Nun ist es passiert! Der Limburger Konflikt hat den Niederrhein erreicht! Natürlich werden Sie mich fragen, ob ich den Schuss nicht gehört habe, weil doch auch in unserem Pfarrbüro vermehrt die Nachrichten von Kirchenaustritten angekommen sein müssen. Natürlich ist es so, dass die ganze Kirche in Deutschland die Folgen des überteuren Limburger Bauprojektes auszubaden hat. Finanziell ist das für die Kirche vermutlich ein Desaster und die Kirchensteuerausfälle durch gut 70.000 zusätzliche Austritte dürften sich dauerhaft weit höher aufrechnen als die im Limburger Bauprojekt verballerten Millionen.
Das Sakrament des Koi-Karpfens
Aber darum ging es mir gar nicht. Gestern sah sich nämlich das Bistum Limburg genötigt mitzuteilen, dass die Tebartz'schen Goldfische (es sollen ja nun doch keine wertigen Koi-Karpfen gewesen sein sondern höchst preisgünstige Schmucktiere, quasi von der Stange) dem bistumseigenen Fischteich unter Anleitung einer sach- und tierschutzkundigen Person entnommen worden seien. Von dort haben sie schnurstracks und unverzüglich die Reise nach – nein nicht nach Regensburg sondern eher eine Pilgerreise nach – Kevelaer-Twisteden angetreten. Hier (quasi in meiner Nachbarschaft) werden sie nun in Zukunft, fern der Weltpresse, gut versorgt ihre Runden drehen und eines Tages, weitgehend unbeachtet von der Öffentlichkeit und artgerecht gehalten ihren Lebenskreis beschließen. Beim nächsten Ausflug mit meinen Kindern ins „Irrland“ auf dem Gelände des „elterlichen Hofes“ des Bischofs im Wartestand werde ich einmal Ausschau nach ihnen halten und wenn es gelingt, mit einem Fotodokument belegen, dass der Bischof bescheidener war als öffentlich immer behauptet wurde.
Für die Bild – Zeitung waren diese Fische offensichtlich das Symbol für den Streit um Bischof Franz-Peter. Sie vermeldete nun aufgeregt, der Bischof habe seine wertvollen Koi-Karpfen in der freistehenden Badewanne unversorgt im Bischofshaus zurückgelassen und garnierte das sogar noch mit einem Foto, auf dem allerdings nur banale Goldfische zu sehen waren. Offensichtlich war den Bild-Redakteuren, die das Foto im eigenen Badezimmer gestellt hatten, die Präsentation dieser „Zeitungsente“ nicht einmal den Preis eines echten Koi-Karpfens wert. In gewisser Weise stilisierte die Bild damit den Fisch zum „Sakrament“ des erschreckend hochgeputschten Kirchenskandals. Die diesmal sicher stimmige Wikipedia – Definition passt hier gut: „Als Sakrament bezeichnet man in der christlichen Theologie einen Ritus, der als sichtbares Zeichen beziehungsweise als sichtbare Handlung eine unsichtbare Wirklichkeit Gottes vergegenwärtigt und an ihr teilhaben lässt.“ Der „Koi-Karpfen“ löst also als sichtbares Zeichen einer unsichtbaren Wirklichkeit die bisher so häufig erwähnte freistehende Badewanne ab. Aber, so wie die Bild einen Goldfisch zum Koi hochschreibt; so scheint es mir, dass sich auch die Wahrnehmung des Limburger Konfliktes zunehmend zum Popanz entwickelt. Wobei es mir fern liegt, den Bischof gegen gerechtfertigte Kritik zu verteidigen. Wenn die Baukosten eines Goldfischbeckens ausreichen würden um andernorts ein solides Einfamilienhaus zu errichten, dann sollte auch bei einem durchgeistigten Kirchenmann die Alarmlampe angehen und der bischöfliche Rotstift das Teilprojekt beerdigen.
Ein Kardinal als Anti – Tebartz und Anti - Meisner
Aber Limburg streckt seine Fühler auch nach Köln aus. Als „Anti – Tebartz“ inszeniert die Presse den ernannten Kölner Kardinal Woelki. Dabei hatte der in Berlin gerade damit begonnen, nicht unerhebliche Umbaumaßnahmen an seiner Bischofskirche vorzunehmen. Wer weiß, was daraus geworden wäre. Dabei gelingt diesem, womit Bischof Franz-Peter von Anfang an Schwierigkeiten hatte. Er ist, wie er ist und er versucht nicht, ein Anderer zu sein. Und in der Kirchenöffentlichkeit macht er damit sofort Schlagzeilen. Auf der Titelseite der Sonderausgabe der Kölner Kirchenzeitung wird er mit einem Bücherkarton im Umzugswagen abgelichtet! Das Foto vom Grillen mit den Handwerkern rauschte in immer neuen Schleifen durch die sozialen Netzwerke und die banale Aussagen in einem WDR – Interview lassen manche von einer Zeitenwende jubeln: „Wir werden auch in Köln mit allen Menschen guten Willens sprechen – Schwule, Lesben, Homosexuelle gehören natürlich genauso zur Kirche wie alle anderen auch und wir reduzieren niemanden auf seine Sexualität". „Das sind Christen – jedenfalls viele von ihnen, die ebenfalls ihren Glauben leben und praktizieren. Die gehören natürlich selbstverständlich zu uns“. Wenn ich das recht weiß, widerspricht diese Aussage mitnichten dem Katechismus der katholischen Kirche. Inhaltlich hat Kardinal Meisner nicht anders gesprochen. Dass Kardinal Woelki zudem dem Fußball und dem Kölner Traditionsverein 1. FC nicht abgeneigt ist ... macht ihn vielen Presseleuten und Katholiken sehr sympathisch. Dafür war Meisner mehr ein – durchaus überzeugender - Freund des Kölner Karnevals, was ihm rätselhafterweise nicht als besondere Volksnähe ausgelegt wurde. Dennoch muss sich Kardinal Woelki kritische Fragen gefallen lassen, aber diesmal nicht nach seiner Theologie oder seiner Promotion im Dunstkreis des Opus Dei, sondern ausgerechnet nach seiner Badewanne. Glücklicherweise hat er frühzeitig erkannt, dass das Leben in einer überdimensionierten Wohnung nicht unbedingt gesteigerte Lebensqualität bedeutet. Oh Jubel in den Medien, die das berichten dürfen – ohne zu bedenken, dass die Privaträume des Limburger Bischofs kleiner waren als die des neuen Kölschen Oberhirten. Aber egal, auf die Schlagzeilen kommt es an und darauf, mit seiner Berichterstattung im Konzert der öffentlichen Aufmerksamkeit ganz oben zu sein. Fakten scheinen manchmal eher anstrengend und lästig zu sein, meinte jedenfalls die BILD mit ihrem Fische-Fake.
„Ist ja gut, wir haben verstanden!“ Hoffentlich!
Die für mich interessanteste Erkenntnis brachte die NRZ in ihrem Woelki – Artikel. Dieser hatte zur Pressekonferenz in seine Heimatgemeinde geladen. Eigentlich eine originelle Idee, lenkte er doch die Aufmerksamkeit auf eine ganz normale katholische Gemeinde mit ihrem ganz normalen Leben, was ja immer noch wesentlicher für die Kirche ist als vieles, was sich in bischöflichen Ordinariaten und rund um die Kölner Domtürme abspielt. Das alltägliche Engagement der Kirche sollte den Medien auch mal wieder mehr Berichterstattung und mehr Nachrichten wert sein. Das würde dann das aktuell schlechte Image der Kirche vom Kopf schnell wieder auf die Beine stellen. Auch ein Kölner Pfarrer Meurer ist Kirche und stand treu zu Kardinal Meisner, auch wenn die Medien da krampfhaft nach Gegensätzen suchen. Und von dieser Sorte gibt es in der Kirche noch etliche.
Aber zurück zur NRZ, die nach dem Auftritt im turnhallenähnlichen Pfarrsaal im schlichten Bretterdesign einer Kleingartenlaube konstatiert: „Mehr Bescheidenheit und demonstrative Volksnähe geht kaum. Fast möchte man dem Kardinal zurufen: Ist ja gut, wir haben es ja verstanden!“ Dabei glaube ich nicht einmal, dass der Kölner Kardinal hier einer ausgefuchsten Strategie folgt... Jedenfalls nicht einer vordergründigen, eher traue ich ihm zu, dass er den Berichterstattern signalisieren möchte: „Merkt ihr nicht selbst wie banal und langweilig diese Badewannenguckerei eigentlich ist? Kommt doch mal zurück zum Wesentlichen!“
Natürlich mag es das Publikum, wenn es beim Bischof auch etwas „menschelt“. Aber letztlich spürt auch jeder, dass die Homestory rund um einen Bischof Grenzen hat. Auch als Katholik möchte ich meinen Bischof als Mensch erleben und erfahren. So wie mich als Seelsorger der jeweilige Mensch mit seinem Leben brennend interessiert und nicht nur eine Amtshandlung oder ein konkretes Anliegen, mit dem er oder sie an mich herantritt. Aber es muss auch Raum für Privatheit bleiben und ein Bischof darf auch bequem leben und so, dass er für seinen aufreibenden Dienst einen Rückzugsraum findet, der es ihm ermöglicht geistig, geistlich und körperlich wieder aufzutanken. Ich wünsche mir das ja auch für meine Familie und mich. Wenn dazu seine freistehende Badewanne gehört – so what?
Bedauerlicherweise ist in der Öffentlichkeit eine Stimmung entstanden, die durch einen Skandal aufs Ganze schaut. Komplexe Sachverhalte werden derart auf einzelne Sätze focussiert, dass viele die Wirklichkeit nur noch verzerrt wahrnehmen. Das gilt sicher auch für das nächste Aufregerthema:
Die unbarmherzige Mutter, der verliebte Priester und die Lebensabschnittsgefährtinnen
Es wäre mir auch lieber, wenn die Kirche sich deutlicher, spürbarer für die Stärkung der gelebten Ehe engagieren würde, statt sich vor allem als Gegner staatlicher Absicherung verschiedenster Lebensabschnittsverpartnerungen zu profilieren. Es kann doch für die Pastoral (und die Verkündigung) auch nicht folgenlos sein, dass sich letztlich die meisten Paare in Deutschland (mit katholischer Beteiligung) für ein Zusammenleben ohne Ehesakrament entscheiden. Besser zu erklären und zu vermitteln, was die Kirche nun mit ihrer Ehelehre will wird angesichts der Komplexität der Problemlage wohl nicht mehr ausreichen. Das dürfte auch der eigentliche Grund für die anstehende Bischofssynode im Vatikan sein. Die kunstvolle Spannung der kirchlichen Ehelehre einfach glatt zu schleifen, das kann es aber auch nicht sein. Fast jedes Paar sehnt sich nach belastbaren, treuen, lebenslangen Beziehungen. Nichts Anderes will die Kirche mit ihrer Wertschätzung der Ehe ermöglichen. Das muss bleiben! Aber auch für die, die an ihrem Lebensprojekt scheitern, muss die liebevolle Zuwendung der Kirche erfahrbarer werden.
Und neben den unterschiedlichen Formen von Partnerschaft gibt es auch die vielen Leute, die allein leben, ob sie dies nun aus freier Entscheidung tun, mangels geeigneten Lebenspartners oder weil jemand aus gewichtigen Gründen Ehelosigkeit versprochen hat. Das sollte den normalen Bürger eigentlich weniger erregen, als es die erhitzte Debatte um den Zölibat erahnen lässt.
Schade, dass in all diesen Debatten selbst von Kirchenleuten wenig entspannter Dialog vorgelebt wird. Dabei wissen sie alle; es gibt im Leben und auch in der Pastoral nicht nur gut oder schlecht. Manches, was dogmatisch und kirchenrechtlich klar und eindeutig ist, muss pastoral auch mal anders gesehen werden dürfen. Neben gut oder schlecht dürfen wir ein „das ist besser als“ nicht aus dem Auge verlieren. Und angesichts von Schleppern, die ein Flüchtlingsboot rammen und Hunderte von Menschen dem Tod in den Wellen schicken, angesichts von islamistischen (aber auch christlichen) Terroristen, die reihenweise Menschen und Seelen morden, angesichts von Kinderschänderringen, die über Leichen gehen; angesichts des furchtbaren Elends in der Welt darf es keinesfalls wirken, als halte die Kirche eine neue Verheiratung bei bestehender sakramentaler Ehe für die größte aller Sünden.
Die Jagd auf die Kirchen – Mäuse!
Die reiche Kirche gehört zu den beliebtesten Mythen an deutschen (Journalisten-)Stammtischen. Der „Reichtum“ der Kirche baut sich aber derzeit (wieder einmal) zu einem Gespenst auf. Eine „Dokumentation“ in der ARD bestätigt viele Leute in ihren Vorurteilen, zumal der Autor Stefan Tiyavorabun auch keine konkreten Informationen auf den Tisch legen konnte. So häufte man Milliarde auf Milliarde und rechnete sich den Geldhaufen immer größer. Doch selbst wenn es so wäre, wie dort vermutet wurde (200 Mrd.), wenn der verborgene Reichtum der katholischen Kirche an Grundstücken, Beteiligungen und Barmitteln so groß wäre wie man meint, kämen auf den einzelnen Katholiken hier gerade einmal knapp 8.700 Euro pro Nase. Ich muss ehrlich sagen, mich beruhigt das sehr, denn gleichzeitig lese ich doch, dass ich allein als Bürger des Bundeslandes NRW einen Schuldenhaufen von 12.700 Euro zu stemmen habe, ohne dass damit schon meine Pro – Kopf – Schuld bei Stadt und Bund beglichen wäre. Mit knapp 278 Mrd. Euro liegt übrigens der Börsenwert des virtuellen Konzerns Google erheblich darüber.
Die Fernsehkonsumenten kommen jedoch weitgehend zu anderen Schlüssen. Eine spontan herausgegriffene Stellungnahme aus dem Netz-Forum zur Sendung bringt das auf den Punkt: „Schlimm was sich diese Kirche für einen unglaublichen Reichtum auf Kosten dummer Katholiken, die vielleicht mehr nachdenken sollten, aufgebaut hat. Unzählige Menschen leiden an Hunger und Krankheit und was macht die "heilige" Kirche dagegen?“
Klar, es wäre einfach, die Leistungen der kirchlichen Hilfswerke ins Feld zu führen und die zahlreichen dankbaren Stellungnahmen von Bischöfen aus armen Ländern zu zitieren. Aber darum geht es den Verkündern des kirchlichen Reichtums nicht. Es ist Fakt: Die Kirche in Deutschland ist nicht arm. Aber sie ist auch nicht reich in dem Sinne, dass sie sinnlos Geld verbrät und mit ihrem Geld irgendwelchen Luxus von Bischöfen und Priestern finanziert. Ausnahmen wie in Limburg bestätigen nach meiner Wahrnehmung die Regel. Es kommt also sehr darauf an, was „Kirche“ mit ihrem Geld macht und ob sie die geistliche Kraft aufbringt, sich immer wieder zu hinterfragen. Diese Fragen sind richtig und wichtig und sie sollten ruhig so weit gehen wie eine, die der – aus der Kirche ausgetretene – Kabarettist Konrad Beikircher im Interview mit Christ und Welt just heute formuliert: „C & W: Die Kirche soll sich vom (Kölner) Dom trennen? Beikircher: Warum denn nicht? C & W: Weil der Dom ans ganz große versöhnliche Gefühl appelliert, von dem Sie eben geschwärmt haben. Beikircher: Ja, aber der Rhein ist auch schön und fließt bloß durch. Man sollte sich von allem trennen, was von der Seelsorge ablenkt. Hilft eine Kathedrale einem alten Mütterchen, das Schutz braucht? Hilft das bei einem Gespräch über die letzten Dinge? Seelsorge heißt loslassen können, sich mit dem Wesentlichen befassen.“
Mann muss diese Einschätzung nicht unbedingt teilen. Aber der Gedanke muss erlaubt sein und die Antwort darauf gut begründet. Daher ist Transparenz wichtig. Wir haben nichts zu verbergen und sollten stolz darauf sein, dass wir mit dem Geld der Gläubigen immerhin verantwortungsvoller umgehen, als das viele andere Institutionen mit anvertrautem Geld tun. Was nicht bedeutet, dass wir nicht noch besser werden könnten. Leider braucht Transparenz Zeit, denn wenn Zahlen auf den Tisch gelegt werden dann sollten sie auch „sauber“ und nachvollziehbar sein. Leider ist die „Kirchenfinanzen-Sau“ dann aber längst wieder aus dem Dorf hinaus. Wenn es soweit ist, wird der Transparenz-Offensive die notwendige Aufmerksamkeit fehlen.
Für mich persönlich ist die Frage bedeutsamer, ob die 500 Euro für die Messdienerarbeit im Haushalt der Kirchengemeinde zur Verfügung stehen. Wenn die nicht da sind hilft es mir nicht zu wissen, dass das Gelände unseres Kindergartens knapp 1,5 Millionen wert wäre. An dieses Geld komme ich nicht dran, jedenfalls nicht, ohne das Engagement der Kirche im Bereich der Kindererziehung aufzugeben. Und wenn wir das täten, dann stiege uns – zu Recht - neben den Eltern auch noch der Bürgermeister und der halbe Stadtrat aufs Dach! Welcher Kommune geht es nicht ähnlich? Was hilft es zu wissen, wie „wertvoll“ die kommunalen Gebäude und Grundstücke sind, wenn es den Städten nicht einmal gelingt, die Klos auf den Schulen, die darauf stehen ordentlich sauber und in Schuss zu halten.
Der Staat finanziert die Bischöfe – quatsch – die Kirche finanziert die Finanzämter!
Ein besonders heißes Eisen sind in dieser Diskussion auch die Dotationen des Staates für die Kirche. Rein rechtlich haben diese Zahlungen ihre Quelle in Zeiten, als die Kirche noch wirklich reich war und von ihren direkten Einnahmen leben konnte. Der Staat dachte damals, dass es billiger sei, den Betrieb der Kirche selbst zu finanzieren und eignete sich im Gegenzug bedeutende Werte aus Kirchenbesitz an. (Papst Benedikt XVI. hat diese staatliche Aktion im Nachhinein bei seiner letzten Deutschlandreise als heilsam für die Kirche gelobt.) Im Gegenzug versprach der Staat damals, gewisse Kosten des „Kirchenbetriebes“ zu tragen und legte den gläubigen Christen zudem eine „Kirchensteuer“ auf, mit der die restlichen Kirchenkosten zu stemmen waren. Das weiß aber heute kaum noch einer und so ist es leicht zu behaupten, der Staat zahle die Gehälter der Bischöfe (und Pfarrer). Das stimmt nur bedingt, der Staat zahlt einen Teil der kirchlichen Personalkosten, das Geld fließt aber in den ordentlichen Haushalt. Aber anders als in Griechenland, wo der Staat die Gehälter von Pfarrern und Religionslehrern komplett übernimmt, reicht das Geld des Staates hierzulande nur für eine Handvoll Bischöfe und Priester. Das ist von Bundesland zu Bundesland verschieden, aber direkte Gehaltszahlungen gibt es heute nicht mehr. Dass „der Staat“ „der Kirche“ die Bischöfe bezahlt, das ist so nicht wahr. Aber andersrum wird ein Schuh daraus.
Die Kirche bzw. die Gläubigen finanzieren dem Staat nämlich einen guten Teil der Finanzverwaltung. Warum? Nun, der Staat zieht für die Kirche die Kirchensteuer ein. Er tut das aber nicht umsonst, sondern behält sich 2 bis 4 Prozent davon ein. Bei einem Kirchensteueraufkommen von knapp 10 Mrd. Euro für beide Kirchen wären das – vorsichtig geschätzt – ca. 300 Millionen Euro (genaue Zahlen gibt es wohl nicht), die in die Finanzverwaltung fließen. Ich weiß nicht, ob es wünschenswert wäre, wenn die Kirche auf diesen Service der staatlichen Stellen verzichten und einen eigenen Kirchenbeitragseinzug aufbauen würde. Und niemand weiß, ob die 300 Mio. dafür ausreichen würden. Aber ich denke, dass der Aufwand des Kirchensteuereinzugs für die Finanzämter nicht unbedingt die 300 Mio. verschlingt, so dass der Staat gar nicht darauf erpicht wäre, auf diese Cofinanzierung der Finanzbeamten zu verzichten. (Interessanterweise haben gerade die erklärten Kirchengegner ausgerechnet, dass diese Cofinanzierung sich sogar auf ca. 250 Mio. Euro belaufen könnte.) Angesichts dieser Tatsachen finde ich, fallen die direkten Dotationen der Bundesländer an die Bistümer gar nicht mehr so ins Gewicht? Jedenfalls sollten alle, die ein Ende staatlicher Subventionen für die Kirche fordern auch die Folgen bedenken. Es ist ja mitnichten so, dass die Kirche dieses Geld einfach in den Geldspeicher packt oder in Luxusimmobilien „verbrät“, auch wenn das Limburger Beispiel öffentlich eine andere Sprache spricht. Aber wer genau hinschaut, der wird sehen, dass dieses Geld am Ende in den gemeindlichen und sozialen Strukturen der Kirche fehlt.
Biete: Einzigartiges, historisches Bauwerk in zentraler Innenstadtlage
Natürlich kann man dann überlegen, den Kölner Dom als wertvollen (aber nicht unbedingt unverzichtbaren) Besitz der Kirche zu verkaufen. Nur an wen? Der Staat wird sich bedanken, weil der wirtschaftliche Betrieb dieses Gebäudes nicht möglich ist. Die Kosten übersteigen die Erträge bei weitem. Aber vielleicht hat Google Interesse? Kapital dürfte da sein, aber ich fürchte ein Dom passt nicht ganz zum Image des Unternehmens. Die Zeiten, als große deutsche Banken Schlösser und Burgen erwerben und unterhalten konnten sind auch vorbei. Mir Kirchen wird Herr Jain nun sicher nicht wieder beginnen. Bleibt nur noch der Emir von Katar? Geld wäre da und da der Moscheebau in Köln bis heute auch noch keine nutzbare Großmoschee hervorgebracht hat, wäre der Dom die Chance, um an ein repräsentatives Gebäude zu kommen. Auch die notwendigen Umbauten dürfte der Emir stemmen können.
Wie? Das wollen Sie auch wieder nicht? Deutschland ist doch wohl ein christliches Land? Und man soll dem virtuellen Kraken Google auf keinen Fall Tür und Tor öffnen und bei Street View möglichst das eigene Haus verpixeln lassen?
Tja, vielleicht würde es doch Sinn machen die Kirche mal wieder auch öffentlich zu stärken und zu unterstützen. Jedenfalls solange es nichts Besseres gibt!
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen