Montag, 8. Dezember 2014

Mein Beitrag zur Plaßmann - Challenge: Was macht man so - als Christ?

An Thomas Plaßmann gefällt mir sehr, dass er – beiläufig und ganz “normal” – auch christliche Alltagsthemen mit spitzer Feder aufspießt. Da kriegt jede(r) sein Fett weg, ob es der Papst ist oder einer wie ich als “normaler” Christ. Aber es ist nie unfair und gemein!

Die Karikatur zur Plaßmann – Challenge kannte ich schon, und ich kenne auch solche Gesprächssituationen. Eine erste Antwort fällt mir dann leicht, denn viele wissen: “Der ist Pastoralreferent.” Ich habe ja mein Christentum, den Ruf Jesu zum Beruf gemacht. Wobei ich Beruf jetzt nicht so sehr im Sinne von Broterwerb verstehe, sondern im Sinne von Berufung. Als etwas älterer Jugendlicher habe ich mich sehr ernsthaft mit diesem Ruf Jesu auseinandergesetzt und wollte schon in ein Kloster eintreten. Taizé hat mich damals fasziniert, aber auch die Franziskaner, später eher ein kontemplativer Orden. Aber meine Vorstellungen vom Ordensleben waren damals noch zu idealistisch, so ist es am Ende “nur” Pastoralreferent geworden… und später Ehemann und Vater von vier Kindern.

Die Situation, die Plassman anspitzt, kenne ich trotzdem. Meist wissen die Leute ja um meinen Beruf, und das macht es einfacher, über religiöse Themen zu sprechen. Manche nutzen auch die Gelegenheit, gezielt den Glauben zum Thema zu machen, andere meinen: “Du musst ja so reden, als “Kirchenmann”. Die Frage, was man da so macht, könnte ich dann leicht mit einem Verweis auf meine beruflichen Tätigkeiten beantworten. Menschen besuchen, Beerdigungen, Erstkommunionkatechese, Familiengottesdienste, Schokonikolausaktion, Firmkatechese, Kinder- und Jugendarbeit, Planung einer Freizeit auf Ameland u.v.m…

Aber ich denke, die Frage aus der Karikatur zielt eher aufs “Eingemachte” und nicht aufs “Offensichtliche”. Was mache ich als Christ?
Zunächst einmal “Beten”. Mir ist es wichtig, sonntags aber auch wochentags zur Kirche zu gehen, mit anderen Christen Eucharistie zu feiern. Genauso bedeutsam ist für mich aber das regelmäßige Gebet. Es fällt bei mir meist kurz aus, ab und an bete ich zwar auch das Stundengebet, den Rosenkranz, das Herzensgebet; meist aber nehme ich mein Leben ins Gebet und die Menschen, deren Anliegen und Sorgen mich anrühren. Die können ganz in der Nähe sein, aber auch weit weg, z.B. in Uganda, wo ein Freund von mir als Priester tätig ist. Oder ich bete für die Menschen, die unter dem Terror der IS-Milizen grausam leiden, für den Menschen, der bei Facebook um ein Gebet bittet, oder jemanden, dessen Schicksal mir eine Zeitung nahe brachte.

“Wer glaubt, ist nie allein”, das ist, so erinnere ich mich, ein Wort von Papst Benedikt XVI. So erfahre ich es auch im alltäglichen Leben. Ich rechne mit der Präsenz Gottes, der nicht nur dann da ist, wenn zwei oder drei sich in seinem Namen versammeln, sondern auch, wenn ich einem anderen Menschen begegne. Gott ist mir nahe, diese Überzeugung verlässt mich nicht. Das ist ein Geschenk! Er bleibt da, auch im vergangenen Jahr, wo ich gegen eine Krebserkrankung zu kämpfen hatte. Für mich ist er allerdings kein Gott, der die Welt eigenhändig wie ein großer Marionettenspieler bedient, sondern Gott, der die Welt erschaffen hat und ihr eine geheimnisvolle Ordnung eingepflanzt hat. Jeden Tag neu darf ich an dieser Welt mit bauen, und wenn es mein Widerstand gegen Unrecht ist oder der Kampf gegen eine Krankheit, oder der Versuch mit einer schwierigen Situation fertig zu werden. Ich rechne mit meinem Gott, nicht damit, dass er alles umkrempelt und zum Guten wendet, aber dass er immer da ist, an meiner Seite und meine Nöte und Sorgen hört und mir Frieden (und Kraft für den nächsten Schritt) schenkt.

“Wenn ich einen Grashalm beobachte, dann werde ich fromm.” Das hat mir vor einigen Monaten ein sehr talentierter Grafikdesigner gesagt, inzwischen ist er mit weit über 80 Jahren verstorben. Ich könnte es nicht schöner sagen, in der Schöpfung finde ich die Spuren Gottes. Ich versuche täglich mein (und unser) Tun (als Menschen) mit den Augen Gottes, also im großen Zusammenhang zu sehen. Die Natur schenkt mir inneren Frieden und lässt mich immer wieder staunen. Aber ich sehe auch mit großer Sorge, dass es uns Menschen nicht gelingt, diesen großen Garten Gottes zu bebauen und zu bewahren. Und auch, wie viel Grausamkeit und Ungerechtigkeit in dieser unserer Welt herrscht. Das alles kann ich nur aushalten in der Hoffnung auf einen Gott, der mit uns geht und der uns hilft, alles zum Guten zu wenden.

Als Christ rede ich gern mit Menschen, auch in sozialen Netzwerken. Nur in der Begegnung mit Anderen werde ich ganz. Daher schreibe ich auch ab und an einen Artikel für mein Blog. Meist geht es um Themen, die mich selbst beschäftigen, die ich durchdenken möchte. Irgendwann ist das Thema dann reif und ein Text entsteht. Früher habe ich das nur für mich gemacht, um etwas zu klären und zu Ende zu denken. Heute stelle ich es ins Netz und ich bekomme ab und an die schöne Rückmeldung, dass es auch für andere hilfreich war. “Du hast komische Hobbys”, meinte kürzlich mal jemand dazu.

Ich möchte gern etwas weitergeben von diesem Leben mit Gott. Jesus hat uns einen guten Weg gezeigt, wie unser Leben – mit den Anderen – und inmitten der Schöpfung gelingen kann. Ich freue mich über die Gemeinde und über meine Kirche, die mir einen Rahmen und einen Raum für dieses Leben schenkt. Zusammen mit Anderen suche ich Gelegenheiten, Räume, Aktionen, Medien, wo Gott zur Sprache kommen kann und wo man nicht unsicher zusammenstehend mit den Füßen scharrt, wenn die Rede auf das Thema Glaube kommt. Schön wäre es, wenn es dort mehr und mehr heißt: Du bist Christ, erzähl doch mal! Und dass mir dann die richtige Antwort einfällt, aber nicht nur mir, sondern Dir auch, und Dir und Dir…

Markus Gehling, 47 Jahre alt, gebürtig aus dem Münsterland (Vreden), seit 23 Jahren Pastoralreferent im Bistum Münster, Imker, Hobbyfotograf. Bloggt privat und katholisch auf kreuzzeichen.blogspot.de, verheiratet, vier Kinder. Theologische Hobbys: Klosterleben und Bischof Nikolaus.

Alle Beiträge zur Plaßmann - Challenge lassen sich von hier aus finden: http://sende-zeit.de/2014/12/die-plassmann-challenge-markus-gehlings-antwort/

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