Adnan Günter Köse habe ich kennengelernt im Rahmen der Dreharbeiten für seinen großartigen Film „Lauf um Dein Leben – Vom Junkie zum Ironman“. Der Film wurde in großen Teilen in Lohberg gedreht und ich konnte bei den Dreharbeiten hier und da zusehen und Uwe Ochsenknecht treffen. Später war ich Mitwirkender seines berührenden Films über Lohberg und unterstützte ihn bei der Arbeit an einem Musical über den Lohberger Gründerpfarrer Prälat Albert Nienhaus.
Adnan G. Köse hat einen türkischstämmigen Vater und eine deutsche Mutter. Soweit ich weiß, wandte er sich im Kontext seiner Beschäftigung mit dem Leben des Albert Nienhaus der katholischen Kirche zu. Kürzlich veröffentlichte er einen Beitrag zu Charlie Kirk, der mich noch weiter beschäftigt hat.
„Heute gedenken wir Charlie Kirk – ein aufrichtiger Christ, dessen Stimme nun schweigt, dessen christlichen Werte aber weiterleben. Es ist traurig zu sehen, wie gefährdet Menschen sind, die in der Öffentlichkeit klar zu ihrem Glauben stehen.
Der Glaube ist ein Fundament, das uns alle trägt – Christen wie Muslime, und Menschen vieler Religionen. Der Glaube an Gott gibt ihnen, uns allen, Hoffnung, Mut und Orientierung in einer Welt, die oft Halt vermissen lässt. Wer die Nähe zu Gott zulässt, findet zu sich selbst.
Hier die bewegende Rede von Charlies Frau Erika Kirk - jeder sollte sie hören um zu verstehen, was Charlie wirklich wollte - ein Leben in Anstand und Respekt, Frieden und Menschlichkeit, seine Worte wurden verdreht - ich weiß, wie oft Menschen über die Bibel oder den Koran spotten, es sind die gleichen Spötter, die Charlie Kirk bewusst als einen schlechten Menschen darstellen wollten. Ich denke, dass er das nicht war. Die Worte seiner Frau sprechen Bände. Wir, die wir an Gott glauben, ob Christen oder Muslime, wir sind in dieser Welt gefährdet. Nehmen wir es ohne Angst und in Demut an - denn uns erwartet die Seeligkeit.
„Sie mögen unsere Werte bekämpfen — doch wir weichen nicht. Wir stehen für Glauben, Wahrheit und Menschlichkeit. Bis zum letzten Atemzug.“
Möge Charlies Seele Frieden finden.“
Obwohl ja Aussagen zu Charlie Kirk in diesen Tagen gemeinhin eine lebhafte Resonanz auslösen blieb es auf seiner facebook-Seite ganz still. Bisher kein Kommentar... (Inzwischen hat er den Text verändert.)
Ich habe mich auch mit einem direkten Kommentar schwer getan, tue dies aber nun in einem Blog-Beitrag, weil ich denke, dass es sich lohnt, einige Fragen, die sich in diesem Kontext ergeben, geduldig zu durchdenken.
Natürlich möchte ich Adnan in seiner Trauer um Charlie Kirk nicht widersprechen. Auch seinen Gedanken zur Bedeutung des Glaubens für Christen und Muslime kann ich gut zustimmen. Und vermutlich kann jeder Glaubende darüber berichten, dass es durchaus Gegenwind geben kann. Manchmal auch gänzlich ungerecht. Es ist wirklich schlimm, dass ein junger Mensch im Angesicht vieler anderer Menschen (sogar seiner Familie) niedergeschossen und ermordet wird. Ein Mord ist aus keinem erdenklichen Motiv gerechtfertigt. Und Anteilnahme und Trauer sind die einzig angemessene Reaktion. Eine der für mich bisher berührendsten Reaktionen kam ausgerechnet vom „Ultralinken“ Bernie Sanders, der auch einige Male für das Präsidentenamt kandidiert hatte.
Der altehrwürdige Spruch: „De mortuis nil nisi bene!“, dass man über den Verstorbenen nichts als Gutes sprechen soll, stellt mich als Leiter von Trauerfeiern nicht selten auch vor eine Herausforderung, wenn damit gemeint sein sollte, man solle das Leben des Menschen schön reden und weniger schöne Aspekte verschweigen. Ich meine, man muss dem Verstorbenen gerecht werden und darf daher auch bittere und dunkle Seiten nicht ganz aussparen.
„Charlie Kirk – ein aufrichtiger Christ“. Tatsächlich habe ich diese Argumentation in diesen Tagen ganz häufig gehört. Charlie, ein Märtyrer seines Glaubens. Charlie, ein Heiliger... Mal im Wort, mal im Bild, mit Heiligenschein, Engelsflügeln... In einer spontanen Trauerfeier in Berlin vor der amerikanischen Botschaft amtierte Beatrix von Storch als Vorbeterin, zitierte aus dem Evangelium und betete das Vater unser, wobei die weiteren Redner nicht mit scharfer Kritik an der Regierung und am „linken Deutschland“ sparten. Ein amerikanischer Kardinal nennt Charlie Kirk einen modernen Paulus. Ein emeritierter Kardinal in Tschechien feierte in Prag eine Messe für das Seelenheil des Evangelikalen. In Rom mochte auch Kardinal Müller nicht schweigen und sieht in ihm einen "Märtyrer für Jesus Christus". „Dieser habe sich immer mehr dem Katholizismus angenähert, seine Frau sei sogar katholisch gewesen...“ höre ich von anderer Seite. Ich kann das nicht überprüfen. Was ich aber feststelle ist, dass diese Sicht recht eindimensional ist. War Charlie Kirk ein Christ? Ist er wegen seines christlichen Glaubens, wegen seiner christlichen Überzeugungen getötet worden? Wir haben in den Gottesdiensten in der Pauluskirche nach der Tat für ihn gebetet, wenn auch seinen Namen nicht ausdrücklich erwähnt, sondern ihn eingereiht in die Opfer der politischen Auseinandersetzungen in den USA. Und damit jedem den Raum gegeben, betend auch an Charlie Kirk zu denken.
Just heute meldet sich zum Glück noch Bischof Oster aus Passau mit nachdenklichen Worten. Die Trauerfeier in Arizona hatte ihn offenbar erschüttert. Beachtlich und mutig!
Ich kannte Charlie Kirk bisher kaum, ich habe mich vermutlich auch nicht tief genug mit den politischen Verwerfungen in den USA beschäftigt. Aber natürlich habe ich inzwischen versucht, ein möglichst vielschichtiges Bild zu bekommen. Ich bin kein Kirk-Fan geworden. Mir erscheint er mehr als politischer Aktivist, als Kämpfer für eine pointiert konservative Weltanschauung, als Lebensschützer und vor allem als großer Unterstützer der Bewegung um Präsident Trump und Vizepräsident Vance, ja geradezu als Missionar dieser politischen Richtung. Auch wenn er oft auf sein Christsein verweist, so scheint man bei ihm Christentum und politische Mission nicht mehr trennen zu können.
So etwas ist – jedenfalls mit Blick auf Deutschland – sehr ungewohnt. Für Menschen wir Kirk haben wir im politischen Koordinatensystem Deutschlands, ja Europas keinen Platz. Wir kennen so etwas nicht, religiös motivierte, christliche Politaktivisten. Auch haben wir lange keinen politischen Messianismus mehr erlebt. Daher erklärt sich vermutlich auch die erste allgemeine Verwirrung vieler Leute, die sich beruflich oder politisch bedingt zu Wort meldeten und nach Worten suchen.
Wir sind daran gewöhnt, Glaube und Politik zu trennen. Politik ist privat, nicht politisch. Die Politiker von heute sind ggf. noch Christen, aber nur Wenige reden noch offen über ihre christliche Sozialisation und ihren gelebten Glauben als solide Basis ihres politischen Engagements. Dass aber Christentum unmittelbar in Politik umgesetzt wird und ggf. sogar mit der Bibel begründet – das kennen wir in unserem Land nicht mehr. (Man kann sicher einmal darüber nachdenken, ob quasi religiöse Erlösungsvorstellungen auch hier mit Blick auf Wähler eine Rolle spielen, die ohne sich von irgendwas irritieren zu lassen, die Lösung aller Gegenwartsprobleme von einer Stimme für die AfD erhoffen, selbst da noch, wo sie personell und inhaltlich damit "die Katze im Sack" einkaufen.
Für christliche Wähler gibt es schon seit vielen Jahren keine Totalidentifikation mit einer bestimmten Partei mehr. War früher die CDU noch die „katholische Partei“ (aus der Tradition des katholischen Zentrums heraus), so ist die Distanz inzwischen größer geworden. Das geht soweit, dass auch aus der Mitte der Kirche heraus, das „C“ im Parteinamen kritisch angefragt wird.
Einige politische Kreise meinen inzwischen, dass die Kirchen längst das politische Lager gewechselt hätten, dass sie (zumindest in ihren Gremien und Verbänden oder Kirchen- und Katholikentagen) beinahe schon zu Vorfeldorganisationen der Grünen oder der SPD geworden seien. Und es ist nicht zu leugnen, dass es aufgrund ihres Einsatzes für Flüchtlinge, Klima- und Umweltschutz, Frauenrecht und manches mehr neue Affinitäten zu verschiedenen Parteien aus verschiedenen Strömungen gewachsen sind. Recht leichthändig wird dann von linksgrünen oder linksliberalen Kirchenkreisen gesprochen.
Es kommt mir so vor, als ob Kirk in der Tat fest von seinem Glauben überzeugt war, dass also seine Art zu glauben nicht Folklore im Hintergrund seiner politischen Überzeugungen war, sondern dass Politik und Glaube für ihn eine Einheit darstellten. In der evangelikalen Bewegung scheint das nicht selten zu sein. Und manche Formen evangelikaler Mission (wie ich sie z.B. in Guatemala erlebt habe) erinnerten mich schon länger an Werbung für eine politische Partei. Mir ist nicht wohl dabei, wenn sich Politik religiös legitimiert.
In Deutschland erlebe ich, dass manchmal Glaubensüberzeugungen politisch instrumentalisiert werden. Wo Kirche sich für den Schutz des ungeborenen Lebens engagiert – ist ihr Glaube gut, wo sie zum Engagement für den Klimaschutz und für die Unterstützung Geflüchteter aufruft ist das schlecht (und umgekehrt, je nach politischer Präferenz). Der Lebensschutzbewegung wird schon lange vorgeworfen, dass sie von Rechtspopulisten unterwandert wäre. An anderer Stelle wird sogar von politischer Warte aus bewertet, welche kirchliche Haltung theologisch und kirchlich richtig sei und welche nicht und welche Meinungen zu äußern seien und wo die Kirche eher zu schweigen habe. Augustinus muss dafür herhalten, auch noch den Papst politisch zu belehren, Nächstenliebe sei am Ende doch nicht grenzenlos, sondern gelte erst mal jenen, die mir nahe genug stehen.
Bei aller persönlichen Ungeduld mit dem katholischen kirchlichen Lehramt in der ein oder anderen Frage, insgesamt können wir Katholiken doch nur froh und dankbar sein, dass der Hl. Vater und der Vatikan in vielen Fragen wirklich „stabil“ sind und bleiben und sich selbst den mächtigsten Männern der Welt nicht bequem anbiedern. Wir brauchen diese kritische Stimme und wir dürfen uns auch öffentlich darüber freuen.
Bis dato war es in Deutschland ein stiller Konsens aller demokratischen Kräfte mit Skepsis über den Atlantik zu schauen und das Wirken Trumps und den Umbau der amerikanischen Demokratie kritisch zu betrachten. Allein die AfD feierte Trump und ließ sich von seinen Vasallen anpreisen.
Angesichts des gewaltsamen Todes von Charlie Kirk fanden sich auf einmal (neben den üblichen Verdächtigen) auch zahlreiche Demokraten bereit, dessen Haltungen gegen Kritik zu verteidigen und den Mann als Christen, als eine Art Missionar, als großen Kommunikator und Meister des Dialogs zu stilisieren. Das was in den USA inzwischen sogar zum Geschäftsmodell taugt, politisches Rednertum, Influenzertum, ist bei uns noch einigermaßen brotlose Kunst. Und inzwischen hoffe ich auch, dass das lange so bleibt. Um mit seiner Meinung und ihrer Verbreitung Geld zu verdienen, muss man hierzulande in einer Partei Karriere machen und mühsam auf dotierte politische Posten aufsteigen. Das setzt in aller Regel einige Jahre Arbeit in den Niederungen der Kommunalpolitik voraus. Und das ist gut so.
Sicher haben einige Moderatoren und Kommentatoren überzogen, wenn sie Kirk als Rechtsextremen, Rassisten, gar Menschenfeind oder Faschist darstellen. Da war manche Wortmeldung schwach und nicht differenziert. Dennoch stand er mit seiner Bewegung wie ein Mann bedingungslos hinter Trump und war ein deutlicher Motor des „America first!“ Wie man als Christ angesichts des konkreten Handelns, seiner Lebensgeschichte und auch seiner Wortbeiträge in Trump einen gläubigen Christen und Erlöser eines darniederliegenden Heimatlandes entdecken kann, erschließt sich mir wirklich nicht. Da hat sich das messianische Bild längst von der Wirklichkeit abgelöst. Aber ich glaube, dass für kluge Strategen wie Kirk auch Trump am Ende nur ein Vehikel ist und dass man längst auf andere Personen setzt.
Charlie Kirk führte mit TPUSA eine Meinungsmacher-Organisation mit 150 Mitarbeitern an, die auch wirtschaftlich gut bestehen konnte.
Wie auch immer ich zu seinen Haltungen und Überzeugungen stehe, das Format seiner offenen Diskussionen erinnert mich mehr an einen verbalen Boxkampf als an eine Diskussion, die um Verständigung, Lösungen, Lernen und Konsens ringt. Und Lichtjahre entfernt von der Synodalität, für die Papst Franziskus warb und die Papst Leo XIV. fortführen möchte. Da war jemand, der „die Wahrheit“ schon mitbrachte und nicht jemand, der seine Ansichten prüfen und mit Anderen nach Wahrheit oder Kompromiss suchen wollte. „Prove me wrong“ war ein wichtiges Format auch konsequent überschrieben. Allen war klar, hier spricht jemand, der die MAGA-Bewegung vorbehaltlos unterstützt und dafür weitere Jünger machen will.
Umso erstaunlicher, dass diese politische Verstrickung und die enge Beziehung zu Trump und anderen republikanischen Akteuren, zu Spendern und Förderern der Tea-Party-Bewegung kaum jemanden zu stören scheint, der sich jetzt für Charlie Kirk und seine Sache offen stark macht (selbst wenn er ihm bisher genauso wenig zugehört hatte wie ich).
Charlie Kirk war Teil einer Bewegung, die im Grunde auf ein „Die“ gegen „Wir“ hinausläuft. Sorgfältig spalten möchte, nach „linken, liberalen“ und „konservativen“ Haltungen oder sagen wir nach links und rechts. In den USA führt diese Haltung inzwischen zu einer immer weiter zunehmenden Kluft in der Gesellschaft, die Menschen sogar im Alltag gegeneinander aufbringt und voneinander fern hält. Eine Spaltung, die vermutlich schon seit längerer Zeit grundgelegt war und die zahlreiche Akteure nun weiter verbreitern und für ihre Interessen nutzen. Diese Art der politischen Auseinandersetzung produziert zunehmend Opfer... „Die Linken“ stehen auf der Seite der Flüchtlinge und Immigranten – also müssen Immigranten raus. Die Universitäten sind alle links, Bildung ist links – also wird Universitäten der Geldhahn zugedreht. Im Namen der „Freiheit“ werden Regeln und Behörden abgeschafft, die zu einem schonenden Umgang mit Umwelt, Klima und Ressourcen beitragen sollen. Teils werden „Linke“ zu „Ratten“ und anderen Schädlingen erklärt. Oder gar zu „den wahren Faschisten“, zu Verbrechern. Die eigene Freiheit (die dann notwendigerweise jene des Stärkeren ist) muss notfalls auch mit der eigenen Waffe verteidigt werden – gegen all jene, die von meinem wirtschaftlichen Erfolg in irgendeiner Weise legal oder illegal profitieren wollen.
Linker Terror, den es zweifellos gibt (ich erinnere mich noch genau an die RAF und ihre Taten) wird benannt, überzeichnet, dämonisiert. Rechter Terror, die Opfer der eigenen Politik sorgfältig beschwiegen. Das ist falsch. Als Christen sollten wir immer an der Seite der Opfer stehen…
Die Spaltungsbewegung entwickelt sich nach und nach auch bei uns. Selbst im Raum der Kirche. Die rechtspopulistischen Influencer, Bewegungen und Parteien arbeiten nach genau diesem Muster der Spaltung in „rechts“ und „links“ und legen es darauf an, den Graubereich, die Mitte möglichst zu verkleinern. Das Mittel dafür ist eine aggressive Haudrauf – Rhetorik, die vor Überspitzungen, Verdrehungen und Lügen nicht zurück scheut. Wer sich die Strategien und Entwicklungen in Amerika anschaut, erkennt vieles davon auch hierzulande wieder. Wenn auch oft kulturell abgemildert.
Auch hierzulande möchte man diese Spaltung. Daher wäre eine Kooperation mit der CDU oder der FDP auch so wichtig für jene Kreise. Jeder kleine Schritt hilft ihnen, jedes Kratzen an der „Brandmauer“, die demokratische Mitte zu schwächen. Es muss uns klar werden, es kommt weniger die Verteidigung einer Brandmauer zur AfD an, es kommt darauf an, die Mitte so weit und so integrativ wie möglich zu gestalten und die Menschen zusammen zu halten. Die Brandmauer ist kein Ziel, sie ist das Mittel dafür. Wer die „Spaltung“ will, der redet von Kartellparteien und macht die Mitte schlecht.
Ich glaube inzwischen, dass die breite Kampagne gegen „grün“ ein Testlauf war für weitere Kampagnen, um immer mehr Menschen aus der Mitte über die Brandmauer zu ziehen, indem man ihnen suggeriert, für zweifellos reale Probleme (oft zum Popanz aufgeblasen) die alleinige Lösung zu haben bzw. beständig zu suggerieren, dass die „Altparteien“ keine Lösungen hätten. Fragt man diese Leute dann besseren Vorschlägen und konkreten Lösungen bleibt es sehr, sehr dünn. Am Ende ist eh der Flüchtling an allem schuld. In Voerde war auf wochenlange geduldige Nachfrage kein AfD-Kandidat bereit, auch nur ein Wort dazu zu sagen, was man mit den gewonnenen Ratssitzen denn vorhabe, was man verbessern wolle und mit welchen Maßnahmen. Remigration (von der man angeblich nie gesprochen hat) soll wie von Zauberhand Probleme lösen. Oder ein Frieden von Putins Gnaden soll sinkende Energiepreise bringen ohne negative Klimafolgen (gegen die man sowieso kein Mittel für notwenig hält). Und wenn das nicht reicht, muss die Kernkraft wieder ran.
Als Links wird alles gelabelt und übersteigert, was nicht in die eigene Vorstellung passt, alles ist gleich „ultralinks“, „radikal links“, Extremist und Antifa, manches davon war vor einigen Jahren noch ganz treu bürgerlich. Jene, denen das nicht passt und die auf diese Polarisierung keine Lust haben, die werden meist schon nach kurzer Auseinandersetzung und kritischem Nachfragen mit diesem „links“ in einen Sack gesteckt und vor die Wahl gestellt, sich für eine Seite zu entscheiden. Nicht wenige, bisher konservative Politiker sind sehr erstaunt, wie schnell man im „feindlichen, linken Lager“ steht.
Vor diesen Hintergründen wirkt die Verehrung erstaunlich weiter Kreise für Charlie Kirk zumindest irritierend, wird doch mit diesem Christen, Evangelisten, Prediger, Konservativen leichthin die ganze Bewegung um Trump und die in Amerika offenbar höchst erfolgreiche und wirksame christlich – nationalistische Welle leichthin mit eingekauft. Ein Kommentator fragte: Was sagen eigentlich die Kirchen zu all dem? Reicht es für das Evangelium wirklich aus, einfach überall Jesus Christus draufzuschreiben?
Bezeichnenderweise kam im State Farm Stadium in Glendale, Arizona neben zahlreichen republikanischen Politikern nur ein geistlicher Redner zur Sprache, Rob McCoy, der Pastor der Godspeak Calvary Chapel aus Kalifornien. Er sei der Pastor der Familie Kirk gewesen und bezeichnete sich selbst als Freund. Er brachte Charlie Kirks Leben und seine Verbindung zur Politik auf den Satz: „Charlie looked at politics as an on-ramp to Jesus.“ Für Charlie war Politik ein Weg zu Jesus.
Mir wurde bei den Szenen der Trauerfeier für Kirk ausgesprochen unwohl, nicht nur wegen der Überbetonung der amerikanischen Farben / Flaggen – bin in die Ränge und die Kleidung der Teilnehmer hinein exakt orchestrierte Erscheinungsbild dieses Traueraktes. Dazu das Beschwören des Vermächtnisses des Verstorbenen, das schon ein Eigenleben zu leben begann und unmittelbar gegen den politischen Gegner ausgerichtet wurde. Die Selbstinszenierung des amerikanischen Präsidenten, der seine „Hass auf seine Feinde“ zur Schau stellte und im Grunde eine weitere Wahlkampfrede im Trump-Style ablieferte. Seine Bühnenpräsenz, ganz allein, Arm in Arm mit Kirks Witwe. Mich überfordert dieser Stil. Und ich bin nicht links, weil ich das alles mit Skepsis und Ablehnung beobachte.
Mein Herz erreicht hat da allein der Auftritt von Erika Kirk, die am Ende mit den Worten Jesu am Kreuz geradezu rang „Vater vergib ihnen, denn sie wissen nicht was sie tun.“
Ich fürchte, die Maga – Bewegung wird wenig dafür tun, dass aus Vergebung – Versöhnung wird. Man wünscht zumindest TPUSA unter Erika Kirks Führung, dass ihre Worte auch in Taten ihrer Anhänger münden und ein Stück Wirklichkeit werden – und nicht nur rührselige Erinnerung an den sicher bedeutsamsten Moment dieser Trauerfeier.
Gott schütze Amerika!