Eigentlich mag man über das Thema „Bischof Franz Peter Tebartz-van Elst“ nichts mehr hören. Seit dem „Höhepunkt“ des Dramas und dem Beginn der „Auszeit“ des Bischofs im Kloster Metten hoffte man als Katholik eigentlich auf Ruhe und auf eine weise Entscheidung des Hl. Vaters in Rom (nach der Auswertung aller Akten und Unterlagen durch die Kommission der deutschen Bischöfe).
Doch irgendwie fühlen sich immer wieder einzelne oder Interessengruppen bemüßigt hier „nachzulegen“ und das Feuer rund um Bischof Franz-Peter am Kokeln zu halten. Dabei gönnt man ihm nach dem medialen Trommelfeuer die Atmosphäre und Ruhe des Klosters von ganzem Herzen.
Doch nun, kurz vor dem „Fest der Liebe“, kurz vor Weihnachten erscheinen in zwei betont kirchen- und Romtreuen Publikationen zwei bemerkenswerte Texte. In der ZEIT äußerte sich zudem noch der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck, der nach dem Verständnis des (seines) Bischofsamtes „nach Limburg“ gefragt wurde. Zweifellos kennt Overbeck aus der gemeinsamen Münsteraner Zeit seinen Limburger Mitbischof besser als jeder andere. Daher wurde die folgende Frage und ihre Antwort auch gern interpretiert: Christ & Welt: „Könnten Sie sich vorstellen, dass Franz-Peter Tebartz-van Elst nach Limburg zurückkehrt?“ Overbeck: „Es gibt Leute, die es hoffen, und solche, die es nicht hoffen.“ Vergessen habe ich natürlich auch den Einsatz der Erzbischöfe Müller und Gänswein aus dem Vatikan für ihren Limburger Mitbruder nicht. Ich gehe zum Abschluß dieses Beitrags darauf ein.
Aber zurück zu den beiden Texten, um die es mir heute geht. Es ist einmal ein Interview mit dem bisher allseits anerkannten Limburger Generalvikar Wolfgang Rösch, das von zahlreichen anderen Medien begierig aufgenommen (und teils zugespitzt) wurde. (Man sollte unbedingt das gesamte Interview lesen: http://www.die-tagespost.de/Wie-in-der-klassischen-Tragoedie;art456,148395)
Regina Einig fragt ihn: „Ein Kenner des Bistums – Kardinal Lajolo – verortet die Ursache für den Konflikt tiefer. Nach seinem brüderlichen Besuch erklärte er, er habe in seinen Gesprächen feststellen können, dass „die Spannungen latent schon über Jahrzehnte existieren und jetzt eben offen zutage treten“. Ist Bischof Tebartz-van Elst eine Projektionsfläche für Spannungen, die das Bistum seit Jahren in sich trägt?“
Wolfgang Rösch antwortet sehr entschieden: „Eindeutig nein. Denn dann ginge es in Wirklichkeit um ein renitentes Bistum. Dieses Deutungsmodell ist mir zu einfach. Das Bistum Limburg ist genauso katholisch wie andere und hat eigentlich immer eine gute Kultur gehabt. Den Prozess, der in den Konflikt hineininterpretiert worden ist – ein Bistum, das sich sehr stark von Rom losmacht – gibt es nicht. Wir haben viele Priester und pastorale Mitarbeiter, die in Rom studiert haben, unter ihnen etwa der Weihbischof und ich.“
Frau Einig hakt nach: „Nicht einmal das Domkapitel hat damals widersprochen. Wenn Kardinal Lajolo nur etwas in den Konflikt „hineininterpretiert“ hat – warum wird seine Einschätzung von vielen Gläubigen im Bistum Limburg nachvollzogen? Die Affäre Bafile, der Konflikt um den Ausstieg des Bistums aus der gesetzlichen Schwangerenkonfliktberatung sind Fakten. Vor allem der synodale Weg hat eine Mentalität geprägt, in der „Limburger Wege“ in der Praxis nicht unbedingt etwas mit dem Kirchenrecht zu tun haben brauchen.“
Der Generalvikar antwortet: „In den siebziger Jahren gab es bei uns vielleicht wirklich Demontagevorstellungen, als wir diesen Weg als erste Diözese ausexperimentierten. Dann haben wir die ersten Laien in die kooperative Pastoral einbezogen. Das war anfangs eine Klerikalisierung von Laien. Man hat ihnen auch Unrecht getan. Wir führen aber mittlerweile andere Diskussionen. In den neuen Pfarreien gibt es Pastoralteams, in denen die Pfarrer eine ganz andere Leitungsfunktion haben als vor zehn Jahren. Die Suchbewegungen der 70er und 80er Jahre haben wir hinter uns. Ich habe auch nicht den Eindruck, dass uns die Beratungsgeschichte unter Bischof Franz Kamphaus jetzt noch einmal unterschwellig einholen würde. Als Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst aus einer anderen Kultur hierherkam, fing es gar nicht schlecht an. Am Anfang gab es eine Öffnung der Diözese auf ihn hin. Wir stehen stärker in einer gesunden Ekklesiologie. Ich merke das heute bei der neuen Generation von pastoralen Mitarbeitern und ihrem stärkeren sakramentalen Kirchenverständnis.“
Der Generalvikar bemüht sich sehr um Versöhnung in seinem tief gespaltenen und verletzten Bistum. Er verteidigt den Bischof gegen ungerechtfertigte Kritik, versucht aber auch die Kritiker ernst zu nehmen. Man sollte dabei auch im Blick haben, dass Wolfgang Rösch von Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst selbst als Generalvikar ausgewählt wurde.
Gleichzeitig nimmt sich auch das VATICAN-Magazin erneut des Themas an. Monika Metternich hat sich dazu in die Altstadt von Limburg begeben und auf Straßen und in Kneipen die Leute befragt. Das idyllische Städtchen an der Lahn kommt dabei nicht gut weg. „Klaustrophobisch“ seien die Gassen, nur der Domberg mit Georgsdom und bischöflichem Haus gebe Platz zum Atmen. Der allgemein gut situierte (wohlhabende) Limburger wollte halt wieder einen Bischof zum Anfassen, einen Kumpel wie Kamphaus, nicht so einen, wie den Bauernsohn vom Niederrhein. Die ganzen kirchenpolitschen Hintergründe seinen dem normalen Limburger eigentlich egal. Man wolle einen Bischof als eine Art Pastor von nebenan.
Bei der Lektüre dieses Artikels fragte ich mich, ob es zielführend ist, die Kulisse des Dramas möglichst dunkel zu zeichnen, damit der „Held“ oder gar der tragische Held möglichst helle leuchtet bzw. die Story noch zusätzlich dramatisiert wird. Ich war mehrfach in Limburg, das ich als wunderschönes Städtchen erlebt habe. Fahren Sie doch mal selbst hin!
Der eigentliche Artikel in dem aktuellen Heft (wurde inzwischen - nach der Veröffentlichung des Prüfberichtes der DBK Ende März 2014 aus dem Netz entfernt). „LIMBURG. Psychogramm eines Problembistums, Zwischen der Burg Eltz und dem Georgsdom.“
Interessanterweise nimmt der Autor den recht originellen Aspekt auf, dass die Burg Eltz (als Stammsitz der Familie des Frankfurter Stadtdekans Johannes Eltz) den 500 – Mark – Schein zierte und der Limburger Georgsdom den 1.000 – Mark – Schein. Das ist aber auch schon der einzige Aspekt, der in dem Artikel aufmerken lässt. Ansonsten zeichnet der Autor ein erstaunliches Zerrbild der Pastoral in der Limburger Diözese, das der verzerrten Darstellung des Limburger Bischofs in manchen Presseartikeln der letzten Monate in nichts nachsteht.
Zunächst aber beschäftigt er sich anhand der beiden inzwischen wertlosen Geldscheine mit den beiden Kirchenmännern, die der Limburger „Provinzposse“ ein Gesicht geben, nämlich Franz-Peter Tebartz-van Elst und Johannes Graf von und zu Eltz. Zwischen diesen lägen „mindestens Lichtjahre“. Das Stichwort nimmt er so ernst, dass er zunächst den Bischof über den grünen Klee lobt und vom Domkapitular offensichtlich weniger als „Wikipedia“ - Kenntnis hat. Letztlich aber muss der Domkapitular dann doch dafür herhalten, dem Artikel die „entscheidende Wende“ zu geben, denn in einem internen Brief des Frankfurter Stadtdekans schreibt dieser, dass es in der Auseinandersetzung auch um einen „Kampf um den Kurs der Kirche in Deutschland“ gehe, „in dem unserem Bischof eine wichtige Rolle zugedacht war“.
Diese Bemerkung schrieb der Limburger Domkapitular allerdings nieder, als sich schon zeigte, dass es interessierte Kreise gibt, die die Auseinandersetzungen in der hessischen Kleinstadt zu einem Kirchenkampf unter „Deutschkatholiken“ aufladen wollten.
Zunächst schildert der Text die jahrzehntelangen Pontifikate der Bischöfe Kempf und Kamphaus aus der sehr verengten Perspektive der „Affaire Bafile“, wo es um die synodalen Strukturen und die Beteiligung von Laien und Klerus an der Leitungs des Bistums ging und dann der „Streit“ um den Ausstieg aus der Schwangerschaftskonfliktberatung. Angesichts der Tatsache, dass er damit einen Zeitraum von 1949 bis 2007, also beinahe 60 Jahre beschreibt, erscheint diese Argumentation etwas dünn. „Das Bistum Limburg wirkte irgendwann wie das gallische Dorf in den Asterix-Heften. Als mit Tebartz-van Elst ein Statthalter Roms zum Häuptling gemacht wurde, begannen die unbeugsamen Bewohner schnell, dem Eindringling Widerstand zu leisten. Aus vatikanischer Perspektive erscheint Limburg als problematisches, protestantisches, um nicht zu sagen: verwildertes Bistum. Vieles, was sich hier eingeschliffen hat, jagt Verteidigern der reinen römischkatholischen Lehre einen kalten Schauder über den Rücken.“
Von dieser Stelle an fragt man sich, ob der Artikel direkt von der Homepage der Piusbruderschaft (die manchmal genüsslich (und oft zu Recht) liturgische Fehlentwicklungen aufspießt) entnommen wurde, denn anhand von – nicht im Einzelnen belegten – Fehlentwicklungen zeichnet der Autor ein Bild des pastoralen Lebens im Bistum, dass selbst einem eher liberalen Kirchentreuen einen „kalten Schauer“ über den Rücken jagen müsste. Ich habe zunächst einmal nachgesehen, ob der Artikel als Polemik oder als Glosse zu lesen ist, aber nein, es ist völlig ernst gemeint, wenn es heißt: Tebartz-van Elst „sah sich offenbar vor die Aufgabe gestellt, wieder eine klare Struktur in den verwilderten Garten zu bringen“ ... doch „mit Belehrungen und Entscheidungen „von oben herab“ können die Limburger ganz und gar nicht umgehen.“
„Diese Schwäche“ habe „maßgeblich mit dem „Synodalen Weg“ zu tun, der das hierarchische Gefälle zwischen Klerikern und Laien nach knapp zweitausend Jahren Kirchengeschichte einebnete.“ In Limburg "schlurfen die Priester offensichtlich „in Jeans und Schlabberpulli herum“ und „fahren Motorrad“. „Neben dem Pfarrer steht heute vielerorts eine Pastoralreferentin am Altar, die im weißen Gewand mit bunter Stola sehr priesterlich wirkt und obendrein die Predigt hält. Wie Marianne und Michael durch eine Volksmusik-Show führen die beiden gemeinsam durch die Liturgie.“ In Limburg feiere man „eine Kartoffelmesse, in der nicht Brot und Wein, sondern zur Abwechslung mal die Kartoffel im Mittelpunkt stand...“ Dem folgen noch eine ganze Reihe liturgischer Fehlleistungen mit dem Fazit: „Eine von A bis Z ordnungsgemäß gefeierte Messe ist in Limburg eine Rarität.“ Und letztlich: „Christi Blut wird im Bistum Limburg voraussichtlich bis zum jüngsten Tag „für euch und für alle“ vergossen werden.“ Am Ende habe sich der „Limburger Reformeifer“ in „fragwürdigen Kirchenbauten niedergeschlagen“, in denen „die Gläubigen an halb gedeckten Tischen die Heilige Messe“ feierten und „dann werden Leberkäs’ und Kartoffelsalat aufgetragen.“ Der graue Beton dieser „Bauten aus den 1960 und 70er Jahren“ ersticke „jeden Anflug von Feierlichkeit im Keim.“
Weiter klingt es als sei unter den Bischöfen Kempf und Kamphaus eine Art Bildersturm von Zwinglis Gnaden durch das Bistum gefahren. Beichtstühle und Kniebänke seien abgeschafft worden, der Bischof (Kamphaus) sogar auf dem „offiziellen Bischofsportrait“ im Zivil zu sehen, mit einer „Baskenmütze à la Che Guevara auf dem Kopf“. Ich finde im Netz Kamphaus entweder im bischöflichen Ornat oder mit Priesterkragen. Eine „Baskenmütze“ wird hierzulande von so vielen älteren Priestern getragen, dass sie sich beinahe schon als Erkennungszeichen eines Priesters eignet. "Googeln" Sie doch mal selbst!
Am Ende kommt der Autor zu der Überzeugung, dass der Schaden nach den Auseinandersetzungen wohl irreparabel sei. Das „Etikett „Protzbischof“ würde Tebartz-van Elst wahrscheinlich "auch dann noch aufgeklebt, wenn er für den Rest seiner Tage barfuß und im Büßergewand herumliefe.“ Und auch Domkapitular zu Eltz sei wohl „am Ende der Karriereleiter angelangt“.
Am Anfang des Artikel wollte ich – für einige Zeilen – dem Autor noch zustimmen. Am Ende seines Textes gibt er mir doch noch einmal die Möglichkeit in Ruhe Luft zu holen, wenn er über Versöhnung schreibt und Paulus zitiert: „Ertragt euch gegenseitig und vergebt einander, wenn einer dem anderen etwas vorzuwerfen hat“ und „Wie der Herr euch vergeben hat, so vergebt auch ihr!“ Wie gut, wenn das Gotteswort unserem Menschenwort dann doch wieder etwas „frische Luft“ einhaucht.
Es erstaunt, dass im Vatikan - Magazin so in Bausch und Bogen die Priester und Kirchenverantwortlichen eines Bistums schlecht geschrieben werden. Man sollte eigentlich voraussetzen, dass man aus eigener Praxis zumindest bei den Recherchen gut gefeierte Liturgie erlebt hat... Ich will nicht bestreiten, dass es auch die andere Seite gibt, halt "liturgischer Schwachsinn", aus dem Gefühl heraus, auf gewisse/gefühlte Wünsche der Gläubigen eingehen zu müssen.
Ich kann nur von wenigen eigenen Erfahrungen mit Gottesdiensten im Bistum Limburg berichten. Aber im Limburger Dom und in der Abtei Marienstatt habe ich eine sehr schöne würdige Liturgie erlebt. Bischof Kamphaus habe ich einige Male bei Katholikentagen als Zelebranten erlebt. Und von den Gottesdiensten in der Frankfurter Gemeinde in der Verantwortung des Domkapitulars Johannes zu Eltz ist von solchen liturgischen Fehlentwicklungen ebenfalls nichts zu hören, im Gegenteil. Daher fällt es mir schwer, einem solchen Zerrbild Glauben zu schenken. Und noch schwerer fällt es mir, in Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst eine Art Don Quichote zu sehen, der gegen die Windmühlenflügel des Liberalismus im Bistum kämpfte.
Ich finde es ärgerlich, oder sogar schon perfide, wie in dem durchsichtigen Anliegen, den amtierenden Limburger Bischof zu entlasten, das Lebenswerk seiner Vorgänger in den Schmutz gezogen wird. Auch des noch lebenden Vorgängers übrigens, der bis heute treu seinen seelsorglichen Dienst im Bistum Limburg tut und der seinem Nachfolger, den er bisher mit keiner Silbe kritisiert hat, Loyalität entgegen bringt. Die Auseinandersetzung um den richtigen Weg, eine Frau von der Absicht abzubringen, das Leben des in ihr heranwachsenden Kindes zu beenden kann auch nicht als Indiz für eine pauschal romkritische Haltung des Limburger Bischofs missbraucht werden. Im Ziel, dem unbedingten Schutz des menschlichen Lebens im Mutterleib zu sichern, waren sich alle Beteiligten damals einig. Der Streit ging um die Frage, ob die Mitwirkung im staatlichen Beratungssystem in der Öffentlichkeit letztlich falsch verstanden werden könnte. Hier hatte der bodenständige Bauernsohn aus Westfalen die feste Überzeugung, dass das Leben der Kinder besser geschützt werden kann, wenn die Kirche ihre Stimme im Beratungssystem des Staates erheben kann. Wer will ihm das vorwerfen?
Ich halte es daher eher mit dem Limburger Generalvikar Wolfgang Rösch und bin froh, dass er in Rom sicher mehr Gehör findet als manche andere Stimme. Und ich bin sicher, dass das dem Menschen Franz-Peter Tebartz-van Elst und seinem zukünftigen Engagement mehr nutzt, als alle kirchenpolitische Verzweckung der Causa. Ich hielte es für fatal, würde man nun – im sicher ehrenwerten Bestreben dem Limburger Bischof „Gerechtigkeit erfahren zu lassen“ - die Fähigkeit der Gläubigen und Verantwortungsträger im Bistum zu Versöhnung und Vergebung - durch die Rückkehr des Bischofs quasi testen und erzwingen wollen. Es gibt im menschlichen Leben die Erfahrung, dass tiefe Wunden geschlagen wurden, die auch nach einem Neuanfang bluten und schmerzen und das Miteinander über Jahrzehnte schwer beeinträchtigen. Ich würde es auch Bischof Franz-Peter gönnen, dass man ihm einen echten Neuanfang ermöglicht.
Zwei bedeutsame Stimmen aus dem Vatikan habe ich am Anfang des Artikels nicht zu Wort kommen lassen. Mancher Leser wird das schon vermißt haben. Ich hole es an dieser Stelle gerne nach, zumal ich die beiden Erzbischöfe Gerhard Ludwig Müller und Georg Gänswein ausgesprochen schätze. Der Glaubenspräfekt stellt sich – wiederholt – eindeutig hinter den Limburger Bischof und erklärt im FOCUS: „Wenn ihm in Bezug auf seine Pflichten als Bischof nichts vorzuwerfen sei, müsse „die Gerechtigkeit und nicht das Kalkül Vorfahrt“ bekommen. Es ist ja in der Tat so, dass dem Bischof in Bezug auf seine bischöflichen Pflichten nichts vorzuwerfen ist, im Gegenteil. Was immer man an Geistlichem von ihm zu lesen oder zu hören bekam war saubere Theologie. Im Bistum hat er geistlich anregende Prozesse angestoßen und mit persönlichem Einsatz begleitet. Seine Fehler lagen auf einer Ebene, die weniger mit den originären bischöflichen Pflichten zu tun hat. Und natürlich hat der Erzbischof absolut recht, wenn er sagt. „Kein Gremium könne sich anmaßen und sagen "der hängt von unserem Vertrauen ab, oder wir wollen ihn nicht mehr haben".“
In der Monatsschrift Cicero äußerte Erzbischof Georg Gänswein, dass die „Deutsche Bischofskonferenz kein Recht habe, den Rücktritt des umstrittenen Limburger Bischofs zu fordern. Die Bischofskonferenz habe keine Jurisdiktion über einen Diözesanbischof.“ Völlig richtig! Allerdings war mir bis dato auch noch nicht zu Ohren gekommen, dass ein deutscher Bischof einen Rücktritt gefordert habe. Was Georg Gänswein dazu bringt, sich auch in anderen Formulierungen ohne klaren Grund mit den deutschen Bischöfen über Kreuz zu legen, erschließt sich mir nicht. Sehr bedauerlich – auch in der Außendarstellung.
Ich kann nur eine Motivation vermuten, er möchte wirklich gern in Rom bleiben und vermeiden, dass ein deutsches Domkapitel ihn auf einen vakakanten oder demnächst vakanten Bischofssitz in Freiburg oder Köln, Hamburg oder Passau – oder gar Limburg wählt. Cicero fasst die Meinung des Präfekten des päpstlichen Hauses so zusammen: „In Limburg „geht es, tiefer gesehen, um Glaubens- und Richtungsfragen. Führt Bischof Tebartz-van Elst seine Diözese als katholischer Bischof – oder will das Bistum einen Sonderweg beschreiten?“ Das „laute Geheul um die Ausgaben“ sei „nicht der wahre Grund für den Streit“. Es gebe in Limburg „Strömungen, die andere Ziele haben als eine Klärung finanzieller Verantwortlichkeiten“.“ Leider ist Cicero an hiesigen Kiosken nicht verfügbar, der genaue Kontext wäre sicher hilfreich.
Aber da ist sie wieder, die Thematik, die zunehmend zur „Kulisse“ des Limburger Streits um Führungsstil, Baukosten und unwahrhaftige Aussagen eines Bischofs ausgebaut wird.
Natürlich haben alle Verfechter dieser Position nicht unrecht. Es geht in Deutschland (und in anderen Ländern) auch um den „Kurs der Kirche“. Allerdings kann (und sollte) dieser Streit nicht stellvertretend anhand der Ereignisse auf dem Limburger Domberg ausgetragen werden. Dieser Streit, diese Auseinandersetzung sollte in einer brüderlichen und versöhnlichen Weise im Rahmen eines sinnvollen Dialogprozesses, im Rahmen der Diskussionen in der Bischofskonferenz geführt werden. Es sollte uns Katholiken doch gelingen einen gemeinsamen Weg zu finden, mit dem wir dem Aufruf Jesu „Alle sollen eins sein: Wie du, Vater, in mir bist und ich in dir bin, sollen auch sie in uns sein, damit die Welt glaubt, dass du mich gesandt hast.“ so nahe als möglich kommen. Nur so können wir der großen Aufgabe der neuen Evangelisierung gerecht werden, die der Hl. Vater Franziskus in seinem Schreiben Evangelii gaudium so anregend und überzeugend skizziert.
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