Donnerstag, 23. Juli 2020

Auf! Aufbruch! Per Instruktion zur pastoralen Umkehr!

Kürzlich gab es für das älteste deutsche Bistum eine Vollbremsung im Prozess der Neuaufstellung der Pastoral. Ausgelöst wurde die von einen Brief aus Rom. Begleitet von Jubelrufen all jener, die sich Ähnliches auch für den Synodalen Weg erhoffen!

In einer aufwendigen Diözesansynode hatte man sich in Trier u.a. überlegt, wie man angesichts immer weiter sinkender Priesterzahlen noch eine geordnete Seelsorge sicher stellen kann. Das Ergebnis war (neben vielen anderen Plänen) dass die vielen (887 an der Zahl) kleinen Pfarreien im Moselbistum zu 35 Großpfarreien zusammen geführt werden sollten. Rein rechnerisch hätte sich dann ein leitender Pfarrer um 25 Kirchtürme (und meist noch viel mehr Dörfer) zu kümmern. Das ist schon eine Nummer und daher hatte man auch geplant, die Verantwortung auf mehrere Schultern zu verteilen und dem Pfarrer in Verwaltung und Seelsorge gut qualifizierte Mitarbeiter*innen zur Seite zu stellen. 

Damit waren jedoch viele Engagierte in den Pfarreien nicht einverstanden. Viele Laien vor Ort und auch nicht wenige Pfarrer wollten „ihren“ Kirchtum behalten und sahen ihre kirchliche Verortung in Gefahr. Sie protestierten vor dem Dom und beklagten sich brieflich beim kirchlichen „Weltgerichtshof“ im Vatikan. Die Folge war, dass Bischof Ackermann nun erst mal zurück rudern muss. 

Offenbar hatten sich einige Mitarbeiter der Kleruskongregation der Sache im Nachgang noch gründlicher angenommen und dachten nun, dass man sich grundsätzlicher zu der Frage äußern müsse, was denn nun in der ganzen Kirche zu gelten habe. Schließlich sind – bei allen Unterschieden im Detail – fast alle Bistümer auf ähnlichen Reformpfaden unterwegs.

Man bewegt sich dabei im Wesentlichen an zwei Leitplanken entlang: die Leitungsfunktion der Pfarrer soll nach wie vor gegeben sein, selbst wenn der Pfarrer sie konkret aufgrund der übergroßen Pfarreien kaum noch wahrnehmen kann. Daran haben neben der Kleruskongregation und den Bischöfen auch die Ordinariate und Generalvikariate ein großes Interesse im Sinne einer geordneten und strukturierten Verwaltung. Gleichzeitig sollten Laien und auch hauptamtlich tätige Personen in Verwaltung und Seelsorge angesichts ihrer hohen Qualifikation auch entsprechend eingesetzt werden und im notwendigen und sinnvollen Rahmen Leitungsaufgaben übernehmen. Mal geschieht dies ohne, aber inzwischen auch hier und da schon mit einem Verweis auf den schwierigen Canon 517,2 CIC.

Insgesamt spricht mich in der Instruktion manches an, so die hohen Hürden, die für die Aufhebung von Pfarreien gesetzt werden und für die Profanierung von Kirchen. Die Möglichkeit, Laien im Notfall für Gottesdienste, Beerdigung, Taufe und Trauung - auch Gemeindeleitung (selbst wenn es nicht so heißen darf) zu beauftragen, eine ausdrückliche Predigterlaubnis, Primat für die Weitergabe des Evangeliums, die Mission... Man fragt sich schon, ob in Zeiten, wo das CIC im Internet verfügbar ist, nicht ein Verweis aus die einschlägigen Canones gereicht hätte. Es gibt zwar einige interessante Aspekte einer Analyse der sich rasant wandelnden Welt und passende Zitate von Papst Franziskus. Aber sonst eigentlich keine Neuerungen. Unter dem Strich wird auch nichts Dramatisches gesagt. Die Autoren in Rom werden vermutlich über die Resonanz recht erstaunt sein.

In die nun veröffentlichte Instruktion hat man weitere Gedanken einfließen lassen, Dinge, die man für regelungswürdig hielt, wo es aber offenbar bisher keine Gelegenheit gab, sie unterzubringen. Da ist der Hinweis, dass es sich sich beim Messstipendium um eine freiwillige Gabe und nicht um eine Gebühr handele. Oder der eher skurrile Einschub, der Pfarrern ein Leben in seiner Herkunftsfamilie ermöglicht, soweit kein Pfarrhaus zur Verfügung steht. Ich habe dazu manche Reaktion von Pfarrern erlebt: Irgendwo zwischen amüsiertem Lachen und Fassungslosigkeit. Soll es ernsthaft eine Lösung sein, dass ein Pfarrer in sein geräumiges altes Kinderzimmer zieht und dann täglich von Mama und Papa aus über 50 km zur Arbeit in seine Großpfarrei aufbricht? Und dann wird das auch noch mit der geistlichen Begründung versehen, dies sei ja der Ort „der menschlichen Formung und der Berufungserfahrung“ und gewährleiste eine „ruhige und beständige häusliche Umgebung“. 

Ähnlich auch die Einschärfung: Laien könnten schon mit der Predigt beauftragt werden, aber nie und nimmer mit einer Homilie in der Eucharistie. (Das Problem, dass ein Laie in einer Eucharistiefeier predigt, wird ja sowieso mit jedem Jahr kleiner. Wenn denn schon mal der Pfarrer in den Ort kommt, dann sollte er auch predigen. Da bin ich ganz einverstanden. Ich weiß nur nicht, ob es eine gute Entwicklung ist, dass die Zahl unserer Eucharistiefeiern so deutlich zurück geht, auch wenn wir Laien damit die Möglichkeit zur Predigt bekommen.) 

Grundsätzlich stärkt das Papier all jenen den Rücken, die sich um die Zukunft ihrer Kirche sorgen. Die Hürden für einen Abriss einer Kirche werden nun deutlich höher gesetzt. Es stärkt auch all jene, die in den immer größeren Gemeinden kein Zukunftsmodell sehen. Oder darin eine Planung vom grünen Tisch vermuten. Und in der Tat darf man ja an die immer größeren Einheiten auch pastoral ein großes Fragezeichen setzen. Zumal, wenn dann quer über ein Bistum teils tausendjährige Pfarreien per bischöflichem Dekret aufgehoben und allein aus praktischen Erwägungen zu neuen Pfarreien fusioniert werden. Auch manchem Pfarrer wird ja Angst und Bange, wenn er gefragt wird, ob er ein pastorales Gebilde von der Größe (gemessen an den Mitgliedszahlen) des Bistums Görlitz übernehmen möchte. Von daher sehe ich die Instruktion auch positiv. 

Wenn wir als katholische Kirche schon eine ja durchaus bewährte und überlieferte Struktur haben, nämlich dass die Pfarrei von ihren Pfarrer inspiriert, zusammengehalten, begleitet, geführt, unterstützt wird. Dann sollten wir diese Struktur auch nicht allzu leichtfertig aufgeben. Ich arbeite sehr gern in einem überschaubaren Arbeitsfeld eng mit einem Pfarrer zusammen, der sich auf Leitung versteht. Mit dieser Hoffnung bin ich in den pastoralen Dienst gegangen. Pfarrersurrogat wollte ich als Pastoralreferent nie werden. Pfarrer auch nicht. 

Aber ich habe in den fast 30 Jahren meines Dienstes auch erfahren, dass die Vorstellung des Pater familias und der überschaubaren Pfarrfamilie nicht mehr tragfähig ist und dass zunehmend mehr Schafe keinen Hirten mehr haben. Reisen und Partnerschaften in Afrika und Lateinamerika haben mir vor Augen gestellt, dass es die Pfarrgemeinde (wo also Pfarre und Gemeinde als christliche Lebensgemeinschaft zusammen fällt) dort fast nie und nirgendwo gegeben hat. Wohl ist dort die Rolle des Pfarrers weit weniger angefragt als hierzulande. Und die Bedeutsamkeit des Priesters ist da nicht davon geprägt, ob er in allen Fragen der Pastoral und des Gemeindelebens „den Hut auf hat“. Nach wie vor würde ich gerne einmal konkret in einem solchen Papier ausformuliert haben, was unverzichtbar zu den Hirtenaufgaben eines leitenden Pfarrers gehört und was auch vertrauensvoll an Gemeindemitglieder delegiert werden kann. Und in welchem Rahmen ein Pfarrer die Möglichkeit hat, in Entscheidungsprozesse einzugreifen und Entscheidungen an sich zu ziehen. 

Natürlich ist es richtig, dass man jemanden, der nicht Priester ist, nicht zum Pfarrer erhebt. Aber jemand, der eine wichtige Funktion in der Gemeinde bekleidet braucht auch eine Funktions- und Berufsbezeichnung, die von Außenstehenden verstanden und richtig eingeordnet wird. Warum man daher ausdrücklich darauf setzt, alle Begriffe zu vermeiden, die sich nach Leitung anhören wie „Leitungsequipe, Leitungsteam“ erschließt sich nicht. Dass man jemanden nicht Kaplan nennt, der keiner ist – absolut einverstanden. Aber warum sollte jemand, der eine Gemeinde leitet ohne Pfarrer zu sein nicht Leiter der Gemeinde heißen? Dazu muss man doch nur die Rolle des Pfarrers klar beschreiben und fertig. Ich sehe da die Rolle des Pfarrers durch nichts beschnitten, wenn andere Personen sprechende Funktionsbeschreibungen haben. Wenn die Kongregation gewisse Begriffe vermeiden will, warum macht sie dann nicht einfach gute Vorschläge für solche Funktionsbeschreibungen. Beauftragter für …, Assistent, Koordinator... alles genauso schräg wie der Begriff Pastoralreferent, den man dann einstmals auch nur zähneknirschend durch gehen ließ, weil es irgendwie ein wenig nach Verantwortlichkeit klingt.

Ich frage mich seit Jahren: „Warum diese Angst?“ „Warum ist die Kirche nicht in der Lage, Verantwortung auch an jene zu übertragen, die keinem Bischof „Ehrfurcht und Gehorsam“ versprochen haben?

Interessant ist ja die Hierarchiefolge Pfarrer, Priester, Diakon, Gottgeweihte, Laie, die eigens eingeschärft wird. Übernimmt also demnächst der ehren-/nebenamtliche, betagte Diakon Aufgaben, für die ihm sowohl die Zeit als auch möglicherweise die Kräfte fehlen, während die hauptamtlich beschäftigten Pastoralreferenten (manchmal mit Doktortitel und Doppeldiplom) die Briefe an die Kommunionkinder eintüten, den Pfarrbrief tippen und die Kapelle ausfegen? Ich habe immer geglaubt, der Diakon bekleide ein Amt für die Armen und wegen der konstitutiven Bedeutung der Sorge für die Armen erhalte er eine Weihe. Hier riecht es nun doch wieder nach Pfarrer i.V. mit minderer Weihe. „Ein Diakon hat Vortritt vor Gottgeweihten und Laien.“ Ich dachte immer „Ihr aber seid einer in Christus“. 

Ich bin unbedingt dafür, das Amt des Pfarrers klar zu profilieren. Ich habe in keiner Weise den Wunsch, meinem Pfarrer etwas wegzunehmen oder ihn aus seiner Rolle zu verdrängen. Ich möchte ihm aber zur Seite stehen. In Deutschland erlebe ich eine hoch organisierte und bürokratisierte Kirche. Hier läuft alles sehr ordentlich und nach Recht, Gesetz, Verordnungen und Durchführungsbestimmungen. Alle Projekte werden vielfach geprüft und ordentlich bearbeitet und archiviert. Mal eben so – da geht wenig. Höchstens noch Katechese und Verkündigung und pastorale Projekte. Allein schon die Mitverantwortung in der Führung zahlreicher Kindergärten oder eines großen Krankenhauses fordert einen Pfarrer über alle Maßen. Ich werde nie vergessen, wie ein befreundeter Kaplan in seiner ersten Pfarrstelle als Chef von 2.500 Mitarbeiter*innen im Krankenhaus begrüßt wurde. Gleichzeitig hatte der Nachbarpfarrer noch eine Pfarre mit 2.500 Gemeindemitgliedern, was ihn voll auslastete. Langeweile kommt doch in der Seelsorge nie auf, wenn man nur die pastoralen Herausforderungen wahrnimmt und sich an die Arbeit macht. 

Dadurch, dass ein Pfarrer heute den Stallgeruch seiner Schäfchen und oft auch ihre Gesichter und Namen nicht mehr kennen kann, sinkt auch die Identifkation mit der Pfarrei und die Bereitschaft, sich hierfür in die Seile zu hängen. Zumal bei jenen, wo der berufliche Druck steigt. Und die man ob ihrer Qualifikation in der Gemeindearbeit sehr gut gebrauchen könnte. Aber wer beruflich gewohnt ist, Verantwortung zu tragen - warum sollte der in der Pfarrei Aufgaben übernehmen, wo er an ganz kurzer Leine geführtes, ausführendes Organ ist? Er möchte nicht nur als Notnagel gesehen werden, der beiseite tritt, sobald irgendwer das wünscht. Das ist einfach auch eine Frage der Wertschätzung. Und Wertschätzung für das vielfältigen Engagement der Laien gerade der vielen Frauen, ohne das es keine Kirche gäbe – das vermisse ich in dieser Instruktion.

Was mir an der ganzen Instruktion (die viele schöne Worte verwendet) weiter schmerzlich fehlt ist eine Antwort auf die Frage, was denn dort ist, wo in einer katholischen Pfarrei kein Pfarrer mehr eingesetzt werden kann. Wo z.B. der § 517,2 CIC dauerhaft zum Tragen kommen muss. Das ist doch in weiten Regionen der katholischen Welt schon lange der Fall. Seit Jahren, ja Jahrzehnten kümmern sich hier die Katechisten um die Dörfer, trauen, taufen, beerdigen, halten Gottesdienste und Katechesen. 

Warum spielt man nicht mal konkret durch, wie Gemeindeleitung (nicht Pfarreileitung) durch Katechisten geht? Der Begriff Katechist taucht im Papier nirgends auf, obwohl unglaublich viele Dorfgemeinden in Afrika, Asien, Lateinamerika von Katechisten (ich zähle uns Pastoralreferenten hierzu) "geleitet" werden.

 Ich stelle einmal die These auf, nicht weil die Laien in die Macht- und Leitungspositionen drängen, sondern weil es bis heute keine vernünftige Vorgabe des Mit- und Zueinanders von Priestern und Katechisten aus Rom gibt, haben wir überhaupt erst die verkorksten Leitungsmodelle in manchen Bistümern. Denn dort wollte man gerade den gegebenen Rahmen einhalten, gleichzeitig die Kompetenz der studierten Laien für die Gemeindeleitung nutzbar machen und den Pfarrer von allzu viel Verantwortung in der Leitung frei stellen. Dann hätten die Laien „Leitplanken“ für ihr Engagement ohne allzu häufig in Situationen zu geraten, wo das Fehlen eines von einem Pfarrer ausgeübten Hirtenamtes schmerzlich empfunden wird. Und wo man als Laie ab und an reagieren muss, um als Kirche glaubwürdig zu bleiben. 

Das Papier fordert in den anregenden ersten Zeilen Aufmerksamkeit für tiefgehenden den Wandel der Welt – gibt allerdings wenige Antworten auf die Schwierigkeiten der Kirche und ihrer Pfarreien auf diesen Wandel adäquate Antworten zu geben. 

Papst Franziskus wird mit dem klaren Wort zitiert, dass alles kirchliche Engagement: „mehr der Evangelisierung der heutigen Welt als der Selbstbewahrung“ dienen soll. Welche Konsequenz ist heraus zu ziehen?

Und weiter: „ein festgelegter und unveränderbarer Kontext“ entspreche „immer weniger dem Leben der Menschen...“ Andererseits (?) habe „die digitale Kultur in unumkehrbarer Weise das Raumverständnis, die Sprache und das Verhalten der Menschen … verändert.“ Es sei daher „dringend notwendig, das ganze Volk Gottes in das Bemühen einzubeziehen....“

Bezeichnend ist eine Wendung: „Diese Aufgabe ist keine Last, die zu ertragen ist, sondern eine Herausforderung, die es mit Enthusiasmus anzupacken gilt.“ Offenbar ist selbst den Autoren im Vatikan nicht entgangen, dass die Situation der Kirche in Europa eher im ersten Teil des Satzes repräsentiert ist. „Last, Erschöpfung, Frustration...“ Wie der Turn around zum 2. Teil des Satzes geschehen soll verraten Sie jedoch nicht. 

Ganz bemerkenswert finde ich den Verweis auf die Wallfahrtsorte und die Gastfreundschaft, die diese dem Pilger bieten. Die Autoren ziehen von hier aus Parallelen zum Leben der Pfarrei. Das ist ein richtig guter Ansatz, dass sie bei uns einer „gastfreundlichen Kirche“ begegnen, die nicht nach Vorleistungen fragt. 

Das Papier will, so heißt es eingangs, Einladung an die Pfarrgemeinden sein: „sich zu öffnen und Instrumente für eine auch strukturelle Reform anzubieten, die sich an einem neuen Gemeinschaftsstil, an einem neuen Stil der Zusammenarbeit, der Begegnung, der Nähe, der Barmherzigkeit und der Sorge für die Verkündigung des Evangeliums orientiert“. Leider werden die Instrumente im Text dann nicht ausgeführt, statt dessen wird Altbewährtes und Bekanntes wiederholt. 

Es reicht nicht mehr aus, Aufbruch zu fordern ohne konkrete, lebbare und praktikable Wege zu zeigen, wie der dann auch beginnen könnte.

Die Frage, die viele in der Mitte wie auch an den Rändern der Kirche bewegt, ist doch, wie Kirche mit immer weniger Priestern weiterhin lebendig und erreichbar sein kann. Warum dann keine konkreten Hinweise, welche Aufgaben der Pfarrer delegieren kann und in welcher Weise ihn in den Dorf- und Stadtteilgemeinden Menschen entlasten können, die ihrerseits für Christus und seine Kirche brennen. Ohne dabei „Gottgeweihte“ in einer Weise zu sein, die über Taufe und Firmung hinausgeht. Warum keine Hinweise, wie sich das Hirtenamt des Pfarrers wandeln müßte... ?

Es wäre einfach hilfreich, wenn die Kleruskongregation definiert, was genau zum dreifachen Amt des Priesters, was zu seinem Leitungsamt unaufgebbar dazu gehört. Und was unter besonderen Umständen auch in bewährte Hände abgegeben werden könnte. Ruhig mit konkreten Beispielen. Solange das nicht geschieht, wird in allen Fragen von Leitung, Macht, Amt jemand zucken und STOP rufen. 

Gut, der Grund wird darin liegen, dass die Verfasser in der Kongregation für den Klerus arbeiten und daher vor allem die Priester, Diakone und Bischöfe im Blick haben. Daher wäre es mir ein Anliegen, dass umgehend ein Papier „Christifideles laici 2“ in der Verantwortung des Dikasteriums für Laien, Familie und Leben folgt. Ein inspirierender, begeisternder Text, der wirklich Lust auf ein von Geist und Glaubensfreude getragenes Engagement für die Kirche, für den Glauben und die Verkündigung der frohen Botschaft macht. Kardinal Farell, übernehmen Sie!

Unsäglich ist, dass aktuell in Deutschland weite seelsorgliche Felder von Priestern unversorgt sind, weil es entweder zu wenige gibt, oder weil ihre Kräfte durch die Administration und die Erwartungen der Ordinariate an die Qualität der pfarrlichen Leitung und Organisation gebunden werden. So kumuliert sich ein manchmal unüberschaubarer Wust an Aufgaben beim Pfarrer. Kein Wunder, dass mancher „leitende“ Pfarrer diesen Beruf sehr gern gegen den eines Priesters in der Seelsorge eintauscht. Ein Pfarrer dürfe ja auch nach Vollendung des 75. Lebensjahrs noch Pfarrer bleiben. Ich wäre gern dabei, wenn der Bischof diese frohe Nachricht zu Beginn einer Tagung der leitenden Pfarrer verkündet. Es ist für mich kein Wunder, dass mancher Interessent für den kirchlichen Dienst angesichts dessen, was er als einfaches Kirchenmitglied mit nicht wenigen Pfarrern erlebt, mit ihrer einsamen Chef-Position, mit ihrer Überlastung, mit ihrer Ehelosigkeit, ihrer Lebensweise, mit einer sehr speziellen Kirchen-Kultur und Sprache... kein Wunder, dass mancher diesen Weg für sich selbst als nicht begehbar abhakt. Und ich glaube nicht, dass dies notwendig zur Prüfung der Echtheit einer Berufung gehört. 

Irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass wir in der Kirche selbst mindestens so sehr dafür sorgen, dass der Weg der besonderen Nachfolge weniger begangen wird, wie dies der Wandel der Welt tut. Und dass die Krise des Priestertums möglicherweise nicht darin begründet liegt, dass die Laien der Kirche ihre Unterstützung und ihre Mitarbeit anbieten.

3 Kommentare:

  1. Sind die ganzen Doppelungen poetisches Mittel, oder gehört der Text überarbeitet?

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    1. Vermutlich dem Anliegen geschuldet neben dem Packen auch noch diesen Text in einigermaßen lesbare Fassung zu bringen bei mangelnder Zeit. Setze mich bei nächster Gelegenheit noch mal dran und bitte um Verständnis.

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    2. Oh je, da ist wohl auch irgendwas beim Einstellen schief gegangen und Abschnitte aus einer älteren Version des Textes wieder aufgetaucht. Ich hoffe, ich konnte das jetzt alles raustilgen trotz der fortgeschrittenen Stunde...

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