Montag, 12. September 2016

Missionarische Veganer contra hochbezahlte Katholiken!

Die BILD - Zeitung hat Kirchenwochen (neben den üblichen Nippel-Themen)! Drei Tage lang gab es sehr lesenswerte Auszüge aus dem Interview-Band von Peter Seewald mit Papst Benedikt XVI., heute nun zusätzlich ein Interview mit dem ehemaligen Abtprimas der Benediktiner, Notker Wolf. 

Auf "katholisch.de" erschien dieses "wiederverwertet" unter der Überschrift: "Deutsche Veganer missionarischer als Christen". Ganz inhaltsschwer scheint das Interview auch ansonsten nicht gewesen zu sein. Der international bekannte Ordensmann rät den Deutschen zu mehr "Gelassenheit und Humor" und meint: "Wir machen alles gründlich, manchmal bis zum Erschrecken", ... Die Italiener bewunderten die deutsche Gründlichkeit; allerdings sei sie ihnen auch "nicht immer ganz geheuer", so Wolf, der als Oberer des Benediktinerordens für 16 Jahre in Rom lebte. So legten etwa deutsche Veganer scheinbar "mehr missionarischen Eifer" an den Tag "als wir Christen".

Die Beobachtung ist sicher richtig. Mir begegnen auch immer wieder Leute, die für eine Sache "brennen", ob das nun der "Veganismus" ist oder das fleischlose Leben. Ich bewundere Leute, die jede sich bietende Gelegenheit nutzen, um an den unmöglichsten und abgelegendsten Orten kleine Verstecke, Geocaches zu orten oder Menschen, die ein Auto der 30er-Jahre mit Akribie in den Zustand eines Neuwagens versetzen. Kürzlich erschien ein Interview mit einem Priester, der die spirituelle Seite des Whiskeys entdeckt hat und Pilgerfahrten hierzu anbietet. Erstaunlich aktiv für seinen Glauben zeigt sich manch ein Vertreter der Zeugen Jehovas, der das Gespräch sucht oder ein Piusbruder, der mit spitzer Feder die Schwächen der Kirche in Deutschland seziert. 

Ja, es ist wahr! Gegen diese Leute sind wir Feld-, Wald- und Wiesen-Christen verschämte Mauerblümchen, die mit ihren Glaubensüberzeugungen hinter dem Berg halten und sich freuen, sich hinter geschlossenen Kirchentüren vor der rauhen Wirklichkeit verbergen zu können. Versuchen Sie einmal in einer Klassenpflegschaftssitzung gegen die Reduzierung der Religionsstunden auf eine Stunde "ökumenischen" Religionsunterricht zu argumentieren. Und wer sich am Arbeitsplatz für die katholische Kirche engagiert, der wird von den weitaus meisten Kollegen in die gleiche Schublade sortiert, wie der überzeugte Neuapostole. Wenn auf dieser Schublade dann nur "Komische Vögel" drauf steht, dann haben wir es noch gut angetroffen.

Woran das liegt? Ist uns etwa der Glaube nichts mehr wert? Haben wir zunehmend mehr Glaubens-Zweifel entwickelt? Identifizieren wir uns nicht mehr mit der Kirche? Ist die Kirche selbst "lasch" geworden und nimmt ihre Gläubigen nicht mehr in die Pflicht? Während anderswo Menschen wegen ihres christlichen Glaubens um Leib und Leben fürchten müssen, und sich trotzdem nicht verstecken, scheuen wir Christen manchmal das Gespräch darüber und noch mehr das freimütige Bekenntnis zur Kirche.

Ob das auch damit zu tun hat, dass man ja inzwischen für nicht mehr ganz dicht erklärt wird, wenn man aufgrund der offen zutage liegenden Schwächen der Kirche und des Glaubens noch dabei bleibt? In dem Projekt "Valerie und der Priester" wurde eben dieses Phänomen gestern sehr anschaulich verhandelt. Valerie Schönian schaute sich mit Franziskus von Boeselager den amerikanischen Film "Spotlight" an, der die Aufdeckung der Mißbrauchsskandale in der Kirche Amerikas verarbeitet. Der Bericht hierüber steigt mit folgender Bemerkung ein:  

"Der Missbrauchsskandal. In den letzten Monaten habe ich gemerkt, dass es eines der ersten Dinge ist, die Menschen außerhalb der Kirche zur katholischen Kirche einfällt. Auch ich fragte Franziskus direkt in der ersten Woche, ob er „Spotlight“ gesehen hat — hatte er nicht — es kam auf die To-Do-Liste. Auch Freunde sagten mir: Schau’ unbedingt den Film mit deinem Priester.
Warum? Vermutlich, weil wir alle die gleiche Frage hatten: Wie kann man denn diesen massenhaften Missbrauch und dessen strukturierte Vertuschung vor Augen geführt bekommen und gleichzeitig noch Teil von dieser Institution sein — nein mehr, sein Leben dieser Institution verschreiben?"
Das ist zur Zeit das Muster, nach dem viele Gespräche über die Kirche laufen. Und neben der Frage des Mißbrauchs gibt es ja noch eine ganze Reihe vergleichbarer Themen, wo die Gesprächspartner Differenzierungen und Feinheiten gar nicht zur Kenntnis nehmen. Themen wie Zölibat, Homosexualität, Macht der Kirche, Kreuzzüge, Frauen, Kirche als Arbeitgeber und und und... Jeder kann das aus eigener Erfahrung für sich ergänzen... 

Mag man auch noch so sehr für die Botschaft Jesu "brennen", es gibt zuverlässige Feuerlöscher, die auch aus extrem dynamischen Drachen schnell einen platten Bettvorleger machen, an dem sich wenig zu entzünden vermag. 

Nicht nur in diesem Kontext ist der Text von Valerie Schönian übrigens durchaus lesenswert. Offensichtlich gelingt des Franziskus von Boeselager die Sichtweise seiner Gesprächpartnerin in einem offenen und geduldigen Gespräch zu öffnen. Aber ich denke, die hierfür notwendigen 90 Minuten (+ Filmabend  u.s.w.) zeigen schon deutlich, wie viel Mühe, Nähe, Empathie und Geduld heute notwendig sind, um überhaupt in einem Glaubensthema einen Schritt weiter zu kommen bzw. an den Punkt zu kommen, wo es "spannend" wird. 

Am Ende lautet das Fazit der jungen Journalistin immerhin: "Ich habe mich vorher gefragt, wie Franziskus der Kirche sein Leben verschreiben kann, wenn sie doch so viel Schlimmes getan hat. Für ihn ist das überhaupt keine Entscheidung. Das ist für mich schwer nachvollziehbar. Aber wenn man das als Fakt akzeptiert, dann macht es auch Sinn, dass der Missbrauchsskandal nicht dafür gesorgt hat, dass Franziskus als Priester sich von ihr abwendet. Die Kirche ist ein Teil von ihm, dagegen kann er nichts machen, sie ist Familie — bis dass der Tod sie scheidet."

Sehr lesenswert ist das auch im Zusammenhang; für mich der beste Text, der im Rahmen dieses Projektes bisher erschienen ist: https://valerieundderpriester.de/der-priester-und-der-missbrauchsskandal-91ae6b6826c8#.hvhsr1j2v 

Lieber Pater Notker, ich bin wirklich nicht neidisch auf die Veganer, die gerade auf einer gewissen "Welle" reitend, "Missionserfolge" einheimsen. Wo doch heute schon Süßkram von Katjes als "vegan" angepriesen wird, weil das einfach verkaufsfördernd ist und gleichzeitig fromme Muslime und Juden als Kundengruppe erschließt. Als Christ aber glaube ich; wegen des veganen Lebens allein kommt man nicht in den Himmel. (Es ist aber wohl auch nicht ausgeschlossen!)

Vor diesem Horizont tue ich mich schwer, mit den zahlreichen Vorwürfen, die Kirche in Deutschland sei "müde", "alt", "unfruchtbar", "langweilig", u.s.w.. Gerade in kirchentreuen Kreisen ist derlei Etikettierung von Mitchristen sehr beliebt. Erst recht dann, wenn man kontrastierend über die Erfolge bestimmter Veranstaltungsformate, über boomende geistliche Bewegungen und Priesternachwuchs in traditionstreuen Gemeinschaften und Klöstern berichten kann. 

Solche Erfolge dürfen für uns alle ein Grund zu ehrlicher Freude, Neugierde und Kooperations- und Dialogbereitschaft sein. Aber keinesfalls ein Anlaß für maulende Beschimpfung "lascher" Mitchristen. Die Gründe für die Situation der Kirche in Deutschland sind vielschichtig(er). 

Treue Christen haften sehr an den Ausdrucksformen von Kirche, die sie schätzen gelernt haben. Das bindet auch manche Recourcen. Wenn sich insgesamt so vieles verändert, dann soll doch wenigstens die Kirche so bleiben, wie sie ist. Und viele der "Treuen" sind überfordert mit den inzwischen gesellschaftsfähigen überkritischen Anfragen an Glauben und Kirchenorganisation. 

Im Kontext einer sich im rasanten Tempo modernisierenden und technisierenden Gesellschaft kommt unsere Kirche mit ihren Themen und Überzeugungen (oft auch sprachlich) überholt und "von gestern" daher. Unsere kirchliche Sprache und die Ausdrucksformen des Glaubens halten mit der Entwicklung nicht mehr Schritt. Was nicht bedeutet, dass die Kirche dem "Zeitgeist" hinterher zu hecheln hat, aber doch, dass sie die Entwicklungen aufmerksam beobachtet und dort wo es nötig und möglich ist, mit ihnen mitgeht.

Es gibt ja schon heute eine ganze Anzahl von Katholiken, die z.B. in der Welt der Medien ganz nah dran sind und spannende Projekte entwickeln, aber insgesamt kommt die Institution Kirche vielen Leuten doch eher altbacken vor. Einige positive "Überraschungen" stören das sonstige Bild nur kaum. Schwarz-Weiß-Programm statt Smartphone. Doch dies gilt nicht nur für die bunten Medienwelten, sondern auch für gesellschaftspolitischen Entwicklungen, den Dialog mit den Naturwissenschaften, die weiten Welten der modernsten Technik u.s.w.. 

Dass in einer derart komplexen Lage der Kirche auch die Hauptamtlichen und sogar Priester, Ordensleute und Bischöfe die Verunsicherung der Gläubigen spüren und teilweise in ihrem Sprechen und Handeln auch widerspiegeln kann keinen verwundern. 

Nicht ohne eine gewisse Genugtuung, ja Häme wurde in den vergangenen Tagen eine Bemerkung von Papst Benedikt XVI. aus dem aktuellen Interview-Band "Letzte Gespräche" verbreitet. Dankenswerterweise hat die BILD, die als eine der wenigen Zeitungen längere Original - Texte abdruckte (Bemerkenswert, oder?), just diesen Text gar nicht wiedergegeben. Der gehörte wohl eher in den allgemeinen Werbe - Hype mit Informationen darüber, dass der Papst einmal "verliebt" gewesen sei ("Er sei ein "sehr smarter Typ gewesen, ein hübscher junger Mann, ein Schöngeist, der Gedichte schreibt und Hermann Hesse liest". ... Ratzinger habe "durchaus eine Wirkung auf die Frauen gehabt - und umgekehrt auch") oder dass es eine "schwule Seilschaft" im Vatikan gegeben haben solle. 

Benedikt habe zudem deutliche Kritik an der Kirche in Deutschland geäußert. So ist in einem ZEIT-Artikel folgendes zu lesen: "Der emeritierte Papst Benedikt XVI. sieht in Deutschland einen seiner Ansicht nach "etablierten und hoch bezahlten Katholizismus" am Werk. Dazu kämen angestellte Katholiken, die der Kirche in einer Gewerkschaftsmentalität gegenüberträten, sagte er in dem Interviewbuch Letzte Gespräche. Die Kirche sei für sie nur der Arbeitgeber, den man kritisch sehe. Diese Art von Katholiken kämen nicht aus einer Dynamik des Glaubens, sondern seien eben in so einer Position. 
Der deutsche Ex-Papst äußerte auch Bedenken gegen das System der Kirchensteuern in Deutschland: "Ich meine damit nicht, dass es überhaupt eine Kirchensteuer gibt, aber die automatische Exkommunikation derer, die sie nicht zahlen, ist meiner Meinung nach nicht haltbar."

Die große Gefahr der Kirche in Deutschland ist seinen Worten zufolge, dass sie so viele bezahlte Mitarbeiter habe und dadurch ein Überhang an "ungeistlicher Bürokratie" da sei, sagte der 89-Jährige. Auch die deutsche Universitätstheologie sei in einer Krise, brauche neue Köpfe und eine "neue Intensität des Glaubens". Dazu komme die Häme, die in deutschen Intellektuellenkreisen vorhanden sei.

In Italien könne man sich so viele bezahlte Leute gar nicht leisten, die Mitarbeit basiere zum großen Teil auf Freiwilligkeit. Benedikt betrübe die Situation in Deutschland, dieser Überhang an Geld, das dann doch wieder zu wenig sei." (Quelle: http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2016-09/deutsche-kirche-deutschland-interview-papst-benedikt-katholizismus)

Ich bin jetzt nicht überrascht! Diese Sicht ist nicht neu und vermutlich auch nicht unberechtigt. Aber es kommt doch eigenartig "fleischlos" daher. Ich frage mich seit Tagen ernstlich: "Wen meint Benedikt XVI.?" oder was meint er eigentlich genau, wenn er von einem "etablierten und hoch bezahlten Katholizismus" spricht. Meint er am Ende gar mich? Als "hoch bezahlt" empfinden wir Pastoralreferenten (eigentlich Gemeindereferenten) uns nicht, wir verdienen in etwa soviel wie ein Grundschullehrer, eine Erzieherin in Leitungsposition, ein Sozialarbeiter. Mir scheint das angemessen! Ohne die Mitarbeit meiner Frau fiele es uns schwer, die Bedürfnisse unserer Kinder angemessen zu erfüllen. Hoch bezahlt? Nun ja, vielleicht trifft das etwas eher auf die Pastoralreferenten zu, die eher im Verdienstbereich eines Realschul- bzw. Gymnasiallehrers liegen. Auch die Pfarrer erhalten in Deutschland ja ein ähnliches Gehalt, jedenfalls deutlich mehr als beispielsweise ihre Kollegen in den Niederlanden oder anderen europäischen Ländern. 

Aber ich weigere mich, darin den Grund für evtl. mangelndes Engagement bzw. mangelnde Glaubens- und Kirchenfreude zu entdecken. Umso mehr als ich mich an viele junge Kapläne bzw. Pastoralassitentinnen erinnere, die mit großem Elan ihre neuen Aufgaben angingen und angehen.  

Oder sollten gar nicht die Seelsorger in den Gemeinden gemeint sein, sondern die vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Ordinariaten und Generalvikariaten, die sich dort um Verwaltung, Baufragen, Finanzverwaltung, Kirchenrecht, pastorale Projekte, Schulen, Kindergärten,  Priesterausbildung und manches mehr bemühen? Die Kirchensteuer und mit ihr die vielen sozialen Einrichtungen der Kirche, sorgen auch dafür, dass es viele kirchliche Angestellte gibt, die sich vermutlich nicht alle zu 100 Prozent mit ihrem "Arbeitgeber" identifizieren. Zumal die Kirche nicht automatisch ein "göttlicher" besserer Arbeitgeber sein muss. Das ist ein Problem, auch für die Glaubwüdigkeit der Institution. Erst recht, wenn kirchliche Mitarbeiter und Verantwortungsträger selbst versagen. Wer dagegen für "Gotteslohn" arbeitet, da wo er unmittelbar sieht, dass sein Einsatz notwendig ist, der wird sicher nicht so leicht Gewerkschaftsmentalität entwickeln. Mir scheint allerdings, dass eine "Gewerkschaftsmentalität" eher ein Symptom einer tiefer liegenden Krise ist, als ein Auslöser des Problems.

Ein wenig erinnert die päpstliche Kritik an das Jesus-Wort vom "bezahlten Knecht", der die Schafe in der Gefahr zurückläßt, anders als der Hirte, dem die Schafe gehören und der sie unter Einsatz seines Lebens verteidigt. Aber letztlich kommt es doch darauf an, was den "bezahlten Knecht" antreibt, die Lust auf "Mammon" oder die Freude am Evangelium. 

Ja, ich bekenne ehrlich, dass ich gerne bei der Kirche arbeite, dass mir mein Beruf Freude macht, dass ich - ähnlich wie Franziskus von Boeselager - eine manchmal fehlerhafte, "sündige" Kirche wahrnehme, aber dennoch nicht aufgeben möchte, in ihr zu leben und sie zu gestalten. Und ich bekenne auch, dass ich mich verantwortlich fühle für die Zukunft meiner Familie, dass ich einer Abschaffung der Kirchensteuer mit Sorge entgegen blicke und nicht begeistert wäre, müßte ich meinen Lebensunterhalt in der "freien Wirtschaft" verdienen und meiner Kirche nur noch im Ehrenamt nach Feierabend zu dienen. Dazu bin ich viel zu gerne im Raum dieser Kirche tätig und entdecke in meiner Berufswahl durchaus auch eine Berufung. Ich weiß auch nicht, ob es Arbeitgeber gäbe, die einen Industriekaufmann, der 25 Jahre aus der Übung ist, eine Stelle anbieten würden.

Trotzdem darf ich als kirchlicher Mitarbeiter die Worte Benedikts in dem Sinne verstehen, wie vor einiger Zeit auch die Anregungen von Papst Franziskus zu den "15 Krankheiten der Kurie" und damit auch anderer kirchlicher Organisationen (und vor allem deren Mitarbeiter), als Anregung zur Gewissenserforschung. 

Ich bin sicher, dass Papst Benedikt eine deutlich umfassendere Analyse der Schwierigkeiten und Stärken der katholischen Kirche in seinem aktuellen Interview-Buch (und auch darüber hinaus) vertritt. Er, der in einer großen Prägnanz und Tiefe geistliche Themen zu durchdringen vermag, wird auch hier nicht an der Oberfläche geblieben sein. Aber die ersten Meldungen der Zeitungen bringen natürlich die vermeintlich "heißen Eisen". Auch mit Blick auf die Kirchensteuer zeigt der emeritierte Papst sich ja eher skeptisch als ablehnend. Natürlich weiß er nur zu gut, dass für das kirchliche Wirken auch finanzielle Mittel notwendig sind. Und er weiß auch, dass es die Glaubwüdigkeit des pastoralen Wirkens nicht förderlich ist, wenn allzu viel Zeit und Energie ins Fundraising investiert werden muss. Die niederländischen Katholiken können ein Lied davon singen. Aber auch die Frage der Kirchenfinanzierung ist ein Nebenschauplatz, für den wir mit Transparenz und Bescheidenheit bald überzeugende Lösungen finden sollten. Warum sollten die Katholiken nicht viel mehr Einfluß darauf haben, was mit ihren Kirchensteuern geschieht? Warum sollte man seine Kirchensteuer nicht beispielsweise direkt den Kartäusern der Marienau zukommen lassen. Für einen grundsätzlichen Wandel der Kirchenfinanzierung gibt es schon heute durchaus vielversprechende Ideen und Projekte. 

Die Krise der Kirche im Westen ist ja durchaus nicht nur auf Deutschland beschränkt. Sie hat vielfältige Ursachen und wird sicher noch länger andauern. Und niemand möchte die Botschaft Jesu Christi gegen das Bekenntnis zum Veganismus eintauschen. Jesus geht es um deutlich mehr als um unseren Bauch und unseren Körper. 

Die Krise sollte uns nicht lähmen. Jesus lebt! Seine Botschaft ist aktuell! Er ruft uns in seine Nachfolge, auch wenn wir dazu "unser Kreuz" aufnehmen müssen. Einen gemütlichen Spaziergang hat er uns nicht versprochen. Wenn unsere "Gegner" heute auch nicht bilderstürmende Wiedertäufer oder säbelrasselnde Wüstenkrieger sind, sondern eher Desinteresse und Müdigkeit hier wie dort: Eine Kapitulation vor der spezifisch deutschen Form der Kirchenkrise ist nicht angesagt.

Da halte ich es lieber weiter mit den Worten, unter denen vor 25 Jahren meine Beauftragung durch Bischof Reinhard Lettmann stand.

Halleluja! Lobe den HERRN, meine Seele!
Ich will den HERRN loben, solange ich lebe, 
meinem Gott singen und spielen, solange ich da bin.
Recht verschafft ER den Unterdrückten, 
den Hungernden gibt ER Brot; 
der HERR befreit die Gefangenen.

Der HERR öffnet den Blinden die Augen, 
ER richtet die Gebeugten auf.
Der HERR beschützt die Fremden
und verhilft den Waisen und Witwen zu ihrem Recht.

Der HERR liebt die Gerechten,
doch die Schritte der Frevler leitet ER in die Irre.
Der HERR ist König auf ewig, 
dein Gott, Zion, herrscht von Geschlecht zu Geschlecht.