Donnerstag, 12. September 2019

Lächle und sei froh, es könnte schlimmer kommen!


„Lächle und sei froh, es könnte schlimmer kommen!
Und ich lächelte und war froh – und es kam schlimmer!“

Dieser Spruch kommt mir in diesen Tag immer wieder in den Sinn, wenn ich die Lage in meiner katholischen Kirche in den Blick nehme. (Und auch, wenn ich auf meine Geschichte in und mit dieser Kirche zurückblicke.)

Ich bin ein zutiefst positiver Mensch, der auch noch in der schrägsten Situation versucht, das Gute zu entdecken oder eine gute Absicht zu sehen. Manch einer wirft mir das auch vor.

Aktuell aber erscheint die Diskussion rund um notwendige Kirchenreformen und den von den Bischöfen und dem ZK der Katholiken angestoßenen „synodalen Prozess“ so absurd und verfahren, dass ich mich frage, um wie viele Stufen der obige Spruch noch gesteigert werden kann.

Die Freude am offenen Gespräch und an der Diskussion kann einem wahrlich vergehen. Vielleicht ist das der Grund, warum ich schon lange nichts mehr in meinem Blog geschrieben habe. Und es wird ja beinahe minütlich absurder, treten doch gerade heute Kardinal Burke und Weihbischof Atanasy Schneider, Weihbischof in Nursultan, mit der dringlichen Aufforderung an uns Katholiken heran, aufgrund der anstehenden Amazonas – Synode im Oktober einen „Kreuzzug des Gebets und des Fastens“ zu beginnen „Um Gott anzuflehen, dass Irrtum und Häresie die bevorstehende Sonderversammlung der Amazonassynode nicht beeinflussen mögen.“ 


Erbittert wird in Deutschland der geplante synodale Prozess von interessierter Seite zerredet, bevor er überhaupt begonnen hat. Eine Stellungnahme jagt die Andere, jede(r) will schon mal Pflöcke einzementieren. Vatikanische Stellen lassen sich - wie heute Morgen vermeldet wurde - von der Hysterie anstecken und urteilen (angeblich) in einem Rechtsgutachten, die deutsche Kirche plane gar keinen synodalen Weg, sondern ein "Partikularkonzil". Dazu brauche man aber eine Genehmigung des Vatikan. Die liege nicht vor, also sei das Projekt schon aus formalen Gründen sofort zu beenden. Wie man sieht - es kann noch schlimmer kommen.

Kardinal Woelki rutscht zunehmend in die Rolle, die zuvor sein Vorgänger, Kardinal Meisner in der katholischen Kirche in Deutschland eingenommen hatte. Wobei ich mich frage, ob er dafür seine Positionen und Überzeugungen verändern musste oder ob sich die Lager um ihn nur anders gruppiert haben. Wer ihn vor Monaten noch für das Flüchtlingsboot im Dom oder das Löschen der Außenbeleuchtung scharf kritisiert hatte, der bejubelt nun die Klarheit, mit der er versucht, einige katholische Basics im Vorfeld klar zu stellen.

Bedauerlicherweise lassen sich weder seine Kritiker noch seine Unterstützer die Zeit, die Aussagen ihres Oberhirten einmal in Ruhe sacken zu lassen. Und dann mit weniger Schaum vor dem Mund zu reagieren. (Wie z.B. der Kölner BDKJ-Vorsitzende.) Dabei hat Kardinal Woelki zur Frage einer (un)möglichen Weihe von Frauen zu Priestern nicht mehr und nicht weniger gesagt als sein angeblich so liberaler Münchner Amtskollege und viele andere Bischöfe, zuletzt auch Bischof Ackermann. Es ist daher sicher gut, einmal den Abschnitt aus der Predigt im Zusammenhang zu lesen:

Denn das allein ist die Aufgabe und die Sendung der Kirche: Den Menschen und der ganzen Welt ihre Erlösung durch Gottes Sohn zu verkünden und zu bezeugen und den Menschen den Weg zum Himmel zu weisen. Wie anders zeigt sich da heute oftmals die Kirche. Manchem ist sie ein rein soziologisches Gebilde geworden, das sich – geschlechtergerecht – dem politischen und gesellschaftlichen Mainstream anzupassen habe. Wie in einem Parlament ist man bei der Vorbereitung, unter Hinweis auf angeblich neuere wissenschaftliche Erkenntnisse – insbesondere der Sozial- und Humanwissenschaften – über Glauben und Lehre der Kirche – wie Politiker – zu verhandeln, sie zur Disposition zu stellen, um dann mit demokratisch gefassten Mehrheitsbeschlüssen eine sog. Reform der Kirche herbeizuführen, hinter der sich im letzten oftmals nichts anderes als eine Anpassung an das Denken der Welt verbirgt.

Ist so etwas möglich? Wie könnte die Kirche den vielfältigen, oftmals widersprüchlichen Erwartungen und Ansprüchen der Menschen von heute gerecht werden? Sie müsste sich selbst verbiegen! Sie müsste sich verzetteln und zu einem Supermarkt, einem Selbstbedienungsladen werden, wo sich jeder holt, was ihm gerade passt. Damit aber würde die Kirche sich selbst untreu. Sie würde ihre Identität verlieren und sich auflösen. Die Kirche ist nämlich nicht menschengemacht. Sie ist von Christus gestiftet. Das heißt dann aber auch: Wir können nicht einfach über alles verfügen, wie wir wollen oder mit Mehrheit entscheiden, was Glaube und Kirche heute heißen soll. Uns ist etwas anvertraut worden, was wir bewahren müssen. Das gilt in besonderer Weise für die Sakramente, insbesondere für die heilige Eucharistie. Auch das Priestertum ist nicht von Menschen erfunden, sondern geht auf den Auftrag des Herrn zurück.

Wenn wir das ernst nehmen, wird klar, dass deshalb die Frage nach dem Priestertum der Frau auch keine Frage ist, die in unserer Verfügungsgewalt liegt. Papst Johannes Paul II. hat diese Frage mit aller Verbindlichkeit für die gesamte Kirche bereits 1994 entschieden und Papst Franziskus hat diese Entscheidung seines Vorgängers wiederholt bekräftigt. Der Blick auf die Gottesmutter zeigt uns deshalb heute Abend, worauf es im Leben der Kirche wirklich ankommt: Nicht auf das, was
wir aus uns machen, nicht auf das, was uns eine säkularisierte Gesellschaft vorgibt, damit wir als Christen in ihr auf Verständnis und Akzeptanz treffen, sondern auf das, was Gott bereits aus uns gemacht hat. Zu Erlösten hat er uns gemacht, zu seinen Töchtern und Söhnen.

Mich stören seine klaren Aussagen nicht. Zumal ich ihn sowieso schätze – wie auch seinen oft ungerecht beurteilten Vorgänger. Was er sagt, ist in der Frage des Frauenpriestertums in der Tat der Stand der Dinge. Ich kann mit dem Kardinal nicht sehen, dass wir in einem synodalen Prozess diese Hürde nehmen könnten. (Von daher ist es durchaus konsequent von den Protagonisten der Aktion Maria 2.0 sich darauf nicht einzulassen.)

Eines ärgert mich in diesem Kontext jedoch schon, dass der geschätzte Kardinal hier so „en passant“ einige gern gehörte Stich- und Reizworte einwirft, die sich schnell in Killerphrasen wandeln lassen und in den sozialen Medien, Facebook-rauf und Twitter-runter in alle Diskussionen hinein gedroschen werden. Je nach Kontext können die Problemanzeigen ebensogut richtig wie falsch sein. 

Da ist zunächst einmal der – von den Reformern – gern gebrachte Hinweis auf „angeblich neuere wissenschaftliche Erkenntnisse – insbesondere der Sozial- und Humanwissenschaften“. In der Regel wird dabei der genaue Zusammenhang nicht erläutert, warum sich nämlich aus welcher Erkenntnis genau heraus, eine Reform der kirchlichen Haltung nahe legen würde. Die Verbindung von wissenschaftlicher Erkenntnis und deren Übertragung in die Theologie bleibt meist eher im Nebel. Aber der Eindruck, dass Kirche sowieso „von gestern“ ist, der ist ja allgemein und das Nicken bei solchen „Argumenten“ auch.

Auf der anderen Seite sollte man aber auch zur Kenntnis nehmen, dass beispielsweise zur Frage der Homosexualität und ihrer Bewertung die biblische Sicht auf gewisse (aus heutiger Sicht) abseitige, homosexuelle Phänomene der Antike keine große Hilfe mehr sein kann. Und dass die kirchliche Lehre hierzu durchaus einige neue Impulse notwendig hätte. Und sie könnte sich etwas wandeln, ohne dass es hierzu notwendig wäre, alles über Bord zu werfen was in der Vergangenheit gelehrt wurde und ohne dass man gleich jede erdenkliche Form menschlichen Sexuallebens gutheißen oder gar segnen müsste. (Die Formen von "Homosexualität", um die es z.B. bei Paulus geht müssten - übertragen in den heutigen Kontext - auch heute und in Zukunft von der Kirche abgelehnt werden.)

Dann spricht der Kardinal noch von „demokratisch gefassten Mehrheitsbeschlüssen“, mit denen man „eine sog. Reform der Kirche herbeizuführen“ suche. Ich hätte mir hier gewünscht, dass er deutlich gemacht hätte, dass die Konsequenz aus diesem Gedanken für die Kirche nicht eine Ablehnung demokratischer Strukturen und Entscheidungsfindungen bedeutet, sondern dass es Wahrheiten gibt, die sich unserer Verfügung entziehen. Wir kennen das ja sogar aus dem politischen Bereich, einige Aspekte des Grundgesetzes sind überhaupt nicht, andere nur mit einer 2/3 – Mehrheit zu verändern. Wenn die breite Mehrheit des Volkes Gottes eine gewisse kirchliche Haltung ablehnt, dann sollten die Bischöfe wirklich sehr aufmerksam schauen und prüfen, ob es sich dabei wirklich um unverfügbares Glaubensgut handelt oder ob sich hier legitim ein authentischer Glaubenssinn des Volkes Gottes zu Wort meldet.

Zuletzt spricht der Kölner Erzbischof auch von der Gefahr einer „Anpassung an das Denken der Welt“. Aber nicht jedes Denken der Welt und der Gesellschaft ist fern von der „Aufgabe und Sendung der Kirche.“ Im ähnlichen Kontext bewegt sich ja auch der vergiftete Begriff vom „gesellschaftlichen Mainstream“. Wir dürfen diese Begriffe nicht verwenden, um uns einer notwendigen Diskussion zu entziehen. Der Wandel der Rolle der Frau in der Gesellschaft ist grundsätzlich zu begrüßen. Hier haben wir enorme Fortschritte gemacht. Auch das ist heute „Mainstream“ und der ist erst einmal weder gut noch schlecht. Ich würde von unserem Bischöfen erwarten, dass sie auf alle kritischen Anfragen an die Kirche auch überzeugende Antworten zu geben in der Lage sind. "Die Welt" ist nicht das Feindesland für die Kirche, sonder die Umwelt, in der sie selbst lebt und in der vor allem ihre normalen Mitglieder ihr Leben gestalten. 

Aufmerken ließ kürzlich zudem eine Predigt des Mainzer Bischofs Kohlgraf (wie Kardinal Woelki stamm er ebenfalls aus dem Erzbistum Köln und auch dort zum Priester geweiht): „Er sehe „viele Fronten verhärtet“, „Dennoch sind, so meine ich, nicht die Gespräche an sich spalterisch, sondern die Meinung, man könne Gespräche unterbinden. Das wird nicht mehr funktionieren. Spaltung haben in die Kirche nicht Gespräche gebracht, sondern die Verbrechen, die Vertuschung, unmögliches Machtgebaren und der mangelnde Wille, sich der eigenen Realität zu stellen, und die Meinung, man wisse schon immer, was für andere gut und richtig sei“.

In dieser Spannung bewegt sich der synodale Prozess, zu dem auch meine Pfarrei St. Peter und Paul in Voerde einen Beitrag leisten wollte. In einem Brief an Bischof Felix Genn fordert unser Pfarreirat in Abstimmung mit dem Kirchenvorstand dringlich Reformen in der katholischen Kirche.

Die Autoren tun das -so nehme ich es wahr-, aus tiefer Sorge um die Zukunft der Kirche und der Gemeinde: „Wir sind davon überzeugt, dass es – im Bild gesprochen – nicht fünf vor zwölf, sondern wenigstens viertel nach zwölf ist. Konkret: Bereits jetzt haben wir in unseren Gemeinden Personen verloren und enttäuscht, die nichts mehr von uns erwarten. Verloren gegangenes Vertrauen wird man nicht ohne tiefgreifende Reformen zurückgewinnen können.“

Man spürt, dass die Enttäuschung und die Abwendung von der Kirche nicht mehr nur von den Rändern kommt, sondern dass es Menschen aus der Mitte der Gemeinde sind, die sich zurückziehen und resignieren.

Mit Blick auf die Weltkirche fordern daher die Autoren des Textes, ein Überdenken des Zölibats, der allgemein inzwischen als „sonderliche Lebensform“ wahrgenommen werde, konsequenten Kampf gegen Missbrauch, als ersten Schritt die Zulassung von Frauen zur Diakonenweihe (auf Dauer auch zum Priestertum) und ein Überdenken der Sexualmoral der Kirche, vor allem mit Blick auf homosexuelle Paare.

Auf Ebene des Bistums fordert man die Befreiung des Priesteramtes von allzu vielfältigen Leitungs- und Verwaltungsaufgaben und qualifizierte Laien in Leitungsfunktionen in der Gemeinde, mehr Dienstleistungsmentalität in der kirchlichen Diözesanverwaltung, mehr Verantwortung und Befugnisse bei den Gemeinden vor Ort, mehr Vielfalt im gottesdienstlichen Leben der Gemeinden.

Auf Ebene der Gemeinde möchte man hier neue Formen der Leitung erproben, man möchte homosexuellen Paaren und Menschen, die ein weiteres Mal nach Trennung heiraten wollen, eine Segensfeier nicht verweigern, man möchte konfessionsverschiedene Paare und auch wiederverheiratete Katholiken nicht vom Kommunionempfang ausschließen. Und schließlich möchte man den engen Raum der Gemeinde verlassen und offen auf Menschen zugehen, z.B. mit dem Projekt einer mobilen Kirche.

Angeregt durch das Stichwort „Reform“ und den Wunsch der Autoren des Papiers, dieses breit in Gemeinde, Öffentlichkeit und den Bistumsverantwortlichen zu diskutieren entstand ein Foto, dass den Pfarrer und einige der Mitautoren mit dem Thesenpapier, Nagel und Hammer an der Kirchenpforte zeigt.

Ein Setting, das natürlich eindeutige historische Erinnerungen auslöste, zumal die Gedenkfeiern an den 500. Jahrestag der Reformation noch nicht lang zurück liegen. Ein Pfarrer des Bistums schrieb daraufhin in einer E-Mail von einer bizarren Symbolhandlung, die er als „makaber“ erlebe. Michael Hesemann, der dem Redaktionsteam des hiesigen Pfarrblattes ein Interview über Papst Benedikt gegeben hatte, distanzierte sich wegen des Papiers in aller Form von der Pfarrei und auf der Facebook-Seite eines im Tradi-Lager verankerten Freundes wurde von einer „Lutherposse“ gesprochen und heftig diskutiert, von „Amtsenthebung“ und kirchenrechtlichen Strafaktionen war die Rede. Aus der Gemeinde selbst gab es dagegen bis dato einen einzigen kritischen Brief. 

Auch Bischof Genn zeigte sich nicht glücklich, wenngleich er Verständnis für die Sorgen der Autoren des Papiers äußerte. Sorgen, die er durchaus teile. Er entsandte Weihbischof Lohmann zu einem Gesprächstermin in die Gemeinde.

Das stellt mir natürlich die Frage, wie ich persönlich zu dem Thesenpapier meines Pfarreirates stehe.
Ich möchte mich nicht zurücklehnen und sagen: „Ich war an dem Papier persönlich nicht beteiligt und habe es nicht mitformuliert.“ Ich will mich auch gar nicht bequem distanzieren. Für dieses Papier werde ich sowieso in Mithaftung genommen und soweit muss ich auch loyal mit meiner Gemeinde sein, dass ich das zu ertragen habe, auch für Dinge scharf kritisiert zu werden, die ich selbst nicht verbrochen oder formuliert habe. Im Grunde erlebe ich das ja auch alle Tage mit der Kirche insgesamt, sobald man sich als Kirchenmann aus der Komfortzone rund um den Kirchturm hinaus ins normale Leben wagt.

Insofern trifft mich schon, wenn der weiter oben schon zitierte Pfarrer schreibt, dass die Autoren sich auf einer warmen Woge der Zustimmung und des Applauses der Welt getragen fühlen würden. Das stimmt gar nicht. Für die weitaus meisten Menschen in Voerde ist die Frage einer Reform der Kirche kein Thema. Ob dort eine Priesterin oder ein Priester der Messe vorstehen würde, ob der Pfarrer verheiratet ist oder nicht, ob das Generalvikariat eine Hilfe bei der Verwaltung und Organisation des Gemeindelebens ist oder eher als großer Wasserkopf empfunden wird, ist für den normalen Katholiken kaum (noch) relevant.

Aber gefragt war ja meine persönliche Haltung zu den Punkten, die im Pfarreiratspapier angesprochen werden:

Der Zölibat – Ich erlebe in der Tat nicht mehr, dass diese Lebensform als prophetisches Zeichen wahrgenommen und verstanden wird. Alles, was wir theologisch über den Zölibat wissen und sagen hat im normalen, alltäglichen Leben an Bedeutung verloren. Es erregt keine positive Aufmerksamkeit mehr. Wiewohl gleichzeitig von vielen Gemeindemitgliedern und anderen Zeitgenossen implizit entschieden am Zölibat festgehalten wird, indem man von den Priestern ein Verhalten erwartet, das im Grunde den Zölibat voraussetzt. Ein Priester soll nach wie vor stets verfügbar, rund um die Uhr im Dienst und immer nett und freundlich sein.

Ich schätze den Zölibat persönlich sehr. Aber ich sehe auch, dass er konkrete Lasten für die betreffenden Personen mit sich bringt, zumal wenn sie als Priester in einer immer größer werdenden Gemeinde Dienst tun. Das Beispiel der verheirateten unierten Priester zeigt mir, dass es auch ein Priestertum ohne Zölibat geben kann, das nicht weniger überzeugend ist. Ich kann mir allerdings nur schwer vorstellen, dass die römisch-katholische Kirche die alte Tradition des Zölibats so mirnichts-dirnichts zur Disposition stellt. Die priesterliche Lebensform insgesamt bedarf dringend der Reform und der Veränderung. Der Zölibat allein ist aber nicht der Schlüssel dazu. Wenn aber der Zölibat dazu führt, dass Priester vereinsamen, dass Priester wunderlich werden, dass Priester ihre Sexualität nicht integrieren können... dann ist der Preis, der für den Zölibat gezahlt wird, eindeutig zu hoch. Aber: Auch zölibatäre Priester könnten stärker in Gemeinschaft leben, könnten mehr Freundschaften pflegen, könnten auf eine andere Art und Weise ehelos und in Gemeinschaft leben. Dazu müssten sich aber auch Gemeinden von überzogenen Erwartungen lösen und auch das Wohlergehen ihrer Priester und anderen Mitarbeiter stärker in den Focus nehmen.

So viel Leitung, die durch geweihte Männer in der Kirche wahrgenommen wird, so viel männliche, klerikale Macht wie heute gab es selten in der Kirchengeschichte. Daher gewinnt die Frage, wie es zu einer Gleichberechtigung von Männern und Frauen in allen Strukturen der Kirche kommen kann, an Dringlichkeit. Es ist kaum verständlich, wenn Kardinal Marx sich mehr Frauen in beratenden Funktionen bei Bischofsversammlungen und Synoden wünscht, wobei Entscheidungen aufgrund kirchenrechtlicher Vorgaben bei den Bischöfen zu bleiben haben. Hier sollte er klarer trennen zwischen Fragen des Glaubens und allgemeinen Entscheidungen über allerlei (manchmal recht weltliche) Belange der Kirche. Hier könnten sehr wohl Frauen in weit größerem Maße eingebunden werden. Wir erleben eine ungute Kumulierung von Entscheidungsvollmachten bei Priestern und Bischöfen, in Deutschland auch noch verstärkt durch die Tatsache, dass es aufgrund der Kirchensteuer oft um große Summen geht und dass Kleriker häufig die Chefs zahlreicher bezahlter Kräfte sind.

Ich erinnere mich an eine Pfarreinführung vor über 30 Jahren, wo der bisherige „kleine Kaplan“ nun als Pfarrer und als neuer Chef von 2.500 Mitarbeitern der Pfarrei begrüßt wurde.

Das Priestertum muss nicht mit der Attraktivität aufgeladen werden, dass man nun der Bestimmer aller Dinge und Chef zahlreicher Mitarbeiter ist, die nun auf Zuruf tun, was man möchte. Immer mehr Priester spüren, dass das sehr vordergründig ist und dass sie der damit verbundenen Verantwortung nicht mehr gerecht werden können. Viele sehnen sich danach, als Priester Seelsorger im eigentlichen Sinne zu sein und von Machtpositionen und Verwaltungsaufgaben befreit zu werden.

Ich glaube, es wäre wirklich an der Zeit, über Ämter und Dienste in der Kirche neu nachzudenken. Ich bin skeptisch, ob Christus wirklich Frauen ins Priesteramt berufen hätte. Aber er hat auf jeden Fall Frauen nicht weniger wert geschätzt als Männer.

Weltkirchlich ist die Frage der Weihe von Frauen extrem schwierig. Da sind wir in Europa, was die Stellung der Frauen angeht, sicherlich Avantgarde. Viele Kirchen haben sich an dieser Frage extrem gespalten, kürzlich noch die – europäische – altkatholische Kirche. Nein, das ist kein Argument! Aber es ist doch wichtig, dieses Problem wahrzunehmen und zu fragen, welchen Preis wir für eine allzuschnelle Umsetzung gewisser Reformforderungen zahlen würden.

Sehr kritisch gesehen wurde die Ankündigung der Pfarrei, dem Wunsch eines homosexuellen Paares nach Segnung nachzukommen. Und dies nicht im Stillen sondern durchaus in einer öffentlichen Feier in der Kirche. Ich bin inzwischen zu der Überzeugung gekommen, dass wir selbstverständlich in einer Feier mit homosexuellen Menschen um den Segen Gottes für diese Beziehung bitten können. Auch wenn wir weiterhin fest zu unserer katholischen Überzeugung stehen, dass die eheliche Verbindung zwischen einem Mann und einer Frau dem Schöpferwillen entspricht, so glauben wir doch auch, dass Gott sich nicht von Menschen abwendet, die sich in einen Partner des gleichen Geschlechts verlieben und mit diesem Menschen verbindlich durchs Leben gehen möchten, in guten und in schlechten Zeiten, in Gesundheit und Krankheit. Diese Haltung ist nicht nichts und verdient unsere Begleitung und unser Gebet. Mit einer solchen Segensfeier darf und wird durchaus ein Anspruch verbunden sein mit Blick auf Exklusivität und Treue und gegenseitige Verantwortlichkeit.

Das gilt für mich auch für Paare, die nach einer gescheiterten ersten Beziehung und nach Klärung der Gründe für dieses Scheitern, eine neue Beziehung eingehen. Ich meine, dass wir die Unauflöslichkeit der Ehe nicht in Zweifel ziehen sollten. Aber dass wir durchaus akzeptieren müssen, dass es vielschichtige Gründe für das Scheitern gibt, die sich nicht immer umfassend in einem juristischen Ehenichtigkeitsprozess fassen lassen. Daher kann ich mir durchaus vorstellen, einen echten Neuanfang in einem Gottesdienst zu feiern und um Gottes Segen für diesen Neubeginn zu bitten. Solche Feiern von einer sakramentalen Eheschließung zu unterscheiden traue ich uns Katholiken sehr wohl zu. Da erwartet der Katechismus noch ganz andere Differenzierungsleistungen von uns.

Wir leben heute in Zeiten, wo das menschliche Beziehungsleben so vielgestaltig ist, wo zahlreiche Menschen jenseits einer sakramentalen Ehe in ehegleicher Gemeinschaft zusammen leben und sich viele dieser Lebensweisen kirchenrechtlich gar nicht mehr fassen lassen. In dieser Situation noch ein Zeugnis davon zu geben, dass wir daran glauben, dass die treue und dauerhafte Ehe eines Mannes und einer Frau sakramental ist, dass sie ein glaubwürdiges Zeichen eines Gottes ist, der in Jesus Christus seine Kirche und die Menschen unüberbietbar liebt, dieses Zeugnis ist eine große Herausforderung. Im Klein-Klein kirchlicher Formulare und kirchenrechtlicher Absicherung zerfasert allzu leicht auch die große Vision der kirchlichen Ehetheologie.

Ein offener Umgang mit gläubigen Christen, die nach Scheitern einen Neuanfang wagen macht diese große Aufgabe jedoch eher glaubwürdiger als unglaubwürdiger. Scheitern ist eine menschliche Grunderfahrung. Gott weiß aber immer einen Weg, wie es weiter gehen kann. Und er ist auf diesem Weg an unserer Seite (auch wenn er sich manchmal sicher gewünscht hätte, das wir andere Wege gehen). Auch diese Botschaft sollten wir als Kirche mutig aussenden. Was aber auch erforderlich macht, sich mit den betreffenden Paaren auf eine gemeinsame Wegstrecke zu machen und nicht nur punktuell Sakramente und Segen zu spenden.

Was die Zulassung von Nichtkatholiken zur Eucharistie betrifft, so meine ich, dass nur der zur Kommunion gehen kann, der im Innersten spürt, dass er hier wahrhaftig Leib und Blut Jesu Christi empfängt und der diese Begegnung auch im Herzen ersehnt und darauf vorbereitet ist.

Was die Diskussion um die Rolle der zentralen Bistumsverwaltungen rund um den Bischof angeht, so lösten die Forderungen der Pfarrei hier kaum Widerspruch oder überhaupt Reaktionen aus. Mein alter Pastor Lepping hat mir mal erzählt, dass das bischöfliche Generalvikariat unter Kardinal von Galen gerade mal 30 Mitarbeiter hatte. Heute hält der Bischof mit Hilfe einer großen Verwaltung sehr effizient das Steuer der vielen kleinen Kirchenschiffchen in den Gemeinden in der Hand. Wir dürfen gespannt sein, was es konkret bedeutet, wenn Bischof Felix plant, Macht zu teilen und abzugeben. Persönlich kaufe ich ihm den guten Willen ab. Aber aus meinen politischen Erfahrungen weiß ich, dass man die Beharrungskräfte einer großen Verwaltung nicht unterschätzen sollte. Warum sollten sich die Entscheider und Bestimmer in den Abteilungen des Generalvikariats plötzlich als Dienstleister und Hilfswillige gefallen?

Unsere „Lutherposse“ da in Voerde hat einigen katholischen Bewahrern und Traditionalisten nicht gefallen. „Werdet doch gleich evangelisch“ tönt es von überall her. Da ist schon alles in eurem Sinne reformiert – und trotzdem ist man dort nicht pastoral erfolgreicher.

Ich antworte darauf: Warum sollten wir? Wir sind doch gern katholisch. Und wir möchten auf das Katholische gar nicht verzichten. Wir schätzen die vielfältigen Traditionen der Kirche, wir schätzen es, einen Papst zu haben, wir schätzen das Ordensleben, die Eucharistie, die Sakramente, die Heiligen, die weltweite kirchliche Solidarität. Auch 500 Jahre nach der Reformation ist die evangelische Kirche noch allzu sehr in ihrem religiösen Leben davon geprägt „anders sein zu wollen, auf jeden Fall anders als katholisch.“ Bei aller theologischen Annäherung fehlt mir die Wertschätzung des Abendmahls, ja der Eucharistie, es fehlen Messdiener, es fehlt die Anbetung, es fehlt das Ordensleben, die Beichte, die Krankensalbung, die Priesterweihe und die Vielfalt der geistlichen Traditionen. Nur Luther und Melanchton, Zwingli und Katharina von Bora ist einfach zu wenig. Zumal nicht alle ihrer Schriften und Überzeugungen wirklich lesens- und bedenkenswert sind.

Man kann in diesen Tagen manchmal den Eindruck bekommen, die Identitätsmarker des Katholizismus sind der Zölibat und die Tatsache, dass an den exponierten Stellen der Kirche (fast) nur Männer sichtbar sind. Soweit ich weiß, kommen diese Aspekt in der Hierarchie der Glaubenswahrheiten eher weiter hinten.

Ja, die evangelischen Kirchen haben Traditionen entwickelt und Stärken, von denen wir Katholiken sicherlich lernen können. Aber ohne den geistlichen Reichtum der katholischen Kirche und der Orthodoxie sind die evangelischen und evangelikalen Gemeinschaften doch irgendwie unvollständig. Von daher möchten wir durchaus lernen, das Gute bewahren und das Schlechte verwerfen. Aber wir möchten katholisch sein und bleiben.

Nein, ich halte es nicht für unkatholisch, wenn wir die aktuelle Lebensform der Priester unserer Kirche hinterfragen. Die unierten und orientalischen Kirchen, aber auch die Orthodoxie kennen aus guten Gründen auch verheiratete Priester. Wir dürfen nicht so tun, als seien diese Priester solche zweiter Klasse. Aber wir dürfen auch nicht mal eben mit leichter Hand die lateinische Tradition der zölibatären Priester aufgeben.

Ich halte es auch nicht für unkatholisch ein Amt für Frauen in der Kirche zu fordern, evtl. sogar ein diakonales (Weihe-)Amt. Ich vermute, dass selbst Papst Benedikt auf Dauer in diese Richtung gedacht hat, als er 2008 die Canones Can. 1008 und 1009 des Codex des kanonischen Rechtes reformierte. »Die die Bischofsweihe oder die Priesterweihe empfangen haben, erhalten die Sendung und die Vollmacht, in der Person Christi, des Hauptes, zu handeln; die Diakone hingegen die Kraft, dem Volk Gottes in der Diakonie der Liturgie, des Wortes und der Liebe zu dienen.« Übrigens: Selbst die in der Lehre und Liturgie sehr konservativen orthodoxen / orientalischen Kirchen kennen hier und da geweihte Diakoninnen. 

Ich schaue mit Sorge auf die kommenden Monate und die Auseinandersetzungen, die uns noch bevorstehen. Manch einer spricht schon von einem faktischen Schisma in der Kirche und Bischof Kohlgraf bekennt in seiner schon zitierten Predigt: „Ich spüre viel Ängstlichkeit, auch bei mir.“

Wenn das schon ein Bischof sagt, dann darf auch ein Pastoralreferent mit Sorge in die Zukunft schauen. Mit Sorge, weil viele der lautstarken Forderungen nach Reform in diesen Tagen sich auf diesem Weg wohl kaum erfüllen werden. Je größer der Frust, desto stärker der Ruf nach Veränderung, so z.B. durch die Initiative Maria 2.0. Meine Sorge ist jedoch, dass vor dieser Kulisse einige notwendige und machbare Schritte gar nicht gegangen und derlei Reformen nicht gewürdigt werden. Der synodale Prozess braucht mehr als die großen Schlagworte, die heute von vielen damit verbunden werden. Die Reformer schauen mit großen Erwartungen darauf, die Bewahrer mit großen Sorgen und Ängsten und teilweise mit übergroßer Ablehnung, mit Wut und einer voreiligen Bereitschaft alle zu Schismatikern und Häretikern zu stempeln, die dem Furor mancher Reformwilligen in nichts nachsteht. Die Sorge ist berechtig, dass der synodale Prozess mehr schadet, als dass er Wege in die Zukunft weist. Vielleicht sollte man auf der Ebene der Bistümer so manche Hausaufgaben (die allzu lange liebe blieben) sofort angehen. Eine Re-Lectüre der Konzilstexte, der Texte der "Gemeinsamen Synode" oder im Bistum Münster der Beschlüsse des Diözesanforums hielte ich da durchaus noch für vielversprechend. Selbst wenn damals die Dimension des sexuellen und geistlichen Missbrauchs (von Macht) in der Kirche noch nicht so präsent war.

Ich hoffe sehr, dass der synodale Weg uns hilft, die Schritte in die Zukunft zu tun, die Wahrheit werden lassen, wovon Kardinal Woelki in seiner Predigt spricht: „Nicht auf das, was wir aus uns machen, nicht auf das, was uns eine säkularisierte Gesellschaft vorgibt, damit wir als Christen in ihr auf Verständnis und Akzeptanz treffen, sondern auf das, was Gott bereits aus uns gemacht hat. Zu Erlösten hat er uns gemacht, zu seinen Töchtern und Söhnen.“ und „Denn das allein ist die Aufgabe und die Sendung der Kirche: Den Menschen und der ganzen Welt ihre Erlösung durch Gottes Sohn zu verkünden und zu bezeugen und den Menschen den Weg zum Himmel zu weisen.“

Man könnte das auch sicher noch etwas anders formulieren, aber im Kern geht es doch darum, das Evangelium Jesu Christi den Menschen zu sagen, ein Evangelium, das auch in einer säkularisierten Gesellschaft noch auf positive Resonanz trifft, weil die Menschen in ihrem Herzen ein Gespür für Wahrheit haben und eine feine Antenne dafür, ob Menschen für das Evangelium brennen und ihnen auf Augenhöhe und mit Wohlwollen begegnen. Und das in dem Wissen, dass wir Erlöste sind, Gottes geliebte Kinder. Und dass wir Menschen dem Gott gegenüber Verantwortung tragen, der uns die Welt und unser Leben geschenkt hat.

Insofern möchte ich mit einem Zitat aus der Predigt von Bischof Kohlgraf schließen: „Jünger machen“ – diesen Missionsauftrag setzen manche gleich mit wirksamer Belehrung. Dahinter steckt ein bestimmtes Kirchenbild. Die Kirche und eine bestimmte Gruppe von Gläubigen seien im Besitz einer Wahrheit, die an andere weitergegeben werden müsse. Die Menschen müssten sich dann entscheiden, ob sie diese Wahrheit annähmen oder nicht.

Es ist eine Kommunikation von oben nach unten, ein Kennenlernen bzw. Vermitteln richtiger Inhalte. Niemand bestreitet, dass der Glaube klare Bekenntnisinhalte benötigt, die die Kirche kommunizieren muss. Von einer kirchlichen Selbstkritik ist aber insgesamt nicht vernehmbar die Rede. Man meint auch ein Bild einer Kirche wahrzunehmen, die erst durch Pluralität und Dialog in eine Problemzone gekommen sei. Es gibt Stimmen, die in den kommenden geplanten Gesprächen das Potential der Spaltung erkennen. Tatsächlich sind viele Fronten verhärtet. Dennoch sind, so meine ich, nicht die Gespräche an sich spalterisch, sondern die Meinung, man könne Gespräche unterbinden. Das wird nicht mehr funktionieren.

Spaltung haben in die Kirche nicht Gespräche gebracht, sondern die Verbrechen, die Vertuschung, unmögliches Machtgebaren und der mangelnde Wille, sich der eigenen Realität zu stellen, und die Meinung, man wisse schon immer, was für andere gut und richtig sei.

Daher kann man in päpstlichen Verlautbarungen von Papst Paul VI. bis zu Papst Franziskus eine weitere, viel größere und überzeugendere Idee von Evangelisierung finden. Bevor die Kirche zu den Menschen gesandt wird, muss sie sich selbst evangelisieren. Sie muss nach glaubwürdigen Lebensvollzügen, nach glaubwürdigem Miteinander suchen. Die Kirche ist selbst der Reinigung bedürftig, bevor sie meint, andere belehren zu sollen.

In dieser Idee von Evangelisierung setzt sich die Kirche einem Gespräch mit der Welt und ihren Themen aus, ohne alles für gut zu befinden, aber sie bringt die Offenheit dafür mit, dass Christus schon bei den Menschen sein kann, bevor sie als Missionarin kommt. Evangelisierung geht nicht ohne das Hören auf Gottes Wort und ohne den Blick in die Lebenswelt der Menschen. „Jünger machen“ – heißt dann, den Glauben an Christus anzubieten und mit den Menschen in die Lebensschule Jesu zu gehen, in der alle Lernende bleiben.“

Sind diese beiden Männer, die durch Kardinal Meisner die Priesterweihe empfingen (Bischof Kohlgraf übrigens gemeinsam mit dem heutigen Hamburger Erzbischof Heße und dem Kölner Weihbischof Schwaderlapp) wirklich so weit auseinander, wie es mancher uns glauben machen will? Manch einer möchte – mit ganz unterschiedlicher Motivation – den Graben in der Kirche vertiefen, sehnt sich gar ein Schisma herbei, um die unbequemen Leute vom anderen Ufer auf Abstand zu halten oder gar loszuwerden.

Daran möchte ich durchaus das „sentire cum ecclesia“ messen, dass jemand in Sprache und Dialogkultur mithilft den Graben nicht zu vertiefen und Brüche zu heilen. In unserer heutigen Gesellschaft ist eine Kirche, die wie ein Mann im Glauben steht nicht automatisch attraktiv. Wollen wir wirklich eine Art Piusbruderschaft 3.11 werden und uns ernsthaft ins religiöse Ghetto zurückziehen? Nein, die Menschen in Deutschland werden nicht aufmerksam auf eine selbstreferentielle Kirche, die um sich selbst kreist und vollkommene Identifikation erwartet. Ich halte es sehr mit Frere Roger Schutz, der ein anderes Kirchenbild beschrieb: „Sich unter Christen versöhnen, nicht um stärker zu sein gegen irgendjemand, sondern um Ferment der Versöhnung und des Vertrauens für Glaubende wie für Nichtglaubende zu sein - die Christen würden sich von der Außenwelt abschneiden, wenn die Leidenschaft Christi, sich zu versöhnen, ihnen nicht den Weg zu einer Leidenschaft für den Frieden und die Versöhnung der ganzen Menschheitsfamilie öffnen würde.“

Ich würde mir wünschen, dass der synodale Prozess ein weitaus breiteres Spektrum an Katholiken einbindet als Bischöfe, Professorinnen und Professoren und das bunte Feld der Mitglieder des ZdK. Wünschenswert wären auch Personen wie Christiane Florin oder die Aktivisten von Maria 2.0, aber auch pastorale Praktiker, einfache, fromme Katholiken und Vertreter konservativer Gruppierungen wie z.B. das Forum deutscher Katholiken oder auch anderer Initiativen bis hin zu den Anhängern der Petrusbruderschaft. Aber das würde ein entschiedenes verbales Abrüsten auf allen Seiten fordern und die Bereitschaft sich auf einen gemeinsamen geistlichen Weg einzulassen, auf das Hören auf Gottes Wort und aufeinander.

Ich glaube leidenschaftlich an den Hl. Geist und hoffe, dass seine Stimme in einem solchen Prozess letztlich von allen vernommen, gehört und dass ihr entschlossen gefolgt wird. Unsere Kirche und unsere säkularisierte Gesellschaft hat das bitter nötig. 

Das Papier der Kath. Pfarrei St. Peter und Paul:

Die lesenswerte Predigt des Kölner Kardinals:

Predigt des Mainzer Bischofs Kohlgraf:

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  1. Tja, mit dem Schreiben der Glaubenskongragtion und dem angehängten Rechtsgutachten wird der Versuch zu lächeln und froh sein, zweifellos noch einer Steigerung bedürfen... - Ins Knie geschossen, würde ich das nennen, auch wenn heute DBK in seiner Presse-Erklärung gute Miene zum bösen Spiel macht! Dass Du hin und wieder zu optimistisch bist bzw. zu positiv denkst... Ja, dass sehe ich ähnlich. Aber jeder Jeck ist bekanntlich anders, Markus. - Womit wir auch schon bei Kardinal Woelki wären. Sicherlich haben die Lager um ihn sich neu aufgestellt und auch deren Einfluß auf ihn hat sich in der Wichtung verändert. Letzendlich geht Woelki eher zu seinen Wureln zurück. Als er Erzbischof von Berlin wurde, hieß es: Hier kommt der Berliner Meisner, Hardcore-Katholik, homophob usw. - Aber das war er dann augenscheinlich nicht, zumindest nicht in dem, was man an seinen äußerlichen Akten festmachen konnte. Nur deshalb ist er ja überhaupt auf den Kölner Stuhl gesetzt worden. Man erhoffte sich einen weltoffenen Bischof, der den bösen(?) konservativen Meisner ablöste und den Muff von 1000 Jahren aus den Talaren des Kölschen Domkapitel-Klüngels fegte. - Und so begann er dann auch in Köln. Alölerdings hat er schnell festgestellt, dass die so genannten liberalen und lebenswirklichen, toleranten und bunten Christen sich keineswegs mit dem kleinen Finger zufriedengeben wollten. Um sich an einem Umsturz - durch ZdK, Maria 2.0 und vorhofbesoffenen Diözesan- und Pfarrgemeinderäten zu beteiligen... Nein, so postkatholisch war Woelki nie. Deshalb und weil er auch sieht, dass seine Suffragane in Essen und Münster das Mittanzen des Zeitgeist-Blues teuer erkaufen müssen, sich teilweise schon demütig z.B. von Maria 2.0 am Nasenring durch die Manege führen lassen, zieht er sanft die Notbremse. Ein Freund der Theologie von Marx war er zudem noch nie. Faszinierend, wie man nun in liberalkatholischen Kreisen beginnt, ihn zum Feindbild aufzubauen, zum Zukunftsverneiner, zum Fortschritts-Verhinder. Seit Jahrzehnetn kommen von Links immer dieselben Phrasen, wenn es um Konservative geht, die es wagen sich den monatlichen neuen Aufbrüchen in den Weg zu stellen. Na ja, Meisner und Dyba sind tot, welches Feindbild hätte man auch sonst noch? Blöd nur, dass das mit der goldenen Zukunft der Kirche trotz all dieser Aufbrüche, Reformen und Reförmchen bisher nix geworden ist. Aber daraus lernen? Never ever. Jetzt erst recht mit Gewalt auf dem Synodalen Weg! Wollt ihr die totale Erneuerung? Wollt Ihr sie, wenn nötig, nochtotaler und noch schneller, als Ihr es Euch überhaupt vorstellen könnt? Jaaaa, schreien sie alle, vor allem jene, die finanziell von der Kirche abhängen oder die Profilneurotiker in den Rätesystemen. - Mal sehen, wer am Ende noch "Jaaa!" geschrien haben will, wenn der totale Zusammenbruch da ist.

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