Freitag, 30. Dezember 2011

Weihnachten, unter dem Baum...

„Weihnachten wird unter'm Baum entschieden.“ Als Christ bin ich geradezu dankbar für diese Steilvorlage aus der Werbewelt. Viele Prediger haben sie ja auch als Aufhänger oder als aktuelle Würze in ihrer Predigt genutzt. Von daher war es im Grunde überflüssig, dass einige Kirchenvertreter gegen diesen Werbeslogan protestiert haben.
Ich glaube, das ist der falsche Weg, man müßte solche „Werbegeschenke“ als Kirche viel intensiver für die eigene Verkündigung nutzen. Leider ist in der Öffentlichkeit diesmal eher etwas anderes rüber gekommen, nämlich: „Die Kirche hat keinen Humor“. Ein gewisses Augenzwinkern hatte ja sogar der Elektronikdiscounter mit seinen Werbefilmchen verbunden. Besser wäre es daher gewesen die Empfindungen der Menschen aufzunehmen und den Slogan positiv zu nutzen um zu sagen: „Weihnachten ist viel mehr...“ und das größte Geschenk liegt nicht unter dem Baum, sondern in der Krippe.
Jeder Mensch spürt doch, dass die Geschenke zu Weihnachten zwar wichtig, aber nicht "entscheidend" sind. Jeder spürt, dass Weihnachten ganz viel mit unseren Sehnsüchten und Hoffnungen zu tun hat und dass das nicht reicht, was unter dem Baum liegt. Spannend wäre es, zu entdecken, was Weihnachten eigentlich (im Herzen der Menschen) bedeutet, durchaus auch jenseits des vorgegebenen christlichen Rahmens.
Ein Teil unseres Brauchtums, auch wenn es christlich ist, verdeckt nämlich mehr „das Eigentliche“, als dass es dieses enthüllt. Die christliche Krippe – spiegelt eher eine ländlich-idyllische Stallatmosphäre als das Elend eines Paares, das sein Kind unbehaust und in der Fremde zur Welt bringt. Das Schenken ist heute mehr Ausdruck unserer Überflussgesellschaft als Spiegelbild der bedeutungsvollen Geschenke der Weisen aus dem Morgenland. Der Tannenbaum und der Adventskranz werden mehr und mehr zum modischen Accessoire (in Modefarben) als zum schlichten Träger des mehr und mehr wachsenden Lichtes. Wobei es sich bei beiden doch sowieso mehr um einen romantisch-regionalen Brauch handelt als um originär christliches weltumspannend – katholisches Brauchtum. (Natürlich steckt darin eigentlich eine wunderbare christliche Symbolik: „Und das Licht leuchtet in der Finsternis, und die Finsternis hat es nicht erfaßt.“)
Der Weihnachtsmann offenbart auch nichts mehr vom heimlichen Geschenkebringer in der Gefolgschaft des vom Protestantismus seiner „Heiligkeit“ beraubten Hl. Nikolaus. Nein, er ist ebenfalls zum Werbe- und Geschenketräger geworden (obwohl er doch auf 250 Jahre Tradition zurückblickt, mindestens!).
Was feiern wir eigentlich an Weihnachten? Das Fest, das aus der eigenen Familie eine „Heilige“ machen soll? Die überzogenen Erwartungen an (klein-)familiäres Glück? Die strahlenden Kinderaugen in denen das Geflacker und Geleuchte der modernen elektrifizierten Spielzeuge widerleuchtet? Das Fest, das die Sehnsüchte nach heiler Welt, Landleben mit Hirten und Stall und in unzerstörter Natur ausdrückt? Die Gelegenheit zum ausgedehnten Konsumrausch mit Deco, Lämpchen und Geschenken? Ein Lichterfest gegen die Winterdepression?
Die Erwartungen borden über, das Fest wird aufgeladen mit unerfüllbaren Wünschen und um so größer ist die Enttäuschung nachher, wenn statt heiler Familienwelt ein alter Streit aufbricht; wenn die Nachrichten uns zeigen, wie wenig heil die Welt um uns herum ist; wenn das Glänzen in den Kinderaugen allzu schnell der „Übersättigung“ durch viel zu viel Spielzeug weicht und die Freude am Neuen schon nachläßt bevor die ersten Batterien leer sind. Es würde sich lohnen, einmal den Sehnsüchten nachzuspüren, mit denen wir unser persönliches Weihnachten aufladen. Und es wäre hilfreich, wenn wir uns mehr Gedanken darüber machten, wie die eigentliche Sehnsucht dahinter gestillt werden könnte.
Das braucht dann mehr Investitionen in Einfachheit, in Mitmenschlichkeit, in Verzicht, in Neuanfang, in Herzlichkeit und Zuwendung, in Liebe, in mehr Zeit füreinander und schließlich in mehr Gebet, Gottesdienst und Stille. Dann mag es gelingen, dass Gott in uns von Weihnacht zu Weihnacht immer mehr zur Welt kommt und in unserem Leben Raum einnimmt. Und das hat durchaus Folgen, für unser Weihnachten und unser ganzes Leben. Der Spruch „Mach's wie Gott, werde Mensch!“ ist zwar schon etwas abgedroschen, aber er gibt die richtige Richtung vor. Und wer weiß, ob auf diesem persönlichen Weg nicht auch immer mehr Wirklichkeit wird, was der Engel den Hirten sagt: „Fürchtet euch nicht, denn ich verkünde euch eine große Freude: Heute ist euch der Retter geboren; er ist der Messias, der Herr.“

Samstag, 3. Dezember 2011

Bruder Weihnachtsmann

Unter diesem Titel veröffentlichte Lydia Saul im neuen Heft von "Christ in der Gegenwart" einen Text zur Aktion "Weihnachtsmannfreie Zone". Auch wenn ich den Artikel hier nicht zitieren darf möchte ich meine Gedanken dazu niederschreiben.
 
Bruder Weihnachtsmann - Bruder Nikolaus

Mit innerer Bewegung habe ich den Artikel der Kollegin Lydia Saul über den „Bruder“ Weihnachtsmann gelesen. Seit 1998 engagiere ich mich auf vielerlei Weise, u.a. mit „echten Schoko-Nikoläusen“ dafür, dass der Nikolaus wieder in das Bewusstsein der Leute und das „Straßenbild“ der Adventszeit zurückkehrt. Mehr über dieses Projekt unter www.bischof-nikolaus.net.
Vor einigen Jahren kam das Bonifatiuswerk auf die Idee mit der „weihnachtsmannfreien“ Zone. Was einmal als interessanter Werbegag gedacht war erweist sich inzwischen als Bumerang. Ich habe es immer für einen – fast exemplarischen – Fehler angesehen die Verkündigung der frohen Botschaft aus der Lebensgeschichte und den Legenden des historischen Bischofs Nikolaus von Myra auf diese Weise anzugehen. 
Als wir 1998 mit unseren Schokonikoläusen anfingen, wollten wir aus einer „nikolausfreien Zone“ eine machen, wo der Hl. Mann wenigstens ab und an präsent ist. Nach meinen Zählungen bringen die aus dem Glauben heraus motivierten Initiativen inzwischen zusammen mit den gewerblichen (und ähnlich motivierten) Verkäufern inzwischen ca. eine Millionen „echte“ Schokonikoläuse „unter die Leute“ während es noch immer 160 Millionen Weihnachtsmänner sind. Für ein Nischenprodukt doch durchaus ein vorzeigbarer Erfolg, oder? Wenn wir allerdings mit unseren Nikoläusen die „weihnachtsmannfreie Zone“ erzwingen wollen und uns über die Brauchtumsfigur des „Weihnachtsmannes“ lustig machen, löst das nicht nur positive Reflexe aus. Und wenn wir mal ehrlich sind, ist unser „lateinischer Bischof“ mit dem griechischen Urbild vermutlich weniger verwandt als unser Nikolaus mit seinem Urgroßneffen aus „Gods own country“. Ich bin der Meinung, wir Christen sollten auf dem „Markt der Möglichkeiten“ mit unserer christlichen Botschaft sehr präsent sein, aber positiv, unverkniffen, überzeugend, (menschen)freundlich, wenn nötig auch zurückhaltend. Wir sollten Alternativen anbieten, die Leute haben dann die freie Wahl. An Glaubenskampf haben sie kein Interesse! Die Freiheit ja oder nein zu sagen wollen sie um jeden Preis behalten. Doch für bessere Alternativen lassen Sie sich aus meiner Erfahrung durchaus gewinnen. Und wer weiß, vielleicht wird dann und wann mehr daraus. Auch ein halber Christ ist etwas wert und etwas christliche Botschaft ist mehr als gar keine. Dass wir Christen mit unserem Nikolaus keine Chance haben, den Weihnachtsmann zu beerben oder zu verdrängen, das ist doch durchaus symptomatisch für unsere Postmoderne und zeigt auf, wie es um den Glauben im christlichen Deutschland bestellt ist. Er ist ein Nischenprodukt geworden, sympathisch aufgenommen, wo er mit Ideenreichtum und Charme dargeboten wird. Abgelehnt, wo er unter seinem Chormantel die Rute versteckt hält.
Lydia Saul schließt ihren Artikel mit einer Bemerkung, die mich sehr nachdenklich gemacht hat. Es geht ihr, in dem Raum zwischen der säkularisierten Lebenswelt von heute und der Einflusssphäre der großen Kirchen ausgezeichnet. Hat sie nicht recht? Geht es nicht vielen unserer Zeitgenossen bestens – auch ohne uns? Kommen sie nicht mit dem Weihnachtsmann gut über die Runden und vermissen den Nikolaus nicht? Es ist doch so: Ohne Kirche fehlt vielen nichts! Trotzdem sind sie oft nicht ohne Glauben. Der Slogan „Weihnachtsmannfreie Zone“ war gut, jetzt gehört er in die Mottenkiste. 
Als Christen sollten wir aufmerksam dafür werden, dass wir uns mit gut gemeinten und in der Presse gut plazierten Initiativen nicht mehr und mehr in ein Ghetto der „zertifizierten Frommen“ zurückziehen. Christliche Mission sieht anders aus. Jesus hat es uns ins Stammbuch geschrieben. Wir sollen den Samen reichlich aussäen, überallhin, unter die Dornen, auf den Weihnachtsmärkten, in den Supermärkten und den Castingshows, in den Kirchen und Adventsfeiern genauso, am Arbeitsplatz und in der Nachbarschaft. Ich jedenfalls vertraue darauf, dass der Same wächst und einst Früchte trägt, wenn ich selbst vermutlich längst weitergezogen bin oder erst dann, wenn ich erkenne, wie ich durch und durch erkannt worden bin. Als Christ muss ich nicht alles mit mir machen lassen, aber eine Kirche ohne die Macht des Geldes, der Institution, des Wortes, der Titel, der prachtvollen Liturgien und Gewänder verliert nicht nur sondern gewinnt durchaus an Überzeugungskraft.

Dienstag, 18. Oktober 2011

Demontage unserer Bischöfe


Der Kölner Kardinal Joachim Meisner hat vor einiger Zeit ein bemerkenswertes Projekt gestartet. Unter www.direktzumkardinal.de kann „Otto-Normal-Christ“ Fragen stellen, auf die der Kardinal selbst antwortet. Damit er noch Zeit für andere Dinge hat, gibt es ein Verfahren, bei dem die Nutzer bestimmte Fragen unterstützen können. So antwortet Kardinal Meisner nur auf die Fragen, die das größte Interesse finden. Tolle Idee, aber sehr schnell haben bestimmte Kreise von Internet-Katholiken diese Homepage als Werkzeug entdeckt. In ihren Blogs und Foren heizen sie die Leser an, bestimmte Themen aus dem traditionellen und angeblich papsttreuen Themenspektrum zu voten. So finden sich vor allem Themen aus der weiten Welt des modernen Traditionalismus wie Priesterkragen, „Alte Messe“, Handkommunion, liturgischer Missbrauch und und und. 
Was man darin fast gar nicht liest sind Fragen aus der Mitte der Gemeinden im Erzbistum Köln, also der Zielgruppe dieser Website. Offensichtlich geht es vielen dieser Fragestellern auch weniger um eine Antwort auf eine echte Frage. Dass die Fragenden „Ihre“ Antwort längst haben, erkennt man schnell in der Formulierung der Frage. Vielmehr scheint es aber darum zu gehen, den Kardinal vorzuführen. Der antwortet wirklich gut und ausgewogen, aber ich zweifele, dass die Fragenden sich die Antwort zu Herzen nehmen und die Argumentation würdigen. Nur kurze Zeit später zerreißen sich die Schreiberlinge auf bestimmten kämpferisch-traditionalistischen Portalen sich regelmäßig das Maul über die Antwort des Kölner Erzbischofs. 
Waren es früher die angeblich „linken“ Katholiken, die ihre Probleme mit Kardinal Meisner hatten, so sind es heute die, die gerne so tun, als ob sie dem Papst die Stange halten. In Wahrheit arbeiten sie gegen ihn, indem sie die Autorität der Bischöfe demontieren.
Ähnlich läuft es bei der aus diesen Kreisen befeuerten Diskussion über die Tatsache, dass es Berührungspunkte zwischen der katholischen Schwangerschaftsberatung und der Beratung von Pro Familia gibt, da beide Kontakt zu bundesweit organisierten Beratungsdachverbänden pflegen. Und sich zu freuen, dass die katholischen Beraterinnen und Berater auch dort Zeugnis für das Leben geben, werden sie und ihre Bischöfe beim päpstlichen Nuntius denunziert: Diese Zusammenarbeit verdunkle „das Zeugnis der Kirche“. Manchem wird die Argumentation sehr bekannt vorkommen. 
Besonders munter in der Demontage der Autorität einzelner Bischöfe zeigt sich der junge Autor Alexander Kissler, der in einer abstoßenden Weise Erzbischof Zollitsch kürzlich als „Zirkuspferd“ karikierte. Trotzdem läßt er sich gern die Honorare mancher Kirchenzeitungen überweisen, die ihm und seinem Gedankengut Platz einräumen. Warum eigentlich? 
Was in solchen Kreisen über Kardinal Lehmann geschrieben wird, das mag ich nicht einmal zitieren. Vor einiger Zeit noch ordnete man die Bischöfe auf der beliebten Skala zwischen Liberal über konservativ und traditionell ein und arbeitete sich dann vor allem an den angeblich liberalen Bischöfen ab. Aber das hat sich verändert. Inzwischen sind sogar betont konservative Bischöfe wie Kardinal Meisner und Bischof Müller von Regensburg vor Herabsetzung und teils ätzender, unsachlicher Kritik nicht mehr sicher.
Ausdrücklich ermuntern z.B. die Initiativkreise der konservativ-traditionellen Minderheiten in der Kirche dazu, sogenannte „Missbräuche“ in Liturgie und Lehre den Bischöfen zu melden und – offensichtlich da man diesen nicht trauen könne - diese Meldungen auch per Durchschlag der Nuntiatur zu übermitteln.
Mitten aus dieser – angeblich so papsttreuen Szene – werden so die von Papst eingesetzten Bischöfe Stück für Stück demontiert. Man achtet sie nur noch dann, wenn sie die eigene Meinung und den eigenen theologischen Standpunkt stützen. Weichen sie vom selbsternannten Lehramt mancher Blogger und der angeblich so romtreuen Traditionalisten ab, werden sie zum Abschuss freigegeben. 
Schön läßt sich das auch beobachten an der immer wieder aufgeworfenen Frage, warum die Bischöfe nicht endlich dem Papst gehorchen und die Einsetzungsworte umformulieren. Jeder weiß, sie arbeiten am Messbuch und denken nicht im Traum daran dem Papst nicht zu gehorchen. Aber so ist schon wieder etwas Autorität dahin. Billig, schäbig, unwürdig und unchristlich....
So bietet sich den Kirchengegnern unserer Tage das gewünschte Bild einer in sich zerrissenen Kirche, das in Talksendungen und Internetforen genüsslich in die Öffentlichkeit transportiert wird. So findet man zu den Namen unserer Bischöfe im Internet viel mehr an Herabsetzung, Lächerlich machen und Kritik aus unberufenem Munde als Ehrfurcht und Achtung vor den Nachfolgern der Apostel und Aufmerksamkeit für deren Christus - Verkündigung. Mich interessiert weniger, ob mein Bischof dieser oder jener Theologie anhängt. Mich interessiert, was er über Christus verkündigt und wie es ihm gelingt, unsere Diözese so zu leiten, dass die Gottesfrage in der Gesellschaft präsent bleibt. Über den Abt einer berühmten, großen Schweizer Abtei war kürzlich zu lesen, dass man seiner Predigt nicht hätte entnehmen können, ob er nun ein Gegner oder ein Freund des Papstes sei. Wer mit dieser Schere im Kopf einer Predigt lauscht, der wird Gottes Wort nicht ins Herz und in den Verstand lassen können. Da läuft etwas gründlich falsch in der ach so katholischen Blogoezese.
Oder sind diese Leute letztlich darauf aus, die Kirche zu schrumpfen bis auf einen „heiligen Rest“, der im katholischen Disneyland im Internet nur noch sich selbst und seine Papst- und Glaubenstreue feiert. Um dann am Sonntag 300 km in die nächste Piusbruderschaftskirche zu fahren, weil der dortige P. Athanasius Donnerschlag FSSPX mit klarer Stimme die lateinischen Choräle so intoniert, wie es Papst Leo XIII. damals in der legendären Gründonnerstagsliturgie 1901 im Petersdom tat. Eben jener Leo XIII., der als letzter „wahrer Papst“ noch für die jährliche Standeskommunion einstand, während der „häretische“ Piux X. die Frühkommunion und die häufigere Kommunion förderte.
Natürlich gehört zur katholischen Kirche selbstverständlich der Papst und die Treue zu ihm als Nachfolger des Apostels Petrus. Aber genauso unaufgebbar ist (gerade auch für unseren Papst Benedikt XVI.) die Gemeinschaft der Bischöfe und die Treue der Priester und Gläubigen ihnen gegenüber.

Mittwoch, 12. Oktober 2011

Heilige Scheisse??


Sie hat mich neugierig gemacht, die Frage auf dem Buchtitel: „Wären wir ohne Religion wirklich besser dran?“. Sonst fand ich den Titel „Heilige Scheisse“ eher dämlich, nicht mal wirklich kreativ, provokant oder gar witzig. Aber dieser Untertitel, der ließ ja erwarten, dass hier abgewogen wird, dass da vielleicht am Ende überraschende Ergebnisse präsentiert wurden. 
Aber beim Einkauf war ich wohl etwas zu leichtfertig. Das Lob von Michael Schmidt-Salomon auf der Rückseite des Buches, der sich hier als „Philosoph und Schriftsteller“ vorstellt hätte mich misstrauisch machen müssen. Als Sprecher der Giordano-Bruno-Stiftung kämpft er schon seit Jahren als gläubiger Atheist gegen den Glauben. In der ersten Hälfte des Buches hatte ich noch Spaß an der frischen und lockeren Sprache und Herangehensweise der Autoren.
Es klingt im Buch oft so, wie es in vielen Gesprächen mit Leuten klingt, die kaum Bezug zur Kirche haben und ihr „Insiderwissen“ aus der Zeitung und dem Weihnachtsgottesdienst beziehen. Locker, skeptisch, kritisch – aber ohne tiefe Sachkenntnis. Das Buch beschreibt ein wenig die religiöse Situation im Deutschland 2011. Aber manche inhaltlichen Fehler und Oberflächlichkeiten machen das Buch – Fehler um Fehler – immer ärgerlicher. Nur ein Beispiel: auf Seite 236 wird die Bekehrung des Christen Herbert Steffen (Gründer der Giordano-Bruno-Stiftung) zum Atheismus geschildert. Plötzlich habe er Bücher gelesen, die auf dem „Index“ der katholischen Kirche stünden. Diesen Index gab es zu dieser Zeit überhaupt nicht mehr. Je weiter man im Buch nach hinten kommt – desto flacher die Inhalte und desto enttäuschender die Erkenntnisse. Am Ende bleibt den Autoren offensichtlich nichts als der Glaube, dass sich ein gutes menschliches Miteinander und ein verantwortungsvoller Umgang mit Mitmensch und Schöpfung allein aus der Vernunft ergebe, aus der Erkenntnis, dass es ein gesunder Egoismus sei, der den Menschen vorwärts bringe, denn er wolle die Welt erhalten für sich und seine Nachkommen. Nun, jede Nachrichtensendung führt mir vor Augen, dass diese Annahme so nicht stimmen kann. Selbst eine gewisse Gläubigkeit bewahrt die Menschheit nicht vor lauter Dummheiten und den Folgen eines grenzenlosen persönlichen Egoismus. An Beispielen mangelt es nicht, da muss man gar nicht Hitler oder Stalin bemühen.
Ansonsten breitet das Buch alle Plattheiten der vergangenen Jahrzehnte über den Glauben an Gott aus. Wie eine Neuigkeit bekommt man die Erkenntnis vermittelt, dass nicht alles, was in der Bibel steht, einer historischen Überprüfung stand hält. Ach? Wirklich?
Seitenweise lässt man sich über die „Kreationisten“ aus. Als sei der Glaube an die Schöpfung in sieben Tagen vor knapp 6.000 Jahren in christlichen Gemeinden hierzulande eine ernstzunehmende Überzeugung. Die meisten Christen haben kein Problem damit, gleichzeitig Gott als Schöpfer der Welt zu ehren und die wissenschaftlichen Erkenntnisse über die Entstehung der Welt (und der Arten) für wahr zu halten. Wie sagte noch Papst Benedikt kürzlich in Berlin: „Ist es wirklich sinnlos zu bedenken, ob die objektive Vernunft, die sich in der Natur zeigt, nicht eine schöpferische Vernunft, einen Creator Spiritus voraussetzt?“
Wissenschaft und Glaube seien nicht vereinbar, so das „Credo“ von Bonner und Weiss. Belegt wird das mit einigen Lebensgeschichten von (zumeist weiter unbekannten) Menschen denen angesichts der wissenschaftlichen Erkenntnisse Zweifel an Gott gekommen sind. Das gibt es sicherlich! Aber es gibt auch viele Menschen, die Glauben und Vernunft sehr gut zusammen bringen. Vielleicht handelt es sich bei den geschilderten Geschichten auch nur um ein Missverständnis, nämlich in dem Sinne, dass Glauben bedeute etwas für wahr zu halten, was man nicht beweisen kann. Das ist eine sehr verkürzte Sicht des Dinge. Im Gegenteil; ein gutes Miteinander von Glaube und Wissenschaft ist anregend, lässt immer neu über den Glauben nachdenken, weiterdenken, tiefer verstehen.
Je weiter man im Buch kommt, desto mehr wird es es ein Aufguss der ewig gleichen Themen, Kirche und Sex, Kirche und Geld, Kirche und Homosexualität, Kirche und Frauen...
Hätten die Autoren die Frage auf dem Titel „Wären wir ohne Religion wirklich besser dran?“ doch gleich mit „Nein!“ beantwortet (was sie zweifellos Seite für Seite tun und von Anfang an geplant hatten), hätte ich mir die Ausgabe von fast neun Euro sparen können. So bleibt, dass ich mich besser zwei Stunden in die Kneipe gestellt hätte. Der Erkenntnisgewinn wäre vermutlich ähnlich gewesen; für die 8,99 Euro hätte ich drei Bier und eine Cola getrunken; und vielleicht doch noch einen Typen gefunden, der angesichts der Geburt seiner Tochter das Staunen gelernt hat und eine kleine Ahnung davon, dass da doch mehr ist als Leute wie Schmidt-Salomon; Bonner und Weiss als wahr anerkennen. Das Buch ist eine gute Bestandsaufnahme des traurigen (und manchmal auch witzigen) Zustands des angeblich so sehr in christlichen Werten wurzelnden deutschen Gesellschaft. Aber das rechtfertigt nicht die Zeit, die es braucht um es zu lesen. Neuigkeiten habe ich nicht erfahren; außer vielleicht der, dass die Autoren daran glauben, Gott habe einen Facebook – Account und nur 137 Freunde.

Freitag, 23. September 2011

Die Kirche ist jung, farbig, ökumenisch (Der Papst in Berlin II)

Der Gottesdienst ist eine sehr lebendige Mischung aus alten und modernen Kirchenliedern, mit deutschen und lateinischen Texten. Ich bin überrascht, wie ruhig und gesammelt es dabei zugeht. Auch wenn sich unter den Gottesdienstbesuchern viele Schaulustige und manche evangelische Christen befinden, sie feiern wirklich alle mit. Bischof Woelki bekommt denn auch starken Beifall bei seinen Begrüßungsworten, als er sagt, dass für sein Bistum Berlin die Ökumene lebens-, ja überlebenswichtig für das authentische Zeugnis der Christen ist.
In seiner Predigt stellt der Papst dem öffentlichen Bild von der Kirche ein theologisch-biblisch inspiriertes Bild des Mysteriums der Kirche gegenüber. Als Christen sagt er, gehören wir zueinander und zu Christus. Zweimal spricht er davon, dass das reale Gesicht der Kirche verdunkelt ist, dass es in der Kirche auch Sünde und Dunkelheit gibt. Ich hätte es gern noch klarer gehört, aktuell zugespitzt auf die konkreten Diskussionen der vergangenen Zeit.
Aber ich nehme die Botschaft mit: „Kirche können wir nicht machen, was wir gestalten ist eine äußere Form von Kirche, Kirche ist aber mehr, ist das Miteinander der Menschen, die mit Christus lebendig verbunden sind.“ Das bedeutet ja auch, dass es keine Gruppierungen und Interessengruppen geben kann, sondern dass diese innere Verbindung zu Christus zählt. Die konkrete Gestalt der Kirche bleibt manchmal hinter diesem anspornenden Anspruch zurück. Der Papst zitiert das Bild vom Unkraut und dem Weizen, die zusammen auf einem Feld wachsen. Lieb wäre mir noch gewesen, wenn der Papst noch einige einladenden Worte direkt an die Adresse der Demonstranten und Papstgegner gerichtet hätte. Vielleicht wäre da auch was auf fruchtbaren Boden gefallen. Später in der U-Bahn sind mir viele junge Leute begegnet. Manche mit etwas platten Anti-Papst-Transparenten, manche als Papst-Pilger. Auf den ersten Blick alles junge, sympathische Menschen. Vielleicht muss man einfach mehr ins Gespräch kommen. Nach der Predigt lag eine tiefe und beeindruckende Stille über dem Stadion. Ich hätte nicht geglaubt, dass man mit 70.000 Menschen, vom neugierigen Berliner Zaungast bis zur Bundeskanzlerin wirklich so Gottesdienst feiern kann, dass Gemeinschaft entsteht.
Jetzt fehlte nur noch eine gut katholische Party rund um das Stadtion. Die Leute waren in aufgeräumter, lockerer Stimmung, man kam immer wieder gut ins Gespräch. Aber da war nichts geplant und die Ordner wollten gern Feierabend haben. Trotzdem war der Platz um das Stadtion noch für gute anderthalb Stunden sehr lebendig. Ich lernte in einer Warteschlange einen Ost- und einen Westberliner kennen. Der eine, Mitte dreißig outete sich als evangelischer Jugendreferent mit katholischer Vergangenheit. Er hatte für den Gottesdienst mit dem Papst sogar den abendlichen Jugendgottesdienst (zu dessen Mißvergnügen) allein seinem Pfarrer überlassen. Der andere, Mitte 60 war im Osten aufgewachsen und sagte, dass er 27 Jahre lang als Katholik der Staatsideologie widerstanden habe. „Da wirft einen so schnell nichts um!“ und die antikirchliche Stimmung in er Stadt Berlin würde ihn nicht verunsichern. Der evangelische Westberliner fühlte sich in der gottesdienstlichen Gemeinschaft gut aufgehoben, war aber aus Achtung vor der katholischen Auffassung nicht zur Kommunion gegangen. Ein spannendes Gespräch über Christsein in Berlin. Typisch für die Kirche, die bunter und vielfältiger ist als viele glauben und in den Biografien der Christen erst richtig lebendig wird. Auch da wirkt Christus, trotz mancher Brüche und Neuanfänge. Kirche beginnt in mir.
(Die Aufgaben am Rande: Junge Priester beim würdigen purifizieren der Kelche und Hostienschalen. Sie waren auch lange nach dem Ende des Gottesdienstes noch beschäftigt.)
Die lange Nacht in Berlin (mein Zug fuhr erst um 4.25 Uhr) am Hauptbahnhof brachte wenig „katholische“ Erkenntnisse. Die Gebetsnacht in der Bistumskathedrale war schlecht besucht und die Kathedrale selbst ein bescheidenes hässliches Kirchengebäude, in dem es mich nicht lange hielt. Also spazierte ich ein wenig durch die Stadt. In manchen U-Bahn-Stationen gab es – teils peinlich uninformierte Aufrufe zu Demonstrationen gegen den Papst und nach und nach verschwanden die letzten Pilger und einige Anti-Papst-Demonstranten in ihren Häusern und Wohnungen. Was wird bleiben vom Besucht des Papstes in Berlin? Ich bin sehr gespannt darauf, was sein Besuch in Deutschland uns noch bringen wird. Es war auf jeden Fall schön, in Berlin dabei zu sein. Es war schön eine bunte, selbstbewusste aber auch bescheidene Kirche zu erleben, eine Kirche die gut in die Welt passt und den Menschen etwas zu sagen hat.

Die Kirche ist jung, bunt, katholisch (Der Papst in Berlin I)

Berlin hält für uns Papstpilger starke Kontraste bereit. Bei der Ankunft im futuristischen Hauptbahnhof: keinerlei Hinweis auf den Papst, der sich nun schon seit zwei Stunden in der Stadt aufhält, kein Plakat, kein Spruchband. Aber das ganze Regierungsviertel ist abgesperrt, Sicherheitsstufe I. Nur im großen Bogen komme ich in die Innenstadt, aber hier läuft das Leben wie sonst auch, nur die Vatikanfahnen zwischen der deutschen und der europäischen Flagge weisen darauf hin, dass ein besonderer Besucher in der Stadt weilt. Einige Jugendliche hatten sich auf der Spree ein Floß gebaut und es „Paradies“ genannt. Mit viel Bier, Musik und guter Laune wollten sie ein Zeichen gegen den Papst setzen.

Aber so wird es für mich nix mit Stimmungen einfangen, keine Demo weit und breit, keine Pro oder Contra-Papst-Stände in der Stadt. Im Zug war ich mit einer 84jährigen Dame ins Gespräch gekommen. Als waschechte Berliner Protestantin hatte sie keinerlei Verständnis für die dauernden Demonstrationen gegen dies und das. So mache ich einen Besuch bei Sabine Weiss in ihrem Abgeordnetenbüro „Unter den Linden“. Ich habe Glück, sie ist vor Ort und wir tauschen uns ein bisschen über Dinslaken, Voerde, Berlin und Kirche aus. Später mache ich mich mit Fabian Schneider, der bei ihr ein Praktikum macht, auf zum Olympiastadion. Das kann ich dann in dem Moment betreten, wo auch Benedikt mit Bundestagspräsident Lammert den Plenarsaal im Bundestag betritt. Die Rede wird von dort übertragen. Vor dem Stadion drängelten sich die Leute, aber drinnen füllt es sich nur langsam. 70.000 Leute, das dauert bis die alle drin sind. Auf dem Weg bekommt man eine "BILD" in die Hand gedrückt. Diesmal - aus Rücksicht auf Benedikt? - ohne nacktes Mädel auf dem Titel.
„Wenn das der Hitler wüßte, dass die Fahnen des Papstes auf seinem Stadion wehen.“ sagt einer in der Reihe hinter mir und deutet damit an, dass das Stadion – auch deutlich erkennbar – ein Nazi-Bau ist und dass in Berlin viele Christen der Hitler – Ideologie zum Opfer gefallen sind. Auch das ist immer wieder Thema an diesem Tag.
„Die Kirche ist bunt!“ geht mir durch den Kopf. Was für Kontraste, auch farblich: Kleine Kinder nutzen die Wartezeite und rennen auf der Tartanbahn um die Wette, Bischöfe und Kardinäle schlendern zwischen ihnen über die Fläche, bunte, beinahe knallige Farben dominieren. Und alles voller junger Leute und Familien. Vom meinem Platz ganz oben sehe ich kaum „graue“ Schöpfe. Norbert Lammert, Bundestagspräsident und engagierter Katholik legt in seiner Begrüßung behutsam aber überraschend deutlich den Finger in einige wunde Stellen seiner Kirche.
Dann beginnt die so viel diskutierte Rede. Der Papst als Professor, er präsentiert den Abgeordneten sehr grundsätzliche Gedanken zum guten Regieren. Schwere Kost sicherlich, aber wertvolle Anregungen für die Arbeit der Abgeordneten. Überrascht hat mich die positive Erwähnung der „ökologischen Bewegung“. Ohne „politisch werden zu wollen“ weist der Papst darauf hin, dass der Mensch auf die Sprache der Natur hören müsse und die Schöpfung in Ihrer Ganzheit zu schützen habe. „Es gibt auch eine Ökologie des Menschen. Auch der Mensch hat eine Natur, die er achten muss und die er nicht beliebig manipulieren kann. ... Der Mensch macht sich nicht selbst.“, so sein packendes Bekenntnis. Allgemeines Schmunzeln gibt es im Plenum - wie auch im Olympiastadion - als der Papst selbstironisch einen 84jährigen Rechtsphilosophen zitiert und – offensichtlich abweichend vom Redetext - bemerkt, dass er sich freue, dass man auch mit 84 Jahren noch auf vernünftige Gedanken kommen könne. Der Papst wirkt in seiner Rede munter und in seinem Element.
Es wird ihm nicht jeder im Bundestag zustimmen, aber er hat den Abgeordneten nachdenkliche Impulse mit auf den Weg gegeben, was diese offensichtlich quer durch die Fraktionen dann doch zu schätzen wussten. Ich wäre jetzt neugierig auf die Meinung von Sabine Weiss, die sehr gespannt, neugierig und voller Vorfreude auf die Rede und Begegnung mit dem Hl. Vater war.
Im Stadion steigt die Spannung und so langsam wird es voller. Auf einmal ziehen hunderte von Mädchen und Jungen als Messdiener ein. Es sind so viele, dass sie fast das ganze Stadion in Doppelreihe umrunden. Ein anrührendes und beeindruckes Bild. Komisch nur, dass die Bischöfe auf einem ganz anderen Weg einziehen und dabei den Weg der Messdiener kreuzen. Ihr violett leuchtendes Käppi konstrastiert intensiv mit dem kräftigen Grün der eigens angefertigten Messgewänder. Nach und nach treffen auch die Ehrengäste ein, Bundestagspräsident und Kanzlerin, die Ministerpräsidenten und Bundesminister; Malteser und Deutschordensritter, Rollstuhlfahrer, Mönche und Schwestern verschiedener Orden in unterschiedlichen Ordenskleidern.

Ganz Plötzlich schiebt sich zur Überraschung des Moderators das Papamobil ins Blickfeld. Wie auf ein Kommando erheben sich 70.000 Menschen von ihren Plätzen. Beifall brandet auf, als der Papst ein Kleinkind ins Papamobil gereicht bekommt. Nun kann er an keinem Baby mehr vorbei und hält immer wieder an, zur Freude der Eltern. Nach einer Runde über die Rennbahn geht der Papst in die Sakristei und in diesem Moment geht ein Regenschauer nieder. Der trifft allerdings nur die Ehrengäste. Wer nahe dran sein will muss auch was aushalten. Ein lustiges Bild, wie sich Bischöfe und Politiker in einfache Plastikumhänge hüllen. „Regen-Verhüterli“ murmelt jemand hinter mir. Als liturgisch Verantwortlicher hätte ich den Berliner Bischof ans Mikrofon geholt zur Tauferneuerung und den Regen von ihm segnen lassen. „Weihwasser vom Himmel!“ Während die Gäste sich unten im Stadionoval den Regen und die Plastikfolie wieder abstreifen, strahlt plötzlich wieder die Sonne in Stadion und die Messfeier beginnt.

Dienstag, 20. September 2011

das "theologische" Sandmännchen

Einen lesenswerten Bericht zum Papst brachte dieser Tage "Spiegel online". Die Redakteurin Barbara Hans aus Essen hatte sich bei Uta Ranke-Heinemann (Tochter des Bundespräsidenten Heinemann; Konvertitin; schwer von der Kirche enttäuschte Theologin (die als Studentin mit Joseph Ratzinger zusammengearbeitet hatte); heute 83 Jahre alt) vor den Fernseher gesetzt und das "Wort zum Sonntag" von Papst Benedikt XVI. gehört. Aus diesem Artikel ein nettes Zitat:
"Der Mann im Fernsehen, Papst Benedikt XVI., der als Joseph Ratzinger gemeinsam mit ihr in München studierte, macht einen müden Eindruck. ...
"Ich freue mich auf den Besuch in Deutschland", sagt der Papst.
"Aha", sagt Uta Ranke-Heinemann und lupft die Augenbrauen.
"Das ist kein religiöser Tourismus", sagt der Papst.
"Ach wie schön!", sagt Uta Ranke-Heinemann.
Als er fertig ist nach wenigen Minuten ... sagt sie: "Er ist mein theologisches Sandmännchen. Er hat nichts gesagt, das mich am Einschlafen hindert."

Nun, man kann ja zu Ranke-Heinemann denken, was man möchte. Aber diese Formulierung ist doch ganz schön. Auch mit Blick auf die wüsten Kontroversen über eine Papstrede im Bundestag.

Aber das mit dem "theologischen Sandmännchen" ist auch anders schön. Ich würde es unseren Zeitgenossen durchaus empfehlen, immer mal wieder abends einen theologischen Text zu lesen, zu hören, zu meditieren. Natürlich wird der ein oder andre Text uns auch unruhig machen, um den Schlaf bringen. In der Regel sind das aber nicht die "Aufreger-Themen" in den Medien, sondern die Fragen, die mich auch im Innersten bewegen und die ich nicht zulasse. Eine biblische Lesung kann da durchaus "Tiefenströmungen" in mir zu Tage legen. Und wer weiß ... ob ein Gedanke, der mich am Einschlafen hindert ... nicht dazu beiträgt, dass ich letztlich besser und tiefer schlafe, wenn er einfach mal zu gegebener Zeit durch- und weiter gedacht wird. Themen gibt es genug, auch in Ihrem Leben.
Einen guten und tiefen Schlaf wünsche ich allen Leserinnen und Lesern.