Dienstag, 20. September 2011

das "theologische" Sandmännchen

Einen lesenswerten Bericht zum Papst brachte dieser Tage "Spiegel online". Die Redakteurin Barbara Hans aus Essen hatte sich bei Uta Ranke-Heinemann (Tochter des Bundespräsidenten Heinemann; Konvertitin; schwer von der Kirche enttäuschte Theologin (die als Studentin mit Joseph Ratzinger zusammengearbeitet hatte); heute 83 Jahre alt) vor den Fernseher gesetzt und das "Wort zum Sonntag" von Papst Benedikt XVI. gehört. Aus diesem Artikel ein nettes Zitat:
"Der Mann im Fernsehen, Papst Benedikt XVI., der als Joseph Ratzinger gemeinsam mit ihr in München studierte, macht einen müden Eindruck. ...
"Ich freue mich auf den Besuch in Deutschland", sagt der Papst.
"Aha", sagt Uta Ranke-Heinemann und lupft die Augenbrauen.
"Das ist kein religiöser Tourismus", sagt der Papst.
"Ach wie schön!", sagt Uta Ranke-Heinemann.
Als er fertig ist nach wenigen Minuten ... sagt sie: "Er ist mein theologisches Sandmännchen. Er hat nichts gesagt, das mich am Einschlafen hindert."

Nun, man kann ja zu Ranke-Heinemann denken, was man möchte. Aber diese Formulierung ist doch ganz schön. Auch mit Blick auf die wüsten Kontroversen über eine Papstrede im Bundestag.

Aber das mit dem "theologischen Sandmännchen" ist auch anders schön. Ich würde es unseren Zeitgenossen durchaus empfehlen, immer mal wieder abends einen theologischen Text zu lesen, zu hören, zu meditieren. Natürlich wird der ein oder andre Text uns auch unruhig machen, um den Schlaf bringen. In der Regel sind das aber nicht die "Aufreger-Themen" in den Medien, sondern die Fragen, die mich auch im Innersten bewegen und die ich nicht zulasse. Eine biblische Lesung kann da durchaus "Tiefenströmungen" in mir zu Tage legen. Und wer weiß ... ob ein Gedanke, der mich am Einschlafen hindert ... nicht dazu beiträgt, dass ich letztlich besser und tiefer schlafe, wenn er einfach mal zu gegebener Zeit durch- und weiter gedacht wird. Themen gibt es genug, auch in Ihrem Leben.
Einen guten und tiefen Schlaf wünsche ich allen Leserinnen und Lesern.


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