemeindearbeit zu organisieren und dennoch gleichzeitig schon kreative Ideen entwickelten. Eine Diagnose der Kirche in der Krise nach 14 Tagen? Ich halte das auch für unmöglich. Aber es liegt sicher auf der Hand, dass die Schwächen einer Kirche, die sich seit den 50er Jahren in einer Dauerkrise befindet, aufgrund eines grundlegenden gesellschaftlichen Wandels in der heutigen Extremsituation umso deutlicher zu Tage treten.</div>
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Heute sind wir herausgefordert, die geistliche Kompetenz der Gläubigen noch stärker zu fördern und ihnen noch mehr zuzutrauen, damit sie mit ihren Familien und engsten Freunden so etwas wie Hauskirche sein können. Und vielleicht auch so etwas wie Online-Kirche, die Menschen in einem weiten Netzwerk persönlicher Kontakte über facebook, whatsapp, Telefon, Skype und anderen medialen Möglichkeiten vernetzt. Hier ist auch die Theologie und die Kirchenleitung herausgefordert, Mut zu machen, Anregungen zu geben und theologisch verantwortete Lösungen anzubieten. Es braucht hierfür neue und alte Zeichen und Riten, die die Nähe Gottes mit allen Sinnen erfahrbar, spürbar machen. </div>
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Viel wird in diesen Tagen nach den Chancen in der Krise gesucht. Aber ich meine, wir müssen die Gefahr und die Krise erst einmal in ihrer Tiefe erkennen. Wir sollten niemanden mit vorschnellen und frommen Worten vertrösten. Wir stehen am Anfang einer dauerhaften Krise, die uns Alles abverlangen wird. Davon bin ich fest überzeugt. </div>
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Hoffnung kommt uns als Christen von Gott her. Ich bin völlig gewiss, dass wir in allem in Gottes Hand geborgen sind, der am Ende alles zum Guten wendet. </div>
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Doch genauso sicher bin ich, dass wir hier auf Erden das Mögliche tun müssen, die Krise zu bewältigen. </div>
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<li>Der Corona-Virus zeigt uns die Grenzen des Wachstums auf, die Grenzen unserer globalisierten Welt. Wäre der Virus in einem abgeschiedenen Bergtal in China aufgetreten, hätte er sich möglicherweise nie weiter als 30 km bewegt und wäre mit denen ausgestorben, deren Körper mit ihm nicht fertig geworden wäre. Aber durch unsere in den letzten Jahren immer globalisiertere wirtschaftliche Zusammenarbeit wurde er zu einer globalen Bedrohung für eine Menschheit, die auf immer engerem Raum lebt. Eine Rückkehr zu einer Lebensweise, wie vor der Entdeckung Amerikas kann nicht die Lösung sein. Aber es muss auf eine andere Weise weiter gehen. Dafür müssen wir gangbare Wege finden. </li>
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<li>Die Coronakrise zeigt uns, dass eine wirkliche Lösung ein deutliches Minus erfordert, einen echten Verzicht. Sie stellt uns die Bedrohung unseres Lebens in atemberaubender Geschwindigkeit vor Augen, die sonst nur in schleichenden Prozessen wie dem Klimawandel und dem überbordenden Verbrauch aller Ressourcen für aufmerksame Beobachter spürbar wurde. Von einem Tag auf den anderen ist unser Leben in Gefahr. Selbst wenn der Virus durch eine Impfung in Kürze beherrschbar werden sollte, stellt sich die Aufgabe, weitere lebensbedrohliche Krisen zu meistern. </li>
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<li>Unsere Wirtschaft ist krank. Sie krankt daran, dass ihr Erfolg vielfach nur in Zahlen gemessen wird, nämlich in Gewinnen und Profiten. Schon lange überholt zu sein scheinen die Grundsätze, die ich noch im Betriebswirtschaftslehre-Unterricht kennengelernt habe. Und die beispielhaft z.B. noch vor 100 Jahren im Bergbau umgesetzt wurden: Wer erfolgreich Bergbau betreiben möchte, der muss dafür sorgen, dass die Gesundheit seiner Mitarbeiter gesichert ist, dass es hohe Standards im Arbeitsschutz gibt. Er musste Bergarbeitersiedlungen bauen und betreiben, damit die Mitarbeiter unter guten Umständen in der Nähe der Betriebe wohnen konnten. Wer erfolgreich wirtschaften wollte, der musste natürlich schauen, dass unter dem Strich etwas übrig blieb. Aber auch langfristig schauen, dass der soziale Frieden gewahrt blieb, dass es keinen Raubbau gab, dass die Mitarbeiter gesund blieben... Heute zählt ja eher, dass die Kohle aus chinesischen Schächten trotz der unfassbar langen Transportwege noch immer billiger ist als die aus dem deutschen Schacht. Und dass man sich sogar noch die Gesundheitsvorsorge für die Bergleute vor Ort sparen kann, weil man die Verantwortung an eine kommunistische Diktatur auslagert.</li>
</ul>
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<li>In der Krise merken wir, wie schnell die Güter knapp werden, wenn die Lieferketten gehemmt oder unterbrochen werden. Statt Mundschutz-Masken aus China zu importieren, nähen heute Ehrenamtliche in Voerde solche Masken aus Stoffresten. Das berührt mich sehr. Man muss eine gute Balance finden zwischen internationaler Zusammenarbeit und Abschottung der eigenen Märkte. Aber dazu müssen wieder andere Werte gelten, als die Zahlen, die unter dem Strich dabei heraus kommen. </li>
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Das wird ein ganz, ganz langer und mühsamer und schmerzhafter (Opfer) Weg. Aber er ist notwendig. Sehr not-wendig!</div>
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<li>In der Corona-Krise merken wir, wie bedeutsam das Miteinander ist, die Verantwortung für den Anderen. Wir merken, wie wichtig familiäre, freundschaftliche, ja sogar gut nachbarschaftliche Bande sind. Und auch die schlechten Seiten im Menschen werden manchmal in schmerzhafter Deutlichkeit offenbar. Nein, Rücksichtnahme, Nächstenliebe, Feindesliebe, Verantwortung für die Nächsten und Fernsten (selbst wenn sie in Uganda leben oder im Norden Italiens) – sind kein selbstverständliches Allgemeingut. Die christliche Botschaft ist heute so notwendig wie immer. Als Christen haben wir viel zu tun. Sehr viel, auch wenn uns nicht jeder mehr gern zuhört. Aber in der Krise scheint mir unser Wort doch hin und wieder auch dort auf fruchtbaren Boden zu fallen, wo es sonst nicht keimen konnte. </li>
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<li>Ich sehe auch, wie notwendig die Stichworte „systemrelevant“ und „Daseinsvorsorge“ geworden ist. Wir haben allzuviel dem freien Markt und der Wirtschaft überlassen. In der Hoffnung, dass es dann auch wirtschaftlicher geführt wird. Aber vielleicht entdecken wir Zwischenwege, Organisationsformen, die die Verantwortlichkeit des Staates, der Verwaltung, der Kommunen, Länder etc. wahren und die Eigeninitiative der Mitarbeiter und verantwortlichen Leitungen im Sinne des freien Wettbewerbs der guten Ideen und der besseren Qualität ermöglichen. Und eine anständige Bezahlung der Mitarbeiter*innen, die im Falle des Falles den Laden am Laufen halten. Die freie Wirtschaft allein schafft das offenbar nicht (immer). </li>
</ul>
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Heute kann noch niemand sagen, wie es nach der Krise weiter geht. Ich bin nicht sehr hoffnungsfroh, dass wir unsere Gesellschaft und unsere Wirtschaftsordnung grundlegend umsteuern werden. Allzu schnell wird die Alltag wieder einkehren und vieles läuft wieder in alten, vertrauten Bahnen. </div>
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Aber noch sehe ich kein Exit-Szenario. So wie es jetzt ist, kann es nicht weiter gehen. Weder für uns als Kirche noch für die Gesellschaft insgesamt. </div>
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Die leichteste Lösung wäre eine gute Medikation und eine Impfung für alle. Aber das dauert noch, wenn es überhaupt möglich ist.</div>
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Andere Szenarien setzen auf ein langsame „Durchseuchung“ der Bevölkerung, so dass irgendwann eine gewisse Immunität auftritt, so dass Covid-19 durch das Gesundheitssystem gewuppt werden kann. Auch der derzeitige Shutdown folgt dieser Theorie. Und wir werden in den nächsten Wochen Vorschläge diskutieren, wie das ohne neue Katastrophen an anderen Stellen weiter umgesetzt werden kann. Wie auch immer das geschieht – die Krise wird für viele Menschen noch lange andauern. Und deren Folgen auch. </div>
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Wir haben noch manche Bewährungsprobe vor uns. </div>
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Jeder Priester, jeder Pastoralreferent ist in der Krise gefordert. </div>
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Und weit mehr noch - jeder einzelne Christ ist heute gefordert:</div>
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Mir kommt in den Sinn, ob Gott uns nicht in der aktuellen Situation nicht ähnlich fragt, </div>
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wie es der Bischof vor der Weihe seine (zukünftigen) Priester fragt: </div>
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(Wir kennen doch den Gedanken des allgemeinen Priestertums.)</div>
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<i>Bischof: Seid ihr bereit, zusammen mit dem Bischof im Gebet, das uns aufgetragen ist, Gottes Erbarmen für die euch anvertraute Gemeinde zu erflehen?</i></div>
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Antwort: <b>Ich bin bereit.</b></div>
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<i>Bischof: Seid ihr bereit, den Armen und Kranken beizustehen und den Heimatlosen und Notleidenden zu helfen?</i></div>
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Antwort: <b>Ich bin bereit.</b></div>
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<i>Bischof: Christus, unser Hoherpriester hat sich um unseretwillen dem Vater dargebracht. Seid ihr bereit, euch Christus, dem Herrn, von Tag zu Tag enger zu verbinden und so zum Heil der Menschen für Gott zu leben?</i></div>
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Antwort: <b>Mit Gottes Hilfe bin ich bereit.</b></div>
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<i>Abschließendes Wort des Bischofs: </i></div>
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Gott selbst vollende das gute Werk, das er in dir begonnen hat.</div>
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Es gibt viel zu tun! Packen wir an! </div>
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Mit Gottes Hilfe!</div>
Markus Gehlinghttp://www.blogger.com/profile/03601483024904119330noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-3145452358057443603.post-86427951675627370112020-02-21T12:33:00.000-08:002020-02-24T12:34:40.873-08:00Ein Irrer - und die AfD?<div style="text-align: justify;">
<a href="https://scontent-dus1-1.xx.fbcdn.net/v/t1.0-9/87296437_1551518181663548_4599128813954138112_n.png?_nc_cat=1&_nc_sid=a61e81&_nc_eui2=AeEuCIs111MNKpr7zSlhYnFvQ_rcR6Zzus-7bmfTgvUXAW_6mAqppfQmlco7EmiWZVljz59JEFFWYuvrbrPAg4IlkjBuQKuI7H6tfcYK91ZTeQ&_nc_ohc=yy0hp5DSkjUAX_MPOQu&_nc_ht=scontent-dus1-1.xx&oh=d57e045fd8a4695f9b0f79f2b48b3cc1&oe=5EF959E3" imageanchor="1" style="clear: left; float: left; margin-bottom: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="680" data-original-width="680" height="320" src="https://scontent-dus1-1.xx.fbcdn.net/v/t1.0-9/87296437_1551518181663548_4599128813954138112_n.png?_nc_cat=1&_nc_sid=a61e81&_nc_eui2=AeEuCIs111MNKpr7zSlhYnFvQ_rcR6Zzus-7bmfTgvUXAW_6mAqppfQmlco7EmiWZVljz59JEFFWYuvrbrPAg4IlkjBuQKuI7H6tfcYK91ZTeQ&_nc_ohc=yy0hp5DSkjUAX_MPOQu&_nc_ht=scontent-dus1-1.xx&oh=d57e045fd8a4695f9b0f79f2b48b3cc1&oe=5EF959E3" width="320" /></a>Es muss so in der Mitte der 90er gewesen sein. In Zeiten also, wo das Denken eines Rechtsextremen für die meisten Deutschen in etwa so verstörend war, wie heute die Gedankenwelt des Attentäters von Hanau. Damals war ich zu einem Kabarettabend mit Hanns-Dieter Hüsch eingeladen, irgendwo in einem Bildungshaus am Niederrhein. Ich erinnere mich an den Moment damals, als wenn es gestern gewesen wäre. Hüsch hatte den Saal zum Lachen gebracht. Alles gluckste noch vor sich hin, da kippte die Stimmung von einem Moment in den Nächsten... </div>
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<i>„Dann nehmt euch alle an die Hand</i></div>
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<i>Und nehmt auch den der nicht erkannt</i></div>
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<i>Dass früh schon in uns allen brennt</i></div>
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<i>Das was man den Faschismus nennt“</i></div>
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Es wurde ernst und still im Raum. Faschismus, das ist für Hüsch scheinbar nicht eine obskure Krankheit faschistoider Gehirne. Es ist etwas, das „in uns allen brennt“. In uns allen? Augenscheinlich gibt es eine Ausnahme, nämlich Mitglieder und Wähler der AfD. Deren Frontmann Prof. Dr. Jörg Meuthen postete heute morgen eine entrüstete Botschaft. Gleich mit dem eigenen Foto im tief betroffenen schwarzweiß und mit dem entrüsteten Satz: „Es ist zu schäbig: Die Tat eines Wahnsinnigen soll UNS angelastet werden.“ Und das UNS auch noch supergroß und superfett. Im ersten Moment dachte ich an den Postillion.</div>
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Ein Wahnsinniger! Der Täter!</div>
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In einer begleitenden langen Erklärung legt Meuthen dar, warum die AfD sich diesen Irren nicht zurechnen lassen möchte. Und zitiert dann ellenlang aus dem inzwischen weitgehend aus den Medien getilgten „Manifest“ des Täters. In der Tat, irre! </div>
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Mir ging es gestern schon auf die nerven, dass gleich von allen Seiten auf die AfD gezeigt wurde. Von daher kann ich das sogar etwas nachempfinden, dass jemand wie Meuthen sagt: Der nicht! Der ist keiner von uns! Der hat sich ja schon radikalisiert, da gab es uns noch gar nicht! </div>
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Und dann wird gestern sogar von der AfD als „der politische Arm des Rechtsterrorismus“ gesprochen. Was für ein vielstimmiger Chor gestern – auf allen Kanälen. Bei Meuthens Freunden im Übrigen wurde – ebenso absurd aber offenbar ernst gemeint – die Kanzlerin zur Schuldigen dieses Massakers erklärt. </div>
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So recht vermag ich das Durcheinander in meinem Kopf aber noch immer nicht zu entwirren. Die Tat in Hanau macht einen ja unter allen Umständen und aus welcher Betrachtungsweise auch immer sprachlos, so wie auch der bewußt herbei geführte Absturz der Germanwings-Maschine durch die Hand des Piloten, so wie der Angriff auf die Synagoge in Halle. Sind jetzt eigentlich alle „irre“ geworden? Das Entsetzen über die Tat in Hanau ist noch immer groß. Ich weiß wirklich nicht, was ich dazu sagen soll – zumal rund um uns noch der Karneval tobt. Wie irre ist das eigentlich alles? Müßte nicht erst mal Ruhe einkehren, Besinnlichkeit, Gebet? Kann mal einer diese Welt anhalten, den Karneval absagen und die politischen Aktivisten zum Schweigen bringen?</div>
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Kann man zu Hanau irgendetwas sagen, was uns weiter bringt oder enger zusammen führt? Dann hat Meuthen heute morgen den Faden rausgezogen, der zu diesem Blogbeitrag geführt hat, zusammen mit dem „alten“ Satz von Hanns-Dieter Hüsch.</div>
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Mit Rechten zu reden – das ist ja hoch umstritten. Gerade in der Kirche! Der BDKJ hat gerade eben noch mit Blick auf den ökumenischen Kirchentag Gespräche mit der AfD abgelehnt, die er da nicht sehen will. Und die Argumente sind ja nicht falsch. Es liegt ja eine gewisse Gefahr darin, sich mit den „Rechten“ einzulassen. Das haben wir ja in Thüringen ganz deutlich erlebt. Verwirrung und Zerstörung aus allen Ebenen! Allzu leicht fällt einem die Gesprächsbereitschaft selbst auf die Füße.</div>
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Trotzdem muss man mit Rechten (Extremen) reden, so denke ich. Aber dann in dem Sinne, wie ich es immer mit den „Grauen Wölfen“ gehalten habe. Mir war immer wichtig, klar zu sagen: „Ich rede mit Dir, weil Du ein Mensch bist. Aber ich lasse mich nicht von Dir für Deine Weltsicht mißbrauchen. Daher werde ich nicht mit Dir auf ein Foto gehen oder Deine Veranstaltungen besuchen oder mich anderweitig vor den Karren spannen lassen – solange Dein Idealistenverein im Verfassungsschutzbericht auftaucht.“ Natürlich müssen wir mit Rechten (Extremen) kommunizieren. Auch so, dass sie die Chance haben unser Anliegen und unsere Motivation richtig zu verstehen. Und wir müssen ihnen widersprechen. Wir müssen Ihre Denkhorizonte aufbrechen. Aber nicht in solchen Formen, bei denen sie uns für ihre Zwecke einspannen können. Das wird schwer werden, aber die notwendigen Weichen dagegen können wir stellen. Warum nicht beim Katholikentag ein Stuhlkreis hinter verschlossenen Türen und ohne Presse – aber doch nicht auf einem öffentlichen Podium!?</div>
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Zurück zu dem Schrecken, den mir Herr Meuthen heute morgen eingejagt hat. Was mir hier (und bei den Wortmeldungen vieler seiner Anhänger und Parteifreunde) völlig fehlt – ist ein gewisses Schuldbewußtsein, eine Selbsterkenntnis. Nämlich im Sinne dessen, was Hüsch formuliert, der uns ja schon vor Jahrzehnten den Spiegel vorhielt. </div>
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Der Spiegel wäre auch für Herrn Meuthen das richtige Bild. Die AfD ist vermutlich nicht der geistige Brandstifter des Attentäters von Hanau. Für den wäre die AfD gar nicht radikal genug. Aber der Attentäter und die AfD sind Symptome derselben Krise, derselben Bewegung, derselben Verrohung. Der Attentäter ist ein Spiegelphänomen der AfD und sie könnte aus diesem Attentat auch eine Erkenntnis für sich gewinnen. </div>
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„Dass früh schon in uns allen brennt…“ IN UNS ALLEN! Vermutlich selbst in denen, die unter den schwarz-roten Fahnen der Antifa auftreten. Und ganz bestimmt auch in denen, die der AfD das bürgerliche Antlitz verschaffen, an deren Parteibüros öffentlichkeitswirksam signalisiert wird: „Linke – ihr müsst draußen bleiben“, die aber lauter Hintereingänge und Hinterzimmer haben, in denen Kontakt zu ganz komischen Leuten gepflegt wird. Und die keine Scheu haben mit ganz, ganz Rechten zu reden. Solange sie nicht völlig irre sind. Obwohl – mit Reichsbürgern redet man da ja durchaus auch. Sie könnten ja – als wachsende Bewegung – „uns“ in der AfD Stimmen bringen. </div>
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Hätte die AfD Hanau sich von diesem Täter fern gehalten? Offenbar hat das ja nicht mal irgendeine Behörde gemerkt. Obwohl der Vogel sogar seine Wahnvorstellungen auf einigen Polizeiwachen zu Protokoll gab, ohne dass einer bei der Computerrecherche merkte, dass dieser durchgeknallte Typ auch noch Waffen zu Hause hatte. Offenbar hat auch in seinem Schützenverein keiner gemerkt, was da für eine Zeitbombe tickte. </div>
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Die AfD muss aufpassen. In ihrem Schatten gibt es einen großen Graubereich von Kontakten und Verbindungen in eine Szene, die zur Zerrüttung unseres „Systems“ beiträgt und hierfür Pläne macht. Dazu gehört eine gehörige Portion von Rassismus. Dazu gehört, die Welt einzuteilen in „Wir“ und in „Die“. Das sind dann nicht nur „Die Türken!“ oder „Die Flüchtlinge!“ oder „Merkels Gäste“ oder „Die Linken“ oder „Die Antifanten“ oder am Ende auch „Die System-Politiker“. Nein, das ist nicht alles Rassismus, aber das ist trotzdem ein schleichendes Gift, das das Zusammenleben in Deutschland vergiftet. Ich spüre ja jetzt schon, wie türkische Freunde auf Distanz gehen zu uns Deutschen. Wie Menschen, die sich intensiv für den Dialog engagieren sich unter dem wachsenden Druck in ihre Welten zurückziehen. </div>
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Gegen dieses Gift gibt es nach meiner Überzeugung nur ein Gegenmittel. Und das ist die feste Überzeugung, dass jeder Mensch ein Kind Gottes ist, gleich an Rechten, gleich an Würde. Einfach ein Mensch! Und in der großen Menschheitsfamilie gibt es keine, die mehr oder minder wert sind. Liebe deinen Nächsten, liebe deine Feinde, liebe auch die Fernsten! Das fordert Jesus von uns. </div>
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Ja, Herr Meuthen, das würde für Sie bedeuten, dass Sie sogar die Kanzlerin höchstselbst lieben müßten und anständig und mit Würde mit ihr umgehen. </div>
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Sie tragen Mitverantwortung, dass ein bestimmtes Denken einsickert… langsam normal wird… denkbar wird. Selbst wenn Sie das eigentlich gar nicht wollen. In vielen Punkten haben Sie einen demokratischen Konsens in Frage gestellt, der mit viel Blut und Schmerzen erkämpft wurde. Die Demokratie ist – wie der gesellschaftliche Zusammenhalt - ein empfindliches System, sorgfältig austariert. Was hier einmal an Miteinander zerstört wird, das kann man nicht so schnell wieder reparieren. Das sollte man bei allem Engagement gegen Fehlentwicklungen, Langeweile und Frustration über unser politisches System nicht vergessen. Schon daher ist es notwendig den „Fliegenschiss“ in der Deutschen Geschichte sorgfältiger zu analysieren, ihm mehr Gewicht zu geben und mehr daraus zu lernen als aus der als glorreich empfundenen Zeit des Kaisers Barbarossa.</div>
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Ich wünsche Ihnen, dass Sie im Spiegel des Textes des großartigen Kabarettisten Hüsch erkennen, wo Sie selbst das Gift des Faschismus, des Rassismus, der Menschenfeindlichkeit im Sog des Erfolgs der Protestpartei AfD aufsaugen und in unsere Gesellschaft weiter verteilen. </div>
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Solange die AfD sich nicht klar distanziert von jeglicher Form der Menschenfeindlichkeit, selbst gegenüber denjenigen, die nicht von hier sind, die ein Kopftuch tragen oder unter linken Fahnen demonstrieren, solange braucht sie sich nicht zu wundern, dass man den Verdacht hegt und pflegt, dass Parteilinie sein könnte, was einige abseitige Protagonisten in voller Absicht, mausgerutscht oder leicht beschwipst von sich geben.</div>
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Allen Politikern wünsche ich die Kunst, dann zu schweigen, wenn Worte nichts besser machen. Und dass sie ihren Gefühlen nur dann freien Lauf lassen, wenn sie wirklich aufrichtig und ehrlich sind. </div>
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Und das, was ich Herrn Meuthen wünsche, das wünsche ich im Übrigen jedem von uns. Und ganz besonders jenem, der in den Stunden nach dem Anschlag – wenn auch nur für einen Moment gedacht hat – </div>
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Der Täter war ja zum Glück kein Rechter vulgo kein Flüchtling … </div>
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oder gar... </div>
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„Es waren ja keine „von uns“.“</div>
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„Schlimm, ganz schlimm, furchtbar, aber…“</div>
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Das Phänomen<br />
von Hanns-Dieter Hüsch<br />
<br />
Was ist das für ein Phänomen<br />
Fast kaum zu hören kaum zu sehn<br />
Ganz früh schon fängt es in uns an<br />
Das ist das Raffinierte dran<br />
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Als Kind hat man's noch nicht gefühlt<br />
Hat noch mit allen schön gespielt<br />
Das Dreirad hat man sich geteilt<br />
Und niemand hat deshalb geheult<br />
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Doch dann hieß es von oben her<br />
Mit dem da spielst du jetzt nicht mehr<br />
Das möcht ich nicht noch einmal sehn<br />
Was ist das für ein Phänomen<br />
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Und ist man größer macht man's auch<br />
Das scheint ein alter Menschenbrauch<br />
Nur weil ein andrer anders spricht<br />
Und hat ein anderes Gesicht<br />
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Und wenn man's noch so harmlos meint<br />
Das ist das Anfangsbild vom Feind<br />
Er passt mir nicht er liegt mir nicht<br />
Das ist das nicht und find ihn schlicht<br />
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Geschmacklos und hat keinen Grips<br />
Und außerdem sein bunter Schlips<br />
Dann setzt sich in Bewegung leis<br />
Der Hochmut und der Teufelskreis<br />
<br />
Und sagt man was dagegen mal<br />
Dann heißt's: Wer ist denn hier normal<br />
Ich oder er du oder ich<br />
Ich find den Typen widerlich<br />
<br />
Und wenn du einen Penner siehst<br />
Der sich sein Brot vom Dreck aufliest<br />
Dann sagt ein Mann zu seiner Frau<br />
Guck dir den Schmierfink an die Sau<br />
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Verwahrlost bis zum dorthinaus<br />
Ja früher warf man die gleich raus<br />
Und heute muss ich sie ernähr'n<br />
Und unsereins darf sich nicht wehr´n<br />
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Und auch die Gastarbeiterpest<br />
Der letzte Rest vom Menschenrest<br />
Die sollt man alle das tät gut<br />
Spießruten laufen lassen bis auf's Blut<br />
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Das hamwer doch schon mal gehört<br />
Da hat man die gleich streng verhört<br />
Verfolgt gehetzt und für und für<br />
Ins Lager reingepfercht und hier<br />
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Hat man sie dann erschlagen all<br />
Die Kinder mal auf jeden Fall<br />
Die hatten keinem was getan<br />
Was ist das für ein Größenwahn<br />
<br />
das lodert auf im Handumdrehn<br />
Und ist auf einmal Weltgeschehn<br />
Denn plötzlich steht an jedem Haus<br />
Die Juden und Zigeuner raus<br />
<br />
Nur weil kein Mensch derselbe ist<br />
Und weiß und schwarz und gelbe ist<br />
Wird er verbrannt ob Frau ob Mann<br />
Und das fängt schon von klein auf an<br />
<br />
Und wenn ihr heute Dreirad fahrt<br />
Ihr Sterblichen noch klein und zart<br />
Es ist doch eure schönste Zeit<br />
voll Phantasie und Kindlichkeit<br />
<br />
Lasst keinen kommen der da sagt<br />
Dass ihm dein Spielfreund nicht behagt<br />
Dann stellt euch vor das Türkenkind<br />
dass ihm kein Leids und Tränen sind<br />
<br />
<b>Dann nehmt euch alle an die Hand</b><br />
<b>Und nehmt auch den der nicht erkannt</b><br />
<b>Dass früh schon in uns allen brennt</b><br />
<b>Das was man den Faschismus nennt</b><br />
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Nur wenn wir eins sind überall<br />
Dann gibt es keinen neuen Fall<br />
Von Auschwitz bis nach Buchenwald<br />
Und wer's nicht spürt der merkt es bald<br />
<br />
Nur wenn wir in uns alle sehn<br />
Besiegen wir das Phänomen<br />
Nur wenn wir alle in uns sind<br />
Fliegt keine Asche mehr im Wind<br />
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<b>Ich verneige mich in Ehrfurcht vor den Opfern des Attentäters von Hanau. </b><br />
<b>Möge Gott, der Herr sie in sein Reich aufnehmen und ihnen Frieden schenken. </b><br />
<b>Mögen die Wunden der Verletzten, der Freunde, Angehörigen und Familien heilen. </b><br />
<b>....</b><br />
<b>....</b><br />
<b>Amen!</b>Markus Gehlinghttp://www.blogger.com/profile/03601483024904119330noreply@blogger.com0