Freitag, 11. Oktober 2013

Es ist einfach zum Kotzen - der Streit um den Bischof von Limburg!

Er ist wirklich drauf, im Licht, 2007 im Dom zu Münster!
Haben Sie gestern und heute Fernsehen geguckt, Radio gehört und Zeitung gelesen? Und, wie geht es Ihnen? Ich jedenfalls habe ein ganz schlechtes Gefühl im Bauch. Ich könnte kotzen, welche Zerrbild meiner Kirche hier wieder dem geneigten Zuschauer, Zuhörer und Leser geboten wird. 

„Um Himmels Willen: Die Luxus Liste des Protz – Bischofs“ titelte die BILD, während sie gleichzeitig die einzige persönliche Äußerung des Limburger Bischofs in der aktuellen Zuspitzung der Debatte veröffentlichen durfte. 

Also ehrlich gesagt, ob der geballten Ladung Kritik, mit der auch allerlei allgemeine Kirchenkritik verquirlt wurde, wurde mir ganz mulmig. Bei allen berechtigten Anfragen, die Medien haben den Bischof in diesen Tagen unfair behandelt und mit der ganz großen Kanone beschossen. Das ist die Sache nicht wert und die kritisierten Punkte auch nicht. Zudem ist die meiste Berichterstattung fehlerhaft und die meisten „Kirchenexperten“ erweisen sich als „Kirchenstümper“.
Sondersendungen auf ZDF und ARD, von weitgehend unkundigen Moderatoren mit weitgehend unkundigen Gesprächspartnern. Was soll z.B. Alois Glück zu der ganzen Affaire sagen? Er weiß auch nicht mehr als Sie und ich.

Präsentiert wurde uns auch ein ganz offensichtlich überraschter Erzbischof Zollitsch, der gar nicht recht wußte, wie er mit diesen neuen schlechten Nachrichten umgehen sollte. Präsentiert wurden uns zahlreiche erboste Passanten aus dem Umfeld des Limburger Doms. Ein kleiner Erkenntnisgewinn des Abends: Hohe Mehrkosten entstanden, weil – um die Gebäude niedrig zu halten – Kellerräume in den Felsen gefräst werden mussten. Hohe Kosten entstanden, weil die „gediegene Schlichtheit“ und die verbauten „heimischen Materialien“ eben auch teurer sind als von Kinderhänden behauene Steine aus Indien, mit der wir unsere Auffahrt billig und gediegen zu pflastern pflegen. Hohe Kosten entstanden aber z.B. auch durch den Einbau eines elektrischen Aufzugs für den Adventskranz, Möbel vom Schreiner und eine freistehende Badewanne. 

Auch das hat nicht unbedingt mit Protz zu tun. Dass der Bischof 3 ½ Zimmer bewohnt, sagen wir mal Wohnzimmer, Schlafzimmer, privates Arbeitszimmer und Küche ist keinesfalls übertrieben. Dass er da den Wunsch nach Kellerräumen hat, wo z.B. die überschüssigen Umzugskartons oder eine Tiefkühltruhe stehen könnten ist auch menschlich nachvollziehbar. Aber irgendwie muss ihm bei all den nicht absolut unbescheidenen Wünschen der Überblick abhanden gekommen sein. 

Bei ihm haben doch ganz sicher schon am Beginn seines bischöflichen Dienstes die Alarmglocken geläutet, als Kritik am Bau des Bischofshauses aufkam, weil das einige Millionen kosten würde und seine Gemeinden gerade einige schmerzhafte Sparanstrengungen wegstecken mussten. Ja, alles noch unter Bischof Kamphaus! Da hat der neu gewählte Bischof direkt gesagt, dass man alles sehr bescheiden und einfacher planen solle. Und ich bin sicher – er hat das auch so gemeint. Doch dann muss er auch dafür sorgen, dass die Kontrolle der Baukosten funktioniert. Man war gewarnt und hätte entsprechend vorsichtig sein müssen! Ich weiß nicht, was da hinter den Kulissen geschehen ist, aber das hätte nicht passieren dürfen und letztendlich trägt dafür der Bischof auch die Verantwortung.

„Die neue Schreckenszahl in Limburg ist 31“ schrieb der Blog demut-jetzt.blogspot.com und ergänzt: „Hoffen wir mal, dass es ein paar wirklich gute Begründungen für diese Kosten gibt. Denn ich geb jetzt mal den Propheten: Wenn das Bistum die Kosten nicht begründen kann und noch was aus Hamburg kommt, dann können wir schonmal für die neue Bischofsinthronisation üben.“ 

Die Post aus Hamburg ist jetzt auch da... und jetzt haben wir den Salat.
Dem Bischof blieben jetzt nur noch zwei Möglichkeiten: „Er tritt zurück!“ oder Papst Franziskus entbinde ihn seines Amtes, so eine Zeitungsmeldung in der internationalen Presseschau des Deutschlandfunk. 

Durchaus um Sachlichkeit bemüht zeigte sich im WDR 5 Theo Dierkes, der einem Anrufer erklärte, dass in den „Schatullen“ des Bischöflichen Stuhls keinesfalls die konfiszierten Vermögen verbrannter Hexen lägen, sondern dass diese Gelder ein kleiner Ausgleich für das 1803 konfiszierte, viel reichlichere Kirchenvermögen waren und dass der Kölner Erzbischof heute sogar auf die Zahlung seiner Bezüge aus der Staatskasse verzichte. 

Ein besonders blödsinniger Vorschlag eines Anrufers: Der Bischof möge seine Residenz „Obdachlosen zur Verfügung stellen“. Für diesen Zweck ist das Gebäude nun wirklich untauglich. Ein Lichtblick auf WDR5, ein – aus der Kirche ausgetretener Mann – lobte die architektonische Qualität und die theologische Begründung der Architektur des Diözesanzentrums St. Nikolaus. Schön auch die Bemerkung des Kirchenredakteurs in der Auseinandersetzung mit dem Spiegel, dass der Bischof einfach nur hätte sagen müssen. „Business-Class haben wir bezahlt“ – nicht „sind wir gefolgen“ und schon wäre das Problem nie entstanden. 

Gar nicht zustimmen möchte ich seiner Einschätzung, Bischof Tebartz van Elst könne aus eigener Kraft nicht zurücktreten, weil er glaube, dass die Angriffe auf ihn, Angriffe auf „die Kirche selbst“ seien. Nicht zustimmen möchte ich auch der Diffamierung der Bischof sei psychisch krank. Dafür gibt es keine Anzeichen. Er mag zwar anders denken als seine Kritiker, aber das ist völlig legitim. 

Leider präsentiert sich der Bischof zur Zeit überhaupt nicht in der Öffentlichkeit. Auf einer Fanseite bei Facebook bitte er (???) „Für jede Kritik, jede Anregung und jedes Gebet in diesen Tagen bin ich dankbar! Vergelt's Gott.“ Aber sonst ist er völlig abgetaucht. Franz-Peter Tebartz van Elst hat sich – außer in der BILD (wieso kommt mir der Bock mit Gärtnerschürze in den Sinn) nicht mehr zu Wort gemeldet. Wie KNA mitteilt verzichtet er sogar auf das angekündigte Hirtenschreiben, mit dem er den Gemeinden einiges erklären möchte. Ob das klug ist?

Die Zahl der Unterstützer des Bischofs, die die Petition des Forums deutscher Katholiken unterzeichnet haben liegt deutlich unter 5.000. Das ist zwar beachtlich, aber ... ich hätte deutlich mehr erwartet. 

Von den ausdrücklich kirchentreuen Katholiken werden gerade bevorzugt alte Berichte über die prachtvolle Residenz des Münchener Erzbischofs gepostet oder über den Neubau des Ordinariates im Bistum Rottenburg-Stuttgart, die auch immense Summen verschlungen haben. Aber das halte ich nicht für zielführend. Man muss auch sehen, dass manches historische Erbe – auch wenn es noch so alt-ehrwürdig ist – einer glaubwürdigen Verkündigung im Wege stehen kann. Und es wird Zeit, dass in den Bauabteilungen der Bistümer ein neuer Stil gefunden wird. Aber niemand wird den heutigen gediegenen (und haltbaren) Stil gegen billige Zweckbauten tauschen wollen. Aber, es geht sicher auch manches mal einfacher und billiger. Und es muss auch nicht jedesmal „große Architektur“ sein, wenn es um ein Verwaltungsgebäude oder ein Pfarrheim geht. Bei Kirchen ist das etwas anderes.

Manch einer holt schon Bischof Mixa wieder hervor und vergleicht die „Kampagnen“ gegen Bischof Mixa mit denen gegen den Limburger Bischof. Es gehe, so tönt es, „gegen“ die kirchen- und papsttreuen Bischöfe. Mixa, so war gar zu lesen, sei als Erzbischof von München im Gespräch gewesen und Tebartz van Elst für den Bischofsstuhl in Köln. Daher die Kampagne. Was eigentlich wohl kaum für Sachkenntnis des Kommentators spricht, da dort längst Kardinal Marx amtierte und ich würde eine Wette darauf eingehen, dass die Chancen des „jungen“ Limburger Bischofs, Erzbischof in Köln zu werden auch vor der skandalisierenden Berichterstattung sehr gering gewesen sind. „Sie sehen hier ein erneutes Beispiel für die stalinistisch anmutende Christenverfolgung, durch die bolschewistisch atheistische Hetzjournaille!“ kommentiert ein „Freund“ des Bischofs auf der Fanpage. 

Ich glaube, es ist verkehrt, in Bischof Franz-Peter einen Exponenten des kirchlichen Traditionalismus zu sehen. Er ist sicher ein aufrichtig, treu katholischer Bischof. Aber davon gibt es mehr, als manche Beobachter aus dem kirchlich – konservativen Milieu vermuten. Und über die kirchenpolitische Einordnung des Limburger Bischofs könnte man bestimmt noch interessante Gespräche führen. 

Natürlich hat die Feindseligkeit, mit der in Medien, in Diskussionen auf der Straße und in der Kneipe und in Internetforen gegen Tebartz van Elst gestritten wird auch mit einem zunehmend schlechten Ruf der Kirche(n) in der Öffentlichkeit (und in der Presselandschaft) zu tun. Aber die jetzige Situation hat mindestens genauso mit Fehlern zu tun, die im Bistum Limburg hausgemacht wurden. 

Ich werde inzwischen bei jedem Besuch und an jeder Straßenecke angesprochen, was sich dieser Bischof hier leiste. Und zwar ausdrücklich auch von frommen, kirchentreuen Katholiken. Und komme in die Situation, ihn teilweise zu verteidigen (ca. 43 Prozent, weil vieles einfach ungerecht ist) und zu 57 Prozent mit den Achseln zucken zu müssen. 

Ich bin inzwischen zu der Überzeugung gekommen, dass ein Rücktritt die beste Lösung ist. (In meinem ersten Analyse zum Zoff im Bistum Limburg war das noch anders.) Und zwar ist das die beste Lösung zunächst für den Bischof selbst. Er sollte möglichst bald ganz offensiv in die Öffentlichkeit gehen und mitteilen, dass er dem Hl. Vater seinen Rücktritt angeboten habe. Und dieser sollte ihn annehmen und dem Bischof eine Auszeit in einer anderen Aufgabe gönnen, die durchaus Wertschätzung für seinen Dienst ausdrückt. Der Bischof sollte ein kluges, wohl durchdachtes Interview geben, in dem er zu erkennen gibt, dass er Fehler gemacht hat, aber dass er von der Kritik und der „sprungbereiten Feindseligkeit“ auch verletzt wurde. 

Er sollte auch deutlich machen, dass Offenheit kein Zeichen von Schwäche und fehlender Macht, sondern ein Zeichen von Stärke ist. Heute wurde zum Beispiel vom Bistum Essen mitgeteilt, dass sich Ruhrbischof Dr. Franz-Josef Overbeck dazu entschlossen habe, ab sofort nicht mehr nur den Haushalt des Bistums prüfen zu lassen und zu veröffentlichen, sondern auch das Vermögen des Bischöflichen Stuhls zu Essen und er wartet nicht ab, sondern tut es unverzüglich: „der Bischöfliche Stuhl umfasst derzeit lediglich Vermögenswerte in Höhe von rund 2,2 Millionen Euro. Der Bischof könnte jedoch allenfalls über knapp zehn Prozent dieser Summe frei verfügen. Insgesamt 2,05 Millionen Euro stammen aus zwei Erbschaften und sind Teil zweier Sondervermögen, deren Erträge ausschließlich zur Förderung der Ausbildung des kirchlichen Personals zur Verfügung stehen. Verwaltet und überwacht werden diese Sondervermögen durch das Finanzdezernat des Bistums Essen und zwei Kuratorien.“ So einfach ist das!

Ich bin, so glaube ich, kein guter Prophet, aber die Verschiebung des Briefes an die Gemeinden ist auch ein Zeichen. Ich denke, der Limburger Bischof möchte das Gespräch des Vorsitzenden der deutschen Bischofskonferenz mit dem Hl. Vater abwarten und sich selbst auch noch einmal mit Vertrauten und evtl. auch in Rom beraten. Aber ich glaube, das ist ein Zeichen dafür, dass er selbst spürt, dass jemand, der zur Spaltung im Bistum beiträgt nicht Bischof dieses Bistums bleiben kann, unabhängig davon, wie groß der Anteil an der Schuld ist, die er persönlich zu tragen hat.

Es ist doch nicht so, dass alle Fans und Freunde des Bischofs treue Katholiken und regelmäßige Gotttesdienstbesucher und alle Gegner Leute von der Straße und „Imwaldmitgottredner“ sind. Der Riss geht doch mitten durchs Bistum und es gibt sehr kirchentreue und verdiente Leute, die sich vom Bischof abwenden. 

Aber niemand sollte glauben, dass mit dem Ende seiner Amtszeit alle Probleme gelöst sind. Denn mindestens 50 % der Probleme stecken im Bistum selbst. Hier sollte der Vatikan und vielleicht Kardinal Lajolo die Zeit der Sedisvakanz auch für eine intensive Zeit der Buße und Besinnung nutzen (lassen). Ohne dies wird kein Neuanfang möglich sein, ohne Schuldbekenntnis aller Beteiligten oder zumindest Einsicht in ihren Anteil kann auch wohl kaum jemand das Bischofsamt hier wieder auf sich nehmen. 

So scheiden sich am Limburger Bischof die Geister. Manch einer spricht schon von „Kirchenspaltung“. Auf der einen Seite – hinter Bischof Tebartz van Elst, Bischof Mixa und Kardinal Meisner: die Kirchentreuen, die Leute, die zum Kongress „Freude am Glauben“ gehen und ein großer Teil der katholischen Blogger. Auf der anderen Seite die „Lauen“, die die Kirche als „Schönwetterveranstaltung“ zur frommen Überzuckerung ihrer Lebensfeste „missbrauchen“ möchten. Die „Liberalen“, die Vertreter des „Laienkatholizismus“ die Sozialromantiker und „Sichselbsterlöser“, die von „Wir sind Kirche“ und „Kirche von unten“. Eben die Anhänger der „Deutschen Nationalkirche“ unter Kardinal Lehmann und Erzbischof Zollitsch. 

Dazu kann ich nur sagen: Das halte ich für Quatsch! Hier wird viel zu sehr schwarz-weiß gemalt. Die Botschaft Jesu gilt allen! Da wo mein kirchliches Milieu aufhört, beginnt mein Missionsgebiet, aber nicht in dem Sinne, dass ich alle Menschen von meiner persönlichen Gläubigkeit und Frömmigkeit bekehre, sondern ihnen helfe, einen Weg mit Jesus Christus und mit der Kirche zu gehen. Wir sollten einen Bischof (Priester/Mitchristen) dort verteidigen, wo er ungerecht angegriffen wird, aber wir sollten ihm auch Umkehr ermöglichen, wo diese notwendig ist. Die Angriffe der Medien auf die Glaubwürdigkeit der Kirche können nur auf einem Weg pariert werden ... das wir unbedingt glaubwürdig sind. Nicht nach jeder beliebigen Auffassung und Ideologie, sondern nach dem Wort und Beispiel Jesu Christi. 

Beten wir für Bischof Franz Peter Tebartz van Elst und das Bistum Limburg!

Mal etwas anderes ist dieser Artikel aus einem Kunstmagazin: http://www.art-magazin.de/architektur/66468/bischofsresidenz_limburg

Andreas Püttmann zu den Unterstützern des Limburger Bischofs: http://www.theeuropean.de/andreas-puettmann/7528-skandal-um-limburger-bischof-tebartz-van-elst

Br. Paulus Terwitte: http://www.theeuropean.de/paulus-terwitte/7532-die-verurteilung-des-limburger-bischofs

Aktuell: Ein Bericht des Vatican - Magazin über TvE in Rom. www.vatican-magazin.de/images/vatican/ausgaben/2013/11-2013/08-15titelthema.pdf