Montag, 19. Mai 2014

Beten und Bienen, einsam und gemeinsam, Stille und Schafe - zu Gast bei den Söhnen des Hl. Bernhard in Stiepel

Voerde – Duisburg – Oberhausen – Mühlheim – Essen – Hattingen. Es gilt, mit der Bahn das halbe Ruhrgebiet zu durchqueren, um nach Stiepel zu kommen, gelegen zwischen den Bahnhöfen von Bochum und Hattingen, unweit des Flusses Ruhr. Warum man überhaupt nach Stiepel fährt, wo die ganze Ruhrregion viele Highlights bietet? 
Dort liegt eine kleine neogotische Wallfahrtskirche, die den einzigen Marienwallfahrtsort des Ruhrbistums Essen beherbergt. Die Menschen verehren dort das Bild der schmerzhaften Mutter von Stiepel. Und: seit 25 Jahren gibt es dort auch ein Zisterzienserkloster, eine Tochtergründung des bekannten österreichischen Stiftes Heiligenkreuz im Wienerwald. 
In der Bahn kam mir das Wort “Der Weg ist das Ziel!” in den Sinn. Aber “der Weg” hatte erst mal ganz wenig mit dem Ziel zu tun. An der Haltestelle verfolgte ich die Gespräche der Schüler, die alle offensichtlich den Einheitsnahmen “Alter” (oder “Ey Alder!”) trugen und sich über ihre Freizeitgestaltung am Wochenende und die mögliche Zukunft in diesem oder jenem Beruf unterhielten. Eine aggressive, blonde und leicht angetrunkene Frau die mit ihrer ebenso blonden erwachsenen Tochter unterwegs war, zickte die junge, schwarze Mutter an, die mit ihren beiden kleinen Kindern reiste und den schweren Kinderwagen in den Zug wuchtete – weil diese sie wohl einen Augenblick zu lange angesehen hatte. Viele Mitreisende fixierten die Bildschirme ihrer Smartphones und andere nahmen einen tiefen Schluck aus der Bierflasche. Kurz vor Hattingen wurde der Blick frei auf ein idyllisches Ruhrtal. Am Zielbahnhof dann die weite und bunte Welt des Konsums, ein neu gebautes Einkaufszentrum mit Saturn und DM, Modeläden und Geschäften aller Art: Echte Kontraste!

Ich stieg in den Schnellbus, der mich zügig in die Nähe des Zielortes brachte. Nach Monaten erzwungener Zurückgezogenheit (wegen meiner Krebserkrankung soll ich Menschen eher meiden, um mich keinen Infektionen auszusetzen) in unserem Haus war ich wieder unter Menschen, im Bus, im Zug, an den Haltestellen. An der Haltestelle zeigte mir der grüne Dachreiter den Weg. Oben auf einem sanften Höhenzug hatten die Menschen im Jahre 1914/15 die neue Stiepeler Wallfahrtskirche vollendet, die das Gnadenbild aufnehmen sollte, das schon seit Jahrhunderten in Stiepel, zuvor aber in der über tausendjährigen Dorfkirche verehrt wurde. Das eigentliche Gnadenbild ging verloren und Anfang des 15. Jahrhunderts entstand ein neues “Vesperbild”, das bis heute das Ziel der Wallfahrer ist. Die Reformation hat das Gnadenbild der schmerzhaften Mutter von Stiepel “vertrieben”, um seinen Verbleib ranken sich einige schöne Legenden. So soll man es in die Ruhr geworfen haben, doch auf wunderbare Weise entging es allen Versuchen, es zu zerstören. Mehr darüber liest man hier: www.sagenhaftes-ruhrgebiet.de/Das_Gnadenbild_der_alten_Stiepeler_Dorfkirche.

1920 wurde das bis 1908 verschollen geglaubte Gnadenbild in feierlicher Prozession von Blankenstein nach Stiepel in die neu erbaute Wallfahrtskirche geleitet und in der Folge lebte die Stiepeler Wallfahrt wieder auf. Der erste Bischof des neu gegründeten Ruhrbistums Essen, Kardinal Franz Hengsbach wünschte sich eine lebendigere Wallfahrtstradition in seinem - an besonderen religiösen Orten eher armen - Bistum. Die Ansiedlung von Ordensgemeinschaften und die Errichtung neuer Klöster war ihm daher ein wichtiges Anliegen. Mit einer benediktinischen Gemeinschaft wollte er an die Tradition der 1803 aufgehobenen Benediktinerabtei im nahen Essen-Werden anknüpfen. Gleichzeitig sollte das Kloster die Pfarr- und Wallfahrtsseelsorge am Ort übernehmen. Nach jahrelangem Drängen kamen die Zisterzienser aus Heiligenkreuz seinem Wunsch entgegen. 1988 wurde mit der Entsendung der ersten vier Mönche in Stiepel ein Priorat errichtet.

Heute leben hier vierzehn Mönche unter ihrem Prior, Pater Pirmin Holzschuh, einige von Ihnen stammen aus Österreich, andere wiederum aus Deutschland, sogar ein “Ostfriese” ist darunter. Das Kloster Stiepel wurde eine “Erfolgsgeschichte”, die in diesem Jahr ihren 25. Geburtstag feiert. 

Zisterzienser – ein seltsamer Name für einen Orden. Es wäre für viele meine Reisegefährten aus der S-Bahn wohl eher ein Wort aus einem fernen Land oder einer fernen Vergangenheit als ein Teil ihrer Heimat. In der Tat hat man zunächst das Gefühl, die Welten zu wechseln, wenn man den Hof des Klosters betritt. Die neu errichteten Klostergebäude säumen den weiten Hof. Im Obergeschoss eines privat bewirtschafteten Gasthofs befinden sich die Räume der Pfarrei, die ebenfalls von den Ordensleuten betreut wird. Zisterzienser sind im Norden Deutschlands eine seltene Erscheinung. Außer in Stiepel gibt es noch eine Abtei in Langwaden bei Grevenbroich und die Abtei Himmerod in der Eifel. Zisterzienserinnenklöster finden sich im Süden und im Osten Deutschlands (z.B. das bekannte Kloster Helfta). Das hat auch damit zu tun, dass die kontemplativen Klöster der Zisterzienser unter der Regentschaft Napoleons durch die Säkularisation aufgehoben und enteignet wurden. In Österreich konnten sie einige ihrer Abteien bewahren, weil sie die rein kontemplative Ausrichtung aufgaben und sich unter dem Druck des Josephinismus teilweise der Pfarrseelsorge widmeten. Das Stift Heiligenkreuz ist seit seiner Gründung im Jahre 1133 ununterbrochen von den Zisterziensern besiedelt und damit das älteste Kloster Österreichs. Eine Kopie der wunderschönen Kreuzikone, die in der Heiligekreuzer Kirche hängt, befindet sich heute auch in der Stiepeler Wallfahrtskirche. 

Die Zisterzienser gehören – mit den Trappisten – zur benediktinischen Ordensfamilie. Immer wieder neig(t)en Ordensleute oder ganze Klöster dazu, nach einer gewissen Zeit von den ursprünglichen Ordensidealen abzuweichen und es sich einigermaßen bequem im Kloster einzurichten, zumal wenn sie wirtschaftlich erfolgreich waren. Aber immer wieder gab es auch “Gegenbewegungen”, Menschen, die das ursprüngliche Ordensideal wieder freilegen wollten. 

Zu diesen Persönlichkeiten zählte im 11. Jahrhundert Robert von Molesme, damals Abt im gleichnamigen Benediktinerkloster, das er selbst begründet hatte. Doch schon nach einigen Jahren ließ der Eifer der Mönche nach. Daraufhin verließ der Abt mit einer Anzahl gleichgesinnter Mönche sein Kloster und gründete in Citeaux, in einer einsamen, verlassenen Gegend ein neues Kloster. Das erinnert sehr an den Bericht von der Gründung des Kartäuserordens durch den Hl. Bruno von Köln – ebenfalls in dieser Zeit. Eine große Sehnsucht nach Ursprünglichkeit und eine Rückbesinnung auf die alten Traditionen des Mönchtums hatte viele Mönche erfasst. Aber während Bruno einen starken Akzent auf das Leben als Eremiten legte, wollte Robert unmittelbar aus dem ursprünglichen Geist der Benediktsregel leben. Papst Urban II. (ein Schüler des Hl. Bruno) sorgte allerdings dafür, dass Robert wieder nach Molesme zurückkehren musste, um sein dort begonnenes Werk auch zu vollenden. Die Benediktiner von Citeaux (das Mutterkloster gab später dem ganzen Orden den Namen, Citeaux heißt Zisterze/Zisterne) wählte sich daher mit Alberich einen neuen Abt, der die Gemeinschaft im Geiste Roberts weiter führte. Kurz nach der Jahrhundertwende wurde dann der Engländer Stephan Harding zum neuen Abt gewählt. Dieser gab der Gemeinschaft mit der “Carta Caritatis” eine eigene Verfassung.

In eben dieses Kloster trat 1112 der Hl. Bernhard von Clairvaux mit zahlreichen Gefährten ein. Bernhard, ein charismatischer Mensch und mitreißender Prediger gibt dem neu-alten Zweig des Benediktinerordens den notwendigen Auftrieb. Schon 1115 gründete man eine dritte Tochterabtei in Clairvaux. In diesem Kloster wird Bernhard Abt. Fünf Jahre später entstand der weibliche Zweig des Ordens.

Der Zisterzienserorden zeichnete sich durch einige organisatorische Aspekte aus, die zu seinem enormen Erfolg beitrugen. Eine Abtei blieb immer der “Mutterabtei” verbunden, von der aus sie begründet wurde. Der Abt der Mutterabtei sorgte mit dafür, dass in der Tochterabtei das klösterliche Leben den Idealen der Zisterzienser entsprach. 
Der Regel des Hl. Benedikt folgend, dass man seinen Lebensunterhalt mit eigener Arbeit verdienen sollte, gab es bei den Zisterziensern keine Bauern, die vom Kloster abhängig waren. Die Mönche siedelten häufig in einsamen Gegenden, wo sie die Landschaft selbst urbar machten. Das brachte die Notwendigkeit mit sich, neben den Priestern, den Patres auch “Konversen” - Laienbrüder aufzunehmen. Diese waren weniger dem Gebet verpflichtet und konnten sich stärker den notwendigen Arbeiten widmen. Aber auch unter den Chormönchen gab und gibt es Laien. 

Nach dem Motto aus der Carta caritatis: “Una caritate, una regula similibusque vivamus moribus - "Wir wollen in einer Liebe, unter einer Regel und nach einheitlichen Bräuchen leben" entwickelten sich einheitliche Bauregeln, Tagesabläufe und Lebensregeln, was zu einer starken Verbundenheit der einzelnen Klöster untereinander und innerhalb des Gesamtordens führte. Die Zisterzienser schufen landwirtschaftliche Musterbetriebe, förderten Obst- und Weinbau, Pferde- und Fischzucht, Bergbau sowie den Wollhandel und trugen auch zur Verbreitung der hochmittelalterlichen Kultur bei. Unter der Orgelbühne in Stiepel hängt eine Bronzeskulptur von Werner Franzen, die die vier Gründer darstellt: Robert von Molesme, Alberich von Citeaux, Stefan Harding und Bernhard von Clairvaux. Auch ein Bronzestandbild dieses Künstlers im Klosterhof zeigt den Hl. Bernhard. Zu seiner Blütezeit – um das Jahr 1300 gab es 1.300 Zisterzienserklöster, in Deutschland bestanden insgesamt 91 Klöster, das erste von ihnen war das niederrheinische Kloster Kamp. Bis ca. 1250 entstanden auch 160 Frauenklöster in ganz Deutschland. 

Interessant ist, dass die Trappisten (benannt nach ihrer Gründungsabtei La Trappe) sich offiziell “Zisterzienser von der strengeren Observanz” nennen. Sie sind also Zisterzienser, die die Ordensregeln noch strenger beachten und daher eine weitere Reformbewegung innerhalb der Zisterzienserfamilie. Dieses Bestreben, die Ordensregeln immer treuer zu befolgen ist bis auf den heutigen Tag zu beobachten. Der Abt von Mariawald (Trappisten) begründete die kürzliche weitere “Reform” seines Klosters auch mit dem Bestreben, zu den strengeren Gebräuchen der Zisterzienser zurückzukehren, die er nach den Reformen des 2. Vatikanischen Konzils mit einigen seiner Mitbrüder als eher zu milde betrachtete. Auch das Mutterkloster der Zisterzienser, Citeaux ist heute von Trappisten besiedelt. 

Die Frage, nach dem rechten Weg eines Ordens hat die Mönche durch die Jahrhunderte immer beschäftigt und war häufig Ausgangspunkt für Neuaufbrüche. Während heute “Reform” eher mit Anpassung einer Organisation an die “neuen Zeiten” verstanden wird, waren die “Reformen” in den großen Orden eher ein “zurück” zu den Anfängen, zur Frische des Evangeliums, zur den Quellen der Ordensgemeinschaft und damit bei den Benediktinern zur Regel des Hl. Benedikt aus dem 6. Jahrhundert. In der Regel ging mit solchen Reformen auch eine gewisse Strenge einher, die Reform wandte sich gegen ein zu luxuriöses, zu weltliches Leben in den Klöstern, die sich in der “feudalen” Vergangenheit oft ähnlich verhielten wie die weltlichen Fürsten. Manches mal schossen die Reformer auch über das Ziel hinaus und überforderten ihre Gefolgsleute, so dass die Reform in sich zusammenbrach. 

Spannend wäre es, vor diesem Horizont einmal auf den Boom der Neugründung von Gemeinschaften und Orden nach der Säkularisation und die der neuen geistlichen Gemeinschaften und Ordensgemeinschaften nach dem 2. Vatikanischen Konzil zu blicken. Interessanterweise finden sich hier auch zahlreiche “Reformideen” die die Ursprünglichkeit des Ordenslebens in den Blick nehmen und gleichzeitig mitten in unserer Zeit wirken möchten. In Stiepel durfte ich zwei sehr junge belgische Ordensleute kennenlernen. Die Gemeischaft von Tiberias (Fraternité de Tibériade) hat sich in einem kleinen belgischen Örtchen gegründet. Die Schwestern (ca. 10) und Brüder (ca. 38) leben dort, in Litauen und im Zaire, orientiert am Hl. Franziskus und – der Name weist darauf hin – gehen auf den Ruf Jesu hin in die Welt und missionieren ... in Erinnerung an Petrus, der auf Jesu Ruf hin das sichere Boot verläßt und über die Oberfläche des Sees von Tiberias auf diesen zugeht. Schwester Benedicte und Schwester Eva-Marie sind aus dem Ort Lavaux-Sainte-Anne in Belgien zu Fuß nach Kevelaer gepilgert. Dort angekommen wurden sie von einem Pfarrer aus Gelsenkirchen abgeholt, wo sie eine geistliche Woche mit der Gemeinde St. Anna gestalteten. Die letzten Tage ihres Aufenthaltes verbrachten sie nun in Stiepel, um selbst körperlich und geistlich wieder aufzutanken. Mehr hierüber: www.tiberiade.de. Die reformatorische Kraft der Ordensleute führt heute zu Neugründungen und ab und an auch zu erstaunlichen Neu-Aufbrüchen in den großen Orden. 

Das Mutterkloster der Stiepeler Zisterzienser, das Stift Heiligenkreuz hat den Ruf, ein eher strenges Kloster zu sein. Und es gilt auch als eine der florierendsten klösterlichen Gemeinschaften in Europa. Ähnlich “erfolgreich” sind zwei Trappistenklöster in Nový Dvůr in Tschechien und dessen Mutterabtei in Frankreich, Sept-Fons, auch sie haben den Ruf, die Ordensregeln besonders “streng” zu befolgen. Dass aber die “Strenge” allein nicht den Erfolg begründet zeigen ebenfalls zahlreiche Beispiele, zu denen ich auch die Abtei Mariawald zähle. Die “Reform” hat bis heute nicht zu einem Aufschwung des Klosters geführt. Offensichtlich gehört zu einer klösterlichen Reform sowohl der Blick in die Vergangenheit, die Orientierung an den lebendigen Quellen, wie auch die Verwurzelung in der Gegenwart und der Ausblick in die Zukunft. Wo dies überzeugend gelingt, wo die Gemeinschaft den einzelnen Mönch in dieser Ausrichtung zu tragen vermag, da “floriert” auch heute noch das Ordensleben. Die beständige Suche und Unruhe prägt das Mönchtum von seinen Anfängen in der syrischen und ägyptischen Wüste an, wie die Beispiele des Hl. Antonius (Einsiedler, später Abt einer Gruppe von Einsiedlern) und des Hl. Pachomius (Abt eines Mönchsklosters in dem die Mönche gemeinschaftlich lebten). Interessanterweise wies uns der koptische Bischof Anba Damian am Dienstag abend (13. Mai) auf diese beiden Ägypter an den Wurzeln des Mönchtums hin und am Donnerstag (am 15. Mai - allerdings nach der zisterziensischen Liturgie, im normalen kath. Heiligenkalender schon am 9. Mai) begingen wir den Gedenktag des Hl. Pachomius, ein Name, der hierzulande wohl kaum Aufmerksamkeit erregt und mit dem selbst ein frommer Katholik wohl wenig verbindet. Aber er war sicher der Vorläufer des Hl. Benedikt, der ja als Begründer des Mönchtums gilt. Die Klostergründung des Hl. Martin von Tours in Frankreich wäre ohne die “Engelsregel” des Hl. Pachomius nicht möglich gewesen. 

Als ich morgens um sechs in der Stiepeler Kirche sitze, hört man nur das Tschilpen der Spatzen und das Rascheln der Gewänder der einziehenden Mönche. Der Tag ist noch frisch! Während des Gebets stimmen nach und nach weitere Vogelstimmen in den gregorianischen Choral mit ein. Ein guter Start in den Tag. 

Zu den klassischen Vorgaben der Regel Benedikts gehört das Gebet: (ora, lege et labora). Die Gebetszeiten sind Vigil (Nachtwache), Laudes (Morgengebet), Terz (zur “Morgenmitte), Sext (zur Mittagszeit), Non (zum Nachmittagsanfang), Vesper (zum Abend) und Komplet (zur Nacht). Dazu kommt noch die täglichen Messfeiern. Die eher kontemplativen Orden halten diese Gebetszeiten ein. Normalerweise liegen sie in Abständen von jeweils drei Stunden. Auch in den meisten Zisterzienserinnenklöstern wird also z.B. um 6.00 Uhr, um 9.00 Uhr, um 12.00 Uhr, um 15.00 Uhr, um 18.00 Uhr und gegen 20.00 Uhr gebetet, wobei sich die genauen Zeiten aus praktischen Gründen oft um eine halbe oder dreiviertel Stunde verschieben. Die Zeiten orientieren sich an den römischen Tagwachen, zur sechsten Stunde (Sext) ist daher die zweite Wache, zur neunten Stunde (Non), (die Todesstunde Jesu) ist die dritte Wache u.s.w..

Schwierig wird das in einer Gemeinschaft, wie in Stiepel. Einige Mönche sind “immer” da, einer ist Pfarrer, einer Wallfahrtsrektor, mindestens einer studiert, andere kümmern sich um Gäste und andere Aktivitäten, so gibt es z.B. Schafe im Klostergarten und Bienen. Auch in Stiepel ist es so, dass die Mönche ihren Unterhalt und den des Klosters selbst zu erarbeiten bzw. durch Spenden zu bestreiten haben. Es gibt vor allem fünf Tätigkeiten, die für die Zisterziensermönche weltweit aber auch in Stiepel charakteristisch sind: Seelsorgedienst, Jugenderziehung, handwerkliche Arbeit, Gästebetreuung, kulturelle und wissenschaftliche Aufgaben. In Stiepel bedienen sie sich wegen der Gebetszeiten daher eines kleinen “Tricks”: Es werden einzelne Gebete zusammen gelegt. Daher ist die Gebetsordnung in diesem Kloster so: 6.00 Uhr Vigil, Laudes, Terz, anschl. Konventsmesse und Frühstück; 12.30 Uhr Sext und Non, anschl. Mittagessen, 18.00 Uhr Vesper und 19.30 Uhr Komplet. Auf diese Weise können möglichst viele Mönche an den gemeinsamen Gebeten teilnehmen, ohne ihre jeweilige Arbeit am Morgen oder Mittag sehr häufig durch Gebetszeiten zu unterbrechen. 

Nach den Worten des Hl. Benedikt soll “dem Gottesdienst nichts vorgezogen werden” (RB Kap. 43). In den aktuellen Klosternachrichten findet sich ein interessanter Hinweis, den ich gern zitiere: “Immer wieder tragen sich Männer mit dem Gedanken in das Kloster einzutreten. Manche Bewerber wissen jedoch nicht, dass zur Grundvoraussetzung des monastischen Lebens die Freude am Gebet gehört und halten es daher nicht lange bei uns aus. In Stiepel singen und beten wir täglich zwischen 3 und 3 ½ Stunden. Interessierte müssen vor allem also begeisterte Beter sein, wenn sie zu uns kommen möchten.” Gebetet wird (mit Ausnahme der Vigil) ausnahmslos in lateinischer Sprache. Für ihren gregorianischen Choral ist Stiepel / Heiligenkreuz weithin berühmt. Die Aufnahmen der Mönchsgesänge verkauften sich millionenfach. So ist es eine Freude, dem Chorgebet der Mönche beizuwohnen (selbst wenn man eigentlich kein ausdrücklicher Freund der lateinischen Liturgie ist).

Aufgrund der Bauform der Kirche gab es dort nicht die Möglichkeit, ein klassisches Chorgestühl einzubauen. Man hat daher im Chorraum zwei kleine Seitenkapellen gebaut, wo die Mönche in drei oder vier Reihen hintereinander sitzen. Es wirkt immer etwas sonderbar, wenn die Mönche sich während des Gebetes ab und zu zum “Apsis” bzw. nach Osten wenden. Eine Pilgerin fragte während der Andacht ihren begleitenden Diakon irritiert, warum die Mönche “zur Wand hin” beten würden. Die Irritation verginge, wenn man sich das etwas spezielle Spiepeler Chorgestühl als klassisches Chorgestühl denken würde. Zum Gebet tragen die Mönche besondere Oberwänder aus hellem Stoff (Kukulle) mit sehr weiten Ärmeln und Kapuze. Tagsüber sieht man sie (nur) in den klassischen weiß – schwarzen Zisterziensergewändern (weißes Untergewand (Tunika) mit schwarzem Überwurf (Skapulier) und nie in ziviler Kleidung. 

Anders als die Benediktiner verbinden die Zisterzienser in Stiepel mit ihren Chorgebeten keine ausgeprägte “Choreografie”. Die einzelnen Mönche kommen nach und nach in den Chorraum, es gibt keine gemeinschaftliche feierliche Prozession. Nur der Auszug erfolgt “gemeinsam” in Zweiergruppen. Vermutlich ist das ein Ausdruck der dem Orden eigenen Schlichtheit, die auch das Stiepeler Kloster prägt. So waren bei den frühen Zisterziensern Bilder, auch Darstellungen in Kirchenfenstern verboten – mit Ausnahme einer Darstellung der Gottesmutter Maria, deren Verehrung im Orden so bedeutsam ist, dass alle Zisterzienserklöster der Gottesmutter geweiht sind. Die Fenster im Kloster greifen diesen Aspekt der Einfachheit auf und zeigen ausschließlich Muster und Ornamente. Auch im Kloster selbst gibt es nur spärlich Bilder, alles ist funktional und schlicht - schön. Natürlich wurde die ursprüngliche Strenge des Ordens im Laufe der Jahrhunderte auch hier abgemildert. 

Diese schlichte Einfachheit erlebe ich auch in der Gastfreundschaft der Ordensgemeinschaft. Sie stellen einige Gästezimmer zur Verfügung und nehmen Männer und Frauen auf, die am Gebetsleben des Klosters teilnehmen möchten und Zeit für Stille und Gebet suchen. Ich habe das als sehr unaufdringliche, herzliche Gastfreundschaft erfahren. Den Gästen steht neben einem Zimmer auch der Speiseraum und eine Bibliothek zur Verfügung. Gäste und Mitarbeiter speisen hier zusammen und werden auch vom Gästepater bedient. Wer ein seelsorgliches Gespräch wünscht – findet einen Ansprechpartner – kann aber auch mit sich uns seinen Gedanken allein bleiben. So bildet sich rund um dieses Kloster ein interessantes Netzwerk von Kontakten und Freundschaften, das Menschen weit über die Bistumsgrenzen hinaus zusammenführt und mit Christus verbindet. 

Die Beschreibung des Klosterbaus selbst entnehme ich der Homepage des Klosters (www.kloster-stiepel.de) und ergänze das durch eigene Bilder. “Der moderne Kreuzgang von Stiepel ... ist durch seine Architektur ein Ort der Abgeschiedenheit und gleichzeitigen Offenheit in ebenmäßiger Harmonie: Geschieden vom Lärm der Welt, umschließt das Quadrum einen Raum der Stille, der durch seinen Innenhof nur zum Himmel hin offen ist. Der Blick richtet sich nach oben und überwindet so jegliche Enge. In dieser klassischen Form gestaltet, dient der Kreuzgang der Stille, dem Lesen und Meditieren wie auch der täglichen Prozession der Mönche. Zudem verbindet er alle wesentlichen Gemeinschaftsräume miteinander. Hier wird räumlich fassbar, was den Klosteralltag bestimmt: der gleichmäßige Rhythmus von ora, lege et labora. Immer wieder kreuzen sich diese Wege von Beten, Lesen und Arbeiten und münden schließlich in das eine Ziel, der Suche nach Gott (vgl. RB 58,7). Die Südseite des Kreuzganges ist ... der allabendlichen Lesung gewidmet. Hier sitzen die Mönche auf einer Holzbank, während einer von ihnen das Martyrologium des nächsten Tages vorliest, das heißt die Lebensbeschreibungen der christlichen Märtyrer und Bekenner... . Die sonst kahle Wand wird von einem kunstvollen Kreuz geziert. Es ist ein Geschenk unserer Mutterabtei....”

Der Tag endet für die Mönche mit der Komplet, dem Abendgebet. An der Tür zur Klausur stellt sich der Prior auf mit einem Aspergil in der Hand auf. Jeder Mönch tritt vor ihn hin, verneigt sich und wird mit Weihwasser gesegnet. Erinnerung an die Taufe, an den Ursprung, an die frische Quelle des Evangeliums und der Regel des Hl. Benedikt, die auch hier in Stiepel leise plätschert und die „Durchreisenden“ einlädt, hier zu rasten und Wasser zu schöpfen aus den Quellen des Heils. Mit dieser Segnung beginnt das große Stillschweigen und die Ruhe der Nacht, die bis zur Vigil am frühen Morgen gewahrt bleibt. „Rede, Herr; denn dein Diener hört.“

Wenn du vernünftig bist, erweise dich als 
Schale und nicht als Kanal, der fast gleichzeitig 
empfängt und weiter gibt, während jene 
wartet, bis sie erfüllt ist. Auf diese Weise gibt 
sie das, was bei ihr überfließt, ohne eigenen 
Schaden weiter...

Lerne auch du, nur aus der Fülle auszugießen 
und habe nicht den Wunsch freigiebiger zu sein 
als Gott. Die Schale ahmt die Quelle nach. Erst 
wenn sie mit Wasser gesättigt ist, strömt sie 
zum Fluss, wird zur See. Die Schale schämt sich 
nicht, nicht überströmender zu sein als die 
Quelle...

Ich möchte nicht reich werden, wenn du dabei 
leer wirst. Wenn du nämlich mit dir selbst 
schlecht umgehst, wem bist du dann gut? 
Wenn du kannst, hilf mir aus deiner Fülle, 
wenn nicht, schone dich.

Bernhard von Clairvaux (1090-1153)

Sonntag, 4. Mai 2014

Vier auf einen Streich - Heiligsprechungen in Rom

Es war ein kirchliches Ausnahmeereignis: Noch nie in der Geschichte der Kirche waren zwei Päpste gemeinsam heilig gesprochen worden; noch nie in der Geschichte der Kirche waren ein amtierender Papst und ein emeritierter Papst dabei anwesend. Da ging die Kreativität mit einigen Hobbydesignern am Computer durch, um auf diese Einzigartigkeit hinzuweisen posteten sie Bilder, wie z.B. ein Portrait der vier Päpste in Beatles – Manier auf dem Zebrastreifen vor den Abbey-Road-Studios. Die Feier selbst war eher schlicht und einfach, anders als in der Vergangenheit fehlten darin eher emotionale und dramatische Momente, wie z.B. die feierliche Enthüllung der Heiligenportraits an der Fassade der Peterskirche oder die Verlesung einer Biografie. Die Messe orientierte sich an Texten und Inhalten des “Weißen Sonntag”, die Predigt war kurz und prägnant. Am berührendsten war für mich noch der abschließende Satz der Homilie, die erstaunlich wenig auf Leben und Leistung der neuen Heiligen einging sondern das Tagesevangelium (Thomas und die Wunden Jesu und den “Barmherzigkeitssonntag”) aufgriff: “Mögen beide uns lehren, keinen Anstoß zu nehmen an den Wunden Christi und in das Geheimnis der göttlichen Barmherzigkeit einzudringen, die immer hofft und immer verzeiht, weil sie immer liebt.”

Fürchet euch nicht Heilige des Neuen Jahrtausend zu werden. (Hl. Johannes Paul II.)

“SANTO SUBITO” - die vielen Transparente mit diesem Spruch stachen bei den Trauerfeierlichkeiten für Papst Johannes Paul II. vor beinahe 10 Jahren unmittelbar ins Auge.  “SANTO SUBITO” - sofort heilig, lautete die Forderung der Gläubigen, die durch die Transparente zum Ausdruck kam und die sicher von den weitaus meisten Trauernden auf der Welt genau so unterstützt wurde. Die Maler der Transparente griffen damit also genau die Stimmung auf, die rund um den Petersdom herrschte. Es war selbst aus der Ferne emotional sehr berührend, wie dieser Papst seinen schweren Leidensweg bis zum Ende ging. Man konnte leicht zu der Überzeugung gelangen: Dieser Papst war ein Heiliger. 
Manche Beobachter hielten die Transparente allerdings für eine gut organisierte Kampagne, wofür auch sprechen würde, dass sie sehr professionell wirkten und keineswegs wie in einer Nacht- und Nebelaktion in einer Pilgerherberge gemalt.  

Nun ist – unter anderem – die Verehrung der Gläubigen für einen möglichen Heiligen und der Wunsch nach einer Heiligsprechung einer der Ausgangspunkte für die Aufnahme des Heiligsprechungsprozesses. Bei Johannes Paul II. war es aber nun wirklich eine Heiligsprechung in Rekordzeit, 2005 verstorben, 2011 selig und schon 2014 heilig gesprochen, nicht einmal 10 Jahre nach seinem Tod. Noch im Jahr seines Todes begann der Seligsprechungsprozess, die eigentlich hierfür vorgesehene Wartezeit von fünf Jahren nach dem Tod wurde hierfür eigens von Papst Benedikt XVI. aufgehoben. Auch dies: einmalig! Selbst bei Mutter Theresa wartete man noch fast zwei Jahre ab. 

Es wird auch keinen Heiligen in der ganzen Kirchengeschichte geben, dem zu Lebzeiten so vielen Menschen “persönlich” begegnet sind (wenn das Wort auch etwas übertrieben erscheint) wie Papst Johannes Paul II.; der auf seinen Pastoralreisen von vielen Millionen Menschen “leibhaftig” erlebt werden konnte. Ich durfte ihn drei Mal persönlich sehen, bei seinem Besuch in Münster 1987, wo ich als Mitglied des großen Chores dabei war; im Rahmen eines ökumenischen Gebetes mit dem Papst und Frere Roger Schutz von Taizé zum Jahreswechsel 1987/1988 im Petersdom und bei einer Pilgerreise nach Rom im Jahre 2004, als er von seiner Krankheit schon schwer gezeichnet war. Er war eine Persönlichkeit, die einen in den Bann zog und auch jenseits solcher persönlicher Erfahrungen allgegenwärtig war. Selbst als schwer kranker Mann gelang es ihm, die ganze riesige Audienzhalle in den Bann zu ziehen, mit den sparsamen Gesten und Worten, die ihm damals noch möglich waren. Tief beeindruckend! Nach seinem Tod war ich 2005, 2007 und 2009 wieder in Rom und erlebte, wie viele Menschen noch immer zu seinem Grab unter dem Petersdom pilgerten und dafür in langen Schlangen anstanden.

Es kann hier nicht der Ort sein, die Verdienste, die Leistungen, die Gläubigkeit, die Frömmigkeit, die Heiligkeit dieses Menschen umfassend zu würdigen. Ich lese gerade das Buch “Johannes Paul II., Das faszinierende Leben des beliebtesten Papstes aller Zeiten” von Luigi Accattoli, einem italienischen Journalisten und Autor über das 26jährige Pontifikat und sein Leben. Und ich staune, wie vielseitig, wie hellsichtig und aktuell, ja modern dieser Papst stets war. 

Mich verwundert, wie sehr angesichts einer solchen Lebensleistung noch immer über gewisse und interpretierbare “Kleinigkeiten” diskutiert und gestritten wird. Für Traditionalisten ist es u.a. das interreligiöse Gebetstreffen in Assisi, der Korankuss und eine gewisse Wertschätzung, die der Heilige dem Islam entgegen gebracht hat. Die Vertreter der Gegenseite werfen ihm den Umgang mit den Befreiungstheologen vor und den “erhobenen Zeigefinger” gegenüber Ernesto Cardenal. Andere richten ihn wegen mehr oder minder gelungener Auswahl einiger Bischöfe. Aber es erschreckt, wie schnell Katholiken bereit sind, eine solche vielseitige Lebensleistung auf wenige Sätze einzudampfen, wenn es der Aussageabsicht eines Artikels oder eines schnellen Kommentars dienen soll.

Vielleicht sollte man sein Augenmerk zunächst einmal darauf richten, was “Heiligsprechung” eigentlich ist. Mir sind dabei zwei Aspekte wichtig: Jeder von uns ist zur “Heiligkeit” berufen. Jeder sollte sehen, dass er mit seinem und ihrem persönlichen Leben und Glauben vor Gottes Augen bestehen kann. Jede(r) sollte (warum nicht) nach einem “heroischen Tugendgrad” streben. 
Bei einer offiziellen Heiligsprechung geht es daher unter anderem darum, dass die Kirche mit größtmöglicher Sicherheit annehmen kann, dass dieser Mensch nun bei Gott im Himmel ist, dass sein Leben und sein Glauben, sein Tun und Lassen vor den Augen des gerechten und barmherzigen Gottes Bestand haben. 

Damit verknüpft ist auch das “Wunder”; in der Regel eine wunderbare Heilung, die man der Fürbitte eines bestimmten Heiligen zuschreiben kann. Zunächst einmal zeigt sich darin sicher eine historische Kontinuität, denn schließlich wurden über Jahrhunderte die Heiligen in aussichtslosen oder schwierigen Anliegen um Hilfe und Fürbitte angerufen und es ereigneten sich zahlreiche wunderbare Dinge an ihren Gräbern und Wallfahrtsorten. Ein Wunder ist also in gewisser Weise ein Beleg für die begründete Hoffnung, dass jemand bereits im Himmel ist und von dort her einer Fürbitte oder einem Gebet zur Erhörung verhelfen kann. 

Nun bin ich persönlich sehr fest davon überzeugt, dass auch meine Oma Franziska, die Mutter meines Vaters heute schon im Himmel ist. Sie hat im Krieg ihren Mann verloren und dann in schwieriger Zeit ihre beiden Jungs allein groß gezogen. Sie hat nach dem Krieg nie wieder geheiratet, denn für sie war mein Opa Josef – ihr Mann und er ist es über seinen Tod hinaus geblieben. Unter großen Mühen hat sie ihr Leben gemeistert und auf vieles verzichtet. Zeitlebens war sie von einer tiefen, schlichten Gläubigkeit. Regelmäßig ging sie zum Gottesdienst und war in der Familie stets zur Stelle, wenn sie gebraucht wurde. Ich verdanke ihr sicher ein gutes Stück, dass ich heute ein gläubiger Mensch bin. Ihre schwere Krankheit ertrug sie geduldig und gläubig, sterben konnte sie, als der Kaplan ihr die Sterbesakramente spendete, in Frieden legte sie ihr Leben in Gottes Hand. Wo könnte sie anders sein als im Himmel?

Für mich ist meine Oma in diesem Sinne auch eine Heilige, aber halt eine, die ihr Leben eher im Verborgenen gelebt hat und das ist bei Johannes Paul II. absolut anders. Den größten Teil seines Lebens lebte er in aller Öffentlichkeit, ähnlich wie es Papst Benedikt XVI. bei seinem Rücktritt betont hat, dass man nämlich als Papst sein ganzes Leben zu geben hat, dass es dann keinen privaten Rest mehr gibt, sondern dass man sich ganz in Gottes Hand gibt. Dass Johannes Paul II. heute von zahllosen Menschen verehrt wird, daran kann es ebenfalls keinen Zweifel geben und allein von dieser Tatsache her ist es vollständig gerechtfertigt mit der Heiligsprechung letztlich offiziell nachzuvollziehen, dass es ja schon in aller Welt üblich ist, diesen Hl. Papst zu verehren. Die Seligsprechung bestätigt ja im Grunde die Verehrung eines verstorbenen Menschen in einem bestimmten Land, einer Region, einer Gemeinschaft. Aber das ging ja bei Karol Wojtyła schon zuvor weit über Polen oder Italien hinaus. 

Natürlich mag man kritisch sehen, dass einzelne Gruppen und Gemeinschaften, allen voran der ehemalige Privatsekretär und heutige Erzbischof von Krakau, Stanisław Kardinal Dziwisz so sehr aufs Tempo gedrückt haben und z.B. mit der Verbreitung von “Blutreliquien” bzw. der Veröffentlichung von eher privaten Texten des Hl. Vaters auch gewisse Grenzen überschritten haben. Aber die Tatsache der breiten Verehrung für Papst Johannes Paul II. an sich ist ja überhaupt nicht zu leugnen, auch wenn man hier und da die Beobachtung machen kann, dass sie nach 10 Jahren ein Stück weit schon ihren “Zenit” überschritten hat, selbst in Polen. Aber es ist sicher angemessen zu konstatieren, dass sie noch immer hoch ist, vielleicht höher als bei den vielen, vielen anderen Seligen und Heiligen, die er selbst zur “Ehre der Altäre” erhoben hat. Vermutlich muss man daher diese Heiligsprechung auch in diesem speziellen Kontext sehen. 

"Giovanni, nimm dich nicht so wichtig, du bist ja nur der Papst.” - dieser Ausspruch wird Papst Johannes XXIII. zugeschrieben. Vielleicht sollte man das – trotz der aufgeregten Diskussionen um die Heiligsprechung – auch hier so sehen statt sich in Kleinkrittelei zu ergehen. Fakt ist, der Hl. Johannes Paul II. wird auch in den nächsten Jahren und Jahrzehnten zahlreiche Verehrer finden. In Polen, in Deutschland, in Italien und bei vielen gläubigen Menschen, die sich dankbar an seine Verdienste, seine Worte, seine Taten erinnern. Daher ist Heiligsprechung ja auch in erster Linie die Erlaubnis der Kirche, einen Heiligen als solchen zu verehren. Daher wird ja auch so genau geprüft, ob es Gründe gibt, die dieser Verehrung entgegen stehen oder die letztlich unter den Gläubigen Verunsicherung auslösen würden. Dennoch wird mit der Heiligsprechung nicht jedes Wort und jedes Tun und Lassen des Heiligen “heilig” gesprochen und quasi nachträglich “gut” gemacht. Auch wird mit der Heiligsprechung des Konzilspapstes Johannes XXIII. dem 2. Vatikanischen Konzil kein zusätzliches “Gewicht” gegeben. Ein Heiliger darf auch Schwächen haben – da finden sich in der Geschichte genügend Beispiele. Insofern ist ein Heiliger auch ein Mensch wie Du und ich, manchmal auch ein Sünder, der der Barmherzigkeit Gottes bedarf.

Einige recht "spitze" Kommentatoren stellen die Frage, ob mit der Heiligsprechung zweier Päpste nicht letztlich die Heiligkeit z.B. der Päpste Paul VI., des seligen Piux IX. oder Pius XII. in Frage gestellt würde. Warum heute die Heiligsprechung von Johannes XXIII. und Johannes Paul II. und nicht die dieser drei? Denn es ist doch höchst unwahrscheinlich, dass in der näheren Zukunft noch weitere Heiligsprechungen von Päpsten folgen werden. Diese Überlegung ist nicht ganz falsch, aber sie verschweigt, dass die nunmehr selig gesprochenen Päpste im Kirchenvolk viel stärker in Erinnerung sind und intensiver verehrt werden. Vermutlich kennen nicht einmal die Urheber dieser angespitzten Kommentare selbst zehn Personen, die das Grab von Paul VI. unter dem Petersdom kennen oder am Grab von Pius XII. (die Bilder zeigen die Grabstätten von Johannes Paul I. und Pius dem XI.) um dessen Seligsprechung gebetet haben. Natürlich ist es unzweifelhaft, dass fast alle Päpste – mal mit Ausnahme einiger Gegenpäpste
und Gestalten der finstersten Renaissance - Gottes Gnade und die Aufnahme in den Himmel erfahren haben. Aber es kommt auch darauf an, dass sie mit ihren Taten, ihrer Frömmigkeit und Ihrem Wirken im Bewusstsein und im Gebetsleben der Gläubigen präsent sind. Und da leuchten die beiden nun heilig gesprochen Päpste sicher und vielen anderen hervor. 
Ist in den letzten Jahren noch ein Pfarrzentrum als “Montini-Haus” benannt - oder eine Kirche auf das Patronat Pius IX. oder des X. geweiht worden? Welcher normale Katholik verbindet heute noch viel mehr als “Humanae vitae” und die Auseinandersetzung um die Empfängnisverhütung mit dem Namen von Paul VI.? Dabei wäre seine Enzyklika “Evangelii nuntiandi” sicher eine Relectüre wert. Bei Johannes XXIII. fallen mir dagegen direkt einige Pfarreien ein, die sich den “Friedenspapst” zum Patron gewählt haben.

In einem besonders perfiden Artikel, den ich kürzlich lesen musste, wurde gemutmaßt, dass Franziskus die Heiligsprechung von Johannes Paul II. ganz bewusst mit der des Konzilspapstes Johannes XXIII. verbunden habe. Die Autorin präsentierte darin den Karol Wojtyła als “Reaktionär” gegenüber dem “Reformer” Angelo Roncalli. Und das wird dann als “Journalistischer Mehrwert” verkauft. (www.journal21.ch/rom-bleibt-rom) Interessanterweise vertreten sogar einige konservative Kommentatoren eine ähnliche Position, wenn auch aus anderen Motiven. 

Unstrittig dürfte sein, dass die gemeinsame Heiligsprechung auf den Wunsch von Papst Franziskus zurückgeht. Wohl um dies zu ermöglichen, hat er ausdrücklich auf den Erweis eines weiteren Wunders auf Fürsprache des Hl. Johannes XXIII. verzichtet. Wie man hört wohl eher aus Zeitgründen, da evtl. gemeldete Gebetserhörungen noch nicht abschließend überprüft waren. Man darf annehmen, dass es ihm hierbei aber eher weniger um das oft spekulierte kirchenpolitisches Signal ging (Reformer = Johannes XXIII. + Franziskus und Reaktionär = Johannes Paul II. + Benedikt XVI.), sondern vielmehr darum, der Heiligsprechung von Päpsten nicht noch durch zwei getrennte Feiern doppelt soviel Gewicht und Bedeutung zu geben. Das sollte doch ganz im Interesse vieler Beobachter liegen. 

Die Verkürzung des Wirkens dieser Persönlichkeiten auf die oben beschriebenen (peinlichen) Kurzformeln führt definitiv in die Irre. Schon vom äußeren Auftreten der beiden dürfte dieser Eindruck eigentlich widerlegt werden. Johannes XXIII. verbinde ich mit einem eher barocken Auftreten; mit der Tiara, die erst Paul VI. ablegte; mit der Sedia gestatoria, dem päpstlichen Tragesessel und den Fächern aus Straußenfedern; dem ganzen höfischen Gepräge und dem Pluralis Majestatis. Es war erst Johannes Paul II., der das Papstamt im Grunde neu erfunden, nein neu geprägt hat. Ohne ihn und sein langes Pontifikat wäre die Wahl eines Deutschen wie Benedikt XVI. oder gar des Argentiniers Franziskus undenkbar gewesen. Man sollte nicht vergessen, dass vor ihm über 450 Jahre (seit dem “Holländer” Hadrian) ausschließlich Italiener zu Päpsten gewählt worden waren. Er hat das Papstamt in einer Weise reformiert, die über Jahrhunderte vorher nicht denkbar gewesen wäre. Er hat seine Schritte auf ein weites Feld gelenkt und das sehr eurozentristisch und italienisch geprägte Amt in die ganze Welt hinaus geführt, ja damit die kath. Kirche als Weltkirche ganz neu erschlossen.

Alle Päpste der Geschichte standen vor der Herausforderung, die auseinanderstrebenden Flügel und unterschiedlichen Überzeugungen in der Kirche zusammenzuführen. Das war schon zur Zeit des 1. Vatikanischen Konzils unter Pius IX. so. Dieser Herausforderung hat sich mit dem 2. Vatikanischen Konzil auch Johannes XXIII. gestellt und nach diesem Konzil auch alle seine Nachfolger. Es ging darum, das Kirchenschiff in der Mitte des Traditionsstromes zu halten und ich bin überzeugt, dass keiner der Nachfolger Johannes XXIII. die Reformen des Konzils, die eigentliche Richtung des Konzils umbiegen wollte, allenfalls ging es darum, überbordende Reformschritte abzubremsen, um wieder zum Eigentlichen, zur Mitte, zu Gott zu gelangen. Papst Benedikt sprach daher von einer “Hermeneutik der Kontinuität”. Gerade Johannes Paul II. verdanken wir sehr mutige Schritte auf diesem Weg, man denke nur an seine Begegnungen mit den Vertretern der getrennten Kirchen, des Judentums, der nichtchristlichen Religionen. Man denke an seine aufsehenerregenden Vergebungsbitten für die Fehler und Sünden der (kath.) Christen in der Vergangenheit, seine Reisen, seine Begegnungen mit fremden Kulturen und Menschen, sein Engagement gegen die gottlosen Ideologien in aller Welt. Es gibt in seinen Texten und in seiner Theologie sicher noch manchen Schatz zu heben. 

Nur der sehr oberflächliche Blick auf die beiden – zusammen heilige gesprochenen Päpste – trennt sie voneinander und teilt sie – unangemessen - in “Reformer” und “Reaktionäre” ein, doch sind sie sich näher als man gemeinhin zu sehen bereit ist.  

Natürlich ist die Frage berechtigt und richtig, ob die vielen Heilig- und Seligsprechungen und ob insbesondere die Heiligsprechung von Päpsten nicht auch negative Begleiteffekte hat und zu einer Relativierung dieses besonderen kirchlichen Aktes führt. Es gibt ja seit Benedikt und Franziskus durchaus auch eine spürbare Gegenbewegung hierzu. Aber sie liegt doch ganz auf der Linie der Entdeckung der Weite und Größe der wahrhaft katholischen Weltkirche, wo es eben nicht ausreicht, den Blick auf Persönlichkeiten wie Hildegard von Bingen oder Ambrosius von Mailand oder Cyrillus und Methodius zu richten, sondern es darüber hinaus auch viel Sinn macht auf Karl Lwanga und die 40 Martyrer von Uganda zu schauen oder auf Juan Diego Cuauhtlatoatzin in Mexiko und viele mehr.

Heiliger Pius V. - bitte für uns!
Seliger Papst Innozenz XI. - bitte für uns!
Seliger Papst Pius IX. - bitte für uns!
Heiliger Papst Pius X. - bitte für uns!
Heiliger Papst Johannes XXIII. - bitte für uns!
Heiliger Papst Johannes Paul II. - bitte für uns!

Freitag, 11. April 2014

Der ewige katholische Ehestreit

Dieser Post schließt an meinen vorletzten zur kirchlichen Sexualmoral an.

(c) pfarrbriefservice.de - Johannes Simon
In der öffentlichen Diskussion innerhalb der kath. Kirche scheint es in den letzten Monaten kaum wichtigeres Thema zu geben als die Situation derer, die in 2., 3., 4. Ehe leben, also nach einer Scheidung eine neue Beziehung eingehen, vielleicht sogar wieder heiraten. Für die katholische Kirche ist das (anders als für unsere evangelischen Schwestern und Brüder) ein Problem, denn sie geht davon aus, dass eine sakramental geschlossene Ehe nicht wieder gelöst werden kann. Wer daher eine neue Beziehung eingeht – begeht damit seinem ersten Ehepartner gegenüber – Ehebruch. 

Für viele Menschen klingt das heute weltfremd. Welche Verpflichtungen kann man noch gegen einen Partner haben – der längst keiner mehr ist – und von dem man staatlich geschieden ist und mit dem man – hoffentlich – alles, vieles geklärt hat. 

Geradezu archaisch mutet es für viele an, wie die Kirche dann über die Ehe, das Eheband spricht, das auch über Trennung und Scheidung hinaus das Paar “bindet”. Und diese Bindung entsteht - das Kirchenrecht definiert es genau – durch den “Vollzug der Ehe”, sprich den Geschlechtsverkehr, der die Voraussetzung für die “Gültigkeit” einer Ehe ist. Das klingt in den Ohren eines modernen jungen Paares sicher ziemlich komisch. 

In den letzten Wochen war zu lesen, dass einige bedeutende Kardinäle der Kirche über die “Unauflöslichkeit” einer “vollzogenen Ehe” mehr oder weniger offen und über die Presse "streiten". Kardinal Müller sagt so, Kardinal Marx etwas anders, Kardinal Kasper stellt (nicht zum ersten Mal) sehr berechtigte Anfragen an die kirchliche Praxis. Kardinal Caffarra widerspricht Kasper energisch! Es steht zu erwarten, dass die innerkirchlichen Auseinandersetzungen ihren Höhepunkt noch lange nicht erreicht haben. 

Wie wird das wohl auf unsere Mitmenschen wirken, als weiterer Beleg dafür, dass die Kirche “weltfremd und abgehoben” ist - oder als Signal, dass die Kirche die Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Menschen von heute, besonders der Armen und Bedrängten aller Art in sich aufnimmt und für sie und mit ihnen nach Lösungen sucht. Entscheidend wäre, dass man der Botschaft Jesu über die Ehe und seinen Worten zu 100 Prozent gerecht werden muss. Entscheidend ist auch, dass die sakramentale Ehe keinen Schaden nimmt und dass nicht der Eindruck entsteht, die Kirche gibt das Ideal auf, dass ein Mann und eine Frau das Leben miteinander teilen möchten, durch dick und dünn bis zum Tod. 

Dass es so schwierig ist für die katholische Kirche, hier zu einer “einfachen Lösung” zu kommen, liegt in der Sakramentalität der Ehe und der hohen zeichenhaften Bedeutung dieses Sakramentes, wie Papst Franziskus vor einigen Tagen noch in einer Katechese deutlich machte: “Die Ehe gründet auf einem zweifachen göttlichen Geheimnis. Zum einen betrifft das die göttliche Trinität: Der dreifaltige Gott, der wesenhaft eins ist, macht die Ehepartner zu einer einzigen Existenz, zu »einem Fleisch«, als Bild seiner eigenen Liebe und als Zeichen für eine Gemeinschaft, die in Gott ihren Ursprung hat und aus ihm ihre Kraft bezieht. Zum anderen zeigt sich dieses Geheimnis unter einem christologischen Aspekt: Die christlichen Ehegatten spiegeln die gleichsam bräutliche Beziehung Christi zur Kirche wider.”

Letztendlich ist die Tiefenströmung hinter der manchmal etwas oberflächlichen Diskussion, die, ob die Aufgabe dieses strahlenden Bildes der Ehe als Abbild der göttlichen bzw. jesuanischen Liebe nicht letztlich das eigentliche Dogma der göttlichen Dreifaltigkeit oder der großen Liebe Christi zu den Menschen in Frage stellt. Leider habe ich auch keine Idee, wie der “gordische Knoten” zu durchtrennen ist. 

Bei vielen Diskussionen über “barmherzige Lösungen” geht es direkt um “das große Ganze”, die (oft verbissenen) Verteidiger der traditionellen Auffassung der lateinischen Kirche von der Unauflöslichkeit der Ehe kämpfen gegen jede Veränderung und verweisen auf die klassischen Möglichkeiten der “Josefsehe” oder der kirchenrechtlichen Überprüfung, ob überhaupt eine sakramentale Ehe zustande gekommen ist.

Doch wie überzeugend ist eigentlich das z.B. von Prof. Jos. Spindelbök wieder in die Diskussion eingebrachte Konzept einer “Josefsehe”, also einer Enthaltsamkeit in der zweiten Ehe? Was macht den Aspekt der “leiblichen Begegnung” für die Kirche so bedeutsam, dass sie solche “Lösungen” vorschlägt? Ist das (verliebte) Zusammenleben von zwei Menschen in einer neuen Beziehung (in den Augen der Öffentlichkeit, in den Augen des ehemaligen Partners, in den Augen Gottes anderswertig - sobald Sex dazu kommt? Und wo fängt Sex an, dürfen beide zusammen in einem (Ehe-)Bett schlafen, geht eine Umarmung, geht es, einander “nackt zu sehen”. Es hat etwas durchaus Absurdes... “Enthaltsamkeit” ... ich denke es gäbe viele Paare, die auf Geschlechtsverkehr – zumal im Alter – durchaus verzichten könnten oder die lieber “kuscheln” würden. “sie sich verpflichten, völlig enthaltsam zu leben, das heißt, sich der Akte zu enthalten, welche Eheleuten vorbehalten sind‘“ (Zitat: Familiaris Consortio). Und wenn in der zweiten Ehe dann aus der Liebe zwischen Mann und Frau Leben weiter gegeben wird und die gemeinsamen Kinder die beiden Eheleute zusammen binden. Wenn die Fruchtbarkeit einer sakramentalen Ehe ein bedeutsamer Bestandteil dieser Sakramentalität darstellt – dann kann es doch auch nicht bedeutungslos sein, wenn “Kinder das Band der Liebe zwischen den Eltern verstärken und bereichern.” (Kardinal Kasper in der Rede vor den Kardinälen). 

Die Auseinandersetzung um die Bedeutung der Ehe hat in der Kirche ja schon eine lange Geschichte, denken Sie nur an die Abspaltung der Anglikanischen Kirche, die ja durch ein ebensolches Problem ihren Anfang nahm. Aber, aus der Geschichte kann man auch lernen, dass die Kirche auch jenseits der Worte Jesu gute Gründe hat alles zu tun, damit das Versprechen der Eheleute, miteinander durch gute und böse Zeiten zu gehen bis dass der Tod sie scheidet, ausgesprochen, versprochen, gelebt und durchlitten werden kann. 

Ich denke, es ist nicht falsch zu behaupten, dass die Ehe das einzige Sakrament ist, dass sich in der Beständigkeit bewähren soll; wo die Sakramentalität selbst im Zusammenbleiben - bis dass der Tod die Partner scheidet - begründet liegt. In allen anderen Sakramenten, vielleicht mit Ausnahme der Weihe, geht es stärker um einen besonderen Moment der Gottesbegegnung, in der Teilhabe am eucharistischen Mahl, in der Vergebung meiner Sünden, in der Stärkung durch die Krankensalbung, in der Aufnahme eines Menschen in die christliche Gemeinschaft in der Taufe und der Besiegelung mit dem Hl. Geist. Die Ehe soll in ihrer ganzen Dauer sichtbar und spürbar machen, dass Christus sich mit seiner Kirche inniglich verbunden hat, die Ehe (und die Familie) stellen daher die kleinste Zelle der Kirche, eine Hauskirche dar. “Indem Jesus in die Geschichte einer Familie eingetreten ist, hat er die Familie geheilt und geheiligt. Die Heilsordnung nimmt die Schöpfungsordnung auf. Sie ist nicht leib- und sexualitätsfeindlich; sie schließt Sexus, Eros und menschliche Freundschaft ein, reinigt und vollendet sie.” (Kardinal Kasper vor den Kardinälen)

Aber, sehen das wohl die vielen Paare so, für die der besondere Moment des Eheversprechens vor einem Priester in der Kirche vermutlich die eigentliche “Sakramentenspendung” ausmacht? Hier gäbe es auch für die Ehevorbereitung noch ein weites Feld, deutlich zu machen, wie ernsthaft es die Kirche mit diesem Sakrament – auch religiös – meint. Doch was bieten wir denen an, die nach einer guten Ehevorbereitung sagen: “Das ist mir eine Nummer zu groß!” Schicken wir sie in eine katholische “Ehe ohne Trauschein”, wo sie – wenn wir streng sind – ebensowenig zu den Sakramenten zugelassen wären wie ein Paar, bei dem ein Partner schon verheiratet war?

Was sagen wir Paaren, die im Grunde keine sakramentale Ehe schließen können bzw. wollen, weil sie z.B. kinderlos bleiben wollen, weil ein Partner das katholische Eheverständnis nicht teilt, die unbedingte Treue ausschließt u.s.w.. Wollen wir solchen Paaren ernsthaft anraten sich zu trennen? Oder müssen wir stärker lernen, die Gebrochenheit, die in den neuen Freiheiten und neuen Formen des Zusammenlebens liegt, positiver aufzunehmen und auf das Gute zu schauen, statt nur die “Defizite” zu kritisieren. 

Bei keinem anderen Sakrament verbindet sich mit der Sakramentenspendung ein so ausgeklügeltes (kirchen-)rechtliches Regelwerk wie bei der Ehe. Und in der Diskussion über den Umgang mit “wiederverheirateten” Menschen geht es auch sprachlich oft mehr um “Recht” als um menschliche Schicksale. So wirkt schon die Formulierung (und der rechtliche Konstrukt) eines “bestehenen Ehebandes” abstrakt, formelhaft, theoretisch. Nicht einmal das Weihesakrament wird derartig “unantastbar” gehandhabt, ein Priester kann vom Papst laisiert werden, das ewige Gelübde einer Ordensfrau kann mit päpstlicher Erlaubnis aufgehoben werden, wenn sich zeigt, dass das Ordensleben dann doch ein Irrweg war. Nur bei der Eheschließung wird betont, dass selbst der Papst nicht die Vollmacht habe, ein “bestehendes Eheband” zu lösen.

Manchmal zeitigt diese Rechtsordnung heute auch Situationen, die zwar rechtlich sauber zu sein scheinen, aber doch eher Verwirrung als Klarheit stiften. Es kann die absurden Situation entstehen, dass ich eine Frau problemlos kirchlich – und sakramental gültig - heirate, die vorher dreimal und über Jahrzehnte jeweils mit katholischen Partnern standesamtlich verheiratet war und aus diesen Ehen mehrere Kinder hat, während eine Prüfung der Gültigkeit einer Ehe notwendig wäre, wenn ich eine evangelische Frau heiraten wollte, die zuvor evangelisch mit einem ebenfalls evangelischen Partner verheiratet war und deren Ehe nach einigen Monaten kinderlos in die Brüche ging, weil der Partner sie betrog. 

Wenn wir weiterhin die Ehe als “Norm” oder “Idealfall” des Zusammenlebens von Mann und Frau gegen neue Lebensformen verteidigen möchten, und das auch über den Raum der Kirche hinaus in eine säkulare Gesellschaft hinein, dann stellt sich die Frage, ob mit dieser Ehe (als Zusammenleben eines Mannes und einer Frau – mit den aus dieser Beziehung hervorgehenden Kindern) zwingend das sakramentale Verständnis der kath. Kirche einhergehen muss. Müßte es nicht auch sowas geben, wie “Ehe light”, für all die Paare, die die hohen Anforderungen der kath. Kirche an eine sakramentale Ehe nicht einhalten können? Oder können wir ernsthaft wollen, dass die “Hochform” der sakramentalen Ehe nur noch Minderheiten erreicht, während wir fast alle anderen Formen des Zusammenlebens von Menschen einen Stempel “defizitär” aufdrücken. Ich weiß, dass dieser Gedanke natürlich neue Probleme aufwirft. 

Es wird uns nicht mehr gelingen, den bunten “Beziehungskisten” der Menschen eine einheitliche (kanonische) Form zu geben. Kaum jemand liebt seinen Partner mit schlechtem Gewissen. Und wenn doch – wäre das sehr fragwürdig. Wer sich in eine “verlassene Ehefrau” verliebt, wird – wenn er sich später langsam der Kirche annähert – wohl kaum inneres Verständnis für den Ausschluß von den Sakramenten entwickeln - weil er doch selbst keinen Fehler begangen hat. Aber wie können wir mit Blick auf die Ehe hieraus eine frohe und missionarische Verkündigung erwachsen, wenn wir erst einmal neue Schwellen und Hürden errichten? 

Was soll ich als Katholik schlecht an einer Beziehungsgeschichte in meinem Freundeskreis finden, wo eine – eher säkulare – Muslimin mit einem – ebensowenig praktizierenden – katholischen Mann zusammen lebt? Die beiden haben inzwischen das zweite gemeinsame Kind, leben seit einiger Zeit im gemeinsam gekauften Haus und haben sich jetzt gerade “verlobt”. Und wollen bald heiraten? Muss ich Ihnen jetzt “missionarisch” klar machen, dass es alles verkehrt war was sie getan haben? Jeden Schritt in ihrer Beziehung sind sie voller gegenseitiger Liebe gegangen.... 

„Die Kirche bekräftigt jedoch ihre auf die Heilige Schrift gestützte Praxis, wiederverheiratete Geschiedene nicht zum eucharistischen Mahl zuzulassen. Sie können nicht zugelassen werden; denn ihr Lebensstand und ihre Lebensverhältnisse stehen in objektivem Widerspruch zu jenem Bund der Liebe zwischen Christus und der Kirche, den die Eucharistie sichtbar und gegenwärtig macht.” So heißt es im bedeutsamen päpstlichen Schreiben: Familiaris consortio von Papst Johannes Paul II.

Der Eindruck der Menschen von heute ist, dass kaum eine Sünde oder ein Vergehen “kirchenamtlich” so hart bestraft wird wie die neue Liebe und die neue Ehe nach einer gescheiterten ersten Ehe. Wem wäre es – auf die Spitze getrieben – zu vermitteln, dass zwar die Frau zur Kommunion gehen kann, die ihren Mann ermordet hat, während ihres Gefängnisaufenthaltes gebeichtet hat und dann einen katholischen Mitgefangenen geheiratet hat – nicht aber die Frau, die von ihrem Mann – zugunsten einer jüngeren Frau – mit den Kindern sitzen gelassen wurde und die dann nach einigen Jahren den alleinstehenden Nachbarn geheiratet hat, der sich mit Rat und Tat für sie und ihre Kinder nach der Trennung eingesetzt hat? Oder denken Sie an die junge Frau, die einen ebenso jungen Mann kennenlernt, sich in ihn verliebt und dann erfährt, dass er vor vier Jahren schon einmal – quasi als Jugendsünde – eine andere Frau geheiratet hatte, eine Beziehung, die schon nach einem halben Jahr in die Brüche ging. 

Wie können wir missionarisch tätig sein in einer Gesellschaft, wo nicht wenige aus dem “zu missionierenden “Publikum”” in zweiter oder dritter Ehe (oder einer Patchworkfamilie) leben? Das sind doch Fragen, die nur schwer zu ignorieren sind, auch von denen nicht, die “bis aufs Messer” die Unauflöslichkeit der Ehe gegen jede Ausnahme verteidigen. 

“Ließe man solche Menschen zur Eucharistie zu, bewirkte dies bei den Gläubigen hinsichtlich der Lehre der Kirche über die Unauflöslichkeit der Ehe Irrtum und Verwirrung.” Wenn dieses Argument wirklich “stichhaltig” wäre, dann ist es doch zur Zeit so, dass die Haltung der Kirche “Irrtum und Verwirrung” erzeugt über die barmherzige Liebe Gottes zu den Menschen. Es kehren Menschen der Kirche den Rücken, weil sie diese Haltung als “unbarmherzig” erfahren. Auch hier sollte eine Katechese möglich sein, die Einzelfälle möglich macht und die grundsätzliche Wertschätzung der Kirche für die Ehe erfahrbar werden läßt. Im Zweifel kann auch bei einer in der Gemeinde bekannten und mit durchlittenen Trennungsgeschichte im Hintergrund eine sakramental ungültige Ehe stehen. Niemand kann das als Außenstehender durchschauen und es kann auch nicht wünschenswert sein von “kirchenamtlicher” Seite jeweils öffentliche Erklärungen zum Stand der Gnade einzelner Eheleute und Paare abzugeben. 

Kardinal Kasper vertritt demgegenüber, als Frage formuliert: „Aber wenn ein geschiedener Wiederverheirateter bereut, dass er in der ersten Ehe versagt hat, wenn die Verbindlichkeiten aus der ersten Ehe geklärt sind und ein Zurück definitiv ausgeschlossen ist, wenn er die in der zweiten zivilen Ehe eingegangenen Verbindlichkeiten nicht ohne neue Schuld lösen kann, wenn er sich aber nach besten Kräften darum müht, die zweite zivile Ehe aus dem Glauben zu leben und seine Kinder im Glauben zu erziehen, wenn er Verlangen nach den Sakramenten als Quelle der Kraft in seiner Situation hat – müssen oder können wir ihm dann nach einer Zeit der Neuorientierung das Sakrament der Buße und die Kommunion verweigern?“ (S. 66)

Es geht ihm also nicht um eine allgemeine Lösung, sondern um das einzelne Schicksal. Überhaupt muss man darauf achten, hier keinen kirchenpolitischen Kampfplatz zu kultivieren. Wenn wir von “wiederverheirateten Geschiedenen” sprechen, dann geht es um völlig unterschiedliche Lebens- und Leidensgeschichten. Es sollte klar werden, dass es hier nicht um eine generelle Zulassung zu den Sakramenten geht, sondern um einzelne Fälle. 

Wie könnten nun konkrete Lösungen aussehen?

Ein erster Schritt sollte sein, in der ganzen Kirche umzusetzen, was schon Papst Johannes Paul II. in “Familiaris Consortio” fordert: “Die Hirten mögen beherzigen, daß sie um der Liebe willen zur Wahrheit verpflichtet sind, die verschiedenen Situationen gut zu unterscheiden. Es ist ein Unterschied, ob jemand trotz aufrichtigen Bemühens, die frühere Ehe zu retten, völlig zu Unrecht verlassen wurde oder ob jemand eine kirchlich gültige Ehe durch eigene schwere Schuld zerstört hat. Wieder andere sind eine neue Verbindung eingegangen im Hinblick auf die Erziehung der Kinder und haben manchmal die subjektive Gewissensüberzeugung, daß die frühere, unheilbar zerstörte Ehe niemals gültig war.” Es kommt also darauf an, genau hinzusehen und mit den Betroffenen Wege zu gehen und ihnen Wege in die Gemeinde zu eröffnen. Hier sind noch lange nicht alle Möglichkeiten ausgeschöpft. Das kirchliche Arbeitsrecht wäre vor diesem Horizont ebenfalls zu reformieren. Und manchmal wird mit den Betroffenen leider auch im normalen Gemeindeleben recht hartherzig umgegangen. 

Ein anderes Konzept, das immer wieder vorgeschlagen wird, hängt mit der Formulierung des Eheversprechens zusammen, “bis dass der Tod uns scheidet”. Hieraus leiten manche Theologen die Idee des “geistigen Todes einer Ehe” ab. Aber eine solche Lösung klingt etwas “konstruiert”, ähnlich wie die fromme Idee der “vielen kleinen” Tode, die man im Laufe seines Lebens zu überstehen habe. Hier wäre es notwendig, einigermaßen nachvollziehbare Kriterien zu entwickeln, wann eine Ehe denn nun den “geistigen Tod” gestorben ist. Daraus kann schnell “überall und nirgends” werden und ein unverbindliches Geschwafel darüber, wann denn nun die Ehe gestorben ist (“als er mir die Affaire mit seiner Sekretärin beichtete, da spürte ich: unsere Ehe war soeben gestorben...”). Natürlich kann ich mir Situationen vorstellen, wo das “gültige Eheband” zwischen zwei Eheleuten endgültig und un”flickbar” gerissen ist. Ob aber ein eher sprachlicherer Lösungsvorschlag hier den richtigen Weg zu einer Lösung der Schwierigkeiten darstellt? Mich überzeugt das nicht.

Vermutlich macht es durchaus Sinn – auf dem Weg zu einer Lösung der Problemstellungen – noch einmal auf das Wort der Bibel und die Worte Jesu (und die des Paulus) zu hören. Es ist sicher nicht falsch zu behaupten, dass Jesus keine in sich abgeschlossene Ehetheologie dargelegt hat. Die Ehe war für ihn eher ein Randthema. Er kam darauf angesichts sehr konkreter Situationen zu sprechen, z.B. Im Kontakt mit der Ehebrecherin und im Gespräch mit den Pharisäern, wo es immer darum ging, ihn in einen theologische Klemme oder eine Falle zu locken. Auch sollte man berücksichtigen, dass gerade auch Paulus in seinen Aussagen von der Naherwartung Christi geprägt war. Von daher stellten sich Ehefragen vor diesem kurzen Horizont eher nur am Rande. Daher ja auch die Idee, es sei besser ehelos zu bleiben für die, die das können. 

Ein weiterer Blick wäre sicher auch hilfreich auf die Entwicklung der Institution Ehe von der Zeit Jesu bis heute. Vermutlich hat es in keinem Zeitabschnitt der Geschichte so rasante Veränderungen gegeben, wie in den letzten Jahrzehnten in den westlichen – christlichen – Gesellschaften. Das Konzept einer “Liebesheirat” ist ja auch erst seit gut 100 Jahren in unserer Kultur verankert, wer in der Kirche würde heute etwas dagegen sagen? Auch haben manche Diskutanten darauf hingewiesen, dass das “bis der Tod uns scheidet” in der Vergangenheit oft schneller kam als gehofft, dass es den wenigsten Paaren über Jahrhunderte vergönnt war eine “silberne Hochzeit” zu feiern und das nicht, weil man sich trennte (das ging aus wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Gründen nicht), sondern weil – allzu oft die Frauen im Kindbett – und allzu häufig die Männer auf dem Schlachtfeld oder an Krankheiten allzu früh starben. Dieser Blick in die gesellschaftlichen Entwicklungen sollte uns die veränderte Situation klar machen, in die wir unsere frohe Botschaft hineinsprechen und nicht der Relativierung der Verkündigung oder des Wortes Jesu dienen. 

Auch wenn wir eine verantwortete Lösung für die Problematik der Geschiedenen finden – sie wird sicher von einer modernen Gesellschaft als rückständig und wenig angemessen gebrandmarkt werden, weil die Kirche mit Verweis auf göttliches Recht auf Einschränkungen der persönlichen Freiheit pocht. Wir können den gesellschaftlichen Entwicklungen nicht antizipierend hinterherlaufen und die Entwicklungen theologisch rechtfertigbar machen, wir müssen schon eine klare Position haben und bewahren, die eine Orientierung für gelingendes Leben möglich macht. Mit denen, die uns hier nicht folgen mögen oder können müssen wir aber auch vor diesem Hintergrund weiterhin offen, tolerant und “wertschätzend” umgehen.

Entscheidend für eine Lösung wird auch sein, wie wir die Eucharistie und den Empfang der Hl. Kommunion betrachten. Um eine Formulierung des Papstes Franziskus aufzugreifen; die Sakramentenspendung ist “nicht eine Belohnung für die Vollkommenen, sondern ein großzügiges Heilmittel und eine Nahrung für die Schwachen.” Wobei das voraussetzt, dass man sich seiner “Schwäche” bewusst geworden ist. Wer sich selbst von aller Schuld frei spricht ... wird wohl kaum im Sinne Jesu die Eucharistie empfangen können. Vielleicht gehen wir heute viel zu selbstverständlich zu Hl. Kommunion, ohne wirklich aufrichtig in unser Herz zu schauen und unser Leben in Ordnung zu bringen (soweit es in unserer Macht steht). Auch in diese Richtung sollten wir denken. 

Von manchen Diskussionsteilnehmern, wie z.B. von Carlo Kardinal Caffarra aus Bologna wird angemerkt, dass es zahlreiche geschiedene Männer und Frauen gäbe, die den spirituellen Weg der Kirche mitgingen und entweder keine neue Beziehung eingehen oder auf den Kommunionempfang verzichten insofern sie in zweiter Ehe leben. Kardinal Caffarra: “Ich bin wirklich sehr enttäuscht, ... wenn ich in diesen Wochen der Diskussion das Schweigen über die Größe von Ehefrauen und Ehemännern zur Kenntnis nehmen muss, die verlassen worden sind und treu bleiben.” (Was etwas in die Irre führt, denn das stimmt nicht. Auch Kardinal Kasper ist natürlich darauf eingegangen.) Wenn nun eine Reform in der Kirche möglich würde, dann würde dieser heroische Verzicht quasi nachträglich entwertet. Diese Argumentation lässt schon aufmerken, aber kann man wirklich den spirituellen Weg des einen Christen gegen den des anderen aufwiegen? Ich muss an meine Oma denken, für die eine zweite Hochzeit nach dem Kriegstod meines Opas niemals in Frage kam ... aber auch an deren Freundinnen, die teilweise wieder geheiratet haben. Ist der Dienst des verheirateten Diakons weniger wert als der des ehelosen Priesters? Auch wenn es andre legitime Möglichkeiten gibt, mit dem Ende einer Partnerschaft und Ehe umzugehen ... ist es doch dem Einzelnen vorbehalten unter Gottes Weggeleit “seinen” Weg zu suchen und zu finden. “Wer es fassen kann....” 

Kurienerzbischof Lorenzo Baldisseri, der Sekretär der Bischofssynode erklärte, dass man bei der Synode “ohne Tabus” sprechen werde und schloss einen interessanten Satz an: “Die orthodoxe Erfahrung kann uns eine Hilfe sein“. Die orthodoxe Kirche ermöglicht eine weitere Heirat, verknüpft diese aber stark mit dem Aspekt der Buße. Und: diese zweite Ehe ist keine sakramentale Ehe mehr. Auch wenn im Westen die eigentlichen Hintergründe dieses orthodoxen Weges eher holzschnittartig und in Schlagworten zur Kenntnis genommen werden, wir dürfen gespannt sein, ob die Bischofssynode in diese Richtung denken wird und anerkennt, dass vielleicht in der Kirche des Ostens das Wehen des Hl. Geistes früher zu einer Lösung geführt hat, die Jesu Klarheit und Wahrheit mit seiner barmherzigen Haltung zusammen bringen konnte. Auf jeden Fall würde sich hier ein weites Feld der Seelsorge eröffnen, bei der auch manche Wunde heilen kann, die nach einer gescheiterten Ehe in den Herzen der beiden Eheleute geblieben sind. Am Ende eines solchen gemeinsamen Weges stände eine Zulassung zu den Sakramenten der Beichte und Kommunion, allerdings ohne eine weitere sakramentale Eheschließung. Auf diesem Weg können auch die Möglichkeiten des Kirchenrechts (Ehenichtigkeitsverfahren) oder auch das Konzept einer Josefsehe mit dem Paar besprochen und evtl. gegangen werden, weil in diesem Kontext für viele Paare eine “passende” Lösung gesucht und gefunden werden kann. 

Der Vorschlag eine evtl. Zulassung zur Kommunion mit der Zustimmung des ehemaligen Partners zu verknüpfen halte ich für problematisch. Das wird ähnliche Folgen haben wie im orthodoxen Judentum, wo die Ehemänner ihrer Frau den Scheidungsbrief verweigern können und dies ab und an als Druckmittel missbrauchen. 

In manchen Fällen wird sich nicht mit Sicherheit belegen lassen, dass eine Ehe als ungültig geschlossen zu betrachten ist. Eine Ehe wird aber an den Ehegerichten nur dann für ungültig erklärt, wenn die Beweislage eindeutig ist. Aber wie geht man mit solchen Fällen um, wo die Wahrscheinlichkeit einer Ungültigkeit hoch ist, die Beweisführung aber nicht gelingt? Müssen dann die betreffenden Partner um einer “sauberen Lehre willen” auf die Gnadenmittel der Kirche verzichten oder könnte es nicht hier leichter pastoral verantwortliche Lösungen geben? Hierauf zielt auch Kardinal Kasper in seiner Rede vor dem Konsistorium ab und geht sogar noch etwas weiter: “Faktisch sind viele Seelsorger davon überzeugt, dass viele religiös geschlossenen Ehen nicht in gültiger Form abgeschlossen werden. In der Tat, als Glaubenssakrament setzt die Ehe den Glauben voraus und die Akzeptanz der charakteristischen Besonderheiten der Ehe oder besser gesagt: der Einheit und Unauflöslichkeit. Können wir in der heutigen Situation davon ausgehen, dass die Brautleute den festen Glauben an das Sakrament teilen und dass sie die kanonischen Bedingungen für die Gültigkeit ihrer Ehe wirklich verstehen und akzeptieren?”

Diese Wege werden nicht leicht sein, ist die die Situation der Kirche und der Eheleute und Familien in der ganzen Welt im Blick zu halten. Und da sieht es oft anders aus als im modernen Westen. Und die lehramtlichen Linien sind deutlich gezogen, so hatte Papst Johannes Paul II. in Familiaris Consortio und ausdrücklich auch Kardinal Ratzinger in einem Text (Die Ehepastoral muss auf der Wahrheit gründen, veröffentlicht zuletzt 2011 im Osservatore Romano) zur Erklärung der Glaubenskongregation über den Kommunionempfang von wiederverheirateten Geschiedenen von 1994 den Weg der orthodoxen Kirche als ungeeignet abgelehnt. Ähnlich argumentiert gerade wieder dessen Nach-Nachfolger Gerhard Ludwig Kardinal Müller. Interessant ist an diesem Text des späteren Papstes, dass dieser für eine ganz klare, saubere Linie eintritt. Die Kirche könne “ihre Lehre und Praxis nicht auf unsichere exegetische Hypothesen aufbauen” und habe sich an die eindeutige Lehre Christi halten. 

Bei einzelnen Kirchenvätern konstatiert der Kardinal allerdings, dass diese für “seltene Grenzfälle pastorale Lösungen suchten”. In der Reichskirche nach Konstantin hätte man dann zu einer größeren Flexibilität und Kompromißbereitschaft in schwierigen Ehesituationen gefunden. In der Ostkirche setzte sich diese Entwicklung nach Auffassung von Kardinal Ratzinger fort und “führte zu einer immer liberaleren Praxis”. “Im ökumenischen Dialog muß dieses Problem unbedingt zur Sprache gebracht werden.” 

Interessant ist, dass Kardinal Ratzinger durchaus schon die Frage stellt, die auch Kardinal Kasper bewegte, wenn er schreibt: “Weiterer gründlicher Studien bedarf allerdings die Frage, ob ungläubige Christen ... wirklich eine sakramentale Ehe schließen können. Zum Wesen des Sakraments gehört der Glaube; es bleibt die rechtliche Frage zu klären, welche Eindeutigkeit von Unglaube dazu führt, dass ein Sakrament nicht zustande kommt.” Bedenkenswert!

Der nachmalige Papst Benedikt XVI. hält also wenig von dem skizzierten Auswegen und schließt seinen Text mit den Worten: “Sicherlich kann das Wort der Wahrheit weh tun und unbequem sein. Aber es ist der Weg zur Heilung, zum Frieden zur inneren Freiheit...” Hier bleibt allerdings zu fragen, ob eine Wahrheit, die ganz offensichtlich nicht immer zu Heilung, Frieden und innerer Freiheit führt, dann für jeden einzelnen Fall wahr sein kann. 

Kardinal Kasper stellt noch eine weitere Frage, auf die die Synode eine überzeugende Antwort geben muss: “Wenn wir wiederverheiratete geschiedene Christen, die disponiert sind, von den Sakramenten ausschließen und sie auf den außersakramentalen Heilsweg verweisen, stellen wir dann nicht die sakramentale Grundstruktur der Kirche in Frage?” Vielleicht muss man in diesen schwierigen Problemen wirklich auch einmal anders und vielseitiger an die Fragen herangehen.

“Als sie hartnäckig weiterfragten, richtete er sich auf und sagte zu ihnen: Wer von euch ohne Sünde ist, werfe als Erster einen Stein auf sie. Und er bückte sich wieder und schrieb auf die Erde. Als sie seine Antwort gehört hatten, ging einer nach dem anderen fort, zuerst die Ältesten. Jesus blieb allein zurück mit der Frau, die noch in der Mitte stand. Er richtete sich auf und sagte zu ihr: Frau, wo sind sie geblieben? Hat dich keiner verurteilt? Sie antwortete: Keiner, Herr. Da sagte Jesus zu ihr: Auch ich verurteile dich nicht. Geh und sündige von jetzt an nicht mehr!”

Montag, 31. März 2014

Was bleibt nach all dem Streit um Limburg?

Als Münsteraner Domkapitular 2007
Mit keinem Thema habe ich mich in diesem Blog häufiger auseinandergesetzt als mit dem Konflikt rund um den Limbuger Bischof Franz Peter Tebartz - van Elst. Daher liegt es nahe, das Thema abschließend (?) noch einmal aufzugreifen. Der vom Papst inzwischen angenommene Rücktritt und seine Folgen; einige Begleitumstände wie die Veröffentlichung des Prüfberichtes, die Veröffentlichung der Entgegnung des Bischofs, seine Entschuldigung und der angeblich neu bestellte Dienstwagen beschäftigt die Menschen und Medien nun wohl noch einige Tage lang. 
Man darf auch gespannt sein, was der Bischof ohne Bistum in Zukunft mit seinem Leben und seinen Fähigkeiten wohl anfangen wird. Die Diskutanten an allen Fronten bescheinigen ihm ja einhellig eine inspirierende Theologie, Wissen und Kenntnis, Intelligenz...

Enttäuscht sind angesichts des doch sehr eindeutigen Prüfberichtes inzwischen auch viele Christen, die dem Bischof lange die Stange gehalten haben. Mancher nachdenkliche Text in diesen Tagen zeugt davon. Die Angelegenheit hat die katholische Welt nachhaltig erschüttert. 
Während Erzbischof Gänswein – wohl aufgrund frühzeitiger Einsichten in den Prüfbericht noch rechtzeitig zurückhaltend wurde - steht Kardinal Müller nun doch etwas “begossen” da. Und mit ihm noch einige Kommentatoren, die auch heute noch den bösen Medien die Schuld an allem geben. 

Ich habe mich in den letzten Tagen mal an die Relectüre meiner Blogbeiträge gemacht. Kann das, was ich vor Monaten schrieb - mit dem heutigen Wissen – alles noch stehen bleiben?

Im ersten Beitrag vom 5. September 2013 hatte ich schon angefragt, ob die kirchenpolitische Verzweckung des Konfliktes angesichts der Theologie des Bischofs wohl wirklich stimmt. Die Frage beschäftigt mich nach wie vor und ich glaube, viele haben es sich mit der Antwort zu leicht gemacht. Was spricht eigentlich belastbar dafür, dass das Prädikat "Rom-" und "Papsttreu" auf Tebarzt – van Elst stärker zutrifft als auf den Durchschnitt der deutschen Bischöfe? Ich möchte ihm diese “Prädikate” gar nicht absprechen. Aber in den Diskussionen z.B. auf Facebook haben kundige Leute dieser Tage zum Beispiel auch darauf hingewiesen, dass Prof. Vorgrimler Bischof Tebartz van Elst in seinen Lebenserinnerungen als Hoffnungsträger der Liberalen eingeschätzt hat (o.k., das ist jetzt eine Weile her). In seiner Zeit als theologischer Lehrer (und Domvikar) im Umfeld des Münsteraner Doms galt er keinesfalls als konservativ. Hat sich in all den Diskussionen eigentlich einmal jemand wirklich mit seinen Texten und seiner Theologie auseinandergesetzt? Oder ist er eigentlich eher unbeabsichtigt zur Galionsfigur eines kirchenpolitischen Streits geworden, der ihn auf den "konservativen" Schild gehoben hat? Augenscheinlich hat er sich auch nicht ungern auf den Schild heben lassen. Mir scheint, manchmal genügen eher symbolische “Handlungen” und Signale dafür aus. 

Auf die – provozierende – Segnung einer homosexuellen Partnerschaft, die am Anfang mancher Auseinandersetzungen stand, hätte wohl auch Bischof Kamphaus reagiert, reagieren müssen. Handwerklich und menschlich möglicherweise anders, inhaltlich wohl kaum. Die Leute, die das damals inszeniert haben sollten sich selbstkritisch fragen, ob sie den Bischof damit nicht auf einen für das Bistum (und letztlich auch ihre Anliegen) unheilvollen Weg geschickt haben. Berichtet wurde ja auch von der Auseinandersetzung mit einem Pfarrer, weil dieser das Gebet für den Bischof in einer Firmfeier provozierend unterlassen hat. Da fragt man sich wirklich: was soll das? Im Bezug auf die Liturgie war er sicher ein "Ästhet" nach dem Geschmack konservativer römischer Liturgen, aber das hat was mit seiner Persönlichkeit und Lebensart und seinen Lebens- und Liturgieerfahrungen zu tun. Und eine "ordentlich" gefeierte Liturgie erwarte ich heute auch von unseren Bischöfen. Das mag in den 80er Jahren etwas anders gewesen sein, aber aktuell erlebe ich keine “Eigenmächtigkeiten" bei unseren  Bischöfen, im Gegenteil. 

Bisher habe ich noch niemanden gefunden, der eine Expertise über die Theologie des Limburger Bischofs jenseits mancher Verlautbarungen und einzelner Predigten abgeben könnte und der sich mit seinen Fachbüchern wirklich auseinandergesetzt hat. Seine Doktorarbeit liegt unter dem Titel vor: “Der Erwachsenenkatechumenat in den Vereinigten Staaten von Amerika. Altenberge 1993. 629 S.”. Entsprechend hat er in der Folge im Bistum Münster das Erwachsenenkatechumenat bearbeitet und manche durch eine gewisse eigenwillige Überhöhung der dazugehörigen Riten manche auch “genervt”. Das lief aber eher unter "Lieblingsthema" denn unter "klassischer, konservativer Theologie". Er war dann der Herausgeber einer Festschrift für den – nicht gerade konservativen - Pastoraltheologen Dieter Emeis. Habilitiert hat er sich dann sechs Jahre später mit dem Thema: “Gemeinde in mobiler Gesellschaft. Kontexte - Kriterien - Konkretionen. Würzburg 1999. 815 S.” Er gilt als Ghostwriter eines kleinen Büchleins zur Zukunft der Pastoral im Bistum Münster, verantwortet noch von Bischof Lettmann. Aber das war das übliche Rezept mit Zusammenlegungen, Großgemeinden, Zielgruppenpastoral, angereichert mit allerlei Allgemeinplätzen, wie das bei so pastoralen Papieren gängig ist. Sturm gelaufen gegen diese Rezepte sind eher die traditionell gebundenen Katholiken, die auf die sonntägliche Messe in ihrer Kirche Wert legten und sich mit der Idee “geistlicher Hochorte” auf Kosten der Pastoral in der Fläche nicht recht anfreunden konnten. Nach seiner Weihe bevorzugte er bei allen "Auftritten" - im Gegensatz zu seinen Mitbischöfen den vollen bischöflichen Ornat. Aber ist das jetzt schon "konservativ"?


In meinem zweiten Beitrag vom 11. Oktober 2013 hatte ich durchaus Verständnis für das ein oder andere “Bauliche”, aber in der Summe bin ich dann zu der Überzeugung gekommen: der Bischof kommt um einen Rücktritt wohl nicht mehr herum (den er – wie wir jetzt wissen – im Gespräch mit dem Papst 14 Tage später wohl auch angeboten hatte). 


Als dann die “Kulisse” für das Bischofsdrama von der Lahn von den Unterstützern des Limburger Bischofs immer dunkler und schlechter geschrieben wurde, habe ich einen dritten Beitrag etwas “dagegen” geschrieben. Hier hatte ich kürzlich einen freundlichen Dialog mit einem der Autoren, die damals auf diese Weise den Bischof wieder hochschreiben wollten. 


Kann man die Episode Bischof Franz Peter und sein Bistum Limburg nun abschließen? Ich fürchte nicht. Sie hat erhebliche Verwerfungen zu Tage treten lassen. Zahlreiche Menschen sind getroffen, verletzt... Der Streit, ob die Medien überzogen haben oder nicht – er schwelt nach wie vor. Am Bischof von Limburg a.D. scheiden sich nach wie vor die Geister. Spätestens beim nächsten medienwirksamen Thema wird alles wieder da sein. Aber vermutlich gehören die notwendigen Auseinandersetzungen nicht mehr auf die Titelseiten der Zeitungen sondern eher in persönliche Gespräche und ins eigene Reflektieren. 

Vielleicht wäre es gut, wenn der “Richtungsstreit” in der Kirche jenseits der konkreten Situation in Limburg weiter diskutiert würde. Ob der Bischof nun noch für den bestellten BMW in Haftung zu nehmen ist oder nicht ... was trägt das noch zum Verständnis bei? Es hilft der Person Franz Peter Tebartz – van Elst nicht, wenn sich weiterhin viele hinter ihm versammeln und gegen die Front machen, die diesen skeptisch sehen. Nein, es beschädigt ihn. Wir sollten zeigen, dass Christen Fehler eingestehen können und einen neuen Anfang machen dürfen. Das gilt für den Bischof selbst, das gilt auch für viele Protagonisten in diesem Streit, mögen Sie nun Johannes Eltz, Michael Hesemann, Daniel Deckers, Martin Lohmann oder Markus Gehling heißen. Die Zeit ist reif dafür, die Karwoche steht vor der Tür...

Und der Bischof selbst? In einem Beitrag im Forum kreuzgang.org fällt ein hartes Urteil: “Ich meine wohl, in seiner Persönlichkeit ist angelegt ein großer Mangel an Selbstkritik und Kritikfähigkeit, ein Übermaß an Überzeugtsein von sich selbst und seinen Meinungen, gepaart mit einem großen Unvermögen, Kritik und kritische Töne, auch wohlwollende, in ihrer sachlichen Berechtigung wahrzunehmen und ggf. darauf zu reagieren. Nach außen kommt das als Arroganz und Beratungsresistenz heraus. Als arrogant galt TvE schon in Münster, noch als Priester. Seine abschließenden Stellungnahmen machen letztlich deutlich: Schuld sind immer die anderen, nicht er."

In seiner letzten Öffentlichen Stellungnahme entschuldigt sich Bischof Franz Peter Tebartz - van Elst und schließt mit den Worten: “Ich hoffe, dass es jenseits wechselseitiger Beschuldigungen und Verletzungen gelingt, aus der Distanz das Geschehene zu verstehen und Einsichten zu gewinnen, die zu einer Versöhnung führen können. Dafür werde ich beten, meine ganze Kraft einsetzen und bitte auch um das Gebet.”

Spannend wäre zu wissen, an wen er dabei zuerst denkt, an seine Gegner, das Domkapitel, die Journalisten? Es wäre gut, wenn er dabei vor allem an sich denkt. Und ich hoffe, dass die, die nun für ihn Verantwortung tragen (und damit meine ich auch alle, die ihn bis zum heutigen Tag schätzen und in Schutz nehmen), meinen es wirklich gut mit ihm und helfen ihm zur “Katharsis”, helfen ihm auf dem schmerzhaften Weg zur Selbsterkenntnis. Nein TvE ist nicht an allem schuld, ja, TvE ist schlecht und ungerecht behandelt worden... Und es gibt keinerlei Anlaß (mehr) über die Person schlecht zu sprechen. Der emeritierte Limburger Bischof ist ein Mensch mit vielen Stärken und – wie wir sehen konnten – mit Fehlern. Wichtig ist, dies mit den Augen Gottes anzusehen, der ihn (und uns) trotzdem annimmt. Noch überwiegt bei ihm offensichtlich das Gefühl unverstanden zu bleiben und ungerecht behandelt worde zu sein. Ich würde mir wünschen, dass er in einigen Wochen mit voller Überzeugung auf die Frage: “Wer ist Franz Peter Tebartz-van Elst?” die Antwort geben kann: “Ich bin ein Sünder, den der Herr angeschaut hat.”

Umso mehr sollten wir alle das tun, was Bischof Felix Genn uns empfohlen hat, für den Bischof, seine Familie und Freude und das Bistum Limburg zu beten. Und vielleicht auch dem Beispiel des Moderators auf kreuzgang.org folgen und den Diskussionsstrang endgültig schließen. Keine weiteren Beiträge mehr möglich! Ich für meine Teil verspreche das hiermit feierlich!