Montag, 26. März 2012

Abtei Mariawald und die reformierte Liturgie...

Diesen Text habe ich vor einiger Zeit auf "orden-online.de" geschrieben. Da gerade die Diskussion um eine volle Eingliederung der Piusbruderschaft wieder neu aufflammt passt er vielleicht auch in dieses Blog.
Mit Interesse verfolge ich die Diskussion um die "Tridentinische" Liturgie. Als 1967 geborener und getaufter Katholik bin ich ja Kind des Konzils. Ich kenne aus eigenem Erleben im Grunde nur die Liturgie der “Neuen Messe” und ich glaube, mit Herz und Seele, nach wie vor. Die Hl. Messe, die kath. Liturgie ist die Form, in der ich mit Gott in Kontakt komme. Ich bin zutiefst überzeugt davon, dass er darin zu mir spricht, dass er im Brot des Lebens, im Opfermahl der Eucharistie präsent ist, dass er sich hierin zu mir neigt, mit mir im tiefsten kommuniziert und ich spüre immer wieder, dass dies wahrhaft so ist.
Wie kann eine Liturgie schlecht sein, die nach wie vor Millionen von Katholiken Lebenskraft und Glauben schenkt? Ich erlebe dies Tag für Tag in der Gemeinde, in der ich lebe und mitarbeite. Mich erschreckt diese bösartige Polemik, die immer wieder anzutreffen ist wenn es um “Neue” und “Alte” Messe geht. Ich bin kein schlechterer Katholik, diesen Verdacht möchte ich von mir weisen. Letztlich richtet sie sich doch gegen zahllose Konzilsväter und einige Päpste und kann doch niemals unter dem Deckmantel der Kirchentreue geäußert werden. Auch die reformierte Liturgie hat ihr Recht.
Dennoch unterstütze ich inzwischen (nachdem ich die Diskussion schon länger verfolge) den Wunsch unseres Hl. Vaters Benedikt, den "alten lateinischen Ritus" als außerordentliche Form der Eucharistiefeier zuzulassen. Es stimmt, was sich über fast 1.900 Jahre liturgisch entwickelt hat, kann ja nicht schlecht sein und ist es auch nicht. Bei allem was ich weiß: es handelt sich doch nicht um eine Liturgie, die sich im Laufe dieser Jahre nicht gewandelt hätte. Und auch die neue Liturgie wurzelt in dieser Tradition.
Aber: die alte Liturgie kann nur dann wahrhaftig sein, wenn sie in gewisser Achtung vor der neuen Liturgie gefeiert wird. Sie verliert ihre Würde, ihren Rang, ihre tiefe Spiritualität, wo sie als allein richtig und seligmachend verzweckt (und gegen andere liturgische Traditionen gewendet) wird. Liturgie ist reiner Gottesdienst. Gott hat Geduld mit uns Sündern. Er kämpft nicht im Mantel von Gebet und Gottesdienst. Ich bin dankbar für das Experiment “Mariawald”.
Aber ich habe auch Sorgen. Das II. Vat. Konzil hat doch eindeutig festgestellt, dass die “Alte Messe” einer weiteren Entwicklung bedürfe. Ganz bestimmt ist man häufig hier über das Ziel hinweg geschossen, fehlte bei mancher Reform die notwendige Behutsamkeit. Für mich ist die “Alte Messe” auch ein Stück über Jahrzehnte konserviert worden, transportiert theologische Einsichten, die neuer sprachlicher Fassung und gedanklicher Durchdringung bedürfen. Wir haben das ja auch an der Diskussion über die Karfreitagsfürbitte gesehen. Ich würde mir eine sensible Reform im Sinne von Weiterentwicklung der “Alten Messe” und ihr dann mehr Raum in den Riten der Kirche (von denen es ja noch einige mehr gibt) wünschen.
Die Krise der Kirche, der Orden ist eine Folge gesellschaftlicher Entwicklung im Westen. Es ist dieselbe Krise, die schon in den 60er Jahren zu den Reformen des Konzils geführt hat. Sie ist nur tiefer geworden, die Reformen haben sie nicht bremsen können. Die reine Rückkehr in die Vergangenheit wird diese gesellschaftliche Krise nicht mindern. Im Gegenteil. Ich bin sicher, dass Mariawald einen gewissen, begrenzten Aufschwung nehmen wird. Hoffentlich mißt der Abt “Erfolg” nicht an Zahlen. Ich war gern in Mariawald. Der Orden, seine Regel, seine geistlichen Schriften haben meinen Glauben sehr bereichert. Sie haben durchaus erfolgreich gewirkt, nicht nur bei mir persönlich, die Trappisten.
Trappist zu sein, das erfordert eine tiefe geistliche Berufung. Da reicht die Freude an der “Alten Liturgie” nicht aus. Im Grunde ist es daher gut, dass auch die strengeren Bräuche wieder kehren, da werden evtl. Kandidaten gleich in die ganze Breite der Berufung der Berufung der Trappisten geführt. Der Aufschwung der Abtei wird aber nur begrenzt sein.
Die Liturgie allein macht es nicht. Meines Wissens blühen andere Trappistenabteien trotz reformierter Liturgie (siehe Sept Fons und Novy Dvur). Ich denke wegen der Eindeutigkeit, Strenge und Treue zur Berufung. Ich weiß nur wenig, aber dass Mariawald davon nicht profitieren konnte hat mit vielen Bedingungen in diesem Kloster zu tun. Soweit ich weiß ist auch der Kartäuserorden eine schrumpfende Gemeinschaft, trotz der Treue zur kartusianischen Liturgie, die die Reform des Konzils nicht nachvollzogen hat. Die so offensichtlich von einigen Schreibern vermutete Erfolgsorientierung der Klöster mit überlieferter Liturgie ist kein Selbstläufer. Möglicherweise war der Schritt von Abt Josef ein richtiger Schritt.
Ich würde mir wünschen, dass Mariawald wieder aufblüht und Bestand hat, als Insel des Glaubens in dieser Welt. Ich hoffe sehr, dass die Abtei sich nicht als Insel im Meer des Unglaubens präsentiert sondern als lebendiger Teil der einen heiligen römischen katholischen und apostolischen Kirche, die auch in Schleiden und Heimbach, in Abenden und Wolfgarten, in Aachen und Monschau lebendig ist. Und nach wie vor auch in meiner Stadt Voerde am Niederrhein. Allen Diskutanten wünschen ich Gottes Segen und seinen Frieden im Herzen.

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