Sonntag, 22. April 2012

Bericht von der Wallfahrt zum Hl. Rock nach Trier: 2. Teil

(Bitte lesen Sie zunächst den ersten Teil des Berichtes http://www.kreuzzeichen.blogspot.de/2012/04/bericht-von-der-wallfahrt-zum-hl-rock-1.html)
Ebensowenig hat sich bis heute ein Betrug beweisen lassen. Letztlich aber kommt es auch weniger auf einen eindeutigen Beleg der Echtheit an. Als Christen haben wir ein Sakrament, das noch viel mehr auf Christus verweist, als es ein Textil jemals könnte. „Nehmt und esst alle davon“ so hat Jesus zu seinen Jüngern gesagt. Dieses Brot „ist mein Leib“. Wie sollte jemals ein Textil, das Christus getragen hat, bedeutungsvoller werden als dieses Zeichen seiner Gegenwart in unserem Leben. Dieser bedeutungsvolle Zusammenhang wurde auch dadurch unterstrichen, dass in vielen Kirchen rund um den Dom den ganzen Tag über die Hl. Eucharistie zur Anbetung ausgesetzt war.
Dennoch machte die Begegnung mit den vielen Christen aus aller Welt und die Begegnung mit diesem, seit Jahrtausenden verehrten Kleid die Pilger still und nachdenklich. In der Bibel wird berichtet, dass einmal eine kranke Frau das Gewand Jesu berührt hatte. Sofort spürte sie, dass sie geheilt war und Christus spürte, dass von ihm eine Kraft ausgegangen war. Er blickte die Frau an und sagte ihr „Dein Glaube hat Dir geholfen!“. Jeder Pilger wird eine innere Spannung, eine Krankheitserfahrung, eine innere Verletzung mit nach Trier getragen haben. Im Leben läuft es nicht immer rund. Mag vom Gewand Christi auch kein Wunder mehr ausgehen, trotzdem hinterläßt eine solche Wallfahrt Samenkörner des Glaubens und der Ermutigung in unserem Leben. Das haben die Pilger von heute vermutlich (oder auch hoffentlich) erfahren dürfen.
Im großen Pilgerzelt im Palastgarten gab es eine leckere, einfache Verpflegung. Anschließend bummelten alle zurück zum Dom, wo der Stadtführer, Herr Karl Mikolai uns mit der Geschichte der Stadt Trier und ihrer Bauten vertraut machte. Besonders die römische Vergangenheit hinter und in den heutigen Bauten ließ er immer wieder hindurchscheinen. Schließlich ist Trier die älteste Stadt Deutschlands und war zeitweise Residenz römischer Kaiser. Die Führung endete in der Konstantinsbasilika. Dort, wo einst dem römischen Kaiser gottgleiche Verehrung entgegengebracht wurde, feiern heute die evangelischen Christens Triers ihren Gottesdienst. Ein beeindruckendes Gebäude, heute der größte erhaltene römische Bau in ganz Europa.
Beim anschließenden Gang durch die Stadt wurde für aufmerksame Beobachter deutlich, dass Trier auch die Stadt zahlreicher Religionskritiker war. Einige Geschäfte trugen den Namen der Familie Marx, Karl Marx selbst stammte aus dieser Stadt. Ein Spötter hatte eine alte Unterhose in einem Triptychon als „Unterhose“ von Karl Marx ausgestellt. An vielen Denkmälern und prägnanten Orten hingen selbstgestrickte kleine Hl. Röcke mit einem Zettel dran: „lasst euch nicht aufziehen“. Zog man an diesem Zettel, so ribbelte sich der Strick auf und der winzige Hl. Rock verschwand. Die Botschaft konnte jeder für sich deuten und mit nach Hause nehmen. Leider hatten sich die meisten Kritiker nicht mit den Aussagen der Kirchenleute auseinandergesetzt, denn solche Kritik blieb so oberflächlich wie eh und je. Wohl kaum einer der Christen nahm das ausgestellte Gewand als wundertätige Reliquie. Wohl kaum einer zeigte sich als unkritisch und kirchenhörig, sondern jeder kam mit seiner eigenen Frömmigkeit, mit seinen Gedanken, Gebeten, Zweifeln und Hoffnungen. Anders als vor 500 Jahren nahm auch die Evangelische Kirche in diesem Jahr die Einladung zu der Wallfahrt an, ihr Präses Nikolaus Schneider - zugleich Ratsvorsitzender der EKD - sprach von einer "Gabe des Bistums Trier" auch an seine Kirche.
So blieben auch die punkigen Zaungäste eine Ausnahmeerscheinung, die sich mit ihren schwarzen Klamotten und den umgedrehten Kreuzen demonstrativ vor den Pilgerschlangen aufbauten. Die Freude an dieser Pilgerfahrt ließen sich die Pilger nicht nehmen, weder von äußeren Anregungen noch von ihren inneren Fragen.
Um 18.00 Uhr trafen sich die Voerder Pilger in einer kleinen, wunderschönen Kapelle. Sie gehörte zum bischöflichen Generalvikariat und war dem Hl. Banthus, einem der Trierer Bischöfe geweiht. Seine Gebeine ruhten in diesem Altar. Interessant ist (und nur wenige Menschen wissen das), dass in dieser Kapelle um das Jahr 1970 während der Domrenovierung der Hl. Rock aufbewahrt wurde, bevor er seinen angestammten Platz in der barocken Heiligtumskapelle wieder einnahm. Am 29. Oktober 1971 wurde er ausnahmsweise einem hohen Besuch aus Rußland gezeigt. Der orthodoxe Patriarch von Leningrad und Ladoga, Boris Nikodim war zu Gast. Seitdem gibt es im Trierer Dom auch eine orthodoxe Kapelle unter dem Aufbewahrungsort des Hl. Rocks. In der Banthuskapelle dagegen wurde auch an die selige Schwester Blandine Merten erinnert. Die gebürtige Triererin hatte einige Jahre ihr Studierzimmer neben dieser Kapelle.
Zufällig besuchte kurz vor unsererm Abschlußgebet der Künstler, der das Reliquiar von Sr. Blandine geschaffen hatte, die Kapelle. Den Weg in die Kapelle gefunden hatte auch Martin Mohr, langjähriger KAB-Bezirkssekretär aus unserer Region, der heute für die KAB im Bistum Trier tätig ist. Er begrüßte uns gemeinsam mit einer Mitarbeiterin des Bistums Trier „vor Ort“ und berichtete kurz, wie die Trierer die Wallfahrt erlebten. Nach dem Gebet stellten sich alle Pilger zu einem Erinnerungsfoto vor der Kapelle auf. Zufällig kam in diesem Moment der Leiter der diesjährigen Hl. - Rock – Wallfahrt, Monsignore Dr. Georg Bätzing vorbei und erkundigte sich interessiert nach unserer Pilgergruppe und verabschiedete uns per Handschlag aus Trier. Der Nachfolger von Bischof Felix Genn wird in Zukunft der neue Generalvikar des Bistums Trier sein.
Martin Mohr begleitete uns noch bis zum Bus und gegen 19.00 Uhr rollte unser Bus in Richtung Heimat. Erfüllt von den Tagesereignissen und müde kamen wir gegen 22.30 Uhr dort an.
Mehr:
Zum Pilgertag der KAB am 6. Mai 2012 fährt wohl auch ein Bus aus der Region. Mehr Informationen gibt es im KAB Büro in Wesel, Sandstr. 24, Tel.: 0281/164100

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