Diesen Text habe ich vor einiger Zeit auf "orden-online.de" geschrieben. Da gerade die Diskussion um eine volle Eingliederung der Piusbruderschaft wieder neu aufflammt passt er vielleicht auch in dieses Blog.
Wie kann eine Liturgie schlecht sein, die nach wie vor Millionen  von Katholiken Lebenskraft und Glauben schenkt? Ich erlebe dies Tag für  Tag in der Gemeinde, in der ich lebe und mitarbeite. Mich erschreckt  diese bösartige Polemik, die immer wieder anzutreffen ist wenn es um  “Neue” und “Alte” Messe geht. Ich bin kein schlechterer Katholik, diesen  Verdacht möchte ich von mir weisen. Letztlich richtet sie sich doch  gegen zahllose Konzilsväter und einige Päpste und kann doch niemals  unter dem Deckmantel der Kirchentreue geäußert werden. Auch die  reformierte Liturgie hat ihr Recht.
Dennoch unterstütze ich inzwischen (nachdem ich die  Diskussion schon länger verfolge) den Wunsch unseres Hl. Vaters  Benedikt, den "alten lateinischen Ritus" als außerordentliche Form der Eucharistiefeier zuzulassen. Es stimmt, was sich über fast 1.900 Jahre liturgisch  entwickelt hat, kann ja nicht schlecht sein und ist es auch nicht. Bei  allem was ich weiß: es handelt sich doch nicht um eine Liturgie, die  sich im Laufe dieser Jahre nicht gewandelt hätte. Und auch die neue Liturgie  wurzelt in dieser Tradition.
Aber: die alte Liturgie kann nur dann wahrhaftig  sein, wenn sie in gewisser Achtung vor der neuen Liturgie gefeiert wird.  Sie verliert ihre Würde, ihren Rang, ihre tiefe Spiritualität, wo sie  als allein richtig und seligmachend verzweckt (und gegen andere  liturgische Traditionen gewendet) wird. Liturgie ist reiner  Gottesdienst. Gott hat Geduld mit uns Sündern. Er kämpft nicht im Mantel  von Gebet und Gottesdienst. Ich bin dankbar für das Experiment  “Mariawald”.
Aber ich habe auch Sorgen. Das II. Vat. Konzil hat  doch eindeutig festgestellt, dass die “Alte Messe” einer weiteren  Entwicklung bedürfe. Ganz bestimmt ist man häufig hier über das Ziel  hinweg geschossen, fehlte bei mancher Reform die notwendige  Behutsamkeit. Für mich ist die “Alte Messe” auch ein Stück über  Jahrzehnte konserviert worden, transportiert theologische Einsichten,  die neuer sprachlicher Fassung und gedanklicher Durchdringung bedürfen.  Wir haben das ja auch an der Diskussion über die Karfreitagsfürbitte  gesehen. Ich würde mir eine sensible Reform im Sinne von  Weiterentwicklung der “Alten Messe” und ihr dann mehr Raum in den Riten  der Kirche (von denen es ja noch einige mehr gibt) wünschen.
Die Krise der Kirche, der Orden ist eine Folge  gesellschaftlicher Entwicklung im Westen. Es ist dieselbe Krise, die  schon in den 60er Jahren zu den Reformen des Konzils geführt hat. Sie  ist nur tiefer geworden, die Reformen haben sie nicht bremsen können.  Die reine Rückkehr in die Vergangenheit wird diese gesellschaftliche  Krise nicht mindern. Im Gegenteil. Ich bin sicher, dass Mariawald einen  gewissen, begrenzten Aufschwung nehmen wird. Hoffentlich mißt der Abt  “Erfolg” nicht an Zahlen. Ich war gern in Mariawald. Der Orden, seine  Regel, seine geistlichen Schriften haben meinen Glauben sehr bereichert.  Sie haben durchaus erfolgreich gewirkt, nicht nur bei mir persönlich,  die Trappisten.
Trappist zu sein, das erfordert eine tiefe  geistliche Berufung. Da reicht die Freude an der “Alten Liturgie” nicht  aus. Im Grunde ist es daher gut, dass auch die strengeren Bräuche wieder  kehren, da werden evtl. Kandidaten gleich in die ganze Breite der  Berufung der Berufung der Trappisten geführt. Der Aufschwung der Abtei  wird aber nur begrenzt sein.
Die Liturgie allein macht es nicht. Meines Wissens  blühen andere Trappistenabteien trotz reformierter Liturgie (siehe Sept  Fons und Novy Dvur). Ich denke wegen der Eindeutigkeit, Strenge und  Treue zur Berufung. Ich weiß nur wenig, aber dass Mariawald davon nicht  profitieren konnte hat mit vielen Bedingungen in diesem Kloster zu tun.  Soweit ich weiß ist auch der Kartäuserorden eine schrumpfende  Gemeinschaft, trotz der Treue zur kartusianischen Liturgie, die die  Reform des Konzils nicht nachvollzogen hat. Die so offensichtlich von  einigen Schreibern vermutete Erfolgsorientierung der Klöster mit  überlieferter Liturgie ist kein Selbstläufer. Möglicherweise war der  Schritt von Abt Josef ein richtiger Schritt.
 Ich würde mir wünschen, dass Mariawald wieder aufblüht  und Bestand hat, als Insel des Glaubens in dieser Welt. Ich hoffe sehr,  dass die Abtei sich nicht als Insel im Meer des Unglaubens präsentiert  sondern als lebendiger Teil der einen heiligen römischen katholischen  und apostolischen Kirche, die auch in Schleiden und Heimbach, in Abenden  und Wolfgarten, in Aachen und Monschau lebendig ist. Und nach wie vor  auch in meiner Stadt Voerde am Niederrhein. Allen Diskutanten wünschen  ich Gottes Segen und seinen Frieden im Herzen.
 
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