Dieser Spruch kommt mir in diesen Tag immer wieder in den Sinn, wenn ich die Lage in meiner katholischen Kirche in den
Blick nehme. (Und auch, wenn ich auf meine Geschichte in und mit dieser Kirche zurückblicke.)
Ich bin ein zutiefst positiver
Mensch, der auch noch in der schrägsten Situation versucht, das
Gute zu entdecken oder eine gute Absicht zu sehen. Manch einer wirft
mir das auch vor.
Aktuell aber erscheint die
Diskussion rund um notwendige Kirchenreformen und den von den
Bischöfen und dem ZK der Katholiken angestoßenen „synodalen
Prozess“ so absurd und verfahren, dass ich mich frage, um wie viele
Stufen der obige Spruch noch gesteigert werden kann.
Die Freude am offenen Gespräch und an
der Diskussion kann einem wahrlich vergehen. Vielleicht ist das der Grund,
warum ich schon lange nichts mehr in meinem Blog geschrieben habe.
Und es wird ja beinahe minütlich absurder, treten doch gerade heute Kardinal Burke und Weihbischof Atanasy Schneider, Weihbischof in
Nursultan, mit der dringlichen Aufforderung an uns Katholiken heran,
aufgrund der anstehenden Amazonas – Synode im Oktober einen
„Kreuzzug des Gebets und des Fastens“ zu beginnen „Um Gott
anzuflehen, dass Irrtum und Häresie die bevorstehende
Sonderversammlung der Amazonassynode nicht beeinflussen mögen.“
Erbittert wird in Deutschland der
geplante synodale Prozess von interessierter Seite zerredet, bevor er
überhaupt begonnen hat. Eine Stellungnahme jagt die Andere, jede(r)
will schon mal Pflöcke einzementieren. Vatikanische Stellen lassen sich - wie heute Morgen vermeldet wurde - von der Hysterie anstecken und urteilen (angeblich) in einem Rechtsgutachten, die deutsche Kirche plane gar keinen synodalen Weg, sondern ein "Partikularkonzil". Dazu brauche man aber eine Genehmigung des Vatikan. Die liege nicht vor, also sei das Projekt schon aus formalen Gründen sofort zu beenden. Wie man sieht - es kann noch schlimmer kommen.
Kardinal Woelki rutscht zunehmend in die Rolle, die zuvor sein Vorgänger, Kardinal Meisner in der katholischen Kirche in Deutschland eingenommen hatte. Wobei ich mich frage, ob er dafür seine Positionen und Überzeugungen verändern musste oder ob sich die Lager um ihn nur anders gruppiert haben. Wer ihn vor Monaten noch für das Flüchtlingsboot im Dom oder das Löschen der Außenbeleuchtung scharf kritisiert hatte, der bejubelt nun die Klarheit, mit der er versucht, einige katholische Basics im Vorfeld klar zu stellen.
Kardinal Woelki rutscht zunehmend in die Rolle, die zuvor sein Vorgänger, Kardinal Meisner in der katholischen Kirche in Deutschland eingenommen hatte. Wobei ich mich frage, ob er dafür seine Positionen und Überzeugungen verändern musste oder ob sich die Lager um ihn nur anders gruppiert haben. Wer ihn vor Monaten noch für das Flüchtlingsboot im Dom oder das Löschen der Außenbeleuchtung scharf kritisiert hatte, der bejubelt nun die Klarheit, mit der er versucht, einige katholische Basics im Vorfeld klar zu stellen.
Bedauerlicherweise lassen sich weder
seine Kritiker noch seine Unterstützer die Zeit, die Aussagen ihres
Oberhirten einmal in Ruhe sacken zu lassen. Und dann mit weniger
Schaum vor dem Mund zu reagieren. (Wie z.B. der Kölner
BDKJ-Vorsitzende.) Dabei hat Kardinal Woelki zur Frage einer
(un)möglichen Weihe von Frauen zu Priestern nicht mehr und nicht
weniger gesagt als sein angeblich so liberaler Münchner Amtskollege und viele andere Bischöfe, zuletzt auch Bischof Ackermann.
Es ist daher sicher gut, einmal den Abschnitt aus der Predigt im
Zusammenhang zu lesen:
„Denn das allein ist die Aufgabe
und die Sendung der Kirche: Den Menschen und der ganzen Welt ihre
Erlösung durch Gottes Sohn zu verkünden und zu bezeugen und den
Menschen den Weg zum Himmel zu weisen. Wie anders zeigt sich da
heute oftmals die Kirche. Manchem ist sie ein rein soziologisches
Gebilde geworden, das sich – geschlechtergerecht – dem
politischen und gesellschaftlichen Mainstream anzupassen habe. Wie in
einem Parlament ist man bei der Vorbereitung, unter Hinweis auf
angeblich neuere wissenschaftliche Erkenntnisse – insbesondere der
Sozial- und Humanwissenschaften – über Glauben und Lehre der
Kirche – wie Politiker – zu verhandeln, sie zur Disposition zu
stellen, um dann mit demokratisch gefassten Mehrheitsbeschlüssen
eine sog. Reform der Kirche herbeizuführen, hinter der sich im
letzten oftmals nichts anderes als eine Anpassung an das Denken der
Welt verbirgt.
Ist so etwas möglich? Wie könnte
die Kirche den vielfältigen, oftmals widersprüchlichen Erwartungen
und Ansprüchen der Menschen von heute gerecht werden? Sie müsste
sich selbst verbiegen! Sie müsste sich verzetteln und zu einem
Supermarkt, einem Selbstbedienungsladen werden, wo sich jeder holt,
was ihm gerade passt. Damit
aber würde die Kirche sich selbst untreu. Sie würde ihre Identität
verlieren und sich auflösen. Die Kirche ist nämlich nicht
menschengemacht. Sie ist von Christus gestiftet. Das heißt dann aber
auch: Wir können nicht einfach über
alles verfügen, wie wir wollen oder mit Mehrheit entscheiden, was
Glaube und Kirche heute heißen soll. Uns ist etwas anvertraut
worden, was wir bewahren müssen. Das gilt in besonderer Weise für
die Sakramente, insbesondere für die heilige Eucharistie. Auch das
Priestertum ist nicht von Menschen erfunden, sondern geht auf den
Auftrag des Herrn zurück.
Wenn wir das
ernst nehmen, wird klar, dass deshalb die Frage nach dem Priestertum
der Frau auch keine Frage ist, die in unserer Verfügungsgewalt
liegt. Papst Johannes Paul II. hat diese Frage mit aller
Verbindlichkeit für die gesamte Kirche bereits 1994 entschieden und
Papst Franziskus hat diese Entscheidung seines Vorgängers wiederholt
bekräftigt. Der Blick auf die Gottesmutter zeigt uns deshalb heute
Abend, worauf es im Leben der Kirche wirklich ankommt: Nicht auf das,
was
wir aus uns
machen, nicht auf das, was uns eine säkularisierte Gesellschaft
vorgibt, damit wir als Christen in ihr auf Verständnis und Akzeptanz
treffen, sondern auf das, was Gott bereits aus uns gemacht hat. Zu
Erlösten hat er uns gemacht, zu seinen Töchtern und Söhnen.
Mich stören seine klaren Aussagen nicht. Zumal ich ihn sowieso schätze – wie auch seinen oft
ungerecht beurteilten Vorgänger. Was er sagt, ist in der Frage des
Frauenpriestertums in der Tat der Stand der Dinge. Ich kann mit dem
Kardinal nicht sehen, dass wir in einem synodalen Prozess diese
Hürde nehmen könnten. (Von daher ist es durchaus konsequent von den Protagonisten der Aktion Maria 2.0 sich darauf nicht einzulassen.)
Eines ärgert mich in diesem Kontext
jedoch schon, dass der geschätzte Kardinal hier so „en passant“
einige gern gehörte Stich- und Reizworte einwirft, die sich schnell
in Killerphrasen wandeln lassen und in den sozialen Medien,
Facebook-rauf und Twitter-runter in alle Diskussionen hinein gedroschen
werden. Je nach Kontext können die Problemanzeigen ebensogut richtig wie falsch sein.
Da ist zunächst einmal der – von den
Reformern – gern gebrachte Hinweis auf „angeblich neuere
wissenschaftliche Erkenntnisse – insbesondere der Sozial- und
Humanwissenschaften“. In der Regel wird dabei der genaue
Zusammenhang nicht erläutert, warum sich nämlich aus welcher
Erkenntnis genau heraus, eine Reform der kirchlichen Haltung nahe
legen würde. Die Verbindung von wissenschaftlicher Erkenntnis und
deren Übertragung in die Theologie bleibt meist eher im Nebel. Aber
der Eindruck, dass Kirche sowieso „von gestern“ ist, der ist ja
allgemein und das Nicken bei solchen „Argumenten“ auch.
Auf der anderen Seite sollte man aber
auch zur Kenntnis nehmen, dass beispielsweise zur Frage der
Homosexualität und ihrer Bewertung die biblische Sicht auf gewisse (aus heutiger Sicht) abseitige, homosexuelle Phänomene der Antike keine große Hilfe mehr
sein kann. Und dass die kirchliche Lehre hierzu durchaus einige neue
Impulse notwendig hätte. Und sie könnte sich etwas wandeln, ohne
dass es hierzu notwendig wäre, alles über Bord zu werfen was in der
Vergangenheit gelehrt wurde und ohne dass man gleich jede erdenkliche
Form menschlichen Sexuallebens gutheißen oder gar segnen müsste. (Die Formen von "Homosexualität", um die es z.B. bei Paulus geht müssten - übertragen in den heutigen Kontext - auch heute und in Zukunft von der Kirche abgelehnt werden.)
Dann spricht der Kardinal noch von
„demokratisch gefassten Mehrheitsbeschlüssen“, mit denen man
„eine sog. Reform der Kirche herbeizuführen“ suche. Ich hätte
mir hier gewünscht, dass er deutlich gemacht hätte, dass die
Konsequenz aus diesem Gedanken für die Kirche nicht eine Ablehnung
demokratischer Strukturen und Entscheidungsfindungen bedeutet,
sondern dass es Wahrheiten gibt, die sich unserer Verfügung
entziehen. Wir kennen das ja sogar aus dem politischen Bereich,
einige Aspekte des Grundgesetzes sind überhaupt nicht, andere nur
mit einer 2/3 – Mehrheit zu verändern. Wenn die breite Mehrheit
des Volkes Gottes eine gewisse kirchliche Haltung ablehnt, dann
sollten die Bischöfe wirklich sehr aufmerksam schauen und prüfen,
ob es sich dabei wirklich um unverfügbares Glaubensgut handelt oder ob sich hier legitim ein authentischer Glaubenssinn des Volkes Gottes zu Wort meldet.
Zuletzt spricht der Kölner Erzbischof auch von der Gefahr
einer „Anpassung an das Denken der Welt“. Aber nicht jedes Denken
der Welt und der Gesellschaft ist fern von der „Aufgabe und Sendung
der Kirche.“ Im ähnlichen Kontext bewegt sich ja auch der
vergiftete Begriff vom „gesellschaftlichen Mainstream“. Wir
dürfen diese Begriffe nicht verwenden, um uns einer notwendigen
Diskussion zu entziehen. Der Wandel der Rolle der Frau in der
Gesellschaft ist grundsätzlich zu begrüßen. Hier haben wir enorme
Fortschritte gemacht. Auch das ist heute „Mainstream“ und der ist
erst einmal weder gut noch schlecht. Ich würde von unserem Bischöfen
erwarten, dass sie auf alle kritischen Anfragen an die Kirche auch
überzeugende Antworten zu geben in der Lage sind. "Die Welt" ist nicht das Feindesland für die Kirche, sonder die Umwelt, in der sie selbst lebt und in der vor allem ihre normalen Mitglieder ihr Leben gestalten.
Aufmerken ließ kürzlich zudem eine
Predigt des Mainzer Bischofs Kohlgraf (wie Kardinal Woelki stamm er ebenfalls
aus dem Erzbistum Köln und auch dort zum Priester geweiht): „Er sehe
„viele Fronten verhärtet“, „Dennoch sind, so meine ich, nicht
die Gespräche an sich spalterisch, sondern die Meinung, man könne
Gespräche unterbinden. Das wird nicht mehr funktionieren. Spaltung
haben in die Kirche nicht Gespräche gebracht, sondern die
Verbrechen, die Vertuschung, unmögliches Machtgebaren und der
mangelnde Wille, sich der eigenen Realität zu stellen, und die
Meinung, man wisse schon immer, was für andere gut und richtig sei“.
In dieser Spannung bewegt sich der
synodale Prozess, zu dem auch meine Pfarrei St. Peter und Paul in
Voerde einen Beitrag leisten wollte. In einem Brief an Bischof Felix
Genn fordert unser Pfarreirat in Abstimmung mit dem Kirchenvorstand
dringlich Reformen in der katholischen Kirche.
Die Autoren tun das -so nehme ich es
wahr-, aus tiefer Sorge um die Zukunft der Kirche und der Gemeinde:
„Wir sind davon überzeugt, dass es – im Bild gesprochen –
nicht fünf vor zwölf, sondern wenigstens viertel nach zwölf ist.
Konkret: Bereits jetzt haben wir in unseren Gemeinden Personen
verloren und enttäuscht, die nichts mehr von uns erwarten. Verloren
gegangenes Vertrauen wird man nicht ohne tiefgreifende Reformen
zurückgewinnen können.“
Man spürt, dass die Enttäuschung und
die Abwendung von der Kirche nicht mehr nur von den Rändern kommt,
sondern dass es Menschen aus der Mitte der Gemeinde sind, die sich
zurückziehen und resignieren.
Mit Blick auf die Weltkirche fordern
daher die Autoren des Textes, ein Überdenken des Zölibats, der
allgemein inzwischen als „sonderliche Lebensform“ wahrgenommen
werde, konsequenten Kampf gegen Missbrauch, als ersten Schritt die
Zulassung von Frauen zur Diakonenweihe (auf Dauer auch zum
Priestertum) und ein Überdenken der Sexualmoral der Kirche, vor
allem mit Blick auf homosexuelle Paare.
Auf Ebene des Bistums fordert man die
Befreiung des Priesteramtes von allzu vielfältigen Leitungs- und
Verwaltungsaufgaben und qualifizierte Laien in Leitungsfunktionen in
der Gemeinde, mehr Dienstleistungsmentalität in der kirchlichen
Diözesanverwaltung, mehr Verantwortung und Befugnisse bei den
Gemeinden vor Ort, mehr Vielfalt im gottesdienstlichen Leben der
Gemeinden.
Auf Ebene der Gemeinde möchte man hier
neue Formen der Leitung erproben, man möchte homosexuellen Paaren
und Menschen, die ein weiteres Mal nach Trennung heiraten wollen,
eine Segensfeier nicht verweigern, man möchte
konfessionsverschiedene Paare und auch wiederverheiratete Katholiken
nicht vom Kommunionempfang ausschließen. Und schließlich möchte
man den engen Raum der Gemeinde verlassen und offen auf Menschen
zugehen, z.B. mit dem Projekt einer mobilen Kirche.
Angeregt durch das Stichwort „Reform“
und den Wunsch der Autoren des Papiers, dieses breit in Gemeinde,
Öffentlichkeit und den Bistumsverantwortlichen zu diskutieren entstand ein Foto, dass den Pfarrer und einige der Mitautoren mit dem
Thesenpapier, Nagel und Hammer an der Kirchenpforte zeigt.
Ein Setting, das natürlich eindeutige
historische Erinnerungen auslöste, zumal die Gedenkfeiern an den
500. Jahrestag der Reformation noch nicht lang zurück liegen. Ein
Pfarrer des Bistums schrieb daraufhin in einer E-Mail von einer bizarren
Symbolhandlung, die er als „makaber“ erlebe. Michael
Hesemann, der dem Redaktionsteam des hiesigen Pfarrblattes ein
Interview über Papst Benedikt gegeben hatte, distanzierte sich wegen
des Papiers in aller Form von der Pfarrei und auf der Facebook-Seite
eines im Tradi-Lager verankerten Freundes wurde von einer
„Lutherposse“ gesprochen und heftig diskutiert, von „Amtsenthebung“
und kirchenrechtlichen Strafaktionen war die Rede. Aus der Gemeinde
selbst gab es dagegen bis dato einen einzigen kritischen Brief.
Auch Bischof Genn zeigte sich nicht
glücklich, wenngleich er Verständnis für die Sorgen der Autoren
des Papiers äußerte. Sorgen, die er durchaus teile. Er entsandte Weihbischof Lohmann zu einem
Gesprächstermin in die Gemeinde.
Das stellt mir natürlich die Frage,
wie ich persönlich zu dem Thesenpapier meines Pfarreirates stehe.
Ich möchte mich nicht zurücklehnen und sagen: „Ich war an dem Papier persönlich nicht
beteiligt und habe es nicht mitformuliert.“ Ich will mich auch gar
nicht bequem distanzieren. Für dieses Papier werde ich sowieso in
Mithaftung genommen und soweit muss ich auch loyal mit meiner
Gemeinde sein, dass ich das zu ertragen habe, auch für Dinge scharf
kritisiert zu werden, die ich selbst nicht verbrochen oder formuliert habe. Im Grunde
erlebe ich das ja auch alle Tage mit der Kirche insgesamt, sobald man
sich als Kirchenmann aus der Komfortzone rund um den Kirchturm hinaus
ins normale Leben wagt.
Insofern trifft mich schon, wenn der
weiter oben schon zitierte Pfarrer schreibt, dass die Autoren sich
auf einer warmen Woge der Zustimmung und des Applauses der Welt
getragen fühlen würden. Das stimmt gar nicht. Für die weitaus
meisten Menschen in Voerde ist die Frage einer Reform der Kirche kein
Thema. Ob dort eine Priesterin oder ein Priester der Messe vorstehen
würde, ob der Pfarrer verheiratet ist oder nicht, ob das
Generalvikariat eine Hilfe bei der Verwaltung und Organisation des
Gemeindelebens ist oder eher als großer Wasserkopf empfunden wird,
ist für den normalen Katholiken kaum (noch) relevant.
Aber gefragt war ja meine persönliche
Haltung zu den Punkten, die im Pfarreiratspapier angesprochen
werden:
Der Zölibat – Ich erlebe in der Tat
nicht mehr, dass diese Lebensform als prophetisches Zeichen
wahrgenommen und verstanden wird. Alles, was wir theologisch über
den Zölibat wissen und sagen hat im normalen, alltäglichen Leben an
Bedeutung verloren. Es erregt keine positive Aufmerksamkeit mehr.
Wiewohl gleichzeitig von vielen Gemeindemitgliedern und anderen
Zeitgenossen implizit entschieden am Zölibat festgehalten wird,
indem man von den Priestern ein Verhalten erwartet, das im Grunde den Zölibat
voraussetzt. Ein Priester soll nach wie vor stets verfügbar, rund um
die Uhr im Dienst und immer nett und freundlich sein.
Ich schätze den Zölibat persönlich sehr. Aber ich sehe auch, dass er konkrete Lasten für die betreffenden Personen mit sich bringt, zumal wenn sie als Priester in einer immer größer werdenden Gemeinde Dienst tun. Das Beispiel der verheirateten unierten Priester zeigt mir, dass es auch ein Priestertum ohne Zölibat geben kann, das nicht weniger überzeugend ist. Ich kann mir allerdings nur schwer vorstellen, dass die römisch-katholische Kirche die alte Tradition des Zölibats so mirnichts-dirnichts zur Disposition stellt. Die priesterliche Lebensform insgesamt bedarf dringend der Reform und der Veränderung. Der Zölibat allein ist aber nicht der Schlüssel dazu. Wenn aber der Zölibat dazu führt, dass Priester vereinsamen, dass Priester wunderlich werden, dass Priester ihre Sexualität nicht integrieren können... dann ist der Preis, der für den Zölibat gezahlt wird, eindeutig zu hoch. Aber: Auch zölibatäre Priester könnten stärker in Gemeinschaft leben, könnten mehr Freundschaften pflegen, könnten auf eine andere Art und Weise ehelos und in Gemeinschaft leben. Dazu müssten sich aber auch Gemeinden von überzogenen Erwartungen lösen und auch das Wohlergehen ihrer Priester und anderen Mitarbeiter stärker in den Focus nehmen.
Ich schätze den Zölibat persönlich sehr. Aber ich sehe auch, dass er konkrete Lasten für die betreffenden Personen mit sich bringt, zumal wenn sie als Priester in einer immer größer werdenden Gemeinde Dienst tun. Das Beispiel der verheirateten unierten Priester zeigt mir, dass es auch ein Priestertum ohne Zölibat geben kann, das nicht weniger überzeugend ist. Ich kann mir allerdings nur schwer vorstellen, dass die römisch-katholische Kirche die alte Tradition des Zölibats so mirnichts-dirnichts zur Disposition stellt. Die priesterliche Lebensform insgesamt bedarf dringend der Reform und der Veränderung. Der Zölibat allein ist aber nicht der Schlüssel dazu. Wenn aber der Zölibat dazu führt, dass Priester vereinsamen, dass Priester wunderlich werden, dass Priester ihre Sexualität nicht integrieren können... dann ist der Preis, der für den Zölibat gezahlt wird, eindeutig zu hoch. Aber: Auch zölibatäre Priester könnten stärker in Gemeinschaft leben, könnten mehr Freundschaften pflegen, könnten auf eine andere Art und Weise ehelos und in Gemeinschaft leben. Dazu müssten sich aber auch Gemeinden von überzogenen Erwartungen lösen und auch das Wohlergehen ihrer Priester und anderen Mitarbeiter stärker in den Focus nehmen.
So viel Leitung, die durch geweihte
Männer in der Kirche wahrgenommen wird, so viel männliche,
klerikale Macht wie heute gab es selten in der Kirchengeschichte.
Daher gewinnt die Frage, wie es zu einer Gleichberechtigung von
Männern und Frauen in allen Strukturen der Kirche kommen kann, an
Dringlichkeit. Es ist kaum verständlich, wenn Kardinal Marx sich
mehr Frauen in beratenden Funktionen bei Bischofsversammlungen und
Synoden wünscht, wobei Entscheidungen aufgrund kirchenrechtlicher
Vorgaben bei den Bischöfen zu bleiben haben. Hier sollte er klarer
trennen zwischen Fragen des Glaubens und allgemeinen Entscheidungen
über allerlei (manchmal recht weltliche) Belange der Kirche. Hier könnten sehr wohl Frauen in
weit größerem Maße eingebunden werden. Wir erleben eine ungute
Kumulierung von Entscheidungsvollmachten bei Priestern und Bischöfen,
in Deutschland auch noch verstärkt durch die Tatsache, dass es
aufgrund der Kirchensteuer oft um große Summen geht und dass
Kleriker häufig die Chefs zahlreicher bezahlter Kräfte sind.
Ich erinnere mich an eine
Pfarreinführung vor über 30 Jahren, wo der bisherige „kleine
Kaplan“ nun als Pfarrer und als neuer Chef von 2.500 Mitarbeitern
der Pfarrei begrüßt wurde.
Das Priestertum muss nicht mit der
Attraktivität aufgeladen werden, dass man nun der Bestimmer aller
Dinge und Chef zahlreicher Mitarbeiter ist, die nun auf Zuruf
tun, was man möchte. Immer mehr Priester spüren, dass das sehr
vordergründig ist und dass sie der damit verbundenen Verantwortung nicht mehr gerecht werden können. Viele sehnen sich
danach, als Priester Seelsorger im eigentlichen Sinne zu sein und von
Machtpositionen und Verwaltungsaufgaben befreit zu werden.
Ich glaube, es wäre wirklich an der
Zeit, über Ämter und Dienste in der Kirche neu nachzudenken. Ich bin
skeptisch, ob Christus wirklich Frauen ins Priesteramt berufen hätte.
Aber er hat auf jeden Fall Frauen nicht weniger wert geschätzt als
Männer.
Weltkirchlich ist die Frage der Weihe
von Frauen extrem schwierig. Da sind wir in Europa, was die Stellung
der Frauen angeht, sicherlich Avantgarde. Viele Kirchen haben sich an
dieser Frage extrem gespalten, kürzlich noch die – europäische –
altkatholische Kirche. Nein, das ist kein Argument! Aber es ist doch
wichtig, dieses Problem wahrzunehmen und zu fragen, welchen Preis wir
für eine allzuschnelle Umsetzung gewisser Reformforderungen zahlen
würden.
Sehr kritisch gesehen wurde die
Ankündigung der Pfarrei, dem Wunsch eines homosexuellen Paares nach
Segnung nachzukommen. Und dies nicht im Stillen sondern durchaus in
einer öffentlichen Feier in der Kirche. Ich bin inzwischen zu der
Überzeugung gekommen, dass wir selbstverständlich in einer Feier
mit homosexuellen Menschen um den Segen Gottes für diese Beziehung
bitten können. Auch wenn wir weiterhin fest zu unserer katholischen
Überzeugung stehen, dass die eheliche Verbindung zwischen einem Mann
und einer Frau dem Schöpferwillen entspricht, so glauben wir doch
auch, dass Gott sich nicht von Menschen abwendet, die sich in einen
Partner des gleichen Geschlechts verlieben und mit diesem Menschen
verbindlich durchs Leben gehen möchten, in guten und in schlechten
Zeiten, in Gesundheit und Krankheit. Diese Haltung ist nicht nichts
und verdient unsere Begleitung und unser Gebet. Mit einer solchen
Segensfeier darf und wird durchaus ein Anspruch verbunden sein mit
Blick auf Exklusivität und Treue und gegenseitige
Verantwortlichkeit.
Das gilt für mich auch für Paare, die
nach einer gescheiterten ersten Beziehung und nach Klärung der
Gründe für dieses Scheitern, eine neue Beziehung eingehen. Ich
meine, dass wir die Unauflöslichkeit der Ehe nicht in Zweifel ziehen
sollten. Aber dass wir durchaus akzeptieren müssen, dass es
vielschichtige Gründe für das Scheitern gibt, die sich nicht immer umfassend in einem juristischen Ehenichtigkeitsprozess fassen lassen. Daher
kann ich mir durchaus vorstellen, einen echten Neuanfang in einem
Gottesdienst zu feiern und um Gottes Segen für diesen Neubeginn zu
bitten. Solche Feiern von einer sakramentalen Eheschließung zu unterscheiden traue ich uns Katholiken sehr wohl zu. Da erwartet der Katechismus noch ganz andere Differenzierungsleistungen von uns.
Wir leben heute in Zeiten, wo das
menschliche Beziehungsleben so vielgestaltig ist, wo zahlreiche
Menschen jenseits einer sakramentalen Ehe in ehegleicher Gemeinschaft
zusammen leben und sich viele dieser Lebensweisen kirchenrechtlich gar nicht mehr fassen lassen. In dieser Situation
noch ein Zeugnis davon zu geben, dass wir daran glauben, dass die
treue und dauerhafte Ehe eines Mannes und einer Frau sakramental ist,
dass sie ein glaubwürdiges Zeichen eines Gottes ist, der in Jesus
Christus seine Kirche und die Menschen unüberbietbar liebt, dieses
Zeugnis ist eine große Herausforderung. Im Klein-Klein kirchlicher
Formulare und kirchenrechtlicher Absicherung zerfasert allzu leicht auch die große
Vision der kirchlichen Ehetheologie.
Ein offener Umgang mit gläubigen Christen, die nach Scheitern einen Neuanfang wagen macht diese große Aufgabe jedoch eher glaubwürdiger als unglaubwürdiger. Scheitern ist eine menschliche Grunderfahrung. Gott weiß aber immer einen Weg, wie es weiter gehen kann. Und er ist auf diesem Weg an unserer Seite (auch wenn er sich manchmal sicher gewünscht hätte, das wir andere Wege gehen). Auch diese Botschaft sollten wir als Kirche mutig aussenden. Was aber auch erforderlich macht, sich mit den betreffenden Paaren auf eine gemeinsame Wegstrecke zu machen und nicht nur punktuell Sakramente und Segen zu spenden.
Ein offener Umgang mit gläubigen Christen, die nach Scheitern einen Neuanfang wagen macht diese große Aufgabe jedoch eher glaubwürdiger als unglaubwürdiger. Scheitern ist eine menschliche Grunderfahrung. Gott weiß aber immer einen Weg, wie es weiter gehen kann. Und er ist auf diesem Weg an unserer Seite (auch wenn er sich manchmal sicher gewünscht hätte, das wir andere Wege gehen). Auch diese Botschaft sollten wir als Kirche mutig aussenden. Was aber auch erforderlich macht, sich mit den betreffenden Paaren auf eine gemeinsame Wegstrecke zu machen und nicht nur punktuell Sakramente und Segen zu spenden.
Was die Zulassung von Nichtkatholiken
zur Eucharistie betrifft, so meine ich, dass nur der zur Kommunion
gehen kann, der im Innersten spürt, dass er hier wahrhaftig Leib und
Blut Jesu Christi empfängt und der diese Begegnung auch im Herzen
ersehnt und darauf vorbereitet ist.
Was die Diskussion um die Rolle der
zentralen Bistumsverwaltungen rund um den Bischof angeht, so lösten
die Forderungen der Pfarrei hier kaum Widerspruch oder überhaupt
Reaktionen aus. Mein alter Pastor Lepping hat mir mal erzählt, dass
das bischöfliche Generalvikariat unter Kardinal von Galen gerade mal
30 Mitarbeiter hatte. Heute hält der Bischof mit Hilfe einer großen
Verwaltung sehr effizient das Steuer der vielen kleinen
Kirchenschiffchen in den Gemeinden in der Hand. Wir dürfen gespannt
sein, was es konkret bedeutet, wenn Bischof Felix plant, Macht zu
teilen und abzugeben. Persönlich kaufe ich ihm den guten Willen ab.
Aber aus meinen politischen Erfahrungen weiß ich, dass man die
Beharrungskräfte einer großen Verwaltung nicht unterschätzen
sollte. Warum sollten sich die Entscheider und Bestimmer in den
Abteilungen des Generalvikariats plötzlich als Dienstleister und
Hilfswillige gefallen?
Unsere „Lutherposse“ da in Voerde
hat einigen katholischen Bewahrern und Traditionalisten nicht
gefallen. „Werdet doch gleich evangelisch“ tönt es von überall
her. Da ist schon alles in eurem Sinne reformiert – und trotzdem
ist man dort nicht pastoral erfolgreicher.
Ich antworte darauf: Warum sollten wir?
Wir sind doch gern katholisch. Und wir möchten auf das Katholische
gar nicht verzichten. Wir schätzen die vielfältigen Traditionen der
Kirche, wir schätzen es, einen Papst zu haben, wir schätzen das
Ordensleben, die Eucharistie, die Sakramente, die Heiligen, die weltweite kirchliche Solidarität. Auch 500
Jahre nach der Reformation ist die evangelische Kirche noch allzu
sehr in ihrem religiösen Leben davon geprägt „anders sein zu
wollen, auf jeden Fall anders als katholisch.“ Bei aller
theologischen Annäherung fehlt mir die Wertschätzung des
Abendmahls, ja der Eucharistie, es fehlen Messdiener, es fehlt die
Anbetung, es fehlt das Ordensleben, die Beichte, die Krankensalbung,
die Priesterweihe und die Vielfalt der geistlichen Traditionen. Nur
Luther und Melanchton, Zwingli und Katharina von Bora ist einfach zu
wenig. Zumal nicht alle ihrer Schriften und Überzeugungen wirklich
lesens- und bedenkenswert sind.
Man kann in diesen Tagen manchmal den
Eindruck bekommen, die Identitätsmarker des Katholizismus sind der
Zölibat und die Tatsache, dass an den exponierten Stellen der Kirche
(fast) nur Männer sichtbar sind. Soweit ich weiß, kommen diese
Aspekt in der Hierarchie der Glaubenswahrheiten eher weiter hinten.
Ja, die evangelischen Kirchen haben
Traditionen entwickelt und Stärken, von denen wir Katholiken
sicherlich lernen können. Aber ohne den geistlichen Reichtum der
katholischen Kirche und der Orthodoxie sind die evangelischen und
evangelikalen Gemeinschaften doch irgendwie unvollständig. Von daher
möchten wir durchaus lernen, das Gute bewahren und das Schlechte
verwerfen. Aber wir möchten katholisch sein und bleiben.
Nein, ich halte es nicht für
unkatholisch, wenn wir die aktuelle Lebensform der Priester unserer
Kirche hinterfragen. Die unierten und orientalischen Kirchen, aber
auch die Orthodoxie kennen aus guten Gründen auch verheiratete
Priester. Wir dürfen nicht so tun, als seien diese Priester solche
zweiter Klasse. Aber wir dürfen auch nicht mal eben mit leichter
Hand die lateinische Tradition der zölibatären Priester aufgeben.
Ich halte es auch nicht für
unkatholisch ein Amt für Frauen in der Kirche zu fordern, evtl.
sogar ein diakonales (Weihe-)Amt. Ich vermute, dass selbst Papst
Benedikt auf Dauer in diese Richtung gedacht hat, als er 2008 die
Canones Can. 1008 und 1009 des Codex des kanonischen Rechtes
reformierte. »Die die Bischofsweihe oder die Priesterweihe empfangen
haben, erhalten die Sendung und die Vollmacht, in der Person Christi,
des Hauptes, zu handeln; die Diakone hingegen die Kraft, dem Volk
Gottes in der Diakonie der Liturgie, des Wortes und der Liebe zu
dienen.« Übrigens: Selbst die in der Lehre und Liturgie sehr konservativen orthodoxen / orientalischen Kirchen kennen hier und da geweihte Diakoninnen.
Ich schaue mit Sorge auf die kommenden
Monate und die Auseinandersetzungen, die uns noch bevorstehen. Manch
einer spricht schon von einem faktischen Schisma in der Kirche und
Bischof Kohlgraf bekennt in seiner schon zitierten Predigt: „Ich
spüre viel Ängstlichkeit, auch bei mir.“
Wenn das schon ein Bischof sagt, dann
darf auch ein Pastoralreferent mit Sorge in die Zukunft schauen. Mit
Sorge, weil viele der lautstarken Forderungen nach Reform in diesen
Tagen sich auf diesem Weg wohl kaum erfüllen werden. Je größer der
Frust, desto stärker der Ruf nach Veränderung, so z.B. durch die
Initiative Maria 2.0. Meine Sorge ist jedoch, dass vor dieser Kulisse
einige notwendige und machbare Schritte gar nicht gegangen und derlei
Reformen nicht gewürdigt werden. Der synodale Prozess braucht mehr
als die großen Schlagworte, die heute von vielen damit verbunden
werden. Die Reformer schauen mit großen Erwartungen darauf, die
Bewahrer mit großen Sorgen und Ängsten und teilweise mit übergroßer
Ablehnung, mit Wut und einer voreiligen Bereitschaft alle zu
Schismatikern und Häretikern zu stempeln, die dem Furor mancher
Reformwilligen in nichts nachsteht. Die Sorge ist berechtig, dass der synodale Prozess mehr schadet, als dass er Wege in die Zukunft weist. Vielleicht sollte man auf der Ebene der Bistümer so manche Hausaufgaben (die allzu lange liebe blieben) sofort angehen. Eine Re-Lectüre der Konzilstexte, der Texte der "Gemeinsamen Synode" oder im Bistum Münster der Beschlüsse des Diözesanforums hielte ich da durchaus noch für vielversprechend. Selbst wenn damals die Dimension des sexuellen und geistlichen Missbrauchs (von Macht) in der Kirche noch nicht so präsent war.
Ich hoffe sehr, dass der synodale Weg
uns hilft, die Schritte in die Zukunft zu tun, die Wahrheit werden
lassen, wovon Kardinal Woelki in seiner Predigt spricht: „Nicht auf
das, was wir aus uns machen, nicht auf das, was uns eine
säkularisierte Gesellschaft vorgibt, damit wir als Christen in ihr
auf Verständnis und Akzeptanz treffen, sondern auf das, was Gott
bereits aus uns gemacht hat. Zu Erlösten hat er uns gemacht, zu
seinen Töchtern und Söhnen.“ und „Denn das allein ist die
Aufgabe und die Sendung der Kirche: Den Menschen und der ganzen Welt
ihre Erlösung durch Gottes Sohn zu verkünden und zu bezeugen und
den Menschen den Weg zum Himmel zu weisen.“
Man könnte das auch sicher noch etwas
anders formulieren, aber im Kern geht es doch darum, das Evangelium
Jesu Christi den Menschen zu sagen, ein Evangelium, das auch in einer
säkularisierten Gesellschaft noch auf positive Resonanz trifft, weil
die Menschen in ihrem Herzen ein Gespür für Wahrheit haben und eine
feine Antenne dafür, ob Menschen für das Evangelium brennen und
ihnen auf Augenhöhe und mit Wohlwollen begegnen. Und das in dem
Wissen, dass wir Erlöste sind, Gottes geliebte Kinder. Und dass wir
Menschen dem Gott gegenüber Verantwortung tragen, der uns die Welt
und unser Leben geschenkt hat.
Insofern möchte ich mit einem Zitat
aus der Predigt von Bischof Kohlgraf schließen: „Jünger machen“
– diesen Missionsauftrag setzen manche gleich mit wirksamer
Belehrung. Dahinter steckt ein bestimmtes Kirchenbild. Die Kirche und
eine bestimmte Gruppe von Gläubigen seien im Besitz einer Wahrheit,
die an andere weitergegeben werden müsse. Die Menschen müssten sich
dann entscheiden, ob sie diese Wahrheit annähmen oder nicht.
Es ist eine Kommunikation von oben nach
unten, ein Kennenlernen bzw. Vermitteln richtiger Inhalte. Niemand
bestreitet, dass der Glaube klare Bekenntnisinhalte benötigt, die
die Kirche kommunizieren muss. Von einer kirchlichen Selbstkritik ist
aber insgesamt nicht vernehmbar die Rede. Man meint auch ein Bild
einer Kirche wahrzunehmen, die erst durch Pluralität und Dialog in
eine Problemzone gekommen sei. Es gibt Stimmen, die in den kommenden
geplanten Gesprächen das Potential der Spaltung erkennen.
Tatsächlich sind viele Fronten verhärtet. Dennoch sind, so meine
ich, nicht die Gespräche an sich spalterisch, sondern die Meinung,
man könne Gespräche unterbinden. Das wird nicht mehr funktionieren.
Spaltung haben in die Kirche nicht
Gespräche gebracht, sondern die Verbrechen, die Vertuschung,
unmögliches Machtgebaren und der mangelnde Wille, sich der eigenen
Realität zu stellen, und die Meinung, man wisse schon immer, was für
andere gut und richtig sei.
Daher kann man in päpstlichen
Verlautbarungen von Papst Paul VI. bis zu Papst Franziskus eine
weitere, viel größere und überzeugendere Idee von Evangelisierung
finden. Bevor die Kirche zu den Menschen gesandt wird, muss sie sich
selbst evangelisieren. Sie muss nach glaubwürdigen Lebensvollzügen,
nach glaubwürdigem Miteinander suchen. Die Kirche ist selbst der
Reinigung bedürftig, bevor sie meint, andere belehren zu sollen.
In dieser Idee von Evangelisierung
setzt sich die Kirche einem Gespräch mit der Welt und ihren Themen
aus, ohne alles für gut zu befinden, aber sie bringt die Offenheit
dafür mit, dass Christus schon bei den Menschen sein kann, bevor sie
als Missionarin kommt. Evangelisierung geht nicht ohne das Hören auf
Gottes Wort und ohne den Blick in die Lebenswelt der Menschen.
„Jünger machen“ – heißt dann, den Glauben an Christus
anzubieten und mit den Menschen in die Lebensschule Jesu zu gehen, in
der alle Lernende bleiben.“
Sind diese beiden Männer, die durch
Kardinal Meisner die Priesterweihe empfingen (Bischof Kohlgraf
übrigens gemeinsam mit dem heutigen Hamburger Erzbischof Heße und
dem Kölner Weihbischof Schwaderlapp) wirklich so weit auseinander,
wie es mancher uns glauben machen will? Manch einer möchte – mit
ganz unterschiedlicher Motivation – den Graben in der Kirche
vertiefen, sehnt sich gar ein Schisma herbei, um die unbequemen Leute
vom anderen Ufer auf Abstand zu halten oder gar loszuwerden.
Daran möchte ich durchaus das „sentire cum ecclesia“ messen, dass jemand in Sprache und Dialogkultur mithilft den Graben nicht zu vertiefen und Brüche zu heilen. In unserer heutigen Gesellschaft ist eine Kirche, die wie ein Mann im Glauben steht nicht automatisch attraktiv. Wollen wir wirklich eine Art Piusbruderschaft 3.11 werden und uns ernsthaft ins religiöse Ghetto zurückziehen? Nein, die Menschen in Deutschland werden nicht aufmerksam auf eine selbstreferentielle Kirche, die um sich selbst kreist und vollkommene Identifikation erwartet. Ich halte es sehr mit Frere Roger Schutz, der ein anderes Kirchenbild beschrieb: „Sich unter Christen versöhnen, nicht um stärker zu sein gegen irgendjemand, sondern um Ferment der Versöhnung und des Vertrauens für Glaubende wie für Nichtglaubende zu sein - die Christen würden sich von der Außenwelt abschneiden, wenn die Leidenschaft Christi, sich zu versöhnen, ihnen nicht den Weg zu einer Leidenschaft für den Frieden und die Versöhnung der ganzen Menschheitsfamilie öffnen würde.“
Daran möchte ich durchaus das „sentire cum ecclesia“ messen, dass jemand in Sprache und Dialogkultur mithilft den Graben nicht zu vertiefen und Brüche zu heilen. In unserer heutigen Gesellschaft ist eine Kirche, die wie ein Mann im Glauben steht nicht automatisch attraktiv. Wollen wir wirklich eine Art Piusbruderschaft 3.11 werden und uns ernsthaft ins religiöse Ghetto zurückziehen? Nein, die Menschen in Deutschland werden nicht aufmerksam auf eine selbstreferentielle Kirche, die um sich selbst kreist und vollkommene Identifikation erwartet. Ich halte es sehr mit Frere Roger Schutz, der ein anderes Kirchenbild beschrieb: „Sich unter Christen versöhnen, nicht um stärker zu sein gegen irgendjemand, sondern um Ferment der Versöhnung und des Vertrauens für Glaubende wie für Nichtglaubende zu sein - die Christen würden sich von der Außenwelt abschneiden, wenn die Leidenschaft Christi, sich zu versöhnen, ihnen nicht den Weg zu einer Leidenschaft für den Frieden und die Versöhnung der ganzen Menschheitsfamilie öffnen würde.“
Ich würde mir wünschen, dass der
synodale Prozess ein weitaus breiteres Spektrum an Katholiken
einbindet als Bischöfe, Professorinnen und Professoren und das bunte
Feld der Mitglieder des ZdK. Wünschenswert wären auch Personen wie
Christiane Florin oder die Aktivisten von Maria 2.0, aber auch
pastorale Praktiker, einfache, fromme Katholiken und Vertreter
konservativer Gruppierungen wie z.B. das Forum deutscher Katholiken
oder auch anderer Initiativen bis hin zu den Anhängern der
Petrusbruderschaft. Aber das würde ein entschiedenes verbales
Abrüsten auf allen Seiten fordern und die Bereitschaft sich auf
einen gemeinsamen geistlichen Weg einzulassen, auf das Hören auf
Gottes Wort und aufeinander.
Ich glaube leidenschaftlich an den Hl.
Geist und hoffe, dass seine Stimme in einem solchen Prozess letztlich
von allen vernommen, gehört und dass ihr entschlossen gefolgt wird.
Unsere Kirche und unsere säkularisierte Gesellschaft hat das bitter
nötig.
Das Papier der Kath. Pfarrei St. Peter
und Paul:
Die lesenswerte Predigt des Kölner
Kardinals:
Predigt des Mainzer Bischofs Kohlgraf:
Tja, mit dem Schreiben der Glaubenskongragtion und dem angehängten Rechtsgutachten wird der Versuch zu lächeln und froh sein, zweifellos noch einer Steigerung bedürfen... - Ins Knie geschossen, würde ich das nennen, auch wenn heute DBK in seiner Presse-Erklärung gute Miene zum bösen Spiel macht! Dass Du hin und wieder zu optimistisch bist bzw. zu positiv denkst... Ja, dass sehe ich ähnlich. Aber jeder Jeck ist bekanntlich anders, Markus. - Womit wir auch schon bei Kardinal Woelki wären. Sicherlich haben die Lager um ihn sich neu aufgestellt und auch deren Einfluß auf ihn hat sich in der Wichtung verändert. Letzendlich geht Woelki eher zu seinen Wureln zurück. Als er Erzbischof von Berlin wurde, hieß es: Hier kommt der Berliner Meisner, Hardcore-Katholik, homophob usw. - Aber das war er dann augenscheinlich nicht, zumindest nicht in dem, was man an seinen äußerlichen Akten festmachen konnte. Nur deshalb ist er ja überhaupt auf den Kölner Stuhl gesetzt worden. Man erhoffte sich einen weltoffenen Bischof, der den bösen(?) konservativen Meisner ablöste und den Muff von 1000 Jahren aus den Talaren des Kölschen Domkapitel-Klüngels fegte. - Und so begann er dann auch in Köln. Alölerdings hat er schnell festgestellt, dass die so genannten liberalen und lebenswirklichen, toleranten und bunten Christen sich keineswegs mit dem kleinen Finger zufriedengeben wollten. Um sich an einem Umsturz - durch ZdK, Maria 2.0 und vorhofbesoffenen Diözesan- und Pfarrgemeinderäten zu beteiligen... Nein, so postkatholisch war Woelki nie. Deshalb und weil er auch sieht, dass seine Suffragane in Essen und Münster das Mittanzen des Zeitgeist-Blues teuer erkaufen müssen, sich teilweise schon demütig z.B. von Maria 2.0 am Nasenring durch die Manege führen lassen, zieht er sanft die Notbremse. Ein Freund der Theologie von Marx war er zudem noch nie. Faszinierend, wie man nun in liberalkatholischen Kreisen beginnt, ihn zum Feindbild aufzubauen, zum Zukunftsverneiner, zum Fortschritts-Verhinder. Seit Jahrzehnetn kommen von Links immer dieselben Phrasen, wenn es um Konservative geht, die es wagen sich den monatlichen neuen Aufbrüchen in den Weg zu stellen. Na ja, Meisner und Dyba sind tot, welches Feindbild hätte man auch sonst noch? Blöd nur, dass das mit der goldenen Zukunft der Kirche trotz all dieser Aufbrüche, Reformen und Reförmchen bisher nix geworden ist. Aber daraus lernen? Never ever. Jetzt erst recht mit Gewalt auf dem Synodalen Weg! Wollt ihr die totale Erneuerung? Wollt Ihr sie, wenn nötig, nochtotaler und noch schneller, als Ihr es Euch überhaupt vorstellen könnt? Jaaaa, schreien sie alle, vor allem jene, die finanziell von der Kirche abhängen oder die Profilneurotiker in den Rätesystemen. - Mal sehen, wer am Ende noch "Jaaa!" geschrien haben will, wenn der totale Zusammenbruch da ist.
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