WEIHNACHTEN 2018
- Vor 2 Jahren verübte Anis Amri einen Anschlag mit einem LKW auf den Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz in Berlin. 11 Menschen starben!
- Im Weihnachtsgeschäft in Deutschland wird in diesem Jahr erstmals ein Umsatz von über 100 Mrd. Euro erwartet. „Die Konsumenten sind in Kauflaune!“
- In Dortmund steht der - mit 45 m Höhe größte Weihnachtsbaum der Welt, aus 1.700 Rotfichten zusammengepuzzelt.
- An das Weihnachtspostamt im Brandenburgischen Himmelpfort haben in diesem Jahr 277.000 Kinder ihre Weihnachtswünsche geschickt. Sie bekamen darauf eine Antwort vom „Weihnachtsmann“.
- Schon seit mehr als 20 Jahren läuten die Coca-Cola Weihnachtstucks die Weihnachtszeit ein, jeden Abend in einer anderen Stadt... kürzlich im CentrO in Oberhausen.
- In Rom auf dem Petersplatz gibt es eine Krippe … aus 700 Tonnen Sand.
- Der päpstliche Weihnachtssegen „Urbi et Orbi“ wird von hunderten von Fernsehsendern in die ganze Welt übertragen und von vielen Millionen Menschen gesehen. Wohl kein Ereignis hat eine derartige Einschaltquote.
Weihnachten
2018
ein
Ereignis,
ein
Fest der Superlative!
Aber,
kommen wir mal langsam runter,
atmen
einmal ruhig durch
und
versetzen wir uns heute abend,
einfach
mal in ein Städtchen am Niederrhein,
namens
Voerde -
nein, das muss man nicht kennen...
In
einer Wohnung, sagen wir mal an der Friedrichsfelder Str. in Voerde
treffen sich zwei schwangere Frauen zum Adventskaffee. Sie reden von
ihrer Sorge, weil eine der beiden im Frühjahr aus ihrer Wohnung
ausziehen muss – und noch nichts Neues gefunden hat.
Die
Andere erzählt davon, wie sie mit ihrem Lebensgefährten lange
diskutiert hatte:
Wir
haben ja überlegt, ob wir das Kind wirklich haben wollen, haben
können...
Hups,
sagt die eine. Jetzt hat sie mich zum ersten Mal getreten.. Tiefe
Freude... „Es war alles richtig so...“
Und
jetzt stellen Sie sich vor, dieser ganz alltägliche „Adventskaffee“
steht auf einmal in der Hl. Schrift.
Und die
Worte, die eine der beiden Freundinnen gerade gesagt hat …
werden
durch die Jahrhunderte von Millionen, ja Milliarden von Menschen
gebetet.
Gegrüßet
seist Du..
Voll
der Gnaden
Der
Herr ist mit Dir.
Du bist
gebenedeit unter den Frauen
und
gebenedeit ist die Frucht denes Leibes.
Vielleicht
hätte die junge Frau von heute es etwas anders gesagt:
Hallo,
guten Morgen Marie,
Mensch,
Du siehst aber gut aus,
selig,
glücklich,
gesegnet.
Gott
ist bei Dir!
Du bist
etwas ganz Besonderes...
und ich
spüre das,
auch
Dein Kind wird etwas ganz Besonderes sein!
Nicht
viel anders war das damals,
… diese
Begegnung im Bergland von Judäa.
Wer
jemals in Taizé war, der wird diesen Text der frohen Botschaft
immer
mit einem ganz besonderen Fenster in Verbindung bringen.
Viele
Jahre lang bin ich immer wieder dorthin gegangen
und
habe mich an dieser Darstellung erfreut.
Maria
und Elisabeth begegnen sich.
Im ganz
normalen Alltag.
(Darauf verweist die lustige Katze im Hauseingang)
Eine
alltäglich Begegnung,
von der
in der Welt niemals Notiz genommen hätte -
und
hätte das Kind noch so „im Leibe vor Freude gehüpft.“
Die
Schlagzeilen waren schon damals andere -
und
heute erst recht...
Was
zählen schon im Getriebe
von
Politik und Wirtschaft
zwei
„ungeborene Kinder“,
wo
aktuell in den Kriegsgebieten des Jemen oder Syriens
– nicht
mal geborene Kinder zählen.
Doch
diese beiden Kinder sind etwas ganz Besonderes:
Der
Künstler, Frere Eric hat sie
ungewöhnlilch
gemalt.
Sie
stehen aufrecht, (wie es in Wirklichkeit niemals möglich wäre)
sie
schauen sich an.
Ja, die
beiden begegnen sich -
genauso,
wie sich ihre Mütter begegnen.
Dieses
Bild richtet unseren Blick
vom
Geflimmer der Weltnachrichten
auf den
Bildschirmen,
auf
eine ganz alltägliche Szene,
führt
die Unruhe der brausenden Welt,
zu
einer Szene der Ruhe,
der
Freude, der Seligkeit...
Läßt
uns vom „Großen Ganzen“
aufs
„Kleinste“ schauen.
Eine
kleine Begegnung
im
Bergland von Judäa,
normale
Menschen,
Alltagsgeschichte,
der
eine Geburt
in
einem Stall in Bethlehem folgen sollte.
„Kleiner“
„Unscheinbarer“
ging es
gar nicht.
Menschen
auf der Durchreise, ohne Kontakte im Dorf,
und
unbeachteter Ort – vor den Toren.
Unerreicht
vom Mitleid der Menschen,
zwei,
drei Menschen – ganz allein,
statt
Arzt und Hebamme – Ochs und Esel.
Du,
Betlehem-Efrata,
bist
zwar klein unter den Sippen Judas,
aus dir
wird mir einer hervorgehen,
der
über Israel herrschen soll.
Der
Prophet Micha kündet die Wende an,
mit der
Zeit, in der die Gebärende
einen
Sohn geboren hat.
Die
Wende der Zeiten -
durch
ein Kind.
„Kinder
bekommen die Leute immer...“
Dieser
Satz wird Konrad Adenauer zugeschrieben.
„Kinder
bekommen die Leute immer...“ das bedeutet ja (auch):
„Anderes
ist Wichtiger.“
Dieser
Satz ist bis heute aktuell.
Allen
Beschwörungen einer besseren Geburtenrate zum Trotz.
Worum
dreht sich unsere Welt?
Was
steht im Mittelpunkt all unserer Bemühungen?
Man
kann sich des Eindrucks nicht erwehren,
der
Mittelpunkt aller Bemühungen ist Geld.
Es geht
um Investitionen und Kosten,
um
Gewinne und Rentabilität…
Das
Geld steuert alles,
die
Wirtschaft sowieso,
und die
Politik auch,
man
muss gar nicht an Lobbyismus und Korruption denken,
auch
unser Bürgermeister schläft schlecht bei dem Gedanken,
wie die
Infrastuktur der Stadt zu bezahlen ist...
Alles
dreht sich ums Geld,
erst
recht, wenn es fehlt.
Machen
wir uns noch einmal auf den Weg,
in ein
kleines, unbedeutendes Dorf,
diesmal
nicht am Niederrhein,
nicht
im Bergland von Judäa,
sondern
nach Góra Kalvaria,
zu
deutsch „Kalvarienberg“,
in der
Nähe von Warschau.
Dort
lebte im 19. Jahrhundert
der
Rebbe von Ger,
Rabbi
Jizchak Meïr.
Im Hof
der jüdischen Schule ging
der
Rabbi an einem Spätsommerabend
mit
seinem Enkel spazieren.
Es war
Neumond, der erste Tag des Monats Elul.
Der
Zaddik fragte, ob man heute den Schofar geblasen habe,
wie es
geboten ist, einen Monat, ehe das Jahr neu beginnt.
Danach
begann er zu reden:
“Wenn
einer Führer wird, müssen alle nötigen Dinge da sein,
ein
Lehrhaus und Zimmer und Tische und Stühle,
und
einer wird Verwalter, und einer wird Diener und so fort.
Und
dann kommt der böse Widersacher
und
reißt das innerste Pünktlein heraus,
aber
alles andre bleibt wie zuvor,
und das
Rad dreht sich weiter, nur das innerste Pünktlein fehlt.”
Der
Rabbi hob die Stimme:
“Aber
Gott helfe uns: man darf’s nicht geschehen lassen!”
Ein
erschütternder Dialog!
Ist das
„innerste Pünktlein“ unseres Lebens,
unserer
Gesellschaft, heute etwa „das Geld“,
der
Erfolg, der Wohnstand?
Was ist
das innere Pünktchen unseres Lebens?
Darauf
gibt das heutige Evangelium,
ja mehr
noch das Evangelium
des Hl. Abends - eine ganz klare Antwort.
Weihnachten
ist eine Antwort, ist die Antwort:
Im
Mittelpunkt – ein Kind!
Das
innere Pünktchen ist: der Mensch, ist Jesus, ist Gott....
Weihnachten
focussiert unser Leben
wieder
ganz neu.
(Ein
Gedanke, den ich dann nicht ausgeführt habe:
„Das
Kreuz steht -
auch
wenn die Welt
sich
dreht!“)
In
Jesus,
im
Kind,
im
Menschen,
in der
Liebe,
in der
Freude,
in der
Seligkeit,
hat
Gott uns
„das
innere Pünktchen“
geschenkt.
Möge
die frohe Botschaft
von
Weihnachten
das
Leben unserer Stadt,
unseres
Landes, unserer Welt
neu
zentrieren.
Aber
all dies beginnt,
tief in
meinem, in deinem, in unserem Herzen.